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Das Olympische Bildungsmagazin

Angela Merkel: Dopingbekämpfung als Kernelement der Sportpolitik

Zwischenzeitlich hatte ich Angela Merkels Videobotschaften mal als Videocast in iTunes abonniert. So spannend war das alles nicht, ihre Videos bei Youtube sind zudem witziger. Aber: Es war wohl ein Fehler, das Abo zu löschen. Fast wäre mir die aktuelle Botschaft der Kanzlerin entgangen, die ich gern live hier eingebunden hätte, aber das mögen sie im Kanzleramt wohl nicht so.

(Aber vielleicht war ich nur zu blöd und habe den Code nicht gefunden. Falls jemand helfen kann – gern.)

Jedenfalls, als mp3 sollte es funktionieren:

:

Und wenn ich schon dabei bin, gleich noch eine anderer Link zum Thema: Bayerns Justizministerin Beate Merk gestern im Deutschlandfunk in einem Beitrag von Holger Schück zum Thema Dopinggesetz und Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften:

:

Und für alle, die die Kanzlerin nicht hören mögen oder bei denen der Audio-Player nur nicht funzt, hier ihre Botschaft als Textversion. Schade, dass sie nicht auf die aktuelle Diskussion über Goldmann & Co & Amnesie Amnestie eingegangen ist:

Am Mittwoch treffe ich mich hier im Bundeskanzleramt mit dem Vorstand der Nationalen Anti-Doping-Agentur – abgekürzt: NADA. Die NADA ist eine unabhängige Stiftung und wurde vor sieben Jahren mit Hilfe des Bundes gegründet. Sie hat die Aufgabe der nationalen Dopingkontrolle und der Bekämpfung des Dopingmissbrauchs in unserem Lande. Sie arbeitet sehr eng mit den Sportverbänden in der Bundesrepublik Deutschland zusammen.

Gerade Anfang Januar hat die NADA neue Regeln, das heißt einen neuen Code, aufgestellt. Dieser orientiert sich an den Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur. Solche weltweiten Regeln sind dringend erforderlich, um eine einheitliche internationale Kontrolle einzuführen. Ich werde mit der NADA darüber sprechen, inwieweit diese Regeln in Deutschland Anwendung finden und wie sie international heute umgesetzt werden.

Warum interessiere ich mich dafür? Warum ist der Kampf gegen Doping ein so wichtiges Anliegen der ganzen Bundesregierung? Wir wollen, dass der Vorbildcharakter des Sports erhalten bleibt. Sportlerinnen und Sportler zeigen für die Menschen im Lande, was Teamgeist bedeutet, was Fairness bedeutet. Würden Dopingmittel und Dopingmissbrauch zu einem Kavaliersdelikt, so würde dieser Vorbildcharakter des Sports verschwinden – sowohl im Leistungssport als dann aber auch in der Nachahmung, im Breitensport.

Wir wollen verhindern, dass junge Menschen gesundheitlich geschädigt werden. Wir wollen aber auch verhindern, dass auf unfaire Art und Weise sportliche Höchstleistungen scheinbar erreichbar sind. Deshalb kämpfen wir dagegen – gemeinsam mit der NADA.

Für die Bundesregierung ist der Kampf gegen Doping Kernelement ihrer Sportpolitik. Dafür wurden vor zwei Jahren die entsprechenden rechtlichen Grundlagen geschaffen. Dabei gibt es bereits Strafen für banden- und geschäftsmäßige Drogenstraftaten in erheblichem Umfang. Auch ist der Besitz von bestimmten Mengen von Dopingmitteln strafbar. Arzneimittel, die als Dopingmittel eingesetzt werden könnten, müssen durch Warnhinweise gekennzeichnet sein.

Die Bundesregierung fördert zwei Doping-Kontrolllabore und Projekte zur Prävention gegen Drogenmissbrauch. Gerade in diesem Jahr ist uns diese Arbeit besonders wichtig. Wir werden in diesem Jahr in Berlin Gastgeber für die Weltmeisterschaft in der Leichtathletik sein. Wir wollen ein ungetrübtes Fest für die Sportlerinnen und Sportler und die begeisterten Zuschauer. Um das zu gewährleisten, ist die Arbeit der NADA in diesem Jahr besonders wichtig.

