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Das Olympische Bildungsmagazin

Originale lesen! Pflichtlektüre zum Sportausschuss: das BMI zur Causa Erfurt

von Grit Hartmann und Jens Weinreich

Aus dem politischen Berlin hört man, Dagmar Freitag (SPD), die Vorsitzende des Sportausschusses des Bundestages und Vizepräsidentin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), sei heute gar nicht amused gewesen, als sie den gestrigen Blogeintrag lesen musste. Schon wieder wurden hier Dokumente der Ausschusssitzungen, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, vorab veröffentlicht.

Echt wütend sei Frau Freitag gewesen, berichten Informanten aus dem Bundestag. Bestimmt wieder nur so ein ungeprüftes Gerücht, das im Internet schnelle Verbreitung findet, oder?

Derlei Veröffentlichungen müssten Folgen haben, wurde in Reichweite der Sportausschuss-Chefin wohl getobt. Was tun? Auch noch diesem Blog eine Nichtöffentlichkeit verordnen?

Für Transparenzallergiker wie Frau Freitag und deren Sportkameraden Riegert (CDU/FC Bundestag) und Günther (FDP), vor allem aber für die interessierte Öffentlichkeit: hier nun das nächste Dokument zur Causa Erfurt.

Nachzutragen war noch die Stellungnahme des Bundesministeriums des Innern (BMI). Das zehnseitige Papier liegt seit heute vor – exklusiv, wie so oft, in diesem Blog:

Was ist wichtig?

Einige Ansätze nach erster Lektüre:

Unter Punkt 8 behauptet die Ministerialbürokratie – entgegen der fundierten Meinung von Experten wie etwa Georg Engelbrecht -, die in Erfurt praktizierte UV-Behandlungsmethode sei …

… erst nach der ab 01.01.2011 geltenden, insoweit geänderten WADA-Liste als ‚Entnahme, Manipulation und Rückführung von Vollblut in das Kreislaufsystem‘ eindeutig verboten.“

Von 2004 bis 2010 habe es diese Spezifizierung nicht gegeben, heißt es …

… vielmehr findet sich ‚Blutdoping‘ unter M.1.1 mit der Überschrift ‚Erhöhung des Sauerstooftransfers‘. Ob hierunter die UV-Bestrahlung fällt, obwohl keine wissenschaftlich nachweisbare Erhöhung des Sauerstofftransfers stattfindet, erscheint zumindest nicht zweifelsfrei.“

„Nicht zweifelsfrei“?

Der Standpunkt der WADA wird in der Sportabteilung des BMI zumindest wahrgenommen:

Die WADA selbst vertritt – nach zunächst widersprüchlichen Auskünften – nunmehr die Auffassung, dass die besagte Behandlungsmethode auch nach den WADA-Listen 2005 – 2010 verboten war, lässt dies aber weiter durch wissenschaftliche Experten prüfen. Dieser Auffassung hat sich die NADA grundsätzlich angeschlossen.

Einen weiteren Vorgeschmack auf die „juristische Bewertung/ Interpretation der Verbote“, die nun in der Bonner Graurheindorfer Straße abgewartet wird, wird RA Engelbrecht am Mittwoch im Sportausschuss liefern – und zwar unter Berufung auf lange zurückliegende Urteile des Weltsportgerichtshofes CAS. Man wird das im BMI vielleicht nicht unbedingt gern hören.

Das legt zumindest die Parteinahme für den Vertragsarzt des Erfurter OSP und / oder die mindestens 30 in den Fall verwickelten deutschen Höchstleister nahe. Das Entlastungsargument des BMI, der Olympiastützpunkt Thüringen habe von der NADA „nur eine nicht eindeutige Antwort zu einem Verbot“, eine „tendenziell ablehnende“ erhalten, zieht ja nicht wirklich. Eingedenk der einzigen, doch unmissverständlichen Auskunft der NADA an den Olympiastützpunkt Thüringen. Sie lautete bekanntlich:

Aus Dopinggesichtspunkten haben wir uns immer strikt gegen jede Eigenblutbehandlung ausgesprochen.

Das Herunterspielen des BMI ist zweckgerichtet, wie in den meisten anderen heiß diskutierten Fällen zuvor (BDR et al): „Als Voraussetzung für „zuwendungsrechtliche Konsequenzen gegenüber dem OSP“, also die Rückforderung von Fördermitteln, gilt nämlich ein „zurechenbares sowie dopingrelevantes Verhalten der Honorarkraft“. Dafür fehle „eine abschließende sportrechtliche Würdigung der Blutbehandlung durch den behandelnden Arzt“. Wir gehen mal davon aus, dass das nur missverständlich formuliert ist – dass also das BMI nicht darauf wartet, bis der Mediziner „dopingrelevantes Verhalten“ selbst erklärt

Gemeint ist wohl: Man wartet den Ausgang der von der NADA eingeleiteten Dopingverfahren ab. Die NADA führt zwei, gegen die Eisschnellläuferin Judith Hesse und den Radler Jacob Steigmiller. Das ist bekannt. Neu: Die NADA hat schon ein Verfahren, das einen im Jahr 2011 mit der dubiosen Methode behandelten Athleten betraf, eingestellt. Ob es dafür eine einleuchtende Erklärung gibt, das werden ihre Vorstände Andrea Gotzmann und Lars Mortsiefer am Mittwoch womöglich nichtöffentlich wissen lassen.

[Die Nada hat schon wissen lassen. Siehe Nachtrag unten.]

Dem BMI dürfte es recht sein. Schließlich definiert sich das Ressort von Hans-Peter Friedrich (CSU) selbst als „Partner und Förderer des Spitzensports“. Wo kämen wir denn hin, wenn das in Erfurt mit dem aus Steuermitteln finanziertem Blutservice Doping gewesen wäre. Genau dahin: „Das BMI – Partner und Förderer des gedopten Spitzensports“.

