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Das Olympische Bildungsmagazin

Rasanter Einspruch gegen die DOSB/BMI-Allianz: Der Tischtennis-Bund (DTTB) verlangt ein transparentes Fördersystem

Oops. Da habe ich neulich doch jemanden übersehen, als ich desillusioniert die honeckereske Einstimmen-Politik des DOSB und den überflüssigen Sportausschuss des Bundestages kritisierte. Es hatte sich sogar in der DOSB-Presse der vergangenen Woche der Hinweis verborgen, dass sich der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) ausführlich zu Wort melden wolle. Das ist heute geschehen. DTTB-Präsident Thomas Weikert und Altpräsident Hans Wilhelm Gäb, der gelegentlich hier mitliest, haben auf der DTTB-Webseite ihre Standpunkte veröffentlicht.

Es gibt viele interessante Ansätze in dem Schreiben. Zum Beispiel wird erstmals (ich sag das mal frech, kann mich ad hoc an nichts anderes erinnern) die Fixierung auf Sportarten, die ich Zirkussportarten nenne (ohne Breitensportwirkung) wie Bob/Rodel/Eisschnelllauf kritisiert.

Wenn Sportarten, die in unserem Lande nur von wenigen betrieben werden und naturgemäß kaum Auswirkungen auf den Breitensport haben, zehnfach, hundert- oder gar tausendfach mehr Förderung pro Vereinsmitglied erhalten als eine Sportart, deren Volumen an Sportlern und Vereinen aber zehnfach oder hundertfach größer ist und die zudem in einem viel intensiveren globalen Wettbewerb steht, dann kann von einem transparenten und gesellschaftspolitisch begründbaren Förderungssystem kaum gesprochen werden.

Die derzeit fast ausschließlich auf olympische Medaillengewinne fokussierte Geldverteilung stellt nicht nur die Legitimierung der Sportförderung aus Steuergeldern in Frage, sondern verleugnet auch die in Wahrheit ja vorhandene ständige und sozial so wichtige gegenseitige Befruchtung von Spitzensport und Breitensport. Beide aber sind von größter Bedeutung – der eine für die Reputation Deutschlands in der Welt und für die Mobilisierung der Jugend für den Sport, der andere für das millionenfache friedliche Zusammenleben im Land nach den Regeln des Sports.

Dazu diese vom DTTB erstellte Statistik:

(c) DTTB

Als „Problembereiche“ nennen sie eingangs:

  1. Die Konzentration der Fördergelder auf Medaillengewinne bei Olympischen Spielen folgt einem Denkmuster, in dem der Medaillengewinn alles ist, die Bedeutung des Breitensports als essenzielle Basis der Elite und als soziales Kapital für das Land jedoch  krass vernachlässigt wird.
  2. Die Investition von Steuergeldern in den Hochleistungssport sollte den gesellschaftspolitischen Zielen der Bundesrepublik dienen. Sie sollte vor allem durch den Umstand politisch legitimiert werden, dass der Leistungssport der Wenigen den für die innere Stabilität des Landes entscheidend wichtigen Breitensport der Millionen beflügelt. Die derzeit grotesk überhöhte Förderung von Sportarten, hinter denen keine Breitensportbewegung steht und deren gesellschaftspolitischer Nutzen deswegen naturgemäß begrenzt ist, sollte auf ein vernünftiges Maß zurückgeführt werden.
  3. Ganz unabhängig von diesen „innenpolitischen“ Überlegungen glauben wir, dass die Rolle deutscher Topathleten als Lokomotiven für den Breitensport sowie die heutige Bedeutung internationaler Sporterfolge für die Außendarstellung unseres Landes sich in der jetzigen Förderung nur unzureichend widerspiegeln.

Im eigentlichen Schreiben (s. u.) führen Weikert/Gäb diese Argumente auf:

  • Der Widerspruch zwischen Anspruch an und Leistungen für den Sport
  • Die Bedeutung des Hochleistungssports wird der Öffentlichkeit nicht ausreichend erklärt und dokumentiert
  • Der Sport ist für eine Nation existenziell wichtig
  • Der Hochleistungsport mobilisiert den Vereinssport
  • Die Unterstützung des Hochleistungssports aus Steuergeldern muss besser begründet werden

Es fehlt an einem logischen und gesellschaftspolitisch nützlichen Förderkonzept

So heißt es:

Dass bei einer Neuordnung der Fördersysteme die Honorierung von Topleistung in einer spezifischen Sportart in eine vernünftige Relation zur Förderung derjenigen Verbände gebracht werden muss, die über die Topleistung hinaus einen tief in die Bevölkerung hineinreichenden Breiten- und Volkssport betreiben, muss sich jedem erschließen, für den die deutsche Sportbewegung noch wichtigere Ziele hat als Medaillengewinne. Wir bitten darum, dass der deutsche Sport und seine für ihn Verantwortlichen ein Fördersystem entwickeln, das nach nachvollziehbaren Kriterien aufgebaut ist und den größtmöglichen gesellschaftspolitischen Nutzen für unser Land anstrebt.

