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Das Olympische Bildungsmagazin

Projekt 18? #IOC-countdown8

FDP-Wahlplakat 2002

FDP-Wahlplakat 2002

BUENOS AIRES. Nach erster durchwachter Nacht beginnt der Tag doch mit einem Lächeln.

Lese gerade von einer Umfrage, die dpa zu den Lebenskrönungaussichten des FDP-Mitglieds Thomas Bach in Auftrag gegeben hat. Da heißt es:

Der Glaube an eine Wahl von Thomas Bach zum ersten deutschen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist unter den Deutschen nicht besonders ausgeprägt. Nur 18 Prozent erwarten, dass der Präsident des Olympischen Sportbundes am 10. September beim IOC-Kongress in Buenos Aires die Nachfolge von Jacques Rogge antreten kann. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa.“

Dazu fiel mir sofort das Zwischenergebnis unserer Expertenumfrage hier ein.

18 Prozent.

[poll id=“25″]

18 Prozent bei dpa.

18 Prozent hier (zum Zeitpunkt der Erstellung des Beitrages).

Zufall?

Ich denke drüber nach und gehe erstmal frühstücken.

Geht’s einkaufen! Weitersagen! Es wird noch ein Titelsponsor für das Buch gesucht!

9.59 Uhr: Kleiner Frühstücksbericht. Gesichtet: Istanbuls Bewerberchef Hasan Arat, Istanbuls Cheflobbyist und Stratege Charlie Battle (Atlanta 1996 u.a.), Ex-IOC-Marketingchef und Bernie-Ecclestone-Berater Michael Payne, IOC-General Christophe de Kepper, Panams IOC-Mitglied Melitón Sánchez Rivas, Athletensprecherin und IOC-Exkomitglied Claudia Bokel, DOSB-Abteilungsleiter Südafrika Sam Ramsamy (besser bekannt als IOC-Mitglied in Südafrika) mit seiner sächsischen Gattin Helga, ein ewig lächelnder Ser Miang Ng, strahlend und gut gelaunt dem Flieger entsteigen, damit sind nun zwei Wannabe-Präsidenten vor Ort …

… und und und …

Die Arena füllt sich.

Hatte mein Frühstück mit Nenad Lalovic, das darf ich verraten, denn wir beide haben uns über die Geheimnistuerei ein bisschen amüsiert. Lalovic ist der stets optimistische Präsident des Ringer-Weltverbandes FILA aus Serbien, dessen großer Tag der 8. September ist. Danach gibt es, wie ich es sehe, eine Spontan-Fete der Ringer in einem nahe gelegenen Restaurant – und anschließend eine Woche Dauerfeiern bei der Weltmeisterschaft in Budapest. Lalovic ist eine herrliche Type, kommt aus einem „crazy country“, wie er gern sagt, ihn kann nichts aus der Ruhe bringen, er ist etwas anders (auch: normaler zugänglich) als viele andere im Business. Und, natürlich, ist Lalovic bestens in Russland vernetzt.

Er kam über New York nach Buenos Aires, ist schon etliche Tage hier, trainiert für seinen großen Auftritt und hat aus BA in einem Google+ Hangout gerade die letzten Schritte erklärt:

[youtube ybF8W-Q4otM nolink]

10.37 Uhr: Und noch eine Geschichte aus der Main-Post. Aus etwas lokalerer Sicht :

Womit er sich also selbst dope? „Mit roten Burgunderweinen“, sagte der anno 1991 noch taufrisch auftretende 37-jährige Jung-Anwalt – und freute sich selbst ein bisschen über seine Überraschungsantwort, die ihm heute garantiert nur wieder irgendwer um die Ohren hauen dürfte. Nichts auf der Welt könnte den inzwischen bestens situierten, in den höchsten Gesellschaftskreisen agierenden, freilich auch sehr häufig kritisierten 59-Jährigen mehr dazu bewegen, dergleichen zu artikulieren. Sachlich, aber hörbar unwirsch würde er den Fragesteller um ein neues Thema bitten, ein nicht gar so verfängliches. (…)

„Er ist ein Perfektionist“, fasst Hans Holzer seine vier, fast fünf Jahrzehnte engen Kontakts mit diesem Taktiker zusammen, den er als Fechtschüler kennenlernte und später als Mercedes-Mann durch die Weltgeschichte begleitete und dann und wann auch mal chauffierte: Über die Niederlassung in Bachs Studiumsstadt Würzburg, wo er regelmäßig gerne im Restaurant „Backöfele“ weilt, wickelte das IOC etwa jahrelang das „Olympic Solidarity“-Programm ab, durch dessen Gelder Autos in die sportliche Entwicklungshilfe auf dem kompletten Kontinent flossen, eine der nachhaltigeren Initiativen der hohen Olympier. „Aber es gab Fahrten, da sind wir stundenlang schweigend dagesessen, oder der Thomas hat durchgehend nur telefoniert“, erzählt Holzer – und ist trotzdem einer der wenigen Gefährten, die dem eher verschlossenen Privatmenschen Bach näher stehen als der Rest der Welt.  (…)

