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Das Olympische Bildungsmagazin

Black Monday (I): Präsidiumssitzung des DFB #WM2006, Rücktritt von Wolfgang Niersbach

Das hier wird ein live-Blog. Derzeit tagt in Frankfurt am Main das DFB-Präsidium. Natürlich geht es um die SPIEGELEnthüllungen.

(C) DER SPIEGEL 46/2015

(C) DER SPIEGEL 46/2015

Zunächst eine nette kleine Geschichte zu Niersbachs Kumpel Michel Platini hat die NZZ veröffentlicht. Der suspendierte FIFA-Vize und UEFA-Boss (den Niersbach bis vor ein paar Wochen noch hätte antreten sollen) wollte die Einsicht in seine Konten verhindern. Dazu der Beschluss der Beschwerdekammer des Schweizer Bundesstrafgerichts: 15.15 Uhr: Wie immer gilt: bitte den ergänzenden Twitter-Stream in der rechten Spalte verfolgen. 16.31 Uhr:

17.21 Uhr: Oh.

18.29 Uhr: Einige meiner Lieblingstweets, ungeordnet.

18.35 Uhr: Und wenn ich Reinhard Rauball richtig verstehe, hat allein Freshfields die Aufarbeitung vorangetrieben. Die Sky-Leute haben begriffen und bauen Freshfields nun zum totalen Aufklärer auf. Wie albern.

19.25 Uhr: Wolf Dieter Poschmann bezeichnet im ZDF Freshfields gerade als „Agentur“. Herrje. Koch sagt, deren Erkenntnisse seien sehr weitreichend und sehr umfangreich. Man müsse sich sehr stark mit der Frage beschäftigen: Was ist rund um die Vergabe der WM 2006 passiert. Später sagt er nochmal: Was ist in den Tagen rund um die WM-Vergabe passiert?

Lustig, wer den ARD-Brennpunkt moderiert: Jürgen Emigs Ex-Chef Alois Theisen, der vor einer Woche in den Tagesthemen kommentierte, die 6,7 Millionen Euro seien jeden Cent wert und gut angelegt gewesen.

19.34 Uhr: Gegen Ende des Gesprächs mit Poschmann sagt Koch noch, dass alles heißt nicht, dass DER SPIEGEL in vollem Umfang Recht hatte. Was aber auffällt: Mehrfach betonen DFB-Leute und danach auch TV-Reporter, dass der DFB angebliche Klagen gegen den SPIEGEL fallen lasse. Ist ein Teil der Propaganda. Es gab lediglich vier Begehren/Wünsche des DFB-Anwalts Christian Schertz – die wurden vom SPIEGEL allesamt abgewiesen.

Mehr ist nicht passiert.

20.15 Uhr: Und nun: Alois Theisen.

Weiß nicht, wie man Facebook einbindet. Habe dort gerade gepostet:

Frappierend, wie rasant Journalisten heute Nachmittag/Abend mal wieder ihre Meinungen wechseln. ‪#‎DFB‬ ‪#‎Niersbach‬ ‪#‎WM2006‬ ‪#‎schwarzeKasse‬ ‪#‎FIFAcrime‬

Plötzlich klingt auch bei jenen, die drei Wochen lang gegen die SPIEGELBerichterstattung Meinung gemacht haben (von fundierter Kritik und echter Recherche kann man bei nicht vielen reden), alles ganz logisch. Nun haben sie es (fast) alle schon immer gewusst – und einige überschlagen sich sogar bei ihren Vermutungen über die größte deutsche Fußballkrise aller Zeiten (wahrscheinlich) und eine mutmaßlich gekaufte WM 2006 (sehr wahrscheinlich). Ich glaube, in der Berichterstattung über ‪#‎IAAFcrime‬ macht Hajo Seppelt gerade ähnliche Erfahrungen.

20.21 Uhr: Rainer Koch versucht im Gespräch mit Alois-mildernde-Umstände-Theisen, die Kommunikationsherrschaft zu erlangen.