Neuordnung der Fördersysteme?

Habe ich da etwas falsch verstanden? Hatte der DOSB nicht mit Einerstimme (wie der chinesische Volkskongress) gerade erklärt, es sei alles gut so wie es ist, unter Michael Vesper (Bündnis 90/Die Grünen) und Thomas Bach (FDP) geradezu fantastisch? Oder habe ich da etwas missverstanden?

Nach erster Durchsicht glaube ich, dieser Diskussionsbeitrag hat eine neue Qualität.

Mit freundlicher Genehmigung erlaube ich mir, die Texte und Dokumente zu übernehmen und zur Diskussion zu stellen.

Hier das „Schreiben an führende Sportpolitiker“ (Empfängerliste wird nachgetragen, s. u.) als pdf:

Nachtrag: Das Material wurde eben vom Sekretariat des Sportausschusses an die Abgeordneten verteilt, die morgen (am Mittwoch) wieder hinter verschlossenen Türen tagen.

Die Empfängerliste des Schreibens:

  • Bundesministerium des Innern: Bundesinnenminister Herr Dr. Hans-Peter Friedrich, Ministerialdirektor Herr Gerhard Böhm
  • Bundesministerium der Finanzen: Bundesfinanzminister Herr Dr. Wolfgang Schäuble
  • Bundesministerium der Verteidigung: Bundesminister der Verteidigung Herr Dr. Thomas de Maizière
  • Sportausschuss des Bundestages: Vorsitzende Frau Dagmar Freitag
  • Deutscher Olympischer Sportbund e.V.: Präsident Herr Dr. Thomas Bach, Vizepräsidentin Leistungssport Frau Dr. Christa Thiel, Generaldirektor Herr Dr. Michael Vesper, Sportdirektor Herr Bernhard Schwank, Vertreter der Spitzenverbände: Vorsitzender Herr Rainer Brechtken (Präsident des Deutschen Turner-Bundes e.V.)

Außerdem ein Nachtrag, habe ich gestern allerdings bereits auf Twitter vermeldet und empfohlen:

Und weitere Nachträge, um den Blick zu weiten:

DTTB-Präsident Thomas Weikert hat das Fördersystem/die Zielvereinbarungen offenbar nicht immer so kritisch gesehen, wenn ich meinen Notizen vom Sportausschuss trauen kann (lesenswert auch aus vielen anderen Gründen, so dreieinhalb Jahre danach :)

Die Zielvereinbarung Potenzialförderrealismusproblemlösungsvereinbarung des DTTB für London 2012 hatte ich im August veröffentlicht:

Und noch ein Nachtrag, das wird in den Kommentaren bereits diskutiert: Ja, die Mitgliederzahlen, die der DTTB nennt, stimmen. Jedenfalls die der Eisschnellläufer.

Als kleiner Überblick der olympischen Sportarten:

(c) DOSB

Wobei: Nicht auszudenken, Schützen und Fußballer würden analog ihrer Mitgliederzahl gefördert. Schützen, mein altes Lied, sollten eigentlich aus dem Olympia-Programm verschwinden. Doch egal: Weikert und Gäb sagen ja nicht: Fördert nach Mitgliederzahlen.

Sie sagen vielmehr:

Was die Verteilung und Streuung der jetzt vorhandenen Fördergelder angeht, sehen wir derzeit nur bedingt ein verständliches, gerechtes und dem gesellschaftspolitischen Nutzen des gesamten Sports dienendes Konzept.

Seine Finanzierung muss der Hochleistungssport wesentlich dadurch legitimieren, dass er die Aktivitäten in den Vereinen beflügelt, dass dort Millionen von Jugendlichen den Respekt vor Regeln lernen und im Zusammenleben mit anderen Kulturen und Weltanschauungen Toleranz und Achtung vor dem anderen.

