Aktuelle Texte ab sofort auf www.sportandpolitics.de

Gartenparties bei Scheich Ahmed und Präsident Jacques

Zurück aus Lausanne.

Es war spannend. Es bleibt spannend.

Es wird spannender denn je bis zum 10. September 2013, bis zur Wahl des neunten IOC-Präsidenten.

Auch im Projekt des IOC-Buches, dessen Vorverkauf sich ganz gut anlässt.

Es ist der siebte Werktag, seit Krautreporter das Projekt am 10. Juni 2013 freigeschaltet hat, und derzeit (Stand 13.58 Uhr) sind 6.295 Euro finanziert.

Das ist fein. Da geht aber hoffentlich noch ein bisschen.

Sie werden es gewiss nicht bereuen, denn das Buch ist auf einem guten Weg, ich denke, Sie bekommen etwas besonderes.

Nun also zum Kurztrip nach Lausanne am vergangenen Wochenende. Einige Schnappschüsse müssen sein. Diese Bildergeschichte ist vielleicht nicht so spannend wie die letzte aus St. Petersburg über den Scheich und Putin, aber ich geh’s dennoch mal an.

Mein Problem diesmal: trottelhaft habe ich meine Videokamera daheim im Arbeitszimmer liegen lassen und musste mich vor Ort mit einer kleinen Schnappschusskamera retten.

Trotzdem: Willkommen im Olympia-Zirkus. Manege frei!

Crowdfunding, das IOC-Buch: „Macht, Moneten, Marionetten“

Hatte ich kürzlich eine Überraschung versprochen? Ich finde, dieses Buch muss sein. Genau jetzt. Denn präzise betrachtet wird im IOC gerade die wichtigste Personalie der deutschen Sportgeschichte verhandelt – und mehr.

Voilà:

Sie können das Buch ab sofort kaufen, damit vorfinanzieren und sich mit mir auf die Reise durch die Parallelgesellschaft machen.

  • Hier geht’s zur Crowdfunding-Plattform KRAUTREPORTER, wo sie alle Details erfahren und das Projekt finanzieren können.

Ich habe auf Krautreporter eine Finanzierungssumme von 10.000 Euro aufgerufen.

Wer regiert den Weltsport? Teil 1: Wladimir Putin, Marius Vizer und Scheich Ahmad Al-Sabah

ST. PETERSBURG. Ich bin mit Verspätung doch noch in St. Petersburg beim Sportaccord-Kongress und der gleichnamigen Messe gelandet. Ein Journalisten-Visum für Russland zu bekommen, ist immer ein Abenteuer, die Abläufe eine Frechheit, das habe ich jetzt etliche Male erleben müssen.

Egal. Ich bin hier, der Kongress tanzt schon nicht mehr. Ich habe gerade einen Text für Spiegel Online („Sport-Superboss Vizer: Putins Judo-Kumpel attackiert Olympia“) geschrieben, habe noch Termine und will den Tag (die Tage) mal kurz in einer Bildergeschichte erzählen (oder besser: anreißen).

Wir treffen: gute alte Bekannte, die sich daran machen, die Macht im Weltsport zu übernehmen. Da laufen derzeit tektonische Verschiebungen.

Wladimir Putin und sein Juniorpartner: IOC-Präsident Jacques Rogge

Juniorpartner des russischen Judokas und größten lebenden Sohnes von Sankt Petersburg, Wladimir Putin: IOC-Präsident Jacques Rogge, der sich von Putin nicht nur 2007 in Guatemala am Nasenring durch die Manege ziehen ließ, als Putin einflog und die Winterspiele 2014 in seine Residenzstadt Sotschi holte. Danach akquirierte er die Formel 1, wobei der langjährige IOC-Marketingchef und heutige Ecclestone-Berater Michael Payne behilflich war, die Fußball-WM 2018, die Universiade 2013 und etliche andere Weltmeisterschaften …

Richard Carrión: die Kampferklärung des Bankers

LAUSANNE. Ausnahmsweise strahlte nicht die Sonne über der olympischen Hauptstadt. Und da sind es nun vier Kandidaten, die Boss des Ringe-Konzerns werden wollen …

IOC headquarter, Lausanne

IOC headquarter, Lausanne

Richard Carrion war nicht in Lausanne, wo sich gestern das IOC-Exekutivkomitee mit einigen anderen führenden Olympiern und Verbandsfürsten getroffen hat, um u.a. über die Zukunft der WADA zu beraten. Thomas Bach (FDP) war da, die Nummer eins im Kandidaten-Karussell, auch Ser Miang Ng aus Singapur, der vergangene Woche in der Sorbonne, 1894 Gründungsort des IOC, seine Offerte bekannt gegeben hatte, Ching-Kuo Wu (Taiwan), der früh am Nachmittag zum Flieger eilte und am Donnerstag in Taipeh seine Kandidatur erklärt. Richard Carrion aus Puerto Rico ließ gerade eine Pressemeldung verteilen.

Es spricht: der Banker. Jedes Wort ein Signal. Ich! bin! der! Mann! der! Milliarden! und! der! Stabilität!

Richard Carrión Announces Candidacy for IOC President

“We must embrace the changing dynamics of present times and keep innovating and evolving, or risk becoming less relevant to this and future generations.”

Die obskure Welt des Gewichtheber-Bosses Tamás Aján (III): Im langen Schatten der fünf Ringe

16.31 Uhr: JW stellt mal die traurige, aber leider erwartbare News des Tages nachträglich voran:

Und weiter geht es mit Teil 3 der Recherche von Grit Hartmann:

* * *

Es kommt tatsächlich vor, dass der scheidende IOC-Präsident Jacques Rogge auch nach zwölfjähriger Amtszeit noch als „Visionär“ oder „Erneuerer“ gepriesen wird. Hierzulande geschieht das derzeit sogar häufig. Sportpolitische Berichterstatter, denen der Oberolympier einmal im Jahr ein Interview gewährt, integrieren solche Bewertungen in eine Erzähltaktik, die besagen soll: Hier Rogge, der Reformer des Ringezirkels nach Samaranch, dort Thomas Bach, der Kronprinz und Samaranch-Zögling.

IWF-Serie

Die obskure Welt des Tamás Aján, ein ganz normaler olympischer Weltverband:

Eigentlich dürfte, dass man mit dem deutschen IOC-Vize nicht auf Reformen spekulieren sollte, auch ohne solche Manöver klar sein, die der schrägen Vorstellung frönen, auf dem IOC-Thron wirke derzeit ein Erneuerer. Dafür müsste man schon Rogges Baby, die Olympischen Jugendspiele (2014 veranstaltet das IOC die Sause in Allianz mit den chinesischen Machthabern in Nanjing, das Versagen beim Pekinger Härtetest 2008 lässt grüßen), für einen genialen Coup halten und die Aufnahme von ein paar neuen Sportarten ins bzw. den vorläufigen Rausschmiss der Ringer aus dem olympischen Programm für originär bei der notwendigen Modernisierung der Spiele.

Längst hat Rogge, der einstige Olympia-Segler, sein Schiff in den Wind gedreht, der schon unter Samaranch wehte. Das erschließt sich spätestens, sobald ungelöste Dauerfragen aus der olympischen Unterhaltungsindustrie, etwa zu bezahlbaren Spielen oder zur WADA-Finanzierung, an Rogges Start gemessen werden. Das Programm nach seiner Wahl im Sommer 2001: „Für die Glaubwürdigkeit des Sports. Gegen Doping. Gegen Korruption. Gegen Gewalt.“ Damals meinte Rogge auch, der Sport habe nur dann eine Zukunft, wenn er „seine ethischen Werte wiederentdeckt“.

