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Das Olympische Bildungsmagazin

Olympia 2020: die Entscheidung für @Tokyo2020jp vs @Istanbul2020TR @Madrid2020ES

BUENOS AIRES. Buenos dias. Düster der Himmel, die Stadt ertrinkt im Regen. Ich glaube, das ist eine der knappsten Olympia-Entscheidungen, die ich je erlebt habe. Tokio – Fukushima? Madrid – Schuldenkrise Banken/Finanzkrise, Scheich? Istanbul – Erdogan, Doping?

Die Gerüchte machten Purzelbäume gestern. Das jüngste Gerücht hieß, der Scheich werde im letzten Moment auf Istanbul umschwenken. Warum sollte er das? Weil er nur spielen will und einen Heidenspaß daran hat, Leute in den Wahnsinn zu treiben?

Fragen über Fragen.

Habe Stellung bezogen im Pressezentrum, das erste Mal hier überhaupt. Sitze vor den Monitoren, werde die Präsentationen verfolgen – und zunächst mal einen Text für Spiegel Online beenden, wo ich heute sehr aktiv bin … (hier aber auch) … und wo gerade eine kleine Bilanz zur Amtszeit von Jacques Rogge veröffentlicht wurde, die ich in meinem Ebook natürlich ausbauen und vertiefen werde.

Auf geht’s.

8.57 Uhr: Live-Übertragung auf der IOC-Webseite.

9.04 Uhr: Istanbuls Bewerbungschef Hasan Arat beginnt souverän.

9.48 Uhr: Ich bleibe dabei – Hasan Arat macht bella figura. Präsentation ist gleich beendet. Danach 25 Minuten Q & A.

Kleine Diskussion mit Carolin Nytra:

More tweets, sorry, geht schneller als alles andere, perfektes Medium!

10.16 Uhr: Der Scheich hatte übrigens, natürlich, keine Fragen an Istanbul. Dafür fragte er mich gestern, kurz vor Mitternacht, grinsend:

Hello, my friend, you are quite busy to follow me, right?“

10.32 Uhr: Ring frei für Tokio und die kaiserliche Prinzessin Takamado (bestimmt lautet der Titel ein bischen anders), die gestern auch noch lange Lobby in der Lobby gemacht hat. Sie beginnt in Französisch – immer wichtig, derlei Symbole. Die Coubertin-Sprache. Nun in Englisch. Gleich danach wird mit Mami Sato die paralympische Karte gespielt. Smart. Aber doch gleichzeitig: erwartbar.

Patrick Sandusky, Kommunikationsdirektor des USOC (vorher bei Chicago 2016 und Hill & Knowlton), sieht das anders:

11.33 Uhr: Gerhard Heiberg aus Norwegen, Organisationschef der Winterspiele 2014, hat die Frage nach Fukushima gestellt. Er entschuldigt sich beim Premier Abe, dass er die Frage aufwerfen muss und fragt, wie Abe so eine Botschaft geben kann, auf welcher Grundlage? Abe möge das doch bitte auch technisch erklären. Bei Abes Antwort fällt zunächst die Übersetzung aus (katastrophale technische Probleme hier). Dann wird der PM in etwas so übersetzt:

  • It poses no problem whatsoever
  • I ask that you read through the headlines
  • it is completely blocked
  • no problems will there be in the future
  • I take personal responsibility for implemented measures

Sorry, aber das scheint mir doch sehr sehr fahrlässig. Bin zwar in diesem Bewerbungsbusiness seit 1993 (Berlin 2000) vieles gewöhnt, aber dennoch schockiert, wie die Japaner mit dem Thema umgehen.

Habe ich überhört:

12.11 Uhr: Madrid hat begonnen. Juan Antonio Samaranch (Junior) legt eine selbstbewusste, aggressive Performance hin, wie ich sie selten erlebt habe. Mir fällt kein Vergleich ein. Entweder er ist wahnsinnig, dumm (garantiert nicht) oder (wahrscheinlicher) er kennt das Ergebnis schon.

12.39 Uhr: Zwischenzeitlich Totalausfall – keine Übertragung von der Session, weder im Internet noch auf den Bildschirmen hier im Pressezentrum. Die argentinischen (?) Techniker sind sogar mit den Mikrofonen im IOC-Sitzungssaal überfordert. Madrid präsentiert noch. Nachtrag zu Samaranch Junior: Er hat natürlich den IOC-Übervater, seinen Papa, nicht vergessen:

madird2020jas

13.02 Uhr: Es geht technisch weiter durcheinander. Katastrophe. Madrid in diesem Moment vorbei. Habe mehr als die Hälfte verpasst. Muss mich ordnen.

Hoffe, dass ich damit nicht auf die Fresse falle. Istanbul fand ich von Beginn an: most sexy. Tokio konnte ich nie sehr viel abgewinnen (obwohl ich die Stadt aufregend finde, hatte das Glück, drei Mal dort gewesen zu sein) Madrids Bid hat mir nie sonderlich imponiert. Sportpolitisch aber schienen die vorn zu liegen, was ich im Frühsommer ausführlich beschrieben habe. Ihr Auftritt hier war provozierend selbstbewusst. (s.o.) Zum Abschluss wieder der Prinz von Asturien, Felipe.

13.10 Uhr: Mittagspause für IOC-Mitglieder. Danach Vorstellung des Evaluierungsberichts. Dann die Wahl. Ich habe diese Infos vergessen:

IOC reports:

15.45 Uhr: Pünktlich beginnt die Wahl. Habe zwar meine Zweifel, ob das nach dem Chaos hier technisch sauber abläuft, aber lassen wir uns einfach mal überraschen.

15.50 Uhr: Es können nicht wählen: Erdener (Türkei), Takeda (Japan), JAS, Casado, Perurena (Spanien). Rogge enthält sich wie immer. Sabet (Ägypten/Hausarrest) und Koivu (Finnland) fehlen. Andere Namen kenne ich nicht, höre ich nicht (wegen der Technik) und sehe ich nirgends (ich weiß nicht, ob das IOC was verteilt hat. Deren Medienabteilung ist eine Katastrophe.)

Die Truppe, die für die Korrektheit des Electronic Voting Systems bürgt: Det Norske Veritas.

15.55 Uhr: Erste Runde ist vorbei.

15.58 Uhr: Hammer. Rogge sagt:

There is a tie between Istanbul and Madrid and we’ll go to a tie-breaker.