  • a. Deshalb sollte bei der Förderung künftig auch bewertet werden, welches Volumen an Breitensport, Sportvereinen und Mitgliedern hinter der Elite der einzelnen Sportarten steht. Ebenso ist es in unseren Augen ein Gebot der Logik und Fairness, ein Bewertungssystem zu schaffen, das bei der Verteilung von Fördergeldern auch die internationale und globale Bedeutung sowie die Verbreitung der jeweiligen Sportarten bewertet.
  • b. Es ist aber vor allem ein Gebot der gesellschaftspolitischen Opportunität, ein Bewertungssystem zu schaffen, das die Quantität an Breiten- und Vereinssport hinter der jeweiligen Elite einer Sportart berücksichtigt.5 Es sollte auch über einen Faktor nachgedacht werden, der – grob berechnet – die Zahl der Wettbewerber in einer spezifischen Sportart berücksichtigt. Denn kann es fair sein, beispielsweise eine Goldmedaille im Volleyball oder Tischtennis, globalen Sportarten mit Millionen von Wettbewerbern, nicht höher zu bewerten als einen Sieg in einer Sportart, in der nur wenige Länder und nur ein paar tausend Sportler zum Wettkampf antreten?
  • c. Es ist richtig, die Ergebnisse bei Olympischen Spielen hoch zu bewerten. Sie aber zum absolut wichtigsten Kriterium der Förderungshöhen zu machen, ist aus vielerlei Gründen fragwürdig. Beispielsweise finden Olympische Spiele nur alle vier Jahre statt, und in vielen Sportarten sind die Weltmeisterschaften häufiger und zudem noch besser besetzt als die Olympischen Spiele. Daher spiegelt sich auch in den dortigen Ergebnissen relevant und zudem kontinuierlicher die Leistungsfähigkeit und Stärke der Athleten in einer Sportart. Es ist also dringend geboten, bei den Förderungskriterien auch die Resultate von globalen Wettkämpfen individueller Sportarten außerhalb der Olympischen Spiele zu berücksichtigen.
  • d. Notwendig wäre es zudem, in einem überarbeiteten Fördersystem auch ein verständliches Kriterium einzufügen, das die Zahl der Wettbewerbe bzw. die Zahl der Medaillenchancen in den einzelnen Sportarten verständlich gewichtet. Bei Olympischen Spielen kann der Deutsche Handball-Bund maximal zwei Medaillen gewinnen. Die Schwimmer des Deutschen Schwimm-Verbandes könnten demgegenüber theoretisch mit mehr als 60 Medaillen zurückkommen.
  • e. Im Zusammenhang mit dem jetzigen Fördersystem und seinen an Medaillen orientierten Zuwendungen muss ebenso verständlicher bewertet werden, was die Zahl der Medaillenchancen bedeutet, die wiederum durch die Zahl der Wettbewerbe in der jeweiligen Sportart bestimmt ist. Es sei hier nur angemerkt, dass beispielsweise ein Hockey-, Basketball- oder Tischtennisspieler bei Olympischen Spielen allenfalls eine oder zwei Medaillen gewinnen kann. Demgegenüber gibt es Sportarten, in denen ein einzelner Athlet bis zu sieben oder acht Medaillen gewinnen kann.

Bilanzierend lässt sich sagen, dass eine bloße Fortführung der jetzigen Praxis der Leistungssportförderung aus Steuermitteln auch weiter nur ein Belohnungssystem bedeutete für gewonnene Olympia-Medaillen. Die gegenseitige Abhängigkeit von Spitzensport und Breitensport bliebe negiert, die Bedeutung des Breitensports als ein entscheidend wichtiger Faktor der Gesellschaftspolitik würde verleugnet. Ein extrem wichtiges Argument für den Transfer von Steuergeldern in den Hochleistungssport würde vom Sport selbst ad absurdum geführt. Die Versuchung, medaillenträchtige Minoritäten-Sportarten – wie es in der DDR der Fall war – überproportional zu Lasten der Verbände mit starker Breitensport-Struktur zu fördern, bliebe bestehen.

31 Gedanken zu „Rasanter Einspruch gegen die DOSB/BMI-Allianz: Der Tischtennis-Bund (DTTB) verlangt ein transparentes Fördersystem“

  1. Schön, das. Begegnet auch einer Aussage von DLV-Generalsekretär im Sport Inside-Betrag. Er hat mal daran erinnert, dass es die breite Vereinsstruktur ist, um die die Bundesrepublik international beneidet werde. Also die klassische Pyramide, aus der Topleistungen (der Theorie nach) kommen sollen, auf die sie zurück wirken sollen.

    Das Brechtken-Papier, auch Thiel als Vizepräsidentin LS, hingegen kommen mit Zentralisierungs-Überlegungen für mehr Medaillen. Und diese Debatte ist wirklich zentral: Wie viel Abkopplung der Spitze von der Breite / den Vereinen will sich der deutsche Sport leisten? Was kostet das, und zwar nicht in Geldbeträgen?