Nur einige weitere Aspekte:

  • Als Zeichen für energisches Durchgreifen will das BMI vermutlich die Mitteilung gewertet wissen, dass es per Mail am 14.2. bei der Erfurter Staatsanwaltschaft angeregt hat, einen möglichen Abrechnungsbetrug bei Franke zu untersuchen. Franke hat ja bekanntlich die UVB nur bis November 2008 exakt abgerechnet, dann nur noch pauschal, bis die Staatsanwaltschaft im April 2011 bei ihm einmarschierte. Die telefonische Auskunft des Oberstaatsanwaltes Hannes Grünseisen auf die Frage, ob man dergleichen erwäge, lautete bereits vor drei Wochen: „Wir führen auch weiterhin nur ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz.“
    Die Kernfrage ist in Wahrheit natürlich auch eine ganz andere: Wie pauschal dürfen an einem deutschen Olympiastützpunkt medizinische Behandlungen von Topathleten abgerechnet werden?
  • Zahlungen: zwischen 2005 und 2008 flossen rund 7000 Euro Steuergeld in die Blut-Fürsorge, im Durchschnitt 1750 Euro pro Jahr. Eine UVB kostet maximal 40 Euro. Ergo dürfte Franke durchschnittlich pro Jahr rund 45 Blutbestrahlungen verabreicht haben, eher mehr. Diese Zahl liegt deutlich höher als die bisher bekannten. Vergleicht man das mit den Gesamthonoraren für Franke in den Jahren, als er pauschal, ohne den Vermerk „UVB“ abrechnete (2009: 7500 und 2010: 6600 Euro), dann lag überdies ein bemerkenswert hoher Anteil seiner medizinischen Betreuung für Höchstleister im Blut-Service.

Übrigens: Auch der Name von Claudia Pechstein, die ja standhaft jede Auskunft verweigert, wie sie auf die Patientenliste des Erfurter Blutbestrahlers geraten ist, taucht in dem BMI-Dokument auf (Seite 9 unten). Sogar mit einer neuen Information: Die Staatsanwaltschaft München führte das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt im Fall Claudia Pechstein, das in der Erfurter Spur endete, unter dem eingängigen Namen „EV Kufe“.

Wie wird wohl nun das Erfurter Verfahren heißen? EV Spritze? EV Infekte? Oder ganz einfach: EV Spitzensport?

Nachtrag, 20. März 2012, 11.02 Uhr:

Die NADA teilt auf Anfrage schriftlich mit:

Im Fall eines Sportlers hat die NADA das Ergebnismanagement durchgeführt, aber kein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Der Sportler hat glaubhaft gemacht, dass er in den von der NADA vorgehaltenen Zeiträumen nicht in der Praxis von Herrn Franke war und auch keine UV-Behandlung des Blutes erhalten hat – belegt mit einem ärztlichen Attest.

Weitere Anhaltpunkte, die einen Verstoß des Athleten gegen Anti-Doping-Bestimmungen begründen und insbesondere den Urkundsbeweis (Attest) in ausreichender Weise erschüttern können, lagen uns nicht vor. Deshalb war das Verfahren einzustellen.

Und hier noch frisch das Papier von Professor Fritz Sörgel für den Ausschuss:

72 Gedanken zu „Originale lesen! Pflichtlektüre zum Sportausschuss: das BMI zur Causa Erfurt“

  1. @ Ingo Dubinski: Mal davon abgesehen, dass Sie eine gefakte Email-Adresse hinterlassen und ich Ihren „Kommentar“ deshalb ohnehin löschen müsste, darf ich Ihnen sagen:

    Dokumente, die Verfasser und Empfänger (noch) nicht veröffentlicht sehen wollen, werden hier veröffentlicht und einer ersten Kritik unterzogen – sowie öffentlich zur Diskussion gestellt.

    Damit sind, wenn Sie so wollen, zwei und mehr Meinungen automatisch gegeben.

    Das nennt man Journalismus. Das ist sogar sehr moderner Journalismus, zum Beispiel deshalb, weil sich in den herkömmlichen Qualitätsmedien kaum in diesem Metier kaum ein (oder überhaupt kein) Autor einer Diskussion stellt, seine Arbeitsergebnisse und seine Arbeit zur Diskussion stellt.

    So ist das.

    Objektivität?

    Oh, ein weites Feld.

    Zunächst einmal ist jedes Wort, das fabriziert wird, per se subjektiv. Aber okay, kein philosophischer Diskussionsansatz. Nur soviel:

    Der so genannte „objektive Journalismus“ ist eine Schimäre. Der Begriff wird meistens nur verwendet, um alles andere als Journalismus zu beschreiben. Meist das Gegenteil. Und um Journalismus zu unterdrücken.

    Hier wird im besten und sehr aufrechten und transparenten Sinne subjektiver Journalismus betrieben. Aufklärender Journalismus, transparenter Journalismus. Hier stellt sich der/stellen sich die Autoren der Diskussion, gestehen Fehler ein und lernen – öffentlich.

    Hier will Mann sich der Wahrheit (sorry, auch so ein Begriff, den ich vorsichtiger benutzen sollte) im Kollektiv nähern. Wenn das im Einzelfall gelingen sollte, näherten wir uns vielleicht sogar der, nun ja, Objektivität.

    Aber wie gesagt, da Sie falsche Email-Angaben machen, sind Sie es eigentlich nicht wert, dass ich Ihnen so viel Zeit schenke.

  2. Seite 4:

    …auch die intramuskuläre, orale, intravenöse Verabreichung von Kleinstmengen Vollblut (1 Tropfen bis maximal 5 ml, tw. auch UV-bestrahlt), homöopathisch aufbereitet (stark verdünnt)

    Und da wird behauptet, die Journalisten hätten Blut geleckt…wer hat denn damit angefangen? Das ist ja widerlicher als in Karikaturen.

  3. Hier wird im besten und sehr aufrechten und transparenten Sinne subjektiver Journalismus betrieben. Aufklärender Journalismus, transparenter Journalismus. Hier stellt sich der/stellen sich die Autoren der Diskussion, gestehen Fehler ein und lernen – öffentlich.
    Hier will Mann sich der Wahrheit (sorry, auch so ein Begriff, den ich vorsichtiger benutzen sollte) im Kollektiv nähern.
    Wenn das im Einzelfall gelingen sollte, näherten wir uns vielleicht sogar der, nun ja, Objektivität.

    Jens, gestatten Sie, dass ich erst einmal ein wenig grübele ?

