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Das Olympische Bildungsmagazin

#London2012 (XVII): Der (Drecks)Boden der Olympischen Charta und andere vielfältige Lebenssachverhalte

[Ich beginne mal mit einem Nachtrag, notiert am Sonntag, dem 5. August, 16.41 Uhr.

Denn gerade hat die Deutsche Presse-Agentur ein Interview mit Nadja Drygalla veröffentlicht, das ich eben auf tagesspiegel.de gelesen habe. Darin äußert sie sich zum ersten Mal zu dieser Geschichte, die seit der Nacht zum vergangenen Freitag Schlagzeilen macht:

Ende des Nachtrags. Es geht weiter mit meinem Originaleintrag vom 3. August.]

* * *

LONDON. Moin, moin. Schon wieder im Deutschen Haus. Zum dritten Mal binnen 24 Stunden. Soll keine Gewohnheit werden. Schreibe gerade die Reaktionen auf die Heimreise der Ruderin Nadja Drygalla auf. Auslöser war diese Geschichte von vorgestern:

Erstaunlich, dass in einigen Medien aus Nadja Drygalla, einer Ruderin aus dem Achter, die kaum jemand kannte, plötzlich ein „Ruder-Star“ wird.

Ein aufgeregter ARD-Reporter hat gerade gefragt, wie glaubwürdig es sein könne, wenn Nadja Drygalla sage, sie stehe „auf dem Boden der Olympischen Charta“, aber mit einem Neonazi zusammen sei, mit dem ins Kino gehe etc pp.

Ich will nichts runterspielen, ich will aber vor allem auch nicht im Privatleben einer 23-Jährigen wühlen, will nur mal eben spitz anmerken, dass „auf dem Boden der Olympischen Charta“ schon vieles möglich war:

  • die Olympischen Spiele 1936 beim Sportkameraden Adolf Hitler in Garmisch-Partenkirchen und Berlin
  • das Massaker auf der Plaza de Tlatelolco zu den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-City
  • die Olympischen Spiele 1980 in Moskau
  • die Olympischen Spiele 2008 in Peking
  • ein nazifreundlicher IOC-Präsident Avery Brundage
  • ein Nazi, Carl Diem, der etliche der olympischen Rituale prägte

Jeder kann die kurze Aufzählung beliebig ergänzen.

Und die Olympische Charta (pdf) dazu lesen.

10.59 Uhr: Die Frage nach der Goldmedaille für die Erfurter Blutbestrahlung habe ich natürlich gestellt. Mehr kann ich im Moment nicht tun.

11.14: Via Twitter weist mich der IOC-Experte Oliver Fritsch @zeitonlinesport daraufhin, dass ich einen ehemaligen faschistischen Sportminister in meiner Aufzählung vergessen habe. Oh, ja. Jenen Mann, der die Olympische Charta und die olympischen Werte prägte, wie sonst nur Coubertin:

15.35: Wenn ich diese Pressemitteilung des Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern lese, kommen mir wieder die im Sport sehr gern angeführten vielfältigen Lebenssachverhalte in den Sinn:

Nadja Drygalla

Nr. 114 – 03.08.2012 – IM – Ministerium für Inneres und Sport

Anlässlich jüngster Medienberichte zur Olympiateilnehmerin Nadja Drygalla stellt der Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern folgendes klar:

„Das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern unterstützt seit langem das verstärkte Engagement der Sportvereine für Demokratie und Toleranz und zur Eindämmung von Gewalt und Rassismus. Der Landessportbund in Mecklenburg-Vorpommern hat sich in einem Ehrenkodex bzw. in entsprechenden Satzungsregelungen ebenfalls zu einer Unvereinbarkeit rechtsextremistischer Bestrebungen mit den Zielen seiner Mitgliedsorganisation bekannt.“, sagte Innenminister Lorenz Caffier.

Nachdem im Jahr 2011 dem Innenministerium bekannt wurde, das auch Personen zum Bekanntenkreis von Nadja Drygalla gehören, die der offen agierenden rechtsextremistischen Szene zugehörig sind, wurden mit ihr intensive Personalgespräche geführt, die dazu führten, dass Nadja Drygalla einen Antrag auf Entlassung stellte, welchem mit Wirkung vom 30.09.2011 stattgegeben wurde.

Nadja Drygalla ist somit keine Polizeibeamtin und auch kein Mitglied in der Sportfördergruppe der Landespolizei. Zu Mutmaßungen und Gerüchten im Zusammenhang mit den persönlichen Lebensverhältnissen von ehemaligen Polizeianwärtern nimmt das Innenministerium grundsätzlich keine Stellung.

„Nadja Drygalla hat durch ihre sportlichen Leistungen es geschafft, sich zum wiederholten Mal für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen zu qualifizieren. Entgegen anderslautender Medienberichte zeichnet das Innenministerium für die Entsendung der olympischen Teilnehmer nicht verantwortlich, sondern die jeweiligen Sportverbände“, sagt Lorenz Caffier.

Bei allem Respekt und in der gebotenen sachlichen Schärfe:

Nichts habt ihr hier klargestellt, ihr Deppen.

Zu Mutmaßungen und Gerüchten im Zusammenhang mit den persönlichen Lebensverhältnissen von ehemaligen Polizeianwärtern nimmt das Innenministerium grundsätzlich keine Stellung.

Das ist die feige Technik, die gern auch IOC und FIFA (in Korruptionsfällen, bei Menschenrechtsverletzungen etc pp) und mitunter der DOSB anwenden: Kein IOC-Mitglied mehr/ehemalige Polizeianwärter/tragen-sie-hier-bitte-eine-Ausrede-ihrer-Wahl-ein – deshalb für uns nicht weiter zu verfolgen und außerhalb des Interesses, außerhalb unserer Zuständigkeit ohnehin.

Auf diesem Nährboden, auf dem Boden der Olympischen Charta, um mit Vesper zu sprechen, gedeihen allerlei Getier, allerlei dumme Gedanken und allerlei Verbrechen.

16.25: Mein Text steht jetzt auf SpiegelOnline:

Das Manuskript (leicht ergänzt, aus Zeitgründen mit nur einem Link und ohne Kenntnis etwa der obigen PM des Innenministeriums MV):

* * *

Sport und Doppelmoral

Der Skandal von London hat eine Vorgeschichte: Amsterdam, im August 2006. Bei der Weltmeisterschaft der Junioren rudert Nadja Drygalla aus Rostock im deutschen Achter und wird Dritte. Michael Fischer aus Rostock wird Zweiter mit dem deutschen Achter.

Sechs Jahre später wird die Beziehung zwischen Nadja Drygalla und Michael Fischer landesweit diskutiert. Denn Fischer ist mittlerweile ein weit über die Rostocker Szene hinaus bekannter Neonazi, der für die NPD bei der Landtagswahl antrat. Nadja Drygalla rudert immer noch und schied mit dem Achter bei diesen Olympischen Spielen im Hoffnungslauf aus.

Ein „Ruder-Star“, wie es nun plötzlich in manchen Medien heißt, war sie nie – doch plötzlich macht sie mehr Schlagzeilen als der Olympiasieg des Deutschland-Achters der Männer.

Am Mittwoch erschien auf der Antifa-Internetseite Kombinat Fortschritt ein Beitrag, der die Verbindung zwischen Drygalla und Fischer thematisierte:

Einen Tag später wurde Nadja Drygalla, die in Eton einige Stunden von London entfernt im olympischen Dorf der Ruderer und Kanuten logierte, zur Teamleitung bestellt. Etwa 90 Minuten hat sie sich mit Michael Vesper unterhalten, Chef de Mission und Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). An dem Gespräch im Deutschen Haus nahm auch Mario Woldt teil, Sportdirektor des Deutschen Ruderverbandes (DRV).

Dann war das olympische Abenteuer für Nadja Drygalla beendet.

Kurz vor Mitternacht verschickte der DOSB eine Pressemitteilung. Der DRV äußerte sich zwei Stunden später. Weder Fischer noch die NPD werden in den Texten erwähnt. DOSB und DRV erklärten, Nadja Drygalla habe das olympische Dorf verlassen, „um keine Belastung für die Olympiamannschaft entstehen zu lassen“. Die Belastung aber, sie ist längst da. Und damit auch viele Fragen.

Zum Beispiel behauptet der Ruderverband, erst am Donnerstag „Erkenntnisse zum privaten Umfeld“ von Nadja Drygalla erhalten zu haben.

Und das, obwohl der Neonazi Michael Fischer in der Junioren-Nationalmannschaft ruderte und eine WM-Medaille holte?

Was weiß der Ruderverband, der seine Sportler in wochenlangen Trainingslagern vorbereitet und über tausende leistungsdiagnostische Daten seiner Athleten verfügt, wirklich über die Menschen, die er für Olympische Spiele auswählt?

Warum hat Drygalla im vergangenen Jahr die Polizeischule Güstrow verlassen?

