Zum Inhalt springen

Das Olympische Bildungsmagazin

live aus Rio (24): die Verhaftung des Patrick Hickey

BARRA DA TIJUCA. Na da schau her. Eine Sondereinheit der brasilianischen Polizei hat gegen 6.30 Uhr Ortszeit im Windsor Marapendi, dem IOC-Hotel, den berüchtigten Geschäftemacher Patrick Hickey verhaftet, den Stammleser dieses Blogs ausgesprochen gut kennen. Pat Hickey musste ganz schnell ins Krankenhaus, weil ihm irgendwie unwohl war. Aus Polizeikreisen verlautete, Hickey habe einen alten, kranken und sehr erschrockenen Eindruck vermittelt, weshalb man nichts riskieren wollte und ihn zunächst zu einer Untersuchung ins Krankenhaus brachte.

Die Meldung twitterte mein Freund Jamil Chade exklusiv:

Zwei weitere brasilianische Journalisten waren morgens am Hotel.

Hickey ist Präsident des NOK Irlands, Präsident der European Olympic Committees (EOC), IOC-Mitglied und Mitglied des IOC-Exekutivkomitees. Neben vielen anderen Funktionen.

Hickey war und ist natürlich ein wichtiger Unterstützer des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach sowie Gefolgsmann des kuwaitischen IOC-Strippenziehers Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah. Und er ist dubioser Geschäftspartner des NOK-Präsidenten von Aserbaidschan, Staatschef Ílham Alijew, dem er mit der Austragung der European Games 2015 die Möglichkeit zur Abzweigung weiterer Reichtümer für den Familienclan bot. Derzeit will Hickey unbedingt die European Games 2019 in Russland austragen lassen, koste es was es wolle.

Thomas Bach hat nicht gezögert, für Hickey eine neue Position zu schaffen: Er machte den schon immer zweifelhaften Iren zum „Delegate Member for Autonomy“. In dieser Funktion berichtet er, der Kumpel von Alijew, seither regelmäßig über die Liaison von Sport und Politik bzw. über die „Autonomie des Sports“ und über Good Governance. Eine der schrägsten Fehlbesetzungen unter den trilliarden Fehlbesetzungen in der Geschichte des IOC.

Nach den spektakulären Verhaftungen bei der FIFA in Zürich im Mai und im Dezember 2015 haben wir nun also auch mal eine ordentliche Verhaftung beim IOC. Dass es Hickey trifft, ist durchaus logisch.

Foto: Jamil Chade, Folha de S.Paulo (Twitter: @JamilChade)

Foto: Jamil Chade, Folha de S.Paulo (Twitter: @JamilChade)

Es geht um Tickethandel, natürlich. Nicht zum ersten Mal bei Hickey.

Eigentlich müsste ich einige der älteren Texte hier jetzt hinter eine Paywall stellen. Die Hintergründe der Hickey-Verhaftung hat Andrew Jennings, wie so oft, schon vor Jahren hier im Blog vorweggenommen.

Ich habe kürzlich in Lesebefehlen auf die Ticket-Geschichten und Berichte irischer Tageszeitungen hingewiesen. Ralf hat in wie immer erstaunlicher Schnelle in den Kommentaren gerade die wichtigsten Texte zusammen getragen:

Melde mich gleich aus dem Windsor Marapendi und fange vor dem IOC-Frühstücksraum Reaktionen ein. Als einer von wenigen Journalisten habe ich Zugang zum Hotel, aber wer weiß, vielleicht gilt das jetzt nicht mehr.

Wie charakterisierte der inzwischen verstorbene IOC- und ANOC-Fürst Don Mario Vázquez Raña einst Pat Hickey?

I do not consider him a person with the minimum ethical and moral qualities.

Was sagte der frühere irische Sportminister Jim McDaid einst über Hickey?

A national embarrassment.

Bin noch auf dem Weg, da kommt, was ich erwartet hatte: Das IOC entzieht diese Sonder-Akkreditierungen und verweigert den Zutritt zum Windsor Marapendi:

Am Hotel dann alles sehr komisch.

(An dieser Stelle fehlt ein Stück meines Berichts, den ich neu schreiben muss, denn das Internet hier ist so langsam, dass man jedes Wort besser nach Deutschland tragen sollte, das ginge schneller.)

