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Das Olympische Bildungsmagazin

Theo Zwanziger mag nicht mehr DFB-Präsident sein

Nur der Vollständigkeit halber, denn die Rücktrittsankündigungen (1, 2, 3, 4) des Theo Zwanziger haben ja eine Vorgeschichte, vermelde ich also auch die Amtsmüdigkeit des DFB-Präsidenten, die mich nicht mehr wirklich überrascht. Ich habe gestern Abend viele Nachrichten bekommen und Fragen, warum ich mich dazu nicht im Blog äußere. Viel habe ich dazu gar nicht zu sagen. Ich bin im FIFA-Tunnel. Wie Zwanziger? Ich meine, da wird schließlich bald ein Präsidentenposten frei, in Zürich.

Ich empfehle Zwanzigers Rücktritts-Beitrag in der Rhein-Zeitung, das Original.

Sein Interview mit einem für mich irrelevanten Druckerzeugnis (Bild) verlinke ich selbstverständlich nicht – aus Gründen journalistischer Hygiene.

In der Rhein-Zeitung schreibt Zwanziger u.a.:

Es soll ja Menschen geben, die meinen, ich wäre gelegentlich ein wenig zu impulsiv oder sogar aktionistisch. Eine, zumindest ab und an, nicht ganz so falsche Einschätzung. Meine Entscheidung, über den Bundestag 2013 hinaus nicht mehr als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zur Verfügung zu stehen und wenn möglich bereits im Oktober 2012 den Weg für einen Nachfolger im höchsten und zumeist schönsten Amt des deutschen Fußballs frei zu machen, ist jedoch weder impulsiv noch aktionistisch. Im Gegenteil, sie ist wohl durchdacht.

Genau genommen war mein Entschluss, dass es nach fast zwanzig Jahren in leitenden DFB-Positionen an der Zeit ist, den Weg für neue Personen und somit auch neue Ideen frei zu machen, bereits im Sommer des vergangenen Jahres gefallen. (…)

Ich sehe zumindest im nationalen Bereich für mich persönlich keine großen Herausforderungen mehr. In den zurückliegenden Jahren haben wir einiges bewegt. Der DFB steht wirtschaftlich und sportlich besser dar denn je. Auch mein Anliegen, den Verband nachhaltig als gesellschafts- und sozialpolitische Kraft stärker in Deutschland zu verankern, ist umgesetzt. Zudem hatte ich das wohl einmalige Glück in meiner Amtszeit zwei wunderbare Weltmeisterschaften im eigenen Land erleben zu dürfen. (…)

Doch jetzt weiß ich, dass es Zeit ist, mich zurückzuziehen. Dafür benötige ich keine festgeschriebene Altersgrenze oder gut gemeinte Ratschläge. Deshalb habe ich bereits im Sommer eine Nachfolgeregelung vorbereitet. Ein entsprechendes Konzept werde ich den Gremien des DFB vorlegen. Mehr als einen Vorschlag kann und werde ich jedoch nicht machen – entscheiden müssen andere.

Sicherlich wird sich der eine oder andere nunmehr die Frage stellen, warum ich meine aktuelle Amtszeit nicht komplett, also bis zum DFB-Bundestag im Oktober 2013, erfüllen will. Der Grund dafür ist pragmatisch und zum Wohle des Verbandes, dem ich viel zu verdanken habe. Im Frühjahr 2013 endet mein Mandat im Exekutivkomitee der UEFA. Mein Nachfolger wäre dann bereits im Amt und könnte diese europäischen Aufgaben übernehmen. Es ist ungemein wichtig, dass der deutsche Fußball auch in Zukunft in den höchsten internationalen Gremien vertreten ist.

Natürlich haben auch Krisen, wirkliche und vermeintliche, zu meiner Entscheidung beigetragen. Dass der DFB sportlich, aber auch wirtschaftlich sehr gut dasteht und heute ein hohes gesellschaftliches Ansehen genießt, kommt in der täglichen Berichterstattung manchmal zu kurz. Das mögliche Fehlverhalten einiger Schiedsrichter, Wett- und Spielmanipulationen oder die Rachegelüste eines ehemaligen Schiedsrichter-Obmannes bringen eben lukrativere Schlagzeilen. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, es ist ein Spiegelbild unserer Zeit. Wer in der Öffentlichkeit steht, muss das akzeptieren, schließlich wird niemand gezwungen DFB-Präsident zu werden.

Egal ob nun Oktober 2012 oder 2013, eines steht fest. Ohne die anstehenden Aufgaben zu vernachlässigen oder in meinem Engagement nachzulassen freue ich mich bereits jetzt auf die Zeit „danach“. (…)

Von hämischen Bemerkungen und juristisch möglicherweise relevanten Schmähkritiken bitte ich abzusehen.

