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Das Olympische Bildungsmagazin

live-Blog aus Lausanne: von ABT zu ABB

LAUSANNE. Scheiß Wetter. Schlechte Laune. Dicken Kopf vom Rotwein.

Ist das mal eine Begrüßung?

Ich werde von der außerordentlichen IOC-Vollversammlung im Palais de Beaulieu zwei Tage live bloggen, so gut es geht. Und abends von den Bars, so gut es geht. Treibe mich jetzt den dritten Tag hier herum.

Fotos wird es natürlich reichlich geben. Die hübschen Fotoserien der vergangenen Wochen finden großen Anklang im IOC und seinen Anrainern (Lobbyisten, Beratern, Assistenten etc pp). Dazu später mehr.

Nettes Diskussionsthema war auch diese Geschichte, hat vielen Olympiern gefallen:

Bevor ich mich nun in die Pressekonferenz des Olympiabewerbers Istanbul schleiche, bevor die ersten Schnappschüsse hier erscheinen, flink der Zählappell:

  • Das IOC hat momentan 100 Mitglieder.
  • Nachher kommen vier Athleten hinzu.

Für heute sind abgemeldet:

  • Baron Pierre-Oliver Beckers (Belgien)
  • Joseph Blatter (unter Brasilien-Schock)
  • James Easton
  • Scheich Tamim (sag ich doch)
  • Prinzessin Anne
  • Kun-Hee Lee (mein spezieller Freund, der Samsung-Gott)
  • Mounir Sabet (unter Hausarrest in Kairo, seit 2 Jahren :)
  • Issa Hayatou (wahrscheinlich irgendwo Geld kassieren)
  • Saku Koivu
  • Rebecca Scott
  • Willem-Alexander, König der Niederlande (angeblich schon ganz abgemeldet)
  • Angela Ruggiero (kommt morgen)
  • Franco Carraro (kommt morgen)
  • Prinz Albert (kommt morgen)

Wenn ich nicht Opfer eines Spins bin, dann hat sich bei Istanbuls Präsentation KEIN IOC-Mitglied für die Lage in der Türkei interessiert. No questions at all.

Ein Spindoktor sagte mir gerade, dass sei dort in Istanbul ein „wunderbares TV-Event“, aber „with zero impact on the bid“.

So ist das.

Habe ein bisschen getweetet, bevor ich auf IOC-Kosten ein Mittagessen verschlinge und mich gleich wieder melde.

15.18 Uhr: Okay, ich gebe zu, der Begriff „live-Blog“ ist relativ. Zutreffend, weil diese Notiz eine Sekunde nach ihrer Niederschrift online steht …

… andererseits unzutreffend, weil ich nicht durchweg, sondern nur mit größeren zeitlichen Abständen bloggen kann.

[kraut project=“https://krautreporter.de/de/projects/94-macht-moneten-marionetten/“]Wie auch immer. Die Dinge entwickeln sich prächtig, glaube ich.

Sage das eher selten. Bin aber mittlerweile noch zuversichtlicher, ein Büchlein zur IOC-Präsidentschaft und dem Powerspiel der Macht vorzulegen, das seinesgleichen sucht. Weniger in Fragen von Enthüllungen, als vielmehr im, sagen wir, Detailreichtum.

Zwischenzeitliche Ungenauigkeiten sind dabei keinesfalls ausgeschlossen. Die werden aber korrigiert.

Zum Beispiel ABB.

Habe ich „Anything But Bach“ geschrieben?

Unkorrekt.

Es muss heißen: Anyone But Bach.

Aber ABB stimmt.

Und ABT wurde erstmals bei der Einweihung des Olympischen Museums in Xiamen im April in China geraunt, als sich ein wichtiger Teil der Sportfamilie versammelt hatte.

Damals hieß das noch:

Anyone. But. Thomas.

Nun:

Anyone. But. Bach.

Das sind so Details. Wir wollen doch korrekt sein, hier und anderswo, nicht wahr?

