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Das Olympische Bildungsmagazin

Weihnachten in der FIFA: Duell der Strafverfahren

Vor nicht einmal zwei Wochen hat Stefan Keller, außerordentlicher Staatsanwalt des (Schweizer) Bundes, den langjährigen #FIFAcrime-Präsidenten Joseph Blatter einvernommen. Tags darauf verkündete Keller erneut merkwürdiger Weise auf seiner privaten Webseite: Eine Strafuntersuchung gegen den aktuellen #FIFAcrime-Präsidenten Gianni Infantino „wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung“ erscheine ihm angezeigt.

Nun kontert Infantino mit einer weiteren Strafanzeige gegen seinen Vorgänger Blatter.

Kellers Mitteilung vom 10. Dezember:

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Keine zwei Wochen später, heute Vormittag, die jüngste Pressemeldung der FIFA:

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Und es wird lange nicht das letzte Kapitel sein in der #FIFAcrime-Saga.

Eine halbe Milliarde CHF rausgeschmissen für unterirdisch schlechtes Museumsprojekt?

Klingt nach Andi Scheuer, ist aber die FIFA.

Im Kern hat Jean François Tanda die Problematik wohl schon vor beinahe fünf Jahren skizziert:

Tanda berichtete im Februar 2016:

Der Weltfussballverband Fifa hat mehr Geld ausgegeben, um ein eigenes Museum zu eröffnen, als er in drei Jahren in sein Entwicklungshilfeprojekt Goal gesteckt hat: 140 Millionen Franken.
Am meisten darüber freuen dürfte sich die Versicherungsgesellschaft Swiss Life. Ihr gehört die Immobilie, die das neue Fifa-Museum beherbergt. Swiss Life hatte 60 Millionen Franken in Rückbau und Sanierung investiert. Mit der Fifa hat sie nun eine Mieterin für die nächsten 40 Jahre gewonnen. Zuvor hatte das Haus jahrelang leer gestanden.
Die Fifa hat ihrerseits 30 Millionen in das Museum gesteckt, plus 110 Millionen in den Umbau des ganzen Gebäudes. Eigentlich wollte sie ihr Museum neben dem Hauptsitz erstellen. Dafür erhielt sie aber keine Bewilligung. Mangels Alternativen hat die Fifa nun in Zürich-Enge ein ganzes Gebäude übernommen, um ihren Traum vom eigenen Museum zu verwirklichen.
Zusammen haben Swiss Life und Fifa 200 Millionen in den Umbau des Gebäudes investiert. Lohnen wird sich das vor allem für Swiss Life. Sprecherin Tatjana Stamm sagt: «Die Liegenschaft ist, wie unser gesamtes Immobilienportfolio, eine Kapitalanlage zugunsten unserer Versicherten. Mit der umfassenden Sanierung und der langfristigen Vermietung über vierzig Jahre, bis 2055 mit Verlängerungsoptionen, sichern wir die nachhaltige Ertragskraft der Anlage für unsere Versicherungsnehmer.»

Die Mitteilung der FIFA von heute klingt in Teilen wie von Tanda abgeschrieben:

Die Anzeige erkennt eine direkte Beteiligung des ehemaligen FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter sowie anderer Personen im Zusammenhang mit Handlungen bei den Verträgen, die für das Gebäude im Zentrum Zürichs abgeschlossen wurden. Die Anzeige zielt auf die gesamten Projektkosten in Höhe von CHF 500 Millionen und hält fest, dass die ehemalige FIFA-Administration CHF 140 Millionen in die Renovation und Modernisierung eines Gebäudes gesteckt hat, das der Organisation gar nicht gehörte, und einen langfristigen Mietvertrag abschloss, der verglichen mit den üblichen Marktpreisen ungünstig war, was die FIFA bis zum Ablauf des Vertrags im Jahr 2045 CHF 360 Millionen kosten wird. Das sind eine halbe Milliarde Schweizer Franken, die in die Förderung des globalen Fussballs hätten fliessen können und müssen
„Angesichts der massiven Kosten für dieses Museum sowie der allgemeinen Arbeitsweise der ehemaligen FIFA-Geschäftsleitung sollte eine forensische Prüfung Aufschluss darüber geben, was wirklich passiert ist“, betonte der stellvertretende Generalsekretär (Administration), Alasdair Bell. „Die Prüfung förderte mehrere verdächtige Umstände und Führungsversäumnisse zutage, von denen einige strafrechtlich relevant sein könnten und daher von den zuständigen Behörden sachgemäss untersucht werden müssen. Wir hatten keine andere Wahl, als den Fall bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen, zumal die jetzige FIFA-Geschäftsleitung gegenüber der Organisation auch eine Treuepflicht hat, die sie nach den massiven Versäumnissen ihrer Vorgänger zu erfüllen gewillt ist.“
Die überaus komplexe Prüfung aller Dokumente im Zusammenhang mit dem Haus zur Enge im Bezirk Enge in Zürich, das auf zehn Stockwerken eine Fläche von 3000 mfür Ausstellungen, Veranstaltungen und Gastronomie, 34 Wohnungen sowie Büros für rund 140 Personen umfasst, hat zu einer Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich geführt.
Die jetzige FIFA-Administration beabsichtigt, alle Unterlagen in dieser Sache auch der unabhängigen Ethikkommission zu unterbreiten, damit diese die Schritte einleiten kann, die sie unter diesen Umständen als geboten erachtet.
Zudem wird die FIFA mit den Behörden in der Schweiz und andernorts weiter zusammenarbeiten, damit diejenigen, die dem Fussball Schaden zugefügt haben, für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.

Es musste halt schnell gehen beim Schlagzeilenproduzieren zu Strafanzeigen.

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