P. S.: Was macht dann eigentlich Ralf K.?

34 Gedanken zu „Theo Zwanziger mag nicht mehr DFB-Präsident sein“

  1. Tschüss Theo!
    Hast du schon gut gemacht, das gestern Abend zu verkünden, als es da noch so eine andere Sache gab.

  2. Irgendwie erinnert mich das an die Flucht des gescheiterten Olympiabewerbers und OBM Wolfgang Tiefensee aus Leipzig. Der flüchtete in Wahrheit aus einer Kommune mit einem riesigen Problemberg, fabulierte von „neuen Herausforderungen“ in Berlin, meinte damit die nicht ganz so heimliche Ambition, Bundeskanzler zu werden – und sitzt heute auf irgendeiner Hinterbank im Parlament.

    Ein FIFA-Präsident Zwanziger? Noch so eine eitle Figur, die sich für allzuständig hält, weitestgehend kritikresistent ist, aber den Fußball für den globalen Segensbringer hält – und sich selbst gelegentlich mit „dem Fußball“ verwechselt. Mir würden ein paar peinliche Tatort-Rollen mehr für Theo besser gefallen als noch ein Präsidentenamt.

  3. @1, Wolfrum

    „Gestern war ein guter Tag für Deutschland.“

    Und der nächste DFB-Präsident wird ein Guter? Eine windige Organisation wie der DFB züchtet qua Auswahl selbstähnliche Repräsentanten und deren Nachfolger. Der DFB gehört aufgelöst und unter gänzlich anderen Prinzipien neu aufgestellt – dann ginge vielleicht etwas.

  4. @hamlet
    Woanders habe ich bereits die Frage gestellt, kann es noch schlechter werden ?
    Was bleibt von dem Präsdenten im Gedächtnis: die unsägliche Stellungnahme im Fall Amerell und das Unterstützen eines FIFA Präsidenten im Bewußtsein, so ziemlich alles falsch zu machen was nur möglich erscheint.Vlt. findet sich ja eine Lichtgestalt aus Politik *g* oder Wirtschaft (Banken) die Interesse an dem Amt bezeugt.
    Aber den Juristen wird ihr Amtsbewußtsein nicht abhanden gekommen sein und so wird sich Rauball sicherlich dazu zwingen lassen müssen, diese Aufgabe zu repräsentieren ähm zu verwalten.

  5. Fast alle Krisen drin – bis auf die Bombenentschärfung in Koblenz.

    DFB.de: In Ihre Amtszeit fallen nicht nur sportliche und gesellschaftliche Erfolge, sondern auch die Bewältigung von vermeintlichen und wirklichen Krisen.

    Zwanziger: In der Tat, da gab mehr als genug. Vor der WM 2006 gab es den Streit um das Mannschaftsquartier mit Jürgen Klinsmann, den Wettskandal um Robert Hoyzer, den Streit um die richtige Besetzung der Sportdirektorenposition zwischen Matthias Sammer und Bernhard Peters. Die Stiftung Warentest wollte uns aufzeigen, dass unsere Stadien marode seien, und die Verbraucherschützer haben ihren Einfluss auf die Personalisierung der Tickets geltend gemacht. Wir haben alle diese Situationen angenommen und letztlich im Interesse des DFB gemeistert.

    DFB.de: Danach ging es „munter“ weiter…

    Zwanziger: Das stimmt. Später gab es den Schuhkrieg der Nationalspieler, die Streitkandidatur zwischen Lennart Johansson und Michel Platini um das Amt des UEFA-Präsidenten, die Diskussion vor der Vertragsverlängerung mit Adidas, Durchsuchungen des Kartellamts, die langwierige Diskussion um Sonntagsspiele, der schreckliche Trauerfall um Robert Enke, neue Wettskandale und das gravierende Fehlverhalten eines Schiedsrichterobmanns. Alles Dinge, die wir zum Großteil gut bewältigt haben. Leider haben viele davon in der medialen Wirklichkeit zu einer völlig irreführenden und verselbstständigten Kommunikation geführt, die nicht mehr aufzuhalten ist. Immer dann, wenn Kommunikation sich verselbstständigt, einige Medien meinen, ihre eigenen Geschichten erfinden zu müssen und sie anschließend auch noch herablassend und teilweise respektlos kommentieren, dann weißt du, dass bei allem Engagement die Realität und die mediale Welt nicht mehr in Einklang zu bringen sind. Kommunikation wird immer eine große Herausforderung beim DFB sein. Gerade deshalb ist es auch wichtig, es in dieser medialen Welt mit der Amtszeit nicht zu übertreiben.

