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Das Olympische Bildungsmagazin

Was vom Tage übrig bleibt (23): Bestechung im Handball? Ach Quatsch!

Kommando zurück. Handball ist ein total sauberer Sport. Bestechung? I wo. Manipulation? Ach Quatsch. Von wegen Aufregung über – so die einhellige Meinung in den Medien – den vielleicht größten Skandal im deutschen Handball? Die Webmaster der offiziellen Seiten des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und der Handball-Bundesliga e.V. haben sich gar nicht erst verwirren lassen von den Geschichten über angebliche Dauer-Manipulationen des THW Kiel. Sie schweigen einfach, es gibt nicht einmal so etwas wie eine entlastende Pressemitteilung. Spitzenmeldung der einen ist:

DHB-News: "Neue Gesichter im Aufgebot für Lehrgang und Länderspiel"

Spitzenmeldung der anderen ist:

Top News THW Kiel: Heißes Duell gegen Gummersbach

Ein Sturm im Wasserglas also? Die Herren Funktionäre haben sich selbst kontrolliert nach dem Motto: Weißt Du was? Nö. Okay, dann machen wir gar nicht erst eine Akte auf.

Eine Staatsanwaltschaft fühlte sich, wie fast immer, für derlei sportive Korruptionsgerüchte ja nicht zuständig. Bevor wir also zurückschalten zum Sport, empfiehlt sich die Zeitungslektüre. Die für mich interessantesten Artikel zum Thema:

Und wer erklärt mir endlich, was wirklich zwischen Schwenker und Serdarusic vorgefallen ist?

Nachtrag, 11.41 Uhr: dpa liefert die Stimmen aus verschiedenen Medien.

Der dänische Handball-Star Joachim Boldsen hat ausweichend auf die Bestechungsvorwürfe gegen den deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel reagiert, von denen er direkt betroffen war.

„Dieses Spiel ist lange her, daran kann ich nicht das Geringste mehr ändern, und deshalb halte ich mich raus“, sagte Boldsen in der Zeitung Ekstra Bladet.

Der Däne hatte 2007 beim Champions-League-Finale seines damaligen Vereins SG Flensburg-Handewitt in der 19. Minute die Rote Karte gesehen. „Das war eine total lächerliche Entscheidung. Vielleicht war das Foul für zwei Minuten gut, aber nie und nimmer für Rot in einem Champions-League-Finale“ (…)

Herr Baum, es ist der Verdacht geäußert worden, Sie und Ihr Kollege Goralczyk hätten das Champions League-Finale 2007 manipuliert. Haben Sie Geld angenommen?

Nein, um Gottes Willen. Das alles ist ein großer Schock für mich. Seitdem ich von dem Vorwurf weiß, bin ich psychisch angeschlagen. (…)

Hat die Europäische Handball-Föderation Sie schon befragt?

Nein. Keiner bei der EHF hat mich kontaktiert. (…)

Der damalige IHF-Geschäftsführer Birkefeld hat Ihnen 2007 vorgeworfen, das olympische Frauenfinale zwischen Dänemark und Südkorea beeinflusst zu haben. Haben Sie jemals ein Spiel manipuliert?

Nein, das haben wir nie. Wir sind seit etlichen Jahren jetzt Schiedsrichter auf internationaler Ebene, wir hatten eine große Karriere. Wir waren bei zwei Olympischen Spielen, und bei der letzten WM in Kroatien haben wir das Spiel um Platz Fünf geleitet, als Deutschland gegen Ungarn gewann. Damals kamen viele Deutsche auf uns zu und haben uns beglückwünscht. Natürlich sind auch wir keine Maschinen, auch wir haben Fehler gemacht. Aber wir haben nie beabsichtigt, eine Mannschaft zu benachteiligen.

39 Gedanken zu „Was vom Tage übrig bleibt (23): Bestechung im Handball? Ach Quatsch!“

  1. Was ist denn das für eine intransparente Scheiße von der HBL? Kein Wort zu gar nichts?
    Wir haben uns drauf geeinigt dass es keine Manipulation gibt.Punkt, aus, Ende, kein Kommentar.
    Das ist einem ja schon fast peinlich Handballer zu sein…

  2. Pingback: Michael Schmidt

  3. Wer Transparenz sucht, muss woanders hingehen. Zum Beispiel nach Hoffenheim, wo der Name Hopp ja auch für Transparenz steht. Zum Beispiel dem offenen Umgang mit der Dopingkontroll-Geschichte.