Also Tokio vorn. Madrid oder Istanbul fliegen raus. Das muss kein Sieg für Tokio sein, weil dann wohl einige europäische Stimmen in der zweiten Runde an Istanbul/Madrid gehen würden.

Istanbul 49. Madrid 45.

16.06 Uhr: A little bit speechless. Seit gestern Abend schon. Jetzt erst recht.

Die Mitglieder sollen im Raum bleiben und gehen später zur Verkündungs-Zeremonie.

16.15 Uhr: Ich weiß nicht, ob die Kameraden von Spiegel Online meinen Rennbericht von den Präsentationen jetzt noch veröffentlichen.

16.22 Uhr: Alan Abrahamson hat gestern geschrieben:

As for the sheikh and 2020:

Does he support Tokyo?

After all, he is also the longtime head of the Olympic Council of Asia. Within Olympic circles, it is hardly a secret that Tsunekazu Takeda, Japan’s IOC member and the leader of the Tokyo 2020 bid, has been known to ride with the sheikh to important meetings on the sheikh’s private plane.

Does he back Madrid?

He and Alejandro Blanco, the head of the Spanish Olympic Committee, are known to be close through an association with Marius Vizer, president of the International Judo Federation and, as well, the recently elected head of SportAccord, the umbrella organization for the international sports federations.

Or might the sheikh prefer Istanbul?

An Istanbul win probably knocks Doha, Qatar, out of the running for the Summer Games for many years. Given the intricacies of politics in the Middle East, might the sheikh find that a play worth exploring?

The sheikh is believed to be a supporter of Bach’s presidential candidacy. Ultimately — will he be?

The sheikh likes, most of all, winning.

16.39 Uhr: Und da soll noch einer ein Buch schreiben. Fragen über Fragen. Lest bitte das jüngste Gerücht nach, dass ich eingangs erwähnt hatte und das mich gestern Nacht beschäftigte. Vielleicht aber nicht energisch genug beschäftigte, denn ausgerechnet in dieser Nacht bin ich zu früh schlafen gegangen, die Müdigkeit hat mich übermannt, und nachdem ich des Scheichens Hotel ohne Google Maps nicht gefunden hatte, war ich schon um eins im Bettchen. Er spielt mit uns allen.

Für Spiegel Online hatte ich heute vormittag gedichtet:

Die IOC-Vollversammlung hat begonnen. Die Präsentation der Kandidaten für die Olympischen Sommerspiele 2020 läuft. Als erste Bewerberstadt präsentierte sich Istanbul vor den Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), es folgen Tokio und Madrid. Die türkische Delegation wird vom Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan angeführt. Der Auflauf von Politikern und Blaublütern ist wieder enorm. Obgleich manche VIP’s nicht jeden IOC-Termin wahrnehmen.

Willem-Alexander zum Beispiel, frisch gekrönter König der Niederlande, verschwand gestern Abend früher aus dem Teatro Colón. Begleitet von sechs Leibwächtern eilte er durch die Lobby des Hilton Hotels – schnurstracks zur Bar, wo er Fußball schauen konnte. Seine königliche Hoheit war not amused, weil die Elftal nur 2:2 in Estland spielte.

Willem-Alexander aber wird nicht mit abstimmen in Buenos Aires. Er hatte schon vor Jahren erklärt, aus dem IOC zurückzutreten, wenn er die Krone übernimmt. Das ist nun geschehen, sein Platz geht nun an Camiel Eurlings, einen ehemaligen Minister und jetzigen Boss der Airline KLM. Eurlings wird aber erst nach der Wahl des neuen IOC-Präsidenten gegen Ende der IOC-Session vereidigt.

Nachdem das IOC-Exekutivkomitee im Mai 2012 die Mitbewerber Doha und Baku aussortiert und nicht für die Finalrunde zugelassen hatte, ist es das kleinste Bewerberfeld seit Jahrzehnten. Aber auch in diesem Dreikampf wird ein bisschen Weltpolitik gemacht. So soll Russlands Präsident Wladimir Putin zuletzt mehrfach mit Japans Premierminister Shinzo Abe über die Olympiabewerbung gesprochen haben, nicht nur beim G20 Gipfel gerade in St. Petersburg. Welches Interesse aber könnte Putin an Sommerspiele in Japan haben? Welche wirtschaftlichen Deals stehen möglicherweise dahinter? Immerhin sitzen heute drei russische IOC-Mitglieder im Saal: Witali Smirnow, Schamil Tarpischtschew und Schwimm-Star Alexander Popow. Das Trio würde Putins Anweisungen garantiert befolgen.

Die drei Bewerber dürfen sich je 45 Minuten präsentieren, je 25 Minuten stehen für das Frage-und-Antwort-Spiel mit den IOC-Mitgliedern zur Verfügung. Gewählt wird ab 20.45 Uhr (MESZ). Um 22.00 Uhr beginnt die kleine Show der Verkündung des Olympiagastgebers.

Zum sechsten und letzten Mal wird der scheidende IOC-Präsident Jacques Rogge einen Briefumschlag öffnen, den Zettel herausnesteln und den Sieger verkünden. Rogge hat bei ähnlichen Anlässen die Städtenamen Vancouver, London, Sotschi, Rio de Janeiro und Pyeongchang gesagt. Und heute?

Es könnte eine der knappsten Entscheidungen der letzten Jahre werden. Vorhersagen sind kaum präzise möglich.

Als jüngstes Gerücht schwirrte gestern Nacht die Botschaft herum, der mächtige IOC-Scheich Ahmad Al-Sabah aus Kuwait sei von Madrid auf Istanbul umgeschwenkt. Welchen Sinn aber sollte das ergeben? Wollte der Scheich nicht immer Istanbul verhindern, damit der Weg frei wäre für Olympische Sommerspiele in der arabischen Welt – am Persischen Golf in Katar beispielsweise? Denn die Türken stören derlei Pläne empfindlich, weil sie natürlich auch die muslimische Karte spielen. Noch nie hat das Raumschiff Olympia in einem muslimisch geprägten Land Station gemacht.

Versuch einer Vorhersage: Trotz jüngster Gerüchte, die reiner Spin sein könnten, dürfte ein Olympiasieg von Madrid die am leichtesten zu begründende Variante sein. Es stehen finanziell und organisatorisch schwierige und skandalbehaftete Projekte in Sotschi (Winter 2014), Rio (Sommer 2016) bevor. Dazu Pyeongchang (Winter 2018), das wenig attraktiv ist. Madrid könnte eine gewisse Sicherheit bieten, so merkwürdig das angesichts der wirtschaftlichen Lage in Spanien klingt.

