Thomas Bachs vielfältige Lebenssachverhalte (XIV): sein Vertrag mit MAN Ferrostaal
Lektüre, liebe Freunde, Lektüre. Hier mal ein Vertrag, den der IOC-Präsident und gewesene Wirtschaftslobbyist Thomas Bach nicht veröffentlicht sehen will.…
Lektüre, liebe Freunde, Lektüre. Hier mal ein Vertrag, den der IOC-Präsident und gewesene Wirtschaftslobbyist Thomas Bach nicht veröffentlicht sehen will.…
BUENOS AIRES. Ich mache mich bald auf den Heimweg. Und sage mal vorsichtig: Am 30. September wird es soweit sein. Das Büchlein wird umfangreicher als gedacht – aber mein Gott, ist ja in so einer Ebook-Variante ohnehin egal, kann man auch als dicken Ebook-Wälzer mühelos in jedem Smartphone verstauen. Weitere Versprechen werden besser nicht abgegeben. Ende September ist ambitioniert.
Es wird sich lohnen. Eine derartige Analyse des Olympiageschäfts und seiner Puppenspieler haben Sie noch nicht gelesen.
Der Bookshop wurde einer Revision unterzogen:
Bin auf der Rückreise von Lausanne nach Berlin. Werde später eine Bildergeschichte nachlegen, damit das zur schönen Tradition wird. Derweil kurz nur zwei Machwerke, die ich gestern gedichtet habe. Manches doppelt sich, manches stand hier schon. Aber man kann das Rad nicht täglich neu erfinden. Prozessberichterstattung ist das, andere meinen: es ist nur eine Aneinanderreihung von Gerüchten und Vermutungen. Sehe ich anders. Beide Texte entstanden VOR der Präsentation der Präsidentschaftskandidaten, die hinter verschlossenen Türen stattfand.
Übrigens: Die Programme der sechs Kandidaten gibt es tatsächlich weltweit nur hier. Komisch.
LAUSANNE. Gibt es sie doch, die olympischen Gespenster? Stimmt es tatsächlich, dass da jemand eine unheimliche Macht entwickelt und derzeit jeden wichtigen Wahlgang des Weltsports mitentscheidet? Oder ist alles nur Einbildung, eine zwangsläufig erscheinende Häufung von Zufällen, so als ob nichts auf der Welt auf Zusammenhängen beruht? Jedenfalls, wieder wurde am Donnerstag über einen Wahlsieger namens Scheich Ahmed Al-Sabah gesprochen. Scheich Ahmed hatte die Bewerbung von Buenos Aires für die Olympischen Jugendspiele 2018 unterstützt. Also wurde Buenos Aires von der Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt. Und Ahmed eilte vor die Tür. Das macht er ein Dutzend Mal am Tag. Ahmed ist Kettenraucher.
[kraut project=“https://krautreporter.de/de/projects/94-macht-moneten-marionetten/“]„Ich habe nichts zu verbergen. Ich bin kein schlechter Kerl. Sie missverstehen mich“, sagt der Scheich. Zu viele böse Gerüchte wabern durch die olympische Welt. Zu viele Fakten von schmutzigen Wahlkämpfen vor allem in der asiatischen Sport-Diaspora sind bekannt. Und immer hat es mit dem kuwaitischen Sicherheitsminister Ahmed Al-Sabah zu tun, der auch mal OPEC-Präsident war, der dem IOC angehört, der die Weltvereinigung der nationalen Olympiakomitees (ANOC) und das asiatische Olympia-Council (OCA) führt. Ahmed ist ein Tausendsassa.
Die Liste seiner virtuellen Goldmedaillen in diesem Jahr: Anfang Mai die Entscheidung im schmutzigen Wahlkampf im asiatischen Fußballverband AFC. Scheich Ahmed, der übrigens auch mal Fußballnationaltrainer in Kuwait war, flog ein nach Kuala Lumpur und unterstützte den bahrainischen Scheich Salman. Also wurde Salman, nun ja, gewählt. Vier Wochen später in St. Petersburg: Scheich Ahmed unterstützte den Rumänen Marius Vizer bei der Wahl zum Präsidenten der Vereinigung aller Sport-Weltverbände (Sportaccord). Also wurde Judo-Weltverbandsboss Vizer, ein Freund von Wladimir Putin, auch Sportaccord-Chef. Und Ahmed nahm die Glückwünsche Dutzender Verbandspräsidenten und IOC-Mitglieder entgegen. Sein Adlatus Husein Al Musallam lobte sich selbst, dass er das, nun ja, Wahlergebnis, am Vortag exakt vorher gesagt hatte. Wenn der Scheich und seine Getreuen nicht schon so reich wären, sollten sie Lotto spielen.
