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Das Olympische Bildungsmagazin

Programmhinweis, Symposium in Freiburg: „Sportmedizin und Doping in Europa“

Für Kurzentschlossene, falls jemand kommende Woche noch nichts vorhaben sollte: Ich empfehle dringend das von der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin um Letizia Paoli organisierte Symposium vom 12.-14. September:

Mit dabei: Letizia Paoli, Richard Pound, Alessandro Donati, Perikles Simon, Arne Ljungqvist, Werner Franke, Pat McQuaid, Richard Young, Mario Thevis, Gerhard Treutlein, John Hoberman u.v.a.

Perfekter Termin für eine Weiterbildung.

(Den ich aus privaten logistischen Gründen leider nicht wahrnehmen kann.)

76 Gedanken zu „Programmhinweis, Symposium in Freiburg: „Sportmedizin und Doping in Europa““

  1. Nachdem ich mir den Programmflyer zu Gemüte geführt habe, war ich fast geneigt, ausführlich zu kommentieren. Wenn es hier überhaupt Interesse gibt, kann man ja noch einmal später oder nach Abschluss des Symposiums darauf zurück kommen.

    Gerade weil der Veranstalter, die Freiburger Evaluierungskommission, ausdrücklich erklärt, dass „die bisherige sowie aktuelle Arbeit der Kommission (ist) ausdrücklich nicht Gegenstand dieser Tagung“ sei, muß die Frage gestellt werden, wo denn der für August 2011 angekündigte Abschlussbericht des DOSB- Forschungsprojektes “Doping in Deutschland von 1950 bis heute” geblieben ist.
    Oder soll der etwa gar in der jetzt für Anfang 2012 avisierten Stärken-Schwächen-Analyse der wissenschaftlichen Leistungen der Abteilung Sportmedizin der Uni-Klinik „aufgehen“ ?

    Von Interesse wird sicher der Vortrag von Prof. Dr. John Hoberman/ Department of Germanic Studies/ University of Texas at Austin/ zum Thema
    Doping und die Wiedervereinigung der Deutschen Sportmedizin sein.
    Er kann ja da aus den von Franke/Berendonck überlassenen Dokumente aus dem Vollen schöpfen. Ich bin nur neugierig, ob er sich in das übliche deutsche Diskussionsmuster einbinden läßt oder – wie ich es von einem Amerikaner zu erhoffen ist – drüber steht.

    Oder gar aus dem Westen nichts Neues ? Ich hoffe nicht.

    By the way, das Symposium is overbooked.

  2. Pingback: Termine: Doping und Korruption in Freiburg und Berlin | Daniel Drepper

  3. @Herbert: Das Forschungsprojekt ist noch nicht durch. Es stellt aber zweite Zwischenergebnisse vor, am 26. September in Berlin. Wird spannend zu beobachten, inwieweit sich das überschneidet, ergänzt, widerspricht. Leider kann ich in Freiburg nicht dabei sein, aber ich gehe von kompetenter Berichterstattung aus (wenn auch nicht hier im Blog), auf der man dann in Berlin aufbauen kann.

  4. Danke, Daniel.
    Weißt du, in welchem Rahmen die Ergebnisse des Forschungsprojektes vorgestellt werden sollen ?

  5. Die Präsentation der Ergebnisse des zweiten Projektabschnitts wird voraussichtlich im Rahmen des Hochschultages der deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft vom 21. – 23. September 2011 in Halle stattfinden.

    Aus reiner Neugier frag ich mich, weshalb es nicht in diesem Rahmen passte ?

  6. Herbert: Vielleicht weil das eine/die einen nichts mit dem anderen/den anderen zu tun hat?

    So ist es.

    Wittern Sie nicht immer eine Verschwörung. Was Letizia Paoli da auf die Beine stellt, hat wirklich nichts mit dem kruden und von allerlei Merkwürdigkeiten geprägten Bisp-Projekt zu tun.

  7. @Jens

    Als Laie muss man im Gegensatz zu den hier manchmal flanierenden Insidern, die sich immer öfters eher selten auf die Ebene der normal Informierten herablassen, mit den zugänglichen Informationen begnügen. Und da stellt man Lücken, Fehler, Unterlassungen oder einfach ausbleibende Details fest. Und man irrt natürlich auch, was glüklicherweise stets sehr schnell bemerkt wird.
    Ich will hier nichts madig machen oder gar herrschende Vorurteile bestärken.
    Ich weiß schon, wo ich hier bin und bedanke mich auch. Was mich jedoch echt anmacht, ist, dass es kaum mehr Interesse gibt, mehr als seine Wahrheit zu kommunizieren. Es war schon mal besser. Aber wahrscheinlich haben sich die Bedürfnisse verändert.

    Was Ihre sachliche Bemerkung zu der mir unterstellten Verschwörungsannahme betrifft, so kann ich nur wiederholen, dass erwartete Informationen zum Feiburger Abschlussbericht einfach ausblieben und man sich seine Gedanken macht. Übrigens ist das auch anderen aufgefallen, wie die obigen journalistischen Beiträge verdeutlichen. Für August war der Abschlussbericht angekündigt worden. Prof. Poali hat das Rätsel nun aufgelöst, und auf 2012 verwiesen. Ich hoffe nur, das der Professorin die im Interview herüberkommende Unvoreingenommenheit erhalten bleibt. Freiburg bezeichnet sie schon mal als „den Ort des größten Dopingskandals in der deutschen Sportgeschichte“. Ja, und sie wird sich hoffentlich nicht auf Telekom, Heinrich, Schmidt, Huber beschränken lassen, und auch Keul und Klümper und andere entsprechend einbeziehen. In diesem Zusammenhang hat mich irritiert, dass Herbert Fischer-Solms seine Nachfrage auf den Zeitraum ab 2005 und die Telekom beschränkt. Wieso das denn ?

    Ich halte es da mehr mit Tom Mustroph und seiner Auffassung zum Problem. Das muss daran liegen, dass er in Italien lebt, nicht nur für deutsche Medien schreibt und freischaffend ist.

    Was die zu erwartende Freiburger Klärung betrifft, sind die Grenzen allerdings schon mal gesetzt. Patienten- sprich Sportlerakten, aus welchem Zeitraum auch immer, sind wegen des Datenschutzes unzugänglich. Für die betroffenen Sportler einerseits schon mal gut. Diejenigen (ost)deutschen Sportler, deren Gesundheitsakten zum Allgemeingut der nationalen und internationalen Öffentlichkeit ( siehe hier auch das Archiv an der Austiner Universität) gemacht wurden, werden wohl andererseits noch länger diese Ungleichbehandlung bei der Aufarbeitung deutscher Sportgeschichte erdulden und es mit Würde ertragen müssen. Wohl eine besondere Auffassung von Gerechtigkeit. Ein Skandal im Skandal, der nur wenig Chancen besitzt, medial thematisiert zu werden, ist es allemal.