Für Madrid spricht, trotz Finanzkrise, der Fakt, dass dort olympiabedingt weniger investiert werden müsste als in Istanbul oder Tokio. Außerdem sprechen die sportpolitischen Konstellationen für Madrid – inklusive der Allianzen des Scheichs Al-Sabah. Das sagenumwobene Stimmenpaket des ehemaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch, das einst rund 35 IOC-Mitglieder umfasste, ist zwar viel kleiner geworden. Aber 15-20 Stimmen sollte Juan Antonio Samaranch Junior, der Sohn des vor drei Jahren verstorbenen IOC Supremo, dennoch sicher haben. Als Hausmarke.

Bei den letzten Wahlen für 2012, als London gewann, hatte Madrid in der zweiten Runde die meisten Stimmen (32). Für 2016, als Rio gewann, lag Madrid in der ersten Runde mit 28 Stimmen vorn.

Für Istanbul spricht die Attraktivität der Stadt, ihre spektakuläre Geschichte. Istanbul hat zweifellos die beste Story und bewirbt sich zum fünften Mal. Gegen Istanbul sprechen die enormen Olympiakosten, der Umgang mit der Demokratiebewegung (selbst wenn sich das IOC selten um Menschenrechte schert) und diesmal sogar das Dopingproblem. Auch Doping stand beim IOC nie auf der Negativliste, wenn Olympische Spiele vergeben wurden. Diesmal aber könnte das ein Ausschlusskriterium sein.

Lamine Diack beispielsweise, IOC-Mitglied und Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, hat die vielen Dutzend Dopingfälle der Türken lautstark kritisiert. Die Türkei hat erst seit kurzem eine Anti-Doping-Agentur. Und was NOK-Präsident Ugur Erdener in Buenos Aires vor der IOC-Session zusammen stotterte, als er danach gefragt wurde, war einfach nur peinlich. Erdener, selbst IOC-Mitglied, Arzt und Präsident des Bogenschützen-Weltverbandes, wirkte unvorbereitet, kaum zu glauben, und extrem unsicher.

Für Tokio spricht ein spektakuläres Konzept. Doch vor allem spricht sehr vieles gegen Tokio. Die Lügen des Energiekonzerns Tepco und der Regierung und die jüngsten Entwicklungen in Fukushima sind eigentlich ein Olympia-Ausschlusskriterium. Es geht um Leben oder Tod. Premierminister Shinzo Abe stellte sich vor das IOC und versprach: „Die Lage ist unter Kontrolle!“ Tokio sei nicht gefährdet. Beweise für die steile These trug er nicht vor. Wenn es eine Wahrheit gibt bei derlei Wettbewerben, dann diese: Nirgend wird so viel gelogen wie bei Olympiabewerbungen.

Jetzt können also alle sagen: Weinreich, das Großmaul, hat tendenziell auf Madrid gesetzt. Ich habe gesagt:

  • Knapp wie selten.
  • Schwer wie selten.

Ja, ich habe tendenziell auf Madrid gesetzt, weil mir die beiden Geschichten über den Scheich und Putin nicht sehr belastbar erschienen.

Allerdings: Gerade die Putin-Tokio-Geschichte hat mir jemand erzählt, den ich unheimlich schätze als Fachmann in solchen Fragen. Das hat er ganz überzeugend analytisch vorgetragen. Habe also auf Spon auch die beiden vielleicht hier entscheidenden beiden Geschichten erwähnt:

  • Der Scheich schwenkt im letzten Moment um. Warum? Weil er Doha für eine Weile raus haben will? Weil er nur spielen will? Weil er dahin geht, wo der künftige IOC-Präsident hin will?
  • Putin setzt sich für Tokio ein (und angeblich nun doch für Bach).

Warum? Kaum eine Ahnung. Putin soll, das höre ich jetzt, und das hatte ich für Spon quasi vorweggenommen, ohne es zu wissen, die drei russischen IOC-Mitglieder telefonisch instruiert haben, für Tokio zu stimmen.

Während ich mit dem Nachdenken beginne, gleich die Verkündung 2020 startet und ich dann eine, haha!, Analyse für Spon dichte, hier was Unverfängliches. Ein Textlein zum Rogge-Abschied:

Es gibt IOC-Mitglieder, die ihren Gesprächspartnern gern mal zwei Bilder zeigen und dazu fragen: „Bist du sicher, dass es das ist, was du willst?“ Auf den Fotos: zwei Mal Jacques Rogge. Einmal im Jahr 2001, als der Belgier in Moskau zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gekürt wurde. Einmal im Jahr 2013. Der Unterschied ist frappierend, für manche gar schockierend. Und das liegt nicht nur am normalen Lauf der Zeit und also zwölf Jahren, verbunden mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen, die Rogge zu meistern hatte. Unter der Last des Amtes, der wichtigsten Funktion des Weltsports, scheint Rogge um 30 Jahre gealtert.

In einer schwierigen Phase seiner Präsidentschaft – kurz nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin mit ungeheuerlichem Druck die Winterspiele 2014 nach Sotschi geholt hatte, und kurz bevor die Diskussion über Tibet und die Menschenrechte die Sommerspiele 2008 in Peking dominierte – hat Rogge einmal gesagt: „Ein Satz von mir, ein Wort sogar, kann eine diplomatische Krise und weltweit Schlagzeilen auslösen.“

Rogge, der vor seiner Präsidentschaft auch wegen seiner klaren Worte und präzisen Analysen geschätzt wurde, hat sich zunehmend auf eine „stille Diplomatie“ konzentriert, wie er es nannte. Ob nun damals im Tibet-Konflikt oder in diesen Wochen in der Diskussion um das russische Anti-Homosexuellen-Gesetz. Stille Diplomatie? Damit einher ging eine gewisse Selbstverleugnung, oder positiver formuliert: Rogge wurden unter der Last des Amtes seine Grenzen aufgezeigt. Nun tritt er ab, mit 71 Jahren.

