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Das Olympische Bildungsmagazin

#London2012 (XIV), schon wieder: vielfältige Lebenssachverhalte


[Dank an @JSachse, der das Fechtvideo beim Guardian entdeckt hat.]

LONDON. Moin, moin, bin noch unterwegs und habe in einem Starbucks Station gemacht, um erste Emails (und Blogeinträge) zu schreiben. „Vielfältige Lebenssachverhalte“, hier regelmäßig beschrieben, habe ich mit Bedacht (sic!) für diese Überschrift gewählt, weil heute gewiss den ganzen Tag (und länger) über 15jährige Schwimm-Olympiasiegerinnen und 16jährige Schwimm-Doppelolympiasiegerinnen und Doppel-Weltrekordlerinnen (wird Ye Shiwen garantiert) debattiert werden muss – und darüber, was uns das alles sagt, was man als Journalist sagen und behaupten und was man erörtern darf und sollte. IOC-Medizinchef Arne Ljungqvist hat dazu gestern gesagt, er applaudiere erstmal, solange es keine positiven Dopingtests gibt.

So ungefähr.

Die alte Diskussion. Das alte Leiden.

Auf der Webseite der deutschen Olympiamannschaft, die während der Spiele zu meinen Bookmarks gehört, wollte ich darüber auch was lesen (oder zumindest suchen), aber die haben gerade Probleme in der deutschen Olympiamannschaft …

Das kannte man sonst nur von diesem Blog (Peking, Vancouver, Südafrika und bei anderen Gelegenheiten), aber jetzt nicht mehr: denn das Blog ist ja auf einen leistungsfähigeren Server umgezogen.

An die Arbeit!

9.19 Uhr: Für alle, die mit Twitter nicht so vertraut sind: In der Sidebar ganz rechts gibt es oben eine Rubrik „frisch getweetet“. Dort sind meine jüngsten Tweets, Empfehlungen, Reaktionen, Dummheiten aufgelistet. Regelmäßig retweete ich andere Beiträge und/oder Link/Leseempfehlungen. Einfach mal durchklicken, sollte eigentlich für jeden etwas Schmackhaftes dabei sein. Ist, natürlich, als Ergänzung zu den Blogeinträgen gedacht.

11.01: Nach einem Interview mit dem Schweizer Radio (Thema überraschender Weise: vielfältige Lebenssachverhalte des UDIOCM und Korruption im IOC :) geht es flink zur Pressekonferenz von IOC und LOCOG.

Lesebefehl zwischendurch:

[Liebe Kollegen bei Zeit Online – of, sd, cs – bitte bietet mal gekürzte URL an. Ich wollte das gestern schon auf dem iPhone twittern und habe mich mächtig geärgert über die megalange URL mit vollem Artikeltitel, die da erscheint. Geht es nicht anders?]

11.35: Jetzt fällt mir mal wieder auf, warum es doch nützlich ist, die täglichen Pressekonferenzen von IOC und LOGOC zu besuchen: Weil sich in den Fragen allerlei interessante Geschichten verbergen, die manchmal schon irgendwo gelaufen sind, die ich meistens verpasst habe, oder gleich laufen. Fein. Mann kann da sitzen, zu hören und sich längst schon Notizen und Gedanken für die eigenen Texte machen. #multitasking

Wie wäre es mit einem Olympia-Podcast?

12.26: Da Mann gegen Mitternacht meistens sowieso nicht ins Bett kommt und ich so viele Klagen über das ÖR-Angebot aus London höre, kommt mir die Idee, das zu tun, was ich lange schon tun wollte: einen Podcast anzubieten. Einen Olympia-Podcast mit Berichterstattern, die ich aus unterschiedlichen Gründen schätze – und die nicht aus dem Fernsehsessel nölen und/oder die Show mit Botschaften überhöhen. Habe dazu auf Twitter schon mal aufgerufen.

Any thoughts?

Mir fallen ein paar Namen ein, mal sehen, was sich machen lässt: Holger Gertz, Thomas Hahn, Barbara Klimke, Wolfgang Hettfleisch, Jens Hungermann, Alexander Osang, Claudio Catuogno etc pp. Vorschläge erbeten.

12.32: Achso, fast vergessen: Gold für Deutschland. In der Military im Vielseitigkeitsreiten.

Michael Reinsch habe ich vergessen, gerade getroffen – ihn werde ich definitiv fragen.

16.47: Er fürchtet die Müdigkeit spätabends, und bald beginnt ja die Leichtathletik. Mh. Mal sehen, was andere sagen.

Ja da schau her, die amerikanischen Schwimmer:

[youtube -qU3kwef-yo nolink]
via allesaussersport

17.51: Mal wieder einige Textproben meiner Dichtkunst. Gestern Abend, unmittelbar nach den 200 Freistil schrieb ich aktuell für die Berliner Zeitung:

Sogar singen kann er! Yannick Agnel, 20, hatte die Goldmedaille über 200 Meter Freistil gewonnen und schmetterte inbrünstig die Marseillaise. Auch das wird Frankreichs Präsidenten François Hollande gefallen haben, der im Aquatic Centre auf der Tribüne saß – wie am Nachmittag Großbritanniens Premier David Cameron. Zur Feier des Tages, dem dritten Olympiasieg im Schwimmbecken für die Grande Nation binnen 24 Stunden, gab Hollande Journalisten zu Protokoll, Paris stehe für die Olympischen Spiele 2024 bereit, wenn eine Bewerbung Aussicht auf Erfolg verspreche.

