Südafrika, Tag 25: PR für Joseph Blatter
SANDTON. Nein, ich war es nicht, der im FIFA-Hauptquartier eingebrochen ist und einige Nachbildungen des WM-Pokals gestohlen hat. Aber ich…
SANDTON. Nein, ich war es nicht, der im FIFA-Hauptquartier eingebrochen ist und einige Nachbildungen des WM-Pokals gestohlen hat. Aber ich…
SANDTON. Frisches Material: Die Kollegen vom Schweizer Tagesanzeiger haben einige Fehlentscheidungen bei dieser WM aufgelistet. Mit freundlicher Genehmigung veröffentliche ich…
The Guardian zum nicht gegebenen Tor von Frank Lampard in der ersten Halbzeit: 39 min: 1966 IN REVERSE!!! Lampard hammers…
RUSTENBURG. Habe vorhin Zahlenspielereien angekündigt. Voilà. Das kann Mann natürlich auf die Spitze treiben und ausbauen und besser machen und…
RUSTENBURG. Musste mich nach der ISL-Nummer erstmal erholen. Das geht auch nach so vielen Jahren nicht spurlos an einem vorbei. Jedenfalls, abends in der Wohnung beim Spanien-Spiel eingeschlafen. Dafür heute wieder einigermaßen fit und in angenehmster WM-Umgebung bisher angekommen. Es ist, wenn ich richtig sehe, auch schon das letzte Spiel in Rustenburg. Auf der Fahrt hierher hatte ich erstmals überhaupt das Gefühl, in Afrika zu sein. Ich meine, es ist mein dritter Aufenthalt hier, ich habe sechs Wochen in Johannesburg, Kapstadt und Durban verbracht, bin aber außer in Fußballstadien, Seminarräumen, Kongresszentren, auf dem Tafelberg und auf Robben Island und natürlich in den Bars der FIFA-Hotels nirgendwo gewesen.
In Rustenburg geht es familiär zu. Das Stadion, natürlich völlig überdimensioniert und in Sachen Nachhaltigkeit eine Katastrophe, steht mitten in einem Wohngebiet, würde man wohl in Deutschland sagen. Herüber weht der Duft vom Grill, und der Andrang zum Achtelfinale zwischen den USA und Ghana ist auch nicht sehr groß. Ganz nett also.
Manchmal vermisse ich es, bei solchen Terminen nicht doch etwas tiefer abzutauchen ins normale Leben und andere Geschichten zu erzählen. Ich würde das gern, doch der Schuster in mir bleibt bei seinen Leisten. Weltmeisterschaften und Olympische Spiele erlebe ich immer aus einem sehr kleinen Blickwinkel. Das hat seine Vorteile, ist aber auch ermüdend. So fokussiert wie in diesem Jahr während der Winterspiele in Vancouver und hier in Südafrika war ich noch nie bei derlei Mega Events auf die, sagen wir: Mächtigen. Sehe niemanden, der das ähnlich durchziehen würde. Wird nicht unbedingt belohnt, hat aber auch wiederum Vorteile, automatisch ergeben sich Kontakte, selbst zu Leuten aus der FIFA, die eigentlich nicht mit einem reden wollen und dürfen. Allerdings lassen sich da eben nicht täglich nette Geschichten schreiben. Aber, ich wiederhole mich, dieser Job ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Mit Sepp und der ISL-Sache befasse ich mich nun schon ewig, und da die Kameraden nicht abtreten wollen, werde ich auch noch eine Ewigkeit dabei bleiben. Ich denke, dass ich hier den letzten Kick bekommen habe, ein, zwei Projekte, die ich zu lange nicht energisch genug angegangen bin, nun endlich voran zu treiben. Ich habe es mehrfach erwähnt, es ist doch sehr erstaunlich, wer so ein kleines Fachblog alles verfolgt und welche Wirkung das haben kann.
Zum Thema „Wie sieht es eigentlich in Südafrika abseits der Stadien aus“ empfehle ich, falls ich es nicht schon getan habe, eindringlich drei andere Blogs, die ich gestern an meinem kurzen Ruheabend endlich mal etwas studiert habe. Bitte vorbei schauen, ein ganz anderer Blickwinkel:
Ehrlich gesagt – nein, kein Neid, nur eine Feststellung -, ich wünschte mir, öffentlich-rechtliche Institutionen würden auch einmal investigativen Journalismus fördern. Zu tun gibt es genug.