  2. @ JW:

    Ich meine, Du hast Dich erst kürzlich irgendwo über die Ringer ausgelassen. Im Vergleich zu den Eisschnellläufern bringen die es auf eine beachtliche Zahl, würde ich sagen…

  3. Übrigens: Eingedenk dieses Papiers ist es noch absurder, dass der Sportausschuss morgen erstens zum Thema Zielvereinbarungen nur DOSB/BMI vortragen lässt, aber keine Kritiker eingeladen hat.

    Und noch einen Tick obskurer als ohnehin schon ist es, dass die Abgeordneten auch über diese Geheimpapiere selbstverständlich geheim debattieren (Hat es eigentlich einen Antrag gegeben, diese Sitzung öffentlich zu machen?) – aber ihnen selbst bei einer solchen Farce garantiert ein öffentliches Podium für Bekundungen geboten wird, wie intensiv sie für Transparenz der Sportförderung gestritten haben ;)

  4. … die 1223 Eischnelläufer und -innen, lesen die hier eigentlich alle mit? Der Einwand gegen das Ringen (war wohl bei medienradio neulich im Podcast? Wir warten da noch auf Teil zwei) relativiert sich angesichts der Mitgliederzahlen etwas. Wobei ich aber die Auswahl der Sportarten in der Eingangsliste für etwas kurz halte – der Vergleich zum Boxen für die Ringer wäre ja schön. Dass die Ringer pimaldauemen 10T (oder ~8 Eisschnellaufaktive) weniger Aktive als der Hockeyverband haben, ist zwar schön zu wissen, ich fände die Relation zwischen „verwandten“ Sportarten mal interessant.

    Ja, ich weiß, selber recherchieren… ;-)

  5. Ich habe von „toten Sportarten“ gesprochen. Ist natürlich keine feine Formulierung. Muss mal ne bessere suchen. Aber Rodler und Bobfahrer mit ihren schweineteuren vier umweltverschandelnden Bahnen hatte ich genannt. Ein altes Argument von mir: selbst die Zahlen der Länder, die diese Sportarten angeblich betreiben, sind geschönt.

    Medienradio II? Kommenden Freitag, wenn ich mich recht erinnere.

  6. @ Ralf: Die Zahlen stimmen. Ich habe die DOSB-Bestandserhebung, auf die sich der DTTB beruft, oben verlinkt und die entsprechende Tabelle als jpg eingestellt.

    Hatte das beim Eisschnelllaufen auch etwas anders in Erinnerung. Das war hier schon mal Thema (bei Sportförderung und/oder Pechstein).

  7. Sehr interessant wäre auch eine Aufschlüsselung (wo immer man die auch herbekommen mag) nach Mitglieder/aktive Mitglieder/an Wettkämpfen teilnehmende Mitglieder.

    Es gibt doch eine Menge Sportverbände, in denen die überwiegende Zahl aus gesellschaftlichen Gründen Mitglied ist und niemals aktiv wird, z.B. Golf, Tennis, Schützen, Reiter.
    Sowie Verbände, in denen kaum an Wettkämpfen teilgenommen wird, also echter Breitensport, wie im Turnverband, Schwimmen (Mutter-Kind-Turnen, Reha) usw.

    Und dann gibt es Verbände, die fast ausschließlich Wettkampfteilnehmer in ihren Reihen haben, z.B. Tischtennis.

    Daraus jedoch Kriterien für eine Förderung abzuleiten dürfte schwer bis unmöglich sein.

    Zu guter letzt: 92.000 moderne Fünfkämpfer? Da hab ich so meine Zweifel… ;)

  8. Spricht sehr für die sorgfältige Aufbereitung der Zahlen, wenn man wie in die Förderung je Mitglied einfach mal so aufsummiert.

    Mit so einer Tabelle kann man alles und nichts darlegen. Wahrscheinlich sogar die Wirksamkeit der Homöopathie belegen.

    Außerdem stimmen die Zahlen nicht: Die DTU (Triathlon) hat gerade ihren Landesverband Bayern rausgeschmissen (auch mal ne journalistische Auseinandersetzung wert). Macht gleich mal 12.000 Mitglieder weniger, die noch im Verband organisiert sind. :-)

  9. Völlig klar, Fortuna.

    Außerdem, um den Blick zu weiten: Die nichtolympischen Verbände kriegen fast nichts. Und die vielen Millionen Menschen, die nicht im Verein Sport treiben, sondern privat und es auch privat finanzieren (Hallenmiete, Fitness-Studio etc), die haben keine Fürsprecher. Das gesamte System basiert auf Machterhalt (DOSB) und müsste grundweg reformiert werden.