Ein Mann, ein Wort. Die Bewerbung verspricht genau dann Erfolg, wenn die Sommerspiele 2020 nicht nach Europa (Madrid oder Istanbul), sondern nach Tokio vergeben werden. Da lässt sich gewiss auf höchster Ebene an diversen Rädchen drehen, so wie die Franzosen schon stark dafür gearbeitet haben, die Fußball-WM 2022 nach Katar zu verpflanzen, weil sie dafür mit milliardenschweren Investitionen des Emirs belohnt wurden.

Für Yannick Agnel, den zweifachen Olympiasieger von London (am Sonntag mit der Sprintstaffel, nun über 200 Meter), der im Aquatic Centre den Superstars Michael Phelps und Ryan Lochte die Show stiehlt, kommen die Sommerspiele 2024 Frankreichs Metroploe, die zur 100-Jahr-Feier der Spiele 1924 in Paris ausgetragen werden sollen, gewiss zu spät. Denn die Zukunft, sie hat für Yannick Agnel längst begonnen. Er schreibt schon jetzt Geschichte.

Agnel hatte auch nach dem Staffelsieg keine Zweifel daran gelassen, dass das 200-m-Finale für ihn, den Weltjahresbesten, das eigentliche Ziel war. Ein Einzeltitel. Die Weltrangliste hatte er mit 1,2 Sekunden Vorsprung angeführt, im Halbfinale war er wenig langsamer als der Chinese Sun Yang, Olympiasieger über 400 Meter, doch im Finale machte Agnel vom ersten Meter an klar, wer Chef im Bassin war. Kontinuierlich baute er seinen Vorsprung aus. Er schwamm eigentlich in einer anderen Liga. 1,79 Sekunden lagen im Ziel zwischen ihm (1:43,14 Minuten) und den, nun ja, Herausforderern, Kontrahenten waren es an diesem Abend nicht wirklich.

Zeitgleiche Zweite wurden Sun Yang und der Koreaner Park Taehwan. Vierter wurde der Amerikaner Ryan Lochte, Fünfter der Weltrekordler aus Halle, Sachsen/Anhalt. Paul Biedermann. Drei Jahre nach seinen beiden Kraul-Weltrekorden im Ganzkörperanzug, die auch diese Olympischen Spiele überdauerten, schaffte Biedermann in London immerhin seine persönliche Jahresbestzeit. 1:45,53 – sein Weltrekord liegt bei 1:42,00. Ihn aber daran zu messen, wäre nicht korrekt. Aus dem Wunderschwimmer ist ein normaler Weltklasseschwimmer geworden. Über 400 Meter schied er im Vorlauf aus, nun wurde er Fünfter, einen Versuch hat ernoch, aber eine Medaille ist für die deutsche Langstaffel am Dienstag außer Reichweite.

Biedermann war enttäuscht. Fünfter war er bereits in Peking. Er wird kommende Woche 26, da sieht es eher nicht so aus, als sollte er 2016 in Rio de Janeiro noch einmal eine echte Olympiachance haben. „Ich frage mich gerade, ob das alles war, was drin war“, sagte Biedermann, „aber ich akzeptiere das Ergebnis.“ Das Rennen sei ein „absoluter Hochkaräter“ gewesen. „Vor Yannick kann man nur den Hut ziehen, was er leistet.“ Agnel sei ein Stilist, „das war schön anzuschauen“, sagte Biedermann, so als hätte er, dem Sieger hinterher keuchend, Zeit und Muße gehabt, ihn zu bewundern.

Biedermann war auf der Suche nach dem „perfekten Rennen“, wie er immer wieder zu Protokoll gegeben hatte. Die beiden perfekten Rennen seines Lebens aber ist er bereits 2009 in Rom geschwommen.  Dies anzunehmen, könnte ein Weg sein, sich freier zu machen.

Der knapp sechs Jahre jüngere Agnel hatte Biedermann in London artig als „großen Champion“ bezeichnet. Es klang schon ein bisschen wie ein Nachruf.

Gerade habe ich noch einen Kommentar zu Biedermann vertont. Das Original:

Das Leben als Sinuskurve

Paul Biedermann aus Halle an der Saale wurde 2008 in Peking als Europameister Olympiafünfter über 200 Meter Freistil. Er schwamm 1:46,00 Minuten, war nicht zufrieden und sagte: „Drei Sekunden hinter Phelps. Da habe ich wenigstens noch Ziele.“

Paul Biedermann aus Halle in der Saale wurde 2012 in London als Europameister Olympiafünfter über 200 Meter Freistil. Er schwamm 1:45,53 Minuten, war nicht zufrieden und sagte: „Die Zeit ist zu langsam. Aber ich akzeptiere das Ergebnis.“

Was soll er machen.

Zwei olympische Ereignisse, vergleichbar miteinander. Allerdings hat es in diesen vier Jahren noch andere, viel prägendere Events gegeben. Schwimmer sprangen mit Anzügen ins Wasser und pulverisierten Weltrekorde. Paul Biedermann war einer von ihnen und wurde 2009 deshalb sogar Deutschlands Sportler des Jahres. Seine Bestmarken, erzielt bei der Weltmeisterschaft 2009 in Rom, gelten bis heute. 1:42,00 über 200 Meter Kraul, 3:40,07 über die 400 Meter.