  4. Als die „Affäre“ öffentlich wurde, war ich sehr empfänglich für eine deutliche und harte Kritik an dem Arzt, dem OSP und den betreuten Sportlern, weil für mich die Vermutung nahe lag, dass dort nicht nur mit diesen Kleinstmengen behandelt wurde. Mittlerweile kommt aber in dieser Richtung nichts nach. Vor diesem Hintergrund kann man m.E. nicht einfach ausblenden, dass eben nicht nur den schon Genannten eine erhebliche Fahrlässigkeit und Verantwortungslosigkeit vorzuhalten ist, sondern bezogen auf die Jahre 2007 bis 2010 auch NADA & WADA. Dass beide nunmehr und nachdem die Angelegenheit öffentlich geworden ist, von eindeutiger Rechtslage sprechen, ist zwar in der Sache wohl zutreffend, verbirgt aber nur das eigene Versagen. Genau diese Auskunft hätte beiden nicht erst jetzt, sondern bereits vor vier Jahren oblägen.

    Letztlich handelt es sich wohl nur um eine kleine, eher kuriose „Dopingaffäre“, in der alle Beteiligten höchst verantwortungslos handelten und in der es nicht leicht fällt, nach den gängigen Kriterien von Gut und Böse zu urteilen.

  5. Herbert, wenn Sie grübeln müssen, dann müssen soe grübeln. Das will ich Ihnen nicht nehmen. Aber Sie machen mich jetzt bitte nicht wieder für die Arbeit und Diskussions-Abstinenz anderer Medienschaffender verantwortlich, bitte.

  6. @Alexander

    Ich halte es für nachvollziehbar, dass man sozusagen auf das ganz große Ding wartet. Halber Liter, Blutbeutel etc.pp.

    Nur ein Einwurf zum von Ihnen Gesagten, aus einem DLF-Beitrag vom 15.1.2012:

    Auch ein aufgezeichnetes Telefonat, noch von den Münchnern zu den Akten gegeben, entlarvt angeblich diesen Sportler: In dem empfiehlt er die Spezialität des Erfurter Doktors einem anderen Athleten. Der äußert Bedenken, fragt, ob das nicht Doping sei. Antwort des Tippgebers: UV-Bestrahlung sei doch nicht nachweisbar. Eindeutiger kann ein Höchstleister kaum formulieren, dass er dopt und sich dessen bewusst ist. Staatsanwalt Grünseisen, nach diesen Akteninhalten befragt, sagt nur, das könne seine Behörde „nicht kommentieren“.

    Heißt: Womöglich mag es Athtelen geben, die tatsächlich nicht gewusst haben, dass sie sich einer problematischen Behandlung unterziehen. Womöglich gilt das nicht für alle.

  7. @Grit Hartmann

    Unabhängig von dem Zitat habe ich natürlich auch die Vermutung, dass es da einige Athleten gibt, die bewusst diese Behandlung zu unlauteren Zwecken gesucht haben. Immerhin sind da ja einige mit nicht ganz unzweifelhaften Ruf dabei, ums vorsichtig zu sagen. Ich bin auch ganz Ohr für Andeutungen von Insidern, dass es in der Affäre Umstände gab, die man aus rechtlichen Gründen mangels ausreichender Beweislage noch nicht öffentlich sagen darf ;-)

    Trotz alledem wirken alle diesbezüglichen Verlautbarungen bislang zumindest ein klein wenig bemüht. Gerade das obige Zitat, das natürlich ein Unrechtsbewusstsein des Tippgebers klar formuliert, deutet zumindest auf der anderen Seite auch an, dass die Behandlung sich eben auf diese UV-Bestrahlung beschränkte, es ein größeres Ding eben nicht ist. Bei jenen Athleten, in deren Fall man – nach sorgfältiger Prüfung – guten Glaubens davon ausgehen darf, dass sie möglicherweise nichts davon ahnten, wünsche ich mir daher Nachsicht und nicht eine förmlich sicher mögliche Verurteilung.

  8. @Alexander
    Auch diesen Wunsch kann ich nachvollziehen, absolut, ohne jede Ironie.

    Aber es sind tasächlich noch einige Fragen offen, zunächst unabhängig von Verurteilung/Nicht-Verurteilung von Athleten. Einige resultieren z.B. aus der bekannten Praxis der UV-Bestrahlung: Nicht einmal bei Alternativmedizinern (die noch dazu mit angeblicher Verbesserung der Sauerstoffkapazität werben, wie auch derzeit der Gerätehersteller, von dem Franke sein Gerät bezogen hat), ist es üblich, eine nur einmalige UVB bei Infekten vorzunehmen, eher wird es verkauft zur Infektprophylaxe. UVB wird gewöhnlich in Kuren praktiziert, mindestens viermal hintereinander – bis zu acht Mal.

    Nun soll Franke aber angeblich auch einige abgeblich an Infekten erkrankte Athleten nur einmalig so „therapiert“ haben. Das kann gar nichts bringen, bei allen ohnehin infrage zu stellenden Wirkungen. (Siehe auch Sörgel oben.)

    Fragen, die sich daraus ergeben:
    – Gab es tatsächlich Athleten, die nur einer einmaligen UVB unterzogen wurden, oder gibt es, mit aller Vorsicht gefragt, ausdrücklich als Frage und Vermutung formuliert: Lücken in der Dokumentation?
    – Wie wirkt UVB physiologisch, wenn sie mehrfach verbreicht wird, so wie das beispielsweise im DDR-Spitzensport praktiziert wurde?