Das Bundesinnenministerium, Hauptsponsor des olympischen Spitzensports, teilte auf Medienanfrage mit: „Seit dem 30. September 2011 ist Frau Drygalla nicht mehr Polizeianwärterin.“

[In einem überarbeiteten Text habe ich später nach einigen Telefonaten geschrieben:

Unmittelbar nach der Junioren-WM 2006 hatte Fischers Heimatverein ihn vor die Alternative gestellt: Sport oder Rechtsextremismus. Beides sei nicht zu verbinden. Fischer entschied sich gegen den Sport, begann in Rostock ein Studium – und eine Neonazi-Karriere.

Im Ruderverband hat man nicht groß nachgefragt. Es passiert oft, dass erfolgreiche Junioren aufhören, weil sie sich um ihre berufliche Zukunft kümmern müssen und der aufwändige Sport sich schwer mit der Ausbildung vereinbaren lässt.]

DOSB-General Michael Vesper erklärte am Freitagmorgen eher beiläufig, er glaube „dass es vor einigen Monaten“ im Ruderverband ein Gespräch mit Nadja Drygalla gegeben habe. Verantwortliche des DRV waren zur selben Zeit in Eton eingebunden, beim zweiten Finaltag der Ruderer, der erneut Medaillen brachte. Vesper sagte, er wolle nicht über den DRV richten. Er wolle auch nicht über Nadja Drygalla richten, die im Gespräch am Vorabend überzeugend dargelegt habe, dass sie sich „auf dem Boden des Grundgesetzes und der Olympischen Charta bewege“. Er wolle „eine Person danach bewerten, was sie selber denkt“ und „nicht in ihre Privatsphäre eingreifen und persönliche Beziehungen bewerten“.

Vespers Hinweis auf die olympische Charta liegt etwas daneben, weil sich in dieser Charta doch eine der Lebenslügen des Sports bündelt:

Denn das olympische Grundgesetz wurde maßgeblich von einigen Nazis und bekennenden Sympathisanten faschistischen Ideenguts geprägt. Etwa vom NSDAP-Mitglied von Carl Diem, Cheforganisator der Olympischen Spiele 1936 in Berlin, der den olympischen Fackellauf einführte, und von den ehemaligen IOC-Präsidenten Avery Brundage (USA) und Juan Antonio Samaranch (Spanien). Brundage hatte sich 1936 gegen Boykottaufrufe amerikanischer jüdischer Organisationen gewandt und damit Adolf Hitlers Propagandaspielen zugearbeitet. Samaranch war einst franquistischer Sportminister.

Sport und Totalitarismus sind unheimliche Gefährten.

Natürlich ist der Sport ein Spiegelbild der Gesellschaft. Natürlich gab es schon immer Hinweise und Gerüchte auf Verbindungen vor allem ostdeutscher Kampfsportler in die rechte Szene. Neonazis rekrutieren ihren Nachwuchs gern unter Fußballfans – auch das ist seit langem bekannt. Sportverbände wie der DFB, der unlängst seine braune Funktionärs-Geschichte aufgearbeitet hat, oder eben der DOSB versuchen mit verschiedenen Projekten gegenzusteuern.

Ist Nadja Drygalla, die Olympiaruderin, eine Rechtsextreme?

Michael Vesper, einst Mitbegründer der Grünen, sagt, er habe nicht den Eindruck. In der Hysterie der ersten Meldungen bittet er zu bedenken:

Wir reden über eine 23jährige junge Frau. Ich habe mit ihr intensiv über ihre Entwicklung und ihre Haltungen gesprochen.

Über Einzelfälle hinaus gebe es keine Hinweise, dass der Neofaschismus dem Leistungssport in Deutschland unheimlich nahe käme. „Diese These möchte ich entschieden zurückweisen“, sagte Vesper.

„Ich glaube, der Sport ist schon ziemlich widerstandsfähig gegen die rechte Szene“, sagte Martin Sauer, Steuermann des Deutschland-Achters. „Ich weiß, was im Grundgesetz steht“, sagt Olympiasieger Sauer, der in Bochum Jura studiert, und referiert kurz über „Artikel 5 und die Meinungsfreiheit“.

Rudern ist traditionell ein Sport von Akademikern. Nadja Drygalla aber ist anders. Martin Sauer kennt sie aus Trainingslagern und Wettkämpfen seit vielen Jahren. „Sie hat nirgendwo mal zum besten gegeben, dass sie überhaupt einen Freund hat.“

* * *

Ergänzend zwei Lesebefehle mit weiteren wichtigen Details:

(…) Unbekannt waren die Informationen über Drygallas Privatleben in der deutschen Ruderszene jedenfalls ganz sicher nicht.

Die Bundestagsabgeordnete Petra Pau von den Linken sagte der „Taz“: „Frau Drygalla wird ein strammer Hang ins Nazi-Milieu nachgesagt. Das ist nicht neu, und das war nicht unbekannt. Dennoch wurde sie sportlich von Behörden und Organisationen zur Olympiareife gefördert.“

Und auch eine Teamkollegin gab an, dass die Debatte schon lange geführt werde. „Wir haben das Thema in der Mannschaft öfter diskutiert – was wir über diese Einstellung denken und dass das nicht geht. Dass wir ganz andere Haltungen haben“, erklärte Carina Baer, die in London im Doppelvierer Silber gewann. Nein, sagte sie dann noch, neu sei die Diskussion nicht.

  • Andrea Röpke auf Zeit Online: Die Ruderin und der Neonazi. Darin wird aus den Facebook-Eintragungen Fischers zitiert, der sich in London aufhielt.

* * *

Und wenn ich schon dabei bin, mehr Lesestoff — meinen SpOn-Beitrag von gestern über die Intransparenz der deutschen Sportförderung möchte ich gern nachtragen:

Verhindern, verschweigen, verdrängen

Es gibt viele Gerüchte über Michael Vesper. Eines prägt seit mehr als drei Jahrzehnten sogar seine Biografie.

Vesper soll, so ist es von Geschichtsschreibern aus dem vergangenen Jahrtausend übermittelt, zu den Gründungsmitgliedern der Partei „Die Grünen“ gehört haben. Das war 1979. In einer anderen Epoche. Später war er mit einem Grünen-Ticket sogar mal Minister in Nordrhein-Westfalen.

Heute ist seine Frau die Sprecherin des Bundespräsidenten Joachim Gauck, der schon zu Gast war in London, und wer Vesper am Donnerstagmorgen erlebt hat, als er dem Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) beflissen beiseite stand, musste sich unweigerlich fragen, ob die grünen Ideale verschollen sind. Dazu zählten einst ja auch alternative Politikmodelle und die Idee, Transparenz einziehen zu lassen in Politik und Verwaltung. Als Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) steht Vesper aber für das Gegenteil, sogar für Kungelei.

In Sportdeutschland gibt ein sportpolitischer Komplex die Richtung vor. Deren Exponenten sind Vesper (Bündnis 90/Die Grünen), DOSB-Präsident Thomas Bach (FDP), Bundesinnenminister Friedrich (CDU) und BMI-Staatssekretär Christoph Bergner (CDU). Als Assistenten fungieren die CDU-dominierte Sportabteilung des BMI, die von Gerhard Böhm geleitete wird und abseits im beschaulichen Bonn residiert, und jene CDU/FDP-Koalitionäre im Bundestag, die vor einigen Monaten beschlossen, Journalisten von den Sitzungen des Sportausschusses auszuschließen.

Diese Sportfamilie, meist sogar von SPD und Linken sekundiert, hat bisher stets verhindert, das wichtige Dokumente der deutschen Sportförderung veröffentlicht werden. Es geht etwa um die so genannten Zielvereinbarungen mit den Fachverbänden, in denen Medaillen- und andere Verbandsziele sowie die Höhe der staatlichen Zuwendungen festgeschrieben sind.

Am Mittwoch hat das Verwaltungsgericht Berlin dem Begehren des Journalisten Daniel Drepper von der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung stattgegeben und die Veröffentlichung der Zielvereinbarung angeordnet. Im Gerichtsbeschluss wird auf ein „breites öffentliches Interesse“ an Informationen über Verbandsförderung aus Steuermitteln und Medaillenzielen verwiesen. Die Veröffentlichung habe wegen der laufenden Olympischen Spiele Dringlichkeit, urteilte die Kammer.

Dem DOSB und dem BMI, dem Hauptsponsor des olympischen Hochleistungssports, ist dieser Beschluss seit Mittwoch bekannt, als Minister Friedrich nach London aufbrach. Am Donnerstag aber, als Friedrich gefragt wurde, warum derlei Dokumente, die Auskunft über die Verwendung von Steuermitteln geben, geheim gehalten werden und Intransparenz dominiert, sagten weder Friedrich noch Vesper, noch der am Rande stehende Abteilungsleiter Böhm etwas zum Sachverhalt. Sie verschwiegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts.

Das ist real existierende deutsche Sportpolitik.

Niemand sollte sich von den verbalen Showeinlagen von Vesper und Friedrich blenden lassen.

Als Vesper den Auftritt der Olympiamannschaft und damit auch seine Arbeit als Chef de Mission und DOSB-General mit einer Ausnahme (Schwimmen) über den grünen Klee lobte: „In der Breite gut aufgestellt! Jung! Das ist ne tolle Nachricht!“ Als Friedrich über die „Autonomie des Sports“ fabulierte und die Doppelpässe mit dem DOSB als „hervorragend“ pries.