20.24 Uhr: Niersbach, der offenbar mehrfach gelogen hat (s.o.), verbleibt weiter in den Vorständen von UEFA und FIFA. Das heißt alles in allem eine sechsstellige Summe pro Jahr Apanage (plus Tagessätze). Das heißt wohl auch weitere Probleme für den DFB, dann nämlich, wenn Niersbach in UEFA und FIFA aus dem Rennen genommen werden sollte.

20.54 Uhr: Wenn ich jetzt einen ehemaligen DFB-Präsidenten zitiere, wird wohl gleich wieder über dessen Rolle bei der Aufklärung des DFB-WM-Betruges und möglichen Stimmenkaufs orakelt. Ich mach’s dennoch. Theo Zwanziger hat vielleicht ein bisschen zu viel erzählt in den vergangenen Tagen, aber nicht heute. Sein Quote zu Niersbachs Rücktritt hat was:

Das ist eine Sache, die den DFB und Wolfgang Niersbach betreffen, das habe ich nicht zu bewerten.“

21.31 Uhr: Will mich dann für heute auch bald zur Ruhe legen und noch ein bisschen Homeland schauen, die sechste Folge der fünften Staffel. Auch Guido Tognoni hat bei Sky gerade wieder mächtig relativiert, unangemessen mächtig, finde ich, das wird er mir wieder übel nehmen. Mal schauen, was über die vielen Meinungen und Kommentare hinaus nach diesem Tag bleibt.

  • Aufgeklärt ist (fast) noch nichts.
  • Freshfields darf man diese Aufklärung nicht überlassen.
  • Es wird weiter gearbeitet.

23.46 Uhr: Ist noch was passiert?

37 Gedanken zu „Black Monday (I): Präsidiumssitzung des DFB #WM2006, Rücktritt von Wolfgang Niersbach“

  1. Klar doch, Bedoya ist voll dabei. Habe mich amüsiert, dass dpa meldet, er sei „völlig überraschend“ zurückgetreten.

  2. Upps, wenn man auf dem Handy kommentiert.

    Also so langsam dürfte die Reputation des Herrn A. Draxler so gegen Null gehen….

    Wobei er die meiner Meinung nach schon im Tertiär verloren hat.

  3. @Andreas darauf warte ich jetzt – abgesehen von der neuen Popcorn-Lieferung -, nämlich den Rücktritt oder die Verkündung des vorzeitigen Ruhestands von A.D.

  4. Heute abend kommt in der ARD ein Brennpunkt zu Niersbachs Rücktritt, moderiert von – Trommelwirbel – Tusch – Alois „Das Sommermärchen war jeden Cent wert“ Theisen!

  5. Und wenn ich die SSNHD24-, äh, jetzt muss ich vorsichtig sein, alsosagenwireinfachnachrichtenansager/innen_Innen/X ist Marc Behrenberg von Sky ja der eigentliche Jens Weinreich/Thomas Kistner/Andrew Jannings/ brutalsmögliche Aufklärer halt … der hat den dicken, äh, Bohrer (O-Ton) schon seit Wochen am Start oder so …

    Popcorn, mehr Popcorn!

  6. Könnte man bitte aufhören, Uwe Seeler zu irgendwas vor einer Kamera zu befragen? Im Sinne des alten Kämpen? Bitte!

    Ich lege offen: ich bin weiß Gott kein HSV-Fan.

  7. Uh, jetzt wird Bild-Online lt. Walter M. Straeten auf SSNHD24 ein Schriftstück präsentieren, was auf Bestechung unmittelbar vor der Abstimmung über die WM-Vergabe Anfang Juli 2000 schließen läßt, zumindest den Versuch. Also durch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation deutsche Bewerbungs-Komittee. Diese alten Investigateure … Und natürlich ist Theo Zwanziger nur ein Racheengel. Und Oliver Bierhoff als Kandidat für den DFB-Chefposten. OMFG

  8. Bierhoff verkauft sich recht erfolgreich als verantwortlich für die finanzielle Entwicklung der DFB-Cashcow Nationalmannschaft – und hat sich in den Augen der Öffentlichkeit aus allem anderen schmutzigen herausgehalten (sowie in meinen Augen auch überhaupt aus allem, aber das ist jetzt nicht das Thema). Sein Aufstieg nach ganz oben wäre so unlogisch nicht.