  10. @ John: Ich muss Weikert & Gäb nicht verteidigen, die können gern für sich sprechen und werden sich hier vielleicht auch an der Diskussion beteiligen.

    Nur eins, ich zitiere aus ihrem Papier zur Erläuterung ihrer Tabelle u.a.:

    Wir plädieren keineswegs für eine Art Gleichschaltung aller Sportarten oder Förderung genau entsprechend der Kopfzahl-Größe einer Sportart.

    Dieser Vergleich soll nur auf das Grundproblem aufmerksam machen, nämlich eine unverständliche Unverhältnismäßigkeit in den Zuwendungen. Um dieses Ungleichgewicht deutlich zu machen, müssen authentische Zahlen und Fakten nebeneinander gestellt werden.

  11. Danke für die Übersicht. :-)

    Es gibt also mehr Rugbyspielerinnen, als Eisschnelläufer (m/w)? Klar, kein abschließendes Relevanzkriterium, aber ein Irrelevanzkriterium allemal. Von dem Investitionsrahmen pro Aktiven/er mal ganz zu schweigen. Irre.

  12. Du brauchst die auch nicht verteidigen. Ich finde es immer nur erstaunlich, dass es in diesen Bereichen um so massiv viel Kohle geht. Dass sich dann die Leute um die Verteilung streiten, liegt dann ja auch völlig auf der Hand.

    Was ich aber absurd finde ist, dass bei so viel Geld im System die Verbände beim Kampf um selbiges so dermaßen oft stümperhaft vorgehen – und solche „Statistiken“ in den Umlauf bringen.

    Nochmal zum Triathlon: Da häufen sich jetzt gerade Prozess- und Anwaltskosten wegen Verteilungsstreitigkeiten von weiterem Geld zwischen Landesverbänden und nationalem Dachverband an, die über 10% der in der Statistik dargestellten Förderung ausmacht.
    Wenn das in allen Verbänden so und ähnlich ist (was eine Lektüre Ihres Blogs ja wiederholt nahelegt), dann ist die Sportförderung nicht nur konzeptionell fragwürdig sondern gleichzeitig auch noch ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für Juristen.

    Ich bin ja nur ein kleines Licht, aber wenn man sich das alles so anguckt, dann kann man doch nur sagen:
    Abschaffung jeglicher Förderung für Spitzen- und Leistungssport sowie Berufssportler auf Staatskosten – wer „Profi“ ist und, weil die Sportart keinen interessiert, sich nicht über Sponsoring oder Preisgelder versorgen kann, der soll halt nem anständigen Beruf nachgehen und seinen Sport als Hobby weiterführen – können Millionen andere Menschen ja auch.

  13. Lustig, wie der DOSB seine honeckereske Einstimmenmeinung promotet. Habe gerade eine PM auf einen meiner Tweets zu diesem Beitrag erhalten, und einige derjenigen, die retweetet haben, gleich mit:

    Immerhin, derlei Tools werden in der DOSB-Zentrale längst genutzt.

    Old Fashioned Propaganda der Sportkameraden Thiel und Brechtken gibt es auch. Wobei: Warum hält Christa Thiel die DSV-Analyse für das London-Abschneiden (Debakel und Desaster will ich ja nie sagen) eigentlich unter Verschluss?

    Die Pressemitteilung des DOSB von 16.39 Uhr:

    Statements zur aktuellen Debatte um die Sportförderung

    Christa Thiel, DOSB-Vizepräsidentin Leistungssport, erklärt: „Mit großer Verwunderung habe die die heutige Stellungnahme des DTTB zur Kenntnis genommen. Das Thema der Leistungssportförderung und deren Ausrichtung für den nächsten Olympiazyklus ist bereits vor den Olympischen Spielen diskutiert worden, die Gremiensitzungen waren lange anberaumt. Dem Präsidalausschuss und Beirat Leistungssportentwicklung des DOSB, die dem Thema am 13. September eine gemeinsame ganztägige Klausursitzung widmeten, lag weder die Stellungnahme des DTTB vor, noch hat der Sportdirektor des DTTB, der Mitglied des Beirates ist, Änderungswünsche vorgetragen. Alle Beschlüsse wurden auch mit seiner Stimme einstimmig getroffen. Auf dieser Grundlage befasste sich das Präsidium des DOSB am 18. September mit der Zukunft der Leistungssportförderung. Es ist schade und es widerspricht einem fairen Verfahren, seine Vorstellungen bei diesen Gelegenheiten nicht einzubringen.“