45 Gedanken zu „Angela Merkel: Dopingbekämpfung als Kernelement der Sportpolitik“

  1. Haben eigentlich die staatlich bezahlten Dopingärzte der Freiburger Uniklinik noch ihre Approbation oder sind die „Strafen für banden- und geschäftsmäßige Drogenstraftaten in erheblichem Umfang“ nicht eher von unerheblichem Umfang?

  2. otHeissen Dank für die Geistesgegenwart in der Option, das Kanzlerwesen nicht gehört haben zu müssen und dennoch einen Blick auf das Gesagte geworfen haben zu können.

  3. Schöne Kombination.
    Was den Sport angeht: Merk statt Merkel.
    Ob diese Pionierehrenwort-Ansprache Bergner geschrieben hat?

  4. Mal ne Frage in die Runde, wenn auch (vielleicht ?) off-topic: Schaut jemand die Biathlon-WM, und was denkt Ihr dabei? Mich interessiert einfach, was man als „Doping-Beschaeftigter“ eigentlich sieht, wenn Sportler sportlern.

  5. Ich gucke nichts. Bin also auch nicht auskunftsfähig. Wenn ich die Frage richtig verstehe, dann ist eines unser Hauptthemen während der Spiele in Peking gemeint: Wem kann man trauen? Was darf man glauben? An den Beispielen Bolt und Phelps & Co. wurde da schon einiges diskutiert. Aber ist halt kein Biathlon :)

  6. Ich frage mich vielmehr wieso die WM da hin vergeben wurde. Weil immer wenn ich Bilder davon sehe (was nicht viel ist), sehe ich weniger Schnee, als hier in fast-Dänemark gerade liegt und das soll schon was heißen. :) Wird bei derartigen Veranstaltungen neuerdings nicht mehr geschaut, wie schneesicher die Orte sind und wie sieht es mit Biathlon in Korea aus, außer dass da gerade WM ist?

  7. @ Gua: Lass doch die armen Koreaner mal machen. Ich kann mich entsinnen, dass Weltcups in Deutschland stattgefunden haben fast ohne Schnee oder gar abgesagt werden mussten. Biathlon behauptet, es sei eine Weltsportart, also muss der Verband auch andere Märkte erschließen – vor allem muss er auch der Olympischen Charta gerecht werden und zeigen, dass es auch außereuropäisch betrieben wird. Auf professioneller Basis stimmt das zwar nicht, wie in vielen Wintersportarten (Rodeln, Bob, Eisschnelllauf etc), doch egal. Mit dieser Lüge lebt der olympische Sport, sonst müssten etliche Sportarten aus dem Olympiaprogramm gestrichen werden.

    Die Erschließung von Märkten war übrigens immer ein Hauptargument für Olympische Winterspiele in der Region Pyeongchang, zweimal hätte es ja fast geklappt. Dass da nun keine Zuschauer sind, heißt gar nichts, wenn es um die Vergabe der Spiele geht. Die Deutschen tun immer so, als seien Sie unfehlbar in der Organisation von Weltcups oder anderer Events. Dummes Geschwätz.

    Was mir gerade noch einfällt: Vor zwei Jahren war ein wichtiges Argument von Sotschi und Pyeongchang gegen Innsbruck & Co., dass Mitteleuropa halt keine Schneesicherheit hat, das war nach einem Katastrophenwinter, als in allen möglichen Sportarten reihenweise Veranstaltungen ausfielen und verlegt werden mussten. So ist das nun mal mit der Natur.

  8. naja… mit der schneesicherheit ist das ja so eine sache. wenn es danach ginge – dürfte man da noch eine wm nach oberhof vergeben? nach ruhpolding? oder immer nur abwechselnd nach östersund und antholz? so ein kleiner warmlufteinbruch im februar kann heutzutage einfach passieren, wetter eben unbestechlich – sogar das sportwetter. (außerdem ist pjönjang, oder so ähnlich jedenfalls, immerhin schon zweimal nur um haaresbreite am olympiazuschlag – dem adelstitel für wintersportorte – vorbeigeschrammt…)
    was die resonanz vor ort angeht… südkorea ist (und bleibt) in erster linie eben doch das land der videospiele, würden die wettkämpfe an der spielkonsole ausgetragen, wäre das interesse höchstwahrscheinlich ungleich größer. zum glück haben „wir“ ja wenigstens eine halbkoreanerin am start, quasi geheimwaffe – daher sind eigentlich immer zumindest einige bekannte und verwandte am mitfiebern und teilweise sogar im stadion. abgesehen davon soll die organisation des ganzen dem vernehmen nach aber wohl halbwegs lausig sein…