Und im aktuellen SPIEGEL porträtiert Alexander Osang den Fecht-Großmeister unter dem viel sagenden Titel „Der Strohmann“. Osang war seit April in Lima, in New York, in Kuwait City, in St. Petersburg, in Lausanne und sonstwo noch … und endet seinen Beitrag so:

Der Scheich (Al-Sabah/JW) braucht jemanden, der vorzeigbar ist, jemanden, auf den er sich verlassen kann. Ein Deutscher ist nicht schlecht, ein deutscher Olympiasieger noch besser. Ein glattrasierter, gutgescheitelter, mittelgroßer, zuverlässiger deutscher Olympiasieger, der mehrere Sprachen beherrscht und die Welt versteht. Je länger er über Bach und dessen Vorzüge redet, desto mehr muss man an ein deutsches Auto denken, das sich der Scheich zulegen möchte, oder an einen Schäferhund. Erst hier in der Wüste versteht man, dass Thomas Bach wirklich der beste Kandidat ist.

Weiß nicht, ob Bachs Leute die Überschrift und, zum Beispiel, diese Passage nicht gelesen haben, weil sie so happy über die Geschichte sind.

Aber: Sympathiepunkte kann Bach kaum noch machen, weder im aufgeklärten Teil Deutschland (also bei Nicht-Bild-Zeitungs-Gläubigen), da ist sein Ruf eher desaströs (und das ist wohl nicht nur Schuld hinterhältiger Journalisten), noch im IOC. Sympathiepunkte fallen (fast) aus. IOC-Präsident wird er wahrscheinlich trotzdem.

We’ll see.

17.23 Uhr: Was die anderen sagen …

17.25 Uhr: Das hätte ich fast vergessen, ich hatte das mehrfach getweetet. Abhinav Bindra, Indiens erster  Olympiasieger in einer Einzeldisziplin, ruft zu einer Petition gegen Korruption im inidischen NOK auf. Bitte unterstützen!

Abhinav ist mittlerweile Stammleser hier im Blog und versucht es mit Google Translation.

12.38 Uhr: Hatte ich mich schon über die Geschwindigkeit der Internetverbindung hier ausgelassen?

Der freundliche Jüngling, der mir gestern zwei Micro-SIM-Karten für iPhone und iPad brachte, wies grinsend daraufhin, dass da als Höchstgeschwindigkeit etwas von 128 kbit oder so stehe. Dass es so was noch gibt? Hier im Hotel bricht die Verbindung regelmäßig zusammen. Und dabei sind erst wenige Leute da.

Ich neige zur Schwarzmalerei, wenn das Netz nicht flutscht. Wie können wir nur den Transport der Daten organisieren – per Dampfer von BA nach Hamburg? Wie lange dauert so was? Wann wäre die Nachricht von Bachs Krönung dann in Deutschland und auf diesem Blog? #notfallplan

13.40 Uhr: IOC-Lobby-Dienstmeldung. Andrés Botero Phillipsbourne (Kolumbien), Sir Craig Reedie, künftiger WADA-Chef aus Schottland. Klare Überzahl aber für mindestens 50 Sicherheitskräfte in der Lobby und auf den Fluren.

(Man kann nicht mal ungestört in der Nase bohren.)

13.44 Uhr: Morgen also.

Hat die Überschrift zu diesem Blogbeitrag geholfen?

Anyway, ich nehme jede Art Fragen an den deutschen IOC-Präsidentschaftsfavoriten entgegen – auf den üblichen Vertriebskanälen.

Es muss zügig gehen, ich darf die erste Frage nicht verbocken. Muss auch was fürs Buch übrig bleiben. Und fürs Blog.

14.05 Uhr: Der IOC-Präsident (der scheidende) ist heute ebenfalls eingetroffen. Die First Lady Anne Rogge hat die ersten trifft mit IOC-Mitarbeitern letzte Vorbereitungen fürs Damenprogramm.

14.15 Uhr: Es gibt unangenehmere Arbeitsplätze. Mein Office in Buenos Aires.

ba-office

Besonders gefällt mir meine Schreibtischlampe.

14.31 Uhr: Erste Reaktionen auf den UDIOCM-Termin:

TBC

11 Gedanken zu „Projekt 18? #IOC-countdown8“

  1. Wobei das hier, man muss es leider ;) so sagen, eine offensichtlich noch immer höchst patriotisch eingefärbte Umfrage ist.

    Faktisch belegbar: Bei den Kollgen von Around the Rings kommt Bach auf knapp 7 % und bei Inside the Games auf gerade mal 2,5 und ganze 75 Stimmen.

    Wahrscheinlich haben die nicht mitbekommen, dass es in dieser Beliebtheitsskala zumindest anständig wäre, unser UDIOCM nicht auch noch unter die Werte der Zombie-Partei FDP (irgendwer schrieb: nicht richtig lebendig aber auch nicht totzukriegen) absinken zu lassen.

    Tu mal was, jw!

  2. Sympathiepunkte fallen (fast) aus. IOC-Präsident wird er wahrscheinlich trotzdem.

    Nicht: trotzdem. Deshalb!

    Ich drücke so dermaßen die Daumen, die sind schon ganz blau.

