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Das Olympische Bildungsmagazin

Programmhinweis: Leichtathletik-WM

08.46 Uhr: Irgendwann heute Nachmittag (nein: eigentlich in diesem Moment) beginnt die Berichterstattung zur Leichtathletik-WM in Berlin. Ich werde bis zum Nachklapp am 24. August versuchen, wie vor einem Jahr während der Olympischen Sommerspiele in Peking, möglichst viel mitzubloggen, oft auch live, und einen Mix aus aktuellen Notizen, Hintergründen, journalistischem Alltag mit Irrungen und Wirrungen, Dokumenten, Beobachtungen und natürlich sportpolitischen Geschichten anzubieten.

Es wird wie immer ein Spagat, zumal ich in der Pflicht stehe, während der WM mein Geschäftskonto zu pflegen – ich werde also für verschiedene Medien produzieren. Der Aufwand für das Blog, der oft genug volle Arbeitstage überschreitet, wird derzeit nur mit Lob und Tadel und mich bereichernde Diskussionen honoriert. Das ist auch ganz schön, das ist sogar wunderbar, begleicht aber nicht meine Rechnungen.

Wenn ich richtig gezählt habe, ist dies meine siebente Leichtathletik-WM. Verpasst habe ich als Schüler und Student Helsinki 1983 und Rom 1987, als Journalist noch Tokio, Stuttgart und Göteborg. Es wird sich also nicht vermeiden lassen, in den nächsten Tagen olle Kamellen aus Athen, Sevilla, Edmonton, Paris, Helsinki und Osaka einfließen zu lassen – natürlich auch Geschichten von den Olympischen Spielen, bei denen ich seit 1992 immer über Leichtathletik berichtet habe. Ich bin ja so ein altertümlicher Mensch, der ernsthaft daran glaubt, dies sei vielleicht hilfreich, um Vorgänge einordnen und Prozesse besser verstehen zu können. Aber ich kann mich natürlich täuschen.

Kurzum: Manche werden die Berlin-Tagebücher wieder als peinliche Klassenfahrt-Berichte abtun, manch einer wird hoffentlich etwas Interessantes finden, manch einer wird vehement behaupten, hier dominierten Ironie, Sarkasmus und vielleicht sogar – ganz, ganz schlimm: Polemik -, manch einer wird mangelnden Respekt vor der Sportfamilie monieren, und manch einer wird gar auf die Idee kommen, hier werde zu viel über Doping debattiert, anstatt über tollen Sport zu reden. Dagegen werde ich vermutlich wenig einzwenden haben und kann nur sagen: So ist das Leben. Wer die offiziellen Töne und Geschichten hören möchte, darf sich während der WM – total objektiv und unabhängig natürlich – hier informieren:

Das bringt mich zum Punkt: Hilfestellung für überforderte Journalisten und Schwarm-Intelligenz. Wer kann mir die besten Leichtathletik-Webseiten empfehlen. Unabhängkeit und ein Blick fernab jeglicher PR sind gar nicht nötig, so lange – ganz wichtig in der Leichtathletik – die Fakten stimmen :) Also, beispielsweise: Wer/was/wo sind die besten Statistikwebseiten? Ich kann das gern sammeln und dann für alle in einer gesonderten WM-Seite zur Verfügung stellen.

Ich bin übrigens sehr optimistisch, dass mir der eine oder die andere Leserin in der aktuellen Produktion, am Abend während der Wettkämpfe, mit Informationen aushilft, Zitate vom Fernseher mitschreibt und/oder Korrekturen anbringt, falls ich in der Hektik mal wieder etwas falsch verstehe. Nur zu: Ich bin nicht beratungsresistent, Fehler werden gern und gern sofort korrigiert.