    Die Darstellung Hoffenheims ist schonungslos und aufklärerisch.

  4. Ey dogfood, immerhin haben die zum Dortmundspiel ein Foto von Ibertsberger in der News! ;D

    Das auf der HBL-Seite nichts stand, ist mir auch gestern aufgefallen. Da habe ich mich aber nicht groß gewundert, weil so was kennt man doch…

  5. Muss man immer gleich auf jedes Gerücht eingehen? Warten wir doch erstmal ab, ob was dran ist. Unschuldsvermutung.

  6. die HBL ist sicher nicht unschuldig

    Und das sagt Dir wer?
    Selbst wenn wir eine Unschuldsvermutung annehmen und selbst wenn an den Gerüchten nichts dran sein sollte, der mediale Schaden ist angerichtet. Und die HBL tut viel zu wenig nichts, um diesen Schaden zu minimieren. Eine Erklärung vor laufenden Mikrofonen am Montag-Abend. *gähn* Sonst gar nichts. Außendarstellung sieht anders aus.

  7. „Und wer erklärt mir endlich, was wirklich zwischen Schwenker und Serdarusic vorgefallen ist?“

    Was soll denn vorgefallen sein? Vielleicht gar nichts (in diesem Fall). Für die angeblichen (Selbst-)Anzeigen gibt es wohl keine Beweise. Es gab und gibt bisher nur ein Schreiben eines Liga-Konkurrenten an Schwenker.

    Warum schreibt Mathies, HBL-Aufsichtsrat, zwei Briefe an den THW Kiel, wenn er nichts weiter als Hörensagen kennt? Warum schreibt er dem THW als Beiratsvorsitzende der Rhein-Neckar Löwen und nicht als Vertreter der HBL? Wann schickte er welche Briefe ab? Wie kamen sie am Sonntag abend an die Öffentlichkeit?

    Warum soll sich eigentlich die deutsche Handball-Liga um diese angeblichen Korruptionsfälle kümmern, wenn es dabei um internationale Spiele geht? Welche Handhabe hätte denn – wenn hier bestochen worden wäre – nationale Institutionen?

    Um das klar zu stellen: Im internationalen Handball lief manches nicht korrekt ab (dazu gibt es einige vergangene Beispiel). Aber in diesem Fall sieht es nicht danach aus – wenn nicht noch Anzeigen auftauchen und handfeste Beweise auf den Tisch gelegt werden.

  8. Hallo Herr Weinreich,

    kann es sein, daß Ihr Feed-Burner ein bißchen verrückt spielt? Hatte heute morgen 547 Feeds von Ihrem Blog in meinem Reader, wohl so ungefähr sämtliche Beiträge, die sich hier befinden (?).

    Oder bin ich der Einzige, der dieses Problem hat, und bei meinem Reader stimmt was nicht? Nur was?

    Fragen über Fragen.

    Und bitte dieses Problem nicht so angehen wie die Handball-Funktionäre die Kiel-Geschichte … ;-)

  9. @ Jan: Ich wollte gestern an Feedburner schrauben. Was ich aber nicht wollte, ist fast automatisch geschehen. Feedburner sagte mir, er müsse jetzt unbedingt die Feeds auf mein Google-Konto übernehmen. Möglicherweise hat das damit zu tun. Keine Ahnung. Hier sind so rund 275 Beiträge drauf. Jedenfalls, wie die Handballfunktionäre will ich das Problem nicht angehen. Ich gebe mir also Mühe UND hole mir externe Hilfe. Aber erst muss ich am Donnerstag nach Frankfurt zum Landgericht.

    @ hans hansen: Ich habe ja nur gefragt. Aber gut, dass Sie alles wissen. Würden Sie uns am Wissen teilhaben lassen, gern auch mit Verlinkungen, damit wir es überprüfen können. Danke. Aber doch bitte nicht das Märchen erzählen, es gehe nur im internationalen Handball unfair zur Sache, im nationalen Bereich aber sei alles so sauber. Die Finanzen und überhaupt.