    Quelle: dfb.de

  6. Ja, aber er führt jetzt doch die gerechte Sache gegen die WM 2022 (sagt das Fachblatt).

    Was ist eigentlich mit der 2018?

  7. @ ferenc: Da ich das Fachblatt nicht konsumiere, kann ich fachlich da gar nicht mitreden.

    Ich weiß nicht, was er „führt“. Eine echte Untersuchungskommission, besetzt mit erstklassigen Forensikern, hat er jedenfalls nicht gefordert und drängt meines Wissens auch nicht. Er äußert sich halt nur ab und zu, wenn er gefragt wird. Aber vielleicht ändert sich das noch.

    2018: Gute Frage. Vor den Russen haben sogar hartgesottene Ermittler Angst. Das ist ein Grund dafür, dass darüber kaum jemand redet.

  8. jw

    2018: Gute Frage. Vor den Russen haben sogar hartgesottene Ermittler Angst. Das ist ein Grund dafür, dass darüber kaum jemand redet.

    reicht deren Arm und die Hand so weit ?

  9. @ JW: Re 2018 – ich bedanke mich dann nachträglich nochmal für den ARTE TV Tipp zu den Dieben im Gesetz (war das der Titel?). :-)

    (Und Fachblatt vermeiden hilft, das stimmt. Online ist die Schlagzeile „Zwanziger: Nimmt er Katar die WM?“ Rhetorische Fragen sind halt was feines.)

  10. Ebenfalls aus dem gleichen Druckerzeugnis:

    Er tauscht sich intensiv mit FIFA-Präsident Sepp Blatter aus, der bei der Vergabe nicht für Katar gestimmt hatte.

    Ist dem so? Nicht dass das irgendetwas ändert, ich lese das nur zum ersten Mal.

  11. Mich wundert, dass hier niemand die offensichtliche Verbindung zwischen Zwanzigers Rücktritt und der kommenden Veröffentlichung der Namen im ISL-Bestechungsskandal zieht. (Immerhin sind die beiden Artikel auf dieser Webseite direkt untereinander!) Macht Zwanziger den Havelange?

  12. Wer den Sumpf nicht scheut, kann heute ein großartiges Blatter-Interview im Springer-Machwerk nachlesen. Nein, nach dem Wort „ISL“ muß man in den Fragen natürlich nicht suchen.

  13. Mich wundert, dass hier niemand die offensichtliche Verbindung zwischen Zwanzigers Rücktritt und der kommenden Veröffentlichung der Namen im ISL-Bestechungsskandal zieht. (Immerhin sind die beiden Artikel auf dieser Webseite direkt untereinander!) Macht Zwanziger den Havelange?

    Warum sollte man Verbindung ziehen? Das war vor seiner Zeit. Die ISL ist im selben Jahr pleite gegangen in dem Zwanziger beim DFB Schatzmeister wurde. Davon ab Gings im ISL-Skandal um die Fifa und nicht um den Dfb.

  14. @ Wolfrum # 20
    Dieses Aktenzeichen sieht mir ja bald aus wie die lederne Pille auf einem Elfmeterpunkt vor dem Kasten des Herrn Dr. Zwanziger beim Endspiel.

    Wollte er wirklich – wenn es das sein sollte, was dem hohlen Körper dieses Spielgeräts den Innendruck verleiht, vor dem nun dem in den Rückwärtsgang geratenen Keeper (- einem selbsternannten Katechonten, immerhin, der sonst noch nie wich -) graut, und der dann im Falle einer ungeschützten Explosion ins Gesicht des selber noch amtierenden Zentralvermarktungspräsidenten das gefühlt Schlechteste wäre, was dem deutschen Fußball je passiert ist – aus den gleichmäßig über’s Land verteilten (Jung-) Schiedsrichtern in den kurzen schwarzen Uniformen durch eine Art geschützten Steuersparmodells eine ihm vielmals und persönlich auch zum Dank verdammte Kaste formen?

    Ich fürchte, offen gestanden, fast, an Deiner Vermutung könnte was dran sein.

  15. @pecas

    wieso fürchten – weil dann Weiterungen ans Tageslicht kommen würden, die diesen Verband in seinen Grundfesten erschüttern würden ?

  16. @ Wolfrum

    In dem Fall – also wenn derlei Weiterungen, wie Du sagst, dann auch ans Tageslicht dürfen durften – nicht nur diesen Verband, sondern tatsächlich die ganze Fußball-Rezeptions-Welt.