  8. Andreas Strepenick in der BadZ: Brisante Tagung über dopende Sportärzte in Freiburg

    Wiedmann bleibt der einzige Freiburger Redner am Ende zweier fast einstündiger Vorträge über Keuls und Klümpers beängstigende Nähe zu Doping. Alle anderen Vertreter des Freiburger Sports schweigen zu dem Gesagten. Dickhuth lässt die Möglichkeit verstreichen, sich von den Machenschaften seines Vorgängers und einstigen Lehrvaters Keul einmal eindeutig öffentlich zu distanzieren. Auch Heinold und Schreiber lassen die Chance, sich klar von ihrem einstigen Lehrmeister und Dopingfreund Klümper abzugrenzen, ungenutzt. Der Standort schweigt weiter, und es ist kein gutes Schweigen.

    Denn schon der kurze Schlagabtausch beweist, welchen Quantensprung die Aufklärer und die nunmehr aufklärungswillige Universität machen könnten, würde ihnen in irgendeiner Weise geholfen. Treutlein dankt Wiedmann ironisch für seinen Beitrag und fragt ihn, warum er sich nicht längst als Zeitzeuge für die Untersuchungskommission der Universität zur Verfügung gestellt habe.

    BadZ-Kommentar von Georg Gulde: Aufwind für die Aufklärer

    Dass sich der Wind in Sachen Doping und Freiburg ziemlich gedreht hat, ist zu Teilen auch ein Verdienst der neuen Landesregierung. Ihr fällt es leichter, die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen zwischen den meist von CDU-Leuten geführten Sportverbänden und Einrichtungen wie der Freiburger Uni-Sportmedizin zu hinterfragen.

  9. zu #13
    Seltsamer Zufall, dass Unterlagen verschwunden oder aus Datenschutzgründen nicht zugänglich sind. ;-)
    Klümper und Keul sind ja eh raus aus der Freiburger Nummer. Die Politik wird´s wohl auch schaffen.
    Die Große Kommission scheint nach dem Motto arbeiten zu müssen: Wasch mich, aber mach mich nicht nass !

  10. Eigentlich sind das jedoch Weisheiten, die bereits von Grit Hartmann im Mai d. J. hiereingearbeitet wurden. Wenn man dort noch einmal nachliest, schließt sich wieder der Kreis. U.a.:

    Es (ein Gutachten) sperrt Unterlagen der Kleinen Doping-Kommission, die 2009 zum Telekom-Team berichtete, für die Große. Hauptgrund: Datenschutzgesetze. Nur Gutgläubige werden am Gutachter keinen Beigeschmack finden: Der Anwalt aus der Kanzlei Graf von Westphalen vertritt die Uni oft; er steht dem Verein “Freunde der Rechtswissenschaftlichen Fakultät” vor. Verwehrt wird der Paoli-Kommission auch Einsicht in die Personalakten von Armin Klümper und Joseph Keul.

  11. Interview mit Dopingjäger Mario Thevis
    „Wissensvorsprung der Sünder verringert“

    Welche Aufgaben hat die neu eingerichtete Europäische Beobachtungsstelle für neue Dopingsubstanzen?

    Prof. Dr. Mario Thevis: „Das Konzept lautet, möglichst frühzeitig neuartige Mittel und Methoden zu erkennen, die Leistungssportler zur unerlaubten Leistungssteigerung benutzen könnten. Das ist im Prinzip nicht neu. Wir arbeiten schon seit Jahren daran, den Sündern möglichst frühzeitig auf die Spur zu kommen. Wir haben jetzt aber die Möglichkeit, unsere Recherchen und Kontakte zu professionalisieren. Insgesamt sind es vier Mitarbeiter, die an diesem Projekt arbeiten. Träger sind das Bundesministerium des Inneren und die Deutsche Sporthochschule Köln.“

    Eine weitere ABM als Feigenblatt?

  12. Wenn ich mich mal einmischen darf: Thevis‘ Expertise und das auch hier von ihm gepflegte angenehme Understatement sprechen eher gegen die Feigenblatt-These. Ich war nur erstaunt, dass es so etwas offensichtlich noch nicht gab …

    Würden Sie sagen, dass Ihnen mit der Einrichtung der Beobachtungsstelle ein Durchbruch im Kampf gegen Doping im Leistungssport gelungen ist?

    Thevis: „Noch nicht, wir können höchstens sagen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden und den Wissensvorsprung der Dopingsünder allenfalls reduzieren können. Aber wir haben in den ersten drei Monaten durchaus Erfolge mit dieser neuen Institution verbucht: Zwei Präparate, die uns bislang unbekannt waren, haben wir als potentielles Dopingmittel im Leistungssport identifiziert. Eines davon wurde eigentlich für die Veterinärmedizin entwickelt.“

    Was passiert mit den Informationen, die sie sammeln?

    Thevis: „Wir stellen regelmäßig Berichte zusammen, die den internationalen Anti-Dopingorganisationen, insbesondere auch dem so genannten Listenkomitee der WADA, zur Kenntnis und weiteren Beratung zur Verfügung gestellt werden. Zudem werden Neuigkeiten von Belang unmittelbar über eine interne Kommunikationsplattform an alle angeschlossenen Dopingkontroll-Labore weitergeleitet.“ …

  13. Prof. Werner Franke im StN-Interview: „Die Wahrheit interessiert als Letztes“

    Wird die Öffentlichkeit Neues erfahren?

    Aber ja, da kommen Sachen raus, das glauben Sie gar nicht. Da haben inzwischen ja viele Sportler die Hosen runtergelassen, darunter auch Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen.

    Sie machen uns neugierig.

    Im Freiburger Doping-Netzwerk hatte sogar die Staatssicherheit der DDR ihre Finger mit im Spiel. Drei IMBs waren auf die Sportmediziner dort angesetzt, darunter Josef Keul und Wildor Hollmann. Aber auch auf viele andere. Der Stasi wurde sogar berichtet, wer was mit seiner Sekretärin hatte.

    Die Freiburger Sportmedizin war erpressbar?

    So kann man das sagen.

  14. Ja, die Stasi war anscheinend überall.
    Aber daraus erwächst für den Westen keine Unschuld.

    Folgenreich wird es eher dadurch:

    Da haben inzwischen ja viele Sportler die Hosen runtergelassen, darunter auch Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen.