Erst wurde mir der Zugang verweigert. Die Polizei konfiszierte kurzzeitig meine gesonderte Akkreditierung, die ich wie einige wenige andere Journalisten als Dauer-Berichterstatter der olympischen Politik erhalten habe. Man verlangte zusätzlich zu meiner Olympia- und meiner OFH (Olympic Family Hotel) Akkreditierung einen Pass. Nach einiger Diskussion durfte ich durch.

Drinnen erwartete mich Jamil Chade. Er sagte, IOC-Propagandadirektor Mark Adams, der in wenigen Minuten gemeinsam mit dem ROCOG die tägliche Pressekonferenz im MPC gibt, habe ihm gesagt, es habe sich um ein Missverständnis seitens der Polizei gehandelt, die Chades Akkreditierung zwischenzeitlich entzogen hatte. Aus Polizeikreisen heißt es jedoch, es habe eine IOC-Anweisung gegeben. Von wem? Man kann es vermuten. Es bleibt aber unbestätigt. Natürlich.

Zur selben Zeit eine Pressekonferenz der Polizei zum Fall Hickey. Wo man sich aufhält, ist man am falschen Ort. Wie so oft im Leben.

10.49 Uhr: Auf der PK der Polizei geht es natürlich um Markus Evans von THG. Die PK ist schon beendet. Es soll, wenn ich das richtig verstanden habe, abends noch einen Termin geben.

Gleich die IOC-PK.

11.20 Uhr: Es gibt eine Meldung, wonach Hickey nach Hause geflogen sei. Wenn das so wäre, könnte dies das Ticket erklären, das auf dem Foto (oben) unter dem Pass hervorlugt.

Nochmal: Habe gerade 15 Euro für Internetzugang hier im Hotel bezahlt. Die Verbindung ist unglaublich langsam und verunmöglicht fast die Arbeit.

12.36 Uhr: Wegen der Online-Katastrophe verschwinden immer mal wieder Ergänzungen und Links. Das ist derzeit unlösbar für mich. Tut mir sehr leid.

Und es sprach jemand aus dem Ringe-Clan:

Mit Hickey erwischt es nach 30 Jahren endlich mal den Richtigen.

13.52 Uhr: So, meine erste Summary dazu, entstanden unter sehr schwierigen Bedingungen, geradezu offline, was viel Zeit raubte und Probleme bereitete. Bin weiter dran am Thema.

* * *
Einer der einflussreichsten Sportfunktionäre der Welt wurde am Mittwochmorgen (Ortszeit) festgenommen. Gegen 6.30 Uhr betraten Polizeibeamte das Windsor Marapendi Hotel in Barra da Tijuca, Herberge des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) während der Olympischen Spiele, und klopften an die Zimmertür des IOC-Exekutivmitglieds Patrick Hickey aus Irland. Sie hatten einen Durchsuchungsbefehl und einen Haftbefehl dabei. Sylviana Hickey, Ehefrau des IOC-Mitglieds, belog die Beamten und behauptete, ihr Mann sei bereits auf dem Rückflug nach Irland.

Hickey selbst öffnete ihnen dann die Tür. Er war nackt, zog dann einen Bademantel über. Saß während der Durchsuchung auf seinem Bett. Dann wurde er abgeführt, Computer, Mobiltelefone, Pass und Unterlagen konfisziert. Der 71jährige war geschockt, weshalb die Polizei ihn sicherheitshalber zunächst in das Hospital Samaritano fuhr, wo vor zwei Tagen João Havelange verstorben war, um seinen Gesundheitszustand überprüfen zu lassen.

Pat Hickey being arested in Brazil

Pat Hickey im Bademantel

Hickey, auch Präsident des NOK Irlands und des EOC, der Vereinigung aller europäischen NOK, wird die Beteiligung am illegalen Tickethandel während der Olympischen Spiele vorgeworfen. Insgesamt soll es um ein Volumen von bis zu drei Millionen Dollar gehen, in welcher Höhe Hickey beteiligt sein soll, blieb unklar.

Derlei Vorwürfe treffen Hickey nicht zum ersten Mal, erstmals jedoch gehen Ermittlungsbehörden rigoros vor. Hickey hatte offenbar den Rückflug geplant, um der drohenden Verhaftung zu umgehen. Dies würde erklären, warum die Beamten auch ein Flugticket konfiszierten – das Ticket ist auf einem Foto zu sehen, dass der brasilianische Journalist Jamil Chade unmittelbar nach der Festnahme vor dem IOC-Hotel machte. Später präsentierte die Polizei auf einem Medientermin den Reisepass, die IOC-Akkreditierung und das Ticket.