Sportpolitische Gourmets und Stammgäste werden in den kommenden zwei Wochen die üblichen Verdächtigen natürlich nicht vermissen. Der Witzbolt vom Jogging-Gate spielt ohnehin die Hauptrolle im WM-Theater, Lamine Diack (IAAF-Präsident) wünscht sich von ihm einen Weltrekord. Aber auch das UDIOCM (ein Synonym, dass wir uns im Blog kollektiv während der Peking-Spiele erarbeitet haben), der Problembär oder Diacks Freund Jean-Marie Weber mischen mit, denn in Berlin treffen sich dieser Tage die Herren Olympias. Ende der Woche entscheidet das IOC-Exekutivkomitee über jene beiden Sportarten, die 2016 ins Olympische Programm rutschen sollen.

Alles klar? Jetzt hole ich mal meine Akkreditierung.

29 Gedanken zu „Programmhinweis: Leichtathletik-WM“

  1. Ich würde die LA-WM wohl ansonsten komplett versäumen, da ich der Rekorde und Supermänner/-frauen einfach überdrüssig geworden bin. Aber hier im Blog werde ich wohl doch ein bißchen mitverfolgen.

  2. IAAF-Präsident Lamine Diack im sid-Interview: „WM wird Euphorie entfachen“

    „Wir testen auch zwischen unseren Veranstaltungen, wir haben ein Verbandsschiedsgericht und die maximale Strafe von vier Jahren. 1994 hat uns das IOC sogar aufgefordert, unsere Sanktionen zu mildern, damit es eine Harmonisierung der Strafen gibt. Das hat unser Kongress 1995 abgeschmettert und wir mussten viel Lobbyarbeit betreiben, um 1997 Zustimmung zu erhalten. Wir nehmen pro Jahr rund 3000 Tests vor. Unsere Anti-Doping-Abteilung begann mit drei Mitarbeitern, inzwischen sind es elf. Wenn man dann sagt, die Leichtathletik nimmt den Anti-Doping-Kampf nicht ernst, finden wir es unsererseits ziemlich lächerlich.“

    WELT: Welche Muskeln zieh ich heute an?

    Aus dem Maschinenraum der neuen Körper: Ines Geipel träumt von der Leichtathletik-WM

  3. Eine gute Seite die immer viel Hintergrundinformation zu allen Sportthemen aus wissenschaftlichem Winkel bietet ist

    http://www.sportsscientists.com

    Da ist heute auch ein ganz interessanter Artikel über Leistungsentwicklungen und Doping gepostet worden.

  4. Kann JW nur zustimmen: Wer den Blick zurück nicht drauf hat, erkennt den Hintergrund der Gegenwart nicht. Viele junge Journalistenkollegen sind Spitze im Wissen um das Hier und Heute, dies einzuordnen misslingt aber allzu häufig, weil sie die Vergangenheit nicht interessiert, oft mit der (dummen) Bemerkung: Da hab` ich ja noch nicht gelebt. Als ich 1983 meine erste (von zehn), LA-WM in Helsinki besuchte, war es sehr hilfreich, zu wissen, was 1952 (damals 13) in Helsinki los war. Im Ãœbrigen empfehle ich dem auf Fakten konzentrierten JW die homepage von „trackandfieldnews.com“ und wünsche ansonsten allen, die sich zwecks Arbeit ins Berliner Getümmel stürzen, starke Nerven in der Mixedzone der WM.

  5. nimm doch dieses Mal auch eine Videokamera mit.
    Daraus kann dann direkt ein Dokumentarfilm entstehen. Das dürfte allemal interessanter werden als die Ereignisse auf der Bahn…^^

  6. @JW:Ich freue mich auf die WM und sie mit diesem Blog zu begleiten. Warum hast du damals die WM in Stuttgart verpasst? Und wieso sind die Presseplätze im Olympiastadion eigentlich so schlecht? Das hattest du mal in einem Beitrag aus Peking erwähnt.

    MfG

  7. Begleitend zur Leichtathletik WM und auch sonstigen Sportgrossveranstaltungen kann ich das Blog The Science of Sport von zwei südafrikanischen Sportwissenschaftler empfehlen. Meist kritisch was Rekordfluten angeht und immer gut mit Zahlen uns Statistiken unterlegt.

    In ihrem letzten Post Performance analysis and doping blicken sie auch mal ein wenig zurück und zeigen wie sich Jahresbestleistungen über die Zeit entwickelt haben und welchen Einfluss z.B aufkommen professioneller EPO Medikamente oder Trainingskontrollen auf die Leistungen hatten.