Am kommenden Dienstag wird auf der IOC-Vollversammlung in Buenos Aires Rogges Nachfolger gewählt. „Bist du sicher, dass es das ist, was du willst“, werden seine potenziellen Nachfolger gefragt. Darauf haben die sechs Kandidaten in ungezählten Gesprächen ihre Antworten gegeben: Sie wollen es. Sie wollen unbedingt IOC-Präsident werden – allen voran Thomas Bach (59) aus Taubischofsheim, der Präsidentschaftsfavorit, dessen gesamte Karriere auf dieses Ziel fokussiert war.

Jacques Rogge wird in Buenos Aires noch eine Pressekonferenz geben, am Sonnabend, nach der Wahl der Olympiastadt 2020. Nach der verkürzten Sitzung des IOC-Exekutivkomitees, hat er in einem prall besetzten provisorischen Saal des Hilton Hotels bereits seine Bilanz gezogen. „Ich gehe ohne Nostalgie. Ich bin erleichtert, und es wird mir eine große Freude sein, künftig nicht mehr jedes Wort genauestens abwägen zu müssen.“

Drei Jahrzehnte hatte Rogge als Chirurg praktiziert. Er war einmal ein Mann der Tat und der klaren Schnitte, und er hat oft Bilder aus seinem Berufsalltag verwendet, etwa als er einmal beschrieb, wie bei der Korruptionsbekämpfung vorgegangen werden müsse. Das sei, wie einen Abzess abzutöten: „Man muss die Beule aufschneiden, den Eiter ausfließen und dann die Wunde austrocknen lassen.“ Als IOC-Präsident wurde das Skalpell des Chirurgen immer stumpfer. Am Ende wurde kaum deutlich, ob er überhaupt noch willens war, das Skalpell anzusetzen. Im Zweifel hat Rogge sich meistens dafür entschieden, die so genannte olympische Familie zu schützen.

Transparent war sein Wirken nicht. Das IOC legt zum Beispiel noch immer keinen ansprechenden Finanzbericht vor. Die Kommunikationspolitik des IOC ist eine Katastrophe. Die Ethikkommission agiert abhängiger als die des Fußball-Weltverbandes FIFA, die Regeln sind undurchsichtig. So werden fast nur Fälle behandelt, die über Rogges Büro und durch den Generaldirektor Christoph de Kepper abgesegnet wurden. Bezeichnend dafür die Frage der vergangenen Tage, ob die Ethikkommission sich tatsächlich mit dem Fall des einflussreichen kuwaitischen Scheichs Ahmed Al-Sabah und dessen Deal mit dem Präsidentschaftskandidaten Thomas Bach befasst. Saubere Informationen? Transparenz? Fehlanzeige.

Es gibt viele solcher Beispiele.

Als Rogge 2001 antrat, klang sein Programm vielversprechend. Gegen Doping. Gegen Korruption. Gegen Gewalt. Gegen Gigantismus. Für die Glaubwürdigkeit des Sports. Außerdem wollte er das olympische Programm reformieren. Das waren titanische Aufgaben.

In mancher Hinsicht (Doping, Korruption) hat er stark begonnen, dann aber stark nachgelassen. Beim Thema Gigantismus und ausufernde Olympiakosten ist er kolossal gescheitert. Bei der Neuordnung des Programms erlitt er schon 2002 und 2005 schwere Niederlagen, als sich die IOC-Vollversammlungen seinen damaligen ernsthaften Reformansätzen kolossal verweigerte und die olympischen Verbände zusammenhielten. Diese Niederlagen prägten.

Rogge war alles andere als ein Revolutionär. Ein IOC-Präsident wird im olympischen Sprachgebrauch oft als „olympic guardian“ bezeichnet, als Wächter. Dieser Wächter sieht seine Aufgabe vor allem darin, den Reichtum des IOC zu mehren und Schaden von diesem Privatklub abzuwehren, dem die Olympischen Spiele gehören. Das gilt auch für Rogge. Da dieser Widerspruch zwischen Amt und demokratischer Ader, die er zweifellos hat, in vielen Bereichen nicht aufzulösen war, hat sich Rogge zunehmend auf andere Themen konzentriert. Etwa auf die Einführung der Olympischen Jugendspiele, die sein einstiger Herausforderer Richard Pound aus Kanadas als einen der größten Fehler in der Geschichte des IOC bezeichnet. Rogge aber betrachtet die Jugendspiele, die 2014 in Nanjing/China ihre dritte Auflage erleben, als sein Vermächtnis.

Der schlimmste Moment seiner Präsidentschaft sei der Tod des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili am 12. Februar 2010 in Whistler gewesen, hat Rogge gesagt. Zufriedenheit habe bei den Schlussfeiern von je drei Olympischen Sommerspielen (Athen, Peking, London), drei Winterspielen (Salt Lake City, Turin, Vancouver) und zwei Jugendspielen (Singapur, Innsbruck) empfunden. „Denn das ist unser Kerngeschäft. Wir müssen sehr gute Spiele für unsere Sportler sicherstellen.“

Rogge hat unter der Bürde des Amtes gelitten. Er hat gekämpft und sich aufgeopfert. „Ich habe meine Pflicht erfüllt und getan, was getan werden musste.“ Er hinterlässt ein steinreiches IOC, das wie das olympische System aber dringend reformiert werden muss. Dieses IOC ist anfälliger denn je für die Mächte, die auf die Kommandobrücke streben: Ölscheichs wie der Kuwaiti Al-Sabah, Oligarchen von Putins Gnaden wie Arkady Rotenberg und seinen Judo-Kumpel Marius Vizer, die über den Dachverband aller Sport-Weltverbände (Sportaccord) immer mehr Einfluss ausüben.

Es gehört zur Tragik des Jacques Rogge, dass er die Geister, die schon sein Vorgänger und Förderer Juan Antonio Samaranch rief, nicht verbannen konnte.

17.08 Uhr: Nun aber. Die Show hat begonnen. Ach, schnell noch das, denn die Kollegen werden das vielleicht nicht mehr veröffentlichen:

Die Geschichte der Olympiabewerbungen ist reich an Absurditäten. Nirgends werde so viel gelogen wie bei in Bewerbungsbüchern, hat der langjährige IOC-Vizepräsident Richard Pound einmal gesagt. Der Kanadier gehört seit 1978 dem Internationalen Olympischen Komitee an. Er war selbst an zwei erfolgreichen Bewerbungen beteiligt (Calgary 1988, Vancouver 2010) und an vergeblichen Offerten (Quebec City), er hat in einem IOC-Bestechungsskandal recherchiert (Salt Lake City 2002) und er hat als ehemaliger Präsident der WADA auf allen Kontinenten Doper gejagt. Pound weiß eine Menge über Trug und Lug in der Olympiabranche. Man darf ihm bei diesem Thema getrost, Achtung: glauben.