    @ Karsten: Sie monieren nur, dass die HBL nicht genug mache, um den Schaden zu minimieren. Sind Sie denn mit der Aufklärungsarbeit zufrieden?

    @ dogfood: Das war ja mal ganz sauber ironisch. Weiter so!

  10. Hallo Herr Weinreich,

    man muß natürlich Prioriäten setzen – und so eine Verhandlung ist natürlich nichts gegen das Feed-Problem … äh, natürlich umgekehrt ;-)

    Wie wär’s mit einem Live-Blog oder Twitter-Meldungen von der Verhandlung? (Nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag …)

    Seien Sie gewiß, viele sind in Gedanken bei Ihnen und drücken die Daumen.

  11. Frauen, Weihnachtsfeier. Vielleicht will ich’s gar nicht so genau wissen. Jedenfalls geht es mir nicht um eventuelle Bettgeschichten. Was ich meine: Ich finde, der Konflikt der beiden erfolgreichsten deutschen Handballmacher, wie er entstand, wie er sich ausweitet, der gehört journalistisch überzeugend aufbereitet. Und dazu gehört für mich doch etwas mehr als nur das Antönen möglicherweise schlüpfriger Geschichten, das wir an dieser Stelle gern auch einstellen können.

  12. Für mich stellen sich noch so einige Fragen:

    Herr Bohmann erklärt frei ins Mikro des NDR (heute morgen im ARD-Morgenmagazin), dass es konkrete und massive Vorwürfe sind. Diese werden aber dann in keinster Weise konkret erörtert. Es geht um EC-Spiele seit dem Jahr 2000. Das muss doch mal konkret hinterfragt werden, um welche Partien es hier geht. Auch hier mal eine schöne Frage, die sich der NDR als Berichterstatter des Handballmagazins Liga 1 stellen sollte.

    Interessant in diesem Zusammenhang auch, dass Herr Matheis als der Bösewicht in dieser Angelegenheit dargestellt wird. Klar ist er der Bösewicht, da er und die Löwen partout nicht ins Mauscheltheather, dass sonst in der HBL üblich zu sein scheint, einsteigen wollte. Anstatt zu hinterfragen, wie die Information an die Öffentlichkeit gelangt ist, wird derjenige von den Medien verurteilt, der um Aufklärung in der Angelegenheit gebeten hat. Gut, die Löwen gehören ja auch nicht zum Sendegebiet des NDR.

    Ich glaube nicht, dass Herr Matheis die Öffentlichkeit informiert hat, denn sonst hätten man den Brief an Herrn Schwenker (der zur Kenntnisnahme wohl an einige HBL-Vertreter ging) wohl nicht formulieren müssen. Da hätte man direkt die Presse informieren können.

    Für die EHF scheint der Fall Kiel nicht zu existieren. Wie gut, dass sich just nach diesem Wochenende Ademar Leon an die EHF gewandt hat, um Beschwerde gegen die Schiedsrichterleistung im Heimspiel gegen Veszprem einzulegen. So berichtet jedenfalls die spanische Marca.

  13. Interessant ist aber auch, dass Schwenker gestern im laufe des Tages noch sagte, ihm seien die Vorwürfe im Detail nicht bekannt. Wie kann das zusammenpassen, wenn einzig dieser Brief von Matheis an Schwenker als Grundlage der ganzen Vermutungen/Vorwürfe dient?

  14. Und dazu gehört für mich doch etwas mehr als nur das Antönen möglicherweise schlüpfriger Geschichten, das wir an dieser Stelle gern auch einstellen können.

    So privat ist es dann wohl auch wieder nicht.
    Mirjana Serdarusic war wohl recht eng mit Schwenkers Frau befreundet, und als aus dieser Schwenkers Ex-Frau wurde standen die Serdarusics eher nicht auf der Seite ihres Arbeitgebers.
    Bericht von damals z.B. hier

  15. Tobi, aber auch das ist nur halbgares. Ich will endlich Butter bei die Sprotten oder so. Allemal wirds jetzt richtig lustig: Der THW „rasselt Säbel“ und droht den Rufschädigern mit rechtlichen Schritten.
    Grundsätzlich muss man sich über die katastrophale Aufarbeitung vor allem in der HBL nicht wundern: Selbst wenn an der Sache etwas dran sein sollte, wird nicht sein, was nicht sein darf. Dann nämlich wäre nicht nur ein Verein erledigt, sondern der ganze Handball-Sport.