    Wenn sich Freiburg sträubt, werden sie über den Dopingopfer-Hilfeverein bekanntgegeben.

    Wenn du Kohl heißt oder Kohle hast, passiert dir nichts. Kein öffentliches Verfahren. Kein öffentliches Interesse, heißt es. Auch bei der Wahrheit geht es nur ums Geld.

    Die Anwälte argumentieren – wie auch schon im Ermittlungsverfahren gegen Jan Ullrich – dass es ja üblich war, dass im Radsport gedopt wurde. Jeder habe davon gewusst. Und wer es nicht wusste, war selten dämlich. Deshalb ist es dann kein Betrug.

    Die Doper aus der DDR wurden ja sogar wegen Beihilfe zur Körperverletzung verurteilt. Warum das bei Wessis nicht gilt, warum zum Beispiel bei den Freiburger Sportmedizinern jetzt nicht? Ich sage Ihnen warum: Wir sind korrupt, unser System ist korrupt.

    Wenn Prof. Franke Recht behält, dann wird man gleich mehrere Geschichten neu schreiben müssen, rechthaberische Zeitgenossen müssen ihr Sport- und Dopingweltbild auf Vordermann bringen, andere Zeitgenossen dürfen – klugerweise ohne Häme – in sich hineinschmunzeln und den Augenblick der späten Wahrheit geniessen. Und das Fazit der Geschicht´: Zweifel und Widerspruch lohnen sich. … Allerdings gilt auch: Noch ist nichts veröffentlicht.

  15. Andreas Strepenick in der BadZ: Ein Puzzle, das sich nur langsam zusammenfügt

    Ehemalige Sportler versicherten darüber hinaus eidesstattlich, von Freiburger Ärzten selbst systematisch gedopt worden zu sein. Offenbar verfügt die große Kommission mittlerweile über eine ganze Reihe von Aussagen, die diese Tatsache belegen.
    […]
    Freiburger Sportmediziner selbst haben sich bislang nur in geringem Umfang an der Aufklärungsarbeit beteiligt. Mindestens drei von ihnen kündigten im kleinen Kreis an, Bücher über ihre Vergangenheit veröffentlichen zu wollen. Zwei der Manuskripte liegen vor, blieben allerdings unveröffentlicht.

  16. Rolf Aldag im SZ-Interview mit Andreas Burkert (Printausgabe vom 11.01.): „Der Sport ist nicht das wahre Leben“

    Aldag: Das wirklich Frustrierende ist doch, dass nichts passiert, dass es überhaupt keine Konsequenzen gibt. […] Du kannst dich als McQuaid doch nicht hinstellen und sagen, sie hätten nie Spenden von Sportlern erhalten – um ein paar Tage später zu sagen: ‚Ach, es waren ja nur 100 000 Dollar einmalig und dann noch mal 25 000.‘ Da müsste es eigentlich heißen: ‚Da hat McQuaid nicht die Wahrheit gesagt, und das in der Position, deshalb bist du jetzt mal weg!‘ Er hat ja auch erst gesagt, es gebe keinen Fall Contador – jetzt beschäftigen wir uns schon zwei Jahre mit ihm.

    […]

    SZ: Wer außer dem BKA hat sich für Ihr Hintergrundwissen interessiert?

    Aldag: Niemand, und das war ganz interessant. Ich hatte ja mal ein Meeting mit Thomas Bach […] und Michael Vesper […] und habe da alles Mögliche angeboten. Es gab dann ein Gespräch mit ihrem Sekretariat, damit meine Kontaktdaten richtig aufgenommen werden – seitdem habe ich nie wieder von denen gehört.

    SZ: Bei der Expertenkommission zum Doping an der Freiburger Uniklinik sind sie noch gewesen.

    Aldag: Das ist wieder die Kehrseite. Denn das war natürlich alles andere als Aufklärung. Das war nur im Interesse und zum Schutz der Universität. Der Bericht der Uniklinik Freiburg war das Enttäuschendste, was ich jemals gelesen habe: Wir haben da zwei böse Ärzte und ein paar böse Sportler – und ansonsten hat keiner an der Uni davon gewusst? Und durch die Tür kamen Radsportler, die wurden gedopt, und die anderen Sportler, die da bei denen auf Bildern an der Wand zu sehen sind, die sind sauber, da ist nichts zu untersuchen? Sorry, das ist total unrealistisch.

  17. Rolf Aldag hätte bestimmt dieses Interview nicht gegeben, wenn er anstelle von Ete Zabel bei Katjuscha gelandet wäre. Enttäuschte teilen jedoch immer interessantere Einblicke als zufriedene. Insofern ist das gut so.

    Hier noch ein weiteres bon mot. Wer will, versteht es . ;-)
    Und ich glaube auch nicht, dass alle Fechter gute Menschen mit gutem Charakter sind – und alle Radsportler drogensüchtig, Diebe sind, Lügner und schlechte Menschen.

    Die ganze Manipulation und Lügnerei geht dem wahrhaft Sportinteressierten gegen den Strich. Er hat mE drei Möglichkeiten:
    1. seinen Sport verteidigen und verbessern versuchen,
    2. die Kritik ignorieren und sich weiter „erfreuen“, oder
    3. sich einfach abwenden.

  18. tja, der fisch stinkt — nicht nur im fußball — vom kopf her. mit dieser UCI ist kein staat zu machen. dabei befindet sich die UCI in der merkwürdigen lage, durch die großen skandale der vergangenheit (und die damit einhergehende mediale aufmerksamkeit) zu einer gewissen vorreiterrolle gedrängt worden zu sein (verglichen etwa mit leichtathleten oder schwimmern). aber immer, wenn man die schöne geschichte vom neuen radsport schon fast glauben möchte, kommt doch wieder das alte gesicht zum vorschein und versteinert medusenhaft das zart keimende pflänzchen der hoffnung…

    was ich eigentlich sagen wollte: ein wirklich lesenswertes interview! (wenn auch nicht sonderlich optimistisch)

  19. Andreas Strepenick in der BadZ: „Klarer Bruch mit der Vergangenheit“

    Die inhaltliche Neuausrichtung der Abteilung unter einem wirklich unbelasteten Chef wäre schon deshalb klug, weil Freiburg auch 2012 nicht aus den Doping-Schlagzeilen herauskommen wird.