Wie hält es also die olympische Familie, wenn einer der Ihren in den Ethik-Fokus rückt?

Die detaillierte Beschwerde der Gewichtheber-Offiziellen zu den unter ihrem Präsidenten, dem IOC-Ehrenmitglied Tamás Aján mysteriös verschwundenen olympischen Millionen böte im Wirtschaftsleben reichlich Indizien, um den Staatsanwalt auf den Plan zu rufen.

Im IOC, das sich seinen Rechtsrahmen selber geben darf, dreht sich die Waschanlage drei Monate. Dann antwortet nicht Rogge. Seine Rechtsabteilung teilt mit, warum der Präsident gegen Ermittlungen der Ethik-Kommission entschieden hat:

IOC letter IWF

Für das formale Daumen-runter-Zeichen und die Feststellung, der Fall sei auf „Anwendung der IWF-Statuten“ bezogen, brauchte es wohl kaum die behauptete „seriöse Analyse“ diverser Unterlagen. Die tiefgekühlten sieben Zeilen sind eher ein Paradebeispiel dafür, was man im IOC unter Transparenz versteht: Sie lassen die Beschwerdeführer rätseln, welche Entlastungsbeweise die IWF vorgelegt haben könnte und warum Aján die dem eigenen Verband vorenthielt.

Und hatten die Kläger nicht angeboten, dem IOC-Präsidenten zur Verfügung zu stehen bei weiterem Klärungsbedarf?

Die IOC-Spitze ist gar nicht interessiert an dem, was die Heber vorzutragen haben. Dem erlauchten Kreis geht es nicht um Aufklärung, das ist das eine Problem. Zum anderen Problem sagt einer der Kläger:

Diese Absage war für uns ein echter Schock.

Zuerst deshalb, weil man sich auf einen Passus in der IOC-Anstandsfibel, im Ethik-Code berufen hat. „Die Olympischen Mittel der Olympischen Parteien“, heißt es scheinbar eindeutig in Abschnitt C, „sollen nur für Olympische Zwecke genutzt werden.“ Die Verwendung der Gelder sei außerdem „klar in der Buchführung“ auszuweisen. Auch tun sich gewisse Abgründe auf zwischen dem abschlägigen IOC-Bescheid und jener „Lebensart“ namens Olympismus, die ja, so lautet das erste der „fundamentalen Prinzipien“ der Olympischen Charta, „auf dem erzieherischen Wert des guten Beispiels“ aufbaut.

Antonio Urso, der Präsident des Europäischen Gewichtheber-Verbandes, und Marino Casadei, einer der IWF-Prüfer, wollen sich so einfach nicht abwimmeln lassen. Sie finden, Rogges Absage stehe im Widerspruch zu „den ethischen Werten des Olympismus“. So steht es in der Klage, die sie als Privatleute dem Internationalen Sportgerichtshof CAS vorlegen. Beklagter: das IOC und sein Präsident.

Die obskure Welt des Gewichtheber-Bosses Tamás Aján (II): Das Rätsel um die verschwundenen Millionen

Tamás Ajan, IOC-Session Singapur, 2005

Es folgt die ergänzte, etwas anders gefasste und mit Dokumenten versehene Version eines Artikels, der in Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau unter dem Titel „In der Waschanlage“ erschienen ist. Play the Game hat die Überschrift „IWF president under suspicion of financial mismanagement“ gewählt.

„Finanzielle Misswirtschaft“ – das ist die juristisch korrekte Bezeichnung für den Vorgang, den einige Gewichtheber-Funktionäre bisher vergeblich versucht haben, vollständig aufzuklären. Er illustriert, welcher Geist noch immer weht in den olympischen Weltverbänden und warum es – angesichts oft jahrzehntelang gewachsener Abhängigkeiten – so schwer ist, dem etwas entgegen zu setzen.

* * *

Die Geschichte beginnt vor vier Jahren, beim letzten IWF-Wahlkongress in Madrid Ende März 2009.

Oberflächlich betrachtet, ist alles wie immer: Aján, der es liebt, sich mit den Mächtigen zu zeigen, gibt den galanten Gastgeber. Er begrüßt als Ehrengäste die spanische Infantin, den Sportminister, den Vize-Bürgermeister von Madrid. Er herzt den IOC-Kollegen Samaranch Junior und einen, gegen den gerade eine Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet hat, den Handball-Pharao Hasan Moustafa.

Es hagelt Grußadressen und Auszeichnungen.

MUST READ!

Die obskure Welt des Tamás Aján, ein ganz normaler olympischer Weltverband:

Alles könnte so sein wie immer, wären da nicht die vielen lästigen Fragen zum Geld.

Wie immer hat Aján auf dünnen drei Seiten Einnahmen und Ausgaben der IWF aufgelistet. Wie immer haben die hauseigenen Prüfer keine Auffälligkeiten entdeckt, im Gegenteil: Sie haben sogar „gratuliert“ zum kleinen Überschuss, den die IWF erwirtschaftet hat.

Auch dass Aján ein wenig jammert bei der Vorstellung des Finanzberichts – mit dem er angeblich seiner Pflicht nachkommt, die Nationalverbände über die „tatsächliche Finanzlage“ zu informieren – ist nicht ungewöhnlich.

„Es war nie leicht“, behauptet er diesmal, „einen angemessenen finanziellen Hintergrund für unsere Aktivitäten zu sichern.“

Die Dokumente dazu:

In den Jahren zuvor klangen die Klagen des IWF-Bosses ähnlich: „Geld ist schwierig aufzutreiben“ (2000), „extrem schwierige internationale Umgebung“ (2002), „IWF ist nicht ausgenommen von globalen Krisen“ (2006) …

Inzwischen aber hören ein paar Funktionäre solche Sätze nicht mehr gern: Zwar wissen die wenigsten, dass Aján sich mit 300.000 Dollar im Jahr fürs Ehrenamt entschädigen lässt – aber kaum einem entgeht, dass die Kosten fürs Budapester Präsidenten-Büro, wo auch der Schwiegersohn als Wettkampfdirektor wirkt, ständig steigen.

  • Und nun fragt ein Delegierter, an wen denn die Hanteln gegangen sind, die als Ausgaben unter „IWF-Entwicklungsprogramm“ verbucht sind.
  • Ein afrikanischer Delegierter möchte Details zu den Zuschüssen für die fünf Kontinentalverbände, Posten Nr. 15 unter „Ausgaben“, mehr als 300.000 Dollar.
  • Und der Italiener Antonio Urso will wissen, warum die aktuelle Bilanz ohne Vermögen eröffnet, wo doch die vorherige mit 1,6 Millionen Dollar im Plus schloss.

Es gibt weitere Fragen.

So viele, dass dem IWF-Boss ein verräterischer Satz entschlüpft:

Den Überblick „über das gesamte Vermögen“ erhalte nur die Exekutive und das IWF-Prüfkomitee.

Das gesamte Vermögen?

Viele Funktionäre hören davon zum ersten Mal.

Die obskure Welt des Gewichtheber-Bosses Tamás Aján (I): Geschäfte mit der Dopingkultur

IWF-Supremo Tamás Aján (c) IWF

Tamás Aján (c) IWF

Dies ist der Auftakt zu einem Mehrteiler, der das Innenleben in einem der olympischen Weltverbände nachzeichnet, die weniger im Fokus stehen als FIFA oder UCI: in der International Weightlifting Federation (IWF) unter Tamás Aján, 74. Der Ungar wirkt seit Anfang der 70er Jahre in der IWF-Spitze, zunächst als Vizepräsident, seit 1976 als Generalsekretär, seit 2000 ist er Präsident. Im selben Jahr rückte er ins IOC ein, noch auf Vorschlag des greisen Juan Antonio Samaranch.