  3. Die Frage ist doch hier auch: „Wer soll Präsident werden?“ und nicht wie bei DPA „Wer wird’s?“. Da hätte ich sicherlich dann auch anders geantwortet.

  4. Weiß nicht, ob Bachs Leute die Überschrift und, zum Beispiel, diese Passage nicht gelesen haben, weil sie so happy über die Geschichte sind.

    Interessant, dass sie das sind. Da würde ich doch mal vermuten, sie sind happy, weil der SPIEGEL gänzlich auf Recherche verzichtet und statt dessen auf Reisebegleitung für eine nette, flüssig lesbare Geschichte gesetzt hat. (Ähem, Singen: Weil er z.B. noch nicht einmal das mit der „deutsch-arabischen Handelskammer“ kapiert hat.)

    Oder schlicht, weil der „Strohmann“ nun überhaupt keine Überraschung für selbigen ist, sondern irgendwie die Realität ;)

  5. Viel wichtiger als die Frage, wer der neue IOC-Präses wird ist für mich, wohin die Spiele 2020 gehen. Wer gilt denn da im Moment als Favorit?

  6. @ Henning: Für 2020 ist es schwerer als die Vorhersage des neuen IOC-Präsidenten. Schau Dir unser Voting an, da gibt es einen Favoriten:

    http://www.jensweinreich.de/ioc-voting/

    Als ich anreiste, habe ich aus Gründen viel über Tokio nachgedacht. Jetzt denke ich doch wieder: Madrid. Aus Gründen :), die ich oft beschrieben habe.

    Verzeihe, wenn die präsidiale Frage hier und im Buch Vorrang hat. Olympia wird in zwei Jahren wieder vergeben. Ein IOC-Präsident wird sehr wahrscheinlich erst 2025 wieder gewählt.

    @ Klaus: Richtig. Das weiß ich. Das geht aus dem Zitat und unserer darunter eingestellten Umfrage (bzw der FRAGE) hervor. Ich habe die Fragen keinesfalls gleichsetzen wollen. War allein auf die 18 Prozent aus, die ich sehr lustig fand.

  7. @notfallplan
    gibt es denn keinen IOC-Sponsor, der sich für Internet zuständig fühlt? Wie machen denn das die Bosse — die werden sich ja kaum mit so einer dünnen Leitung abspeisen lassen?! Und überhaupt — SIM-Karten? Gibt es kein (W)LAN da unten? Oder hast du dir einen Bären auf deinen gepeinigten Rücken binden lassen?

    @fragenkatalog
    eins vorweg: kapern geht gar nicht — schon allein wegen der für einen FDP-Mann gerade in Wahlkampfzeiten wenig opportun erscheinenden sprachlichen Nähe zur Piratenpartei.

    In Anbetracht des Übertragungstempos wird es das Interview auch kaum als Audio, geschweige denn Video geben?

    Was die Fragen angeht: mal abgesehen von der offensichtlichen Frage nach der Beurteilung seiner Wahlchancen (FDP, 5%-Hürde!), auf die er wohl zumindest keine klare Antwort geben würde… wobei so eine gepflegte Stimmen-Schätzung im Scheich-Style natürlich schon ihren Charme hätte…

    Auf der Hand liegt wohl auch die Frage, ob er denn sehr nervös ist (überhaupt DIE sportjournalistische Einstiegsfrage schlechthin: „Herr Dr. Bach Thomas! Wie fühlst du dich gerade?“) — angesichts des aggressiven juristischen Vorgehens Informationsvortrags gegenüber nachfragenden Journalisten kann man ja schon auf die Idee kommen, dass da der eine oder andere Nerv blank liegt… oder sieht er diese Briefe als proaktiv deeskalierenden Info-Service?

    Evident auch die Frage nach seinem 100-Tage/Wochen/Monate-Programm als IOC-Boss. Das steht schon in seinem Bewerbungs-Dossier? — Macht nichts, offiziell ist das ja geheim.

    Zum unvermeidlichen Thema „vielfältige Lebenssachverhalte“ würde mich noch interessieren: Würde er im Falle seiner Wahl einige seiner Ämter niederlegen/ruhen lassen? Was macht er, wenn er verliert?

  8. Wie, keine Sympathiepunkte für TB???

    dabei hat sich sein Heimatsender SWR mit dem Propagandafilm „Thomas Bach persönlich“, in dem der Name Daßler nicht ein einziges Mal erwähnt wird, doch soviel Mühe gegeben… Bach hört Bach in der Kirche, Bach spielt Schafskopf mit alten Freunden, Bach steht für die Olympischen Ideale…

    Mal sehen, ob die Kollegen vom WDR heute um 22h „TB – Der neue Herr der Ringe?“ journalistischer an die Sache herangehen.

  9. Pingback: Your questions, please! Interview mit Thomas Bach : sport and politics

  10. Kurz fassen, bitte!

    Es gibt dafür einen neuen Beitrag.

    cf, für diese Formulierung „sieht er diese Briefe als proaktiv deeskalierenden Info-Service?“ bekommst Du von mir eine weitere symbolische Goldmedaille.

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