  9. @jw: Ja, so ungefaehr war das gemeint, und auch ohne Hintergedanken. Um mal eine Analogie zu ziehen: Wer regelmaessig wettet, dem kommen bestimmte Dinge in (denk Dir eine europaeische Fussballiga) vielleicht komisch vor, und er kann sich von diesen Gedanken nicht loesen, selbst wenn sie falsch sein sollten (was er ja nicht wissen kann). Wett-Brille hier, Doping-Brille da. Deshalb: Was denkt der Doping-Geschulte, wenn der Sieger durchs Ziel laeuft?

  10. @ nocheinjurist:

    Wer die „Doping-Brille auf hat“, wie Du es formulierst, kann/braucht/will/… eigentlich keinen Leistunssport mehr verfolgen. Deswegen verweigern sich die „echten“ Fans ja so hartnäckig der Dopingdiskussion, um die „schönste Nebensache“ nicht zu verlieren…

  11. @ ralf: Okay, also, Du verfolgst keinen Leistungssport mehr!? Und gehst zum Kreisliga-Fussball? (Ist nicht polemisch, sondern ehrliches Interesse). Okay, der Begriff der „Doping-Brille“ war dem Ernst des Themas vielleicht nicht angemessen, aber doch verstaendlich?

  12. Meinen Heimatverein in der Kreisliga B könnte ich mir vielleicht schon wieder mal anschauen, aber ehrlich gesagt, fehlt mir momentan nichts. Die Sportpolitik ist doch eh viel interessanter! ;-) Wozu ich dann für einen dopingfreien Sport eintrete? In ein paar Jahren würde ich vielleicht mit meinem Sohn dann doch gerne wieder mal an der Straße/Piste/Loipe/Bahn stehen…

  13. Ja, dass es eine Schneesicherheit nicht gibt weiß ich auch, allerdings weiß ich nicht mehr, was ich mir bei meinem letzten Kommentar so gedacht habe, außer dass ich da nichts von irgendwelchen Olypiabewerbungen Koreas wusste (bin ja jung). :>

  14. Um mal die Frage zu beantworten, die Nocheinjurist stellt: Der dopinggeschulte Biathlonfreund sieht wenig Grund, beim Nur-Russen-Bashing mitzumachen. :-)

    @ Jens
    Diesen außereuropäischen Anspruch des IOC bei Wintersportarten kannte ich gar nicht. Wäre der nicht in Nordamerika leichter zu erfüllen gewesen?

    Ich denke eher, dass die IBU auf Nummer sicher gehen wollte, falls Korea die Spiele bekommen hätte. Denn die WM (und der die WM vorbereitende WC im Vorwinter) waren längst terminiert, bevor Putin ernsthaft in die Spur ging.

  15. @Pecas: Der Kanzlerin ihre Weiblichkeit abzusprechen und sie Androgynie implizierend als „Wesen“ zu bezeichnen, ist ekelhafter, chauvinistischer, menschenverachtender Bullshit. Eine Frau ist nicht nur dann eine Frau, wenn sie aussieht wie Heidi Klum. Das hat übrigens nichts damit zu tun, ob man Merkels politische Ansichten teilt oder nicht (ich tue es nur sehr bedingt).

    On-topic: Was ich mich beim Biathlon schon seit einiger Zeit frage: Wieso können die (ungedopten?) deutschen Sportlerinnen so problemlos mit den (nun nachweislich gedopten) russischen Sportlerinnen mithalten, bei einigen Weltcups sogar an ihnen vorbeiziehen? Trainieren sie härter, sind sie talentierter oder haben sie ähnlich gute (oder bessere?) Apotheker?

