Es ist die sportpolitische Debatte dieser Wochen: Werden Hundertschaften russischer Sportler bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris zugelassen? „Möglicherweise“, beschwichtigt der olympische Konzernchef Thomas Bach. Man sei im Prozess von „Konsultationen“, behauptet der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), denn schließlich gehe es im Weltsport doch total demokratisch zu. Man müsse eine „Nicht-Diskriminierung“ russischer Sportler sicherstellen, das hätten Experten der Vereinten Nationen vom IOC verlangt.
Beratungen, Arbeitsgruppen, juristische Euphemismen, neuerdings irgendwelche bestellten UN-Ratschläge, garniert mit vielfältigem Lobbyismus und Propagandabotschaften – man kennt das von Bach und seiner Sportpolitik seit Jahrzehnten.
Heute vor zwölf Jahren passierte es also. Zürich am 2. Dezember 2010. Wenn ich meinen eigenen Notizen in diesem Theater trauen darf, dann verkündete Joseph Blatter um 16.36 Uhr den Sieg von Russland (und Wladimir Putin flog nach Zürich, wo er abends eine unvergessene Fußball-Pressekonferenz gab, mehr dazu unten), um 16.44 Uhr gab er den Sieg von Katar bekannt, den ich richtig vorhergesagt hatte. Insofern sollte in den folgenden Texten, die ich am 2. Dezember und in der Nacht darauf produziert hatte, eigentlich nicht von einer Sensation die Rede sein. Denn für mich war es keine, ich hatte die Bewerbungsphase ab 2008, vor allem aber 2009 und 2010, bei etlichen Terminen auf einigen Kontinenten intensiv betreut wie kaum ein anderer aus Deutschland.
Also, wer nochmal nachlesen möchte, Content-Republishing ist ja bei vielen Medien sehr in Mode: Hier einige der Texte, die ich damals in Zürich mit einer fiebrigen Erkältung gebastelt habe. Für Onlinemedien, Zeitungen, Radio, alles dabei. So altes Zeug nachzulesen, ist immer erhellend, um sich selbst zu überprüfen – und weil man die meisten Details doch längst vergessen hat. Blogeinträge dazu gab esauch, die fielen aber leider extrem kurz aus, weil das Blog am Tag der Tage kaum erreichbar war, was mich in Zürich in Infarktnähe getrieben hat. Wenigstens derlei Serverprobleme, damals war der Andrang groß und die Technik rudimentär, gehören inzwischen der Vergangenheit an. Die besprochenen Themen aber bleiben fast durchweg aktuell.
Foto: IMAGO/Ulmer
Aktueller Bericht, unmittelbar nach der Bekanntgabe:
In einer kolossalen Korruptionskrise hat sich das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes FIFA für das große Geld und für die Milliarden aus dubiosen Quellen entschieden. Die Weltmeisterschaft 2018 findet in Russland statt, die WM 2022 im winzig kleinen Emirat Katar. Russland setzte sich in der zweiten Runde mit 13 von 22 Stimmen gegen Spanien und Portugal (7) sowie Belgien und Holland (2) durch. In Runde eins war England mit kläglichen zwei Stimmen ausgeschieden. Die jüngsten Korruption-Enthüllungen der Sunday Times und der BBC hatten unter den Exekutivmitgliedern Wirkung hinterlassen. Zumal der spanische Verbandspräsident, Ángel María Villar Llona, selbst Exekutivmitglied, das Thema angesprochen hatte. „Wir wurden von den Medien oft und ungerecht kritisiert“, schimpfte Villar Llona.
„Aber die FIFA ist eine saubere Institution! Alle meine Kollegen sind ehrenwerte Herren und arbeiten ehrlich und hart! Der gesamte Bewerbungsprozess ist sauber, egal was die Medien erzählen!“
Vorsicht, es sind knapp vier Stunden (inklusive Pipi-Pause) zur FIFA und zur WM in Katar. Stammgäste in diesem Theater können leichter folgen als die normale Zuseherschaft des wunderbaren politischen Talkformats Jung & Naiv:
Keine Angst, Tilo und ich streiten uns nicht, wir spielen nur. Es hat Spaß gemacht. Man kann es immer besser machen. (Immerhin hat das Video mehr als 1,1 Millionen Aufrufe inzwischen, im Sommer 2023.)