15.32: Diese vier Athleten werden gleich ins IOC aufgenommen.

  • Kirsty Coventry (Simbabwe, Schwimmen, zweimalige Olympiasiegerin)
  • Tony Estanguet (Frankreich, Kanuslalom, dreimaliger Olympiasieger)
  • Danka Bartekova (Slowakei, Schießen)
  • James Tomkins (Australien, Rudern, dreimaliger Olympiasieger)

Seit der London-Athletenwahl, der Lollipop-Affäre und langwierigen Gerichtsgängen (CAS) ist fast ein Jahr vergangen. Normalerweise wären die vier Athletenvertreter am letzten Sonntag der Sommerspiele kooptiert worden. Ich glaube, die Affäre hat Duncan Mackay auf Insidethegames am ausführlichsten beschrieben. Dort mal die Suchfunktion benutzen.

17.18: Mehr ging heute nicht in Sachen „live“-Berichterstattung. Dafür gibt es gleich alle Wahlprogramm der sechs Präsidentschaftskandidaten. „confidential“, „personal copy“ steht da meistens drüber. Manche Dateien sind mit Kopierschutz versehen. Da muss ich mir noch was einfallen lassen.

Stay tuned :)

22 Gedanken zu „live-Blog aus Lausanne: von ABT zu ABB“

  1. Sag ich doch ;)
    Es ist diesen Typen unfassbar egal, ob in irgendeinem Land Demokratie zu wünschen übrig lässt, um es zurückhaltend und für die Türkei zu formulieren. Auch das vielleicht Näherliegende ist egal: massive Dopingskandale im türkischen Sport, die Korruption im Fußballverband …

    Mich wundern deshalb die Spekulationen, ob und wie dergleichen irgendeinem Bewerber schaden könnte – zumal die IOC-Mitglieder nun selbst gar kein Problem damit haben, mitzuteilen, dass das nicht der Fall ist. Ist irgendeine Projektion von Erwartungen, die das IOC doch noch nie erfüllt hat, oder?

  2. #4; Uups….versucht sich da jemand von den anderen IOC Präsi Kandidaten abzusetzen und in dieser Zeit des Protestes auf der Welt etwas zu profilieren, neues ins IOC zu bringen? Wäre ja mal was anderes, Mr. Carrion.

  3. Judikative klappt aber:
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/gericht-stoppt-umbau-plan-fuer-taksim-platz-in-istanbul-a-909322.html

    In der Türkei hat ein Gericht einem Anwalt zufolge die Pläne zum Umbau des Gezi-Parks nahe des Taksim-Platzes in Istanbul gestoppt. Schon am 8. Juni soll Berichten zufolge das Urteil gefallen sein, dass Erdogan seine Pläne nicht verwirklichen kann.

    Upps, lag das so lange in der Schublade… Na egal. Was kommt nun in den Gezi-Park? Ein Olympiastadion vielleicht?

  4. Ist erledigt, Chris. Mit Mitteln aus dem Brachialhandwerkzeugskasten.

    Irgendwas war encrypted. So macht man das mit Dateien, wenn man bei einer großen Bank arbeitet bzw dort das Sagen hat. Aber nun ist’s ja gut und – encrypted hin oder her – es steht hier zum Nachlesen.

  5. Ist Quellenschutz eigentlich ein Thema bei den Informanten? Dateien auf denen „Confidential“ oder „Personal Copy“ steht, werden nämlich gelegentlich individualisiert. Entweder mit Wasserzeichen oder sogar durch kleine textliche Änderungen. So kann man dann ein Leck zurückverfolgen…

  6. Welcher Hirnverbrannte Idiot hat denn bitte das Bach’sche Dossier gefertigt? Ist er sich so sicher, dass er ein unlesbares Design gewählt hat. Hut ab. Diese schwarzen Ringe verbergen sämtlichen Text darunter?/darüber?