  16. @ Arnesen: Wo in Nordamerika? Da ist Biathlon ja auch weitgehend unbekannt :) Frag nach bei beim Ehepaar Harvey-Misersky in Park City. Ich glaube, hier offenbart sich noch ein anderes Problem: Selbst deutsche Journalisten, die sonst nie ein Haar in der Suppe finden (um es vorsichtig zu formulieren) werden immer ganz böse und bissig, wenn sie meinen, andere Nationen bzw. Organisatoren der Unfähigkeit bezichtigen zu müssen. Oftmals werden die Berichterstatter von Trainern, Funktionären und Aktiven geradezu angestachelt. Die vergessen dann alle ganz gern, dass der Zirkus halt nur dann weiter funktionieren kann, wenn zumindest der Eindruck aufrecht erhalten wird, es handele sich um einen Zirkus, der jenseits von Mittel- und Nordeuropa wirklich wahr genommen wird, also um eine Welt-Sportart. Außerdem, aber das habe ich wohl schon notiert, behauptet man gern, in zentralen Biathlon-Ländern (Name der Sportart: austauschbar) würde immer alles ganz großartig ablaufen. Stimmt aber nicht. Im übrigen, um mal ein vielleicht dämliches Argument zu verwenden: Aus welchem Land kam denn die Biathletin, bei der sich im Training ein Schuss gelöst hat? Etwa Korea?

    Grundsätzlich, und mal meine üblichen Themen (wie Korruption bei der Vergabe…) außer Acht gelassen, wenn Weltmeisterschaften oder Mega-Events nur immer an jene vergeben würden, die es vielleicht tatsächlich ein bisschen besser organisieren können als andere, weil sie die Tradition, das Interesse haben etc. pp., würde der gesamte Zirkus nicht länger funktionieren. Es ist halt so.

    Es gab übrigens schon andere katastrophale Weltmeisterschaften in Wintersportarten in Asien, wie etwa Mitte der Neunziger eine lustige alpine Ski-WM.

  17. @ ralf: Ich wuerde nicht behaupten, Kreisliga-Fussball sei gesuender als Praeparate-Sport. Schlechterer Rasen, neidischere Gegner, Bein- statt Ballsicherheit. Da kann einiges passieren.

    Okay, ich hatte hier gehofft, dass einer ueber seinen Schatten springt und sagt: Ich fiebere mit einem Sportler (vllt. , weil er mir sympathisch ist), mit. Oder: Ich will jemand Bestimmten gewinnen sehen. Trotz allen Wissens.

    Ist nicht passiert :-(

  18. Ich gucke eigentlich auch nur noch Curling (läuft leider zu selten), Rallye Dakar (die paar Tage im Jahr) und ab und zu Tennis. :)

    Übrigens sceint mir der Chef des russischen Biathlonverbandes ein recht lustiger Gessele zu sein, wie ich heute hier gelesen habe. (Nein, das ist nicht falsch verlinkt. :))

  19. Also von dem was ich von meinen Eltern gehört habe, die derzeit als zwei von sechs Fans aus Deutschland in Pyeongchang sind, machen die Koreaner rein organisatorisch schon einen ganz guten Job.

    Das Problem war einfach, dass ein richtig heftiger Warmwetter-Einbruch in der letzten Woche (teilweise bis zu 16°C) die Vorbereitungen kräftig zunichte gemacht hat. Am Eröffnungsfreitag haben sie da vorbereiteten Kunstschnee ins Stadion gekippt, der quasi unmittelbar weggeschmolzen ist, so warm war es da.

    Und was man dann in deutschen Medien kaum erwähnt hat (passt halt nicht so in das Bild, siehe Athen, siehe Südafrika, siehe Polen/Ukraine, etc.pp.), dass die koreanischen Organisatoren sich in der Nacht den Allerwertesten abgeschuftet haben und da tatsächlich noch eine halbwegs vernünftig befahrbare Piste hinbekommen haben. Das muss wohl, auch wenn es begünstigt war durch fallende Temperaturen, eine enorme Leistung gewesen sein.

    Von daher ist das wohl einfach unglücklich gelaufen in Sachen Wetter – und wenn ich kurz die Sicht-Probleme bei der Alpin-WM in Frankreich ins Gedächtnis rufen darf, dann sieht man auch da, dass man nicht vor unglücklichen Witterungen gefeit ist. Zumal das in Südkorea tatsächlich inmitten eines riesigen alpinen Skigebiets liegt, also durchaus Schneeträchtig ist.

