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Das Olympische Bildungsmagazin

Was vom Tage übrig bleibt (34)

Mal wieder einige Lesebefehle:

Zum Unfalltod von Wolfgang Jost in Südafrika:

Außerdem, eine Grundsatzfrage:

Ich denke, hier müssen einige Dinge geklärt werden, zum Beispiel die Frage, wie professionell Blogger arbeiten müssen/sollen/dürfen/können. Ich habe mich Anfang April nicht an der Diskussion beteiligt (obwohl ich schon ad hoc einen langen Kommentar geschrieben aber wieder verworfen hatte, um – Achtung! – mich nicht in einen Streit zu verwickeln), weil ich das Gefühl hatte, einige der Blogger wollen gar keine Regeln befolgen, die sich letztlich an journalistischen Kodizes orientieren müssten.

Dies schreibe ich wohl wissend, dass diese Kodizes – etwa der Pressekodex des Deutschen Presserats oder der Medienkodex des Netzwerks Recherche – von Journalisten und Medien ständig verletzt werden. Für Blogger, auch wenn sie keine Journalisten sein wollen, kann aber meines Erachtens dennoch nichts anderes gelten; Pressegesetze gelten ohnehin für sie.

Noch einmal: Ich empfehle ausdrücklich die Lektüre der Diskussion bei Probek. Im Grunde tendiere ich zur dort ausführlich dargelegten Grundhaltung von Kai Pahl alias Dogfood. Ich glaube eher nicht an eine Bloggergewerkschaft. Egal, wie man das Kindlein nennt.

Andererseits: Ich sympathisiere damit genauso wie mit der neuen Journalisten-Gemeinschaft Freischreiber. Eine Institution an sich, wie auch immer das Kindlein heißt, rettet natürlich niemanden. Und noch einmal andererseits: Ich bin überzeugt, dass in einer gesunden Vernetzung eine große Kraft liegt und habe in der DFB-Sache ja eine Solidaritätswelle erfahren dürfen, die ich anderen ebenfalls wünsche. Die Abrechnung der Spenden erfolgt übrigens in Kürze, nach drei Monaten liegen mir (fast) alle Details vor.

Themenwechsel, ein Gemischtwarenladen:

  • Die Interviews von Jens Peters auf catenaccio.de finde ich sehr lesenswert, die Diskussionen darüber ebenfalls. Hier treffen sich Blogger- und Journalistenwelten, wer es liest, versteht die Probleme und teils unterschiedlichen Herangehensweisen etwas besser; aber auch die Forderungen, die Blogger zurecht an professionelle Journalisten stellen. Interviews gibt es mit Frank Lußem (kicker), Ronald Reng (freelance), Birgit Schönau (SZ/Zeit) und Alois Gstöttner (Null acht – Magazin für Rasenpflege).
  • Hendrik Maaßen im Göttinger Tageblatt im Gespräch mit Sylvia Schenk, Vorsitzende von TI Deutschland über Korruption im Sport: „Null Toleranz verlangt eine eindeutige Haltung“

11 Gedanken zu „Was vom Tage übrig bleibt (34)“

  1. Das würde mich, würde ich bloggen, ja in den Wahnsinn treiben:
    Immer, wenn ich das Gefühl verpüre, hinter diesem oder jenem link befinde sich eine Diskussion, zu der ich gerne etwas beitragen möchte, hat der Herr Pahl schon alles notwendige gesagt. Und zwar in einer Ausführlichkeit, für die ich den ganzen Tag bräuchte. Um dann noch zu betonen, dass es sich hierbei um sein Hobby handelt (mal ehrlich – wie viele Protagonisten der sog. deutschsprachigen Blogosphäre hätten diese Texte bei probek in der Kommentarspalte versenkt?)
    Deprimierend. ;)

  2. Ich weiß auch nicht, wie der das macht. Und dann noch twittern und livebloggen und solche Sachen. Angeblich soll er sogar nebenbei Geld verdienen, auch dafür bleibt offenbar noch Zeit.

