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Das Olympische Bildungsmagazin

live aus Rio (28), Finale im Maracanã mit einem meiner Helden von Rio: Jamil Chade

RIO DE JANEIRO. Ein Tag noch. Für mich endet das Abenteuer hier. Sitze wieder im Maracanã, wie schon bei der Eröffnungsfeier. Ich glaube, ich sehe zum vierten Mal Sport hier während der Spiele. Das Fußball-Finale, das gemäß meines Taxifahrers Bruno mindestens 8:0 für Brasilien ausgehen wird, eher 9:0, mit fünf Toren von Neymar. Revanche für Belo Horizonte und eine der größten Vorführungen der Fußballgeschichte.

Ich muss noch eine Geschichte schreiben, mit der ich mich wieder einmal schwer tue.

While waiting: Auf dem Weg vom Bus zur Sicherheitskontrolle und von der Kontrolle zum Aufzug und im Gang zu den Pressetribünen, habe ich ein kleines Interview mit meinem Freund und Kollegen Jamil Chade geführt, einem meiner Helden dieser Olympischen Spiele.

Jamil ist seit 2000 Korrespondent der Folha de Sao Paulo in der Schweiz, er lebt in Genf und begleitet seit einem Jahrzehnt die Fußball-Kriminellen des CBF und der FIFA, sowie die brasilianischen Olympia-Ganoven, das IOC und andere aus der Familie der Cartola sehr intensiv. Er hat viele tolle Geschichten recherchiert und war am Mittwoch bei der Festnahme von Pat Hickey, der übrigens in ein richtig hartes Gefängnis gebracht wurde, auch exklusiv dabei im Windsor Marapendi Hotel von Barra da Tijuca.

Wir kennen uns seit langem und haben Infos für manche schöne Geschichte ausgetauscht. Ich hatte eigentlich vor, einige solcher kurzen Impressionen mit einigen tollen Kollegen zu veröffentlichen. Allein, es lässt sich einfach nicht organisieren. Olympia ist nicht normal, auch nicht für Journalisten. Jamil Chade (@JamilChade), der ein paar Plätze weiter rechts sitzt, aber lohnt sich doppelt und dreifach. Lauschen Sie doch bitte, während ich weiter arbeite und die Teams gerade zum Warmmachen auf den Rasen kommen. Im Gehen mit dem iPhone aufgenommen, geschnitten und hochgeladen:

Ich werde später live vom Finale bloggen und einige Gedanken des Fazits einstreuen. Wenn ich am Sonntag zurückfliege, hoffe ich noch ein Lese- und Hintergrundstück nachtragen zu können. Ansonsten gibt es natürlich auch zwei Stunden und 17 Minuten der neusten Folge von Jung & Naiv, die Tilo Jung mit mir am Donnerstag gedreht hat. Das Hochladen dauert 16 Stunden. Tilo Jung ist übrigens auch im Stadion – kein Problem, vor dem Stadion ein billiges Ticket für einen Super-Platz hinter dem Tor zu bekommen.

17.34 Uhr: Das Finale zwischen Neymar und den Benders läuft. Muss noch arbeiten.

Auf der Pressetribüne geht es, zumindest hier in meiner Gegend, kaum anders zu als auf einer Fantribüne.

Geht doch mal schön los. Lattenschlenzer von Brandt. Habe die Deutschen nur im Halbfinale gesehen, am Fernseher im IOC-Hotel, und war sehr beeindruckt davon, was diese zusammengewürfelte Truppe unter Horst Hrubesch spielt, der ja nun wirklich kein Taktikfuchs ist.

18.03 Uhr: Einsnull Neymar vs Benders. Aber wir haben ein Spiel. Ein Klasse-Spiel.

Dritter Lattentreffer der Deutschen: Sven Bender.

18.46 Uhr: Muss gestehen, dass mir bei Meyers Ausgleich ein kleiner Jubler rausrutschte. Finde, die Deutschen spielen wieder sehr gut, bisschen viel Foulspiel, das schon, gegen die giftigen Neymar-Jungs. Bin vielleicht auch genervt von den Fans hier direkt neben und hinter und vor mir auf der Pressetribüne, die sonst bei jeder Aktion der Gelben aufschreien. Es bleibt ein tolles Spiel, oder habe ich was verpasst? Mehr los als im WM-Finale.