    Die Kommission der Universität will in diesem Jahr einen Bericht vorlegen. Doping-Bekämpfer Werner Franke aus Heidelberg setzte beim Landgericht eine neue Verhandlung gegen den früheren Freiburger Olympia-Mediziner Georg Huber durch, Termin 28. Februar. Franke will nachweisen, dass Huber gelogen hat, als er erklärte, dass er lediglich einigen Nachwuchs-Radsportlern das anabole Steroid Andriol verabreicht habe – und das nicht, um ihre Leistung zu steigern, sondern nur um eine „medizinische Dysbalance“ auszugleichen. Die Staatsanwaltschaft Freiburg könnte ebenfalls 2012 Anklage gegen die früheren Uni-Ärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich erheben.

    Vielleicht noch größere Gefahr droht dem Sportstandort Freiburg allerdings dann, wenn die Berliner Wissenschaftlergruppe um Professor Giselher Spitzer und Sporthistoriker Erik Eggers ihren seit Herbst 2011 unter Verschluss gehaltenen Zwischenbericht zur Geschichte des Dopings in Westdeutschland öffentlich machen darf.
    […]
    Zusammen mit dem Kopenhagener Sportmediziner Professor Michael Kjaer stellt Hoppeler der Dickhuth’schen Abteilung „ein schlicht vernichtendes wissenschaftliches Zeugnis aus“, wie ein Beobachter urteilt. In allen relevanten Bereichen – Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, Qualität der Arbeit, Ziele der Forschung – bekommt Freiburg in der Analyse stets nur ein „gut“. Ein „Mekka der Sportmedizin“, von dem man in Freiburg früher gern schwärmte, können die Gutachter nicht mehr erkennen.

  20. Wer könnte die Abteilung am konsequentesten in Richtung einer Gesundheits- und Bewegungsmedizin neu justieren? Nach Ansicht der Reformer zum Beispiel die Sportmedizinerin Birgit Friedmann-Bette aus Heidelberg. Die ehemalige Leichtathletin und Weltmeisterin des Jahres 1980 über 3000 Meter verfügt nicht nur über exzellente Verbindungen in den Sport. Sie gilt auch als Spezialistin für Bewegungsmedizin – und könnte nicht zuletzt als Frau neue Akzente setzen. „Mit einem Schlag bekäme Freiburg ein anderes Gesicht“, urteilt Doping-Bekämpfer Franke. Auch Professor Perikles Simon, der Leiter der Sportmedizin in Mainz, könnte ein Kandidat für eine Neuausrichtung sein. Simon legt sich immer wieder mit alten Doping-Seilschaften an, zuletzt packte er vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestags aus. In Anlehnung an internationale Studien schätzt Simon, dass auch hierzulande zwischen 40 und 60 Prozent der Spitzensportler schon mit Doping in Berührung kamen.

    Das sind hoffnungsvolle Kandidaten, wobei der zweite das sich wahrscheinlich nicht antun will.

  21. Anno Hecker in der FAZ: Franke zerrt Huber vor Gericht

    In einer schriftlichen Erklärung hatte Huber beteuert, [zwei U23-Radfahrern] Andriol zum Zwecke der Gesunderhaltung verabreicht zu haben. Den Vergleich setzte er nach Angaben von Frankes Anwalt Michael Lehner mit einer Eidesstattlichen Versicherung durch.
    […]
    Gegenüber dieser Zeitung hatte Huber auf die 2008 schriftlich eingereichten Fragen zur Vergabe von Dopingmitteln an Lechner nie geantwortet. Jetzt wird er vor der Polizei oder im Zivilverfahren Stellung nehmen müssen, voraussichtlich am 23. Februar.

  22. Andreas Strepenick in der BadZ: Andriol 0-0-3, Stromba 0-1-0, Urbason 0-0-1

    Werner Franke sieht die Dinge nüchterner als Lechner. Er erstattete Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Freiburg. Ihr Sprecher Wolfgang Maier bestätigte der BZ, dass „ein Ermittlungsverfahren wegen falscher eidesstattlicher Versicherung gegen Huber eingeleitet“ wurde.

  23. Thomas Kistner in der SZ: Auf Ben Johnsons Spuren

    Was wussten deutsche Sportärzte zu jener Zeit über Einsatz und Nachweisbarkeitsdauer von Stromba?
    […]
    Einmal, so Franke, gab es beim Olympialehrgang der Radler eine groß angelegte Urin-Untersuchung in Kooperation mit Donikes Labor. Zudem weist Franke auf den Umstand hin, dass damals Donikes Sohn dem Bahnradteam angehörte, wiewohl er nicht im Seoul-Aufgebot war.

  24. Georg Gulde in der BadZ: Franke versus Huber – Fortsetzung folgt am 1. März

    Nun wird Richter Claude Mathonia am 1. März entscheiden, ob die Frist eingehalten wurde oder nicht. Entscheidet er, sie ist nicht eingehalten worden, ist Frankes Anfechtung hinfällig. Entscheidet er aber, sie sei eingehalten worden, dürfte es für Georg Huber noch einmal arg ungemütlich werden. Dann würde voraussichtlich Robert Lechner als Zeuge geladen.

  25. BadZ-Kommentar von Andreas Strepenick: Vielsagendes Schweigen – Warum Georg Huber sich zum Fall Lechner nicht äußern will

    Als Huber sich 2007 zu den Anschuldigungen der ehemaligen Radprofis Jörg Müller und Christian Henn äußern musste, erklärte er ganz genau, welches Medikament er zu welchem Zweck verabreicht habe. […] Haben Müller und Henn ihn damals von seiner ärztlichen Schweigepflicht befreit? […] Henn konnte sich am Abend auf Anfrage der BZ nicht daran erinnern und verwies auf seinen Anwalt. Müller war noch nicht zu erreichen. Aber die Frage wird zu klären sein. Sie sagt nämlich etwas darüber aus, wann Freiburgs Sportärzte sich zu ihrer Vergangenheit äußern und wann sie es vorziehen zu schweigen.

  26. Robert Lechner , Ben Johnson und
    und das Doping-Labor in Köln.

    Ben Johnson oder wenn zum eigenen Betrug die gespielte Empörung über den sportlichen Gegner kommt. Ein weiteres Mosaik der Heuchelei. Die Veröffentlichung der Spitzner/Krüger-Studie – vorgesehen für Januer 2012 – muss da schon sehr schwer fallen.