    Da besteht schlicht Aufklärungsbedarf. Keiner für den Sportausschuss, eher für die Staatsanwaltschaft oder auch die Nada. Die zweite Frage ist, sollte die WADA – wie man annehmen kann – bei der Position bleiben, dass UVB immer verboten war und weil es dann auf tatsächliche Leistungssteigerung gar nicht ankäme, sogar nur von eher: Hobbyinteresse ;-D

  9. ich muss zugeben, dass auch ich das ganze etwas merkwürdig finde: wenn die lage sportjuristisch wirklich so eindeutig sein sollte, wie von engelbrecht (oder wohl auch howman) postuliert — warum rödelt die nada dann seit monaten rum, ohne irgendwie vernehmbar zu potte zu kommen? das passt ja irgendwie nicht so recht zusammen. und könnte nicht die wada, wenn sie mit dem nationalen procedere nicht einverstanden ist, die sache in die hand nehmen? oder müsste dafür erst national ein urteil gefällt werden, dass dann vor dem cas angefochten werden kann?

    und was die zitate aus dem telefonat angeht — die eröffnen zwar tiefe einblicke in die moralischen abgründe, die sich hinter der ach so sauberen fassade auftun, aber sportjuristisch dürfte eine solche aussage doch ebenso wenig von belang sein wie die frage ob eine methode tatsächlich geeignet ist, die leistung zu steigern?!

    so bleibt am ende die befürchtung, dass man so, vorsichtig formuliert, nicht unbedingt nur die richtigen erwischen würde. die aussagen von marcel kittel gegenüber jonathan sachse fand ich damals beispielsweise sehr offen und, ja, sympathisch. der punkt ist doch, dass sich (insbesondere junge) sportler auf die aussagen ihrer ärzte, trainer, sonstigen verantwortlichen verlassen können müssen. es kann jedenfalls [EDIT: nicht] aufgabe der sportler sein, sich für jede behandlungsmethode erst ein gutachten von der wada einzuholen. und die monatelange prüfung durch die nada lässt es zumindest fragwürdig erscheinen, ob es sich in diesem fall wirklich um einen offenkundigen verstoß gegen den wada-code handelt. insofern sehe ich hier vor allem die stützpunkte, vereine und verbände in der pflicht, solche fragwürdigen praktiken gar nicht erst zuzulassen.

  10. Grit,
    ich mache mal das, was Sie gern – in diesem Fall aus Hobbyinteresse :D – machen.

    Ich nehme mal an, dass Sie das Telefonat auf eine/n Ihnen gut bekannte/n Sportler/in beziehen. Nun frage ich mal, woher Sie den Namen haben und ihn andererseits ausdrücklich als no name tendenziös verwenden ? Ich unterstelle Ihnen das einmal, obwohl ich es nicht weiß bzw. wissen kann. Allerdings ist das genau die prinzipielle Vorgehensweise, die Sie im diskutierten Kontext anwenden, und die ich nicht akzeptieren kann.

    Andererseits umfahren Sie weiträumig die allen bekannten, durch Stellungsnahme und Verhalten von NADA und WADA selbst geschaffenen Irritationen. Sie setzen wahrscheinlich eher darauf , dass die WADA Kraft ihrer instituionellen Macht sich einfach über ihre eigene tatsächliche, zumindest zeitweilige Regelschwäche hinwegsetzen wird und nach langem Schweigen rückwirkend das für richtig erklärt, was ihr in den Antidoping“kram“ reinpasst. Sorry, das nenne ich dann abhängige Fokussierung und im Falle der WADA Willkür und tendenziöse Anwendung des WADA-Codes.

    Nur zur Klarstellung, ich verteidige kein Doping. Ich lehne jedoch vehement o.g. Prozedere zur „Dingfestmachung von Dopern“ schlicht und einfach ab. Dieses Vorgehen hat auch nichts damit zu tun, dass der Sport unabhängig vom Rechtsstaat seine Regelkonformität sicher stellen muss. Gibt das sportspezifische Verhalten des Sportlers Raum für Argwohn und Zweifel, dann darf das jenseits von vorauseilender sportrechtlicher Verurteilung angemessen betrachtet werden. Gibt ein Sport- oder Kontrollorgan Raum für Zweifel im Verständnis und der Anwendung seiner Regeln, dann sollte man das nicht ignorieren, sondern auch thematisieren.
    Bei fragwürdigen Fällen wie die Causa Erfurt und Franke und alles was dahinter stehen mag, wäre es nur fair und vernünftig, alle betroffenen und involvierten Seiten mit gleichem Maß zu messen. Und das vermisse ich und daher meine Kritik, die der Hausher in die Nähe von Verschwörungstheorien befördert hat.

  11. @cf
    Diese Aussage (der Mitschnitt) ist schon nicht unbedeutend – sie hat mit nach Erfurt zu dem Mediziner geführt. Deshalb war sie zumindest für die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens im Oktober 2010 gegen den Arzt relevant.
    Sportrechtlich für andere Athleten ist sie das nicht. Nur, der Punkt ist eben, darauf verweist Sörgel oben, dass im Sport das Prinzip der strict liability gilt. Das greift, wenn die Methode verboten war (wovon ich, soviel Subjektivität sei gestattet, ausgehe). Auf die Dopingabsicht kommt es dann nicht an, auf die Leistungssteigerung auch nicht.

    Stimme aber zu, dass das in einzelnen Fällen – sollten Athleten dort gewesen sein, die wirklich an die Infektbehandlung geglaubt haben, sollte das keine Schutzbehauptung sein – bedauerlich wäre. Und ich stimme generell zu, dass die Verantwortung natürlich ebenso beim OSP und den Betreuern liegt.

    Im Lichte aller Informationen ist es schlicht auf diesen Fakt zu reduzieren: Es gab nie irgendeine Art Genehmigung für die Anwendung dieser Methode. Nur die angebliche Behauptung des Arztes, das sei kein Doping. Und es liegt eine Menge vor, das sagt: Das hätte er besser wissen müssen – wenn er es denn nicht besser gewusst hat. Zum Beispiel dieser Mitschnitt eines Telefonates.

  12. @Herbert
    Auf Unterstellungen antworte ich nicht. Sie können gern als „tendenziös“ bwerten, was auch immer Sie so bewerten möchten. Damit habe ich kein Problem.

    Zum „Hobbyinteresse“ gern. Meinte hier: Die exakte Wirkung dieser Methode, auch eine evtl. leistungssteigernde, ist für die sportjuristische Bewertung unerheblich. Wenn er denn gilt, gilt der simple Grundsatz: Entnahme und Rückführung von Blut sind verboten.
    Sie ist auch tatsächlich ein spezifischeres Thema (das z.B. in der aktuellen Schulmedizin nicht interessiert, weil dort als Scharlatanerie klassifiziert), sodass es schon fast Hobby ist, sich damit zu befassen. Kann manchmal dennoch zum Beruf gehören.

  13. @Grit Hartmann

    Ich halte es für nachvollziehbar, dass man sozusagen auf das ganz große Ding wartet. Halber Liter, Blutbeutel etc.pp.