    Der Fan-Andrang ist natürlich sehr bescheiden mit ca. 300 Zuschauern pro Tag (und das am Wochenende), aber auch hier wieder das Beispiel Alpin-WM in Frankreich, wo laut Kommentatoren wohl auch nur dann WM-würdige Stimmung war, wenn Franzosen am Start und/oder in Führung waren.

  20. @ Jens & Biathlon

    Fort Kent hatte bei seinem WC-Debüt 2004 (?) durchaus Zuschauer im deutlich vierstelligen Bereich (und war auch im ursprünglichen WC-Kalender für diese Saison, der dann aber wegen Protest gegen die Reisestrapazen Korea-Europa-USA-Russland gekürzt wurde) – ganz so verwaist wie in Korea wären WMs in Amerika vermutlich nicht.
    Aber ich will Zuschauerzahlen gar nicht mit Qualität gleichsetzen – die mit Volksmusik und peinlichen Schlagern beschallten Glühwein-Massen in Deutschland sind nun auch nicht das Ziel aller Träume, sondern nur der von ARD und ZDF.

    Das Zirkus-Argument ist nicht völlig von der Hand zu weisen, aber dass Wintersport per se keine weltweite Veranstaltung sein kann, will sicher niemand krampfhaft kaschieren.
    Vielleicht können wir von einem europäischen Zirkus mit Abstechern sprechen – so dürfte das alles von der Öffentlichkeit auch wahrgenommen werden.

    Zu deinem als dämlich bezeichneten Argument: Aus Thüringen, dem Land ohne Prominente… :-)

    Im Übrigen will ich gar nicht besonders auf Korea als WM-Ausrichter herumhacken: Solche Retortennummern sind wichtig, um durch den Kontrast andere Sportveranstaltungen besser genießen zu können. Denn auch dies ist in meinen Augen ein Problem vieler deutscher Journalisten: Sie betrachten Sport zu oft nur als Bestenermittlung. Dass sportliche Ästhetik manchmal gar nicht so sehr durch die Leistung, sondern auch durch die Geographie und die Tradition der Wettkampforte entsteht, wird selten begriffen und vermittelt. Wohl einer der Gründe dafür, warum bei uns immer nur die Sportarten funktionieren, in denen es gerade deutschen Erfolg gibt.

  21. @ Arnesen: Wenn die Kanzlerin wüsste, was wir unter ihrem Namen so diskutieren.

    Du sagst:

    … Wohl einer der Gründe dafür, warum bei uns immer nur die Sportarten funktionieren, in denen es gerade deutschen Erfolg gibt.

    Ist das nicht überall so? Besteht nicht in fast allen Ländern eine, sorry, Korrelation zwischen Erfolg und Interesse? Ich habe schon viele Großveranstaltungen erlebt, bei denen das sehr unangenehm war, als erstes Beispiel fallen mir die Olympischen Spiele in Athen ein. Auch die Leichtathletik-WM dort. Aber es gibt gewiss bessere Beispiele.

    Klar, mich nervt das in Deutschland ebenfalls ungemein. Das ist immer auch, aber nicht nur, ein journalistisches Problem.

  22. Es ließen sich natürlich viele Sportveranstaltungen aus anderen Ländern finden, bei denen es ähnlich ist. Mein schlimmstes persönliches Erlebnis war die letztjährige Tour-de-Ski in Prag. Ahnungslosigkeit und Nationalismus als Antwort auf die Anbiederung der FIS an eine Großstadt. Auch sportlich völlig wertlos, insofern fairer Deal. – Am Sonntag gebe ich mir mal Liberec, mal sehen, ob das besser wird.

    Aber es gibt genügend andere Beispiele:
    Die Grand-Slam-Turniere von Wimbledon, Paris und Melbourne, die nur selten durch einheimische Erfolge verwöhnt werden, aber ein Publikum finden, das weiß, ob es guten oder schlechten Sport sieht.
    Die Tour de France, die seit Jahren keinen Franzosen vorn sieht (weil dieses Land seit Festina wirklich etwas Doping unternommen hat) und vom Volk dennoch um ihrer selbst willen gefeiert wird. – Das wird bei uns zu Unrecht gern als Folklore abgetan.
    Der deutsche (!) Motorrad-GP, wo die Technik mehr bewundert wird als die Nation des Fahrers.
    Hinzu kommen zahlreiche Veranstaltungen, bei denen Publikumsinteresse und Chancenreichtum der einheimischen Sportler schwer zu trennen sind. Holmenkollen, Giro, Streif, Flandern-Rundfahrt, Adelboden als Beispiele.