    Dauern die Schwärzungen von Namen und Zusammenhängen länger als erwartet oder wird erst die zu verbreitende Lesart der Studie besprochen ? Prof. Frankes Andeutung – und er muss es als Mitglied der Freiburger Kommission ja wissen -, dass wir die Namen von Olympiasiegern finden werden, hat bestimmt verschreckt. Da kann man nur sagen, dass mit dem Osten freizügiger umgegangen wurde. Verlierer – auch im Sport – müssen halt bestraft werden. Aber wahrscheinlich handelt es sich dabei noch um eines der wenigen dem Osten zugestandenen Privilegien. Undankbar wie der Osten nun mal ist, hat er es nur noch nicht begriffen.

    Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, sollte jedoch nicht vergessen, dass drei seiner Finger auf ihn selbst gerichtet sind.

  27. Landgericht Freiburg: Vergleich zwischen Werner Franke und Georg Huber hat Bestand

    Die Anfechtungsklage blieb jedoch erfolglos, weil Franke die Vereinbarung aus dem Jahr 2007 zu spät angefochten hat. Dies wäre nämlich nur innerhalb eines Jahres nach Entdeckung der Täuschung möglich gewesen. Nach den Feststellungen des Landgerichts hatte Franke jedoch schon im Jahr 2008 die Täuschung entdeckt. Bereits in einem Interview mit der Badischen Zeitung am 08.08.2008 hatte Franke nämlich in Bezug auf den Zeitfahrer Lechner u.a. geäußert, Huber habe diesem das Stanozolol Präparat Stromba gegeben.

  28. Andreas Strepenick in der BadZ: Franke will Berufung einlegen

    „Dass ein deutsches Gericht mich verpflichtet, der Lüge zu folgen und die Wahrheit nicht berichten zu dürfen, ist schon eine spezielle Breisgau’ische Lösung.“

    Franke will sich nun nicht länger aus formalen juristischen Gründen den Mund verbieten lassen. „Ich sage trotzdem und hiermit und öffentlich, dass Herr Robert Lechner im Jahr 2011 der Untersuchungskommission der Universität Freiburg ausführlich geschildert hat, dass er nicht nur Andriol, sondern auch das viel stärkere Anabolikum Stanozolol in Form des Präparats Stromba von Herrn Dr. Huber erhalten beziehungsweise rezeptiert bekommen hat. Außerdem schilderte Lechner, wie er beim Bezug von Anabolika auf Rezepten des Herrn Dr. Huber zu reinen Dopingzwecken auf Krankenkassenkosten Betrug beging.“
    […]
    „Es war eben nicht eine von mir recherchierte Aussage des Herrn Lechner selbst. Diese Aussage erhielt ich erst im April 2011 direkt von ihm. Erst von diesem Zeitpunkt an konnte ich den Vergleich aus dem Jahr 2007 tatsächlich anfechten.“

  29. FAZ: Lügen und Wahrheiten

    Dabei fiel nicht ins Gewicht, dass Franke nach einem Urteil der Hamburger Medienkammer ein „Medienmultiplikator“ ist, der alle seine Äußerungen selbst zu recherchieren hat. Das aber war ihm laut eigener Darstellung erst bei der Befragung Lechners im vergangenen Frühjahr als Mitglied einer Aufklärungskommission der Universität Freiburg möglich.
    […]
    [Franke] erklärte seinen Rücktritt aus dem Freiburger Gremium: „Ich kann die Geheimhaltung vieler strafwürdiger Delikte im Universitäts-Doping-System nicht verantworten.“ Franke nannte unter anderem „Rezeptbetrug, Betrug an Krankenkassen, Beihilfe zur Körperverletzung“.

  30. Andreas Strepenick in der BadZ: Franke unterliegt und verlässt Uni-Kommission

    „Liebe Letizia, in direkter Reaktion auf Dein Schreiben vom 27. Februar, in dem Du mich ja schon zum Austritt aus unserer Kommission aufgefordert hast, wohl unisono mit dem Rektor, der mich seinerzeit berufen hatte, und auf das heutige Urteil des Landgerichts Freiburg, das es mir verbietet, mich wahrheitsgemäß über die durch die Aussagen Robert Lechners am 7. April 2011 in der Frauenklinik München vor unserer Kommission bekanntgewordene systematische Doping-Mitwirkung des Dr. Georg Huber von der Sportmedizin Freiburg zu äußern, folge ich hiermit Deiner – und wohl auch des Rektors – Aufforderung und trete hiermit aus der Kommission aus.“
    […]
    Ausdrücklich ließ Schiewer allerdings darauf hinweisen, „dass die Mitglieder der Kommission völlig unabhängig arbeiten nach der Geschäftsordnung, die sie sich selbst gegeben haben. Diese Geschäftsordnung sagt, dass sie bis zum abschließenden Ergebnis des Evaluierungsberichtes gegenüber Dritten zur Verschwiegenheit verpflichtet sind“.

    BadZ-Kommentar: Uni vor neuer Zerreißprobe

    Um Huber vor Gericht zu widerlegen, verletzte Franke aber auch selbst einen Grundsatz – den der Vertraulichkeit. Er machte ein internes Kommissionsprotokoll öffentlich. Er beging einen großen Fehler, und den hat er sich selbst zuzuschreiben. Die Kommission freilich gerät durch Frankes Rücktritt gefährlich ins Schlingern. Auf die Uni kommen neue Negativschlagzeilen zu. Denn kaum jemand genießt in Fragen der Doping-Bekämpfung eine so hohe Glaubwürdigkeit wie der Heidelberger.

    Thomas Kistner in der SZ: Franke tritt zurück

    Franke hält ein Urteil aus dem Fall Jan UIlrich dagegen, in dem ihm aufgetragen wurde, er dürfe als Experte nur recherchierte Fakten verbreiten, keine Verdachtsberichterstattung.
    […]
    Bizarr wird die Sache in jedem Fall: Franke hat bereits Strafanzeige gegen Huber erstattet wegen falscher eidlicher Aussage. Es wird ermittelt, und hier wird die Anschuldigung Lechners eine entscheidende Rolle spielen.

  31. „Ich kann die Geheimhaltung vieler strafwürdiger Delikte im Universitäts-Doping-System nicht verantworten.“

    Wer hätte gedacht, dass Prof. Franke mal zu dieser Erkenntnis und in diese Situation kommen würde ? Daraufhin die Kommission zu verlassen, ist zwar nicht hilfreich, aber konsequent.
    Bereits seine frühere Verlautbarung, dass unter den namentlich mit Doping in Verbindung gebrachten Hochleistungssportlern, sich auch Olympiasieger befänden, ließ erahnen, was da auf den (west)deutschen Sport zukäme.

    Wir wir wissen, wird seit geraumer Zeit „aus Datenschutzgründen und der Sicherung der Persönlichkeitsrechte von Betroffenen“ an der Ausblendung von Namen und Delikten sowohl aus dem Freiburger Bericht als auch aus der Krüger-Spitzer- Studie „gearbeitet“.