Paul Biedermann wird diese Rekorde sehr wahrscheinlich nie brechen. Er wird, so lange er noch schwimmt, stets daran scheitern, persönliche Bestzeiten aufzustellen. Aber ist er deshalb ein Versager? Ist er deshalb abgesoffen in London, hat eine Pleite erlebt, ist untergegangen, hat Blamables geboten im olympischen Becken?

All diese Attribute wurden ihm, immer noch einer der besten Schwimmer des Planeten, in verschiedenen Medien zugeschrieben. Das ist natürlich übertrieben und ungerecht. Das ist ein Problem von Journalisten und Medien, die den Respekt vor Leistungen und den Umständen, unter denen derlei Leistungen erzielt werden verloren haben – oder schlichtweg nicht einordnen und relativieren können.

Zunächst einmal ist der Auftritt eines Sportlers eine ganz persönliche Angelegenheit. Erst dann ist er eine Sache für Medien, Sponsoren oder Funktionäre, die so gern Medaillen zählen. Ein Athlet, der Weltrekorde hält und Weltmeister war und sich erfolgreich mit Michael Phelps maß, wird natürlich nicht zufrieden sein, wenn er fürchten muss, seine Laufbahn ohne eine Olympiamedaille zu beenden.

Aber es gibt Gründe dafür. Einer liegt, ganz simpel, darin, dass nicht mehr in Anzügen geschwommen wird. Ein anderer lautet: Vor Biedermann hat sich eine junge Generation um den Franzosen Yannick Agnel etabliert. Ein weiteres Mosaiksteinchen ist der Umstand, dass schon die Olympiavorbereitung von gesundheitlichen Problemen überschattet war, wie nun auch der Auftritt in London.

Wer nicht hundertprozentig fit ist, kann nicht mithalten, sagte Biedermanns Trainer Frank Embacher nach dem 200-m-Finale. Embachers Sohn hatte per TV-Ferndiagnose eine Blockade im Rücken Biedermanns entdeckt. Tags darauf, am Dienstag, führte Biedermann die deutsche Staffel ins Finale und die Medien orakelten schon wieder von einer Medaille.

Das Leben ist eine Sinuskurve. Wer wüsste das besser als ein Sportler.

18.37: Okay. Ich stelle ihn nicht bloß und nenne keinen Namen. Er/sie/es wird mich ohnehin für das anonyme Zitat verachten. Aber er/sie/es, den/die/das ich auf die Idee vom Olympia-Podcast angesprochen habe, gab empört zu Protokoll:

Kein Podcast, kein iPad, kein sonstwas! Ich würde am liebsten zur Schreibmaschine zurückkehren.

Es sind schon putzige Tierchen, wir Journalisten.

19.04: Und noch ein Machwerk von heute Nachmittag, einige Zeilen über Ruta Meilutyte:

Ihre Knie haben gewackelt. Sie hat geschluchzt und gebibbert. Als ihr eine BBC-Reporterin ein Mikrofon vors Gesicht hielt und fragte, was TV-Reporter so fragen (Wie fühlen Sie sich?), hat Ruta Meilutyte nur wenige Worte herausgepresst. „Ich kann es nicht glauben. Ich kann es nicht glauben.“ Und, noch völlig außer Atem: „Das ist alles zuviel für mich.“

15 Jahre und 133 Tage war Ruta Meilutyte alt, als sie in London auf das Siegerpodest stieg und fürchtete, vor Schwäche und Aufregung herunter zu fallen, wie sie später in der Mixed Zone erzählte. Die Litauerin, seit zwei Jahren wohnhaft und bei Jon Rudd in Plymouth/Großbritannien trainierend, ist die jüngste Olympiasiegerin dieser Spiele und die jüngste seit 1972. [siehe Notizen um 21.53 Uhr und Mittwoch, 01.23 Uhr] In vielen Sportarten dürfen 15-jährige nicht teilnehmen. Im Schwimmen schon, und irgendwie war es logisch, dass das Wunderkind, die Siegerin über 100 Meter Brust, gegen 22.30 Uhr der Pressekonferenz fern blieb. Denn Kinder gehören um diese Zeit ins Bett.

Was Meilutyte um kurz vor Mitternacht gemacht hat, weiß man nicht. Die Dopingkontrolle jedenfalls hatte sie bereits hinter sich. Vielleicht wurde sie noch von Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaite geherzt, die ins Aquatic Centre gekommen war für diesen großen Moment, der sich am Vortag angekündigt hatte – für die fünfte Goldmedaille Litauens in seiner doch recht kurzen Olympiageschichte. In den 1920er Jahren, vor der sowjetischen Okkupation, hatten wenige Litauer an den Sommerspielen teilgenommen. 1992, nach der Trennung vom Sowjetreich, gewann der Diskuswerfer Romas Ubartas Gold. Es folgten weitere Diskussiege durch Virgilijus Alekna und der Erfolg der Trapschützin Daina Gudzineviciute.

Die Goldmedaille von Seilutyte wird nun sogar von den Olympiagastgebern vereinnahmt, die am Dienstag überraschend noch immer auf den ersten eigenen Olympiasieg warteten. „Gold for Plymouth School Girl!“ titelten manche Zeitungen. Und weil es sich bei Meilutyte quasi um eine Halb-Britin handelte, wurde die Dopingfrage nicht gestellt. Gleichzeitig aber titelten britische Blätter (Times, Daily Mail, Guardian) mit Geschichten über die 16jährige Chinesin Ye Shiwen. Derlei Unterschiede zu machen – gutes Gold, böses Gold – ist gewiss nicht korrekt. Fragen müssen ständig gestellt werden, unabhängig vom Herkunftsland der Athleten – hier muss es ja sogar heißen: der Kinder. Es empfiehlt sich eine Gleichbehandlung.