    Dass es auf diesem Gebiet auch positive Entwicklungen geben kann, hat in den letzten Jahren das Skispringen in Zakopane gezeigt, wo die Zuschauerschaft den Schritt vom pöbligen Nationalismus zum Sportfreund geschafft zu haben scheint.

    Um die Kurve zum Biathlon und zum Doping zu bekommen: Der bei uns vorherrschende, nur national begründete Erfolgsdruck mit all seinen finaziellen Folgen dürfte es den deutschen Biathleten nicht leicht machen, so sauber zu sein, wie sie sich geben.
    Und das Fernsehen als Haupttransporteur handelt auch wirtschaftlich kurzsichtig, wenn es nicht den Sport, sondern nur die deutschen Erfolge feiern will. Wie blöd hat sich RTL mit der Vierschanzentournee angestellt – und wie exakt werden sie jetzt von den ÖR kopiert. Ist doch egal, auf welchem Sender der Herr Bartels damit nervt, dass der deutsche Springer XYZ sich vielleicht doch noch ganz knapp für den zweiten Durchgang qualifizieren könnte, wenn die anderen endlich auch mal bisschen Pech mit dem Wind hätten.

  23. @ Matthias: Genau das frage ich mich auch. Ob es die deutschen Journalisten auch tun, weiß ich leider nicht, da ich die Übertragungen nicht verfolge…

    @ nocheinjurist: Ich war in Ruhpolding früher immer draußen an der Strecke und habe jede Nation gleich euphorisch angefeuert. Die Sportler haben sich gefreut und sich teilweise sogar persönlich für die Unterstützung bedankt. Die umstehenden Betreuer haben gestaunt, die anderen „Fans“ es aber gar nicht verstanden. Im Stadion habe ich es nicht ausgehalten, da dort z.T. die Fehlschüsse der Gegner bejubelt wurden.

    Wen sollte ich heute noch anfeuern? Vielleicht ein paar der Exoten, die sich um den letzten Platz streiten? Bevor ich die führenden Dopingnationen ausbuhe oder mit Tomaten bewerfe, bleibe ich lieber zu Hause.

  24. Arnesen,
    das schlimmste am Leistungssport sind heute die Kommentare.Einen Wettkampf sportlich kommentieren kann doch keiner mehr.Woher auch,wenn die wenigsten selbst Sport getrieben haben.Ich kriege einen Würgereiz,wenn in den Nachrichten dann berichtet wird der Deutsche hat versagt und wurde 4.,wenns gut läuft nennen sie noch den Sieger,einfach nur respektlos.
    Wann kommen endlich gut ausgebildete Sportjournalisten ans Mikrofon?
    http://sportnetzwerk.eu/wp-content/uploads/2008/02/meyer-diplomarbeit.pdf

  25. @ Walter: Sie widersprechen sich, fordern a) Journalisten müssten selbst Sport getrieben haben – Skispringen, Rodeln, Taekwondo, Synchronschwimmen, Turmspringen? (Ironie-Smiley) – und fordern b) gut ausgebildete Journalisten. Das geht nicht zusammen, wie die Praxis zeigt. Denn als eines der Kernprobleme des Sportjournalismus wird ja seit Jahrzehnten beschrieben, dass es wohl zu viele ehemalige Sportler gibt, die noch wie Sportler ticken, wie Fans auch, aber zu wenig (oder gar nicht) Journalist sind.

    Die Konzentration auf Headlines/Spitzenmeldungen (im Radio, TV) wie „Versagen“, „totale Pleite“ etc.(auch am anderen Ende der Skala wird übertrieben) ist kein Journalismus, sondern einfach nur dumm. Eine Unsitte. Wenn ich’s recht bedenke, leider schon mehr als eine Unsitte, eine Sünde, mitunter ein kleines Verbrechen (zumindest an der Sprache). Das beginnt bei Nachrichtenagenturen, die meinen, ohne derartige Leadsätze verkaufe sich kein Text, und geht in Redaktionen weit über das Sportressort hinaus, wenn in anderen Ressorts Tätige – beispw. in Nachrichtenressorts, mitunter für Meldungen eine dümmliche Sport-Sprache mit all ihren Verbrechen an der deutschen Sprache benutzen, die in gut sortierten Sportressorts auf dem Index steht.