  3. zum Bloggernetzwerk:

    Probek hat in den letzten Wochen und Monaten eine ganze Reihe löblicher Initiativen gestartet. Das Bloggernetzwerk kann dabei sicherlich kontrovers diskutiert werden, aus meiner Sicht insbesondere dann, wenn es sich um ein gewerkschaftsähnliches Gebilde handelt.

    Das nunmehr gegründete Sportblogger-Netzwerk ist indes noch nicht allzu formal, sondern dient bis dato primär einem losen Erfahrungsaustausch zum Umgang mit kleinen und größeren Problemen, mit denen sich journalistisch nur bedingt ausgebildete BloggerInnen konfrontiert sehen. Was ich für ziemlich wertvoll halte.

    [probek, korrigiere mich, wenn ich das Ganze falsch charakterisiert habe…]

  4. @sternburg

    bei probek in der Kommentarspalte versenkt

    Ähem, wie darf ich das denn jetzt verstehen? Mich dünkt, du unterschätzt meine Spalten. Und meine Kommentatoren. *schmollend von dannen*

    @all
    Das Sportblogger-Netzwerk (das derzeit vor allem eine bzw. mehrere Diskussionsforen bietet) ist nicht deshalb gegründet worden, weil ich (oder andere) daraus später eine Gewerkschaft (oder ähnliches) machen wollen. Sondern weil ich

    1. glaube, dass Sportblogger sich gerne vernetzen würden und das – zumindest nach meiner Ansicht – auch der kleinste gemeinsame Nenner der in meinen Kommentarspalten geführten Diskussion war

    2. manche Diskussionen über Abmahnungen (und die, die abmahnen), Umgang mit Pressestellen, unseriösen Linktauschangeboten o.ä. erstmal im Kreis gleich oder zumindest ähnlich Gesinnter und lieber intern sowie nicht öffentlich geführt werden, statt die Diskussion auch für Auslöser des Unmuts (z.B. per Suchmaschine) auffindbar zu machen und

    3. es bisher dieses Angebot nicht gab (oder, zumindest ich, mal wieder auf Anhieb keines kenne). Das Netzwerk will (wie gesagt und bis auf weiteres) für o.g. Probleme eine Diskussionsplattform bieten, nicht mehr und nicht weniger. Und nicht zuletzt habe ich das Ding aufgemacht, weil

    4. Netzwerken (und Netzwerkgründen!) mit Plattformen wie Mixxt sehr, sehr leicht geht.

    Hoffe, damit einigermaßen Aufklärung beitrieben zu haben. Ach so: muss man dazu schreiben, dass es nichts kostet? Wohl kaum, oder? Und austreten kann man auch jederzeit, falls einem das Angebot nicht zusagt.

  5. @ heinzkamke, probek: Ich halte das auch für wertvoll und sage das gern noch einmal, falls es zu kurz gekommen ist.

  6. @probek: Nein, aber es sind halt _deine_ Spalten. Ich habe ganz subjektiv den Eindruck, von 10 Bloggisten würden 11 so viel Text und Argumentative Kraft niemals ausserhalb der eigenen Site gewissermaßen verschleudern.

    Würdest du meinem Eindruck wiedersprechen, dass die Allermeisten daraus einen Einwurf auf dem eigenen Blog gemacht hätten?

    Wollte damit auch nur andeuten, wie fassungslos mich die – zu allem Überfluss auch noch unangenehm unaufdringliche und uneitle – Omnipräsens des Herrn Pahl immer wieder hinterlässt. Das soll jedoch für normale Menschen nicht abwertend sein. ;)

  7. Würdest du meinem Eindruck widersprechen, dass die Allermeisten daraus einen Einwurf auf dem eigenen Blog gemacht hätten?

    Ja. Nein. Weiß ich nicht. Und wenn schon, was ändert das? „10 von 11“ ist aber auf jeden Fall zu pessimistisch, da habe ich von der Diskussionskultur der (Fußball-)Bloggerszene einen ganz anderen Eindruck.

