Problembär für Angela Merkel
00.41 Uhr: Freunde der Nacht, nach vier WM-Tagen und einer Woche Vorberichterstattung ist endlich mal ein Highlight fällig, nicht wahr?…
00.41 Uhr: Freunde der Nacht, nach vier WM-Tagen und einer Woche Vorberichterstattung ist endlich mal ein Highlight fällig, nicht wahr?…
Ich fürchte, die Organisatoren der Leichtathletik-WM 2009 in Berlin, die noch nach einem Namen suchen, werden nichts auf diese Umfrage geben. Denn…
Oh my god! Olympia und seine Maskottchen. Der nächste Teil aus dem Horror-Kabinett. Die nächste Glanztat des Ethik-Urlaubers Lord Coe,…
15.39 Uhr: Moin. Wird etwas weniger umfangreich heute. Ich denke, dass ich morgen eine Nachbetrachtung mit hunderten Links liefern werde.
Ich schneide die Abschluss-Pressekonferenz des Organisationskomitees mit, während ich im Stadion sitze und einen letzten Beitrag dichte. Wer mag, kann sich während der TV-Übertragung mit der kompletten Selbstdarstellung des BOC berieseln lassen. Prokop spricht „aus Sicht des nationalen DLV-Präsidenten“ und sagt, Deutschland habe „wieder einmal mit hoher Perfektion eine Veranstaltung abgewickelt“, fabuliert über den Schwarzhandel mit dem WM-Maskottchen, das „in der Berichterstattung ausländischer Fernsehsender einen breiten Raum eingenommen“ habe. O-Ton Prokop:
Zusammengefasst denke ich, kann man sagen, dass diese Weltmeisterschaft in Berlin nur Gewinner hatte.
11.46 Uhr: Start zum Marathon der Männer. Ich habe meinen ungesunden Wohlstands-Marathon (Auto fahren, Kaffee trinken, Croissant verschlingen) längst hinter mir, seit acht Uhr. Im DLV-Team ist der Vizepräsident Eike Emrich, Professor an der Universität des Saarlandes, für die bildungsbürgerlichen Momente zuständig. Er füllt diese Rolle leidenschaftlich aus, zitierte heute auf der täglichen PK beim Ausrüster Nike aus der Ilias. Das gefällt ihm. „50 Kilometer Gehen und Marathon“, sagte Emrich, „sind für mich pseudosakrale Passionswege. Am Ende winken Glück und Erlösung.“ Nun denn.
Dies ist die (extrem verkürzte) Geschichte eines der bewegendsten Dokumente von Zivilcourage, das ich zum Themenkomplex Doping je gesehen habe.…
02.36 Uhr: Um die letzte Frage von heute Nacht aufzugreifen: Wie war die Pressekonferenz mit Robert Harting? Es gibt nicht viel zu sagen. Er hat sich irgendwie bei den Dopingopfern entschuldigt. Im ARD-Fernsehen, das Harting als Vertragspartner der IAAF zuerst ans Mikro bekam, sagte er, es würde ihm „wirklich von Herzen leid tun“. Im nächsten Satz aber formulierte er: „Was man schreibt und was man sagt, ist heutzutage leider ein Unterschied.“ Tatsächlich auch in diesem Fall? (Mein Beitrag auf Spiegel-Online: „Gold ist erst der Anfang“)
Auf der Pressekonferenz im Olympiastadion machte er es ähnlich kurz und verwies auf die DLV-Pressekonferenz heute um 9 Uhr. In einem Radio-Interview (die Rechteinhaber vom Radio stehen nach den TV-Rechtehaltern in der zweiten Reihe, erst ganz am Ende der Verwertungskette kommen Schreiber) der ARD wurde er wohl schon klarer, sagte mir eine Kollegin. Ich habe den O-Ton noch nicht gehört.
Er hat auf jeden Fall das getan, was er im Wettkampf nicht getan hat: die Energie gedrosselt. Das ist auch gut so. Mal sehen, was er heute zu sagen hat. Bisher hat er nach seinem Weltmeistertitel diejenigen, mit deren Beiträgen er nicht so einverstanden ist und sein Trainer ihn vor Kontaktaufnahme gewarnt hat (hier schreibt einer davon), nur mit grimmigen Blicken bestraft. Lassen wir uns überraschen.