    Das hat nicht unbedingt mit mangelnder Ausbildung zu tun. Es gibt viele Gründe.

  26. @JW,
    das ist für mich kein Wderspruch.
    Die Leute da draußen wissen,was ich meine…( aus Ihrem Lieblingsvideo…)
    Sie sollen doch nicht Leistungssport betrieben haben,sondern wenigstens ein bißchen Freizeitsport,einen Wettkampf im Schulsport oder …
    Es wird nicht mehr vom Wettkampf berichtet,sondern mir wird ein Sieg verkauft.Mich interessiert aber jeder Sportler!Egal welche Nation.Die haben viele Jahre trainiert,um da vorne mitzumischen.
    Beispiel ein Wettkampf in der nordischen Kombi.Kircheisen ließ einen Finnen und einen Ami ziehen,der Reporter würdigt nicht den Versuch der beiden,sondern ist von Kircheisen enttäuscht bla bla..und merkt nicht,dass Kircheisen in der Abfahrt wieder aufschließt.Dann wird er sofort wieder euphorisch,weil Kircheisen doch gewinnt.Das ist für mich respektlos,das kann man besser kommentieren.In der Arbeit da oben stehen viele Anregungen drin,auch wie es in der DDR war.

  27. Diese dümmliche Sportsprache nenne ich Frontberichterstatterjargon, passt zum Siegen,zur Siegermentalität,zum Killerinstinkt….

  28. muß ein politikjournalist mal im landtag (kreistag, gemeinderat…) gesessen haben? ein wirtschaftsjournalist hinter dem bankschalter oder in einer chefetagensitzung? muß der klassikredakteur selber die fünfte von beethoven dirigiert haben?

    ich behaupte mal, empirisch natürlich nicht belegt: in seltenen fällen mag dies einen vortrefflichen journalisten hervorgebracht haben, in den allermeisten aber schadet es der unvoreingenommenen berichterstattung mehr als daß es ihr nützt. ebenso beim sport.

    daß man ein sportevent auch ohne nationalistische färbung kommentieren kann, beweisen übrigens sehr häufig einige eurosport-kommentatoren. teils gezwungenermaßen, weil kein deutscher in den übertragenen sportarten dabei ist, aber sehr häufig ist eine begeisterung für den sport an sich und nicht für deutsche erfolge zu spüren.

  29. @ Linksaussen
    Noch vor kurzer Zeit hätte ich deinem Eurosport-Satz vollkommen zugestimmt, mittlerweile habe ich auch um diesen Sender etwas Angst, weil Siggi Heinrich dort beim Biathlon sehr unangenehme Maßstäbe setzt.

  30. Ich kenne ja die Eurosport-Hymnen von aas und gelegentlich aus den Holzmedien. Ich konnte das nie nachvollziehen, vor allem nicht, als es im vergangenen Jahr noch Preise gab.

  31. ich schrieb bewußt „einige“ kommentatoren. biathlon interessiert mich ob mit oder ohne doping nicht die bohne, deshalb kann ich da wenig zu sagen. ich kenne auch die namen der gemeinten kommentatoren nicht, habe aber bspw. bei handball, fußball, tennis, schwimmen schon viele positive erfahrungen (im vergleich zu öff-recht) gemacht. es mag aber sei, daß dies zum einen durch das profil des senders bedingt ist, zum anderen dadurch, daß die deutschsprachigen kommentatoren eben meist auch die schweiz und österreich mit abdecken müssen.

    seis drum, hier muß ja kein einzelfall diskutiert werden.

  32. Ja, ich habe schon beim Absenden gemerkt, dass ich dein Wort „einige“ in meiner Antwort nicht richtig gewürdigt habe, Linksaussen. Sorry hierfür.