Was ich vor dem Spiel USA vs Ghana anbieten werde, sind einige Statistiken zum Achtelfinale bzw. zum Abschluss der Vorrunde. Die finde ich ganz interessant, habe heute morgen drei Stunden gerechnet und gebastelt und einen kleinen Text verfasst, den ich in Kürze mit einigen Grafiken anreichern will. Wenn jemand was Passendes findet auf anderen Webseiten, nur her damit. Ich bin kein Statistik-Fetischist, ich glaube nicht, dass die Zahl der Einwürfe von links in der Bundesliga oder die Zahl der von rechts hinter das Tor geschlagenen Flanken so entscheidend ist. Aber alle paar Jahre bei großen Events bin ich schon dafür, dass auch mal statistisch aufzubereiten. Ich weiß noch, wie mich diese Statistiken hier jeweils einen Tag Arbeit gekostet haben, ja, ganz was anderes, kein Fußball, erinnere nur deshalb daran, weil auch das zeigt, was man sportpolitisch so alles machen/bloggen kann:
Heute morgen habe ich in der Schnelle dies hier gedichtet:
ELLIS PARK. Aloha, Grüße aus der Irrenanstalt! Das Stadium Media Centre im Ellis Park habe ich schon mal beschrieben, das…
SOCCER CITY. Die Dunkelheit senkt sich über Johannesburg. In zweieinviertel Stunden steigt das erste und vielleicht schon letzte Finalspiel für die Deutschen bei dieser WM. Die potenziellen Gegner im Achtelfinale stehen fest: USA oder England. Aber zuvor heißt die Hürde Ghana. Es wird wohl ein Bruderduell der Boatengs, die offiziellen Aufstellungen kommen gleich.
Sofern ich einen Arbeitsplatz habe, werde ich ab etwa 20 Uhr so ausführlich wie möglich bloggen. Denke schon. Live aus dem heutigen Theater of Dreams.
19.59 Uhr: Es kommt tatsächlich zum Bruder-Duell, nicht wie bei den Klitschkos, wo das die Mama verbietet.
Deutschland:
Neuer – Lahm (C), Mertesacker, Friedrich, J. Boateng – Schweinsteiger, Khedira – Podolski, Özil, Müller – Cacau
Ghana:
Kingson #22 – Sarpei #2, Johathan #8, Mensah #5, Pantsil #4 – Asamoah #21, Annan #6, K.P. Boateng #23 – Ayew #13, Gyan #3, Tagoe #12
20.01 Uhr: Ich geh dann mal los auf meinen Platz. Habe gerade noch eine hübsche Geschichte geschrieben, über Korruption und so, morgen mehr dazu.
20.33 Uhr: Nach einiger Hektik noch pünktlich dabei. Stuhl wurde auch herbei gezaubert. Ab geht’s.
Kollege B meint:
Unsere ghanaischen Freunde stehen in der Abwehr ziemlich gewagt.
Wer überträgt eigentlich im deutschen Fernsehen? Hatte ich schon gesagt, dass ich das nicht vermisse?
Bis jetzt steht Deutschland übrigens im Achtelfinale und spielt gegen England die USA (Leser korrigieren alles).
Jonathan schießt seinen Keeper Kingson warm.
20.41 Uhr: Erste gelungene Aktion von KPB, aber Gyan ist schlicht zu langsam. Messi wäre abmarschiert.
20.42 Uhr: Sepp Blatter auf der Tribüne neben Issa Hayatou, dem afrikanischen Fußballboss und Chef des FIFA Organisationskomitees. Viel Arbeit für Sepp heute, eben saß er noch bei den Amis neben Bill Clinton.
20.43 Uhr: Erste Großchance für Ghana. Schweinsteiger klärt. Und die Deutschen wären gut beraten, Tempo zu machen. Denn sonst spazieren die Ghanaer öfter mal vorbei.
20.54 Uhr: Gigantische Chance für Özil – frei vor Kingson. Gerade wollte ich noch über Ayew lästern, der nach Mertesacker-Fehler im Strafraum unbeholfen war. Nun Özil. Unfassbar. Im Gegnzug Ecke Ghana, Lahm klärt am langen Pfosten.
Erstes Gerangel zwischen KPB und Schweinsteiger.
Ayew lässt J. Boateng stehen. Eine Binse: Die Deutschen sind extrem nervös. Aber: Noch sind sie im Achtelfinale. Noch.
21.12 Uhr: Kleine Gemeinheit, der Kollege in der Reihe unter mir hat schon mal seine Überschrift vorgeschrieben:
SANDTON. Es gilt Abschied zu nehmen von Bafana Bafana und den peinlichen Franzosen. Denn Uruguay und Mexiko werden sich parallel…
Kleine Nachtlektüre. Einer der korruptesten olympischen Sportfunktionäre aller Zeiten, das will schon was heißen, ist verstorben.
Anwar Chowdhry aus Pakistan, einst Mitglied der so genannten sportpolitischen Abteilung von Adidas (neben John Boulter, Jean-Marie Weber, Thomas Bach und anderen), wurde 88 Jahre alt.