Bei Nachfragen, etwa zur Blutbestrahlung am Olympiastützpunkt Erfurt oder eben zur Intransparenz bei der Verwendung der Steuermittel, wurden die Sportkameraden kleinlaut.

  • „Unsere Entscheidungen sind transparent“, behauptete der Minister.

Dabei ist das Gegenteil der Fall, musste doch ein Gericht Transparenz anordnen, und wird sich erst zeigen, ob BMI und DOSB diesem Beschluss Folge leisten.

  • Man sei „gegenüber dem Sportausschuss offen in der Informationspolitik“, sagte der Minister.

Auch das stimmt nicht, denn seit Jahren rügen vor allem Abgeordnete der Grünen (Winfried Hermann, Viola von Cramon), gelegentlich sogar SPD-Parlamentarier, das ihnen wichtige Informationen und Originaldokumente nicht vorgelegt werden.

Als Empfänger der BMI-Tantiemen war Vesper natürlich begeistert, dass es sieben Medaillen für Deutschland gab, als Friedrich in London eintraf und die Diskussionen über Mängel der Sportförderung wieder verdrängte. Friedrich, der bis Samstag in London bleibt, mochte nicht über Problem-Verbände wie die Schwimmer reden, er sagte: „Also wir werden uns an den Wettkämpfen erfreuen.“ Im Aquatic Centre, wo der Deutsche Schwimmverband (DSV) zum zweiten Mal in der Olympiageschichte (nach 1932) wohl ohne Medaillen bleiben wird, wollte er am Donnerstagabend mit der britischen Innenministerin vorbeischauen.

Vesper sagte, er wolle die Lage im DSV „nicht schön reden“. Er sprach von Ansätzen, „es wirklich wissen zu wollen“. Nur hat niemand diese Ansätze in London gesehen. Die Teamleitung der Schwimmer war quasi unsichtbar, wirkte hilflos und gab nur vereinzelt Kommentare ab. DSV-Präsidentin Christa Thiel, von der es heißt, sie wolle immer noch DOSB-Chefin werden, falls Thomas Bach 2013 IOC-Präsident wird, hat nun schon den dritten indiskutablen Olympiaauftritt nacheinander zu verantworten: Athen 2004, Peking 2008 (wobei hier die beiden Siege von Britta Steffen vieles übertünchten), London 2012. Sie wolle erst in Ruhe analysieren und nach Olympia ihre Schlüsse ziehen, ließ Thiel über eine Nachrichtenagentur verlauten.

Welch himmelweiter Unterschied zum zweiten olympischen Kern-Verband, den Leichtathleten, die sich am Donnerstag in London erstmals präsentierten. Der DLV hat im Herbst 2004 eine Wende eingeleitet und ist mittlerweile flächendeckend von neuem Geist und Ideen infiziert. Vorkämpfer waren Eike Emrich und Jürgen Mallow, dann übernahmen DLV-Vizepräsident Günther Lohre und Sportdirektor Thomas Kurschilgen.

„Wir sehen mindestens einen Olympiasieger in der Leichtathletik“, sagte Kurschilgen, „aber wir messen Leistungen individuell!“

DSV-Funktionäre haben sich in London versteckt. Der DLV begann das Olympia-Abenteuer mit einer Charme- und Transparenzoffensive. Fachlich, präzise, offensiv, ansteckend begeisternd. Ein seltener Lichtblick. In der London-Zielvereinbarung mit dem DLV hat der DOSB übrigens acht Medaillen verlangt. Die DLV-Leute, so hat es die WAZ kürzlich berichtet, haben nach langen Diskussionen einfach mal unterschrieben. „Sonst hätten wir viel zu lange auf das Geld gewartet.“

* * *

18.07: Zur Äußerung von Petra Pau in der taz, oben im Beitrag der Welt zitiert, teilt DSOB-General Michael Vesper mit:

All denen, die jetzt so große Worte wählen und alles längst wussten, stelle ich die Frage: Warum haben sie uns das nicht nach der Nominierung von Nadja Drygalla in die Olympiamannschaft gesagt?

So, und jetzt gehe ich ins Schwimmstadion und ins Olympiastadion. Vielleicht wirklich hin und her switchen. Ich mache einen neuen Beitrag zum Kugelstoßen auf, denke ich. Hier wird möglicherweise ergänzt.

103 Gedanken zu „#London2012 (XVII): Der (Drecks)Boden der Olympischen Charta und andere vielfältige Lebenssachverhalte“

  1. Diese Thema scheint langsam ein schwieriges in Deutschland zu werden, womit sich viele – sogar der Staats- und Verfassungsschutz – überfordert fühlen. Nun hat es auch den Hochleistungssport – nicht überraschend – erreicht. Beim Breitensport läuft das – vor allem im Vereinsfussball !!! – ja schon seit geraumer Zeit.
    Ich will nichts relativieren, aber angesichts des zu erwartenden internationalen Drucks wurde schnell reagiert. Was ja auch leicht fiel, da die Sportlerin anscheinend selbst angemessen „einsichtig“ war und den Schaden für sich und die anderen begrenzen wollte. Sie hatte ja diesbezüglich bereits „Erfahrung“ und quittierte aus gleichem Grund ihren Polizeidienst.
    Aber hier kommt das Problem. Wieder eine der bezeichnenderweise in letzter Zeit immer erst nach dem Brunnenfall gestellten Fragen: Hat denn der Verein in Rostock danach die Angelegenheit einfach auf sich beruhen lassend ? Wenn ja oder auch nein, dann steht wieder eine dieser endlosen Untersuchungen ins Haus.
    Tja, die Liebe. Könnte man sagen, wenn es so einfach wäre. Doch einfach zur Tagesordnung übergehen, geht jetzt nicht mehr.

  2. Ich will nichts runterspielen, ich will aber vor allem auch nicht im Privatleben einer 23Jährigen wühlen

    Ach dafür ist ja das Papier mit den vier Buchstaben zuständig…wäre nur spannend zu wissen ob sie tatsächlich schon bei der Polizei aufgrund dieser Erkenntnisse im Frühjahr entlassen wurde (Gerücht) und warum der DOSB nicht davon mitbekommen haben will…(Augen zu und durch wie bei den Radsportlerinnen) ?

    Habe die PK gesehen und bei Vesper machte bei Deinen Fragen keinen souveränen Eindruck

  3. nette Frage, wie oft die „Bestrahlung“ erfolgte :-) und was lernen wir, keine Ahnung und außerdem wollen wir (DOSB) nicht antworten.

  4. @ Jens

    Ja,danke. Erweitert das Problem ja wesentlich. Man musste es also en detail gewußt haben. Immer diese Verdrängung und das Setzen auf das Prinzip Hoffnung bei den Oberschten. Ätzend und unverantwortlich. Wozu führen sie denn dann einen Verband, wenn sie es nicht können oder wollen ? Oder gerade deshalb ?

    Was eigentlich ein Skandal sein müsste – nämlich, dass in Deutschland vor dem Hintergrund der NSU-Morde Mitglieder der Sicherheitsbehörden enge Verbindungen zu Neonazis haben oder selbst rassistischen Organisationen angehören – mag mittlerweile kaum noch verwundern. Das aber eine Polizistin mit bester Verbindung zur gewalttätigen und ‘autonomen’ Neonaziszene weder Konsequenzen dienstlicher Natur befürchten muss, sondern im Gegenteil sogar noch mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen samt offizieller Verabschiedung durch Ministerpräsident und Innenminister belohnt wird, erscheint vor dem Hintergrund der neonazistischen Mordserie des NSU sehr bedenklich.

    http://kombinat-fortschritt.com/2012/08/01/mecklenburgische-neonazifreundin-bei-olympischen-spielen/

    Immer das Gleiche. Danach wußte man es eigentlich schon lange. Ich kann die obige Webside zwar nicht einordnen, aber wenn die Fakten stimmen, dann wurde wieder einmal bewußt sehr lange über etwas Bekanntes hinweggesehen. Ab welchem IQ ist man denn eigentlich schon in der Lage, voraus sehen zu können, dass solche Dinge nicht auf ewig vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen sind?
    Ich denke mal , dass neben der innenpolitischen Relevanz jetzt vor allem Bach und der DOSB im prekären Erklärungszwang vor der s.g. olympischen Familie sind. Denn, es ist anzunehmen, dass man dort vor allem bei Deutschland diesbezüglich sehr sensibel ist.
    Bei aller persönlichen Verantwortung von Drygalla, Schuld hat der Verband.
    Auf Facebook hat die Szene sofort reagiert und eine Solidaritätspetition mit schon 392 Unterschriften gepusht. Wenn das Problem weiter verdrängt und unterschätzt wird, wird es wohl nicht immer nur bei einem blauen Auge bleiben. Und was ich am meisten hasse, ist Heuchelei danach.

  5. Wieviele Sauen schafft man eigentlich durchs olympische Dorf zu treiben. Erst wird zurückgeritten nun zurückgerudert.
    Mann mann mann, ich schalte die Glotze erst wieder ein, wenn der Quark vorbei ist.