Das College in Plymouth, wo Seilutyte auf einer 25-m-Bahn trainiert, ist eine Art Sportschule. Wasserspringer Tom Daley lernt da, auch zwei andere Olympiaschwimmer aus Uganda und Zambia. An diesem College wird quasi olympische Entwicklungshilfe gelebt. Seit 2000 wurden mehr als 60 Leistungssportler aus 27 Ländern dort ausgebildet – im Schwimmen, Fünfkampf, Fechten, Rugby, Basketball, Segeln und Squash.

Es hat im Schwimmen schon immer junge Siegerinnen gegeben. Viele dieser Siegerinnen, das ist eine geschichtliche Wahrheit, waren allerdings gedopt: Etwa Ute Geweniger aus Karl-Marx-Stadt, die 1980 in Moskau mit 16 Jahren und 153 Tagen gewann. Es ist logisch, dass Steigerungsraten von so jungen Athleten größer sein können, ohne dass dies auf Doping zurückzuführen sein muss. Bei Ye Shiwen verblüfft vor allem, dass sie auf den letzten Bahnen schneller schwamm als die besten Männer. Bei Ruta Meilutyte verblüfft anderes. Europameisterin Julia Efimowa aus Russland hatte tags zuvor gegiftet: „Sie ist jung. Ich habe nie im Leben damit gerechnet. Das kommt sehr überraschend.“

Verbesserungen im technisch extrem anspruchsvollen Brustschwimmen in diesem Alter von zwei Sekunden sind aber keine Seltenheit. Das kann, muss aber nichts anderes heißen. Im Brustschwimmen sind Mädchen, mitunter noch vor der Pubertät, durchaus bevorteilt. Eine Ferndiagnose zu Ruta Meilutyte stellt Eva-Maria Hartmann, die in der Vor-Dopingära als glänzende Stilistin galt und 1956 in Melbourne unter ihrem Mädchennamen ten Elsen Bronze über 100 Meter Brust gewonnen hat. Nach Ansicht der TV-Bilder sagt Eva-Maria Hartmann: „Meilutyte schwimmt stilistisch fantastisch. Sie hat eine tolle Wasserlage.“

Über Dopingtests und anderes mehr hätte man in London dennoch gern etwas gehört. Wenn nicht von der Schülerin Meilutyte, dann doch von Betreuern oder Organisatoren. Als aber ein Teil der Weltpresse kurz vor Mitternacht in einem Container auf die juvenile Siegerin wartete, kam nur die barsche Info: „Ruta Meilutyte kommt nicht zur Pressekonferenz. Warum, wissen wir nicht.“

Das ist zu wenig. Das heizt Spekulationen an, die die Olympiasiegerin vielleicht nicht verdient hat. Organisatoren und Betreuer haben, gerade gegenüber einer 15jährigen, auch eine Sorgfaltspflicht.

19.49: Wieder mal Zeit, Geschichte zu schreiben. Michael Phelps kann der erste sein, der zum dritten Mal hintereinander Schwimm-Gold auf einer Strecke gewinnt. Statistiker finden immer etwas. Es wäre sein 15. Olympiagold bei seinen vierten Spielen.

Was immer passiert, der BBC-Reporter hat recht:

Phelps is surely not good in going slow.

19.54: Der Anschlag. Gegen Phelps. Das ist nun wirklich ein Zeichen. Chad le Clos aus Südafrika. Phelps war vorn, aber le Clos hatte den Drive. So wie Phelps in Peking.

Erinnert sich noch jemand an das Miracle Finish Phelps vs Cavic?

18 Medaillen für Phelps – 14 – 2 – 2. Doch wieder ein Rekord. Die meisten Medaillen, die ein Athlet bei Olympia gewonnen hat.

20.35: Schwerer Moment für Phelps. Siegerehrung.

In acht Minuten schwimmt Ye Shiwen Weltrekord.

20.39: Herrliche Bilder von Chad le Clos und seinen Eltern, die sich von den Ordnern natürlich nicht stoppen lassen. Auch süß: Phelps erinnert ihn daran, dass er seine Medaille fürs Foto hochhalten muss. Die BBC holt seinen Papa zum Interview, mal sehen.

I have never been so happy in my life … what a beautiful boy for a son … look at him, he is crying like me … not easy to get the tickets … my other son is here, we can’t find him … beating Michael Phelps, unbelievable …

Sehr schön. Anrührend.

Und jetzt, mit Verspätung, die 200 Lagen.

20.50: Knapp. Ich staune. Kein Weltrekord. Habe mich geirrt in der Vorhersage.

Die BBC-Leute wundern sich auch. Very interesting, indeed.

Ye Shiwen vor Alicia Coutts (AUS) und Caitlin Leverenz (USA).

20.53: „Final final on this day 4.“ Heißt es in der BBC. Die Langstaffel. Danach verabschiede ich mich in die Pressekonferenzen. Chad le Clos schwimmt gleich noch mal – Phelps natürlich auch.