    Es ist zwar aus naheliegenden Gründen angebracht, zum gegenwärtigen Zeitpunkt abzuwarten, was die Ermittlungen erbringen (und so gesehen hatte ich Deine Nachfrage in meiner # 21 schon rhetorisch beantwortet gehabt) – aber wenn schon, dann müsste dabei auch einmal die Studie zum Fußball im Dritten Reich konsultiert werden, die der DFB unter diesem Präsidenten in Auftrag gegeben und, soweit ich weiß, nie öffentlich gemacht hat.

    Da wird man wohl oder übel Ideen der sportpolitischen Instrumentalisierung finden, die sich – was immer die dabei verfolgten Zwecke damals und/oder heute sind oder gewesen sein mögen (aus diesem von mir einmal angenommenen Unterschied heraus ließe sich vielleicht erst die korrekte Fragestellung erarbeiten hinsichtlich dessen, was da beim DFB unter Zwanziger gesellschaftspolitisch so läuft; immerhin ließ sich der Herr zu Beginn seiner Präsidentschaft ja extra von seinem Parteifreund und damaligen Bundesinnen- und Sportminister Schäuble mit einer Schriftlichen Vollmacht zur Durchführung seiner Gesellschaftspolitik ausstatten, wie er sich selbst einmal rühmte) – vorrangig mit der Organisationsebene der kurzen schwarzen Uniformen befassen, noch dazu also derjenigen, der der jetzt durch flugse Vorverurteilungen seitens Zwanziger offenbar beleidigte, sich verraten fühlende Amerell in ihrer jetzigen, von selbigem Zwanziger mit seiner eigenen langjährigen Hilfe gestalteten Form aus Rache den Stöpsel herausziehen möchte.
    Immerhin geht es dort um die – wie schon gesagt definitiv auf keinen Fall mit einem „geschützten Steuersparmodell“ oder ähnlichem zum Hampelmann zu machende – Repräsentation einer zentralen, aber mit der rechtlichen Sonderstellung des Sports eigens gesegneten Macht auf und hinter dem Spielfeld.

  17. Stefan Osterhaus erinnert in der Taz an eine Bemerkung unseres wohl neuen DFB-Cheffboss, die zumindest mir nicht (mehr?) bekannt war:

    Wolfgang Niersbach verstand die Kritik nicht und erklärte sie damit, dass „80 Prozent der amerikanischen Presse“ in „jüdischer Hand“ seien

    Und ist ansonsten der sicher diskutablen (aber von mir, wie gesagt, nicht ungeteilten) Meinung, es gab schlimmeres als T20. Wirkt dabei aber, als würde er gerne dessen Tochter ehelichen oder so.

  18. will schon im Frühjahr gehen

    ja, was drängt denn da so, Herr Präsident. Zunächst wollten Sie doch die EM nächstes Jahr noch mitnehmen – mitfeiern und jetzt aufeinmal dreht sich das Karussell immer schneller ? Gibts dafür Gründe ? Vlt. laufen die Ermittlungen zügiger voran – einfach dumm gelaufen.

  19. Der taz-Redakteur Rüttenauer kandidiert gegen Niersbach!

    Wer das eine völlig undemokratische Angelegenheit unter Funktionärseliten empfindet, bei der ein einzelner Fussballer gar nichts zu sagen hat, liegt also völlig richtig.

    Aus diesen Gründen hat taz-Sportredakteur Andreas Rüttenauer eine Kampagne in eigener Sache gestartet. Er tritt einfach mal als Gegenkandidat zu dieser Veranstaltung an..

  20. Pingback: DFB-Präsident Theo Zwanziger schreibt Buch

  21. Eine neue Episode aus dem Kampf David gegen Goliath

    BLOL, der taz-Autor hat wirklich Humor. Hat Rüttenauer wohl selbst die Hand geführt, hehe.

    Außerdem bekundeten sie* ihr Interesse an Rütternauers „Manifest 2020“, in dem dieser für eine Demokratie und Transparenz im größten Sportverband der Welt wirbt. Beoabchter sahen dies als Zeichen dafür, dass die DFB-Spitze auf Distanz zu ihrem eigenen Kandidaten, den bisherigen Generalsekretär Wolfgang Niersbach, geht.

    * Zwanziger, Gerhard Mayer-Vorfelder, Strutz, Seifert, Peters sowie Jones

    @JW

    Gab’s/ gibt’s ein Interview mit dir und Rüttenauer?

  22. Pingback: Libyen: Ahmed al-Senussi steht für Präsidentenamt zur Verfügung

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