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Das Olympische Bildungsmagazin

Und es sprach @SeppBlatter: „we are working for the youth of the world, we are not working for us“

ZÜRICH. Schräge Geschichte, heute hier im Grand Hotel Dolder in der International Football Arena.  Eigentlich war FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke als Gastredner avisiert gewesen, doch der ist nach Brasilien unterwegs, um die Wogen zu glätten. Während sein Boss Sepp die IFA dann doch nutzen wollte, um Neuigkeiten in der „Korruptionsbekämpfung“ und Neues zu den FIFA-„Reformen“ zu verkünden. Ich habe gerade aufmerksam zugehört, ein bisschen darüber getwittert, aber nichts dergleichen vernommen.

Nun redet Barca-Präsident Sandro Rosell, dicker Kumpel vom Serienlügner Valcke und vom Großgauner Ricky Teixeira, darüber, dass er die Primera Division unbedingt auf 18 und dann 16 Vereine einstampfen will.

Das wird gewiss Schlagzeilen geben, interessiert mich aber gerade nicht so sehr.

Was hat Sepp einem exklusiven Kreis aus der Fußballbranche erzählt?

Zum Beispiel:

… we can not change the world, that is not possible, but we can prepare a better future

all devils of our society are in this game: violence, cheating, corruption, racism, doping, match-fixing, illegal betting, all this is in our game because it is in our society

… we are going to change a little bit, or a lot, and to make a kind of reform

… it is not easy. but we have taken the task

I have taken the task

we have an agenda, we have a road map. we want to be transparent

… I need the support of the whole community and also of the family members

… because we are working for the youth of the world, we are not working for us

support me!

Wie gesagt, viel mehr habe ich nicht gehört.

Vielleicht noch dies, es ist Sepp wichtig, dass das berichtet wird.

Angeblich unterscheidet er seit kurzem zwischen „FIFA family“ und „FIFA community“. Das lässt Raum für Interpretationen.

Ich aber sage: Egal ob family oder community – schmeißt die Betrüger raus. Öffne die Konten und Archive, Sepp.

Putzig waren mal wieder die Umstände, unter denen ich hier versuche, meine Arbeit zu machen.

Will es kurz machen: Ich hatte eine Akkreditierung für die IFA beantragt. Die wurde mir u.a. mit der Begründung verwehrt, es handele sich hier um eine Veranstaltung, deren Besuch allein mit Einladungen möglich ist. Nun, auf der IFA-Webseite steht das bis heute anders. Ich habe mich auch nicht groß dran gestört und bin trotzdem nach Zürich geflogen. Hatte gehofft, reinzukommen, um wenigstens Sepp Blatters Auftritt zu verfolgen. Doch Andreas Herren – ehemals FIFA-Mediendirektor, nun u.a. für Russland 2018, Match und die IFA tätig – erklärte mir, dass auch das nicht möglich sei.

Ich sagte ihm wahrheitsgemäß, dass ich ein bisschen Lärm machen würde, auf Twitter und überhaupt. Er meinte, ich solle das ruhig tun, skandalisieren.

Ich bin dann ins Dolder einen Kaffee trinken und twittern gegangen, und siehe: wer flog kurz darauf ein mit seiner Entourage?

Sepp.

Ein paar Minuten später, nach einem Gespräch mit Sepps neuem Medienmann Bernd Fisa (ehemals Michael Schumacher, Ferrari u.a.) kam Andreas Herren wieder. Und ich bekam eine Akkreditierung nachgereicht.

Er sagte, er hätte sich für mich eingesetzt. Ich denke mal, es war eine Kombination aus allem. Die Tweets gehörten gewiss auch dazu.

Dass drinnen ziemlich viele Journalisten saßen, darunter einige der üblichen Verdächtigen, war natürlich klar. Aber auch der famose Jean François Tanda von der Handelszeitung, der schon viele sehr gute FIFA/ISL-Geschichten recherchiert hat, hatte eine Akkreditierung bekommen. Darauf hatte mich Andreas Herren bereits Ende vergangener Woche hingewiesen, verbunden mit dem Argument, dass es nicht darum gehe, kritische Journalisten auszuschließen – JFTanda sei schließlich auch dabei.

Ich will es für heute mal dabei belassen.

(Schauen wir mal, was welche Medien nun aus Sepps doch enttäuschendem Auftritt machen.)

Aber die Frage, wie in der FIFA-Fußball-Familie mit Journalisten verfahren wird, wie so genannte Journalisten und Medien in den Propaganda-Feldzug eingebunden werden (siehe die Blatter-Kolumne auf insideworldfootball.biz), dieser Frage muss Mann sich nun unbedingt mal gründlicher widmen. Ich werde das tun. Wird mal wieder Zeit. Auch das gehört zur, nun ja, Transparenz, die die FIFA weiter verwehrt.

Es geht mir überhaupt nicht darum, Personen vorzuführen. Im Vergleich zu anderen Medienleuten, die für die FIFA gearbeitet haben und/oder noch immer tätig sind, habe ich meist gute Erfahrungen mit Herren gemacht – soweit man das sagen darf, ohne naiv zu sein, denn natürlich stehen wir auf verschiedenen Seiten, das sollte immer klar sein.

P. S.: Sehr schräg und einmal mehr peinlich für Transparency International, wie der Sepp die Einbindung von TI als Argument für die Ernsthaftigkeit seiner „Reformen“ verwob.

20.58 Uhr: Die FIFA-Propagandaabteilung hat heute auch wieder etwas zu vermelden. Wie absurd:

Das erinnert mich doch glatt an eine Forderung, die ich mal wieder los werden muss: Personenkult gehört auch abgeschafft in Sepps Reich.

11 Gedanken zu „Und es sprach @SeppBlatter: „we are working for the youth of the world, we are not working for us““

  1. It´s not the middle and lower management category,…
    it´s a landmark of global football,…
    people, who meet here , have a lot of influence,…
    football is the biggest communication ceremony of planet earth, …
    a very good representation of the football family,…
    it´s a great opportunity.

    Der Trailer verrät modest, wer sich da trifft. The only one above can only be the United Nations General Assembly. ;- )

  2. JW für den DLF: mp3-Datei:

    FIFA, Blatter, IFA in Zürich
    Sendezeit: 07.11.2011 22:53
    Autor: Jens Weinreich
    Programm: Deutschlandfunk
    Sendung: Sport
    Länge: 01:53 Minuten

  3. @ Stefan K. #4: Meine Meinung kannst Du gern haben: Absurdes Theater. Wieder einmal demontiert sich jemand selbst, und dabei sollte er doch gerade dabei helfen, die FIFA zu reformieren. Traurig aber wahr.

  4. Pingback: Brandenburger Blogs im Wikio-Ranking November 2011 – Von Stefan Stahlbaum

  5. Da man der FIFA und seinem großen Vorsitzenden scheinbar weltweit ungestört über Jahre gestattet hat, ihre eigene Moral und Ethik zu generieren, darf man sich jetzt nicht wundern, dass sie sich auch danach gebärden und nichts Makelhaftes dabei empfinden.
    Nicht, dass bei denen ja bald gar nichts mehr moralisch und politisch korrekt ist. Nein, es juckt immer noch zu wenige. Das ist der noch größere Ärger.

  6. Pingback: Brandenburger Blogs im Wikio-Ranking November 2011

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