21.03: Phelps könnte jetzt wohl eine Pause machen – es würde noch reichen.

Deutschland mit Bronze-Chance.

21.04: Jetzt aber. USA mit Phelps vor Frankreich. Deutschland abgefangen von China auf vier. Erleichterung bei Big M: 19 Medaillen. 15 Gold. 2 Silber. 2 Bronze. Und da kommt noch was in London.

Und was sagt er der BBC?

The most important thing was coming back tonight“

21.31: Sitze im Container der Pressekonferenzen. In der Halle ist noch Lärm, weiß gar nicht, warum. Siegerehrung Staffel? Bestimmt.

Drinnen erklärt Camille Muffat sich und die Welt.

Ich denke, ich werde meinen Medienpartnern, komisches Wort, morgen mal eine kleine Chronik aus diesem Container anbieten. Denn da kommen doch viele interessante Personen, die für dieses Schwimm-Event stehen. Der Junge, der Phelps schlägt und literweise Tränen vergießt. Big M, der sämtliche Rekorde pulverisiert, der Phelps halt. Das Mädel, das schneller krault als starke Jungs und jetzt als Synonym für die Untiefen des chinesischen Sportsystems herhalten muss. Und. Und. Und.

Phelps kommt zwischen 22.20 und 22.30 für exakt 10 Minuten, wird mitgeteilt. #Extrawurst #legend

21.53: Ich habe es befürchtet, wenn man nicht ALLES selbst überprüft, und das habe ich beim Meilutyte-Text nicht, dann wird es falsch. Sie ist natürlich nicht die jüngste Schwimm-Olympiasiegerin seit 1972, wie ich in Agenturen gelesen habe, ich glaube aber auch im Olympia-Infosystem, und wie über Infostrada getwittert wurde. Sondern: 1988 gewann die Ungarin Krisztina Egerszegi mit 14 Jahren. Gefunden in einem Blog :) Champ Kind schreibt es bei aas

Mittwoch, 01.23 Uhr: Und noch ein Statistik-Blackout, denn der von mir verlinkte Wikipedia-Eintrag (wenn er denn stimmt) sagt ja auch, dass die Japanerin Kyōko Iwasaki 1992 in Barcelona 32 Tage jünger war als Egersezegi seinerzeit.

Puh. Zahlen. Fakten. Damit habe ich es nicht so – muss Mann mal zugeben. Das klappte in meiner Jugend besser.

Gute Nacht allerseits.

42 Gedanken zu „#London2012 (XIV), schon wieder: vielfältige Lebenssachverhalte“

  1. @jens weinreich: hätte gedacht, dass bei den briten die wahrscheinlichkeit größer ist, in einem costa als in einem starbucks zu landen.

  2. Habe einfach nur wegen Wlan Station gemacht, im Vorübergehen, nicht mal Kaffee getrunken. Brauchte nur ne Ablage für den Computer. Trinke ohnehin erstaunlich wenig Kaffee, weil es im Pressezentrum gern eine halbe Stunde dauert, eh einer gebraut ist und die Schlange bewältigt. Sehr gut. Bleibt nur noch das Laster der Burger. Denn natürlich gibt es fast nichts anderes, McD ist schließlich Sponsor. Schrecklich.

  3. Au fein. Das 1. Gold für Deutschland. Glückwunsch an die Sportler und ihre Tiere ! Hoffentlich dreht jetzt keiner in den ÖR durch.

    Übrigens lustiger Userkommentar von London 2012. Entschuldigung, von Peking 2008:

    Unfaßbar wie schlecht die deutschen durch die Bank sind!
    Die Basketballer wurden gerade weggeklatscht von den Griechen. Die Schwimmer haben nichts, absolut nichts zu melden. Sämtliche Boxer in der Vorrunde raus, die Judo-Medaillenhoffnungen ebenfalls raus. Der Deutschland-Achter (Das Vorzeigeboot!) Als letzter im Hoffnungslauf geradezu kläglich ausgeschieden.
    In Peking funktioniert wirklich nichts. Wir haben 1Silber- und 1Bronzemedaille (durch Turmspringen) geholt. Und liegen hinter Ländern wie Simbabwe, Thailand oder Aserbaidschan im Medaillenspiegel. Fraglich ob man am Ende überhaupt unter die Top8 kommt.
    Es wird wirklich immer schlimmer! Bis auf die Reiter haben wir im Prinzip kaum noch was zu melden.
    Die Entwicklung wird immer erschreckender und verläuft immer rasanter.
    Das nur mit Doping zu erklären ist viel, viel zu einfach. Als ob die komplette Welt dopt, in absolut allen Sportarten.Wir natürlich gar nicht… (was natürlich kompletter Quatsch ist!)
    PS: (Im Boxen sind Mauritius und die Jungferninseln vor uns!!!!LOOOL)
    Wenn da nicht bald was passiert, werden wir obwohl wir modernste Trainingsmöglichkeiten bieten könnten, ein regelrechtes Entwicklungsland. Gegen Länder wie Südkorea sind wir mittlerweile völlig chancenlos.
    Was ist der Grund? Sportler zu faul, zu dumm? Die Trainer zu unfähig? Die Trainingsmöglichkeiten auf 3.Weltland-Niveau?… Fragen über Fragen.

    http://archiv.bvb-forum.de/index.php?mode=thread&id=695430

  4. Der Podcast wäre doch eine gute Idee. Ich möchte dann gerne meine GEZ-Gebühren umwidmen und diesem Projekt zukommen lassen. In diesem Monat habe ich noch keine Sekunde ARDZDF gesehen und kann daher noch über den kompletten Betrag verfügen (oder?).