  9. Zur aktuellen Situation hat sich wohl jeder Halbzeitinterviewpartner bei Sky ausführlicher geäußert – äußern müssen – als Bierhoff. Wenn die Landesfürsten, die von Chancen träumen, sich neutralisierten, ein Kompromisskandidat.
    Hängt auch von der weiteren Entwicklung ab, Mannschaftsmanager und DFL-Vertreter wären in ruhigeren Zeiten sicher nicht erste Wahl der Amateure, sind erstere nicht ohnehin automatische Präsidiumsmitglieder?

    Zum Ausstieg von Niersbach noch ein Artikel der TAZ zu seinem Einstieg als Präsident, natürlich nur Bekanntes, aber Kreise schliessen sich halt: http://www.taz.de/!5099362/

  10. Muss jetzt auch der Kaiser zurücktreten? Und Alfred „ICH-BIN-MIR-BEWUSST-DASS-ICH-MIT-DIESEM-ARTIKEL-MEINE-REPUTATION-ALS-JOURNALIST-UND-REPORTER-AUFS-SPIEL-SETZE“ Draxler? Und Ethik-Lord Coe (ah… Moment, das war ja die andere Sache…)

    Jedenfalls: Spur zu Beckenbauer in WM-Affäre

    Einem Vertragsentwurf zufolge, der jetzt bei den internen Ermittlungen des Deutschen Fußballs-Bundes (DFB) in den Verbandsakten gefunden wurde, waren Beckenbauer und sein Vertrauter Fedor Radmann in den Vorgang verwickelt. […]

    Warners Concacaf sollten laut Vertragsentwurf damals umfangreiche Leistungen zusagt werden. Das Abkommen ist angeblich nicht vollzogen worden.

  11. Pingback: #Link11: Unhaltbar | Fokus Fussball

  12. Draxler auf Twitter: Ich schulde dem @DerSPIEGEL und Klaus @Brinkbaeumer noch ein Wort: #Entschuldigung!

  13. Kann mal eines der so genannten Leitmedien dem deutschen Michel klarmachen, warum man sich mit Aussagen a la „gut investiertes“ Geld wahlweise als Michel oder Nicht-Sportfan outet?

    • 5% von Korruptionssummen werden öffentlich, ca.
    • Fifa unter Rico-Act behandelt, ergo kein Geschäftle, sondern organisiertes Verbrechen
    • Jack Warner damals Vip-hofiert und vom Steuerzahler mit aufgeblasen, aktuell wieder mittendrin statt nur dabei. Einer von denen, die auch schon mal Spendengelder diskret auf ihre Privatkonten umgeleitet haben sollen. Jahrelang Spitzenfunktionär und Stütze, weil Stimmenbeschaffer vom Paten (in der Wirtschaft unmöglich haltbar)
    • Pate noch heute mit Bundesverdienstkreuz
    • DFB bis vor wenigen Wochen noch als Stallausmister gehandelt, dabei Mitmacher im System, das es einigen wenigen Herren ermöglicht, über den Sport zu herrschen wie ein Oligarch, der nix zu befürchten hat. Der der Allgemeinheit einen Großteil an Kosten und Knebelverträgen aufdrückt, während er sich selbst die Taschen stopft
    • Systemstütze von Systemen, die im letzten Stadium selbst den Sport zur Farce degradieren, siehe Handball-WM. Wildcards wegen wirtschaftlichen Interessen; gekaufte Nationalteams, geladene Fans und Journalisten

    Tore von Poldi für Schland in allen Ehren, das mit seinen Steuergeldern würde auch der Michel verstehen.

  14. Ja, und here comes the point. Die Dinge sind so verschroben gewebt, dass selbst alerte Beobachter sie weder en detail verfolgen, und schon gar nicht bewerten können. Der „Fussball-Michel“ kann es nur nach Bauchgefühl tun, winkt ab, geht ins Stadion oder setzt sich vor die Klotze. Und so verbleibt die Auflösung des Skandals – ob der des UCI, der FIFA und des DFB, der ISU, der IAAF, der WADA oder des IOC – denen überlassen, die sich nicht auf ihr Bauchgefühl verlassen müssen.