(Habe einiges in diesem Text korrigiert und ergänzt, nachdem ESPN Brazil inzwischen Videosequenzen veröffentlichte, dazu unten weitere Anmerkungen.)

Am Tag der Eröffnungsfeier waren bereit zwei Tickethändler verhaftet worden, darunter der Ire Kevin James Mallon, Direktor der einschlägig bekannten britischen Firma THG Sports, verwickelt auch in die Ticketaffären der WM 2014. Irlands Sportminister Shane Ross hatte eine unabhängige Untersuchung angekündigt, flog nach Rio, stieß aber bei Hickey und beim IOC auf Granit. Der IOC-Autonomiebeauftragte Hickey behauptete, in Irlands NOK eine eigene Kommission einsetzen zu wollen. Gemäß eines Berichts der irischen Zeitung „Independent“ weigerte sich Hickey, die Fragen des Sportministers zu beantworten.

Mr Hickey absolutely refused point blank to share any information with us about this situation at all.

Shane Ross, Sportminister Irlands

Ein früherer irischer Sportminister, Jim McDaid, hatte Hickey einst als „nationale Peinlichkeit“ bezeichnet.

Die IOC-Administration reagierte am Mittwochmorgen zunächst konfus. Offenbar wurden die Sicherheitskräfte am Hotel angewiesen, Journalisten den Zutritt zu verweigern. Dem Reporter Chade, der mit zwei Kollegen live von der Verhaftung berichtet hatte, wurde kurzzeitig die Akkreditierung für das IOC-Hotel entzogen. Während Olympischer Spiele reicht die normale Journalisten-Akkreditierung nicht aus, um Zutritt zu den Herbergen der olympischen Familie zu erhalten. Dafür werden an etwa drei Dutzend Journalisten weltweit gesonderte Zugangspässe für die Olympic Family Hotels ausgestellt. IOC-Kommunikationsdirektor Mark Adams erklärte, es habe sich um ein Missverständnis der Sicherheitskräfte gehandelt. Aus deren Kreisen hieß es indes, es habe eine Anweisung seitens des IOC gegeben. Auf seiner täglichen Pressekonferenz erklärte Adams, man stehe in Kontakt zu den Ermittlungsbehörden und sei dabei, die Fakten zu überprüfen.

IOC-Mitglieder wollten den Vorgang nicht kommentieren. Gerade sagt mir Ehrenmitglied Richard Gosper, mit dem ich an der Bar die ESPN-Passagen ansah, das sei für niemanden gut, weder für Hickey, noch für das IOC, schon gar nicht für den Sport. Was man so sagt, klar.

Wohl aber wurde unter der Hand auch deutliche Schadenfreude geäußert. Mit Hickey, so verdiente Olympier, treffe es „endlich mal den Richtigen“. Hickey hat in Olympiakreisen seit Jahrzehnten einen schlechten Ruf, im Machtpoker aber wissen IOC-Führer stets seine Fähigkeit zu schätzen, mitunter dubiose Allianzen zu schmieden. So gehört Hickey als EOC-Präsident zu den wichtigsten Verbündeten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und des DOSB-Ehrenpräsidenten Thomas Bach.

Als Bach 2013 in Buenos Aires zum neunten IOC-Präsidenten gewählt wurde, war Hickey einer seiner wichtigsten Unterstützer. Knapp drei Jahre später ist er nicht der einzige aus dem Bach-Lager, der Probleme mit der Justiz hat: Lamine Diack, langjähriger Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, steht in Frankreich unter Hausarrest und erwartet seinen Korruptionsprozess. Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah war Auslöser juristischer Verfahren in Kuwait.

Die dunklen Umstände des Handels mit Olympiatickets sind bislang von Medien und Justizorganen weniger intensiv verfolgt worden als zahlreiche bestens belegte Deals beim Handel mit Eintrittskarten bei Fußball-Weltmeisterschaften, wo seit beinahe zwei Jahrzehnten regelmäßig Unsauberkeiten dokumentiert werden. Hickey und sein Sohn Stephen waren bereits während der Olympischen Spiele 2012 in London in derlei Affären verstrickt. Brasiliens Fußball-Legende Romário, Weltmeister 1994 und seit Jahren Kongressabgeordneter, hatte bei einer Anhörung zur Sport-Korruption in Brasília 2012 vor Hickey gewarnt. Er forderte den damaligen Sportminister Aldo Rebelo schriftlich auf, die Ticketgeschäfte Hickeys und die Deals mit brasilianischen Olympiaorganisatoren gründlich zu überprüfen. Stephen Hickey soll sich gemäß Medienberichten noch im IOC-Hotel aufhalten. Gegen ihn liegt kein Haftbefehl vor.