  5. Wo „Herbert“ gerade den Medaillenspiegel anspricht, wollte ich mal fragen, ob Sie Herr Weinreich auch was zur Aussage von Imke Duplitzer geschrieben haben. Ich habe mit der Googlesuche nur etwas bei sueddeutsche.de gefunden. Ich weiß ja, dass Ihre Themen eher das Funktionärsgebaren und andere Unglaublichkeiten sind, aber vielleicht haben Sie ja doch etwas geschrieben. Eventuell kann mir hier jemand anders mit Links weiterhelfen.
    Die Aussage von Harting, dass er von 600 Euro lebe fand ich doch sehr erschreckend. Und mich konnte auch nicht die Bitte der Reiterin im ZDF beruhigen, die meinte, dass man so was doch bitte nicht während der Spiele machen sollte. Wobei ich auch nicht vermute, dass eine Reiterin solche Probleme kennt, wie sie Robert Harting zur Sprache gebracht hat und ich vermute, dass Frau Duplitzer nur während der OS solche Aufmerksamkeit hat.
    Kurz und gut: Ich wäre dankbar für weitere Infos zu dem Thema.
    Danke

    André

  6. Pingback: London 2012 #31/7/12 | // liga.parkdrei.de //

  7. @AndreD #Duplitzer – Über die DOSB-Reaktionen hat Jens Weinreich bereits letzte Woche für SPON berichtet. Ansonsten findet man hier, was der Hausherr selbst davon hält.

  8. @ AndreD: Etwas ist ja schon verlinkt. Blättere doch einfach mal die vergangenen Tage durch. Es ist schwierig und ich kann da nicht aus meiner Haut, weil ich die Bild-Zeitung nicht als journalistisches Medium anerkenne. Ich stehe zu meinen Meinungen, auch wenn sie mal im Affekt geschrieben sind. Korrigiere mich auch gern. Doch bei diesem … ich sage das Wort nicht, was ich am liebsten dafür verwenden möchte, fällt es mir sehr schwer, es ernst zu nehmen. Ich habe auch auf das Buch hingewiesen und teile beispielsweise die Meinung von Thomas Hahn absolut nicht, der in der SZ kommentiert hat, es sei völlig egal wie und wo was gesagt wird und auch legitim, ein Buch zu verkaufen, wenn doch die Kritik berechtigt sei.

    Na ja.

    In diesem … wieder sage ich das Wort nicht … fällt es mir schwer, Inhalte zu erkennen außer der Botschaft: alles totale Scheiße.

    So eine Botschaft verbreite ich ja nicht mal über das IOC oder die FIFA.

    Außerdem: Ich mag es absolut nicht, wenn Bild als seriöses ernst zunehmendes Medium in eine Debatte eingeführt wird.

  9. Danke an den Hausherren für die Berichterstattung aus London. Gerade die Blicke auf scheinbare Nebensächlichkeiten begeistern mich immer wieder. An den Beiträgen zu Biedermann und der Litauerin können sich die ÖR ein Beispiel nehmen.

  10. Nadia Comăneci war 1976 in Montreal bei ihren drei Gold Medaillen im Turnen erst 14. Am 12. November 1976 wurde sie 15.

    Imke Duplitzer ihr Interview war mir zu Holzschnittartig. Kritik ohne Differenzierung. Da fehlten jegliche Schattierungen. Sie ist Sportsoldatin, Hauptfeldwebel, und damit Teil des Systems. Buchpromotion hin oder her. Die Auswahl der Zeitung für Ihr Interview spricht Bände Beim Bäcker brüllte mir gestern das Blatt ungefragt doch glatt den Medaillenspiegel entgegen. In solchen Momenten sehnt man sich fast nach dem Sportecho.

    Noch ein Wort zu Harting und den 600 Euro. Diesen Betrag hat einst die Sporthilfe ziemlich intensiv auf das Tablett gebracht. Deutschlands beste Schachspieler wollten für die Teilnahme an der Schacholympiade 2010 in Sibirien vom Schachverband eine überschaubare Summe von (wenn ich mich recht erinnere) von 5.000 Euro. Für die Vorbereitungszeit. Den Verzicht auf die Teilnahme von monetär interessanten Open und als Grundanerkennung ihrer Leistung etc. Als es diese monetäre Vergütung nicht gab nahmen die Spieler nicht an der Olympiade in Khanty Mansijsk teil. Das Ergebnis mit der B-Mannschaft ist bekannt. Deutschland kam nicht unter die ersten 60 Schachnationen.

    2011 trat dann die Mannschaft in Griechenland bei der Europameisterschaft mit der A-Elf an. Sie wurden überraschend Europameister. Inzwischen agieren die Schachgroßmeister Deutschland teilweise auf anderen Gebieten (Magazin Projekt, Start Up, Studium in den USA) um das Thema Geld für sich befriedigend zu klären.

    Doch zurück zu Harting, Robert. sein Management ist die Agentur Tri:ceps. Diese vermarktet unter anderen Felix Neureuther, Magdalena Neuner, Inka Grings oder Pascal Bodmer. Ein Sportler wie Harting mit derart sportlichen Erfolg sowie Ecken und Kanten ist normal immer für gut dotierte Sponsorenverträge gut.