    Zu den einzelnen Posts entwickeln sich auch immer wieder spannende Diskussionen in den Kommentaren.

  8. Pingback: Jürgen Kuri

  9. @ TobiasL: Stets sachlich! Nie polemisch :)
    Danke für die Links. Ich sammle. Bist Du im Stadion? Jeden Tag? Oder nur Fernsehen?

  10. @ Chris: Ich muss mich natürlich zum Stadion äußern. Und zu den Arbeitsbedingungen. Diese Aufgabe schiebe ich noch ein bisschen vor mir her, ich bin ganz groß im Vormirherschieben. Übrigens habe ich jüngst in einem Kommentar behauptet, die Entfernung von den Presseplätzen zur Ziellinie in diesem Stadion betrage 1936 Meter. Stimmt auch.

    @ Linksaussen: Weise Entscheidung! Es wird nicht ganz so schlimm wie die Schwimm-WM. Vesprochen!

    @ rentner: Ich dachte, Du treibst Dich auch in Berlin rum, um heimlich Deine elfte von zwölf Weltmeisterschaften zu verfolgen. Gewiss doch, oder?

  11. @ Chris: Ich vergaß, Stuttgart 1993. Ich habe die WM verpasst, weil ich die Akkreditierungsfrist verpasst hatte. Dumm gelaufen für den Anfänger.

  12. Siehst Du Jens, da habe ich mal EINEN Vorteil! Ich muss nicht arbeiten im Stadion, aber noch mehr bin ich auf die Strasse gespannt.
    Im „Jesse-Owens-Stadion“ ist nicht viel mehr als im TV zu sehen, ausser die Mehrkämpfer, die würde ich gerne mal begleiten.
    Ich befürchte viele Absagen im Umfeld der WM, warum auch immer.

  13. Thomas Purschke und Thomas Reichart heute bei Frontal21: WM-Trainer wegen illegaler Präparate verurteilt

    Nach Recherchen des ZDF-Magazins Frontal21 erhielt Bernd Dießner im Mai vom Amtsgericht Chemnitz einen Strafbefehl über 4500 Euro, weil er in Deutschland nicht zugelassene Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel an zum Teil minderjährige Athletinnen verteilt haben soll. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Dießner hat Einspruch eingelegt.

  14. @JW:Danke! Das mit Stuttgart ist ärgerlich…bin gespannt auf die Atmosphäre, wobei ja das ISTAF immer einen guten Vorgeschmack liefert, was das angeht.

  15. Radio-Tip: Fair Play als Illusion? – Vor der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin: Der Doping-Faktor im Hochleistungssport

    Deutschlandfunk
    Mittwoch, 12. August 2009
    19:15 Uhr
    Zur Diskussion

    Diskussionsteilnehmer:
    – Gunter Gebauer, Sport-Philosoph, FU-Berlin
    – Ines Geipel, Ex-DDR-Leistungssportlerin, Berlin
    – Winfried Hermann, MdB, Sportpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis90/Die Grünen
    – Jens Weinreich, Journalist und Buchautor, Berlin
    Diskussionsleitung: Herbert Fischer-Solms

  16. Hoffentlich wird die WM-Berichterstattung aus Berlin nicht so eintönig/KLISCHEEHAFT wie die zum Bundesliga-Auftakt: Wie oft habe ich da das gleiche Gesabbel gelesen, wonach Millionen von Freitag bis Sonntagabend nur vor dem Fernsehapparat gesessen seien (und das in der Urlaubszeit). Das war durchweg so plump gemacht, dass das kein Mensch ernst nehmen kann.

  17. Ach ja, und die Art und Weise wie das Hü und Hott um Michael Schuhmacher thematisiert wurde – in den Medien – war auch nicht mehr feierlich. Gefälliger Fan-Journalismus.

    Die Vielseitigkeit für die die Leichtathletik steht, lässt mich hoffen, dass es bei der WM besser qausschaut.

  18. Pingback: Leichtathletik-WM, Tag 2 : jens weinreich

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