    Das scheint ja eher in die andere Richtung zu gehen, siehe oben: „So, lieber Sportler XY, hier habe ich ihr Blut, mit UV behandelt, auf D10 verdünnt und auf Globuli gezogen. Dreimal 10 davon, nach den Mahlzeiten.“
    Unfassbar so was…zwar wohl wirklich nicht verboten, zumindest diese Methode, aber dennoch. Woher stammt das denn? Ich meine nicht „aus dem kranken Hirn eines Homöopathen“, sondern die Anweisung.

  14. „Orale“ Bluteinnahme hatte ich bisher auch klar woanders verortet … für den Sport noch nie davon gehört.
    Dazu, wie das sonst mit homöopathischen Kleinstmengen funktioniert, von manchen gedacht ist etc., hat der Kollege Sebastian Krause kürzlich einen schönen Beitrag fabriziert:
    Eigenbluttherapie auch für Spitzensportler?

  15. “Orale” Bluteinnahme hatte ich bisher auch klar woanders verortet

    Bei Interesse verkaufe ich folgenden Titel:
    Bis(s) zur Dopingsperre
    ;-)

  16. Politische Aufregung hat zu mindestens 50% einen Schauspielfaktor. Wie ist es sonst zu erklären, dass die Obleute längst den Kamerateams von ARD und MDR die Erlaubnis erteilt haben, zu Beginn der Sportausschusssitzung Aufnahmen zu machen? Die Politiker genießen es also doch, wenn es zu Beginn mal bummst, und wenn Nebel und Krach verschwunden sind und die Fernsehkameras Rotlicht haben und die Journalisten fragen: „Wie bewerten Sie die Situation?“, ja dann ist doch alles wieder gut im Politikgeschäft. Kamera und Mikrofon wirken halt als kalmierende Leckerli’s für Ausschussvorsitzende und Sportsprecher sowie für Regierungsseite und Opposition.

  17. Pingback: Heute in Berlin: Erfurter Blutbestrahlung mit SteuergeldDaniel Drepper | Daniel Drepper

  18. Klaus Riegert bei Daniel Drepper lohnt das Zitat:

    CDU-Sportsprecher Klaus Riegert bezeichnet die Anträge der Opposition auf Anfrage als Scheinanträge und Schaufensterpolitik. “Gleichzeitig sind die gestellten Forderungspunkte mit einer nicht hinzunehmenden Vorverurteilung der Athleten und beteiligten Akteure verbunden”, schreibt Riegert weiter. Zudem werde die Finanzierung der NADA „zu Unrecht mit den Vorkommnissen am OSP in Erfurt in einen kausalen Zusammenhang gestellt.“ Rückforderung von Steuergeld könnten „erst nach Klärung des Sachstandes erwogen werden.“

    „Zu Unrecht“ in einen „kausalen Zusammenhang“ gerückt? Da wird die Nada den Mann aufklären können über Kosten, die jetzt schon für die zwei laufenden Verfahren anfallen. Aber das wird ihn wenig interessieren, den Sportsprecher der Unionsfraktion, die eben auch bei der Kürzung von Geldern für die Dopingbekämpfung nichts anderes ist als Erfüllungsgehilfe der BMI-Sportabteilung, deren parlamentarisches Schein-Schaufenster sozusagen. Und die Olympiastützpunkte mal unter die Lupe nehmen? Wieso denn? Erfurt = ein Einzelfall. Sicher ist das alles aber im Interesse der „Chancengleichheit“ deutscher Medaillenkandidaten.

  19. Speziell für Herrn Riegert…

    FAZ (30.01.):

    Auf die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) rollt eine Welle von sportgerichtlichen Verfahren zu, die ihre Kapazitäten sprengen könnte.

    SpOn (30.01.):

    Dass bislang nur zwei Fälle verfolgt wurden, hatte die Nada-Vorsitzende Gotzmann mit der „Größenordnung der Angelegenheit“ erklärt. „Ich kenne keine Agentur der Welt, die das von heute auf morgen so umsetzen und bewältigen kann. Wir planen das intensiv, was unsere personellen und finanziellen Ressourcen angeht“, sagte Gotzmann in dem am Sonntagabend ausgestrahlten ARD-Bericht.

    FAZ (01.02.):

    [Die Nada] übernimmt aber mitunter auch das Risiko der Prozesskosten. Würde die Nada in den 30 von der Staatsanwaltschaft genannten Fällen rund um den Erfurter Mediziner F. gleichzeitig das volle Programm fahren, dann stünde bei einer Niederlage vor dem Deutschen Sport-Schiedsgericht (DIS) wohl die Existenz der Institution auf dem Spiel.

    Zeit online (28.02.):

    Auf die Nada käme eine Prozesslawine zu. Wäre nicht schlecht, wenn dann genug Geld im Haus wäre. Doch den Dopingjägern droht das Geld auszugehen, ausgerechnet jetzt.

  20. Markus Völker in der taz: Hinter dem schützenden Kokon

    Die Stellungnahme des Innenministeriums folgt dieser Rechtssprechung nicht. Die Vorsitzende des Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD), sagte gestern, sie sei „enttäuscht von dem Papier“.

  21. Mir erschließt sich nicht so ganz, wie Dagmar Freitags Stellungnahmen immerzu eingeordnet werden. Am Wochenende und nun wieder hat sie erklärt, sinngemäß, Schwerpunkt der Sitzung sei es, a) herauszufinden, ab wann „jeder gewusst“ haben müsse, dass die Methode verboten gewesen sei und b) ob sie ab diesem Zeitpunkt noch aus Steuergeldern finanziert worden sei.

    Zumindest bei b) ist das von ihr kritisierte BMI ja nun deutlich weiter. Dem ist seit Anfang Februar klar, dass die Blutbestrahlungen durchgehend aus Steuergeldern bezahlt worden sind – bis zur Durchssuchung der Staatsanwaltschaft im April 2011 bei Franke.