Patrick Hickey wurde von IOC-Präsident Bach, offenbar aus Dankbarkeit für seine Wahlhilfen, zum IOC-Delegierten für die Autonomie des Sports ernannt. Ausgerechnet Hickey, der unter dubiosen Umständen 2015 die ersten Europaspiele von Aserbaidschans Staatschef Ílham Alijew in Baku austragen ließ. Alijew ist auch Präsident des NOK von Aserbaidschan, gemäß zahlreicher Berichte der zwischenzeitlich inhaftierten regimekritischen Journalistin Kadhija Ismailowa hat sich der Alijew-Clan im Rahmen der European Games erneut enorm bereichert. Pat Hickey aber, Geschäftspartner Alijews, erstattet bei IOC-Meetings regelmäßig Bericht zu Fragen der Good Governance und der Sport-Autonomie.

* * *
18.06 Uhr: Inzwischen hat ESPN Brazil Videosequenzen veröffentlicht. Hickey öffnet irgendwann nackt die Tür, offenbar nachdem es Sylviana mit der Lüge versucht hatte. Die Beamten wussten aber Bescheid.

Habe mir die Szenen gerade mit einem IOC-Mitglied angesehen. Der Schock steht hier vielen ins Gesicht geschrieben.

Das Ticket, das ich oben erwähnte, ist, soweit ich beim Vergrößern eines Screenshots sehen konnte, aber kein auf Pat Hickey ausgestelltes Ticket, sondern offenbar ein altes, auf Patricia Hickey ausgestelltes. Tochter oder Schwiegertochter, ich weiß es momentan nicht. Habe deshalb die obige Passage mal gestrichen.

Das ESPN-Video ist doch schon einige Stunden alt. Pech gehabt. Ich kann nur nach bestem Wissen und Gewissen arbeiten, das habe ich getan und so viel wie möglich an der Stelle des Zwischenfalls zusammenzutragen versucht. Wenn das Internet nur 1990er Geschwindigkeit bietet, ist man halt aufgeschmissen und vom Nachrichtenstream abgeschnitten. Eine Bewegung von A nach B in Rio und Barra wäre sinnlos gewesen, ich hätte es weder zur IOC-PK noch zur Polizei geschafft. Das ist eben so, man kann es nicht ändern. Was ich hier aufschnappen konnte, habe ich getan. Und werde mich hier weiter bemühen.

AP schrieb in einer Zusammenfassung:

Police arrived at the IOC’s hotel at 6 a.m. and found only Hickey’s wife, who refused to tell them where he was. Police, however, found Hickey’s Olympic accreditation badge on the floor, along with his shoes, socks and bag. They asked for the hotel’s help and found him in the adjacent room, registered under his son’s name.

Images by ESPN Brazil show Hickey answering the door to police and stepping into the bathroom naked. Moments later, he walks out in a white bathrobe.

Investigators said Hickey initially was shaken and the hotel’s doctor recommended his transfer to a nearby hospital for tests because of his age and medical history. He remained in the hospital under police custody.

Der Bericht von ESPN Brazil und einige Videos:

21.22 Uhr: Bachs Delegierte, ich bezeichne die einfach mal so schräg, weil er ja auch Typen wie Hickey als „Member Delegate“ bezeichnet, beeilen sich mir mitzuteilen, dass Bach natürlich nicht eng mit Hickey sei.

Natürlich.

Wie immer.

Bach ist eigentlich mit niemandem ganz dicke.

Klar doch.

Alles nur reine Zufälle. Vielfältige Lebenssachverhalte.

Er bedient sich solcher Typen. Und er lässt solche Typen für ihre Leistungen, Zuarbeiten, Stimmenbeschaffung, Dienste, Attacken gegen zarte Kräfte der Opposition, Drecksdienste – egal, wie wir es nennen – aufsteigen.