    Da stellt sich mir die Frage, weshalb mit der Erfurter Patientenliste großzügiger umgegangen werden durfte ? Der Verdacht, dass Datenschutz und Persönlichlichkeitsrechte doch regional sehr unterschiedlich verstanden und behandelt werden, wird damit eigentlich nur bestätigt. Während sich die einen auf Datenschutz oder gar Geheimhaltung berufen können, werden die anderen immer wieder mal durchs Dorf gejagt.
    Nicht auszudenken, wenn es dazu mal einen Investigativbericht interessierter Journalisten auf sport.inside oder wo auch immer geben würde.

    Vor Jahren wurden die Kritiker der Aufarbeitung der Dopingverstrickungen der Freiburger Klinik noch belächelt. Ob sich das jetzt dank Prof. Franke ändert ?

    Trauriges Fazit oder nur Zweckpessimismus: Wir werden auch das nicht wahrheitsgemäß erfahren.

    Kaum einer hätte allerdings erwartet, dass sich Letitzia Paoli ähnlich wie Prof. Schäfer so „einbinden“ läßt. Oder wie war ihre Bemerkung anläßlich der Aufnahme der Arbeit der “Unabhängigen Gutachterkommission zur Evaluierung der Freiburger Sportmedizin” sonst zu verstehen: “ Der Auftraggeber hat weder Dauer noch Kosten für die Arbeit der Kommission vorgegeben.“ ?

  32. Woher weiß man denn, dass, was die Kommission herausgefunden hat, im Abschlussbericht nicht stehen wird? Und welchen Beleg dafür gibt es, dass hier in irgendeiner Form die Wahrheit behindert werden soll?

    Das sind bislang nur Unterstellungen.

    Die wesentlichen Angaben Robert Lechners waren bereits in der FAZ nachzulesen. Dass der Abschlussbericht weitere Details enthalten wird, steht für mich außer Zweifel. Es gibt keinen einzigen Anhaltspunkt dafür, dass das, was Franke jetzt für seinen Prozess verwendet hat, dort nicht zu finden sein wird.

    Die Kommission hat sich selbst eine Geschäftsordnung gegeben, mit der ihre Mitglieder bis zum Abschlussbericht eine Schweigeverpflichtung eingegangen sind. Und sicher wäre es auch nach dessen Vorlage möglich gewesen, gegen Huber mit einer Strafanzeige wegen Abgabe einer falschen Versicherung an Eides statt vorzugehen.

    Dass dieser Prozess an einer Formalie gescheitert ist, hat recht wenig mit der Wahrheit zu tun. Der Austritt scheint eher eine Frage der fehlenden Geduld bei Werner Franke zu sein. Es ist schade, dass mit diesem Rücktritt nun die Arbeit der Kommission in ein solches Licht gerückt wird.

  33. @ Grit

    Glauben Sie wirklich, dass es hier noch um die edle Wahrheit geht ? Hier wird doch seit 2007 taktiert und nach formalen Möglichkeiten gesucht, um genau dieser Wahrheit aus dem Weg zu gehen. Minimalziel wird sein, den Eklat solange hinauszuzögern bis er nur noch den kleinst möglichen Schaden für die (west)deutsche Sportpolitik sowie Ansehen und Besitzstand der Betroffenen anrichten kann. Mit der Krüger-Spitzer-Studie ist es doch ähnlich. Da hat man es sogar öffentlich gemacht, dass diese eine Bearbeitung zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte bedarf. Die Deadline Januar 2012 ist bereits verstrichen. Klarer geht es wohl nicht ?
    Ich kann es einfach nicht verstehen, dass Sie, die doch sonst immer so schön argwöhnisch sind, hier Nachsichtigkeit und Verständnis walten lassen. Schlimmer ist nur, und da spreche ich selbstkritisch aus Erfahrung, wenn man sich Zweifel ausredet und es auch noch merkt.

  34. Herbert,
    zunächst, wegen „Nachsicht und Verständnis“ und mangeldem Argwohn ;-D: Freiburg hat mich schon intensiver interessiert; das ist auch weiterhin so.

    Natürlich gibt es jede Menge Widerstände, aus der Politik, auch aus dem Sport. Die sind selbstverständlich öffentlich zu machen. Und es ist zu sagen, wo datenschutzrechtliche Gründe zu Unrecht angeführt werden – klar, ist das ein probates Mittel zur Verhinderung von Aufklärung.

    Ich sehe aber diesen Vorgang anders: Hier werden – und zwar zu Unrecht – der Gerichtsentscheid gegen Werner Franke und die Arbeit der Großen Kommission vermengt, indem unterstellt wird, die Kommission wolle die Wahrheit deckeln oder tue das schon.

    Nur ein Detail: Hat Robert Lechner wohl die Zustimmung zur Verwendung seiner Zeitzeugenaussage vor der Kommission im Rahmen dieses Prozesses gegeben?

    Die Sachlage ist also ein bisschen anders. Ich bedaure, dass öffentlich ein Tenor transportiert wird, der besagt: Hier stehe Werner Franke gegen die Große Kommission, weil die die Wahrheit nicht sagen darf/verhindern will. Das wissen wir doch gar nicht. Würde ich jedenfalls gern bis zum Abschlussbericht abwarten.

  35. Andreas Strepenick in der BadZ: Zukunft der Freiburger Kommission ist offen

    In dem zweiseitigen Schreiben, das der Badischen Zeitung vorliegt, erklärt Paoli dem 72 Jahre alten Franke, dass sie keine andere Möglichkeit gesehen habe, als ihn zum Austritt aufzufordern. Sie habe das unabhängig und ohne jeden Druck von außen getan.
    […]
    „Zum Schutz gerade auch der uns in vielen streng vertraulich geführten Gesprächen mitgeteilten Informationen muss ich als Vorsitzende handeln, wenn diese Zusage in Frage gestellt oder gar verletzt wird.“
    […]
    Die Kriminologin und Mafia-Expertin aus Belgien dankte Franke in ihrem Brief vom Freitag aber auch ausdrücklich für die Zusammenarbeit. Er habe die Tätigkeit der Kommission, vor allem aber sie selbst als Vorsitzende „gegen erhebliche Widerstände unterstützt“. Sie lobte Frankes „bewundernswerten Mut“ und dessen vorbildliche Zivilcourage. Seit mehr als 40 Jahren verbinde sich der Anti-Doping-Kampf in Deutschland mit dem Namen des Heidelbergers. „Eine immense und bleibende Lebensleistung, nicht zu vergleichen mit der ’Leistung’ jener Sportärzte-Doping-Koryphäen, welche sich bekanntlich nach außen als Biedermann und nach innen als Brandstifter gebärden.“

  36. Es gab Zeiten, da wurde aus „gesundheitlichen Gründen“ und zentralistisch verordnet ausgeschieden. Es geht jedoch auch subtiler, wie man sieht. Theater, Theater, …

    Eine wesentlichere Aussage scheint allerdings die folgende zu sein:

    Zur Zukunft der Kommission wollte Paoli selbst sich am Freitag nicht äußern.