    Und zu a): Womöglich weiß auch heute noch nicht „jeder“, dass die Methode verboten ist, irgendwo in Hinterposemuckel, wo vielleicht auch ein Leichtathlet trainiert. Womöglich weiß nicht einmal „jeder“, wo Erfurt liegt ;-D

  22. Wer hat überflüssiges Venture-Capital rumliegen? Wer macht mit? Ich gründete gerade die American Industries Ltd (Sitz: Cayman Islands). Wir machen eine Kette von Sonnenstudios auf, in deren Hinterzimmern wir an ausgesuchte Kunden in alte Vivilröhrchen gestopfte Traubenzucker-Bonbons verkaufen. Vorher lassen wir da und dort fallen, das was wir dort verkauften sei „eventuell als Doping streng verboten“ aber „jedenfalls keineswegs nachweisbar“ (mit Laborbefund als Beweis!). Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, welche Farbe die Pandaledersitze in meinem Maserati haben sollen.

    btw: Sollten tatsächlich in einzelnen Fällen Athleten dort gewesen sein, die wirklich an die Infektbehandlung geglaubt haben, bei denen das also keine Schutzbehauptung war, dann fände ich das gleichwohl eher so mittel-bedauerlich. Zum einen sollte einer Sperre ein Schadensersatzanspruch gegen Arzt, OSP und/oder Behörde entgegenstehen. Zwar hätte man im Falle einer gerichtlichen Eskalation gewisse Schwierigkeiten beim Nachweis der Schadenshöhe. Aber ich könnte mir vorstellen, dass man eine solche so unbedingt vermeiden wollen würde, dass sich da attraktive außergerichtliche Lösungen finden müssten.

    Und zum anderen finde ich auch, dass man an volljährige Sportler den Anspruch richten darf, wenigstens ab und an für ein Mü nachzudenken, bevor sie machen, was andere einem anraten. „Hey, mein Blut abzapfen, mit hochenergetischen Strahlen beschießen und wieder zurückleiten, klingt wie eine super Idee!“ Nein, klingt es nicht.

    Erinnert mich wieder an Ulle und seine klasse Verteidigungsstrategie, er habe sich vom großen und vor allem wildfremden Unbekannten in der Disse eine Pille rüberschieben lassen. Bei dem ich mich damals schon gefragt habe, ob er das ernst meint und wie ihn das bitte entlasten solle. Und ob er erwarte, nach diesem, nunja, Geständnis noch von irgendjemandem als ernstzunehmender Leistungssportler betrachtet zu werden. Um den Vergleich näher an die Erfurter ranzuführen, müsste man sich allerdings wohl vorstellen, auf der Tablette des Unbekannten hätte unübersehbar der Schriftzug „Concor (R)“ geprangt.

  23. @sternburg: Die Geschäftsidee kling vielversprechend. Ich würde einsteigen, allerdings nur mit einem dreistelligen Betrag. Mehr steht derzeit nicht zur Verfügung.

  24. @sternburg
    cayman island klingt schonmal gut — aber vielleicht sollten wir nochmal über den namen reden? wäre sunshine ltd nicht passender? oder moonlite inc. oder so? mit sportstrong würde es wohl leider ärger geben. aber mal im ernst — ein posten als very senior vice president müsste für mich dabei schon herausspringen. mindestens. und dass du ausgerechnet von einem maserati mit pandalederbezug träumst, lässt mich auch ein wenig erschaudern…

  25. Träumen? Das habe ich mir nicht ausgesucht, das gehört zum Geschäftsfeld. Aber erkläre doch mal dem Hausherrn, wenn er _seine_ Taktik zur Millionärwerdung weiter verfolgen will, dann sollte er irgendwo einen Hinweis einbauen, auf seiner Site den Adblocker auszuschalten. Ich bin gerade durch puren Zufall über das „Merci“ gestolpert.

  26. Ich sehe übrigens derzeit 30 Rock und muss bei Dr. Spaceman immer an dieses Thema hier denken.

  27. Winfried Gassmann

    Die Überschrift lautet „Originale lesen!… “
    Warum macht das keiner? Oder warum fällt niemandem auf, dass sich auf Seite 3 des ministeriellen Schreibens ein kapitaler Fehler findet. Es ist interessant zu klären, wie der Fehler zustande kommt und wo er entstanden ist
    Winfried Gassmann

  28. @ Winfried Gassmann: Nicht nur mir fällt das nicht auf. Wären Sie bitte so nett, mich und andere Diskutanten an Ihrem Wissen/Ihrer Entdeckung teilhaben zu lassen?

    Genau deshalb gibt es dieses Blog.

    Vielen Dank.

  29. Winfried Gassmann

    Der Inhalt von M2.1 ist wörtlich:

    „M2. Chemical and physical manipulation

    The following are prohibited:
    1. Tampering, or attempting to tamper, in order to alter the integrity and validity of Samples collected during Doping Control is prohibited. These include but are not limited to urine substitution and/or adulteration (e.g. proteases). “

    Ich meine langsam sollte hier der Inhalt der einzelnen WADA-Regeln bekannt sein.
    Winfired Gassmann

  30. Claudia Pechstein im ND-Interview: Mit 42 muss noch nicht Schluss sein

    Wenn in dem Ausschuss als einziger Anti-Dopingexperte allerdings mit Fritz Sörgel ein Apotheker zu Rate gezogen wird, dann darf sich die Politik nicht wundern, wenn es Sportler gibt, die den Sportausschuss nicht erst nehmen.

  31. Thomas Kistner in der SZ: Deutsche Nadel-Mentalität

    Sollten sich im Nada-Archiv Fragebögen von UV-bestrahlten Athleten finden, auf denen zwar brav Nahrungsergänzungsstoffe bis hin zur Calciumtablette aufgelistet sind, nicht aber die (zeitlich ja nun zuzuordnende) Öffnung des Blutkreislaufs samt Re-Injektion: Dann zerfällt die gesamte Argumentation.