Und damit, liebe Freude und Versteher des Fechtmeisters als Tauberbischofsheim, ist alles gesagt. Damit ist Bach auch mitverantwortlich für deren Wirken.

No further discussion.

* * *

Sie wollen Recherchejournalismus finanzieren?

Hier geht es zum Sport and Politics Shop. Dort können Sie mich für Vorträge und Seminare buchen. Dort können Sie das Jahresticket, ein Drei-Monats-Ticket oder ein Abo der Sport and Politics Edition buchen.

Wer einen kleinen Beitrag leisten will, kann das natürlich auch weiter gern tun. Per Flattr oder PayPal (paypal.me/SportandPolitics) oder per Überweisung.

41 Gedanken zu „live aus Rio (24): die Verhaftung des Patrick Hickey“

  1. Ja, machen die denn vor gar nichts halt? Sogar während der heiligen Spiele der Völkerfreundschaft. Dabei wollte der Hickey doch nur die Rendite etwas steigern, das IOC ist doch notorisch klamm.

    The Brazilian police have warrants issued for three Pro 10 officials.

    Upps. Weiß man da schon was Neues?

  2. @Stefan
    Ich kann deine Empörung sehr gut nachvollziehen — sowas von undankbar, der Brasilianer. Ich hoffe, das IOC zieht unter der Anleitung seines formidablen Präsidenten die richtigen Schlüsse aus diesem Skandal und vergibt die Spiele in Zukunft nur noch in Länder mit richtiger Rechtssicherheit (für IOC-Mitglieder)!

  3. Dieser Betrug mit Tickethandel – ist das nicht sowas, wie 2016 mit Oral Turinabol erwischt zu werden?

    Gibt es denn innerhalb der vielfältigen Lebenssachverhalte wirklich keine anderen Möglichkeiten, an eine kleine und für all die Mühen natürlich mehr als angemessene Aufwandsentschädigung zu kommen? Da fehlt mir dann doch die Kreativität der olympischen Familie.

  4. Ich frag mich ja, wie es Typen in Mafiafilmen ergeht, die ihre Leute hängen lassen, wenn’s eng wird. Die bei „Einer für alle, alle für einen“ immer gefehlt haben. Meist doch nicht gut. Weiß da jemand was?

  5. Wie gut, dass es in Brasilien einen Rechtsstaat gibt, mit einem tadellosen Präsidenten Temer. Sonst hätte man ja den Eindruck, da hätte jemand nicht genug vom Kuchen abbekommen und würde sich nun rächen.

  6. @Stefan
    Was deine Mafiafilm-Assoziationen anbelangt — ich denke, die Olympier halten es da eher ganz sportlich mit den Indianern:

    Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest — steig ab!

    Was die Ticketfrage angeht – da gibt es nach den Spielen ja (wahrscheinlich) auch noch die Paralympics…

    Rio 2016 spokesman confirms that only 12% of tickets have been sold for the Paralympics. Worrying.

    — Owen Gibson (@owen_g) August 17, 2016

    … wenn man das mal fix umrechnet vom wahrgenommenen Arenen-Füllstand bei 85% verkaufter Tickets, werden sie am Ende wohl noch Freiwillige engagieren müssen, damit die Stadien dann wenigstens leer sind…

  7. Gibt es eigentlich diesen Knebelvertrag in Rio nicht, den alle Ausrichter unterschreiben müssen und der den Mafiosi diplomatische Immunität geben soll?
    Oder hatte Brasilien tatsächlich die Eier, sich darüber hinwegzusetzen?
    Wenn ja, könnte sich PH darauf berufen und frei klagen?

  8. Johannes Aumüller und Thomas Kistner in der SZ: 500 Tickets für das Fußball-Finale, bitte

    Weltweit gibt es 206 NOKs. Wenn jedes, wie Hickeys Iren, fürs Fußball-Finale im Maracana gerne 500 Karten bekäme, wäre das Stadion schon mehr als überfüllt – und alle einheimischen Fans müssten draußen bleiben.
    […]
    Das IOC beteuerte bisher, es unterstütze die Ermittlungsarbeit der brasilianischen Behörden vollumfänglich. Nun nährt der Mailverkehr die Vermutung, dass der Präsident selbst ein wichtiger Zeuge werden könnte.