  15. Die einzelnen Geschäftle sind schwer aufzudröseln, kein Wunder, sind ja alles Hinterzimmerdeals unter guten Freunden, an die sich sich selbst alle nicht mehr so genau erinnern können, hihi. Aber ich glaube, das Gesamtkonstrukt hat Kistner Thomas gar nicht so schlecht beschrieben in seiner Fußball-Bibel, die in jedem Stadion ausliegen sollte (für die Kleinsten vielleicht in bunt und Comic-Form).

    Jedem Uneingeweihten kommt der Weltsport heute gigantisch vor, unüberschaubar in seinen personellen Verästelungen. Tatsächlich beherrscht ihn immer noch die Handvoll Leute, die Dassler seit den Siebziger Jahren usw. usf.

    Jetzt verdichtet sich also tatsächlich alles auf Reinhard Grindel, vom Volk gewählter CDU-Bundestagsmensch, Sportlobbyist im Sportausschuss. Das Bewerbungsvideo Grindels findet sich übrigens in der ARD-Mediathek und nennt sich „Steuerfrei e.V.“. Der Mann hat wie der Rest der Fußballfamilie ein interessantes Verständnis von Gemeinnützigkeit und Transparenz. Nix gelernt DFB, gar nix. Dann muss wie in Zürich wohl doch irgendwann die Justiz entmachten. Aber wer weiß, was da noch alles passiert in den nächsten Wochen. Vielleicht entmachtet sich der Verband auch selbst.

  16. Blatter wird sicher weiter versuchen, den Dreck unter den Teppich in seinem Büro zu kehren. Wenn ich etwas im Zusammenhang mit dem FIFA – CONCACAF – DFB – lebenden Fussballlegenden – etc. – Skandal bedauere, dann nur, dass der Weltradsportverband UCI bislang nie in solch eine Situation geraten ist und das Unterste zu oberst kehren musste. Wie gern würde ich vor dem Ende meiner Tage erfahren wollen, was wohl in Aigle so alles verschoben und geschoben wurde, um das Radfahren „mit seinen natürlichen und universalen Werten des Wettkampfs, der Leistungen und charakterlichen Entwicklung, der Gesundheit und des Fair-Plays und als eine gesunde Form der Freizeitgestaltung und des Transports“ (lt. WIKIPEDIA) zu „gestalten“.

  17. WamS: Niersbach soll zwei weitere Posten räumen

    Seine Posten im Exekutiv-Komitee (ExCo) des Weltverbandes Fifa sowie des Europäischen Verbandes Uefa wolle und werde er behalten. Gegen diesen Entschluss gibt es innerhalb dieser Gremien nach Informationen der „Welt am Sonntag“ großen Widerstand.

    Mehrere Kollegen aus den ExCo’s äußerten dies und kündigten außerdem an, bei der nächsten Sitzung am 2. und 3. Dezember in der Zürcher Fußballzentrale Niersbach auf das Thema ansprechen und zum Amtsverzicht auffordern zu wollen.

  18. Grit Hartmann in der Berliner Zeitung: Jack Warners Rolle im WM-Skandal 2006

    Bei Warner herrschte in jenen Jahren, als die Deutschen auf Stimmenfang für 2006 gingen, größere Geldnot – das Exzellenz-Zentrum wurde teurer als geplant. Die Fifa lieh sechs Millionen Dollar. Angeblich wurden die „bis 2002“ zurückgezahlt. Wie? Noch dazu übernahm die Fifa für Warner einen Kredit bei der Schweizer UBS – auch über sechs Millionen. Warum, ist unklar.

  19. Johannes Aumüller und Thomas Kistner in der SZ: Sommermärchen vor Gericht

    Stattdessen wurden sogar rechtliche Schritte gegen den Spiegel und dessen These vom gekauften Sommermärchen eingeleitet. Das wirkt recht bizarr vor dem Hintergrund, dass der DFB-Spitze da bekannt war, was in Form des Warner-Papiers noch im eigenen Giftschrank liegt.

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