Es ist verrückt, auf dem Weg ins Studio befürchtete ich, kaum etwas rauszubekommen. Habe in den vergangenen Wochen nur gelesen und geschaut, all die Dokumentationen und Dokumente und Bücher. So viele Erinnerungen aus einem Vierteljahrhundert FIFA-Recherche, mittlerweile sind auch schon 19 Jahre seit meiner ersten Reise nach Katar vergangenen, als ich gemeinsam mit dem damaligen FIFA-Exekutivkomitee bei Mohamed Bin Hammam zu Gast war – mit Franz, mit Don Julio, mit Michel, Mit Sepp, Chuck, Jack the Ripper, mit Tricky Ricki und all den anderen Kameraden und Ganoven. Jedenfalls: So vieles schon vergessen. So viele wunderbare Episoden und Zitate, so viele Sachverhalte, manche Namen. Gleichzeitig kamen so viele Erinnerungen hoch, irre.
Es wurden knapp vier Stunden. Und als ich nach Hause fuhr, wurde mir klar, ich hätte acht weitere Stunden erzählen können, dabei aber ganz andere Geschichten bzw die große Geschichte in anderen Worten.
Gleichzeitig wurde mir einmal mehr klar in den vergangenen Wochen beim Graben im Archiv und im Gedächtnis, beim Trainieren der Synapsen: Die ganz große Geschichte ist zu viel für einen einzelnen.
Katar, die Sklaven-WM, die FIFA-Kriminalität und Staatskorruption … all das Themen, die hier seit Ewigkeiten verhandelt werden. Am kommenden Montag, 21. November 2022, live im Youtube-Theater bei Tilo Jung & Co. Fragen könnt Ihr gern auch schon hier hinterlassen.
Es wird hier in den nächsten Wochen einiges passieren. Stay tuned. Meldet Euch bitte für den Newsletter an, denn auch die Newsletter werden zur WM reaktiviert.
Lasst mich noch ein paar Tage dafür schuften.
Die WM lasse ich aus – nach Katar fliege ich nicht. Habe meine Akkreditierung zurückgegeben und das kürzlich auf Twitter kurz begründet …
The IOC and the Olympic federations are obliged to do much more to punish Russia and its warmonger, Vladimir Putin, argues investigative reporter Jens Weinreich and provides a long list of examples. He calls for a comprehensive independent criminal investigation of the longstanding deep connection of the Olympic institutions with the Kremlin within the framework of the EU. (Comment first published by Play the Game)
A week after the Russian invasion in the Ukraine, world sport led by the International Olympic Committee (IOC) has largely cut ties with the aggressors Russia and Belarus.
Under great public pressure, the IOC gave direction in a statement on 28 February. A few hours later, the two federations with the highest turnover in the Olympic business besides the IOC acted: the International Federation of Association Football (FIFA) and the Union of European Football Associations (UEFA). Both excluded Russian teams from their competitions.
At the same time, in the middle of a war, UEFA terminated the sponsorship agreement with its long-time partner Gazprom. While the IOC decisions affect Russia and Belarus, FIFA and UEFA exempt Belarus from the sanctions.
This came a week after the first of so far five sanctions packages by the European Union – and two days after the Norwegian Olympic and Paralympic Committee and Confederation of Sports and the The National Olympic Committee and Sports Confederation of Denmark called for Russia and Belarus to be completely excluded from sports. Two days feel like two months in times of war, when events are overlapping. Two days are half an eternity.
KGB officer and former FSB boss Vladimir Putin and Vitaly Smirnov, honorary member of the IOC, honorary president of the ROC, organizer of the 1980 Games in Moscow – head of the so-called investigation committee on doping in Russia, and, of course, a former KGB spy. (Photo: Imago/Evgeny Biyatov)
Once again, a dubious institution, the Court of Arbitration for Sport (CAS), has ruled in favour of the Russian doping system. Why is that? Why are the rules repeatedly bent in favour of the Russians? Why is Russian influence still so great after all the doping and corruption scandals?
The most important answer is, of course: Vladimir Putin and the oligarchs and Russian corporations in his thrall. You will find dozens, maybe even hundreds of articles on this in this theatre here. Two multi-billionaires, Alisher Usmanov and Vladimir Lissin, run the world Olympic federations in fencing (FIE) and shooting (ISSF). The millionaire Umar Kremlev is president of the World Boxing Federation (now IBA) and a member of the Putin-affiliated, nationalist motorbike rocker club Night Wolves. Russian corporations like Gazprom are also active and influential as the main sponsors of some international sports federations.
(You may know that it is risky just to mention the man of honour Alisher Usmanov. His lawyers are quite aggressive about it.Anyway, many other non-Russian current/former IOC members and IF presidents, always very close to Putin: René Fasel, Jean-Claude Killy, Sheikh Ahmad Al-Fahad Al-Sabah, Julio Maglione, Gianni Infantino, Lamine Diack and many more, most of them very dubious figures.)