In der olympischen Geschichte all der Wahrheitsverdrehungen, eindeutigen Lügen und unglaublichen Versprechen werden die Aussagen des japanischen Premierministers Shinzo Abe am Sonnabend vor der 125. IOC-Vollversammlung definitiv einen Spitzenplatz einnehmen. Die Japaner hatten in der gesamten Bewerbungsphase recht ungeschickt versucht, das Thema der Atomkatastrophe von Fukushima zu umschiffen. In seinem Vortrag vor den IOC-Mitgliedern, von denen im ersten Wahlgang 95 wahlberechtigt sind, erwähnte Abe Fukushima kurz: „Die Lage ist unter Kontrolle. Es hat und wird nie eine Gefahr für Tokio bestehen.“

Nach der 45 Minuten währenden Präsentation folgte eine kurze Fragerunde. Es war der Norweger Gerhard Heiberg, 1994 Organisationschef der Winterspiele in Lillehammer, der es etwas genauer wissen wollte. Heiberg bedankte sich beim Premier Abe, bat dann aber jenseits von Versprechen um einige technische Argumente. Abe erzählte etwas vom Tokioter Trinkwasser, dessen radioaktive Belastung weit unter den zulässigen Höchstwerten liege. Es gebe kein Problem, und „es wird auch in der Zukunft keins geben“, wiederholte Abe. „Ich bürge persönlich dafür, dass die eingeleiteten Maßnahmen greifen.“

Er bürgt persönlich dafür? An diesen Aussagen wird sich Shinzo Abe messen lassen müssen. Die Nachrichten der vergangenen Tage, die Lügen des Betreibers Tepco und der Regierung kreierten nun im Olympiawettstreit ein negatives Momentum für Tokio.

Vor einem derartigen Problem hat das IOC bei einer Olympiaentscheidung noch nie gestanden. Menschenrechtsfragen wurden stets mit eiskalter Berechnung umschifft, wie bei der Wahl von Peking zur Olympiastadt 2020. Nun also die Folgen einer Reaktorkatastrophe. Gewiss hätten die Japaner das Problem, das weltweit Schlagzeilen macht, proaktiver, smarter und glaubwürdiger angehen können.

Aber ob IOC-Mitglieder Fukushima und seine Folgen mehrheitlich als Problem erkennen? „Lesen sie zwischen den Schlagzeilen“, riet ihnen Premierminster Abe.

Alle drei Olympiabewerber feierten sich hernach für ihre Vorstellungen. Soweit die Präsentationen im Medienzentrum und im Internet verfolgt werden konnten (während der Vorstellung von Madrid fiel die Übertragung lange Zeit aus), waren es formal und emotional tatsächlich herausragende Auftritte. Inhalte sind eine ganz andere Frage.

Tokio konnte mit Prinzessin Takamado punkten. Istanbuls Bewerbungschef Hasan Arat präsentierte souverän als Mann von Welt, und Spaniens Kronprinz Felipe machte wie immer eine Bella Figura: mehrsprachig, elegant, smart, überzeugend. Im Hilton Hotel, wo fast alle IOC-Mitglieder nächtigen (nur den reichsten wie dem kuwaitischen Scheich Ahmad Al-Sabah ist diese Absteige zu billig), hatte Felipe dem Wahlvolk seit Montag aufgelauert. Schon beim Frühstück gab er den Charmeur. Und vor acht Wochen bei der außerordentlichen Session in Lausanne soll er der Star aller Präsentationen gewesen sein.

Außerdem versuchte Madrid mit der längst verstorbenen IOC-Gottheit Juan Antonio Samaranch zu punkten, der von 1980 bis 2001 IOC-Präsident war, und der dann 2001 im IOC direkt von seinem gleichnamigen Sohn beerbt wurde. Der Sohn, Juanito genannt, zitierte den Papa. Er weiß, dass das noch immer wirkt, besonders bei den etwas angejahrten Mitgliedern. Samaranch Junior verstieg sich sogar zur Aussage, er wünsche Tokio und Istanbul viel Glück, „aber vielleicht doch eher für 2024“.

Solche Sprüche sind normalerweise tabu.

Madrid und Istanbul wurden nach ihren diversen Dopingskandalen und Systemen befragt. Madrids Bewerbungschef Alejandro Blanco, ein großer Strippenzieher und Freund des mächtigen Scheichs Al-Sabah, verwies lässig auf die Dopinggesetzgebung, führte kurz aus, was man immer wieder gehört hat und wirkte wenigstens vorbereitet.

Der türkische NOK-Präsident Ugur Erdener dagegen, ein Parteigänger des IOC-Präsidentschaftsfavoriten Thomas Bach, versagte völlig. Erdener, Mediziner aus Ankara, selbst IOC-Mitglied und Präsident des Weltverbandes der Bogenschützen, stammelte herum, als hätte er vom Thema zum ersten Mal gehört. Außer moralischen Appellen und hohl klingenden Versprechen hatte er nichts zu bieten. Zuvor hatte Suat Kilic, Minister für Jugend und Sport, die angebliche Null-Toleranz-Politik der Türkei in Sachen Doping unterstrichen. Was absurd wirkte angesichts der Fakten: Dutzende prominente Dopingfälle, die sogar schon IOC-Mitglieder zu öffentlicher Kritik animiert hatten, was selten genug vorkommt.

Ums Geld ging es auch, natürlich. Tokio warb – wie immer – mit seinen hochpotenten Sponsoren. Die Türken priesen – wie immer – ihr Wirtschaftswachstum und behaupteten, sie würden das Milliardenprojekt Olympia lässig stemmen. Madrid behauptete – wie immer –, die Stadt könne schon Morgen die Olympischen Spiele austragen und ließ unangenehme Wahrheiten (Wirtschaftskrise, fulminante Massenarbeitslosigkeit unter Jugendlichen) aus. Stattdessen demonstrative Zuversicht, gespickt mit Nadelstichen in Richtung der Konkurrenten: „Das ist keine Bewerbung der Versprechen, denn wir haben unsere Versprechen schon alle gehalten“, rief Juanito Samaranch den Kollegen entgegen. „Das ist keine Bewerbung von Träumen, denn wir haben diese Träume schon alle Wirklichkeit werden lassen.“

Okay, was aber will Madrid dann mit den Spielen?