    Michael Reinsch in der FAZ: „Ein klares Dopingvergehen“

  32. Pingback: cheat of the day (III): die effektive Fachpolitik des Kriminalkommissars Klaus Josef Riegert (FC Bundestag) : jens weinreich

  33. Obwohl ich annehme, wir werden hier bald das Original zu lesen bekommen, hier trotzdem schon die Vorab-Info:

    Anklage in Brief an Merkel: System duldet Doping

    Die Absender des Briefes, darunter Biathlon-Olympiasiegerin Antje Hervey-Misersky, die Anti-Doping-Legende Brigitte Franke-Berendonk sowie Doping-Opfer Andreas Krieger und Uwe Trömer, kritisieren: „Seit Jahrzehnten beißen konsequente Doping-Gegner bei Sportorganisationen und nationalen Regierungen auf Granit. Weil es dort um den nationalen Erfolg im internationalen Kräftemessen geht, gilt unausweichlich: Das System duldet Doping, aber keinen Dopingfall. Wir wiederum dulden das nicht mehr. Dem Eindruck, dass sich die Sportverbände aus Ost- und Westdeutschland zusammengefunden haben, auch um das Dopingsystem zu perfektionieren, wollen wir Dopinggegner mit vereinten Kräften entgegentreten. Wir fordern von Politik und Sport ein konsequentes und glaubwürdiges Eintreten für einen sauberen Sport.“

  34. Als ob du dich deswegen bei mir entschuldigen müsstest!
    Da gäbe es durchaus Anderes (Der Preis ist heiß)… :-D

  35. Pingback: Letzte Stunde Projekt 1t4i | Jonathan Sachse

  36. Grit Hartmann in der FR (Printausgabe vom 12.04.): Versteckte Doppelpässe – Erfurter Staatsanwaltschaft befragt weitere Athleten zur Affäre um die Blutbehandlungen in Erfurt

    Der DLV, empörte sich Prokop, „bekommt keinerlei Informationen“. Doch ein Antrag auf Akteneinsicht vom Verband, sagt der Erfurter Oberstaatsanwalt Hannes Grünseisen, „war zu diesem Zeitpunkt hier nicht bekannt“.
    […]
    „Wir beabsichtigen weitere Zeugenvernehmungen“, sagt Grünseisen. „Frühestens im Mai“ wisse man Neues zum Verfahrensabschluss. Überzeugt ist die Behörde also nicht von der „Infektbehandlung“, als die Franke die Blutbestrahlung darstellt. Vor allem liegt das wohl an jenem Corpus Delicti, das den Dopingverdacht gegen den Mediziner auslöste: das Protokoll eines abgehörten Telefonats […] Soweit öffentlich bekannt, empfiehlt eine Athletin einer zweiten den Blutservice in Erfurt. Auf die Rückfrage, ob das nicht Doping wäre, soll die Tippgeberin antworten: UV-Bestrahlung sei doch nicht nachweisbar.
    […]
    Auf Nachfrage ergänzt [Andreas Frankes neuer Anwalt Hans Wolfgang Euler], er beziehe sich „auf ein Telefongespräch, das Claudia Pechstein im Jahr 2010 geführt haben soll“.
    […]
    Nach Aktenlage soll Pechstein ihr Blut schon 2006 der Bestrahlung ausgesetzt haben. Verlief das Telefongespräch im überlieferten Abschnitt so, wie es offenbar auch Franke-Anwalt Euler geläufig ist, dürfte die Ermittler interessieren, was die Athletin so beeindruckte, dass sie die Methode noch vier Jahre später anpries.

  37. Die Spekulationen Doping oder kein Doping in Erfurt vor dem 01.01.2011 können beendet werden:

    UV-BLUTBEHANDLUNG ERST AB 2011 VERBOTEN

    so die offizielle Verlautbarung von NADA und WADA. Damit sind die Privatmeinungen vieler wie z. B. von Chris Howman (dem WADA-Präsidenten) als Selbiges entlarvt.

    Es wäre für alle am Thema Interessierten sehr hilfreich, wenn diese Leute (WADA-Funktionäre) und manch andere Experten ihre Privatmeinung auch als solche deutlich kennzeichnen würden und nicht so täten, als wäre ihre persönliche Meinung eine unumstößliche Tatsache. Möchte man solche Leute dann für Ihre Aussagen zur Verantwortung ziehen, war alles wieder bloß eine „private Meinung, die nicht stimmen müsse, sondern nur einen Beitrag zur Diskussion liefern sollte“.

    Offizielle MItteilungen und fundierte Sachverständigengutachten wie z. B. von Professor Stefan Eder unterscheiden sich wohltuend von manchen populistischen Formulierungen, erhalten aber leider nicht die mediale Aufmerksamkeit, weil sie offenbar nicht in das gewünschte Bild zur Berichtersttung passen.

    Subjektiver Journalismus ist, wie der Hausherr bereits formulierte, natürlich nicht zu vermeiden. Für eine (versuchte) faire Berichterstattung sollten Fakten und Stellungnahmen aus Gutachten allerdings höher gewichtet werden als nicht gekennzeichnete Privatmeinungen.

    Meine (Privat-)Meinung als Beitrag zur Diskussion!

  38. Hier habe ich mich wieder gefragt, wo ich das posten soll, fand das Stichwort (Achtung! Kalauer!) Sportausschuss dann doch geeignet:

    Nach über neun Jahren beim Zoll quittiert Magdalena Neuner den Dienst. Der Ex-Biathlon-Star verzichtet auf rund 1800 Euro Monatsgehalt…Als Werbeträgerin für zahlreiche Unternehmen verdient die Oberbayerin ein Vielfaches. Die meisten ihrer Werbepartner haben der Olympiasiegerin über ihr Karriereende hinaus die Treue gehalten.

    Ist ja auch logisch; bei ihrer Stärke im Schießen und Weglaufen wäre sie bei der Bundeswehr besser aufgehoben gewesen. Schade, auf das mit dem Koffer kontrollieren hätte man vorher kommen können, so hats den Staat mal eben 200 kEuro gekostet. Gut, dass es so viele Firmen gibt, deren Werbebudget einen alternden Exsportler vor der Arbeitslosigkeit retten.

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  40. sid: Fall Erfurt vor erneuter Wende

    Sollte das Gutachten allerdings wie vom Deutschlandfunk vermeldet die Erfurter Behandlung auch im Zeitraum 2006 bis 2010 zweifelsfrei als verboten einstufen, sieht auch Mortsiefer Handlungsbedarf.