  7. @ Herr Holle. Schwierig. Aber das Zeug musste raus. Die Quellen haben sich schon selbst um Schutz bemüht und manche Hinweise entfernt. Ich habe auch noch was versucht. Aber es sind ja keine Staatsgeheimnisse, sondern Wahlprogramme.

    @ enrasen: Bitte aufmerksamer lesen. Encrypted wurde anderswo.

  8. Apropos Design: Vier der Kandidaten scheinen es nicht für nötig gehalten zu haben, die Urheber all der schönen Bildchen zu benennen. Wo man doch sonst immer so sehr auf die Einhaltung der (olympischen) IP-Rechte achtet…

    Das Manifest von Herrn Bach ist die positive Ausnahme. Demnach wurden u. a. Bilder des IOC verwendet. Da stellt sich mir allerdings die Frage:
    Wie verträgt sich die Lizensierung von Bildern des IOC an einen Kandidaten mit Art. 15 der „Directions concerning the election of the IOC President“? Danach ist schließlich jede „assistance … in kind … by an Olympic Movement constituent“ verboten.

  9. @jw: habe aufmerksam gelesen. deshalb fragte ich ja nachträglich, ob das vielleicht so unlesbar wurde (Hintergrund in den Vordergrund) während des entschlüsseln passierte. kann man nur am original abschauen.

    Sind das eigentlich alles Druckerzeugnisse? Oder nur als pdf? Wie sieht das Original aus? Wer hat das bezahlt, waren etwa Sekretariate des DOSB beteiligt?

  10. @enrasen
    Wenn Du bei Bach die Passagen unter/auf den Ringen markierst, sind sie lesebar …

    Meine Übersetzungsversuche des Olympiasprech ergaben u.a., dass Bach der einzige Kandidat ist, der verbalisiert, dass die Sportwelt ein Problem mit Good-Governance (i.e. Korruption) haben könnte. So etwas wie ein Pluspunkt ;)
    Umgekehrt: Bubka mit dem zweifellos korruptionsbegünstigendstem (ist das ein Wort?) Programm.

    Nehme aber an, diese Pamphlete zählen am Ende kaum. Die Freunde kennen einander ja ohnehin.

  11. @ SteK:

    Dachte bisher immer, dass Bach eine Niederlage Münchens mit Blick auf seine Kandidatur ganz gut in die Karten spielt?! Die Reaktion von ihm verwirrt mich dann…habe ich etwas falsch verstanden?

    Ein Mitleidsfaktor allein reicht bestimmt nicht. Ich glaube gesehen zu haben, dass sich UDIOCM für München engagierte, und ich war viel mit den Bewerbern unterwegs. Andere Beobachter, die die Bewerbung kaum verfolgt haben, sahen das aus der Ferne anders. Ich höre nun, dass Bachs Engagement, gerade weil es mal was Neues war, gut ankam und auch seine Tränen nicht das Problem waren. Menschliche Regungen sind nicht allen IOC-Mitgliedern fremd.

    Vielmehr aber hätten seine Reaktionen in den Monaten danach hier und da für Verärgerung gesorgt. Da wollte es jemand wohl ganz genau wissen und Abweichler ausmachen.

    Aber bestimmt ist das alles nur Spin von Leuten, die dem UDIOCM nicht wohl gesonnen sind.

  12. @JW.

    Ich merke, ich brauch dieses Buch, einfach um diese ganzen Winkelzüge zu verstehen :)

    Allein, es verwundert ja schon, dass er auf Abweichler-Suche gegangen ist, da es ja von außen als quasi klar schien, dass die Koreaner den Zuschlag erhalten werden. Das sollte Bach ja auch nicht überrascht haben. Es sei denn……

  13. Wird heute erst am späten Nachmittag eine Fortsetzung geben. Kleine Bildergeschichte, das hat sich doch bewährt.

    Bin auf der Rückreise und habe noch andere Verpflichtungen. Bis denne.

  14. Pingback: Bildergeschichte vom IOC (3): “Mamma mia, what an exhibition!” • sport and politics

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