    Nach Schäfer scheitert wohl nun auch Paoli. Damit scheitert die Kommission und wir sind so schlau als wie zuvor. Das wäre dann genau im Sinne ihrer Gründer. Ein Schelm, der Arges dabei denkt.

  37. Der Antidopingkampf bewegt sich wie ein Hamster im Rad.
    Schmid und Heinrich bleiben unbeschuldete Sportmediziner, der Verdacht gegen die Radsportler wird in der Öffentlichkeit wach gehalten. Was weiß denn leider die Mehrheit über den Unterschied zwischen Strafrecht und Sportrecht ? Das übliche Szenario funktioniert doch exzellent. Noch Fragen Kienzle ? Ja, Hauser.

    Und das war die Meldung vom 26.04.2012:

    Zeichen gegen Doping im Sport: In Freiburg kümmert sich künftig eine eigene Staatsanwaltschaft um das Thema Leistungsmanipulation. Der Standort ist bewusst gewählt worden: In Freiburg gibt es nach dem Telekom-Skandal bereits einschlägige Erfahrungen.

    http://www.spiegel.de/sport/sonst/doping-schwerpunkt-staatsanwaltschaft-in-freiburg-begruendet-a-829962.html

    Freiburg wird nach dieser Ouvertüre nun endgültig zum weißen Fleck. Da können sich nicht nur die Mediziner, sondern auch 3.500 Kaderathleten freuen. Was dem einen billig, kann dem anderen nur recht sein. Frau Paoli kann sicher auch bald ihr Abschlusshonorar empfangen. Der nicht veröffentliche Abschlussbericht der Evaluierungskommission ( war für Januar 2012 angekündigt worden) geht schnurstracks neben der von Oberstaatsanwalt Christoph Frank begründeten Verfügung in die Archive. Deckel drauf und auf den anderen weiter herumhacken. Das nennt man dann Transparenz und Aufrichtigkeit. Die Gelder für solche Alibiuntersuchungen wären bei der Förderung des Breitensports allemal besser aufgehoben gewesen.
    Eigentlich interessiert nur noch der Abschlußsermon von Prof. Franke.

  38. Was weiß denn leider die Mehrheit über den Unterschied zwischen Strafrecht und Sportrecht ?

    Wieso hat die NADA die beiden Mediziner nicht bereits auf Lebenszeit aus dem Sport verbannt? In etlichen anderen Nationen wäre dies längst geschehen…

  39. Eigentlich interessiert nur noch der Abschlußsermon von Prof. Franke.

    BadZ: Staatsanwaltschaft Freiburg stellt Verfahren gegen Dopingärzte Schmid und Heinrich ein

    „In Deutschland ist es so, dass noch niemals ein westdeutscher Sportmediziner oder überhaupt ein Mediziner wegen Arzneimittelvergehen im Zusammenhang mit Doping zu mehr als einer kleinen Geldstrafe verurteilt wurde“, sagte Franke. Die Einstellung bestätige ihn in seiner Erkenntnis, „dass in Deutschland jeder dopen darf, wie er will, und noch dazu seine Approbation als Arzt behält“.

  40. NADA: NADA beantragt Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft Freiburg

    Anno Hecker in der FAZ: Nada erhöht Druck auf Klöden

    „Die Staatsanwaltschaft hat Athleten ausdrücklich des Dopings beschuldigt“, sagte Nada-Geschäftsführer Lars Mortsiefer am Montag auf Anfrage, „jetzt müssen wir feststellen, ob Verstöße gegen die Anti-Doping-Regeln vorliegen. Wir haben den Antrag auf Akteneinsicht mit eilbedürftig versehen.“

    SpOn: Ermittlungen gegen Pevenage, Kummer und Ludwig eingestellt

    „Es kann dahingestellt bleiben, ob die Beschuldigten Ludwig, Kummer und Pevenage von der Durchführung der Transfusionen gewusst haben, da Eigenblutdoping zum damaligen Zeitpunkt nicht nach § 6a, 95 Abs. 1 Nr. 2a Arzneimittel-G strafbar gewesen ist.“ Die Strafbarkeitslücke sei erst mit Wirkung vom 1. November 2007 geschlossen worden.

  41. Udo Ludwig und Michael Wulzinger für SpOn: Straffreiheit für Dopingärzte – Zum Verzweifeln

    Nach anfänglichem Leugnen hatten Heinrich und Schmid zugegeben, das Dopingmittel Epo verabreicht zu haben – ohne es jemals selbst den Radfahrern injiziert zu haben. Später schoben sie die Erklärung nach, ihre Geständnisse würden sich nur auf die neunziger Jahre beziehen. Ein juristischer Schachzug, denn alle Sachverhalte vor dem Mai 2002 waren bereits verjährt.
    […]
    In Hamburg akzeptierte vor vier Jahren der Sportmediziner Til Steinmeier einen Strafbefehl über 39.000 Euro, weil er einen Radfahrer mit Epo gedopt haben soll. Dennoch bestreitet Steinmeier nach wie vor die Vorwürfe. In Freiburg aber reichte eine Blutpanscherei von Schmid nicht einmal für eine Anklage.
    […]
    „Lediglich glücklichen Umständen sei es zu verdanken, dass Sinkewitz keine gesundheitlichen Schädigungen erlitten habe.“ Strafrechtlich relevant, so Frank, sei dies aber nicht. Niemand habe einen körperlichen Schaden davongetragen, schließlich habe sogar Sinkewitz anschließend weiter an der Tour de France teilnehmen können.
    […]
    Von der Begründung der Einstellung ist der Anti-Doping-Fachmann dennoch überrascht, weil „hier die subjektive Sicht eines Staatsanwalts Aufklärung verhindert“. Franke will nun gegen die Einstellung des Verfahrens Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft in Karlsruhe einlegen.