Grischa Prömel für den angeschlagenen Lars Bender. Ich oute mich: den Namen Grischa Prömel kannte ich bis zum Halbfinale nicht. Zählte jedenfalls nicht zu meinem aktiven Wortschatz.

Geiles Spielchen. Wild und heftig. Komischer Schiedsrichter. Spannend. Laut. Schräge Vorgänge unter Medienschaffenden. Was will man mehr?

Gefühlte zehnte Gelbe für einen Bender.

Ist aber nur noch einer auf dem Platz – und der hatte offenbar noch keine.

19.27 Uhr: Verlängerung. Schon cool, wie Niklas Süle sich da gerade von Neymar NICHT austanzen lässt wie einst Boateng im Camp Nou von Messi.

Horn ist schwach im rauslaufen. Spielt nicht so gut mit, wie man es von dem kennt, vor dem hier ALLE Angst haben. Zweimal schon knapp bzw Horn im Glück.

19.43 Uhr: Das war nun aber gut vom Horn. Und sogar rechtzeitig ein paar Schritte nach vorn gewagt.

Das nennt sich wohl Druck. Die wollen es so sehr. Nicht, dass da welche das Maracanã auseinander nehmen, sollten sie verlieren.

Und die Deutschen wollen schon ne Weile nur ins Elfmeterschießen. Haben immerhin 100 Minuten mitgespielt.

19.58 Uhr: Ein wirklich schöner Abschied von den Spielen für mich. Großartiges Match.

20.02 Uhr: Elfmeterschießen.

  • Ginter: 1:0
  • Renato Augusto: 1:1
  • Gnabry: 2:1. Dem Spinner Weverton, der Theater machte, unter der Hüfte durch.
  • Marquinhos: 2:2
  • Brandt: 3:2. extrem cool.
  • Gabriel Barbosa: 3:3. auch sauber
  • Schätze, jetzt wird verschossen.
  • Ach Quatsch, Süle mit Gewalt: 4:3
  • Luan: 4:4

20.14 Uhr: Wer hat jetzt eigentlich verschossen? Hier hat nur alles gewackelt, mein MacBook ist auf und nieder gehüpft.

Und dann kam … Neymar:

* * *

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12 Gedanken zu „live aus Rio (28), Finale im Maracanã mit einem meiner Helden von Rio: Jamil Chade“

  1. MetaloplastikaCvetković

    sehr geiles Spiel in Tradition Hockeys , Handball, Tischtennis, Beachvollyball nahtlos eingereiht; die Jungs laufen alle.

    @ J. W.

    „Horst Hrubesch spielt, der ja nun wirklich kein Taktikfuchs ist.“
    Das stimmt so nicht ganz- er ist nur nicht so laut und wurde schon als Spieler in eine Schublade gesteckt – sage nur u.a. EM U21 2009.

    Manuel Neuer – Andreas Beck, Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes, Sebastian Boenisch – Mats Hummels (83. Dennis Aogo) – Fabian Johnson (69. Daniel Schwaab), Gonzalo Castro Tor, Sami Khedira, Mesut Özil Tor (89. Marcel Schmelzer) – Sandro Wagner
    Trainer: Horst Hrubesch

  2. @jens
    deine horn-kritik ist jetzt aber schon jammern auf verdammt hohem niveau — die engländer wären froh, wenn sie einen horn in ihr a-team berufen könnten! ;-)

  3. schießen? wir werden sehen…

    (woher soll ich das wissen, bin doch kein kölner, schließlich!)

  4. MetaloplastikaCvetković

    schöner Kick wie alle Ballsportarten bei Oly ab 1-2 Finals super ; Silber gewonnen- geiler Auftritt

  5. tolles after-show-interview vorhin mit horst hrubesch — also toll im sinne von: dämliche suggestivfragen vom reporter („wie verbittert sind sie?“), schönes statement von hrubesch („überhaupt nicht bitter, grandioses spiel, tolles turnier, haben hier heute silber gewonnen“ — so sinngemäß).

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