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Das Olympische Bildungsmagazin

live aus PyeongChang (30): Closing Ceremony

ALPENSIA. Ok, also doch ein paar Worte zur Abschlussfeier. Traditionell in diesem Theater. Verfolge das wieder nur aus dem MPC. Bin mit Fieber hier angekommen, reise ab mit Fieber, habe mir ein paar Tabletten reingepfiffen und will deshalb nicht in die (moderate) Kälte. Vorsichtsmaßnahme.

Schlage ernsthaft vor, dass alle, die noch keinen Olympiapass gebucht haben, mal in meinem Shop vorbei schauen und dort etwas Feines kaufen – am besten ein Abonnement des Monatsmagazins Sport & Politics. Ich verspreche: Es lohnt sich. Umsonst ist nichts auf dieser Welt. Und die Ereignisse in PyeongChang bis heute zur albernen Russen-Entscheidung mit absurdesten IOC-Verrenkungen des Großen Vorsitzenden, belegen einmal mehr, wie wichtig aufklärender Recherchejournalismus in diesem Metier ist. Und ehrlich gesagt, will ich den 26 IOC-Sessionen schon noch einige hinzufügen und dieses Völkchen nerven.

Sport & Politics wird sich auch umfassend der deutschen Sportpolitik widmen, da liegt vieles im Argen, trotz des Winter-Hochs, die Austragung von Mega-Events und neuerliche Halluzinationen von Olympischen Spielen in Deutschland werden Kernthemen sein, die Sportvermarktung ganz allgemein, Doping, Korruption, neue Sportarten und Tendenzen, Esports, Whistleblower, Demokratie-, Transparenz und Good-Governance-Fragen, dazu die nötigen Kriminalberichte aus der olympischen Familie – und viele Überraschungen. Machen Sie mit, lassen Sie sich überraschen.

Unter den IOC-Mitgliedern auf der Tribüne macht Uğur Erdener die meisten Fotos. Unentwegt.

Oh, eine ganz feine Hymne haben sie, die Südkoreaner.

Und hier die Fahnenträger.

Für Deutschland geht Christian Ehrhoff voran. Oder soll ich einmal nur sagen: Für das TeamD?

Habe dazu gestern etwas notiert.

Die Alfons-Hörmann-Liste:

Die asthmakranken Norweger mit den meisten Medaillen, die je eine Nation bei Olympischen Winterspielen gewinnen konnte, also auch mehr als die schwer gedopten Russen 2014. Deutschland mit den meisten Goldmedaillen aller Zeiten.

20.26 Uhr: Der Einmarsch oder besser: das Hereinspazieren ist schon beendet. Es sind Winterspiele, da dauert das nicht lange.

Auch an der Medaillenbilanz kann man wieder sehen, wie begrenzt global die Winterspiele sind. Nur 30 Nationen gewannen Plaketten. Ja, ich weiß schon, der olympische Gedanke und so. da kommen griechische Langläuferinnen und kernige Burschen aus Tonga gerade recht und werden mit vermarktet. Die Griechin habe ich gestern übrigens kennen gelernt, wir wurden uns von einem gemeinsamen Freund vorgestellt. Nettes Mädchen, das hauptberuflich in der Kommunikationsabteilung des Fecht-Weltverbandes FIE in Lausanne arbeitet.

Hier mit dem griechischen NOK-Präsidenten Spyros Capralos, der, sollte er noch nicht IOC-Mitglied sein, ab kommendem Jahr dabei sein wird:

IOC-Sponsor Intel lässt die Drohnen fliegen und malt ein Herz in den koreanischen Nachthimmel.

Hach, ist das schön.

Sie greifen tief in die Trickkiste von Lichtmeistern, Videokünstlerin und Drohnen-Programmierern. Laut ist es sowieso.

20.46 Uhr: Ist Marit Björgen auch asthmakrank? Die erfolgreichste Teilnehmerin in der Geschichte der Winterspiele erhält vom FDP-Mann an der IOC-Spitze die gefühlt 37. olympische Goldmedaille ihrer Karriere – für die heutigen 30 Kilometer. Mir sind diese Mega-Gewinner suspekt, und ich finde es im Grunde uninteressant und anderen Sportarten und Athleten gegenüber unfair, was da manche in Phelps-Manier abkassieren können, während andere vielleicht einmal im Leben eine Chance auf ein olympisches Finale haben. Die Phelpsens und Björgens dieser Welt haben davon Hunderte.