Nicht nur biografisch ist Aján ein Sportkarrierist; er gehört auch mental zu dem Typus, den man gern in irgendeinem entfernten Reich der autokratischen Fossile verorten würde – wüsste man nicht, dass die so genannte olympische Familie noch immer dieses Reich ist. Kritikern hält Aján beispielsweise entgegen, es brauche schon „ein Buch“, um all die „revolutionären Verbesserungen“, die er fürs Gewichtheben erreicht habe, auch nur „aufzulisten“.

Das Zitat stammt aus einem internen Rundbrief – Teil eines Stapels von Dokumenten, die ich seit Dezember zur IWF recherchiert habe, ursprünglich, weil ich über ein Dopingthema schreiben wollte. Das führte dann weiter, dazu in den nächsten Tagen mehr.

IWF-Serie

Die obskure Welt des Tamás Aján, ein ganz normaler olympischer Weltverband:

Korruption in der IWF? Wo sind die IOC-Millionen?

Aktueller Anlass dieses Mehrteilers: Am Pfingstmontag (20. Mai 2013), beim Wahlkongress der IWF im Radisson Royal in Moskau, dem legendären ehemaligen Ukraina, erlebt die Heberszene ein historisches Ereignis. Erstmals in beinahe vier Jahrzehnten bekommt Aján, der natürlich wieder Präsident werden will, Gegenkandidaten.

Dass der Dauerherrscher die IWF wie ein Familienunternehmen betreibt, inklusive obskurer Geldgeschäfte, hat eine bemerkenswerte Opposition hervorgebracht, mit Ideen, die für die Internationalen Sportföderationen neu sind. Die gute Rolle, die dabei der Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) spielt, wird in diesem ersten Teil thematisiert – und auch, wie die deutschen IOC-Granden Thomas Bach und Walther Tröger auf Querdenker in den eigenen Reihen reagieren.

Aján übrigens hat auf eine Anfrage, auch zum Umgang seines Weltverbandes mit der Dopingfrage, nicht geantwortet.

* * *

Ordensverleihungen dürfen bei Kongressen in der Welt des Sports, wo es oft zugeht wie auf kommunistischen Parteitagen, nicht fehlen. Auch Tamás Aján sieht das ganz sicher so: In der vergangenen Woche jedenfalls hat er auf den Zeremonienpart beim Wahlkonvent in Moskau eingestimmt: Per Mail schlug er sieben Funktionäre („distinguished persons“) als künftige Träger des IWF-Ordens in Gold und Silber vor. Die Reaktionen kennzeichnen die aktuelle Stimmungslage unter den Gewichtheber-Funktionären recht gut: Ein Mitglied des Executive Boards protestierte gegen Ajáns Alleingang und fragte nach, warum über diese Personalien nicht in der letzten Sitzung des Gremiums debattiert worden sei. Einer der Ordensträger in spe lehnte ab, er habe schon genug Auszeichnungen. Ein dritter Offizieller quittierte einen der Aján-Vorschläge mit Spott – seine grafische Fingerübung mailte er an die IWF-Mitglieder, die Nationalverbände:

Hassan Akkus

Die rekordverdächtigen zwei Dutzend Dopingfälle unter dem Verbandspräsidenten Hasan Akkus zeigen systematisches Doping beim türkischen Hebernachwuchs an: Der Großteil wurde im letzten Dezember, bei und nach den U23-Europameisterschaften detektiert, Stanozolol-Fälle allesamt. Zu den Hintergründen ist bis heute nichts bekannt. Der altgediente Funktionär Akkus ließ auch gar keine Aufklärungsabsichten erkennen, er trat lieber eilig mitsamt seinem Präsidium zurück. Kuriose Begründung: „Wo Doping ist, da sind wir nicht.“ Akkus, muss man hinzufügen, steht auch der Medizinischen Kommission der IWF vor. 2011 spielte er in Istanbul den Gastgeber für die so genannte „IWF-Welt-Antidoping-Konferenz“ – eine Veranstaltung, für die Aján 250.000 Dollar verausgabte, nach Auffassung seiner Gegner (die vergeblich protestierten) aber bloß eine Beruhigungspille fürs Publikum, weil der Präsident öffentlich unter Druck geraten war in der Dopingfrage.

Thomas Bach und die vielfältigen Lebenssachverhalte: der neunte IOC-Präsident kommt aus Deutschland …

… wenn nichts erdrutschartiges dazwischen kommt bis zum 10. September 2013, wenn die IOC-Vollversammlung in Buenos Aires den Nachfolger von Jacques Rogge wählt.

Doch wann bebt schon mal die Erde im IOC.

Seit dem Olympischen Kongress 1981 in Baden-Baden, spätestens aber seit seiner IOC-Aufnahme in Birmingham 1991, weiß der denkende Teil der Welt, dass der Industrielobbyist Thomas Bach, UDIOCM, Schüler von Horst Dassler, FDP-Mitglied, Günstling von Juan Antonio Samaranch, Herrscher der Grauzone und Mann der vielfältigsten Lebenssachverhalte, IOC-Präsident werden will. Das wichtigste Amt des Weltsports soll es sein.

Seit Jahren zitiere ich einige IOC-Mitglieder wie René Fasel oder Gian-Franco Kasper, die früh aussprachen, was alle in der Szene wussten/wissen: Bach ist erster Kandidat auf den Thron und wird antreten.

Der Wettlauf um die so genannte News, wann er sich denn nun dazu bekennt, war nur Pseudo-Journalismus. Unerheblich, wichtiger sind die Hintergründe. Und über die wird in den kommenden Monaten ausführlich zu reden sein.

Die Frage des Tages lautet: Warum die Hektik? Warum so plötzlich und überhastet?

Zwei Antworten lauten zunächst:

1) Weil Bach unbedingt als erster in den Ring steigen und eventuell einem anderen Kandidaten zuvorkommen wollte. [So eine Art kleiner olympischer Schwanzvergleich.]

2) Weil Bach die IOC-Mitglieder informiert hat und fürchten musste, dass eins der Brieflein schnell öffentlich wird.

In dieser Minute beginnt in Frankfurt am Main, in der Zentrale des Deutschen Olympischen Einheitssportbundes DOSB eine Pressekonferenz mit Bach, um 13.45 Uhr findet eine internationale Telefonkonferenz statt.

Halt! Schrieb ich Pressekonferenz?

So ein Unsinn.

In der heute morgen, 8.32 Uhr (sic!), eilig verschickten DOSB-Mitteilung heißt es:

Einladung zum Statement des DOSB

DOSB-Präsident Thomas Bach und Generaldirektor Michael Vesper werden am heutigen Donnerstag um 12.30 Uhr im DOSB, Otto-Fleck-Schneise 12, in 60528 Frankfurt/Main ein Statement betreffend des Prozederes der Wahl eines neuen IOC-Präsidenten abgeben. Dazu laden wir Sie in die Räume 10 bis 12 (Erdgeschoss) ein.

Wie putzig:

… ein Statement betreffend des Prozederes der Wahl eines neuen IOC-Präsidenten abgeben …

Ich werde den Tag über an dem Thema arbeiten und live bloggen.