7.58 Uhr: Ich glaube, ich bin schon wach. Weiß es aber nicht genau. Während ich noch recherchiere, ob ich tatsächlich wach bin und, sollte ich herausgefunden habe, dass ich wach bin, dann sicherlich den kürzesten Weg ins Olympiastadion ins Parkverbot ansteuere, spreche ich mal flink einen Lesebefehl aus:
Ich war vergangenen Freitag zu einer Diskussion dort zu Gast und schwer beeindruckt von Engagement und Technik. Dumm nur, dass die Verhanldungen mit dem BOC, um den Kollegen für das Projekt Akkreditierungen ausstellen wollte, nach rund einem Jahr traurig endeten: Es gibt keine Akkreditierungen. Dabei ist doch so viel Platz im Stadion.
9.51 Uhr: Was ich gestern vergessen hatte. Am Nachmittag bekam ich einen Anruf von der Berliner Polizei. Dachte zunächst, irgendein Anwalt habe mich verklagt oder es sei bereits ein Haftbefehl ausgesprochen worden. Mein zweiter Gedanke war: die haben dein Auto abgeschleppt. Der Mann erkundigte sich aber nur freundlich nach der Demonstration, die ich vor dem Olympiastadion plane, ob ich denn die Verteilung von 20.000 Doping-Schutzmasken angemeldet habe. Er hatte davon in diesem Internetdingens gelesen. Ooops.
10.02 Uhr: Freunde der Nacht, ich bin im Dienst. Schon eine Weile. Kann eigentlich die Einleitung von gestern wiederholen, ausnahmsweise:
Traumhafte Anfahrt von meinem Refugium durch die leeren Straßen von Berlin bis nah ans Stadion. Parkverbot. Hoffentlich liest die Polizei nicht mit.
Sehr lobenswert: Kein Sicherheitscheck am Presse-Eingang, kein Scanner. Mag sein, dass die Maschine erst geliefert werden muss. Kann auch sein, dass die Sicherheitsüberprüfungen der Strafverfolgungsbehörden erfolgreich waren. Ich bin kein Terrorist! Ich bin keine Gefahr!
Das Wetter ist auch wunderbar. Die kostenlose LAN-Verbindung (bravo, BOC) funktioniert problemlos auf beiden Laptops.
WLAN gibt es übrigens auch umsonst – nicht zu skandalösen Preisen wie bei der Fußball-WM. Nur mit Youtobe, Twitter und Facebook habe ich Probleme.
10.35 Uhr: Ich finde, TobiasL hat den ersten Tag sehr schön zusammengefasst. Zur Kritik an der ARD-Übertragung, die gestern ausführlich geäußert wurde, kann ich nichts sagen. Mal sehen, ob ich mein Laptop-DVB heute in den Griff bekomme, um mir ein Bild zu machen. Habe gerade mit BOC-Chef Frank Hensel über die Zuschauerzahlen gesprochen und biete meinen Kunden ein Interview dazu an. Muss hier also noch eine Weile dazu schweigen, hoffe auf Verständnis, kann nicht alles gleich ausgeplaudert werden :)
https://www.youtube.com/watch?v=zzSpPaCIG0g&hl=de&fs=1&rel=0&border=1
08.46 Uhr: Irgendwann heute Nachmittag (nein: eigentlich in diesem Moment) beginnt die Berichterstattung zur Leichtathletik-WM in Berlin. Ich werde bis zum Nachklapp am 24. August versuchen, wie vor einem Jahr während der Olympischen Sommerspiele in Peking, möglichst viel mitzubloggen, oft auch live, und einen Mix aus aktuellen Notizen, Hintergründen, journalistischem Alltag mit Irrungen und Wirrungen, Dokumenten, Beobachtungen und natürlich sportpolitischen Geschichten anzubieten.
Es wird wie immer ein Spagat, zumal ich in der Pflicht stehe, während der WM mein Geschäftskonto zu pflegen – ich werde also für verschiedene Medien produzieren. Der Aufwand für das Blog, der oft genug volle Arbeitstage überschreitet, wird derzeit nur mit Lob und Tadel und mich bereichernde Diskussionen honoriert. Das ist auch ganz schön, das ist sogar wunderbar, begleicht aber nicht meine Rechnungen.
Das IOC hat den Zeitplan für die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 aktualisiert und das 101 Seiten umfassende 2018…
Es wird noch richtig lustig zur Leichtathletik-WM in Berlin.
Heute morgen hinterließ erst ein leibhaftiges WM-Maskottchen (© BOC 2009) einen PR-Kommentar hier im Blog. Und gerade verkündet das WM-Organisationskomitee (BOC) seinen nächsten „nationalen Förderer“: Bombardier Transportation.