Das IOC wählt ab 20.45 Uhr MESZ. Die absolute Mehrheit entscheidet. Um 22 Uhr MESZ beginnt die kleine Show mit der Verkündung des Olympiagastgebers.

17.15 Uhr: Nun aber. Come on. Komm her, Jacques, deine so ziemlich letzte Amtshandlung!

17.18 Uhr: Die olympische Hymne. Come on. Langfassung.

17.20 Uhr: TOKIO.

17.23 Uhr: Hoppala, das war aber schnell geschrieben. Der IOC-Präsidentschaftskandidat Ser Miang Ng gratuliert bereits:

First of all, I must commend all three of the bidding cities for their exceptional campaigns and presentations.

The race to host the 2020 Games was closely contested from start to finish with all three cities demonstrating excellence and sophistication when it comes to delivering world class bids.

My heart goes out to Istanbul and Madrid and their many supporters who worked tirelessly throughout the bid process. I have met bid leaders and their teams throughout this epic campaign and I have been deeply impressed by their dedication, commitment and passion. Many have become close personal friends.

Finally, I wish congratulate Tokyo on their success and wish them the very best in the seven years ahead. I look forward to a great Games in Tokyo in 2020.“

18.00 Uhr: Ernsthaft, liebe Leute. Wenn hier heute schon einige tausend Gäste mehr vorbei schauen und ich mich echt zerreiße, dann doch bitte:

Geht’s einkaufen! Da freut sich nicht nur das Finanzamt, sondern sogar der Buchautor.

 

63 Gedanken zu „Olympia 2020: die Entscheidung für @Tokyo2020jp vs @Istanbul2020TR @Madrid2020ES“

  1. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Aber Istanbul hat das Doping ja nicht exklusiv. Da kann zB Spanien locker mithalten. Und bitte sag nicht Schuldenkrise zur Banken/Finanzkrise. Das verkehrt Ursache und Wirkung. Ich bin ja für strahlende Spiele in Tokio: Man wird in Europa weniger mit Sportkommerzberichterstattung zur Primetume genervt, hat aber grossen Spass am krampfhaften Kaschieren der desaströsen Umstände durch Funktionäre und Hofberichterstatter.

  2. @Matze

    Vielleicht doch ne Schuldenkrise – jedenfalls berichtete El Pais gestern, Madrid sei mit acht Milliarden Euro verschuldet ;)

    Jedenfalls fand ich es nett, dass Istanbul den Auftaktfilm mit einer hübschen Türkin (offensichtlich im Nachthemd) und deren Fensterblick über diese wirklich phantastische Stadt begonnen hat – und damit schon mal einen echten Kontrapunkt zur anabolika-virilisierten Olympiasiegerin 2012 aufzuweisen hat.

    Ansonsten sprechen die Delegationen, die dort im Saal hocken, optisch die wohl perfekte IOC-Sprache: wirkt wie drei Ansammlungen uniformierter Geschäftsleute, nichts weniger als jugendlich.

  3. das ist die Wirkung. Die Ursache dafür wird gerne ignoriert.. Oder meinst Du Real Madrids Schulden? Die würde ich eher einer Korrumpierungskrise zurechnen.. J

  4. Wie könnte ich das verwechseln: Real soll doch mit nur 590 Mio. in der Kreide stehen ;)

    Aber Madrid macht das schon richtig, ohne die Königlichen, dafür mit Messi als Posterboy der Bewerbung – wenigstens der hat seine Schulden (beim Finanzamt) ja schnell noch abgebaut. Soll wohl sagen: Geht doch.

    Und dazu kommen die hochseriösen Prognosen der Bewerber: 3,9 Milliarden Gewinn durch die Spiele, mehr als 80.000 full time-Jobs.

    Wenn das mal das IOC nicht überzeugt. Wozu brauchen die überhaupt einen Scheich?

  5. @ha: dann erst recht Tokio. Wer wenn nicht das IOC und die Spiele könnten den stetigen GAU besser bewältigen. Allein die Urinproben würden einen geschmolzenen Reaktor ausreichend kühlen. Dann noch dem UDIOCM eine Dopingfrage stellen und die Temperaturen sacken auf den absoluten Nullpunkt. Problem? Lösung!

  6. Jens, bitte Kommentar #5 teilweise zensieren. Hier werden keine Helden angepinkelt!

    Sonst schicke ich den Alten vorbei.

    [Aus dem Off:]

    Denjenigen, die nicht an mich geglaubt haben, sage ich – die Damen mögen das entschuldigen – ihr könnt meinen Schw . . . lutschen.

    Seine beste Sprüche

  7. Madrid könnte die ca. sechs weiblichen IOC-Mitglieder aber nun doch entscheidend beeinflusst haben … @Antonio Banderas.

  8. Beim Thema Fukushima sollte man allerdings auch bedenken, dass der deutsche Blickwinkel auf die Atomkraftfrage schon einigermaßen speziell ist — und durchaus nicht internationaler Konsens. Von daher würde ich mich nicht darauf verlassen, dass das im Internationalen Olympischen Komitee das entscheidende Kriterium ist.

  9. Samaranchs Grüße sind ein wunderbares Motto für verklärte Spiele der Postdemokratie. Kandidiert Ungarn eigentlich schon?

  10. @madcynic dafür müsste ja ein premier eine amtszeit komplett durchhalten, ist das schon mal vorgekommen? ;-)

  11. @cf
    Halte die Fukushima-Frage für vorgeschobenen spin, um Madrid akzeptabler zu machen.
    So wichtig das ist – da würde ich doch gern ein einziges Beispiel aus der Vergangenheit hören, dass dergleichen im IOC wirklich interessiert.
    Die Dopingfragen – auch wenn sie lächerlich beantwortet wurden von Istanbul und Madrid – hab ich schon ernster genommen. Wahrscheinlich auch das zu Unrecht )

  12. (nicht nur) der Scheich findet es sicher ganz possierlich wenn über inhaltliche Gründe diskutiert wird, welche die Entscheidung beeinflusst haben könnten..

  13. Ja. Im Sinne von @Matze.

    Und noch dazu halte ich es für möglich, dass die IOC-Mitglieder genau solche starken Versicherungen wie die von Abe hören wollen. So absurd das „under control“ auch war.