FIFA’s Jack the Ripper and the Holy Bible: „with your love, your support and your understanding, I shall be your MP again“

My dear constituents, for the past two decades, I have been the target of various kinds of attacks. I have been targeted. My family has been targeted. My friends have been targeted. My detractors have said every dirty thing under the sun about Jack Warner. But in all of that you have kept the faith in me. And for that I thank you. I thank you for trusting me and for the confidence you have shown by your very presence here tonight. Mark my words when I tell you that Jack Warner has never betrayed you and I will never betray your trust.

The Holy Bible says there is a time for everything under the sun; a timeto sow and a time to reap; a time to be silent and a time to speak. The world of international sports politics is not a simple one. It is an arena of extremely high stakes. The remuneration packages and the perks of those jobs can be very attractive. And therefore at times the rivalry can become very intense among those lured by the trappings of officeand the craving for power.

It is against this background that I have found myself a keenly pursued target. And just as in any all-fours game, how smartly you play the few pieces of trump in your hand can determine whether you win or lose.

— The Honorable Jack Austin Warner, former T&T minister, former vice president of FIFA, former CONCACAF godfather

Nicolás Leoz tritt aus dem FIFA-Exekutivkomitee zurück: 1.075.625 (CHF) „gesundheitliche und persönliche Gründe“

Das Urteil des Münchner Richters Hans-Joachim Eckert zur ISL-Causa rückt näher. Und siehe: Schon verlässt wieder ein Ganove das FIFA-Exekutivkomitee. (Sepp, wann verschwindest Du endlich?)

Diesmal ist es der 84 Jahre alte Ewig-Präsident  der Confederación Sudamericana de Fútbol (CONMEBOL) Nicolás Leoz.

Schmiergeldempfänger Nicolás Leoz (Paraguay), Familienoberhaupt Joseph Blatter (Schweiz), Goldpokal, Schmiergeldempfänger Ricardo Teixeira (Brasilien), Schmiergeldempfänger-Verteidiger Angel María Villar Llona (Spanien)

von links: ISL-Schmiergeldempfänger Nicolás Leoz (Paraguay), Familienoberhaupt Joseph Blatter (Schweiz), Goldpokal, Schmiergeldempfänger Ricardo Teixeira (Brasilien), Schmiergeldempfänger-Verteidiger Angel María Villar Llona (Spanien)

Die putzige Propagandameldung der FIFA:

FIFA has taken note of the formal resignation of Nicolás Leoz as a member of the FIFA Executive Committee and as President of CONMEBOL (Confederación Sudamericana de Fútbol) for health and personal reasons. Nicolás Leoz informed FIFA of his decision to resign today by letter.

In accordance with the FIFA Statutes (art. 30 par. 9), CONMEBOL will now have to decide immediately on the replacement of Nicolás Leoz as one of its representatives on the FIFA Executive Committee for the remaining period of office.

Der wahre Grund bzw die 1.075.625 Gründe:

Leoz hat von der ISL-Gruppe insgesamt 1.075.625 Schweizer Franken Schmiergeld erhalten.

  • am 12.11.1997: 282.000 CHF
  • am 13.05.1998: 300.000 CHF
  • am 04.12.1998: 282.000 CHF
  • am 20.01.2000: 159.950 CHF
  • am 04.05.2000: 51.675 CHF

Habe ich korrekt addiert?

Das ist die Summe, die wir kennen.

Ich rechne in derlei Fällen ja gern mal hoch, wohl wissend, dass nur maximal fünf Prozent aller Korruptionsfälle je öffentlich werden. Weshalb ich sicher bin, dass die ISL-Gruppe ein Mehrfaches jener 142 Millionen Franken an Sportfunktionäre gezahlt hat, die für die Jahre 1989 bis 2001 gerichtsfest dokumentiert werden können.

Die anderen Schmiergeld-Empfänger aus dem FIFA-Exekutivkomitee (ehemals und aktuell):

Grünes Licht für Winterspiele 2022 in München: DOSB-Bosse beziehen Ruhpolding ein und entlasten Garmisch-Partenkirchen

Es gibt Entwicklungen, die nichts mit Uli Hoeneß und Mario Götze zu tun haben.

Die Spitzen des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB), Präsident Thomas Bach (FDP) und Generaldirektor Michael Vesper (Bündnis 90/Die Grünen), antichambrieren derzeit in Lima bei der IOC-Konferenz Sport for all. Für Bach hat der Wahlkampf um die IOC-Präsidentschaft längst begonnen – im September entscheidet die IOC-Vollversammlung in Buenos Aires. Vesper will dann kurze Zeit später Bachs Nachfolger als DOSB-Präsident werden – als bezahlter Präsident, versteht sich. Vergangene Woche hat das allmächtige Duo die Weichen für eine vernünftigere – und extrem aussichtsreiche – Olympiabewerbung Münchens für die Winterspiele 2022 gestellt.

Der DOSB rückt von seinem Zwei-Cluster-Prinzip ab, würde bei einer neuerlichen Bewerbung (über die angeblich im Herbst die Bürger abstimmen sollen) die Widerstands-Region Garmisch-Partenkirchen extrem entlasten und Wettbewerbe von GaPa nach München und vor allem nach Ruhpolding in die Biathlon-Hochburg verlegen.

Das ist vernünftig. Der Brief des DOSB wurde in der aktuellen Rathaus-Umschau der Landeshauptstadt München veröffentlicht:

Wobei Ralf in den Kommentaren natürlich längst darauf hingewiesen hat, dass der DOSB und die Olympiabewerbungsgesellschaft 2018 das vor zwei Jahren noch kolossal anders gesehen haben:

Im Folgenden setzen wir uns mit den 18 gebräuchlichsten Thesen gegen Olympische und Paralympische Winterspiele in München und Garmisch-Partenkirchen auseinander und geben Antworten darauf. Alle Belege, die wir vortragen, sind nachprüfbar.

„München plus 4 (Ruhpolding, Inzell, Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen) wäre das ökologisch bessere Modell gewesen, das man hätte unterstützen können.“

Das ist falsch. Im Gegenteil, dieses Modell würde

  • mehr Verkehr auf längeren Wegen auslösen,
  • mehr Flächenverbrauch durch zusätzliche Infrastruktureinrichtungen bedeuten und
  • mehr Eingriffe in Natur und Landschaft notwendig machen.

So müssten bei der Nutzung weiterer Austragungsorte zwangsläufig auch weitere Olympische Dörfer, Medienzentren und Funktionsbauten (Telekommunikation, Organisation etc.) errichtet werden. Darüber hinaus entstünde ein stark erhöhtes Verkehrsaufkommen von München bzw. Garmisch-Partenkirchen zu und innerhalb aller Austragungsorte durch Zuschauer, Verantwortliche und Medienvertreter, das mit dem bestehenden Verkehrsnetz nicht zu bewältigen wäre. Es wäre daher ein erheblicher Aufwand für den Ausbau von Straßen erforderlich, zumal entsprechende Bahnlinien nicht zur Verfügung stehen. Dieser Ausbau würde abgesehen von den enormen finanziellen Belastungen zu erheblichen Umwelteingriffen führen und wäre für das nach-olympische Verkehrsaufkommen nicht nachhaltig.

Zudem würde eine solche Ausweitung Münchens Chancen im internationalen Wettbewerb massiv beeinträchtigen, denn der Grundgedanke Olympischer Spiele ist es, Sportler/innen aus allen Kontinenten und aus den unterschiedlichsten Sportarten zusammenzubringen, um die internationale Verständigung zu fördern. Olympische Spiele sind eben nicht eine Addition von Weltmeisterschaften, sondern haben einen ausgesprochen integrativen Charakter. Sie ziehen ihre Faszination gerade aus der einzigartigen Verbindung ganz unterschiedlicher Nationalitäten und Sportarten an möglichst einem Ort. (…)

Bewerbungsfolklore.