[Ich beginne mal mit einem Nachtrag, notiert am Sonntag, dem 5. August, 16.41 Uhr.
Denn gerade hat die Deutsche Presse-Agentur ein Interview mit Nadja Drygalla veröffentlicht, das ich eben auf tagesspiegel.de gelesen habe. Darin äußert sie sich zum ersten Mal zu dieser Geschichte, die seit der Nacht zum vergangenen Freitag Schlagzeilen macht:
#dpa hat ein Interview mit#NadjaDrygalla geführt, die sich von der rechten Szene distanziert bit.ly/NZU0kp#London2012#tagesspiegel— Jens Weinreich (@jensweinreich) August 5, 2012
Ende des Nachtrags. Es geht weiter mit meinem Originaleintrag vom 3. August.]
* * *
LONDON. Moin, moin. Schon wieder im Deutschen Haus. Zum dritten Mal binnen 24 Stunden. Soll keine Gewohnheit werden. Schreibe gerade die Reaktionen auf die Heimreise der Ruderin Nadja Drygalla auf. Auslöser war diese Geschichte von vorgestern:
Erstaunlich, dass in einigen Medien aus Nadja Drygalla, einer Ruderin aus dem Achter, die kaum jemand kannte, plötzlich ein „Ruder-Star“ wird.
[Dank an @JSachse, der das Fechtvideo beim Guardian entdeckt hat.] LONDON. Moin, moin, bin noch unterwegs und habe in einem…
LONDON. Es war zuletzt weltweit ja viel über das ISL-Korruptionssystem zu lesen. Die Sache ist noch nicht geklärt, denn die Empfänger eines Großteils der (mindestens) 142 Millionen Franken Schmiergeld bleiben ja unbekannt. Mann sucht sie noch, sie verbergen sich hinter ominösen Stiftungen, werden von Dienstboten in Anwaltskanzleien geschützt, die teilweise selbst Barabhebungen getätigt und Geldkoffer über Grenzen getragen habe. Die Empfänger sitzen in der FIFA, im IOC und in etlichen anderen Weltverbänden, mit denen die ISL Geschäfte gemacht hat.
Nach den Olympischen Spielen werden wir erstmals die komplette, bisher unveröffentlichte Liste der ISL-Schmiergelder zur Verfügung stellen und schauen, ob die Weisheit der Massen (Crowdsourcing) das, was Staatsanwälte und Journalisten zusammengetragen haben, ergänzen kann. Einige Namen finden sich ja doch auf der Liste, und einer, Ahmed Muttaleb, langjähriger Generalsekretär des asiatischen Olympia-Councils OCA und einst wichtigster Mann (keine Ahnung, ob er ihm noch immer dient) des kuwaitischen OCA-Präsidenten, IOC-Exekutivmitglieds und gewesenen OPEC-Präsidenten Scheich Ahmed Al-Sabah, hat gemäß Anklageschrift zum ISL-Prozess mehr als 5,1 Millionen CHF kassiert.
Die Zahlungen sind in der Anklageschrift einzeln dokumentiert, zusammenfassend heißt es:
LONDON. Moin, moin. Es muss schnell gehen. Mein Programm: jetzt gleich (oder auch nicht) DOSB-Termin im Museum of London Docklands, danach Pressekonferenz der WADA im MPC – und irgendwie wollte ich zwischendurch oder danach noch bei der IOC-Session, aber wenigstens im IOC-Hotel vorbei schauen, wo ich gestern bis spätnachts herumlungerte und bahnbrechende Erkenntnisse mitbrachte. Was mich neben einigen Gerüchten und Infos zur Nachfolgefrage von IOC-Boss Rogge am meisten überzeugt hat, waren, tatsächlich, die Toiletten auf der Arbeitsetage des IOC im Hilton Park Lane. Die nämlich sind mit Duschen ausgestattet. Da lässt sich arbeiten.
Nicht, dass sich noch eine Fortsetzungsgeschichte ergibt. Das käme dann doch etwas überraschend.