    Oder meinste nicht?

    Bisschen kommt noch dazu – ohne irgendwas verharmlosen zu wollen – dass Fukushima nicht Tokio ist.

  14. DLF wertet den Scheich gerade zum „Emir“ auf. Und verortet ihn in Katar.

    Naja, Emir des IOC / Emir von Lausanne dürfte er am Dienstagabend sein ;)

  15. Als ich meinem damals knapp 80jährigen Opa als kleiner Steppke im Herbst 1986 sagte, dass er besser keine Pilze mehr essen sollte weil er sonst „in 20-30 Jahren Krebs kriegen könnte“, hat er milde gelächelt. Das IOC riskiert in Tokio also nicht allzuviel, ausser vielleicht Bubka..

  16. #21:

    Um berühmte Fußballersprüche abzuwandeln: Doha, Kuwait, Lausanne, Tauberbischofsheim – Hauptsache Marokko.

    Oder: Scheichs, Emire, Prinzen – Hauptsache bürgerlich.

  17. @Jens
    Hauptsache bürgerlich?

    Seine Exzellenz belieben schlecht zu scherzen?! Das aristokratische Element gehört doch quasi zur DNA des IOC. Wenn du also schon Andi Möller als Kaninchen aus der Mottenkiste zaubern willst, dann wenigstens halbwegs korrekt — und mit Alliteration:

    Kuwait oder Katar, Hauptsache Kies (wie Heu am Meer)!

  18. #23
    Hoffentlich sieht der andere Zweig der Familie, der mit dem Onkel Emir, das genau so. Nicht, dass die ARD doch noch für höchste diplomatische Verwicklungen sorgt ;)

    Gibt’s eigentlich Honorary Sheiks? Oder eine Art Ehrenlegion in Kuwait? So eine Ernennung für Bach müsste doch mindestens noch drin sein, wenn es in seiner Amtszeit tatsächlich zu Spielen am Golf kommt. Ich sehe schon die Schlagzeile: „Wir sind Scheich!“

  19. @ha
    Ich darf mal die kuwaitische Botschaft zitieren:

    Der höchste Zivilorden in Kuwait ist das „Halsband Mubaraks des Großen“, das an Könige sowie Staats- und Regierungschefs verliehen wird.

    Der zweithöchste Orden ist der „Orden Kuwaits“, der sich in acht Grade unterteilt, wobei der Grad des verliehenen Ordens der Position der Person entspricht, die den Orden erhält.

    Andererseits ist es ja gerade das Sympathische an Monarchien, dass sich im Bedarfsfall recht unbürokratisch eine Ausnahme organisieren ließe ;-)

  20. Sehe ich das richtig, dass hier wieder kein Rumpelsender die Verkündung überträgt? Na ja, dann halt über Internet und ich bin für Oslo! ;-)

  21. Ich habe ja bekanntlich ein kritsch-distanziertes Verhältnis zu Argentinien. Und deshalb darf ich dieses großartige Land auch verteidigen. Die technischen Problemchen, die Du erlebst, dürften auch mit dem Riesenunwetter zu tun haben. Einige Fernsehsender sind jedenfalls auch ausgefallen.

    Und wenn man sich vorstellt, was gerade in den Elendsvierteln los ist, wo es oft keine Kanalisation gibt, relativiert sich solch ein Drama ohnehin. Am 6. Dezember 2012, ähnliche Situation, gab es sogar Tote.

    So sah das damals aus in der Stadt.

  22. Ich wiederhole noch mal meine Frage von gestern: Der Scheich hat (angeblich?) für Madrid Stimmen gesammelt, und jetzt ist das Städtchen in der ersten Runde abgeschmiert – wird man im Bach-Lager da nervös?

    Ist der vermeintliche Königsmacher am Ende bloß ein *hüstel* Schwindler?

  23. Lesen, Dagobert, lesen.

    Auf Spon habe ich heute morgen gedichtet:

    Es könnte eine der knappsten Entscheidungen der vergangenen Jahre werden. Vorhersagen sind kaum möglich. Als neuestes Gerücht schwirrte in der Nacht auf Samstag die Botschaft herum, der mächtige IOC-Scheich Ahmed al-Sabah aus Kuwait sei von Madrid auf Istanbul umgeschwenkt. Welchen Sinn aber sollte das ergeben? Wollte der Scheich nicht immer Istanbul verhindern, damit der Weg frei wäre für Olympische Sommerspiele in der arabischen Welt – am Persischen Golf in Katar beispielsweise? Die Türken stören derlei Pläne, weil sie natürlich auch die muslimische Karte spielen. Noch nie hat Olympia in einem muslimisch geprägten Land Station gemacht.

    Trotz jüngster Gerüchte dürfte ein Olympiasieg von Madrid die am leichtesten zu begründende Variante sein.

    Alan Abrahamson, siehe oben, hat wohl besser gedacht, dass der Scheich einen Teufel tun und also Doha links liegen lassen wird. Aber: Wissen wir es.

    Der Scheich spielt. Mit allen.

  24. wenn die Session noch ne QA zulässt, frag doch mal ob in Doha dann die Worldgames (oder wie diese angedachte kleine Nebenveranstaltung der ANOC heissen mag) stattfinden. So ca in 2020, plusminus 2 Jahre.

  25. Ach. Dann darf München also acht Millionen Euro (oder so) für ein paar belanglose Vorrundenspiele aus dem europäischen Fußballfenster werfen.

  26. Die Wahlergebnisse, Quelle: laut Gamesbids.com
    Das Ergebniss ist nicht gerade knapp.

    1. Runde
    Tokio – 42 Stimmen
    Madrid – 26 Stimmen
    Istanbul – 26 Stimmen

    2. Runde
    Istanbul – 49 Stimmen
    Madrid – 45 Stimmen (raus)

    3. Runde
    Tokio – 60 Stimmen
    Istanbul – 36 Stimmen

  27. Den Vorschlag, Tepco zum neuen IOC TOP-Sponsor zu machen, hatte ich auch schon auf den Fingern — aber realistisch betrachtet dürfte das (jenseits der Polemik) nach menschlichem Ermessen keine Option sein.

    Zum einen, weil die Bude ja (de facto?) pleite und verstaatlicht ist (oh, Moment, Staatskonzern wäre ja das klassische Pro-Argument…).