  9. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (98): IOC-Ticketdealer Hickey, Kuwait, IPC, CAS-Urteil, NADA-Positionspapier • Sport and Politics

  10. Der Belfast Telegraph (wer?) heute eher beiläufig in einem Text über die skandalöse Hexenjagd des brasilianischen Unrechtsregime gegen unseren knuddeligen Ticket-Bär:

    Police investigator Aloysio Falcao said officers wanted to talk to IOC president Thomas Bach about email exchanges between him and Hickey related to ticket allocations to Ireland but learned that he had cancelled his trip to Brazil for the Paralympic Games. The IOC said Mr Bach had to attend the official state mourning ceremony for Walter Scheel, the former West German president.

    Hajo Seppelt macht daraus auf Twitter:

    IOC undermines ticket investigation? Bach runs away from BRA police?Wants to question him but he cancelled Rio trip.

    „Bach runs away from BRA police?“ Ich denke, wir alle kennen eine der Hauptregeln der modernen Mediennutzung: Steht ein Fragezeichen in einer Überschrift, dann ist die Antwort Nein.

    Ich weiß nicht, ob diese Regel auch für Twitter gilt. Und ich kann diesen Vorgang schwer bewerten. Fest steht aus meiner Sicht: Mit der Scheel-Zeremonie hat Bach als FDP-Kader natürlich eine wichtige Verpflichtung. Das würde ich kaum anzweifeln. Und selbst der Präsident des IOC dürfte auf der Veranstaltung des IPC offiziell ein Gast wie jeder andere sein.

    Andererseits… ich weiß nicht. Aber für mich hat ein IOC-Präsident auf der Eröffnungsfeier der Paralympischen Spiele zu erscheinen. Und zwar so sehr, dass er selbst für die Beerdigung eines engeren Bekannten an diesem Tag unabkömmlich ist. Hier fände ich die Formulierung des IOC „had to“ (korrektes Zitat vorausgesetzt) deutlich angebrachter.

    Ich muss aber zugeben, dass alles nicht beurteilen zu können. Wie war das denn bisher? Bricht Bach hier mit einer Tradition? Hat bisher noch jeder IOC-Präsident der Schwesterveranstaltung seinen Segen gegeben? Oder lagen die auch früher schon nach Anschluss der olympischen Spiele erschöpft in Genfer Betten, beschäftigt mit Geldzählen der Erholung von der schweren Verantwortung?

    (via)

  11. @sternburg
    Ich setze mal diesen Artikel auf insidethegames (von gestern) darunter: „Exclusive: IOC President to miss Opening Ceremony of Paralympic Games for first time in 32 years“

    The German has appointed South Africa’s Sam Ramsamy as the official representative of the IOC at the Opening Ceremony. […]

    Bach’s predecessor Jacques Rogge was in attendance at the Opening Ceremonies of the three Summer Paralympics that took place during his time at the helm from 2001 to 2013 – Athens 2004, Beijing 2008 and London 2012.

    The man who served before him, Juan Antonio Samaranch, was present at the curtain raisers for Seoul 1988, Barcelona 1992, Atlanta 1996 and Sydney 2000. […]

  12. Wirklich? Hat Bach ein so geringes Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl um sich auf so eine Geste einzulassen. Das ist armselig.
    Andererseits Führungskräfte aus der Generation Putin, Johnson. Was soll man erwarten, außer einem gefühlten Anspruchsdenken. Wofür eigentlich? Putin war mittelmäßiger KGB-Agent und war zur rechten Zeit am rechten Ort[1]. Johnson war in Eton und Journalist in Brüssel. Dort hat er es fertig gebracht nicht einen fehlerfreien Artikel zur EU zu schreiben. Dagegen verblasst selbst Bach als ewiger Adjutant. In China würde man ihn als Prinzling bezeichnen.

    [1] Ignorieren wir mal gesprengte Hochhäuser und ekelerregendere Gerüchte.

  13. Nachdem man in Brasilien eh nichts mehr zu verlieren hat und da offenbar nicht zimperlich ist mit der Verhaftung von IOC-Granden, wurdert mich das nicht.

  14. @JW: Verstehe ich Dich richtig: Du stimmst Seppelts vorheriger These zu, Bach erscheine dort nicht, weil er den Ausschluss Russlands durch das IPC ablehnt?

    Oder vielleicht – ich zweifele nicht daran, dass solche Denkweisen auf dieser Ebene vorherrschen – also Dolchstoß empfindet? Damit er selber blöd dasteht?