  42. zu # 57:

    dpa: Sportrechtler Lehner kritisiert NADA-Vorgehen

    «Das hätte man schon längst machen können, wenn man es richtig gewollt hätte.»
    […]
    Schon in der Vergangenheit habe es «genug Material gegeben, etwa das Geständnis von Patrik Sinkewitz», betonte der Anwalt.
    […]
    Von jenem sogenannten «Rheinkonvoi» und generell einem jahrelangen systematischen und perfektionierten Doping unter ärztlicher Kontrolle hatte eine Untersuchungskommission der Uniklinik Freiburg bereits 2009 berichtet. Der NADA waren jene Erkenntnisse für die Einleitung eines sportrechtlichen Verfahrens aber zu wenig.

  43. Sinkewitz [hat]…die mit seinem Blut gefüllten Beutel von ihm selbst lediglich mit einem selbstgemalten Hasensymbol markiert…

    MMD!

  44. sid (20.06.12): Pozzato räumt Kontakte zu Mediziner Ferrari ein

    Fahrern, die auch nur telefonisch oder per Email Kontakte zum skandalumwitterten Mediziner haben, droht eine sechsmonatige Sperre.

    sid (16.10.07): Drei Monate Sperre für Danilo Di Luca

    Di Luca wurden Kontakte aus dem Jahr 2004 zum Mediziner Carlo Santuccione zum Verhängnis, einem Verbindungsmann des spanischen Dopingarztes Eufemiano Fuentes. […] Ein Dopingvergehen konnte dem Liquigas-Kapitän aber nicht nachgewiesen werden.

    wikipedia.org: Giuseppe Gibilisco

    Im Jahr 2007 verhängte der italienische Leichtathletikverband FIDAL gegen Gibilisco eine zweijährige Sperre. Ihm wurde vorgeworfen, in die Oil-For-Drugs-Affäre um den italienischen Arzt Carlo Santuccione verwickelt gewesen zu sein. […] Die vom Berufungsgericht des Nationalen Olympischen Komitees in Italien bestätigte Sperre wurde im Mai 2008 vom Internationalen Sportgerichtshof aufgehoben.

  45. zu #43:

    dpa: Anti-Doping-Experte Franke erzielt Teilerfolg

    Beide Parteien einigten sich vor dem 14. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Karlsruhe in Freiburg darauf, einen im Jahr 2007 zwischen ihnen geschlossenen Vergleich zu modifizieren. Franke darf nun behaupten, Huber habe den früheren und inzwischen geständigen Bahnradfahrer Robert Lechner gedopt. Dies war ihm zuvor untersagt gewesen.

  46. Andreas Strepenick in der BadZ: Franke siegt vor Gericht

    Formal sprachen beide Parteien von einer Anpassung des Vergleichs. Sollten aber weitere Belastungszeugen auftauchen, bräche Hubers Verteidigungsstrategie endgültig in sich zusammen. „Der Versuch, Franke einen Maulkorb anzulegen und die Wahrheit zu vertuschen, ist einmal mehr gescheitert“, erklärte Michael Lehner, der Anwalt des Heidelbergers.
    […]
    Besonders fragwürdig wäre die Anabolika-Gabe auch deshalb gewesen, weil Hubers sportmedizinische Kollegen in Freiburg nur ein Jahr später in einem wissenschaftlichen Aufsatz vor den Gefahren von Stromba warnten.
    […]
    Beendet ist die seit 2007 laufende juristische Auseinandersetzung zwischen Franke und Huber aber auch mit der Einigung vom Freitag noch nicht. Franke hat Huber mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft Freiburg angezeigt. Er wirft Huber falsche eidesstattliche Versicherung vor.

  47. FAZ: Strafbefehl für früheren Olympiaarzt

    In einem Rechtsstreit mit dem Heidelberger Dopingbekämpfer Werner Franke hatte der frühere Verbandsarzt des Bundes Deutscher Radfahrer später eidesstattlich versichert, abgesehen von diesen beiden Fällen niemandem Dopingmittel verabreicht zu haben. Der ehemalige Radsportler Robert Lechner erklärte allerdings im Februar 2008 gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, von Huber auch in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1988 in Seoul systematisch gedopt worden zu sein.
    […]
    Huber kann den Strafbefehl ablehnen. Dann könnte es zu einer Hauptverhandlung kommen.

  48. Andreas Strepenick in der BadZ: Lahmt die Untersuchungskommission zum Doping in Freiburg?

    Das Klinikum stelle Paoli auch kein Büro mehr zur Verfügung. Siewert sagte, er würde eigentlich davon ausgehen, „dass der Bericht jetzt kommt. Aber das ist im Augenblick so nicht erkennbar“. Paoli werde für ihre Tätigkeit gut honoriert. Für die hohe Bezahlung sei eigentlich Leistung zu erwarten.
    […]
    Eine Auseinandersetzung zwischen [Paoli] und ihrem Auftraggeber bahnt sich allerdings schon seit einigen Monaten an. Es ist davon auszugehen, dass Klinikchef Siewert am Donnerstag nur den lange erwarteten Startschuss dazu gegeben hat.
    […]
    Hubers Rechtsanwalt Thomas Schneider hat gegen diesen Strafbefehl zwar fristgerecht Einspruch eingelegt. […] Die Frage ist allerdings, ob der Einspruch tatsächlich aufrecht erhalten wird. Akzeptiert Huber den Strafbefehl nicht, käme es zu einer Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht. Dort könnte Robert Lechner dann erstmals öffentlich als Zeuge auftreten und seine Vorwürfe bis ins Detail schildern.

  49. Grit Hartmann in der Berliner Zeitung: Versteckte Aktenberge

    „Es liegt nun nicht mehr in den Händen der Kommission, und schon gar nicht in meinen, ob diese ihre Arbeiten überhaupt zu Ende führen kann.“
    […]
    Erst im März 2012 erhielt Paoli den Beschluss zur Einsetzung der Evaluierungskommission vom 6. Juni 2007.
    […]
    Bis vor Kurzem wurden Akten, die ins Herz der Universitäts-Sportmedizin führen, vor der Kommission regelrecht versteckt – zu Joseph Keul, Gründer und bis zu seinem Tod im Jahr 2000 Leiter der Abteilung, Betreuer Hunderter Topathleten. […] Demnach verstaubte das Aktenkonvolut – zweieinhalb Regalmeter – fünf Jahre lang in Kisten. Wer sie zurückhielt, sagt Paoli nicht. Erst im September [2012?] tauchten die Keul-Unterlagen auf.

  50. Pingback: Dopingsystem am Universitätsklinikum Freiburg: Aufarbeitung behindert, Arbeitsauftrag manipuliert : sport and politics

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