    Vor allem aber ist der Name in der Weltöffentlichkeit dermaßen verbrannt, dass eine Adelung zum TOP-Sponsor seitens der Japaner schon eine gewaltige Portion Masochismus erfordern würde, ist der Firmenname doch quasi synonym zu: Atomkatastrophe, Inkompetenz, Lügen. Die Japaner müssten schon mit dem Klammerbeutel gepudert sein, diese Bilder zum Aushängeschild zu machen.

  28. Scheinen ja ganz schöne Stimmungsschwankungen zu haben, diese Wüstensöhne. Hoffentlich nicht Montagnacht. Und falls doch: Hoffentlich hat Dr. Bach was Schriftliches. #kleinerschertz

  29. Also Tokio…also hat sich Putin anscheinend wieder durchgesetzt, falls man den Gerüchten glauben darf.

    Ist das jetzt schlecht oder gut für den Wirtschaftsanwalt ?

  30. Hmm. Hätte gerne Madrid gehabt, aber nach Tokio wollte ich auch immer mal. Nach Istanbul wäre ich nicht gefahren. Ab morgen wird dann die Spardose Tokio 2020 aufgestellt und regelmäßig befüllt.

  31. Nicht mal mehr mit dem kontinentalen Rhythmus darf man noch rechnen, offensichtlich!
    Handeln die jetzt schon Kontinente (bei Tokio-Wahl alle asiatischen Stimmen) für Personen (Bach)?

    Will mir hier jedenfalls nicht den Scheich-Spaß verderben lassen, nicht vor Dienstagabend ;)

  32. @Jens
    Darf ich dem Scheich jetzt eigentlich ein blaues Auge malen?

    @Dagobert
    Die Hormone! Du weißt doch selbst am besten wie das ist — in dieser endlosen Pubertät!

    __________________
    Der Vollständigkeit halber weise ich auch nochmal auf die in #37 geposteten Abstimmungsergebnisse in den einzelnen Runden hin, die — vermutlich ob ihrer hohen politischen Brisanz — erst einmal im Spamordner Abklingbecken zwischengelagert werden mussten.

  33. @Jens
    …warum so überrascht?
    Eigentlich hätten wir doch mit einer relativ risikolosen Wette unser bescheidenes Einkommen verfielfachen können.
    Bei den letzten acht Vergaben hat immer der schlechteste Bewerber den Zuschlag bekommen – so auch diesmal. Auf die IOC-Mitglieder ist eben Verlass.

    Tokio ist wohl die Stadt auf der Welt, die am wenigsten geeignet ist, Olympische Spiele auszurichten, gefolgt von New York, Rio de Janeiro, Sao Paulo, Delhi, London ……

  34. Gute Entscheidung. Die Schwimmwettkämpfe im Abklingbecken von Reaktor 4 lassen neue Rekorde erwarten, weil den Schwimmern ein 3. Arm wachsen wird. Auch die Segelwettkämpfe werden spannend.

  35. Pingback: Olympia 2020, der Tag danach: Ringen vs Squash vs Softball/Baseball : sport and politics

  36. Da werden sich die Freiwasserschwimmer ja richtig freuen……strahlende Spiele in Japan.

    – Weltliche Argumente können auch den Ausschlag gegeben haben? Die Warteschlange der nationalen Sponsoren soll ja schon von Tokio bis Fukushima reichen…stimmt das? Wäre das ein Grund. Ticken die Granden wirklich so, dass Tokio 2020, Kuwait oder sonstein Golfstaat 2024 verhindert? Das ist doch so weit weg…..und Arabien ist eigentlich nur geografisch „asiatisch“. Vom Gefühl her hätte da Istanbul den Golfstaaten eher den Garaus gemacht?

    – Tokio scheint mir die politisch stabilste Geschichte zu sein, inkl. sprudelnder Sponsorengelder und Ticketeinnahmen. Fernsehtechnisch dürfte das für die USA auch super sein.(?) In Madrid könnte man bei einer sich fortsetzenden Bakenkrise von Massenprotesten ausgehen und dann ist man heute soweit in Europa, dass man dagegen demonstriert etcpp. Vielleicht hat das IOC hier ja von der FIFA in Brasilien gelernt? Und Istanbul hätte da das gleiche Problem. Ich denke, sie wollten das politisch stabilste Land nehmen – Fukushima ist so weit weg und „in 7 Jahren“ haben die vielleicht einen Betondeckel von tepco bauen lassen…

  37. Christoph Neidhart in der SZ: Olympischer Größenwahn mit dem Geld der Steuerzahler

    Tokio 1964 waren bis dahin die teuersten Olympischen Spiele. Tokio 2020 ist auf dem besten Weg, das zu wiederholen.
    […]
    Als Kronzeugen gegen diese Einsparungsvorschläge führen Mori und sein Organisationskomitee das IOC und die internationalen Fachverbände an – die seien damit nicht einverstanden. John Coates, der Verbindungsmann des IOC, hat in der Tat bereits Bedenken angemeldet. Das fällt dem IOC und den Fachverbänden leicht, sie zahlen ja nichts für die Spiele. Und geben wie Yoshiro Mori das Geld anderer Leute großzügig aus: Nach den IOC-Regeln wird die Stadt Tokio, also deren Steuerzahler, 97,5 Prozent der Kosten tragen.

  38. Thomas Kistner in der SZ: Tokio im Fokus

    Im Fokus steht die Zahlung von 1,8 Millionen Euro, geflossen in zwei Tranchen – kurz vor und nach der Spielevergabe an Tokio im Herbst 2013 – an eine obskure Beraterfirma namens Black Tidings in Singapur. In der Betreffzeile stand „Tokio 2020 Olympic Game Bid“ – Olympiabewerbung 2020 Tokio. Die Firma zählt zum Schattengeflecht um den von Interpol gesuchten Senegalesen Papa Massata Diack
    […]
    Drei Tage vor Rios Kür bei der IOC-Session 2009 flossen 1,5 Millionen Dollar des brasilianischen Milliardärs Arthur Soares durch die Karibik an eine Agentur namens Pamodzi. Sie gehört Massata Diack.

  39. Pingback: Tokio 2o20: Schmiergeld für IOC-Stimmen – SPORT & POLITICS

  40. Pingback: Classics: Warum die Fußball-EM paneuropäisch ausgetragen wird – SPORT & POLITICS

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