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Der olympische Sumpf

Die Machenschaften des IOC

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Piper Verlag
August 2000
mit Thomas Kistner
NEU im Shop: pdf-Version

Les Seigneurs des anneaux

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Éditions Golias
Frankreich 2001
übersetzt von Stefan Rodecurt und Edouard Stutz

Olimpijska mocvara

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Naklada Szabó
Kroatien 2001
übersetzt von Stjepan A. Szabó

Lob & Tadel

Die Welt
9. September 2000

Aufklärung und Enthüllung ist die Intention der vom IOC gefürchteten Schreiber. Was sie freilich nicht wollen: ‚kleinlich argumentieren‘, nicht jede pekuniäre Zuwendung behandeln, ’sich auch nicht mit jedem abgehalfterten Minister, jedem Geheimdienstler, jedem Dopingexperten, jedem Vorbestraften, jedem Mitglied blutiger Juntas oder jedem Exilanten befassen, der im IOC politisches Asyl gefunden hat.‘ Nein, sie wollen die Nachfolge des Präsidenten beleuchten und das Verfahren, mit dem Sydney den Zuschlag bekam. Und ‚eine Reihe hochinteressanter Sportkameraden‘ begutachten, für die eine Viertelmillion Dollar aus olympischen Geschäften nichts Geringeres darstelle als eine müde Anzahlung. Im Zentrum stehen die Schattenmänner im Umkreis des Präsidenten, die Firmenberater und Wirtschaftsadvokaten. Die Verbindung von olympischen Ringen und großem Geld, darum soll es in diesem Buch gehen. Ein wahrer Recherchemarathon. Eines vorweg: Die Belege sind deftig. Aus ihnen ergibt sich eine einzigartige Verschwörungstheorie, die, wenn sie stimmt, allen Rosenkreuzern dieser Welt zum Vorbild gereichen wird. Sie kündet von dunklen Verbindungen des IOC-Präsidenten, der, als spanischer ‚Altfaschist‘ klassifiziert, sich umgebe mit unhonorigen Personen. Unter anderen mit einem gewissen André Guelfi, einem Seilschaftenmitglied des Oberolympiers aus alten Tagen. Ihm, so die Autoren, und dem umtriebigen Chef der deutschen Drei-Streifen-Marke, Horst Dassler, hatte Samaranch 1980 die Präsidentenkür zu verdanken. Seitdem sei Guelfi gern mit Samaranch in urdemokratische Länder wie Usbekistan gedüst, um dort, wenn nicht um Olympisches, dann gern auch um Bohrlizenzen zu verhandeln. Meist erfolgreich, so die Autoren, manchmal jedoch hart an den Grenzen der Legalität, denn 1997 fand sich der Berater wieder in einem Hochsicherheitstrakt der Pariser Polizei. Es ging um den Bestechungsskandal rund um die Elf Aquitaine, die zuvor bei der Leuna eingestiegen war. Guelfi wurden keine Kavaliersdelikte vorgeworfen: ‚Korruption, Bestechung, Geldwäsche und Bilanzfälschung großen Stils.‘ (…) Die Galerie solcher Gestalten im Umfeld des Präsidenten will in diesem Buch kein Ende nehmen. Sie steht in krassem Widerspruch zum hehren Anspruch des IOC, dessen Prätorianer selbst angesichts üblicher Kinkerlitzchen wie gezahlter Stipendien immer wieder forderten: ‚Wir müssen weiter unten ansetzen, bei jeder Unregelmäßigkeit muss gehandelt werden.‘ Das zum Maßstab genommen, finden die Autoren, hat das IOC seine selbst definierten Ethikstandards, so ein seinerzeit geflügeltes Wort des deutschen Mitglieds Thomas Bach, beileibe nicht erfüllt und holt sich die Unregelmäßigkeiten sogar selbst ins Haus.

Neue Zürcher Zeitung
September 2000

Wer sich auf das Fernsehen allein verläßt, der wird längst nicht alles begreifen können, was hinter den Fassaden des Weltsport-Hauptquartiers am Genfer See vor sich geht. Clevere Leute mit der hemmungslosen Absicht zur Gewinnmaximierung sitzen da, und spätestens seit der Bestechungsaffäre von Salt Lake City hat die Öffentlichkeit zumindest einen Hauch von Ahnung, daß das IOC sich zweifellos nicht aus einer Riege asketischer Ehrenamtler im Dienste des Weltfriedens rekrutiert. Schlimmer noch und leider wenig bekannt: Neben ein paar kleinen Gaunern, deren Hand sich öffnete, sobald das Ortsschild einer Bewerberstadt am Horizont auftauchte, saßen und sitzen ein paar ganz große. Und wenn sie nicht daneben saßen, trank man mit ihnen Kaffee oder Schampus. Haftbefehle und finsterer Ruf spielen nämlich bei der Auswahl der Gesellschaft kaum eine Rolle. So stellt das Autorenduo etwa die vielfältigen Aktivitäten des usbekischen Kulturfreaks Gafour Rachimov vor, dem üble Sachen wie die Kontrolle über die Drogenproduktion in den Ländern Zentralasiens nachgesagt werden. IOC-Boß Samaranch selbst flog gern mit André Guelfi um die Welt. Der war Schmiergeldbote in der Leuna-Affäre und hat schon mal gesessen. Man möge sich gut anschnallen, denn wenn der Teufelskerl aus Korsika am Steuerknüppel sitzt, jagt ein Gaunerstück das nächste. Und da ist ja auch noch Doktor Thomas Bach aus Deutschland, der Vizepräsident werden will, aber immer noch nicht glaubt, jemals im sportpolitischen Rollkommando von Adidas gesessen zu haben. Alles nur eine Illusion? (…) So illustriert das Buch mitunter schmerzhaft plastisch die Mechanismen im Weltsportzirkel. Selbst routinierte Illusionskünstler wie Samaranch und Doktor Bach dürften es demzufolge schwer haben, dem geneigten Leser in Folge das X als U zu verkaufen.