Er war ein enger Kampfgefährte des kürzlich ebenfalls verblichenen IOC-Supremo Juan Antonio Samaranch, wurde 1986 von Adidas auf den AIBA-Thron gehievt, in einer sagenumwobenen Wahlschlacht in Bangkok, mit Sex und Huren und Geld und allem – blendend dokumentiert sind die Vorgänge übrigens in Stasi-Akten.
Ich habe in den vergangenen Jahren viel berichtet über Chowdhrys Machenschaften, u.a. in diesem Buch. Eine Reportage von den Olympischen Spielen 2000 in Sydney fasst seine Ära ganz gut zusammen, glaube ich. Es ist eine meiner Lieblingsgeschichten zu Anwar Chowdhry, der sich gern als „höchstdekorierten Sportführer der Welt“ bezeichnet hat. Ich finde es außerordentlich schade, dass ich damals noch nicht fotografiert habe. Dieses Gespräch mit ihm in den Katakomben der olympischen Box-Arena hätte ich auch ganz gern auf Video aufgenommen.
BUCCLEUCH. Kleiner Nachtrag zum gestrigen Beitrag über Sepp the Dog. Also, der echte Sepp (der menschliche) ist mir am Abend…
PRETORIA. Komme gerade vom zweiten Medientermin bei den WM-Schiedsrichtern. Immerhin, alle zwei Wochen lässt die FIFA eine Horde Journalisten über…
SANDTON. Oh, es gibt einen zweiten Twitter-Account von Sepp Blatter. Einen echten, den ich mehrfach vorgestellt habe (und der zumeist mit langweiligen Links auf die FIFA-Webseite zugeknallt wird), und einen des Boston Terriers Sepp Blatter aus Kapstadt. Das ist mal eine Idee: SeppTheDog.
Eigentlich sollte es dazu noch eine sehr spezielle Webseite geben, doch www.ImSeppBlatter.com ist derzeit aus unerklärlichen Gründen offline. Komische technische Probleme, die FIFA und die südafrikanischer Regierung werden doch nicht etwa wie die Chinesen …?
Ich könnte mir auch vorstellen, dass die FIFA-Rechtsabteilung oder Blatters persönlicher Anwalt, der gelegentlich auch den Geldbriefträger Jean-Marie Weber vertritt und Millionen-Transaktionen tätigt, um die Namen von prominenten Schmiergeld-Empfänger zu verschweigen, gerade gegen www.ImSeppBlatter.com vorgehen. Derlei Späße mögen sie nicht in der FIFA, sorry: in der FUFA.
Doch der Reihe nach:
Die Billigairline Kulula liefert sich schon etliche Monate ein lustig-bizarres Duell mit dem Königreich Sepp. Anfang des Jahres gab es Post von FIFA-Anwälten, weil Kulula mit der Bezeichnung geworben hatte:
Unofficial National Carrier of the ‚You-Know-What‘
Vergangene Woche schaltete Kulula Anzeigen, in denen es hieß:
So Sepp, if you need to be anywhere in the country in the most convenient way possible, email us ans we’ll fly your for free.
This offer is valid for the duration of that thing that is happening right now.
World Cup oder „FIFA WM 2010“, so albern nennen etwa deutsche Rundfunkanstalten that thing, durfte Kulula ja nicht sagen, so völlig ohne teuer bezahlte Rechte am thing that is happening right now. Ach ja, um die Sache abzukürzen, jeder kann googlen und mehr darüber finden: Kulula durfte die Kombinationen der Worte „South Africa“, „Vuvuzela“ und von Stadionbildern nicht verwenden (kleine ZF auf BBC). Das Kulula-Team konnte froh sein, nicht nach Siberien in einen Gulag verbannt worden zu sein, wie Hayibo halluzinierte.
Ach, warum erzähle ich das alles. Schaut’s doch selbst.
Das war die erste Werbung, die verboten wurde:
Es folgte dies:
Marklives!com merkte dazu an:
The ad looks similar to the original that caused FIFA and its lawyers to lose their sense of humour over the use of, amongst other things, the national flag, footballs and vuvuzelas in, gulp, combination.
The new ad, headlined Not Next Year, Not This Year, But somewhere in between (avoiding reference to 2010) replaces the image of a stadium with a rather similar looking image of the Storms River suspension bridge. Footballs are replaced with rugby balls, snooker balls and even glitter balls. Vuvuzelas definitely become golf tees. The national flag, apparently trademarked by FIFA, might be a beach towel (or not). Then there is the ’short sighted baby’ in the right hand corner which represent Who knows Who!
It pokes fun at FIFAdiots. But it will probably fly over the heads of FIFA official dom like a green jet plane.
Schließlich vergangene Woche diese Werbung: