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Das Olympische Bildungsmagazin

live aus PyeongChang (12): „Western media are planning pseudo-investigations“

ALPENSIA. Cyber attack. Mit 36 Stunden Verspätung vom IOC bestätigt. Sollte wohl gleich mal Witali Smirnow fragen, ob er mehr weiß. Vielleicht kann der alte KGB-Fahrensmann, Sowjet-Sportfürst, Doping-Ethiker und IOC-Ehrenmitglied, seine Kreml-Kontakte anzapfen. Smirnow steht gerade neben mir hier in der Lobby des Intercontinental. Weiß gar nicht, ob ich gleich abgeführt werde und mir die Akkreditierung entzogen wird, wenn ich so was inmitten vieler olympischer Würdenträger schreibe. John Coates, Uğur Erdener, sie alle wuseln gerade in der zugigen, kalten Lobby.

Schreiben darf man vielleicht noch, wenn auch sonst vieles verboten und unerwünscht und untersagt ist, damit die Herrschaften „ihre Privatsphäre genießen“ dürfen, wie es heißt. Aber derlei Regeln gelten natürlich nicht für alle Medienschaffende. Nur für ganz wenige.

Anyway. Cyber attack ist ein Thema. Russland, Nordkorea, die üblichen Verdächtigen?

Bei der täglichen Pressekonferenz von POCOG und IOC war ich nicht, Reuters berichtet davon ausgehend u.a.:

Pyeongchang Winter Olympics organizers confirmed on Sunday that the Games had fallen victim to a cyber attack during Friday’s opening ceremony, but they refused to reveal the source.

The Games’ systems, including the internet and television services, were affected by the hack two days ago but organizers said it had not compromised any critical part of their operations.

“Maintaining secure operations is our purpose,” said International Olympic Committee (IOC) spokesman Mark Adams.

“We are not going to comment on the issue. It is one we are dealing with. We are making sure our systems are secure and they are secure.”

Asked if organizers knew who was behind the attack, Adams said: “I certainly don’t know. But best international practice says that you don’t talk about an attack.” (…)

“All issues were resolved and recovered yesterday morning,” Pyeongchang organizing committee spokesman Sung Baik-you told reporters.

“We know the cause of the problem but that kind of issues occurs frequently during the Games. We decided with the IOC we are not going to reveal the source (of the attack),” he told reporters.

Russia, which has been banned from the Games for doping, said days before the opening ceremony that any allegations linking Russian hackers to attacks on the infrastructure connected to the Pyeongchang Olympic Games were unfounded.

“We know that Western media are planning pseudo-investigations on the theme of ‘Russian fingerprints’ in hacking attacks on information resources related to the hosting of the Winter Olympic Games in the Republic of Korea,” Russia’s foreign ministry said.

“Of course, no evidence will be presented to the world.”

Cyber security researchers said in January they had found early indications that Russia-based hackers may be planning attacks against anti-doping and Olympic organizations in retaliation for Russia’s exclusion from the Pyeongchang Games.

Love it:

We know that Western media are planning pseudo-investigations on the theme of ‘Russian fingerprints’ in hacking attacks on information resources related to the hosting of the Winter Olympic Games in the Republic of Korea.

13.49 Uhr: Oh, nicht nur Cyberattacken, auch Erdbeben.

Im olympischen Infosystem suche ich bislang vergeblich nach Quotes von heute Morgen. Immerhin ist die komplette PK als Video eingestellt. Aufbreitet wurden die Inhalte aber nicht. Sonderlich ergiebig ist das System ohnehin nicht, wenn man sich für alles interessiert, was nicht in den Sportstadion abläuft:

* * *
Auch diesmal gibt es für die meisten Beiträge eine olympische Bezahlschranke.

Nebenan im Shop finden Sie einige Optionen – ob Olympiapass oder Jahresabo -, wie Sie die Winterspiele hier gemeinsam mit mir verbringen und unabhängigen Recherchejournalismus finanzieren können, der vom IOC und anderen Sportorganisationen unter Druck gesetzt wird..

Dieses Magazinprojekt, in das ich Monate investiert habe, wird in PyeongChang durchgezogen:

Ich wünsche Ihnen und Euch viel Vergnügen in diesem Theater in den nächsten Wochen (und darüber hinaus) und hoffentlich viele erhellende Momente.

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* * *
14.12 Uhr: Ein Leibhaftiger hetzt vorbei. Ein leibhaftiger König. Hat er denn nichts in der Eisschnelllauf-Arena zu tun, gibt es gerade keine Medaillen für die Niederlande zu feiern? Ich schreibe gern über Willem Alexander, der seine IOC-Karriere vor genau 20 Jahren in Nagano begann und sich zum Ehrenmitglied machen ließ, nachdem er den Thron übernommen hatte. Wenn ich seinen vollen Namen ein paar mal erwähne, kann ich hier Tiefe suggerieren und schaffe unfassbar viele Anschläge in wenigen Sekunden:

Seine Majestät König Willem-Alexander, König der Niederlande, Prinz von Oranien-Nassau, Jonkheer van Amsberg, Graf von Katzenelnbogen, Graf von Vianden, Graf von Diez, Graf von Spiegelberg, Graf von Buren, Graf von Leerdam, Graf von Culemborg, Marquis von Veere und Vlissingen, Baron von Breda, Baron von Diest, Baron von Beilstein, Baron der Stadt Grave und des Cuyker Landes, Baron von IJsselstein, Baron von Cranendonk, Baron von Eindhoven, Baron von Liesveld, Baron von Herstal, Baron von Warneton, Erb- und Freiherr von Ameland, Herr von Borculo, Herr von Bredevoort, Herr von Lichtenvoorde, Herr von ’t Loo, Herr von Geertruidenberg, Herr von Klundert, Herr von Zevenbergen, Herr von Hoge und Lage Zwaluwe, Herr von Naaldwijk, Herr von Polanen, Herr von St. Maartensdijk, Herr von Soest, Baarn und Ter Eem, Herr von Willemstad, Herr von Steenbergen, Herr von Montfort, Herr von St. Vith, Herr von Bütgenbach, Herr von Dasburg, Erbburggraf von Antwerpen. 

15.17 Uhr: Gestern hat mir jemand aus der IOC-Medienabteilung noch weiß machen wollen, Interviews im Olympic Family Hotel, richtige Interviews mit Fotos und Tonaufzeichnungen, seien NUR in Begleitung von IOCV-Medienmenschen möglich (bei Strafe des Untergangs).

Habe ich sowieso nicht geglaubt, weil ich hier eigentlich täglich etwas anderes beobachte. Gerade zum Beispiel sitzt der Gazprom-Altbundeskanzler mit seiner neuen Liebe So-Yeon Kim entspannt im Sessel, lacht und plaudert mit dpa. Das Interview geht bestimmt gleich über den Sender.

Bin leider doch eingeschüchtert und will die dämliche Akkreditierung nicht los werden, verzichte also auf ein Fotodokument. Vielleicht werde ich den Schröder einfach mal fragen.

Womöglich debattiert er ja die Zukunft der SPD. Das könnte dauern.

19.29 Uhr: Siegerehrung Andreas Wellinger – am Bildschirm hier im Pressezentrum. Skispringen ist nicht Rodeln, und deshalb ist ein Olympiasieg etwas Besonderes. Beeindruckt mich. Habe früher sehr gern von der Vierschanzentournee berichtet, ich glaube fünf Jahre lang. Hatte das Glück, Hannawalds vier Siege 2001/2002 zu erleben, dann auch das Mannschaftsgold in Salt Lake City, diese knappste Entscheidung aller Zeiten: Deutschland 974,1 Punkte – Finnland 974,0 Punkte. Umgerechnet 55 Millimeter.

Habe auch Jens Weißflog in Lillehammer siegen sehen, legendär. Und nicht zuletzt, mal was äußerst Privates, heißt mein wunderbarer Sohn Janne. Nach Janne Ahonen, dem unvergleichlichen Schweiger.

19.36 Uhr: Oops, gleich noch eine Siegerehrung – Laura Dahlmeier. Wie groß ist sie eigentlich, das Größte an ihr scheinen die Handschuhe zu sein. 162 cm.

21.18 Uhr: Und die nächste Goldmedaille. Arnd Peifer wird das wohl nicht mehr zu nehmen sein. Folgt noch Felix Loch im Eiskanal, wenn ich das richtig sehe. Der DOSB scheint sich für Sotschi zu rehabilitieren. Diesmal also vor den Niederlanden.

22.34 Uhr: Huch! Bin ganz erschrocken, als ich mal in die Rodel-Resultate geklickt habe. Loch hat’s vermasselt. Beim Googeln finde ich Überschriften wie: „Loch kann sich nur noch selbst schlagen“. Das ist dann wohl gerade geschehen.

Ganz klar, ein Fall für einen Fachmann. Für den Olympischen Geist:

01.40 Uhr: Es reicht mir jetzt. Ab ins Bett. Habe für morgen zwei akzeptable Geschichten. Und das hier, absehbar, dennoch immer wieder unfassbar und abstoßend, diese Mechanismen:

35 Gedanken zu „live aus PyeongChang (12): „Western media are planning pseudo-investigations““

  1. MetaloplastikaCvetković

    Herr von Borculo ist ein geiler Titel. Er erinnert mich an Graf Orlok ^^.
    Jetzt kann ich mal bei meiner Mutter braggin, wenn ich auf Heimatbesuch bin und gerade irgendetwas von Monarchien im TV kommt – sehr schön.
    Wäre das auch beim Albert möglich ?

  2. Dafür gibt es doch Wikipedia. Hoffe mal, dass die dort korrekt copy&paste gemacht haben.

    Albert II. Grimaldi, par la Grâce de Dieu Prince de Monaco, Duc de Valentinois, Marquis des Baux, Comte de Carladès, Baron du Buis, Seigneur de Saint-Rémy, Sire de Matignon, Comte de Torigni, Baron de Saint-Lô, de la Luthumière et de Hambye, Duc d’Estouteville, de Mazarin et de Mayenne, Prince de Château-Porcien, Comte de Ferrette, de Belfort, de Thann et de Rosemont, Baron d’Altkirch, Seigneur d’Isenheim, Marquis de Chilly, Comte de Longjumeau, Baron de Massy, Marquis de Guiscard.

  3. „Vielleicht werde ich den Schröder einfach mal fragen.“

    Die Kammer des Schreckens wäre ohne unvollständig.

    Wenn Du schon dabei bist – kannst Du ihn bitten, sich für das Foto eine Zucchini oder so auf die Stirn zu legen? Nur um pro Veranstaltung bei einem gestalterischen Thema zu bleiben.

  4. Dr. Thomas Bach muss erleichtert sein, dass Mike Pence – der nutzloseste Vizepräsident der US-Geschichte und Vorsitzende der Evangelical Wife Beater Coaltion abgereist ist.

    Damit dürfte in den olympischen Disziplinen Rückgratlosigkeit und Konterproduktivität der Weg zur Titelverteidigung frei sein.

    “Pence stood only for the U.S. team, despite other people in the box standing and applauding when athletes from the two Koreas walked in together,” a White House official told the Associated Press.

  5. Mal noch eine semi-juristische Fachfrage: Wenn im Russkij Dom neutral-russischen Sportpalast während der Siegerehrung für einen neutral-russischen Athleten die russische Hymne gespielt wird — ist das streng genommen nicht eigentlich ein Verstoß gegen den Wohlverhaltenskodex, dessen Einhaltung ja die Voraussetzung für die Aufhebung des Banns zur Schlussfeier sein soll? Ich zitiere nochmal ganz frech aus der IOC-Entscheidung:

    The IOC may partially or fully lift the suspension of the ROC from the commencement of the Closing Ceremony of the Olympic Winter Games PyeongChang 2018 provided these decisions are fully respected and implemented by the ROC and by the invited athletes and officials.

    Oder gilt der DJ an der Musikanlage als Privatperson? Aber zum Glück muss man sich mit solchen Spitzfindigkeiten ja nicht weiter beschäftigen — das IOC hat ja schon verlauten lassen, dass es bei der Anwendung „some flexibility“ walten lassen möchte…

  6. Jeder Goldmedaillengewinner darf sich vom DJ doch einen Song seiner Wahl wünschen. Das war schon immer so. Er könnte aber auch die Internationale wählen, einst die sowjetische Nationalhymne. ;)

  7. Der verantwortliche Praktikant für den ARD-Video-Text hätte auch mal gebrieft werden müssen. Nicht, dass die ÖR für die Olympiaübertragung noch gesperrt werden müssen. ;)

  8. @Herbert
    Nur: selbst mit dem Argument „Wunschkonzert der Champions“ wären die neutralen Russen formaljuristisch ja gar nicht aus dem Schneider — der IOC-Text bezieht sich ja ausdrücklich auch auf die Athleten. ;-)

  9. Ich möchte hiermit übrigens noch nachträglich die gemeinsame deutsch-österreichische Fußballmannschaft von 1938 für den Friedensnobelpreis vorschlagen.

  10. Ich möchte hiermit übrigens noch nachträglich die gemeinsame deutsch-österreichische Fußballmannschaft von 1938 für den Friedensnobelpreis vorschlagen.

    Ich bin mir aus einem gestalterischen Gesichtspunkt nicht ganz sicher, wie man dies sinnvoll hingepinselt bekommt. Trotzdem möchte ich vorschlagen, diesen Satz irgendwie neben „Don’t mix!“ im Header unterzubringen.

    *überlegt, ihn einfach schamlos für seinen eigenen täglichen Textbaustein zu klauen*

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  12. @sternburg
    Quasi… Im Übrigen bin ich der Meinung, dass…

    Nun, damit wäre ja zumindest für den Platzhaltertext in diesem Kommentarfeld nur eine sehr subtile Anpassung erforderlich. Mit meinem Latein wäre ich da aber am Ende… ;-)

  13. (Die großdeutsche Lösung wäre natürlich ein kleines Plugin, dass diese oder irgendeine andere Forderung einfach automatisch an jeden Kommentar dranhängt… aber das wäre schon sehr… 2004)

  14. cf, dieses neunmalkluge Getue zeichnet Dich ja aus und ich liebe das (eigentlich). Aber könntest Du Dich nicht lieber aufs Praktische konzentrieren und, zum Beispiel, endlich mal einen Winter-Header basteln. Bach und Putin und Rio bitte ins Archiv.

  15. @JW Na endlich sagst du mal was! Aber können Bach und Putin nicht bleiben? Oder gilt die Russland-Sperre auch für deinen Header? Und dazu den Friedennobelpreisoscar, oder so?

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  17. @sternburg
    Passive Aggressivität? Ich weiß gar nicht, was das sein soll! Aber vielleicht magst du es mir ja gelegentlich in ein, zwei kurzen Worten erklären? :-o

    (Und ja, manchmal muss man einfach den Mut haben, den Weg des geringsten Widerstands zu beschreiten.)

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  21. Auf meinem iPad ist übrigens immer noch der alte Header zu sehen, mit Bach, Puten und Cristo redentor. Absicht?

  22. @Johannes: Ich habe sternburgs Bemerkung …

    @cf: Schicker neuer Header. Gratulation, passive Aggressivität beherrschst Du.

    … so verstanden, dass cf einfach alles am Arsch vorbei geht und er nicht daran denkt, den Header aufzuhübschen. Ich kann auch nichts Neues erkennen, so wie Du.

  23. Pah! Das perlt doch sowas von an mir ab. Da kann eine Teflon-Pfanne noch was von mir lernen…

    Allerdings hatte ich zunächst ehrlich gesagt ernsthaft in Betracht gezogen, da wirklich was Neues zu basteln — aber nach dem gründlichen Studium von sternburgs Kommentar ist mir aufgefallen, dass sich meine Anfrage bezüglich der gewünschten Features eines neuen Headers auch als Beschreibung des Status quo lesen lässt…

    Ohne jetzt sentimental werden zu wollen. Aber das muss man sich ein bisschen so vorstellen, als wenn die Weihnachtsgans plötzlich einen Namen hat. Da mag man den Hals unter dem Kopf nicht mehr so recht umdrehen…

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