Gerade deshalb, meine Top 3 dieser Spiele:

  1. Aljona Sawtschenko und Bruno Masset. Gelitten. Gefallen. Geweint. Verloren. Aufgestanden. Wieder probiert. Wieder auf die Fresse gefallen. Geheult. Verzweifelt. Und endlich gewonnen. Merke: Wenn Pipi in den Augen, guckst Du Eiskunstlaufen. Großartig.
  2. Ist vielleicht langweilig und klingt, als wolle ich schnell noch auf den Zug springen: Deutschlands Eishockeyspieler. Haben sich reingeschmissen. Hatten die Russen am Rande der Niederlage. Werden nie wieder in einem Endspiel stehen. War am Ende doch sehr prickelnd vor halbleeren Rängen.
  3. Ester Ledecka, obwohl Mehrfachsiegerin, aber das finde ich putzig: Erst Super-G, dann im Snowboard-Parallel-Riesenslalom.

21.08 Uhr: Schräger K-Pop. Dazu habe ich nicht viel zu sagen. Nur: Das hämmert Tag und Nacht aus dem Zimmer meiner Tochter. Da kann man sich nur Kopfhörer mit Lärm-Reduzierung aufsetzen. Mache ich gleich.

Weil ich gerade über olympische Momente sprach. Nicht wenige Leute haben mir hier gesagt, ich hätte ihnen einen solchen beschert. Die IOC-Ethiksekretärin zum Beispiel sagt, das sei eines ihrer Top-Fotos der Winterspiele:

Ich hoffe, Madame wird deshalb nicht entlassen.

Und das ist vielleicht mein Lieblingsfoto aus PyeongChang. In der Eishalle habe ich knallhart rewcherchiert, dass Huub Stevens jetzt Eiskunstläufer drillt.

War mein Rekord-Tweet von den Winterspielen. Impressions and Likes von denen die meisten Tageszeitungen träumen. Musst Dir halt nur was Blödes zum Fußball einfallen lassen, dann klappt’s auch mit Social Media.

Was will uns die Regie sagen, was die Choreografen?

Sind noch keine Friedenstauben freigelassen?

21.24 Uhr: Lesebefehle habe ich in den vergangenen drei Wochen wenige ausgesprochen. Das passiert im Grunde alles auf Twitter. Das war früher anders. Muss gestehen, dass ich auch wenig gelesen habe, vielmehr nur überflogen. Vieles wird nachgeholt. Gertz-Texte sind Pflicht. Souverän fand ich auch Christoph Becker von der FAZ. Töne, die man so früher dort nicht lesen konnte.

Den Quatsch von den New Horizons, den Bach da jetzt erzählt, habe ich seit sieben Jahren nicht gehört. Der Witz an den drei olympischen Anläufen von PyeongChang war ja: Zweimal sind die Südkoreaner angetreten und haben mit der Friedens- und Vereinigungsidee auf ihrer Halbinsel geworben. Das hat niemanden interessiert im IOC, eher gelangweilt. Dann traten sie mit dem Slogan New Horizons an, gewannen gegen München für 2018 – und zu den Spielen promotet das IOC die Friedens- und Vereinigungsidee.

21.45 Uhr: Als der Große Vorsitzende die Schlussworte sprach, musste ich fünf Mal niesen. Winter is coming.

22.17 Uhr: Huch. Schon vorbei. Fieberträume? Mal schauen, wann Busse fahren.

14 Gedanken zu „live aus PyeongChang (30): Closing Ceremony“

  1. Sag mal Jens, ärgern sich die Russen eigentlich darüber, dass sie sich so brav an die strengen Auflagen gehalten haben — nix Russkij Dom und so — und jetzt trotzdem nicht mit Flagge einmarschieren dürfen?

    Oder ist ihnen das im Grunde genommen egal und es geht nur um die Aufhebung des Banns nach den Spielen? (Und ist das eigentlich schon offiziell beschlossen?)

    Im KMH-Interview im Studio konnte Hörmann jedenfalls ohne Nachfrage verkünden, dass er voll und ganz hinter dem Ausschluss der russischen Flagge von der Abschlussfeier stehe, weil die Russen keinerlei Einsicht und Reue gezeigt, sich nicht entschuldigt und keine nennenswerte Reformschritte eingeleitet hätten. Nur: diese Argumente gelten ja auch morgen noch. Wenn Hörmann das also ernst meint, müsste er eigentlich auch über die Schlussfeier hinaus für eine Aufrechterhaltung des Russland-Banns sein…

  2. Hörmann weiß nicht, wovon er spricht. Oder so: Seine Aussagen stehen in krassem Widerspruch zu den Einschätzungen der unfehlbaren Ehrenamtler vom IOC und von der OARIG.