  6. Ergänzend: Der Ex-Nationalruderer ist nicht irgendein NPD-Funktionär, siehe hier.

    Die u.U. schwierigere Frage ist, wie man die Grenze zieht zwischen Gesinnungsschnüffelei/Privatleben einerseits und andererseits Toleranz gegenüber dem, wo ja doch etwas viel Toleranz und Nachlässigkeit geherrscht hat in diesem Land.
    Einfacher ist wieder mal die nach den Funktionären. Mindestens des Deutschen Ruderverbands. Ist denen diese offenbar erst jetzt Image-schädigende Liaison tatsächlich entgangen? @Herbert: Nachdem sich die Ruderin offensichtlich wegen dieser privaten Bindung aus der Sportförderung der Polizei verabschiedet hat?
    Um es nicht seltsam zu finden, dass bis zur Klärung der Medaillenchartacharts diese Nominierung in Ordnung war und keine der Fragen gestellt wurde, die jetzt gestellt werden – dafür braucht es schon sehr viel Phantasie/Toleranz.

  7. Weils hier übersichtlicher als bei aas.de ist: Von wann* sind die Bilder auf der Rostocker Brücke und ist es erwiesen, das sie mit dem NPDler überhaupt aktuell zusammen** ist?

    *=bei „kombinat fortschritt“ sagt der Screenshot nur aus, das die gesamte Galerie vor zwei Monaten aktualisiert worden ist, die Bilder können ebenso gut älter sein.

    **=Nur weil er jetzt in London ist, muss das ja nicht auf ihren Wunsch so sein.

  8. @ Howie Munson: Auf die Bilder gebe ich nichts, weil da ja offenbar auch Falsches behauptet bzw ein falsches verwendet wurde. Ich denke, da sind auch andere Details nicht korrekt. Aber das scheint mir nachrangig.

    Sie hat ihre Partnerschaft zu Fischer ja nicht bestritten.

    Kurz und deutlich gesagt: Wer mit wem schläft, interessiert mich nicht und das sollte in der Regel auch Privatsache bleiben. Ich habe heute morgen auf dem Weg ins Deutsche Haus auch über Begriffe wie Gesinnungsschnüfflei und Sippenhaft nachgedacht.

    Inzwischen sehe ich das etwas anders und habe einen ersten Text geschrieben. Da ist aber alles im Fluss und natürlich weiß ich gleichzeitig nichts über Drygalla.

  9. Habe das eben im Fernsehen gehört und dachte gleich: wie verlogen. Schön, dass ich hier die richtigen Worte finde. Danke!
    Ich habe ja keine Sympathien für Nazi-Bitches. Aber in den Zielvereinbarungen des BMI steht wohl nicht, welche Partei die Sportler wählen sollen. (Obwohl, dem Friedrich wäre auch das zuzutrauen.) Wunderbare Verhohnepipelung oben übrigens in diesem Zusammenhang: „Adiolf“.
    Weiter so!

  10. Unpolitisch sollen die Spiele sein. Denn Sport sei Sport. Hat die Dame sich irgendwie politisch geäußert? Offensichtlich nicht.
    So macht man die bekannten Faschisten auch noch zu Märtyrern ihrer Szene. Ich fass es nicht.

  11. Meine Meinung: wer mit einem Neonazi zusammen ist, wird garantiert nicht die Grünen oder die LINKE wählen, außerdem wird sie durch Steuergelder von Land und Bund , von denen die npd ja null bis gar nichts hält, gefördert…kurzum, sie dürfte die Gesinnung ihres Partners zumindest nicht ablehnen und deswegen nehme ich ihr das Bekenntnis zu Toleranz nicht ab…

  12. @Jens Weinreich: ok, wenn das mit Lebensgefährten weiterhin stimmt, hat der DRV gepennt, sollten die ja mitbekommen haben, dass sie seit 2011 nicht mehr im Polizeidienst steht.

    Aber es gefällt mir auch nicht, das jetzt das Privatleben über Nominierungen entscheiden soll.

  13. Es soll ja schon SportkameradInnen gegeben haben, die die Hells Angels zu Hause hatten und trotzdem noch im öffentlichen Dienst sind. Nur mal als Denkanregung.

  14. Es sollte vollkommen egal, mit wem ein Sportler zusammen ist oder auch nicht.

    Hat denn niemand die „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ gelesen?

    Katholische Gottesdienstgänger müssen sich nicht eventuelle Schandtaten dort predigender Priester zurechnen lassen. CDU-Mitglieder müssen sich keine Betrügereien ihrer Parteivorsitzenden zurechnen lassen. Und Ehefrauen und Lebensgefährtinnen müssen sich nicht die möglichen oder angeblichen Verbrechen ihrer Männer zurechnen lassen. Noch leben wir in einem Rechtsstaat, in dem man unschuldig ist, solange es kein anderslautendes rechtsgültiges Urteil gibt. Und eine Gedankenpolizei brauchen wir schon gar nicht. Selbst wenn Frau D. bestimmte politische Sympathien haben sollte, müssen ihr eigene Verfehlungen immer noch zuerst nachgewiesen werden. Von solchen Verfehlungen wurde aber nichts berichtet.

    Insofern: es ist beschämend, was derzeit Frau D. widerfährt. Und vom Springer-Verlag wie üblich: deutscher „Journalismus“ von seiner übelsten Seite.

  15. Die wirklich interessante Frage ist für mich, was der DRV bzw. der DOSB im Vorfeld wussten und wie sie damit hätten umgehen sollen – und sei es nur, um ihre Athletin vor dem zu schützen, was da jetzt auf sie zukommt.

    Man sollte zwei Dinge trennen: Dienstrechtlich darf es in meinen Augen keine Rolle spielen, was der Freund einer Beamtin oder Beamtenanwärterin so treibt, auch wenn das die Kombinats-Webseite, die offenbar noch immer in der McCarthy-Ära feststeckt (nur mit umgekehrten Vorzeichen) naturgemäß anders sieht. Aber das hat sich mit dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst (warum auch immer) eh erledigt und hat nichts mit der sportpolitischen Beurteilung zu tun.

    Bei der dürfen sicherlich strengere Maßstäbe angelegt werden, schließlich geht es auch um Aspekte wie Außenwirkung, öffentlicher Druck etc. Nur sollte ein Verband dann eine klare, nachvollziehbare Linie verfolgen und diese auch unmissverständlich kommunizieren. Wobei ich einen Gesinnungs-TÜV für alle Olympiateilnehmer selbstredend ablehne.

  16. DOSB steht überaus gründlich „hinter Frau Drygalla“ (Vesper). Er löschtauf seiner Homepage ihr Athletenprofil im London-Team.

    Es wird zurückgelöscht, sozusagen.

  17. Dienstrechtlich darf es in meinen Augen keine Rolle spielen, was der Freund einer Beamtin oder Beamtenanwärterin so treibt

    Auch nicht dann wenn man selber einen Eid auf die Verfassung ablegt und der Lebenspartner diese offenbar bekämpfen will ?

    die NPD zur Verfassung : „Natürlich sind wir verfassungsfeindlich. Wir wollen eine andere Gesellschaftsordnung.“ -Uwe Leichsenring
    „Jawohl, wir sind verfassungsfeindlich, wenn es darum geht, dieses System zu bekämpfen.“ -Holger Apfel

  18. @Tim: legt man den Eid stellvertretend auch für den Lebenspartner ab? Steht im Eid etwas davon, dass man die Gedanken des Lebenspartners zu kontrollieren hat?

    Solange man Frau D. persönlich keine Vorwürfe machen kann, ist all dies eine hysterische Hexenjagd.

  19. Ergänze die Liste um Avery „antisemitism must go on“ Brundage. Zum Umgang mit der Ruderin bin ich auch gespalten. Der Verband hat definitiv scheisse gebaut und den Nazis wurde jetzt wieder eine Märtyrerin mehr auf dem Silbertablett präsentiert, mit der sich vor kurzem noch keiner der Honoratioren zu schade war, abgelichtet zu werden.

  20. Ist die Fallhöhe beim DOSB einfach nicht mehr so hoch, dass die einfach jeden mitnehmen, Hauptsache für Deutsch(s Abschlusswertung im M-Spiegel)? Ich meine das kann man sich doch denken, dass so etwas während der Spiele rauskommen könnte und das irgendjemand dadrüber berichtet.

  21. @Gua
    Das setzt voraus, dass vorher jemand die Gesinnung der Athleten und deren Angehöriger durchleuchtet hat. Wollen wir das wirklich? Die Zeiten sollten doch wohl vorbei sein und es sollte unser aller Anliegen sein, dass das so bleibt.

  22. @Free Wilhelm

    Zumindest scheint Sie keine Probleme mit der menschenfeindlichen Ideologie ihres Partners zu haben und das finde ich bedenklich für jemanden der Deutschland bei Olympia vertritt…und auch für eine Polizistin (die sie ja wahrscheinlich nicht mehr ist)… wobei, an Polizisten die mit dem rechten Rand sympathisieren hat man sich ja leider in Deutschland fast schon gewöhnt…

  23. @Tim: woher wollen sie das wissen, womit Frau D. politische Probleme hat oder nicht? Halten sie es für unvorstellbar, dass sich eine junge Frau gar nicht so sehr mit Politik beschäftigt, sondern ihr andere Qualitäten eines Lebenspartners wichtiger sind?

    Und nochmals: wir brauchen keine Gedankenpolizei. Es ist in Deutschland dankenswerterweise noch immer nicht verboten, auch die blödesten politischen Ideen zu haben. Etwa auch links-faschistische oder rechts-rassistische. Solange dies nicht zu sanktionierbaren Handlungen führt (etwa hirnlosen Tweets), haben übergeordnete Stellen rein gar nix im Privatleben der Sportler (oder allgemein Menschen) zu suchen.

    Also: selbst wenn Frau D. rechtsradikalen Thesen anhängen sollte, bliebe dies ihr Privatvergnügen, solange keine rechtssstaatlich gesetzten Grenzen überschritten werden. Es wurde bisher nirgendwo behauptet, dass dies geschehen wäre.

  24. Ich denke mal so ganz werden sie nicht nichts gewusst haben (wenn ich den ersten SpOn-Artikel dazu lese, steht da ja auch, dass das nicht neu sein soll) und wenn es denn auch noch stimmt, dass die ihr Profil gelöscht haben (was ganz danach aussieht) ist das schon für mich blamabel.
    Weil spätestens das sollte man doch wissen, dass sowas auffällt. Vor allem wenn man noch sowas hier bei denen findet: DOSB – London 2012 Mannschaftsbroschüre – Seite 140/141

  25. Kann man rechtsradikalen Thesen anhängen ohne rechtsstaatlich gesetzte Grenzen zu verletzen?
    „Linksfaschismus“ ist übrigens sehr nett, was das denn?

  26. @spirou: selbstverständlich kann man rechtsradikalen Thesen anhängen, ohne damit irgendetwas zu verletzen. Sie könnten gedanklich auch den Holocaust bestreiten, denn noch sind die Gedanken frei. In Deutschland dürfen sie diese Meinung nur nicht veröffentlichen.

    Unter Linksfaschismus würde ich bestimmte Auswüchse verstehen, die es bereits im rechten Faschismus gab, dann aber mit spiegelverkehrter Begründung von der anderen Seite verwendet werden. Etwa die Ausmerzung Andersdenkender im Stalinismus. Aber lassen sie uns nicht über Nebensächliches streiten, bleiben wir beim Thema.

    Gibt es irgend eine sanktionierbare Handlung, die man Frau D. persönlich vorwirft?

  27. Ich finde den Umgang mit diesem Fall sehr bedenklich. Natürlich liegt es erstmal nahe dass die Lebensgefährtin eines Rechtsextremen ebenfalls mit rechtsextremen Ansichten sympatisiert. Bisher ist aber nicht belegt dass sich Frau Drygalla in dieser Hinsicht positioniert hat. Wenn sie sich nun auch, wie Vesper sagt, zweifelsfrei von rechtem Gedankengut distanziert hat, dann kann man ihr nichts mehr vorwerfen. Alles was dann noch bleibt ist ein flaues Gefühl, dass ein Rechtsstaat bis zum Beweis des Gegenteils aushalten muss. Wer jemanden allein aufgrund einer vermuteten gedanklichen Haltung um seine bürgerliche Existenz bringen will, muss sich selbst Fragen nach seinem Rechtsverständnis gefallen lassen.

  28. @ Venjan: Ja. Kann man nicht reinschauen, in den Kopf, und das ist auch gut so.

    Ich habe weiter oben schon erwähnt, dass ich auf dem Weg zur OK Begriffe wie Sippenhaft, Gedankenpolizei etc pp dekliniert habe.

    Je mehr ich mich damit befassen, und inzwischen habe ich auch mit ehemaligen Trainern gesprochen, Verbandsvertretern und anderen, die das schnelle Bild plastischer werden lassen, gerade kommt auch die Meldung, dass das Innenministerium MV über die Kontakte Drygallas zur rechtsextremen Szene informiert war, es wurde Gespräche geführt, sie hatte um Entlassung aus der Polizeiausbildung gebeten – nur der DRV, für den Fischer bei der Junioren-WM gerudert ist, hat davon nichts mitbekommen, sonst auch niemand, bis hin zum DOSB. Bis gestern/vorgestern?

  29. Wer militantem Neonazismus (genau darum handelt es sich bei einem „sozialen Nationalisten“) mit Toleranz begegnet, den kann man getrost als fahrlässigen Tathelfer bezeichnen. Leider kommt sowas häufig von Leuten, die berufsbedingt einen Eid auf die Verfassung geleistet haben (wissen die eigentlich warum es diese Verfassung gibt?).

    Im Gegensatz zu vielen anderen irren Ideologien ist diese mit Leichen gepflastert – und ich meine dabei nur die letzten 10-20 Jahre, bevor hier ein Schnelldenker die unsägliche Hitler-Stalin-Polpot Keule holt… Die gern genommene rinks-lechts Relativierung verbietet sich hier mangels Vergleichbarkeit.

    Der Reflex, an Toleranz und Meinungsfreiheit zu appelieren war vermutlich ein maßgeblicher Grund warum die NSU jahrelang morden konnte und, gewollt oder nicht, von den zuständigen Behörden und Diensten ignoriert bis gedeckt wurde.
    Mich wundert es daher leider nicht, dass in einem soldatischen und polizeilichen Umfeld, in welchem die meisten Leistungssportler in Deutschland leben, hier keine sonderliche Sensibilität oder Aufmerksamkeit besteht. (Damit meine ich explizit NICHT, das alle oder auch nur die meisten dort Nazis sind!)
    Dafür existiert allerdings ein Übermaß an kosmetisch motivierter Pannikreaktion, wenn das Offensichtliche plötzlich öffentlich wird..

    @Jens: Vielleicht kann man in einer PK mal ganz doof fragen, was genau denn das Problem bei solchen „Meinungen“ ist? Ich wäre gespannt zu hören, was ein Funktionär oder Politiker antwortet. Meine Vermutung (und leider Erfahrung) ist, dass kaum jmd in der Lage ist zu sagen, warum genau Nazis ein Problem sind. Es geht immer nur um „das Image/die Aussenwirkung“ und „die Geschichte“…

  30. @ Matze: Sehr gute Idee, diese Frage zu stellen :)

    Ich denke aber, Vesper wird mit seinem grünen Background einigermaßen cool antworten können. Andere eher nicht.

  31. @Matze: fällt ihnen eigentlich die Ironie auf, anderen Totschlagargumente vorzuwerfen und gleichzeitig zu schreiben, Toleranz und Meinungsfreiheit währen mit schuld am Treiben der NSU?

  32. Und warum wird das gerade während Olympia bekannt.

    Die Personen die das jetzt veröffentlichtet haben, hätten das doch auch schon vor Olympia machen können.
    Da wäre halt das Medienecho nicht so groß gewesen.

  33. @Jens: Die Frage ist doch was es zu wissen gibt. Hat sie selbst rechtsextreme Ansichten geäußert oder nicht? Wenn sie das tat müssen sich die Verbände natürlich kritische Fragen gefallen lassen. Wenn aber nicht, und ich habe bisher nichts derartiges gelesen, dann geht es eben allein um ihre Gedanken, die niemand prüfen kann und die deshalb auch nich Grundlage für irgendwelche Sanktionen sein können. Und wenn sie sich sogar glaubhaft von rechtsextremem Gedankengut distanziert hat, ist es meiner Meinung nach erst recht unzulässig ihr etwas gegenteiliges zu unterstellen.

  34. a) Ich meine gestern (ARD) beim Rudern auch ein rausgerutschtes „Endsieg“ gehört zu haben (oder war das heute?) – aber da will ich keine Gesinnung unterstellen.

    b) Im ZDF heute i.d. Zusammenfassung berichtet man, dass die Fehlentscheidungen des dt. Ringrichters Petitessen gewesen seien, dann, womöglich weil man unfähig ist sich mündlich verständlich zu machen, dass der Athlet wg. Alltäglichkeiten zu Unrecht verwarnt worden sei, was ja was anderes ist – 3x in 27 Sekunden. Uns zuzumuten diese halbe Minute mit eigenen Augen zu sehen, auf dass wir uns selbst ein Urteil bilden, kommt denen offenbar nicht in den Sinn – stattdessen sollen wir uns einen Namen für einen Plüschköter überlegen und per E-mail einschicken – „Pit Brit“ wäre mein Vorschlag 1, oder „Stinker“.

    c) Die Partnerin eines Nazis rudert für Deutschland? Da bekomme ich auch Bauchschmerzen in zweierlei Hinsicht:
    1. Ist die Frau so unselbständig, dass sie nicht selbst Nazi sein kann, so sie will,
    2. Wo zieht man die Grenze, bei der Beurteilung der Gesinnung der Sportlerinnen und Spöortler?

    Wenn diese sich selbst zur Olympiade rassistisch verhalten oder öffentlich äußern, dann soll man nicht zögern und rauswerfen. Wenn sich aber lange im Vorfeld der Partner einschlägig betätigt? Was ist mit ihren Sportkameradinnen, mit Trainern u. Betreuern – reden die mit ihr und fragen, was falsch läuft? Oder ticken die genauso, aber halten sich stärker zurück?