    Rainer Brechtken, Sprecher der Spitzenverbände im DOSB, erklärt: „Ich habe das Papier des DTTB als Sprecher der Spitzenverbände zur Kenntnis genommen. Eine ganze Reihe von Punkten, die hier festgehalten sind, wurden in der letzten Änderung des Fördersystems längst berücksichtigt. Das jetzige System unterscheidet zwischen einer Grundförderung für alle Sportarten und einer Projektförderung, mit der die Verbände in ihren Trainingsmaßnahmen unterstützt werden, die auf sportliche Erfolge ausgerichtet sind. Eine Reihe der vom DTTB genannten Faktoren wie die Anzahl der Athleten und Disziplinen fließen längst in die Berechnung der Grundförderung ein. Unstrittig ist für mich, dass der Spitzensport eine Auswirkung auf das Engagement im Breitensport hat. Obwohl ich als Präsident des Deutschen Turner-Bundes, des größten Breitensportverbandes, durchaus einer gewissen Versuchung unterliegen könnte, kann ich jedoch dem Vorschlag nicht zustimmen, die Förderung an die Zahl der Breitensportler zu koppeln. Das wäre ähnlich, wie wenn man in der Wirtschaft nur den Großbetrieb berücksichtigte und den innovativen Mittelständler vernachlässigen würde. Alle Athleten, die sich dem Leistungssport widmen, haben Anspruch auf Förderung, unabhängig von der Größe ihres Verbandes. Selbstverständlich kann man über die Details der einzelnen Parameter der Berechnungen diskutieren, aber dazu müssten konkrete Vorschläge auf den Tisch gelegt werden. Für mich ist ganz wichtig, dass wir nicht durch eine falsche Diskussion zu einer Entsolidarisierung des Sportsystems kommen.“

    Nicht zu vergessen: die Herrschaften rangeln (auch) schon um die Nachfolge des UDIOCM Thomas Bach (FDP), der ja IOC-Präsident werden will.

  14. Pingback: @DOSB: Die Propagandamaschine erhebt Einspruch gegen den rasanten DTTB-Einspruch : sport and politics

  15. Regelmäßiger Gast dieses Blogs. Immer spannend zu lesen. Vor allem das Lagerdenken. Da die Bösen (Unwissenden), hier die Guten (Wissenden). Wir kommen trotzdem gern wieder.

  16. Ich kann dem DTTB nur beipflichten. Allerdings sollte nicht beim Rodeln etc. gespart, sondern beim Tischtennis geklotzt werden.
    Ich fordere ein voll klimatisierbares Tischtennistrainingszentrum auf der Zugspitze, so dass endlich Höhentraining bei 0-40°C möglich wird. Außerdem muss dringend eine Materialforschungsanstalt gegründet werden, die Tischtennisschläger aus Carbon mit Nanobeschichtung herstellt.

  17. @ Christian Klaue #16, DOSB-Pressesprecher:

    Es ist etwas albern, so zu argumentieren. Böse/Unwissende vs Gute/Wissende.

    Es ist u.a. deshalb albern, weil Du vergessen zu haben scheinst, dass es die Aufgabe von Journalisten ist, Informationen, die Dein Arbeitgeber und das BMI (die Liste ließe sich fortsetzen) nicht veröffentlicht sehen wollen, zu veröffentlichen bzw wenigstens zu versuchen, Vorgänge zu beschreiben.

    So einfach ist das.

    Deine Nebelbombe ist überflüssig. Das weißt Du auch selbst bestens. Warst ja mal Journalist.

  18. zu # 6-8:

    Nochmal zu DESG vs. BSD:
    Würde man die BSD-Mitglieder in olympische und nichtolympische Disziplinen aufteilen, ergäbe sich wohl ein ähnliches Bild wie bei Curlern (654 Mitglieder) und Eisstockschützen (33796 Mitglieder). Während man die olympischen Disziplinen nur an vier Orten in Deutschland betreiben kann, gibt es Natur- und Hornschlitten-Rodler eben im gesamten Bundesgebiet.

    zu # 9:

    92.000 moderne Fünfkämpfer? Da hab ich so meine Zweifel… ;)

    Wenn ich Herrn Schormann richtig verstanden habe, vetritt der Verband auch einen Teil der Duathleten („Biathle“).

  19. @Ralf, #9

    Die 92.000 Mitglieder scheinen schon sehr fragwürdig!

    1. Der DVMF gibt auf seiner webseite “ca. 80.000 Mitglieder” an.

    2. Laut Statistiken einiger Landessportbünde sind jeweils nur wenige hundert Mitglieder gemeldet. z.B. Berlin, Brandenburg (je ca 100), Sachsen-Anhalt und Bayern (je ca. 500). Ausgehend davon, dass keiner der 13 Landesfachverbände zehntausende Mitglieder um sich schart, sind 92.000 (80.000) bei einer einfachen Hochrechnung nicht anzunehmen. Welche weiteren Quellen zur Mitgliederberechnung herangezogen werden weiß ich nicht.

