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Das Olympische Bildungsmagazin

Ein bisschen verkrampft

Ist etwas blöd gelaufen für Tyson Gay bei diesen Trials. Seinen letzten Abgang aus dem Hayward Field von Eugene hat er sich anders vorgestellt, auf jeden Fall aufrechter.

Tyson Gay is helped off the track after an injury in the 200 meter quarterfinal on day 7 of the Olympic Trials at Hayward Field, July 5, 2008, in Eugene, Ore.

© Thomas Boyd/The Oregonian via flickr

Krampf im linken Oberschenkel, erlitten im Viertelfinale über 200 Meter, und schon hat Tyson Gay eine Chance weniger in Peking. Im vergangenen Jahr war er in Osaka Weltmeister über 100 und 200 Meter sowie mit der Sprintstaffel. Nach letzten Meldungen aus dem Krankenbett im Hilton Hotel kann die Sache glimpflich ausgehen, möglicherweise muss er nur 10-14 Tage pausieren.

Ich habe in Eugene mit John Capel darüber gesprochen, der 2003 Weltmeister auf dieser Strecke war und – zugegeben – gerade eine zweijährige Dopingsperre hinter sich hat. Capel meint, die Nachwirkungen seien nicht zu unterschätzen. Er glaubt deshalb nicht, dass Gay noch einmal so schnell rennen kann in diesem Jahr. Windunterstützte 9,68 Sekunden war Tyson Gay vergangenen Sonntag über 100 Meter geflitzt, tags zuvor US-Rekord von 9,77. Wer glaubt schon … nein, diesmal rede ich nicht über Doping, ich will auf etwas anderes hinaus: Es hat mich amüsiert, wie amerikanische Journalisten nach Gays Sturz plötzlich begannen, das System der Trials in Frage zu stellen.

Ich gebe zu, dass ich vor einer Woche noch glaubte, in jeder Disziplin würden sich die ersten drei qualifizieren können. Ich hatte meine Hausaufgaben nicht gemacht, denn natürlich ist es selbst in den USA nicht mehr so einfach, zumal der Weltverband IAAF mit seinen exorbitanten Normen, die in manchen Disziplinen wohl nur mit Doping zu erreichen sind, absurde Forderungen stellt.

So kommt es also, dass manche Zweit- und Drittplatzierte der Trials nicht nach Peking dürfen, aber Vierte oder gar Fünfte (wie die 5000-Meter-Läuferin Lauren Fleshman) eventuell nachrücken, weil sie die A-Norm der IAAF geschafft haben, andere, die bei den Trials besser waren, aber nicht.

Ähnlich läuft das bei den Schwimmern in Omaha, dort sind nicht automatisch die ersten beiden eines Wettbewerbs qualifiziert, sondern nur die Sieger. Dort rutschten ebenfalls einige Schwimmer ins Team, obwohl sie bei den Trials schlechter waren als manche vor ihnen, aber eine bessere Marke in den Rekordbüchern haben – denn alles, was seit 1. Januar 2007 geschwommen wurde, wird gewertet.

So kommt es zum Beispiel, dass Michael Phelps in Peking die kurze Kraulstaffel schwimmen wird, obwohl er in Omaha nur den 100-m-Vorlauf bestritten hat. Ich finde, dagegen sind die Regeln des Deutschen Schwimm-Verbandes, und über die (eine Mischung aus Normzeiten, die sich an der Weltrangliste bemessen, und der Pflicht, bei den Meisterschaften Erster oder Zweiter zu werden) wurde schon heftig gestritten, noch relativ klar.

Heißa, ist das ein Spaß für Statistiker. Geplagt von meinem schlechten Gewissen, das nicht gewusst zu haben, musste ich mir eine Nachtschicht antun und die Qualifikationskriterien studieren. Am besten gefallen mir diese 31 Seiten (pdf) der US-Schwimmer. Wer Lust hat zu Schmökern, hier auch der Link zu den Nominierungskriterien des Leichtathletikverbandes USA Track & Field.

2 Gedanken zu „Ein bisschen verkrampft“

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