    Aber selbst wenn: einen Blog-Artikel aufzugreifen und selbst einen Beitrag darüber zu schreiben wäre doch auch ok gewesen, so what? Wenn sich jemand entscheidet, seine Argumente zu einer Diskussion an einer bestimmten Stelle abzulassen (hier: in einem anderen Blog), werte ich das weder positiv noch negativ, ich freue mich, dass die Diskussion vorankommt. Wo das passiert, ist mir egal.

    Insofern passt mir aber der Begriff „verschleudern“, „gewissermaßen verschleudern“ oder ähnliches für das Kommentieren eines Blogbeitrags überhaupt nicht, ohne damit Herrn Pahls Beitrag abwerten zu wollen. Das, was bei deinen Worten mitschwingt, ist für mich ein falscher Denk- bzw. Bewertungsansatz, wie heute (Blog-)Diskussionen funktionieren oder funktionieren sollten. Oder wie Journalismus heute funktioniert.

    Wenn ein Blog Kommentarspalten hat, sollte man sie nutzen (so wie hier). Und Kommentare bzw. die Diskussionen in Blogs sind manchmal sogar lesenswerter als der eigentliche Beitrag. Verschleudert ist da nichts.

  8. @sternburg: Ich weiß, dass es sich bei deinem ersten Kommentar in diesem Thread um eine hübsche und humorvolle Anmerkung gehandelt hat. Und um ein besonderes Lob für Kai, dessen Output auf vielen Kanälen mit dem Wort bemerkenswert noch ziemlich dürftig umschrieben ist. Ich ziehe davor oft den Hut – mal in Form von eigenen Statements irgendwo, mal auch nur im Geiste.

    Es stimmt auch, dass die meisten Blogger das nicht schaffen. Oft aber vermutlich mehr aus Energie- und Zeitgründen und nicht weil sie narzistisch alles auf der eigenen Plattform abhandeln wollen (oder sonst gar nicht). Ich tippe obendrein, dass sich manche auch zurückhalten, weil sie von einer gewissen Scheu beseelt sind und das Gefühl haben, sie bringen mit ihren Kommentaren ein Thema nicht weiter. Ich wünschte mir, das wäre nicht so. Ich denke: Kommentieren geht über Studieren.

    Solche Prozesse zeigen sicher irgendwann auch Konturen. Ob bei probek (Netzwerkdiskussion/Zusammenarbeit) oder hier (Stichworte: Transparenz in der Beschäftigung mit den Leuten, die das Sportbusiness regieren & Solidarität, wenn Not am Mann ist), finde ich am Ende eher zweitrangig.

  9. Nu ist eine Bloggergewerkschaft noch in weiter Ferne und außerdem nicht mein persönliches Anliegen. Auf einer etwas weit hergeholten theoretischen Ebene faszinieren mich Vernetzungsprozesse allerdings ungemein und es besteht jedes Mal die Chance auf einen echten Mehrwert, der zu Beginn noch gar nicht abzusehen ist. Ich schließe mich gerne HeinzKamkes Definition an.

    Deswegen macht es mir besonders Hoffnung, wenn sich gleich zu Anfang Diskussionen um Ethik und Verhaltenscodizes entfalten. Wenn so was schon die der Politik eher unverdächtigen Sportliebhaber (jaja, falsches Vorurteil) bewegt, ist doch eine gesellschaftlich relevante Alternative zum Verlagshausjournalismus zumindest vorstellbar. Größenwahn out!

  10. Gewerkschaft ist schon fast ein Schimpfwort. Bitte davon nicht irritieren lassen. Ich denke, den meisten ist klar, dass kein zweiter DGB und keine zweite Verdi gegründet werden soll.

    Ansonsten, erz: So theoretisch sind Vernetzungsprozesse in diesem komischen Internetdingsda doch gar nicht.

  11. Ähm, probek, ich weiß nicht, ob Du das hier noch liest, aber ich bitte für meine undurchdachte Äußerung um Entschuldigung. „Verschleudern“ war so nicht gemeint.
    Jürgen hat ansonsten Recht. So war es gemeint.

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