  3. Die chinesische Hymne hat auch was, neben der russischen mit eine meiner Lieblingshymnen, obwohl ich Wessi bin. Was Hymnen angeht, beide weit vorn in der Wertung.

  4. Das ist jetzt aber eine besonders feine Ironie, dass jetzt ausgerechnet Peking das Internet als Tor zur Welt inszeniert…

    Da, andererseits wiederum, Ironie an dieser Stelle aber sicher auszuschließen ist, bin ich jetzt doch ein wenig ratlos. Peking. Internet. War da mal was? ^^

  5. Wenn Bach über olympischen Frieden spricht und man sich so in der Welt umschaut, dann – ach, es ist alles so hohl.

  6. …und er dankt den Inhabern der Fernsehrechte!? Das muss dann wohl auch eine dieser traditionellen Formeln vom Baron de Coubertin sein.

  7. MetaloplastikaCvetković

    Das Licht ist aus, wir gehen nach Haus- Rabimmel, rabammel, rabum; bzw. in die Sonne hier vor Ort.
    Super Information und Bespassung, dafür Danke.
    Ich wünsche gutes Nachhausekommen.

  8. „Closing ceremony“ in den Sinne, dass sich danach die Handschellen für den ein oder anderen schließen, das wär was. Aber Rio scheint sich so nicht zu wiederholen.

  9. Wem die Überschrift „Sabotaging Russia at the Olympics“ zu zurückhaltend ist, kann selbigen Text offenbar auch unter der angemessen investigativen Fragestellung: „Did the CIA Sabotage Russian Athletes at the Winter Olympics?“ nachlesen.

    Und die Beweislage ist in der Tat erdrückend…

    In fact there are forces on the international scene who are pleased that Russia has been battling defamation and charges of „state sponsored doping“ for the past two years. […] One such group is the US Central Intelligence Agency (CIA). The CIA has a long history of big and small criminal deeds. Presumably, it would not be difficult for them to infiltrate Olympic facilities or bribe a corrupt individual to put traces of meldonium or another powder in someone’s food or drink.

    Das ist die Argumentation. Man nehme: ein sogenanntes „Staatsdopingssystem“ in Russland; das Wissen, dass die CIA in der Vergangenheit bekanntermaßen an einigen schmutzigen Operationen beteiligt war; und die Überzeugung, dass es bestimmt nicht besonders schwierig wäre, das Testsystem zwecks Probenmanipulation zu infiltrieren. Backe, backe, Kuchen und fertig ist die VT.

    Ach so, eins noch:

    The Russians have been accused of trying to murder Rodchenkov. But if he suddenly dies one day, it is more likely to be by the CIA.

    Alles klar?!

    Mal ehrlich — das ist doch wirklich nur der reine VT-Bullshit. Wenn ich es mir vorstellen kann, dann muss es auch wahr sein!

  10. Pingback: Und es schreibt der Legkow-Anwalt: PyeongChang war irregulär • SPORT & POLITICS

  11. @cf: „Peking. Internet. War da mal was? ^^“

    Mein Gedächtnis ist bekanntlich ein Sieb in der Form eines Maschendrahtzauns.

    Ich habe zu den Spielen in Rio (wie sich jeder erinnert) einen live Test des chinesischen Internets vor Ort vorgenommen. Sollte dieses Theater damals aus dem chinesischen Mobilfunknetz heraus erreichbar gewesen sein, dann habe ich bestimmt irgendeine Spar-Bemerkung zur Beweissicherung hinterlassen. Könntest Du da mal nachschauen? Ich bin da zu faul zu.

    Weil wenn, dann ist natürlich alles okay. Ich habe keine Sklaven gesehen.

  12. Oh.

    Vielen Dank für den Link.

    Was für schöne, völlig verdrängte Erinnerungen. Die einstürzenden Neubauten, einer meiner Lieblings-Kommentare hier. Natürlich von niemanden bemerkt (sad).

    Es ist also beschlossen: China feiert das Internet völlig zu Recht als Tor zur Welt. Zumindest zu den relevanten Teilen davon.

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