Not to forget Roman Abramovich, who played a co-decisive role in the successful bid for the 2018 World Cup on Putin’s instructions. Of course, as in other nations (Qatar in particular, but also England, the USA and the Netherlands), this bid involved numerous intelligence agencies and some of the best-known spy firms on the planet (Kroll, for example).
So, another answer to the questions about Russia’s special Olympic role is: Compromat.
Compromised, possibly incriminating material. The classic, not only in Russia.
(Geschrieben vor der Eröffnungsfeier. Written before the Opening Ceremony. See an English version below.)
Die Geschäfte laufen blendend. 4,2 Milliarden Dollar hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) im vergangenen Jahr eingenommen. Am 31. Dezember 2021 lagerten 5,6 Milliarden auf den Konten des Olympiakonzerns. Viele Verträge mit TV-Stationen und anderen Sponsoren laufen bis 2032. Darauf sind sie mächtig stolz in Lausanne, der Capitale Olympique, und das lässt die Propaganda-Abteilung des IOC die Welt gern wissen.
IOC President Thomas Bach during the Opening Ceremony of Beijing 2022. (Photograph by IOC/Greg Martin)
Zum ersten Teil der 139. IOC-Vollversammlung in Peking verkündete zunächst der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, eine Art Maskottchen des IOC, in seiner Eigenschaft als Chef der sogenannten Ethikkommission ein paar salbungsvolle Worte. Der aktuelle UN-Generalsekretär Antonio Guterres tauchte auch wieder auf (und war im Olympiastadion an Bachs Seite). Dann wurde eine Videobotschaft von Papst Franziskus eingespielt. Am Freitag, wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier, übergab IOC-Präsident Thomas Bach als einer der Fackelläufer die olympische Flamme an Abdulla Shahid, den amtierenden Präsidenten der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Das IOC versucht alles, um das Projekt Peking 2022, das weltweit mit Begriffen wie Propagandaspiele oder Genocide Games beschrieben wird, im besten Lichte erscheinen zu lassen.
Doch die Milliarden auf den Konten und die bestellten Botschaften helfen wenig, es geht dem IOC wie einst dem Fußball-Weltverband FIFA: In demokratischen Nationen ist das Image dieser globalen Institutionen am Boden. Kein Geld der Welt kann diesen rasant Ansehensverlust aufhalten. Zumal auch die Eröffnungsfeier der Winterspiele zeigt, in welchen Kreisen sich das FDP-Mitglied Thomas Bach mit seinem IOC am wohlsten fühlt. Viele Politiker bleiben der Zeremonie fern und vollziehen den diplomatischen Boykott. Zu Gast waren allerdings zahlreiche Spezialdemokraten, Diktatoren und Despoten. Allen voran Russlands Präsident Wladimir Putin, der drauf und dran ist, nach 2008 (Georgien) und 2014 (Ukraine, Krim) zum dritten Mal die vom IOC (und den UN) stets pompös verkündete traditionelle olympische Waffenruhe zu brechen. Putin steht zudem für die irregulären Olympischen Winterspiele 2014, die das IOC längst nicht so aufgearbeitet hat, wie es im Interesse jener Sportler sein müsste, die von Putins gedopten Staatssportlern betrogen wurden.
Im Jahr der olympischen Schurkenstaaten, mit Mega-Events in China und Katar, bei denen das IOC und die FIFA ekelhafte Allianzen mit Diktatoren eingehen, ist der einflussreichste investigative olympische Journalist aller Zeiten gestorben: Was würde Andrew Jennings tun im Jahr 2022? Was ist Journalismus und was Propaganda? Mein Editorial aus SPORT & POLITICS, Heft 3, der Andrew Jennings Edition. Die englische Variante, in diesem Fall das Original, gibt es an dieser Stelle.
Diese Episode würde AJ gefallen, da bin ich mir sicher. Er will, dass wir lachen. Also: Andrews Alter Ego Juan Antonio Samaranch Sr. hat akribisch Buch über seine Amtsgeschäfte als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees führen lassen. 1997 hat das IOC dazu sogar ein Statistikbuch des schwedischen Sporthistorikers und Samaranch-Fans Wolf Lyberg veröffentlicht: The seventh President of the IOC – facts and figures. Es ist eines meiner Lieblingsbücher. Darin wurde so ziemlich alles aufgeführt, was die Menschheit dringend über das Tagesgeschäft und die ersten 17 Amtsjahre Samaranchs wissen wollte:
An wie vielen Tagen Samaranch geflogen ist (2.116), die Anzahl seiner Reisetage (3.520), seiner Flugstunden (4.805), der verteilten Olympischen Orden (679), der zurückgelegten Kilometer (3.480.280), die Zahl der besuchten NOK (193) und der Staatsoberhäupter, Könige, Königinnen, Fürsten, Emire, Sultane und Premiers, denen er die Hand geschüttelt hat (179). Manche darunter, so hielt Lyberg offensichtlich begeistert fest, hatte Samaranch „vier oder gar sechs Mal besucht“!