    Ehe ich es vergesse: Ganz großes Kompliment für Deine online Live-London-Messe hier.

  11. @ Sportinsider: Es geht um Schwimmen, nicht Turnen :) Es ist ein Kreuz mit derlei Statistiken. Ich mag eigentlich Statistiken, aber lerne die Daten nicht mehr, wie gaaaanz früher. Und in der Hektik der Produktion bleibt simply kaum noch Zeit, Angaben zu überprüfen. Ich verlasse mich ungern auf Agenturen und andere so genannte Quellen, versuche, wenigstens flink zu verifizieren. Aber es geht einfach nicht. Ich dachte zum Beispiel, Cornelia Ender sei die jüngste gewesen, weil sie 1972 mit 13 schon gestartet war. Sie hatte aber nicht gewonnen, erst 1976. Mit 13 durfte Franziska van Almsick 1991 dagegen nicht zur EM.

    Lassen wir das lieber, auf Statistiken, so nett die manchmal sind, soll man sich lieber nicht einlassen.

  12. Klatschfrage oder so ähnlich:

    Triffst Du eigentlich auch, ähm, Kollegen wie „Franzi“? Und erzählt man sich, wer warum auf so eine Idee kommt?

    Keller ein Eloquenz-Genie dagegen. Unfassbar. Ein Mops wie der auf ihrem T-Shirt live im Studio wäre abwechslungsreicher.

  13. Gut das sie mit dem neuen Weltrekord nicht recht hatten.

    Ansonsten eine großes Dankeschön für die Berichterstattung aus London.

  14. @ Jens Weinreich zu #8 Inwiefern ist die Geschichte bei Poynter denn so viel besser als bei heise? Bin als Autor da auch gerne kritikfähig :-)

  15. Glaube nicht, dass man eine Statistik findet, die Yes Endspurt über die 400 erklärt. Um den geht es ja doch wesentlich, nicht allein um ihre persönliche Bestzeit, i.e. den Weltrekord oder ihr Alter.
    Ich hatte ein bisschen nachgelesen, was die Fachleute in den Schwimmforen so dikutieren. Der nahliegendste Vergleich war noch Mary T. Meagher, 1979 mit einem WR über 200 M Schmetterling, bei US-Meisterschaften, auch mit 16. Auch damals wurde festgestellt, sie habe mit ihrer Zeit einige Männer hinter sich gelassen.

    Um Ye einzuordnen, muss man schon sehen, dass die 400 Lagen a) extrem kraftraubend sind, dass sie – Selbstverständlichkeit und auch nicht ganz so wichtig – b) andere Anforderungen stellen als die an etwa ein besonderes Talent auf einer Strecke (Egerszegi 100 Rücken 1988, mit 18 dann die 400 Lagen in Barcelona). Aber: Diese 100 Kraul hinten drauf – da sind Fragen erlaubt. Denn das ist historisch schlicht einmalig.

    Kommt nicht mal an Petra Schneider aus seinerzeit Karl-Marx-Stadt heran, mit 15 WM-Dritte über 400 Lagen. Und sie ist ein bekanntes Dopingopfer.

  16. An Egerszegi muss ich immer denken, wenn ich von jungen Schwimmolympiasiegerinnen geredet wird. Es gab aber wohl noch eine jüngere: 1992 in Barcelona – Kyoko Iwasaki über 200 m Brust. Sie war wohl noch einen knappen Monat jünger als Egerszegi.

    Siehe:

    Profil Kyoko Iwasaki

    und

    Wettbewerb

  17. Soll sagen: Zwar stimme ich zu, dass Fragen immer gestellt werden müssen bei solchen Leistungen, unabhängig von Herkunft und auch Alter. (Bei Phelps wurden sie alle gestellt, diesmal ist er erstmals auch so etwas wie Schwimm-Folklore.)
    Allerdings ist Ye die unglaublichere Variante im Vergleich zur Litauerin – sogar ohne China.

  18. Huch, ich sehe gerade, dass das auch schon in dem Blogkommentar stand…

    Amanda Beard war 1996 übrigens auch mit vierzehn Olympiasiegerin. Aber sie war es nicht wie Iwasaki kurz nach ihrem Geburtstag, sondern knapp drei Monate vor dem 15. Außerdem war sie in der 4 x 100 m Lagenstaffel erfolgreich und nicht im Einzel.

    So, back to lurking mode… Und dem Hausherrn von Herzen ein: „Weiter so!“

  19. Bei den ganzen jungen Olympiasiegerinnen sind die Männer ja fast etwas spät dran.

    Michael Phelps war 19 Jahre bei seinen ersten Olympiasiegen in Athen. Ryan Lochte 20. Mark Spitz zarte 18 bei seinen ersten beiden Goldmedaillen in Mexiko City. Ian Thorpe in Sydney und Roland Matthes in Mexiko City waren 17. Beide feierten noch im selben Jahr ihren 18 Geburtstag.

  20. @ Sauerkr. Der Zweifel tauchte, wie ich bereits geschrieben habe, bei Craig Lord und bei mir auf Twitter ziemlich schnell auf.