    3. Spannend ist die Entwicklung der Mitgliederzahlen der letzten Jahre. 2006 scheint die Marketingstrategie durch Verzehnfachung der Mitglieder voll gezündet zu haben. Man kann nur vermuten, welche Strukturreform bzw. neue Zählweise hierfür ursächlich ist.

    4. Die Sportart Duathlon wird durch die DTU vertreten. Biathle scheint eher ein Versuch zur Nachwuchsgewinnung zu sein. Um nur eine Hausnummer zum Biathle zu nennen. Bei der diesjährigen Biathle-DM aller Altersklassen gabs es max. 200 Teilnehmer. Der Wettkampf war offen für Jedermann. Zu diesem Thema lasse ich mich aber gerne verbessern.

    Kurzum die Mitgliederzahlen scheinen im Allgemeinen fragwürdig.

    PS. Bei dieser Zahl von DVMF-Mitgliedern werden in einem Olympiajahr keine Deutschen Meisterschaften im Modernen Fünfkampf (Frauen/Männer) eingeplant/durchgeführt!

  20. @ JW: Stimme Dir voll zu. Es ist Aufgabe der Journalisten aufzuklären und es ist albern, die Welt in Gute und Böse, Wissende und Unwissende zu teilen. Aber leider habe ich den Eindruck, dass das hier sehr häufig geschieht. Gestern war ein gutes Beispiel dafür. Mischen wir uns in die Diskussion mit einer Gegenposition oder einem Widerspruch ein, werfen wir „die Propagandamaschine“ an (Dein O-Ton), sagen wir nichts, scheuen wir die Diskussion oder sind intransparent.

    Wie das Geld zur Grundförderung (rd. 25 Mio. Euro jährlich) verteilt wird, steht seit 2006 auf der Homepage des DOSB. Nachvollziehbar, transparent. Für die Projektmittel gibt es keinen Schlüssel wie für die Grundförderung, da die rd. 7 Mio. Euro (jährlich) dafür gedacht sind, in den oly. Verbänden Projekte zu fördern, die Erfolge im Leistungssport möglich machen. Das kann in einem Verband ein Trainingslager im Ausland sein, wo es viele starke Konkurrenten gibt (z.B. Judo in Japan) oder beim nächsten eine Stelle für einen Psychologen, weil Athleten im entscheidenen Moment immer Nerven zeigen. Das gilt es fachlich zu beurteilen. Und darüber vereinbaren sich DOSB und die Verbände.

    Der DOSB selbst erhält übrigens kein Geld für seinen Geschäftsbereich Leistungssport vom BMI. Die Grund- und Projektförderung geht 1:1 an die Verbände und wird vom BMI direkt überwiesen.

    Ein Wort zu den identifizierten Medaillenpotenzialen: Vermutlich fast jeder Sportfan hätte vor Olympia gesagt, es gibt eine handvoll Schwimmer, die nach London als Medaillenkandidaten reisen. Diese Medaillenpotenziale sind im Vorfeld gemeinsam mit den Verbänden identifziert worden. Das nicht alle realisiert werden konnten, war vorab klar. Das liegt in der Natur der Sache. So ist Sport. Sonst wäre er ja total langweilig. Die mittelfristige Identifikation von Potenzialen (vier Jahre im voraus) ist jedoch unerlässlich, da nur über diesen Weg eine geziele Förderung möglich ist. Sonst müsste man Geld in ein Loch schütten und sich davon überraschen lassen, was unten raus tröpfelt. Aber das ist nicht zielführend.

    Nun kann man kritisieren, dass es eine Fixierung auf Medaillen gibt. Nun ja. Der Wunsch und der Traum siegreich zu sein, liegt in der Natur des Sports. Bischof Huber hat es jüngst auf dem Olymp. Sportkongress in Berlin so beschrieben: Neben Spiel und Freundschaft komme zunächst die Erfahrung, dass es Regeln brauche und den Respekt davor. „Doch dann kommt auch schon sehr schnell der Ruf: Erster!“ Das ist Sport. Und ich wette, bei der Fußballmannschaft Deines Sohnes (jw) ist es genauso. Deshalb heißt für uns Leistungssport die Orientierung am Erfolg.

    Dabei muss der Weg zum Erfolg jedoch so gestaltet werden, dass er sauber beschritten werden kann (dopingfrei) und dass nebenher die Berufsausbildung ermöglicht wird, so dass es keine Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg gibt. Das ist unser Modell von Leistungssport.