    Jetzt mal vom inhaltlichen völlig abgesehen. Wäre ein solches Verhalten nicht vor allem ziemlich dämlich? Hilflos wirkende, beleidigte Geste die vor allem den fehlenden eigenen Einfluss unterstreicht? [Bitte hier Wehner-Zitat Ihrer Wahl einfügen]

  15. sternburg: wie viele Thesen gibt es denn da, wie viele Thesen hat er aufgestellt?

    Die „These“, Bach weiche einer Ticket-Anhörung aus, ist Quatsch.

    Ich sage: es ist nur die Rache und das Signal an und gegen das IPC.

    Bach hat damit in kürzester Zeit einmal mehr der ganzen Welt gezeigt, wie er tickt und wer er ist. Wie schon sein Verhalten gegenüber Stepanowa wird auch dieses unvergleichliche Verhalten eines IOC-Präsidenten, das IPC mit Nichtachtung zu bestrafen, negative Folgen für ihn haben.

    Abwarten.

  16. Okay.

    Dann zurück zu meiner These: Das ist schon, ähm, ziemlich peinlich oder?

    Mich interessiert mehr die Auffassungen innerhalb des Ufos. Du kennst die Leute doch besser als ich. Glaubst Du, bei denen kommt diese Geste ähnlich als Zeichen der Schwäche an wie bei mir?

    Ich meine, von einem ordentlichen Diktator erwarte ich, dass er sich dort auf die Tribüne setzt, ordentlich an den richtigen Stellen klatscht und die Kreml-Auguren über die Anzahl seiner nicht hochgezogenen Mundwinkel rätseln lässt.

  17. Sehr schön, sternburg, sehr schön:

    Ich meine, von einem ordentlichen Diktator erwarte ich, dass er sich dort auf die Tribüne setzt, ordentlich an den richtigen Stellen klatscht und die Kreml-Auguren über die Anzahl seiner nicht hochgezogenen Mundwinkel rätseln lässt.

  18. AP: Rio police want IOC head to explain Ireland’s games tickets. (via Twitter)

    The Olympic Council of Ireland received 296 more tickets after exchanges between Thomas Bach, head of the International Olympic Committee, and Patrick Hickey […] police said on Thursday. […] they [the police] found a July 2015 text from Hickey to Bach requesting more tickets for the opening and closing ceremonies, as well as for the football, basketball and 100-meter finals.
    The Associated Press obtained the log of those text messages, in which Hickey lays out his „wish list.“
    Falcao said police retrieved information from spreadsheets by OCI sports director Martin Burke, who was named on Thursday as a suspect, showing how the allocation of tickets had gone up last year. There was no record of a text sent in response to Hickey’s request.

    Wenn es jetzt keine unbefleckte Empfängnis bei Tickets gibt, muss es dafür eine Erklärung finden – zumindest eine mit der intellektuellen Tiefe, die der DFB zum Kulturprogramm geliefert hat.

    Und dann frage ich mich, ob die Wahrnehmung verzerrt, aber ich habe den Eindruck das AP und Reuters in letzter Zeit einen relativ guten Job im Bereich „investigativ“ machen. Gut, der Artikel ist jetzt keine große Leistung, aber man könnte den Inhalt auch einfach im Ticker verschwinden lassen. Und sie gehen kein Risiko, AP und Reuters kann man nicht so einfach von Pressekonferenzen ausschließen.

  19. Pingback: Epochal: der DOSB, die “Spitzensportreform” und das Millionen-Weihnachtsgeschenk vom BMI • Sport and Politics

  20. Pingback: live aus PyeongChang (1): Upgrade in der Olympia-Sauna • SPORT & POLITICS

  21. Pingback: live aus PyeongChang (18): Adam Pengilly, IOC-Spezialethiker, Medienbeeinflussung und Propaganda • SPORT & POLITICS

  22. Pingback: A decade that opened windows of democracy in sport • SPORT & POLITICS

  23. Pingback: Vom Wert des Journalismus bei den Propagandaspielen in Tokio – SPORT & POLITICS

  24. Pingback: Olympic powerbroker Sheikh Ahmad Al-Sabah sentenced to prison - SPORT & POLITICS

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

What they say
"I give a shit on you!
I shit on German media!"
Husain Al-Musallam
President World Aquatics
and Co-Conspirator #3
coming soon
fund journalism
FIFA Watch
best of