    Generell sind die Hymnen aber nicht unangemessen. Neben dem zwangsläufig internationaleren Blickwinkel (und hier geht es nicht nur um die deutschsprachigen Länder, sondern auch um die generelle Übertragung von Sportarten ohne deutsche Chancen und um die internationalen Protagonisten von gelegentlichen Magazin-Sendungen wie „Road to Torino/Bejing/Vancouver“) sind die spezialisierten (um nicht zu sagen: freakigen)Zuschauer auch deswegen gut aufgehoben, weil Übertragungen meist mit Wettkampfbeginn starten und mit Wettkampfabschluss enden. Wenig nervende Homestories, keine Regelkunde für Sechstklässler, selten kamerageile Anmoderatoren. Das simple Rezept lautet Kommentatorenstimme+Livebild – und ein eingeblendetes „live“ bedeutet hier auch live, während ARD und ZDF mit ihren Pseudo-live-Übertragungen speziell beim Wintersport fest davon auszugehen scheinen, dass ihre Zuschauer Videotext und Internet nicht bedienen können.

    Und dann doch noch eine Einzelfall-Besprechung: Hört euch mal den Frank Wörndl beim Ski-Alpin an! Ein Musterbeispiel für einen Ex-Sportler am Mikrofon: recht saubere Sprache, absolute Fachkenntnis, faire Berichterstattung, gutes Auge, gute Prognosen, gehörig Mutterwitz. Mehr will man als Konsument doch gar nicht, grundsätzlichere Betrachtungen sind in den Printmedien und klugen Nachbetrachtungen viel besser aufgehoben.

  33. @ Arnesen: Habe überhaupt nichts gegen Deinen zweiten Absatz einzuwenden – klingt nach gutem Fernsehen. Den Einzelfall kenne ich nicht.

  34. Um auch das noch zu sagen, gerade trifft die gemeinsame Presseerklärung von Nada und Bundeskanzleramt ein:

    Gespräch der Bundeskanzlerin
    mit dem Vorstand der NADA am 18. Februar 2009

    Berlin, 18. Februar – Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat heute im Kanzleramt den Vorstand der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) empfangen.

    Sie wolle damit deutlich machen, dass eine effektive Dopingbekämpfung Grund¬voraussetzung für die staatliche Spitzensportförderung ist. „Die NADA leistet in diesem Zusammenhang national und international einen unverzichtbaren Beitrag“.

    Armin Baumert, der Vorstandsvorsitzende der NADA, überreichte der Bundes¬kanzlerin ein Exemplar des neuen Anti Doping Codes, der seit Jahresbeginn in Kraft ist, und bedankte sich für die Einladung. Seit Gründung der Stiftung im Jahre 2002 sei es das erste Mal, dass ein Regierungschef der Bundesrepublik Deutschland den Vorstand der NADA empfängt. „Wir sehen darin eine besondere Würdigung und fühlen uns in unserer Arbeit ermutigt“, sagte Baumert.

    Nicht zuletzt dank der Unterstützung durch Bundesregierung und Bundestag habe die NADA ihre „zweite Gründung“ erfolgreich bewältigt, inzwischen könne man auch mehr für die Prävention tun. „Wir sehen es außerdem als unsere Aufgabe an, überall auf faire, vergleichbare Wettbewerbsbedingungen für die Athletinnen und Athleten hinzuwirken, die ihre Erfolge ganz bewusst ohne unlautere Mittel er¬zielen wollen“, betonte Baumert.

    Die Bundeskanzlerin zeigte sich überzeugt, dass die NADA auch die kommenden Herausforderungen meistern werde. „Die Entwicklung seit ihrer Gründung und insbesondere die Neustrukturierung haben gezeigt, dass sich die Institution etab¬liert hat und sich auf neue Entwicklungen einstellen kann. Ich sehe die Dopingbe¬kämpfung bei der NADA und dem für die Spitzensportförderung zuständigen Bun-desministerium des Innern in sehr guten Händen.“

  35. Ich sehe die Dopingbekämpfung bei der NADA und dem für die Spitzensportförderung zuständigen Bundesministerium des Innern in sehr guten Händen.

    Das klingt doch schon mal gut, erinnert mich aber an vielzählig ähnliche Politikaussprüche. No comment at this time. War eigentlich der BM anwesend ?

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  39. Die Bürger und Parteien entscheiden fast gar nichts was in den Land vorgehen soll. Diese Macht besitzen Initiativen und Lobbyverbände und Bertelsmann. Die Frau Merkel hat das auch schon lange begriffen, dass Sie kein Machtwort mehr hat. Mit Demokratie hat unser Land schon gar nichts mehr zu tun .Was meinen Sie zu diesem Thema?

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