Handelsblatt
15. September 2000

Schon die Titel der einzelnen Kapitel lassen Böses erahnen. Von Weißwäschern, Schmiergeldboten, Agenten und Dieben ist die Rede, von Knarren, Gier und dünnem Geist. Kurzum: geballte kriminelle Energie, gepaart mit anderen Abgründen und Schwächen menschlichen Daseins. Beste Zutaten also für einen Krimi, für literarische Spannung und stete Neugier auf die nächsten Seiten. ‚Der olympische Sumpf‘ hält aber nicht, was die Anreißer versprechen. (…) Kistner und Weinreich stoßen schlicht an die Grenzen ihrer Recherchemöglichkeiten, mögen sich das aber nicht eingestehen. Dabei sind Journalisten, die das undurchsichtige und selten uneigennützige Werkeln der Sportpolitiker unter die Lupe nehmen, wichtiger denn je. Doch der Status der einzigen ernsthaften IOC-Kritiker hier zu Lande, den die Verfasser nassforsch für sich beanspruchen, ist Ausdruck maßloser Selbstüberschätzung und Selbstherrlichkeit.

die tageszeitung
15. September 2000

In einer dunklen Parallelwelt voller Individuen, die wegen ihrer guten Kontakte zu den Regierungen und Wirtschaftsbossen vieler Länder ehrenamtliche Positionen und (in diesem Fall sportliche) Funktionärstätigkeiten immer abwechselnd mit ihren tatsächlichen Berufen ausüben, lässt sich Illegalität schwer beweisen. Alles wird sich unter den Sportbossen in ihrer Filzokratie so zurecht geschoben, dass sich die Handlungszusammenhänge irgendwie immer als rechtlich legitim bezeichnen lassen. Natürlich liegt in der Beweisbarkeit auch das Hauptproblem des Buches. Aber: Streng wissenschaftlich wird nicht gearbeitet, auf Angabe von unendlichen Quellen verzichtet und trotzdem ausreichend Einblick in die amtliche Faktenlage angeboten. Dafür wird auf Lesbarkeit und Verständlichkeit gesetzt, was fesselnde Stunden mit dem Buch verspricht. Nicht erst seit dem Korruptionsskandal um die Vergabe der Winterspiele 2002 an Salt Lake City weiß man, wie wichtig Bücher wie dieses sind. Nicht zum ersten Mal weisen Kistner und Weinreich auf die unglaublichen Machenschaften im IOC hin, schon manche öffentliche Diskussion haben ihre Bücher angestoßen. Yoshiaki Tsutsumi, reichster Mann Japans und Träger des olympischen Ordens in Gold, beschrieb seine Geschäftsphilosophie einmal so: ‚Wenn du Geschäfte machen willst, dann musst du fast bis ans Tor des Gefängnisses gehen. Wenn du nicht nahe an das Gefängnis kommst, wirst du niemals etwas Großes erreichen.‘ Ratschläge, die mancher Olympier sich wohl zu sehr zu Herzen genommen hat. Und ein Buch, das noch mehr Journalisten und Autoren auffordert, den Lobbyismus und Olympia genauer unter die Lupe zu nehmen.

Der Tagesspiegel
September 2000

In „Der olympische Sumpf“ werden diejenigen vorgestellt, die am großen Rad drehen, die selbst IOC-Mitglieder sind oder im Dunstkreis des IOC vor allem die Nähe von Samaranch schätzen. Wie der aus dem Leuna-Skandal bekannte Andre Guelfi. Dabei geht es nicht um Peanuts. Der Handelsausschuss des US-Senats unter John McCain, das FBI und Staatsanwaltschaften in aller Welt ermitteln gegen das mafiose Netzwerk, das sie um das IOC vermuten. Die Autoren sprechen davon, dass das IOC einer elitären, undemokratischen Sekte ähnele, in der sich ausrangierte Minister, vorbestrafte Geschäftsleute, Lobbyisten und Firmenvermittler tummeln. Sie alle profitieren von den Spielen. Und sie alle lernt man in diesem lesenswerten, allerdings fast ein wenig mit Details überladenen Buch kennen. Wer sind die Männer, die Samaranch im Sommer 2001 beerben wollen? Welche Rolle spielt das deutsche IOC-Mitglied Thomas Bach? Die Autoren haben sehr tief im Sumpf gestochert.