Wow.
Warum ich daran erinnere?
Ich habe flink noch die Fotos von Samaranch gezählt, die in dem IOC-Büchlein gedruckt wurden: 92. Natürlich hat das IOC keine Fotos veröffentlicht, die Samaranch Sr. mit seinem verehrten Caudillo und mit ausgestrecktem rechten Arm zeigen.
In diesem Magazin zu Ehren von Andrew Jennings gibt es aktuell – im Moment, da ich diese Zeilen schreibe – mein Editorial muss noch bebildert werden, 29 Fotos von Andrew. Es werden vielleicht einige hinzu kommen.
92-29 also für Samaranch gegen Jennings. Ein souveräner Sieg.
Dafür finden sie in diesem Heft aber, das hätte Andrew gewollt, vier Fotos, die den Franquisten Samaranch so zeigen, wie das IOC ihn nie gezeigt hat. Und das gehört sich auch so.
Wie gesagt, Andrew würde diese Statistik gefallen. Sie, liebe Leser, werden sich aber vielleicht fragen: Verdammt, warum beginnt dieser Weinreich seinen Text mit so einer blöden Statistik über Bilder?
Ich kann Ihnen darauf eine Antwort anbieten: Weil Andrew Jennings nicht nur ein Mann der Dokumente war, wie von vielen Autoren dieses Magazins zuallererst und zurecht beschrieben – Andrew war auch ein Mann der Bilder.
Neben dem Leitspruch get the documents!, habe ich etwas anderes von Andrew gelernt, was ihm extrem wichtig war: we need colorful notes!
Ohne Dokumente hätte Andrew nie eine so fulminante Wirkung erreicht und mehrere Generationen von Journalisten prägen können. Ohne seine colorful notes aber auch nicht. Er hätte seine Leser, Zuhörer und Zuschauer sonst nie so mitreißen können. Dieser Aspekt wird oft vernachlässigt.
The most important investigative Olympic journalist has died in the year of the sporting rogue states, with mega events in China and Qatar. We honour the legacy of Andrew Jennings by not letting 2022 go unchallenged.
Andrew would like this, I’m sure. He wants us to laugh. So: Andrew’s alter ego Juan Antonio Samaranch Sr. has had meticulous accounts kept of his official activities as President of the International Olympic Committee. In 1997, the IOC even published a statistics book on this by the Swedish sports historian and Samaranch fan Wolf Lyberg: The seventh President of the IOC – facts and figures. It is one of my favourite books. It listed pretty much everything that mankind desperately wanted to know about the day-to-day business of Samaranch’s first 17 years in office:
How many days Samaranch flew (2,116), the number of days he travelled (3,520), the number of hours he flew (4,805), the number of Olympic medals distributed (679), the number of kilometres travelled (3,480,280), the number of NOCs visited (193) and the heads of state, kings, queens, princes, emirs, sultans and premiers he shook hands with (179). Some of them, Lyberg obviously noted enthusiastically, Samaranch had visited “four or even six times”!
Wow.
Why am I reminding you of this?
I nimbly counted the photos of Samaranch printed in the IOC booklet: 92. Of course, the IOC did not publish any photos showing Samaranch Sr. with his revered Caudillo and with his right arm outstretched.
In this magazine in honour of Andrew Jennings, there are currently – at the time I am writing these lines – my editorial has yet to be illustrated, 29 photos of Andrew. There may be a few more to come.
92-29, then, for Samaranch against Jennings. A commanding victory.
But instead, as Andrew would have wanted, you will find four photos in this issue that show the Franquist Samaranch as the IOC has never shown him. And that is how it should be.
As I said, Andrew would like this statistic. But you, dear reader, might ask yourself: Damn, why does this Weinreich start his text with such a stupid statistic about pictures?
I can offer you an answer to that: Because Andrew Jennings was not only a man of documents, as described first and foremost and rightly by many authors of this magazine – Andrew was also a man of images.
Besides the motto get the documents!, I learned something else from Andrew that was extremely important to him: we need colourful notes! (That is the wording as I have memorised it).
Without documents, Andrew would never have been able to achieve such a brilliant impact and shape generations of journalists. But neither would he have done so without his colourful notes. Otherwise, he would never have been able to captivate his readers, listeners and viewers.
Olympische Würdenträger Xi Jinping, Tamim Bin Hamad Al-Thani. (Foto: IMAGO/UPI)
Reden wir Klartext, es wird zu viel beschwichtigt, verfälscht und gelogen. Vergessen wir das irreführende Geschwafel vom Soft-Power-Potential des Sports und von angeblichen Segnungen von Mega-Events, die in Diktaturen ausgetragen werden. Sagen, was ist:
2022 ist ein Jahr der Schande für den olympischen Sport.
Weder sollten die Winterspiele in China, noch die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Katar stattfinden.
China und Katar sind Sport-Schurkenstaaten.
Beide Großereignisse hätten aus vielerlei Gründen nie dorthin vergeben werden dürfen.
In China werden unter der Diktatur der kommunistischen Partei Menschen- und Bürgerrechte mit Füßen getreten. China verübt einen Genozid an den Uiguren. Die Sommerspiele 2008 in Peking, die von den Propagandisten Olympias als Öffnung des Landes gepriesen wurden, haben nichts zum Positiven verändert. Es ist viel schlimmer geworden: in Tibet, in Hongkong, in Xinjiang und anderen Regionen.
Das kleine aber steinreiche Katar ist eine Erbmonarchie, in der die Scharia gilt. Katar hat den Weltsport in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit einem beispiellosen, engmaschigen korruptiven Netz überzogen. Katar kauft und infiltriert alles und jeden: Weltmeisterschaften, Verbände, Funktionäre, Sportler, Vereine, Staats- und Regierungschefs, Abgeordnete, Wissenschaftler und Nichtregierungsorganisationen, politische Gremien, Medien und Journalisten.
Schneller als Flo-Jo: Elaine Thompson-Herah. (Foto: IMAGO/Panoramic International)
TOKYO/URAYASU. Zunächst Nachrichten aus dem Maschinenraum, muss sein, danach zum Wichtigen:
Es ist so lustig mit diesen Newsletter-Anbietern. Bei Nummer 12 streikte Revue, also musste ich mal eben zurück zu Mailchimp wechseln, das ich kurz zuvor für Revue verlassen hatte. Und eben, als Nummer 13 fertig war, streikt Mailchimp und erlaubt mir keinen Zugang mehr, weil der Server verdächtig erschien und meine vielen Anmeldeversuche aus Japan. Ach Leute. Also schnell zurück zu Revue. Die Auswahl und zwei Konten parallel zu haben, ist höchst praktisch. Dass bei diesen Instantwechseln allerdings so mancher Empfänger auf der Strecke bleibt, versteht sich leider von selbst. Schade, dafür kann ich mich nur entschuldigen – auch bei den wenigen Menschen, die diesen Newsletter abbestellt hatten und jetzt vielleicht doch wieder Nachrichten bekommen. Es ist komisch. Revue hat es kürzlich geschafft, rund 1.000 Empfängern einen der Newsletter nicht zuzustellen. Es haben zwar nicht 1.000 Leser nachgefragt, aber doch einige. So musste ich neulich nächtens einige Stündchen Emails verschicken.
Doch nun zurück zu den Olympischen Corona Spielen.
So sehr empört bin ich gar nicht nach dem 100-m-Finale der Frauen, falls das auf Twitter oder auf der Webseite (live-Blog: Wachstumshormon, Zahnspangendarling, und ihre wunderschnellen Gefährtinnenen) den Eindruck gemacht haben sollte. Nö, ich bin tiefenentspannt und durchaus belustigt. Das ging mir schon mal anders, 2016 in Rio zum Beispiel, als ich im damaligen Estádio Olímpico João Havelange (heute Estádio Olímpico Nilton Santos) den Weltrekord von Wayde van Niekerk im Rundenlauf sah und sofort das Weite suchte.
Gestern (Ortszeit) sah ich also im Olympic Stadium, wie einer der unwirklichen Fabel-Rekorde von Florence Griffith-Joyner (†) aus den Annalen getilgt wurde. Die Jamaikanerin Elaine Thompson-Herah brauchte 10,61 Sekunden für die 100 Meter und gewann vor Shelly-Ann Fraser-Pryce und Shericka Jackson.
Damit verbesserte sie den Olympischen Rekord der verstorbenen mutmaßlichen Doperin und Fabelläuferin Florence Griffith-Joyner von den Olympischen Spielen 1988 in Seoul um eine Hundertstel Sekunde.
Können diese Augen lügen? Kann dieses Lachen lügen? Kann dieser Körper lügen?