  21. @Christian Klaue

    Dabei muss der Weg zum Erfolg jedoch so gestaltet werden, dass er sauber beschritten werden kann (dopingfrei) und dass nebenher die Berufsausbildung ermöglicht wird, so dass es keine Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg gibt. Das ist unser Modell von Leistungssport.

    Dopingfrei?
    Wie stellen Sie Sich das vor?
    Quallifikationsnormen für Sporthöhepunkte werden so hoch angesetzt, dass sie von Sportler/innen nicht mehr ohne fragwürdige Hilfsmittel erreicht werden können.

    Berufsausbildung!
    Wie sieht es bei „unsere Sportstars“ mit dualer Karriere bei Polizei, Zoll und Bundeswehr aus?
    Ist es nicht viel mehr so, dass nach Beendigung der sportl. Laufbahn Polizei, Zoll und Bundeswehr nicht als potentieller Arbeitgeber in Frage kommen, weil spezifische Kenntnisse und Fertigkeiten des Berufes nicht gefördert wurden?
    Ausserdem setzt ein solcher Beruf auch die körperliche Gesundheit vorraus.

  22. Pingback: OSC Osnabrück ~ Tischtennis in Osnabrück » DTTB ruft “Jehova”

  23. ABC: Australia’s top sports handed funding ultimatum

    In light of Australia’s Olympic woes and revelations about the widespread use of drugs in sport, the Australian Sports Commission has released a list of governance principles. They focus on three areas – the structural model, composition of the boards and financial transparency.
    […]
    „We think the taxpayer’s got a right to expect that our sports will be well run, that money will be effectively spent and that it will be spent with a maximum effect for the outcomes that it’s being invested for,“ he said.

  24. Daniel Drepper und Niklas Schenk mit Fortsetzung ihrer Recherche zu Zielvereinbarungen/Sportförderung und einer neuen Klage gegen das BMI:

    http://allesfuergold.de/

    Zusammengefasst in der WAZ: Harter Kampf ums Steuergeld

    Da wird erstmals – in Zusammenarbeit mit Eike Emrich und anderen Wissenschaftlern – analysiert, wie der DOSB Zielvereinbarungen als Machtinstrument nutzt, um einzelne Verbände zu belohnen (mutmaßlich für Loyalität, nach Sympathie – das weiß man nicht so genau), man lese den Beitrag Je übertriebener, desto besser. Beispiel Fechterbund:

    Die Forscher Eike Emrich Emrich und Christian Rullang gehen noch weiter: Der organisierte Sport und sein größter Geldgeber ließen Willkür nicht nur in den Graubereichen walten, in denen ihnen das schwer nachzuweisen wäre, nein, sie trauten sich was: Sie verteilen auch dort nach Gutdünken, wo eine einfache Rechnung genügt, um ihre Tricksereien zu erkennen.

    Wie geht das? Die Sportförderung teilt sich in Grundförderung und Projektförderung auf. Die Projektförderung ist flexibler, wieviel ein Verband bekommt, hängt von den prognostizierten Medaillen ab – den Zielvereinbarungen. Erstere, die Grundförderung, wird stumpf berechnet, nach einer Formel. Diese lautet 1:1:3 und bezieht sich auf die beiden zurückliegenden Olympischen Spiele. Einfach zählen dabei die Zahl olympischer Wettbewerbe in einer Sportart (beim Fechten etwa gab es in Athen 2004 und Peking 2008 insgesamt 20 Wettbewerbe) und die Zahl der Olympiateilnehmer bei den letzten beiden Olympischen Spielen (die Fechter schickten insgesamt 24 Sportler nach Athen und Peking). Dreifach geht die Zahl der Medaillen ein (die Fechter holten insgesamt vier Medaillen).

    Daraus ergeben sich für die Fechter 20 Wettbewerbe plus 24 Fechter plus dreimal 4 Medaillen gleich 56 Punkte. Alle olympischen Verbände zusammen kommen auf 1718 Punkte, die Fechter hätten also 56/1718 vom ganzen Kuchen abbekommen sollen, das sind 3,25 Prozent. In Wahrheit bekamen sie über die vier Jahre aber mehr als sechs Prozent des Geldtopfes für die Grundförderung, knapp 6,5 Millionen Euro.

    Großartige Leistung von Drepper/Schenk. Die, ganz nebenbei, auch dem Sportausschuss des Bundestages quasi ersetzen – dessen Job als Haushaltsgesetzgeber in den letzten Jahren ja vielleicht, eventuell, unter Umständen, doch die Überprüfung der Mittelvergabe durch BMI und in der Folge durch den DOSB gewesen wäre ;)

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