    Politische Einstellungen kann man nicht vorschreiben oder ausschließen – wer sollte festlegen, was erlaubt ist und was nicht, wo die Grenze ist, wie die ermittelt wird. Was würde man damit erreichen, außer Duckmäusertum und Verheimlichung? Wäre das früher thematisiert worden, dann hätte man die Einstellungen der Sportlerin mit ihr selbst ja öffentlich diskutieren können – wenn sie dann nicht justiziables sagt und nichts, was gegen die olympischen Statuten verstößt, dann würde man sie als Sportlerin dulden sollen – man steckt sich ja dadurch nicht mit Rechtsradikalismus an.

    Zu glauben, dass man mit der Gesinnungsprüfung von Sportlerinnen etwas ändert, dass es mehr als hilflose Symbolpolitik ist, ist m.E. naiv. Allerdings macht man so niemanden zum Märtyrer – Märtyrer ist jemand, der für seine Überzeugung zu sterben bereit ist – nicht jemand der vorzeitig aus dem olympischen Dorf abreist.

  35. @ Venjan: Das versuche ich auch nicht. Glaube nicht, dass ich da bisher eine Aussage getroffen habe. Ich kenne sie nicht. Meine Stoßrichtung geht einmal mehr in Richtung Verbände/Sportförderinstitution. Ich versuche, deren Janusköpfigkeit aufzuzeigen. U.a.

  36. ich als expertin sage:

    Wenn ich das richtig sehe, wird der Ruderin eine private Beziehung zur falschen Person zur Last gelegt. Irgendwelche Aktivitäten in der Naziszene, besondere Sympathien für die Ideologie oder sonst vorwerfbare Handlungen scheint es nicht zu geben.
    So was nennt man Sippenhaftung (Einstehenmüssen für Fehler von Familienangehörigen) und zieht sich vom Alten Testament über’s Mittelalter bis hin zu den Nazis.

    ich als expertin..

  37. Moin!

    @ JW: Danke erstmal für die Relativierung der olympischen Charta. Ist die eigentlich konstant seit anno 36? Gibt in der olympischen Symbolik ja einiges, über das nachzudenken lohnen könnte.

    Zur „Sippenhaft“ und „Gesinnungschnüffellei noch zwei Anmerkungen: Bei AAS ist es in den Kommentaren schon gesagt worden, aber man kann einen Unterschied zwischen Sippe / Verwandtschaft und Freund/Freundin sehen (ob das hier Lebenspartner meint, sei anheim gestellt). Für Familie kann man nichts. Freunde sucht man sich aber. Eine Werteidentität bei Freunden zu unterstellen, ist IMHO nicht abwegig.

    Gesinnungsschnüffellei: Da die hier unterstellte Gesinnung nicht auf dem Boden der Demokratie steht, lohnt sich das Schnüffeln schon, wenn die zu Beschnüffelnde a) riecht und b) im Erfolgsfall den positiven Symbolhaushalt der Bundesrepublik selber durch Edelmetall erhöhen sollte. Zumal die zu beschnüffelnde Gesinnung – wie von Matze oben herausgearbeitet – so ganz und gar nicht zu den Werten von Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat, etc passt, sondern diese bekämpft und ablehnt. Es scheint ja vielen Apologeen der absoluten Meinungsfreiheit nicht so ganz klar zu sein, dass NPD und freie Radikale die Meinungsfreiheit, die die Apologeten verabsolutieren, als erstes (oder zumindest ganz weit vorne) abschaffen werden.

    Da das jetzt schon weit im OT ist (trotz des Mottos da ganz oben) noch eine Frage zu London: Wo steht der Burgercount heute? :-)

  38. @ ferenc_i: Ich hatte das historisch mal drauf, den 36er Kram und anderes. Aber mittlerweile alles vergessen. Müsste selbst suchen. Diem hat ja auch den Lichtdom eingeführt, der dann bei anderen Eröffnungsfeier gern mal eingesetzt wurde.

    Burger-Count: Hm. Haben mich schon einige gefragt. Ich glaube: 12. Muss mal wieder Twittern. (Sollten es mehr als 12 sein: #Verdrängung)

  39. @ferenc_i: lasst uns die Meinungsfreiheit vorsorglich abschaffen, weil die Gegner dieser Freiheit auch davon profitieren? Lasst uns genau so die Religionsfreiheit abschaffen, weil es Religionen gibt, die diese Freiheit abschaffen wollen? Lasst uns die Bewegungsfreiheit abschaffen, weil es Menschen gibt, die diese Freiheit für terroristische Taten oder noch Schlimmeres ausnutzen? Lasst uns die Berufsfreiheit abschaffen, weil auch Nicht-Linientreue (oder Schwule oder Transsexuelle, oder ….) einen öffentlich bezuschussten Beruf ausüben wollen?

    Für Radikalenbeschnüffelei gibt es bereits Behörden. Es braucht nicht noch zusätzliche Schnüffler in jeder anderen öffentlichen Institution. Wenn Frau D. eine „gefährliche“ Rechte wäre, die keinesfalls irgendwo auch nur einen Euro aus öffentlicher Hand erhalten sollte, sollte es dafür gerichtsfeste Beweise geben. Wer von diesem Rechtsstaatsprinzip abkehren möchte, sollte dies offen sagen. Da bleibe ich lieber Apologet.

  40. @ ha #21: Ich habe den DOSB via Twitter angefragt. Jetzt haben sie eine vernünftige Lösung gefunden und schreiben (auch im Profil):

    Wir haben die Kommentarfunktion auf diesem Profil ausgeblendet, nachdem es vermehrt zu beleidigenden Kommentaren in alle Richtungen kam.

  41. @ferenc_i: es ist nicht überraschend, dass im Zweifelsfall auf kritische Nachfragen zu Thesen wie den ihren nur noch ad hominem kommt. In diesem Sinne:

    „Eine Werteidentität bei Freunden zu unterstellen, ist IMHO nicht abwegig.“

    Diesen Satz hätte Joseph McCarthy bestimmt auch unterschrieben.

  42. #49
    Technische Frage also. Danke. Mit Kommentaren können sie wohl noch nicht so gut, soll es ja öfter geben ;-D
    Im Übrigen: völlig mit Dir d’accord, Jens, und der „Doppelmoral“.

    Aus der PM des Innenministeriums lässt sich ja doch etwas ableiten: Sie hat es vorgezogen (dahingestellt sei: wurde dazu gedrängt), die Polizei zu verlassen. Statt den Kontakt zu ihrem Lebensgefährten aufzugeben. Und da sie aus der Sportfördergruppe der Polizei ausgeschieden ist, KANN diese Verbindung dem Sport gar nicht entgangen sein – gegenteilige Erklärungen des DRV halte ich für vollkommen unglaubwürdig. Gesprächsbedarf sah man offensichtlich trotzdem nicht.
    Und das ist nun ein ganz merkwürdiger Gegensatz zu den aktuellen Äußerungen, nach denen da etwas zu klären sei mit der Athletin, nach den Spielen.

    Das heißt, hier zeigt sich wieder mal jene political correctness, die zuerst des Bildes wegen gepflegt wird – aber sonst kein Thema ist.

    (Wie immer man dann solche Fragen auch klärt.)

  43. Ich frage mich angesichts Meldungen wie dieser http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-07/baden-wuerttemberg-polizei-kukluxklan schon, mit welchen Maßstäben bei der Polizei gemessen wird. Auf der einen Seite KKK-Mitgliedschaft, ein bisschen Disziplinarmaßnahmen und alles ist wieder gut. Auf der anderen Seite den falschen Freund, und …

    Auf der einen Seite fehlt es an harten Maßnahmen (KKK-Affähre), auf der anderen Seite fehlt es mir an Fakten und besonnenem Handeln.

  44. Was hat es denn mit der Tätowierung „schwarze Sonne“ auf sich. Wird die auch nur dem Photographen, Freund und NSR-Mitglied zur Last gelegt, oder ist das eine Zierde die sie trägt?

    Ich weiß nicht wie nah sich die Frauen des Achters privat kommen – ich kann mir sowohl vorstellen, dass alle Bescheid wussten, incl. Trainer, als auch das keiner was wusste. Es würde mich auch wundern wenn von der Polizeiführung eine Meldung an den Sportbund geht, nachdem man sich von der Dame trennt. Auf welcher Rechtsgrundlage sollte denn sowas stattfinden? Im Gegenteil würde es wohl gegen das Datenschutzgesetz verstoßen.

  45. Für Radikalenbeschnüffelei gibt es bereits Behörden.

    Die aber, wie seit der NSU Geschichte bekannt, auf dem rechten Auge ganz offensichtlich blind sind (absichtlich?)

  46. Alle Relativierer und Schönredner sollten mal die brau.. ähhh rosarote Brille abnehmen und sich die Seite der „Nationalen Sozialisten Rostock“ anschauen…mir persönlich wird da schlecht…

    Entweder ist die Ruderin vor Liebe blöd/blind oder aber sie steht hinter der menschenfeindlichen Ideologie ihres Partners…warum scheidet sie freiwillig als Polizeianwärterin aus und verzichtet auf ein sicheres Einkommen ?