Belege? Nachprüfbar?

Geschenkt.

Im Münchhausen-Test sind Bach & Co wieder einmal durchgefallen.

Hatte der DOSB-Boss doch 2010 im sid-Interview gesagt:

sid: Gerade hat Ruhpolding wieder seinen ausgezeichneten Ruf als Biathlon-Hochburg unter Beweis gestellt. Warum passen die Chiemgauer dennoch nicht in das Konzept für München 2018?

Bach: „Weil es dann keine Olympischen Spiele in Deutschland geben würde. Mit einer Flickenteppich-Bewerbung hätten wir keine Chance. In Ruhpolding müsste unter anderem ein zusätzliches olympisches Dorf errichtet werden, ein solches Subzentrum mit kostenintensiven Verkehrswegen ist nicht zu rechtfertigen.“

Nachtrag, 14.12 Uhr: Das Fragezeichen habe ich flink mal aus der Überschrift getilgt.

Denn das ist wohl der Auftakt der deutschen Olympiabewerbung 2022.

Twitter-Wahrheitsdroge für @SeppBlatter, doch Rücktritte nur von Jack the Ripper und Alexandra Wrage

It was decided that the president Sepp Blatter is to step down due to corruption charges …

… meldete die FIFA?

Kurze Aufregung am Montagabend. Gegen 18.30 Uhr MESZ (habe die genaue Zeit leider nicht notiert) wurde über einen FIFA-Account auf Twitter der Rücktritt des ewigen Präsidenten Joseph Blatter mitgeteilt. @SeppBlatter hat seinen Rücktritt gleich mal retweetet und weitere lustige Tweets abgesetzt, die den Eindruck erwecken konnten, er sei auf Wahrheitsdroge gesetzt worden.

So what if I took money from Qatari prince? I am the family’s bread earner …

Die Nachfolger-Frage wurde geklärt …

I have recommended his excellency prince Ali Bin Al Hussein of Jordan as my successor …

… und die WM 2030 nach Jordanien vergeben …

The royal family has done much for FIFA, I am sure Jordan will make an excellent host for 2030

So sah das aus:

Der CONCACAF-Bericht zu den Millionengaunern und FIFA-Ehrenmännern Chuck Blazer und Jack Warner

Das Integrity Committee der nordamerikanischen und karibischen Fußballkonföderation CONCACAF hat seinen Bericht zu einigen Verfehlungen der Ganoven Jack Warner (Präsident von 1990-2011) und Chuck Blazer (Generalsekretär von 1990-2011) vorgelegt.

Lesebefehl!

Wenn ich richtig informiert bin, dann gelten die Millionenbetrüger noch als FIFA-Ehrenmänner und erhalten eine fürstliche Pension aus Zürich.

“Dortmund macht das 3:2! Keine Ahnung, wer’s geschossen hat. Ist mir auch scheißegal …”

Bei Fußballreportagen im Radio wird zu oft gebrüllt. Das nervt.

Gestern Abend aber war das schon okay, das Gebrülle, fand ich und amüsierte mich prächtig über die Reportage von Andreas Mann auf 90elf, meinem Lieblings-Fußballradiosender.

Witzig, dass jetzt ausgerechnet einer aus der katarischen Herrscherfamilie der Al-Thani der UEFA Korruption unterstellt.

Und sogar Rassismus (hä?).

Seine Exzellenz Sheikh Abdullah Bin Nasir Bin Abdullah Al-Thani, Chairman der NAS Group (die Milliardäre betreiben ihre Webseite lustigerweise mit der Open-Source-Software Joomla).

Andrew Jennings: What I told the FBI about the FIFA crooks

THE REVELATION that the FBI is investigating FIFA should bring an end to three decades of institutional corruption, personified in recent times by President Sepp Blatter. I have been talking with Special Agents from the Organised Crime and Racketeering Section of the Department of Justice in Washington and with an FBI Organised Crime squad from New York since they contacted me seeking evidence nearly three years ago.

CONCACAF Kongress, Miami, Mai 2011

Sepp, Jack & Chuck at the CONCACAF Congress, Miami, May 2011

Law enforcement sources in New York and Washington confirmed today that they are investigating „a major case“ involving allegations of corruption at FIFA. The probe is into allegations of fraud and bribery. It began in the North, Central American and Caribbean regional football confederation but the money trail leads back to FIFA’s HQ in Zurich, Switzerland. Unofficial sources have confirmed that Daryan Warner, eldest son of disgraced former FIFA vice-president Jack Warner of Trinidad, has become a co-operating witness with the FBI probe. Warner jnr has been resident in Florida for the last two months and clearly is not free to leave America. It has yet to be divulged what evidence the FBI have on him but it is likely to be substantial and enough to make him break family confidences in return for serving less jail time.

Die FIFA unter @SeppBlatter: Personenkult, Korruptionsmaschinen, Ethiksimulation und Propaganda

Mein Lieblingsfoto von Sepp und Don Julio: von der Krönungsmesse 2007 in Zürich

Mein Lieblingsfoto von Sepp und Don Julio: von der Krönungsmesse 2007 in Zürich

Gerade tagt das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes FIFA in Zürich (die Tagesordnung). Bin heute nicht vor Ort, werde die anschließende Pressekonferenz aber online verfolgen und live ein bisschen bloggen. Also bitte immer wieder ans Ende des Beitrags scrollen. Auch die beiden folgenden Texte werden ergänzt und verlinkt.

Es ist noch ein bisschen Zeit. Um was es heute ging/geht, habe ich in den vergangenen Tagen u.a. für die Berliner Zeitung und Spiegel Online aufgeschrieben:

* * *

19. März. Die Propagandaabteilung der FIFA arbeitet hochtourig. Am Tag vor dem Treffen des Exekutivkomitees in Zürich veröffentlichte der Fußball-Weltverband Details aus einem „persönlichen Schreiben“ des Katholiken Joseph Blatter an Pontifex Franziskus. „Ohne den Glauben an Gott mit dem Glauben an den Fußball auf eine Stufe stellen zu wollen, möchte ich anmerken, dass beide gemeinsame Werte haben“, schrieb Blatter. Warum so bescheiden? Blatter betrachtet sich und sein Fußballgeschäft doch allen Ernstes als einzig globale Religion:

Fußball ist mehr als eine einzelne Religion“, hat er einmal gedichtet: „Also nur zu sagen, mehr als die katholische Kirche, das wäre für mich zu wenig.“

DOKUMENTE

Zur Orientierung:

Der Fußballpapst konferiert mit seinen Kardinälen aus dem Exekutivkomitee ab Mittwoch im Home of FIFA auf dem Zürichberg, um so genannte Reformmaßnahmen abzusegnen. Ein kastriertes Programm, das seit dem FIFA-Kongress 2011, als Blatter zum vierten Mal gekrönt wurde, exakt jenem Fahrplan folgt, den er und seine fürstlich entlohnten Paladine, PR-Leute und Lobbyisten, ausgeheckt haben. In deren Diktion heißt es, die „Reformen“ werden beim FIFA-Kongress im Mai auf Mauritius abgeschlossen. Von Blatter Angeheuerte wie der Compliance-Experte Mark Pieth aus Basel, die als Teil der Inszenierung lange Zeit still hielten, geben neuerdings Interviews und drohen mit Abbruch der fragwürdigen Geschäftsbeziehungen zur FIFA.

Pieth legte mit dem Unabhängigen Governance-Komitee (IGC) im Februar den zweiten Bericht und sieben als „unverzichtbar“ bezeichnete Forderungen vor. Dazu zählen die Amtszeitbeschränkung für den FIFA-Präsidenten und die Exekutive sowie ein unabhängiger Integritätscheck von Top-Funktionären. Beides wird so nicht kommen. Pieth müsste dann sein Versprechen wahr machen und als Kommissionschef zurücktreten. Letztlich dürfte er für Blatter, der ihn persönlich ausgesucht hat, den Clown gespielt und der Propagandanummer „Reform“ eine Art Autorität verliehen haben. In der „Süddeutschen Zeitung“ erklärte die Kanadierin Alexandra Wrage aus dem Pieth-Komitee nun, es gäbe nur „kosmetische Verbesserungen ohne echte Veränderungen “. Es würden „nur die Liegestühle auf der Titanic umgruppiert“.

Die sieben „unverzichtbaren“ Forderungen des IGC:

The IGC however, reminds the Members of the ExCo that the revision of the Statutes foreseen for Congress 2013 is fundamental: as highlighted in its First Report of March 2012, the IGC stresses the need to introduce transparency and accountability throughout FIFA.

Therefore it is indispensable:

  1. That the President and all Members of the ExCo as well as the standing Committees of FIFA undergo an integrity check performed by an independent body within FIFA centrally prior to their (re-) election.
  2. In order to underline their role and responsibility as Members of the FIFA’s Executive Body the Members of the ExCo should be confirmed by Congress upon their appointment or reappointment by the Confederations.
  3. In order to guarantee transparency and accountability two independent Members should attend the meetings of the ExCo.
  4. Both, the President and the Members of ExCo should be subjected to limited terms of office.
  5. The IGC supports the redesign of the bidding and decision process for hosting decisions, as well as for the governance of development projects, marketing and procurement activities. The corresponding policies need to be reviewed by the IGC.
  6. The IGC welcomes any steps to make the IFAB more democratic and transparent.
  7. The IGC would like to stress the importance of transparency in the area of compensation and benefits. The establishment of an expert subcommittee to the Audit and Compliance Committee is an important step. However, the decisions of the sub-committee need to be made public, to the same degree as in not-for-profit organizations and other international organizations.

Das war von Blatter nie anders geplant. Der Große Vorsitzende hat gerade in mehreren Interviews deutlich gemacht, was er von derlei Interviews hält: Nichts. Pieth habe sich nur intern zu äußern, dürfe Vorschläge machen, über die das Exekutivkomitee entscheide. „Ich habe mit ihm gesprochen“, sagte Blatter, „er hat akzeptiert, dass er sich nicht mehr öffentlich äußert, wenn ich es ihm nicht erlaubt habe.“

The Times: Exklusive Qatar-Dream-Football-League-Geschichte war exklusiv erfunden

(c) Les cahiers du football

(c) Les cahiers du football

The Times hat am Sonntagabend eingeräumt, dass die dreiseitige vermeintliche „Exklusivgeschichte“ über die Dream Football League in Katar exklusiver Nonsens gewesen ist.

When we are wrong, we will hold our hands up. It’s the right thing to do. (…)

The Dream Football League (DFL) would turn into a journalistic nightmare.

Tony Evans, Fußballchef The Times

Wie es dazu kommen konnte?

So ziemlich alle Fragen bleiben in der Kolumne von Tony Evans unbeantwortet.

[Der Text war zunächst hinter der Paywall, sollte aber am Montag frei zur Verfügung stehen.]

Evans fabuliert stattdessen munter weiter über Katars Pläne, die vermeintliche Klasse seines Geschichtenerzählers Oliver Kay, benutzt die Vokabel „Entschuldigung“ nur einmal auf Twitter, nicht aber in der Zeitung …

… und bezeichnet diejenigen, die in modernen Medien Aufklärung herbei geschrieben haben, später als Trolle:

Ein eher typischer Vorgang im real existierenden (Fußball)journalismus also.

Die Arroganz bleibt ungebrochen.

Vier Tage hat es gedauert. Es brauchte einen kleinen Shitstorm auf Twitter und wenige hartnäckige Blogger, um die vermeintliche Exklusivgeschichte der Londoner Times als das zu entlarven, was sie ist: Bullshit. Eklatantes Versagen von Journalismus.

Die Kurzfassung geht so (mit einigen wenigen Tweets und Links, viele weitere Links finden sich in meiner ersten Zusammenfassung):

„Sheikhs shake world game“: Katar traut man auch eine Dream Football League zu – nur stimmt die Geschichte überhaupt?

Hat die Londoner Times einen Gag des französischen Magazins „Les cahiers du football“ zu einer „Exklusivstory“ aufgebauscht?

Das ist hier die Frage, die gewiss im Laufe des Tages beantwortet wird.

Denn die dreiseitige Geschichte von Times-Fußballschreiber Oliver Kay macht weltweit Schlagzeilen. (Ich kenne bisher nur diesen Anreißer, habe kein Times Abo. #paywall)

Demnach plant die Familie des katarischen Emirs Hamad ab 2015 im Sommer (!) alle zwei Jahre ein Großturnier der 24 besten Klubs der Welt. Preisgeld: 2 Milliarden Euro. In sechs Golfstaaten.

So stand es vor drei Tagen in „Les cahiers du football“:

(c) Les cahiers du football

(c) Les cahiers du football – doch lustigerweise erschien die kleine Grafik auch in der Times (exklusiv?)

So steht es heute in der Times (längst auch anderswo) und wurde gestern Nacht via Twitter angekündigt:

Da man den Kataris, dem Emir und den Seinen, die sich schon die WM 2022 und etliche andere Spielzeuge aus der Welt des großen Fußballs gekauft haben, alles zutraut, machte diese Times-Story geschwind die Runde.

Medien meldeten. Wissenschaftler kommentierten (manche verdienen schon jetzt gut an und in Katar). Die Branche hyperventilierte.

Desert storm. Dream football League. Konkurrenz zur Champions League. Sheikhs shake world game …

Undsoweiterundsofort.

Vor drei Stunden meldeten sich die Franzosen:

Seither gab es einige Wortwechsel zwischen ihnen und Oliver Kay …

… und die ersten – vorsichtig formuliert – Nachfragen, etwa auf Eurosport:

Qualitätsblättern wie dem Independent ist das relativ egal. Dort wird getitelt:

So kann man das natürlich auch sehen. Weil man, noch einmal, den Kataris halt alles zutraut.

Crowdsourcing, Übersetzungshilfe gesucht! Was will uns die FIFA-Ethikkommission sagen?

Es sind ja nun neue Zeiten angebrochen im Milliardenkonzern FIFA, den etliche Funktionäre als Selbstbedienungsladen betrachten. Reformen! Ethik! Und! All! Solche! Wunderbaren! Sachen!

Ein weiteres beeindruckendes Zeugnis für die neue Transparenz im Reich des Joseph Blatter, der gestern übrigens seinen 77. Geburtstag feierte, liefert jene Pressemeldung, die vor wenigen Minuten von der Propagandaabteilung der FIFA verschickt wurde.

Um die zu entschlüsseln erbitte ich die Mithilfe der Weisheit der Massen und stelle die Email der FIFA in vier Sprachen zur Verfügung.

Jeder Buchstabe kann eine Bedeutung haben!

Nur: welche?

Deutsch:

Verlautbarung der Vorsitzenden der beiden Kammern der FIFA-Ethikkommission:

Auf Antrag von Michael J. Garcia (Vorsitzender der Untersuchungskammer der Ethikkommission) hat Hans-Joachim Eckert (Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission) heute FIFA-Exekutivkomiteemitglied Vernon Manilal Fernando provisorisch für eine maximale Dauer von 90 Tagen für jegliche Fussballtätigkeit auf nationaler und internationaler Ebene gesperrt. Der Entscheid basiert auf Art. 83 Abs. 1 in fine des FIFA-Ethikreglements und soll eine Beeinflussung der Wahrheitsfindung in Bezug auf ein Verfahren, das gegenwärtig von der rechtsprechenden Kammer durchgeführt wird, verhindern.

Das Verfahren betrifft eine formelle Ethikklage aufgrund eines Schlussberichts, den der Vorsitzende der Untersuchungskammer beim Vorsitzenden der rechtsprechenden Kammer eingereicht hat. Dieser Bericht ist das Ergebnis eines Untersuchungsverfahrens, das im Oktober 2012 eingeleitet wurde.

Der Fall befindet sich nun in der Zuständigkeit der rechtsprechenden Kammer für alle weiteren verfahrenstechnischen Massnahmen, die diese Kammer für angemessen hält.

FIFA-Ethikkommission

Jérôme Champagne: “Which FIFA for the twenty-first century?” (III)

Manch eine/r wird mir PR vorwerfen. Ist mir wurscht. Auch diesmal stelle ich den kompletten Text jenes Briefes zur Diskussion, den der langjährige FIFA-Manager und Blatter-Getreue Jérôme Champagne soeben an alle 209 nationalen Fußballverbände im FIFA-Reich geschickt hat. Es geht um die sachgerechte Verwendung von hunderten Millionen Euro so genannter Entwicklungshilfe, um orangene Karten und Zeitstrafen im Profifußball (ähnlich dem Eishockey), um technische Hilfsmittel, die weit über die Torlinientechnologie hinaus gehen, um die Struktur der FIFA, die Mitbestimmung der Nationalverbände, Klubs und Spieler … und letztlich auch um die FIFA-Präsidentschaft.

Dem südafrikanischen Magazin „Inside Sport Africa“ hat Champagne kürzlich ein Interview gegeben, in dem es u.a. heißt:

If an overwhelming majority of people requested you to stand for President of FIFA, will you?

Oh la la, what a question? More seriously, the elections are scheduled in 2015 only and this is not the topic of the day. however, I have not decided that I would run, nor have I decided that I will not run. I only decided to present and defend my ideas but I do not exclude anything.

Once upon a time, in FIFA uniform: Robben Island, December 2009

Once upon a time, in FIFA uniform: Robben Island, December 2009

Die vorherigen offenen Briefe von Champagne:

Any thoughts?

Und noch eine Volksbefragung: Olympische Spiele 2028 in Wien?

Wiens Bürgermeister Michael Häupl bei der Verabschiedung von Olympiateilnehmern im Juli 2012 im Rathaus – Foto: Alex Halada / Pressebilder Stadt Wien

„Wien will’s wissen!“ Von heute bis Samstag (9. März) findet in Wien eine Volksbefragung statt. Die Einwohner der Bundeshauptstadt dürfen ihre Meinung kund tun zum alltäglichen Kleinkram und einem Luxusprojekt: Zu Wasserversorgung, Parkraumregelungen, erneuerbaren Energieprojekten, Müllabfuhr – und zu den Olympischen Sommerspielen 2028.

Olympia in Wien?

Tatsächlich.

Und das ist nun schon die zweite Olympia-Abstimmung binnen einer Woche. Erst Graubünden (allerdings mit einem Konzept), nun Wien.

Ein Gastbeitrag von Wilhelm Lilge

Crosspost von Team2012.at

Die meisten dachten wohl zuerst an einen Scherz, der nach ein paar Gspritzten im Wiener Rathaus geboren wurde, als die Idee einer Bewerbung Wiens für die Olympischen Spiele durch die Medien geisterte. Aber aus Spaß wurde bald Ernst. Also mal der Reihe nach:

Für alle sportbegeisterten Wiener wäre es eine Riesensache, wenn Wien tatsächlich in naher Zukunft Austragungsort der wichtigsten Sportveranstaltung der Welt wäre. Für die meisten Spitzensportler mit ambitionierten Zielen gilt: einmal zu Olympischen Spielen kommen – und wenn diese dann noch im eigenen Land stattfinden – das wäre wohl das Größte! Warum dann eigentlich nicht und welche Chancen hätte Wien auf einen Zuschlag im Falle einer Bewerbung?

Da gibt’s gleich mehrere Teilaspekte, die man beleuchten kann:

Winterspiele 2022: die Entscheidung in Graubünden. Münchens Chancen. Demokratie/Transparenz vs Heimlichtuerei. Olympiafinanzen. Journalismus vs Propaganda

[Hier entsteht ein sehr langer Beitrag, der ständig ergänzt wird – bitte immer mal an das Ende durchkämpfen und die Aktualisierungen beachten!]

Das Volk hat das Wort! In der Schweiz gehören plebiszitäre Elemente, wie auch eine erstaunliche Transparenz in der Verwaltung, gewissermaßen zur DNA der Demokratie. Anders als in Deutschland, diesem Entwicklungsland in Sachen Transparenz und Bürgerbeteiligung. Im Kanton Graubünden entscheidet sich in diesen Momenten die Zukunft der Olympiabewerbung 2022 – und ich werde den Nachmittag aus der Ferne etwas begleiten.

GRAUBÜNDEN 2022

Zur Orientierung:

Ich war auch in den vergangenen Wochen oft vor Ort, habe über die Bewerbung berichtet, habe einige Interviews gegeben (über eines wird gleich noch zu reden sein) und durfte in Chur einen Vortrag zu Olympiabewerbungen, deren Finanzierung und zum IOC halten. Ich habe wieder einiges gelernt über die Schweiz, und bei einigem Kopfschütteln (etwa über die Propaganda von Politikern und deren Helfershelfern) bleibt doch ein Erstaunen, wie selbstbewusst sie dort mit ihrem Grundrecht auf Mitbestimmung umgehen. Chapeau! Das wünschte ich mir in Deutschland, oft genug habe ich beschrieben und argumentiert, dass vor einem Mega-Projekt wie einer Olympiabewerbung doch diejenigen befragt werden sollten, die die Zeche in jedem Fall zahlen müssen: die Bürger.

Ungleich transparenter als im Heimlichtuerland Deutschland war schon die Vorbereitung dieser Bewerbung „Graubünden 2022“ im Schweizer Sport, über das Verteidigungsministerium, im Kanton etc pp – bei allen Problemen, die ich kurz noch anreiße – bzw die im Blog schon angerissen worden sind.

Doch zunächst zur Lage, die David Sieber, Chefredakteur der Südostschweiz gerade so beschreibt:

Das ist die Frage, die die Bürger Graubündens zumeist längst schriftlich beantwortet haben – derzeit werden die letzten Stimmen ausgezählt:

Dopingsystem am Universitätsklinikum Freiburg: Stellungnahmen zum Arbeitsauftrag der Gutachterkommission

Freiburg, Freiburg, Doping, Doping und kein Ende. Während ein Medium im süddeutschen Raum stets beflissen an der Seite der Uniklinik-Verantwortlichen werkelt und den Eindruck erweckt, als hätten die Gutachterkommission und ihre Chefin schlecht gearbeitet, stellt sich die Lage doch etwas anders dar. Ich kann es niemandem ersparen, der sich dafür interessiert und nicht eine Zweitverwertung, sondern Originale bevorzugt, sich durch die nächsten 62 Seiten zu kämpfen.

Die Vorgeschichte und die dazugehörigen Dokumente finden sich hier:

Hier das Dokument von heute Nachmittag, so überschrieben:

Cycling boss JimPat McQuaid’s Apartheid Secrets

Who is this cyclist?

Why is this photograph embarrassing?

Where was he riding?

Why was he using a false name?

When did he shave off his moustache?

So many questions.

Are we watching the dirty deed that got him a life ban from the Olympics? Why should he care?

Thirty-eight years later he’s a member of the IOC!

Funny thing: If you look at his official IOC biography, they forgot to mention that 1976 life ban.

This fellow can hand out medals at the Games but, unlike nearly every other citizen of the planet, is refused the opportunity to win one.

Meet Patrick “Pat” McQuaid, born September 1949. Let’s wind back his biographical clock. In the mid-1970s he was one of Ireland’s top amateur cyclists, determined to be selected for the 1976 Montreal Olympics. His fear was that he might not be fit enough. Pat won the 1975 Tour of Ireland but the Irish cycling season ended in September 1975 and he needed more road racing. And not just for Ireland and the Olympic Ideal.

If Pat raced well in Montreal his chances were greater of getting a pro cycling contract and giving up school-teaching. So he was open to offers. And, Pat says, he ‘got an offer he couldn’t refuse’ – to secretly break international bans on competing in apartheid South Africa.

Six thousand miles later, in early October 1975, he left “Pat McQuaid” on the plane and emerged into the bright Spring Cape Town sunshine relabelled as “Jim Burns.” First thing he needed was a leak. OK, there’s the sign for the Gents but with the baffling Afrikaans words, “Net Blankes” – but underneath was the comforting translation “Whites Only.” Phew, no black man was going to peer at JimPat’s penis.

Online-Sittenlehre für Spezialethiker der FIFA-Parallelgesellschaft

Damit auch das nicht untergeht: Vor einigen Tagen hat der Fußball-Weltverband FIFA sein brandneues Ethik-Tool veröffentlicht.

Wow …

… werden jetzt die Millionenbetrüger und Großganoven Chuck Blazer, Julio Grondona, Worawi Makudi und einige andere Gesellen um den moralisch korrupten Vereinschef Joseph Blatter sagen.

Wow!

Und sie werden herzhaft lachen.

Der schwer korrupte Thailänder Makudi beispielsweise, ein großer Freund von Mohamed Bin Hammam, hat gerade seine Kandidatur für die Präsidentschaft in der asiatischen Konföderation AFC bekannt gegeben. James Dorsey fasst einige der Verstrickungen von Makudi & Co noch einmal zusammen:

Mr. Makdudi has repeatedly been investigated for fraud and corruption. He denied last September fraud allegations made by a South Korean firm related to the cancelation of a multi-million-dollar broadcast rights deal. Earlier, he was accused by former English Football Association chairman Lord David Triesman of involvement in an alleged scheme to buy votes for England’s failed 2018 World Cup bid. Makdudi was cleared in 2011 of accusations that funds meant for the Thai soccer association to build facilities were instead spent on building assets on land he owned in Bangkok. Most recently, the Thai parliament investigated FIFA’s refusal to approve a newly futsal facility by his association.

Wie auch immer. Have fun, hier ist das ETHIK-TOOL:

„Scheiße gespielt!“

Ausnahmsweise zweite Bundesliga. Denn das kann Mann/Frau sich ruhig mal anschauen. Holger Stanislawski (1. FC Köln) selbstkritisch bis zur Selbstzerfleischung, wie kein Trainer je zuvor.

https://www.youtube.com/embed/5VAu7hamRis

via Carsten Kemper auf Facebook

Sportförderung zunehmend fraglicher: „Dysfunktionen des Spitzensports: Doping, Match-Fixing und Gesundheitsgefährdungen …“

Es gibt etliche hochinteressante Dokumente aus den vergangenen Tagen nachzutragen. Ich finde, es diskutiert sich doch besser am Original. Hier also flink die Studie

  • „Dysfunktionen des Spitzensports: Doping, Match-Fixing und Gesundheitsgefährdungen aus Sicht von Bevölkerung und Athleten“

von Kirstin Hallmann und Christoph Breuer, erstellt im Auftrag der Stiftung Deutsche Sporthilfe.

Die Deutsche Sporthochschule Köln erklärt dazu:

Gefahren für die Werte des Spitzensports – Wissenschaftliche Studie in Berlin vorgestellt

Gesundheitsgefährdungen und illegale Wettkampfabsprachen beeinflussen Bereitschaft der Bevölkerung zur Spitzensportförderung

Match-Fixing und der Sport: Dämonen in Schlüsselpositionen

In der Diskussion über den Sport und die Wettmafia werden die Korruption und Verbrechen begünstigenden Strukturprobleme der Sportbranche und ihrer Funktionäre vernachlässigt.

[Ich habe für die Themenseite im Politikteil der Basler Zeitung eine Betrachtung zum Sportgeschäft und dem Wettbetrug geschrieben. Habe nicht zum ersten Mal darauf hingewiesen, dass mit der mediale Aufschrei immer etwas zu laut ist und es mir an Analyse fehlt, wenn über den Zugriff der Wettmafia berichtet wird. Denn das Sportgeschäft ist in weiten Teilen quasi mitschuldig an der Situation, weil die intransparenten, teils vorsintflutlichen Strukturen jedwede unsauberen Machenschaften begünstigen. Gewiss gibt es da beträchtliche Unterschiede etwa zwischen den herkömmlich als Verein notierten Weltverbänden und moderneren Unternehmen, wie etwa der DFL. Selbst zwischen DFL und DFB. Derlei Unterschiede müssten sauberer heraus gearbeitet werden – ich konzentriere mich mit ein paar Gedanken wie immer mehr auf den olympischen Sport, also das IOC und die 35 olympischen Weltverbände. Habe noch nicht mal die vielen hochrangigen Funktionäre erwähnt, die selbst im Glücksspiel- und Sportwettengeschäft tätig sind. Es ist eine Anregung, kann man alles besser ausarbeiten, wie immer, aber gewiss genug Stoff für eine sinnvolle Diskussion.]

Die Aufregung war groß, als die Europäische Kriminalbehörde Europol vorvergangene Woche alarmierende Zahlen zum globalen Wettbetrug im Fußballbusiness präsentierte. Von 680 verschobenen Spielen weltweit, 425 verdächtigen Spielern, Schiedsrichtern und Funktionären und vom „größten Betrug aller Zeiten“ war die Rede. Dabei hatte Europol-Direktor Rob Wainwright, der stets Kameras und Blitzlichter sucht, doch munter alte und neue Zahlen, aufgeklärte und unaufgeklärte Fälle vermengt – und Ermittler in aller Welt damit verärgert. Der Sinn dieser PR-Nummer erschloss sich nicht vollends. Die Sinnhaftigkeit eines koordinierten Kampfes gegen die Wettmafia ist aber gegeben, und zwar auf allen Ebenen.

https://youtube.com/watch?v=DH82kw3jJoo

Ja, die Wettpaten – ob nun aus Singapur, Thailand, China oder Südosteuropa –, sind eine Gefahr. Ja, die Welt ist klein geworden, moderne Kommunikationsmittel erleichtern Großganoven das Abkassieren. Nur: Das alles ist nicht neu. Das weiß man seit vielen Jahren. Das weiß man aus zahlreichen Prozessen, ob nun in Bochum oder im vergangenen Jahr in Bellinzona. Jenseits der Aufgeregtheiten des Tagesgeschäfts empfiehlt sich deshalb eine Analyse der Lage. Und die sollte mit zwei grundsätzlichen Beobachtungen beginnen.