  16. Es gibt augenblicklich nichts, was darauf hinweisen würde, dass der THW das Finalspiel manipuliert hätte, außer einen wagen Verdacht, von dem man nicht weiß, woher er eigentlich so richtig stammt. Die rote Karte gegen Boldsen als Beispiel heranzuziehen, ist Blödsinn – meiner Meinung nach kann man die durchaus geben. Wäre sie in der 50. statt der 19. Minute gegeben worden, hätte sich wohl auch niemand beschwert, auch so hielten sich die kritischen Stimmen damals ja in Grenzen. Mal abgesehen davon, dass mittlerweile doch einige der postulierten „Fakten“ zurückgenommen werden mussten (Selbstanzeige, Anzeige durch „Geldboten“, der Zusatz „seit 2000“ etc.), entbehrt es nicht einer gewisse Komik, dass ausgerechnet Jesper Nielsen laut herumposaunt, der THW habe bestochen. Sein Angebot, bei einem Karabatic-Transfer als Trikotsponsor der Kieler zu fungieren, ist ja nun nicht so besonders alt und wurde bislang auch nicht offiziell zurückgezogen oder abgelehnt.
    Aber Handball und Bestechung klingt ja im Zweifelsfall immer gut, gell?

  17. @ Tobi:“Selbst wenn an der Sache etwas dran sein sollte, wird nicht sein, was nicht sein darf. Dann nämlich wäre nicht nur ein Verein erledigt, sondern der ganze Handball-Sport.“
    Ich fürchte, diese Bemerkung drückt genau die Blockade für jegliche Transparenz im Sport“geschäft“ aus. Keinesfalls der Handball-,Fußball-, Ski-,…. sport wäre erledigt, sondern der KORRUPTE,GEDOPTE… Sport. Und dagegen hätte ich überhaupt nichts.

  18. Wunderte mich schon, Indykiste, der/die arme Tobi! Aber ich befürchte, dass genau das der Gedankengang in der HBL ist- respektive des Sports im allgemeinen. Frei nach Brecht: Erst kommt die Quote und dann die Moral

  19. Pingback: Der Fuchs im Hühnerstall oder: Ehrenmänner, Ehrenworte, Ehrensachen : jens weinreich

  20. @Jens Weinreich: Schadensminimierung kann nur mit „brutalstmöglicher Aufklärung“ beginnen. Allerdings nicht im Sinne von Herrn Matheis, wie Sie in Ihrem Blog bereits anmerkten. Die angeblichen Quellen müssten schleunigst publik gemacht bzw. verifiziert werden, auch wenn Quellen oftmals gegen eine Publikmachung allergisch zu sein scheinen. Danach kann man eventuell einschätzen, ob etwas an den Gerüchten dran ist.

    Aber genau das ist doch auch der Kern des Problems: Solange die Gerüchte als solche existieren und weder ein Fundament bekommen (was sie zu Tatsachen machen würde) noch aus der Welt geräumt werden (was sie als Lügen entlarven würde), lässt sich vortrefflich darüber spekulieren. Was natürlich weitere Gerüchte zur Folge hat. Ein Teufelskreis, quasi.

    Sofern die HBL dem nicht einen Riegel vorschiebt, wozu sie entweder nicht in der Lage oder nicht Willens ist (ich vermute ersteres… in dubio pro reo – was jedoch auch kein besonders gutes Licht wirft auf die Fähigkeiten der betreffenden Ehrenmänner), wird dieser Teufelskreis fröhlich weiter kreiseln.

  21. Karsten, ich kann jeden Satz unterstreichen. Etwas mehr Aktivität, um einmal auf das T-Wort zu verzichten, das im Sport tendenziell allergische Reaktionen auslöst, wäre schon gut.

    Ich wundere mich seit vielen Jahren – kopfschüttelnd, belustigt -, warum die Ehrenmänner im Sport so handeln, wie sie handeln. Ich denke, es liegt eine gewisse Logik darin, dass sie nicht proaktiv/proaktiver tätig werden können. Dann dürfen sie sich allerdings auch nicht über die bösen, ewig spekulierenden Medien beklagen.

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