  47. #54: „Der falsche Freund“ scheint mir etwas verharmlosend. Ich persönlich finde es jedenfalls sehr unglücklich, wenn die Leute, die für Sicherheit zuständig sind, in der Freizeit mit Neonazis abhängen. Gewisse Zweifel am berufsrelevanten Wertesystem dieser Personen sind einfach nicht von der Hand zu weisen…

    Die Olympiateilnahme ist etwas anderes, aber da sie vom Staat finanziert wird, kann der Staat auch ein bisschen wählerisch sein, wem er dieses Privileg zukommen lässt. Wer mit Neonazis kungelt, verharmlost sie (mindestens) und sollte vom Staat bzw. den Sportverbänden nicht noch in eine Vorbildrolle aufgenommen werden.

  48. #55
    Wenn eine Kaderathletin ihre Ausbildung abbricht, die Sportfördergruppe der Polizei verlässt, dann erfährt – wie oben von mb kommentiert – der Laufbahnberater des Olympiastützpunktes davon. Das ist sein Job, sich dann mit den „Lebenssachverhalten“ zu befassen, mit der Athletin.

    Die Behauptung des DRV, dass das neu gewesen sein soll, darf man schon bewzeifeln.

  49. @Axel_K: wenn sie die Verharmlosung bekritteln, haben sie aber sicher auch eine Meinung zum anderen Extrem.

    Wie hat man sich die weitere Existenz der Frau D. vorzustellen, wenn in der auflagenstärksten Zeitung Deutschlands bzw. dessen Onlineauftritt ein Bild von ihr veröffentlicht wird mit der Unterschrift „Nazi“-Irgendwas (ist mittlerweile geändert)?

    Meinen sie nicht, dass es dann doch besser wäre, man irrt sich zugunsten eines möglicherweise komplett unschuldigen Menschen statt diesen der hechelnden Medienmeute, angeführt von Kai Diekmanns Lehrlingen des Schmutzes, zum Fraß vorzuwerfen? Wer gegen rechtes Gedankengut antritt, kann dem wohl sein dabei, eine Existenz zu vernichten rein auf Verdächtigungsbasis?

  50. @Free Wilhelm: Ja, dazu habe ich eine Meinung. Ich würde auch Kai Diekamnn nicht für Olympia nominieren, wenn er sich sportlich qualifizieren würde. Ich würde die Blöd aber auch nicht als Zeitung bezeichnen.

  51. @Free Wilhelm Schon nach Deinem ersten Eintrag dachte ich: Oh, oh, der wirds nicht leicht haben. Genauso ist es gekommen….Aber bitte troll Dich nicht! Bin Deiner Meinung. Gesinnungspolizei lehnst Du ab – okay. Nur glaube ich, dass alle Teilnehmer der Olympiamannschaft sowieso mit einem verfassungsschutztechnischen Update vorsorglich durchleuchtet wurden. Wir müssen also alle aufpassen, dass die Schnüffelei gerade auch mit Hilfe des Internets nicht aus den Fugen gerät.

    @ich_als_experte: Deinem Kommentar kann ich auch zustimmen. Das Wort Sippenhaftung sollte man aber doch nur der Nazizeit überlassen.
    Das gemahnen schon die vielen Opfer in Folge des 20. Juli 1944, die auch nur etwas gewußt haben. Warum aber 1945 aufhören? Schließlich verstand es ja das DDR-System mit großer Perfektion auf allen gesellschaftlichen Ebenen unliebige Zeitgenossen über die Drohung gegenüber Anderen „gefügig“ zu machen. (Bsp.: Wenn deine Tochter den Ausreiseantrag nicht zurückzieht, bist Du (Vater) Deinen Posten los). Hier nur zwei der härtesten Fälle aus dem Sport:
    Der Dresdner Fußballer und Nationalspieler Kotte mußte unterklassig spielen, weil er von Fluchtgedanken seines Mitspielers Weber wußte und Radsportler Wolfgang Lötzsch wurde sein Kontakt zum republikflüchtigen Cousin Dieter Wiedemann zum Verhängnis.

  52. Andrea Röpke zitiert Titel von Artikeln auf einer Internetseite, die ich keineswegs der rechten Szene zuordnen kann. Dies könnte in irgendeinem Blog über den ESM, die Europapolitik, Privatisierungen usw. genau so stehen.
    „Dann schaffen wir die Demokratie eben ab!“ oder “ Wenn die Heimat ausverkauft wird“.
    Nun, das Wort Heimat ist schon sehr sehr sehr erschreckend. Da könnte man glatt meinen, dass jemand eine emotionale Verbindung zu seiner Lebensunwelt hat und eine gesellschaftliche Verantwortung für seinen Nächsten darin sieht.

  53. @jw: was soll eigentlich dieses Phantomdiskussion darum, wer „es“ wann gewußt hat? Müßte man dazu nicht erst einmal eine klare Aussage dazu treffen können, ob „es“ überhaupt ausreicht, um dies als Delikt jemandem vorzuwerfen? Ich würde dies Skandalisierung eines Sachverhalts nennen, bei dem der Skandal fehlt.

  54. Pingback: #London2012 (XVIII): David Storl @shotputdevil : jens weinreich

  55. Ich finde den „Fall Drygalla“ muß man in den Teil „Verhalten der div. Verbände“ und „die Athletin Drygalla“ splitten.

    #Verbände
    Wie so oft halte ich das Verhalten der Verbände für Befremdlich bis Unglaubwürdig. Die Ruder-Szene ist doch bestimmt überschaubar und Rostock erst recht, daß da keiner etwas wußte ist lächerlich. Da wird die Wahrheit doch gebeugt wie man es braucht, damit nicht der eigene Kopf in die Schlinge gelangt.
    Des weiteren möchte ich nicht wissen, wie Drygalla gestern in diesem Gespräch unter Druck gesetzt wurde.
    Es gäbe noch viel mehr Gedanken dazu zu schreiben, aber ich halte mich mal zurück…

    #Athletin
    Ich bin da sehr zwiegespalten…
    Auf der einen Seite habe ich gar kein gutes Gefühl dabei, daß eine Sportlerin, die wohl dem rechten Gedankengut nahesteht, Deutschland nach außen hin vertritt und als Vorbild dienen soll.
    Dass klingt natürlich alles idealistisch, denn ohne diese Geschichte hätte doch ehrlich gesagt keine breitere Öffentlichkeit von Frau Drygalla je Notiz genommen.

    Auf der anderen Seite habe ich auch kein gutes Gefühl dabei, das Mädel einfach so „auszumustern“ und quasi zu verurteilen, denn es ist ja eigentlich nichts bekannt, was sie sich wirklich zu Schulden kommen hat lassen. Es gibt keine Fotos auf denen sie mit irgendetwas Zweideutigem posiert, sie hat keine „falsche Fahne“ im olympischen Dorf gehisst oder ähnliches. In dem gestrigen dubiosen Gespräch hat sie ja angeblich auch gesagt, hinter den sog. „olympischen Werten“ zu stehen.

    Zum Abschluß noch ein Gedanke (zugegebenermaßen pathetisch):
    Nehmen wir mal an, sie ist durch ihr privates Umfeld wirklich in engerem Kontakt zu rechtem Gedankengut, hat aber bisher einen Gegenpol im Profisport, der ja viel, viel Zeit und Energie erfordert. Diesen Gegenpol will man ihr nun wegen „Werten des Sports“ entziehen… Ist dies sinnvoll?
    Wäre es nicht eigentlich nicht sinnvoller, wenn“der Sport“ einem jungen Mädel einen (auch emotionalen) Rückhalt bieten würde, ihr in ihrer Orientierung „zu helfen“ und ihr (weiterhin) ein alternatives Umfeld bieten würde?
    Um noch blumig romantischer zu werden, wäre es für „die Gesellschaft“ nicht vielleicht auch besser gewesen, hätte sich dieser Herr Fischer für eine weitere Karriere als Profisportler entschieden und seine Energie in das Rudern statt in seine jetzigen Aktivitäten gesteckt.

    ODER platt gesagt (zugegeben nahe am BILD-Niveau):
    Treibt das Verhalten des DOSB dieses Mädel jetzt nicht erst recht in die Arme der braunen Mischpoke (aus denen der olympischen Sport-Familie)?

  56. Ich hoffe, dass es an dieser Stelle nicht untergeht, aber gerade nach dem Aufstehen gehört: Dagmar Freitag im DLF zu diesem Thema. Auch ein paar interessante Aussagen gegen Ende des Gesprächs. Sie behauptet, sie hätte nichts dagegen, wenn der Hausherr und seine Kollegen wieder an Sitzungen des Sportausschusses teilnähmen….

  57. jw,
    aber das geht sie doch. Darüber hinaus. Wie Du leider erfahren hast.