  21. Danke für die Antwort, Herr Weinreich!
    Ich habe gar nicht gewusst, dass das Interview ursprünglich in dem Boulevardblatt gegeben worden ist. Das nimmt dem Interview teilweise die Glaubwürdigkeit. Gerade in Verbindung mit einer bevorstehenden Buchveröffentlichung.
    Es gibt aber Punkte, die ich dennoch recht interessant finde. Die G8-Schulreform, zum Beispiel. Wofür dann der DOSB nichts für kann.

    Ihre Vorbehalte gegen das Medium kann ich durchaus nachvollziehen, wie sie sehen.

    Über die FIFA und das IOC können sie auskübeln, so viel sie wollen. So viele Eimer gibt es gar nicht auf der Welt

    Danke für Ihre Berichterstattung im Allgemeinen. Das nationalistische Geschwafel allerorten ist nicht zu ertragen.

    @sportinsider
    Den Namen tragen Sie wohl nicht zu Unrecht.
    Wie verträgt sich denn die Vermarktung einzelner Sportler mit dem Werbeverbot durch das IOC? Gilt dieses Werbeverbot nur während der Spiele?
    Zu dem vermarktet werden kann ich nur sagen: Das wäre gar nicht nötig, wenn es 2000 Euro pro Spitzensportler wären. Da schneidet sich der Bundeshaushalt auch nichts aus dem Fleisch. Wobei ich die Zahl der mit diesem Betrag zu fördernden nicht kenne und so die Gesamtsumme nicht einmal vermuten kann.
    Selbstvermarktung ist eine Krankheit unserer Zeit. Ich will überhaupt keine Sportler darin sehen, was sich einst „Produktinformation“ schimpfte. Modern Times halt…

  22. @AndreD: Um die jeweiligen Sponsoren der Olympischen Spiele (dieses Jahr von der Anzahl 11 Unternehmen) exklusiv zu schützen gibt es die Regel 40 seitens des IOC, die den Sportler Werbung mit ihren individuellen Sponsoren während der Spiele verbietet.

    Daher fährt Maria Riesch zum Beispiel dann während der olympischen Winterspiele nicht mit ihrem lila Helm eines Schokoladenherstellers die Pisten hinunter.

  23. aha, also wie bei der FIFA…

    Na denn Prost mit einem Budweiser und lasst uns einen gesunden Big Mac zum sportlichen Mal erküren!

  24. Bei allen anderen Vorbehalten, die ich natürlich teile – ein Argument hab ich in der Diskussion um Ye(‚)s bessere Freistil-Zeil gegenüber den besten Männern noch nicht gelesen:
    Es ging hier um einen Lagen-Wettbewerb. Kann es nicht sein, daß die schnellere Frau einfach Spezialistin in der verglichenen Lage ist, der langsamere Mann dagegen nicht / in anderen Lagen?
    Im Sieben- oder Zehnkampf kommt es doch mitunter auch vor, daß in einzelnen Disziplinen die insgesamt besten Frauen besser sind als die insgesamt besten Männer, einfach weil sie diese spezielle Disziplin (technisch) besser beherrschen, oder?

  25. Ein Link – die vom Schwimmspezialisten Craig Lord verantwortete Seite:


    Questions ‚Justified‘ in Wake of Ye’s Sweep

    Und noch drei Anmerkungen:
    1) Wenn Ye gedopt ist, dann „hat“ sie nicht gedopt, dann wird sie und weiß u.U. nicht einmal davon.
    2) Die 400 m Lagen sind eine Kraft-Ausdauer-Disziplin. Ye hat nach ihrem Sieg nicht einmal „gepumpt“, war kaum außer Atem. Man MUSS bei einem solchen Schlussspurt fragen … egal, wer woher kommt.
    (Es sei denn, man ist ARD-Schwimm-Experte und meint wie gestern van Almsick: „Solange die Unschuldsvermutung gilt, hat man nichts zu sagen.“)
    3) Die Chinesen haben – mehr als jede andere Nation – selbstverständlich enorm Angst, „das Gesicht zu verlieren“. Siehe die strengen Diätvorschriften für die Athleten vor den Spielen – Clenbuterol-Gefahr durch verseuchtes Fleischt etc.pp.
    Das neue, dopingfreie China existiert aber – trotz aller auch glaubwürdigen Bekundungen, sich vom Brutalodoping verabschiedet zu haben – bestimmt nicht. (Ebenso wenig wie irgendeine andere Nation das für sich beanspruchen kann.) Es gibt schon noch Anhaltspunkte im China-Team für London, die auf die Neunzigerjahre verweisen, personelle Kontinuitäten, auch neben der bekannten Schleifertrainerin Feng Zhen, die Ma Junren als „Vorbild“ nennt.
    Der in den 90ern berüchtigtste Schwimmtrainer, angeblich lebenslang gesperrt: Zhou Ming. Er arbeitet aber weiter – in Tianjin. Eines seiner Mädchen tritt in London an – Freiluft, 10 Kilometer.

  26. Es ist wunderbar zu lesen, dass es auch Journalisten in dieser Gesellschaft gibt, denen es möglich ist einen differenzierten und hochwertigen Artikel mit Weitblick zu verfassen. „Das Leben ist eine Sinuskurve“ war das Beste, was ich bis jetzt lesen konnte ! Denn auch einmal zu erinnern, dass ein Paul Biedermann bereits einiges erreicht hat und nun mal ein Schwimmer mit Weltniveau ist, scheint den meisten anderen Schreiberlingen, neben all der haarsträubenden Kritik, völlig abhanden gekommen zu sein.

    Vielen Dank dafür !!

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