(Btw: Man stelle sich vor, ich hätte die Reihe der „vielfältigen Lebenssachverhalte“ schon Ende des vergangenen Jahrhunderts begonnen, als einige Fragen zu Daimler, Lufthansa, Holzmann, Expo etc. pp. zu klären waren, nachzulesen u.a. hier. — Doch egal, es zählt die Gegenwart.)
Nun denn: Christopher Keil ist in der Süddeutschen Zeitung auf einen weiteren „vielfältigen Lebenssachverhalt“ des UDIOCM aufmerksam geworden:
Gleichzeitig ist das UDIOCM ja in die IOC-Truppe eingebunden, die in Europa wenn’s geht eine Milliarde, aber doch wenigstens 800 Millionen, aus olympischen TV-Verträgen erlösen will.
Oops, fast wäre mir das hier entgangen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass der DOSB seine „Erklärung zu Ehrenamt…
Achtung, es wird kompliziert. Unmittelbar vor dem Auftakt des Prozesses gegen den früheren Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer und dessen dubiosen Geschäftspartner Wilhelm Schelsky gibt es auch Neues vom UDIOCM. „Siemens-Affäre: IOC-Vize Bach und CDU-Abgeordneter Adam in Erklärungsnot“, titelt Spiegel Online. Im Beitrag heißt es, das UDIOCM (unpolitischstes deutsches IOC-Mitglied) betreffend:
Auch IOC-Vizepräsident Bach, der auf Schelskys Vermittlung einen mit 400.000 Mark dotierten Beratervertrag mit Siemens hatte, gerät in Erklärungsnot. Der Wirtschaftsanwalt hatte gegenüber dem SPIEGEL behauptet, er habe stets strikt zwischen seinen „geschäftlichen Tätigkeiten“ und seinen „ehrenamtlichen Funktionen im Sport“ getrennt.
Eine E-Mail vom 31. Januar 2005, die Bach an den Siemens-Vorstand Rudi Lamprecht schickte, liest sich dagegen anders. Damals bemühte sich Siemens darum, Kuwait als Großinvestor zu gewinnen, und Bach meldete, sein „Freund und Kollege, Energieminister Scheich Ahmed al-Sabah“, sei derzeit für eine vertrauliche Anfrage zum Stand der Verhandlungen schwer erreichbar. […]
Natürlich werden die IOC-Mitglieder ihrem Großen Vorsitzenden am Mittwoch wieder huldigen. Auf der virtuellen 137. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) werden sie Lobeshymnen singen auf Thomas Bach (FDP/UDIOCP), 67, den sie für eine zweite vierjährige Amtszeit bestätigen – ohne Gegenkandidaten. Wer sich einen Eindruck verschaffen will von den Usancen im IOC, kann sich auf YouTube die 136. Session vom Juli 2020 anschauen, als Bach, IOC-Präsident seit 2013, seinem Wahlvolk mitgeteilt hatte, dass er weiter zur Verfügung steht.
Hier gibt es nochmal die Kurzfassungen und Einordnungen dazu:
Es sollte alles so spontan wirken, und war doch inszeniert, wie immer bei Bach. Ein Drittel der IOC-Mitglieder setzte zum spontanen Jubel an, viele lasen die Hymnen von Zetteln oder Bildschirmen ab. „Führer“ war das am meisten benutzte Wort. Gepriesen wurden Bachs „Weisheit“, seine „Visionen“, seine „fantastischen“ Reden und Qualitäten, seine „Integrität, Transparenz und Menschlichkeit“. Er sei der einzige „Kapitän“, der das IOC durch schwere Wasser führen könne.
Helmut Digel galt einst als ein Vordenker des deutschen Sports. Als Ruheständler blickt er gewissermaßen auf die Trümmer seiner Funktionärslaufbahn: Den Makel der langjährigen engen Zusammenarbeit mit dem kriminellen Diack-Clan wird er nicht los. Das schmerzt. In wirren Elaboraten, die seine Universität Wissenschaft nennt, wettert Digel gegen Sportler, Politiker, Funktionäre, Journalisten – und fordert „Solidarität mit IOC-Präsident Dr. Thomas Bach“.
Faktentreue muss sich der Freizeitturner dabei nicht nachsagen lassen. Aus Anlass des Prozesses gegen Lamine Diack et al. in Paris: Eine Textkritik – ein aktualisierter Beitrag aus dem Magazin SPORT & POLITICS.