Jacques Rogge sagt: „reports are confidential“ und „a warning is not a sanction“
LAUSANNE. In zwei Jahrzehnten als IOC-Berichterstatter habe ich gewiss schon viele absurde, deprimierende Momente erlebt. Die gerade beendete, äußerst bizarre Pressekonferenz mit einem geradezu leblos argumentierenden IOC-Präsidenten Jacques Rogge gehört sicher dazu – irgendwo in den Top 20.
Das muss Mann erst mal verdauen.
Jedenfalls, Rogge, einst als Erneuerer angetreten [und von mir auch als solcher promotet], hätte nicht peinlicher agieren können. Unfassbar. Eigentlich hätte an seiner Stelle auch Samaranch sitzen können, das macht keinen Unterschied. Zu den Feinheiten: Rogge vermied es, die Vokabel „Korruption“ zu benutzen [ich sage es einmal mehr: das Wort Korruption taucht auch in der Olympischen Charta des IOC nicht auf], er erwähnte auch nicht den Korruptionskonzern ISL/ISMM.
Als wäre nichts gewesen.
Schockierend.
Unanständig.
Es war natürlich Andrew Jennings, der überraschender Weise zwei Mal ans Mikro durfte und flink noch erwähnte, dass wir hier über ein kolossales Betrugssystem reden, das den gesamten, nunmehr von Rogge präsidierten, olympischen Weltsport umfasste. Mehr als 140 Millionen Schweizer Franken wurden nachweislich an Schmiergeld gezahlt. Die Dunkelziffer ist weitaus höher. Und die Bevorteilten, korrupte Funktionäre, sind zu großen Teilen noch in Amt und Würden, hundertmal angemerkt.
Nach etwa zwölf Minuten war die Freakshow beendet. Rogge behauptete:
We will not hesitate to act. The wider world will acknowledge that the IOC means business and is accountable and transparent“
Ich muss es gleich nachhören – und werde mich erneut gruseln.