    Und wenn ich das mal hier anmerken darf, auch als Kommentar zu Deinem schönen Beitrag über die Zielvereinbarungen: Regelrecht putzig finde ich, wie die Sportausschüssler jetzt Daniel Drepper zu seinem Erfolg gegen das BMI beglückwünschen. Dabei: Das Verfahren ist unter der Großen Koalition etabliert worden. Außer gelegentlichen Protesten über die Geheimhaltungspolitik von BMI/DOSB gab es keinen.einzigen.parlamentarischen.Versuch, die Veröffentlichung zu erzwingen. Drepper/Schenck/WAZ haben also mit ihrer Klage binnen vier Wochen erzwungen, worüber Freitag & Co. sich über Jahre mehr so: medienwirksam mal so ein bisschen beschwert haben.

    Period.

  58. Interessant ist ja auch der Zeitpunkt, zu dem Drygalla nach Hause geschickt wurde: Nämlich NACH ihrem Ausscheiden aus dem Wettbewerb.

    Solange noch Medaillenhoffnungen bestanden waren den Funktionären die (ohne Zweifel bekannten) NPD-Kontakte wohl zweitrangig.

    Und ich glaube auch nicht, daß Vesper und Genossen sie zur Abreise gedrängt hätten, wenn sie vorher eine Goldmedaille geholt hätte …

  59. Leider habe ich in meinem Text gestern einen Fehler gemacht: der Nazi Carl Diem war kein NSDAP-Mitglied. Ich habe es oben gestrichen. Ist ärgerlich, weil seit Jahrzehnten so viel darüber berichtet wird und ja gerade diese Frage – kein Parteimitglied, aber Vorkämpfern – im Zentrum stand. Was ich auch schon mal wusste, dennoch in der Hektik falsch aufgeschrieben habe.

    #Dummkopf

  60. Ich möchte noch zu bedenken geben, was die Konsequenz eines solchen Skandals sein kann:

    Die Politik befindet, dass etwas getan werden muss.
    Man beschließt, das alle Olympioniken schriftlich zusichern müssen auf dem Boden des GG zu stehen, und keiner Partei o. Organisation anzugehören, deren Verhältnis dahingehend unklar ist.

    Als operative Unterstützung bei der Frage, ob das auch stimmt, stützt man sich dann auf wen? Auf den Verfassungsschutz natürlich. Als erstes wird dann Sportlern die Förderung verweigert, die in der Linkspartei sind, bei Attack, Anonymous, Occupy usw. Man kann ja keinen Kugelstoßer fördern, der vielleicht am 1. Mai in Kreuzberg Pflastersteine schleudert.

    Punkt 2 wäre, dass man, um im Zweifelsfall zu wissen wie die Gesinnung aussieht, gezielt inoffizielle Mitarbeiter (IM) – ach nein, falsche Epoche, pardon, Informanten heißen die ja jetzt, also Informanten anwirbt im Sportverein – das können Mannschaftskollegen, Trainer, Betreuer, Masseure usw. sein, die ein Vertrauensverhältnis zu den Zielpersonen aufbauen, um …

  61. @Free Wilhelm: Das ist mir bekannt (dass es mit dem Radikalenerlass etwas ähnliches bereits gab: Für Anstellungen im öffentlichen Dienst/Beamte – vorgebliche v.a. für Lehrer gedacht, aber auch auf Lokführer und Briefträger angewendet.

    Eine offene Gesellschaft muss einfach damit leben, dass vom Recht auf freie Meinungsäußerung, freier Gruppenbildung usw. auch Gebrauch gemacht wird. Wenn man das engmaschig kontrollieren will ist die Freiheit weg – so ist das.

    Mit dem Wunsch als Vorzeigesaubermann in jede Richtung leuchtenden Vorbildcharakter abzustrahlen verträgt sich Toleranz prinzipiell nicht. Solange fremde Meinungen nicht weh tun ist es nicht sonderlich tolerant diese zu dulden.

  62. Pingback: Derangierte Einsichten - Sonntagslinks 05.08.

  63. Hmm – http://t.co/vvi0Jhyy liest sich zwar wie der Beginn des klassischen Happy Ends aber warum hat Drygalla die Distanzierung ihres Freundes von der rechten Szene unter ihrem positivem Einfluss nicht schon in dem Gespräch mit Vesper klargestellt? Oder warum hat Vesper das nicht in den anschließenden Mitteilungen klar in den Vordergrund gestellt, den indirekten positiven Einfluss des Sports hervorgehoben und am besten Drygalla als Heldin bis Fast-Märtyrerin instrumentalisiert?

    Da bleiben doch nicht nur Fragen, da kommen eher welche hinzu :-(

    Davon ab – wenn die dargestellten Punkte den Tatsachen entsprechen alle Achtung vor dieser jungen Frau, wer hätte es ihr verübeln wollen, den fehlgeleiteten Freund nicht schon längst in die Wüste geschickt zuhaben?

  64. @ Free Wilhelm: Musste löschen, ok. Das ging deutlich zu weit und unter die Gürtellinie. Einen der Kollegen lese ich regelmäßig und weiß auch ein bisschen, wie er hier arbeitet. Ich habe einige seiner Texte empfohlen. Das Drygalla-Interview habe ich längst hier an den Anfang des Artikels gesetzt. Nadja Drygalla und der Verein haben sich die dpa als Gesprächspartner auserkoren. Das ist deren Entscheidung. Die nötige Publizität ist damit garantiert. Andere Journalisten haben weiter recherchiert. Wer beide von ihnen verlinkte Texte liest, wird gewisse Differenzen in der Darstellung feststellen. Ich finde es gut, dass sich Nadja Drygalla nun ausführlich geäußert hat. Ob es so ist, wie sie sagt, wird man sehen. Ich hoffe es für sie.

  65. Ich fordere ja für unfähige Kampfrichter und Funktionäre ebenso eine Sperre wie für Dopingsünder – wer in schlechtester Bildmanier „Ist Nadja Drygalla die blonde Frau mit dem weißen Pullover rechts?“ unter ein qualitativ miserables Foto schreibt, dem gehört aber auch ein Berufsverbot erteilt. 2 Jahre – im Erstfall gerne auf Bewährung, Handabhacken wäre doch etwas zuviel :-(

  66. @jw: ich fand eigentlich nicht, dass das Gelöschte über eine klar tolerierbare Meinungsäußerung hinausgeht, trage aber auch nicht das Buskeismus-Risiko, insofern OK. Oder ist das Solidarität/Kollegialität selbst mit Springer-Angestellten?

  67. Auch wenn dies womöglich nur in der Moderationstonne landen wird: Journalisten, die den (angeblichen, unbewiesenen) Besuch einer Webseite mit dem Beweis für Sympathien dessen Inhalts oder einer Verstrickung in die Szene gleichsetzen, halten vermutlich auch jeden Menschen, der „Mein Kampf“ oder die Mao-Bibel gelesen hat, für einen erwiesenen Nazi respektive Kommunisten. Eine solche Argumentationsweise sollte selbst in einer Zeitung wie „Die Welt“ indiskutabel sein.

  68. Nun könnte man mutmaßen ob die Linke Szene auf die schlechte Recherche bei solchen Meldungen gehofft hat oder ob die rechte Szene das ominöse Facbook Profil vor 2 Monaten eindeutig bestückt hat, um den mutmaßlichen Aussteiger eins reinzuwürgen…

    Ändert aber beides nix daran das die Verbände und Funktionäre total versagt haben und Schnellschüsse mit breiter Medienwirkung unschöne Folgen haben können.

  69. Gut zu wissen :) Hätte ich mir auch denken können, dass schon der Name zu Vorsicht bei einem Plattforminhaber führen wird.

    Doppelpost mit der schon erledigten Frage darf auch gerne gelöscht werden.

  70. Pauschale Kritik an der „Öffentlichkeit“? Da muss er schon konkreter werden und die zeitlichen Abläufe beachten.

    1) Wäre der Sport professioneller damit umgegangen, hätten die Verbände die Sache längst geklärt bzw wären offensiver damit an die ÖFFENTLCHKEIT gegangen. Vor allem zum Schutz von Nadja Drygalla. Der Athlet soll doch angeblich im Mittelpunkt stehen, nicht wahr?

    2) WEN kritisiert de Maizière? BILD? Traut er sich nicht. FAZ, SZ, SpOn? Blogger? Lokalzeitungen?

    Also. Bisschen dünn. Aber als besonnener Gutmensch kommt er wieder rüber.

    P.S. Ich halte ihn durchaus für einen besonderen Politiker, der sich in vielerlei Hinsicht angenehm von vielen unmöglichen Gesellen im Bundestag unterscheidet.

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  72. Nachklapp in der Welt:

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article108515173/Raetselhafte-Ungereimtheiten-in-der-Affaere-Drygalla.html

    SPD-Innenexperte Michael Hartmann sagte demnach:

    Wenn ihre Beziehung zu einem ehemaligen Neonazi bekannt war, dann hätte Frau Drygalla nicht für die deutsche Olympiamannschaft aufgestellt werden dürfen.

    Ach Hartmann, hättest du nur geschwiegen, so wärst du Philosoph geblieben. Oder wärest zumindest nicht so unterirdisch-ignorant aufgefallen, wie vorher auch schon SPD-Frau Freitag.

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