    „Dann stellt sich die Frage, was sich aus unserem Gutachten entwickeln kann. Ich denke, dass wir dann den Schritt gehen würden, die WADA erneut damit zu konfrontieren“, sagte Mortsiefer

  41. Kommen wir doch noch zu der Variante des (unvermeidlichen) Verbotsirrtums?
    Also wenn sich nicht einmal WADA und NADA einig sind (warten wir mal ab, bisher ist es ja wohl nur ein einzelnes Gutachten und noch nicht offizielle Position der NADA), ob etwas verboten ist, woher soll denn der Sportler das wissen? Zumal es ja die offizielle Sicht der WADA gibt, daß es erlaubt gewesen wäre.
    Mit der Frage, was passiert, wenn diese Einschätzung gewissermaßen nachträglich geändert wird, beschäftigen sich Juristen sicherlich gerne. Aber wenn das so weiter geht, sieht das irgendwann im Punkt Rechtssicherheit unverantwortbar aus.

  42. It gets strange, stranger, strangest. Großes Kino. ;-)

    Können die nicht weniger konfus ihren Job machen ? Wenn die WADA jetzt aufgrund eines nationalen Gutachtens ihre offizielle Auffassung noch einmal ändern wird, dann ist mehr als der Lack ab.
    Sie sollten doch auch ein Gutachten haben ? Ergo, Gutachten versus Gutachten. Der Gang vors CAS wäre vermeidlich und ein Novum in der Sache und D hat wieder neue Freunde.

  43. FR-Kommentar von Wolfgang Hettfleisch (Printausgabe vom 24.05.): Trüber Tümpel

    Wollen wir, dass der Sport solche Grauzonen ausnutzt? Dass ein Arzt sogar Minderjährigen Blut abzapft, um es unter UV-Licht zu legen, und dann eiskalt erklärt, er habe deren Wohlergehen im Sinn gehabt?

  44. Das Ausnutzen von Grauzonen ist ein besonderer Sport in der gesamten Gesellschaft. Es nervt , wenn Journalisten auf empört machen und genau wissen, dass es eine Art Gesellschaftsspiel ist, an dem sich die Mehrzahl gern beteiligt. Wir haben ein Systemproblem und kein typisches Sportproblem.

  45. dpa: Prokop zur Erfurter Blut-Affäre: «Bizarres Schauspiel»

    «Die Stellungnahmen der WADA sind juristisch völlig unbedeutend», erklärte der Direktor des Amtsgerichts in Regensburg. «Die WADA ist dazu da, den WADA-Code zu erstellen und nicht Rechtsfragen, die sich aus dem Kodex ergeben, zu interpretieren.»
    […]
    Prokop zeigte sich zudem verwundert, dass die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) sich so stark an der WADA-Stellungnahme orientiere: «Das sind Rechtsfragen, die sind in Deutschland zu klären.»

  46. Dann sind Stellungnahmen der NADA erst recht völlig unbedeutend. Und ein deutsches Amtsgericht hat ziemlich sicher auch nicht die originäre Aufgabe, den WADA-Code zu interpretieren.

    Wie gesagt werden sich Juristen sicherlich äußerst gerne sich mit der Frage beschäftigen, allein es erschließt sich dem Normalbürger wahrscheinlich nicht, warum der Wille des „Gesetzgebers“ so unerheblich sein soll (ja ich weiß, daß auch außerhalb der Sportgerichtsbarkeit es so ist, daß der erklärte Wille des Gesetzgebers nicht wirklich entscheidend ist, sondern die Interpretation des Gesetzestextes durch Gerichte, ziemliche Anmaßung von Seiten der Juristen, wenn man mich fragt, aber egal). Zumal ja im Zweifelsfall für den Sportler gewissermaßen erst nachträglich die Strafbarkeit hergestellt wird (weil die spätere Interpretation eines Gerichts von [ganz offenbar langjährigen] Auskünften der WADA abweichen könnte). Rechtssicherheit sieht anders aus.

  47. Ach, die Sache mit der Interpretation ist sogar genau die Auslassung in Ralfs Zitat:

    Dies wäre genauso, «als wenn der Deutsche Bundestag den Gerichten erklärte, wie die von ihm erlassenen Gesetze zu interpretieren sind».

    Nun, genau das wäre meiner Meinung aber manchmal angebracht und richtig (aber die ziehen ja häufig den Schwanz ein und lassen lieber Gerichte über die Gesetzgebung in Deutschland entscheiden, das ist aber ein völlig anderes Thema). Gerichte sollten über Streitfragen entscheiden und dabei dem klar formulierten Willen des Gesetzgebers folgen (so er denn vorliegt). Normalerweise denkt sich der Gesetzgeber etwas bei seinen Gesetzen, er will ein bestimmtes Ziel erreichen. Der Gesetzgeber hat die Hoheit darüber, seine Ziele durch das Erlassen von Gesetzen auszudrücken. Eine dem erklärten Willen des Gesetzgebers zuwiderlaufende Interpretation der erlassenen Gesetze (was durchaus möglich ist) beschneidet ein wenig die legislative Hoheit, es ist in meinen Augen eine Anmaßung. Aber das sehen Juristen wahrscheinlich etwas anders. ;)

    Aber um wieder ein wenig mehr ans Thema zu kommen, am besten wären sowieso möglichst einfache und klare Regeln, die von vornherein gar keinen Interpretationsspielraum für die Exegese des Willens aus dem Gesetzestext bzw. dem WADA-Code lassen.

  48. Die Mühe,die sich Hajo Seppelt macht, ist lobenswert.

    Allerdings entsteht der nachhaltige Eindruck, als haben er und einige seiner Kollegen/Innen noch nie Wertigkeit und Bedeutung eines Gutachtens verstanden. Als Aide-mémoire sollte er sich mal an den Umgang- nicht zuletzt durch Investigativjournalisten – mit wissenschaftlichen Gutachten und deren Verfasser im Zusammenhang mit der Causa Pechstein erinnern (lassen). Das war erst peinlich. Da ist die NADA-Kür ein Klacks dagegen.

    Na gut, die Dimension des Problems kann ich nicht vollständig einschätzen. Da müssen sich die Betroffenen schon wehren, geht es doch um mehr als die relative Wahrheit. Bleibt es so, wie es ist, kann es für die künftige Arbeit schon in vielerlei Hinsicht unangenehm werden.

    Was ich allerdings als Außenstehender schon begriffen habe: Antidoping ist lediglich nur ein Teil der ggw. Sportpolitik und muss sich ein- und unterordnen. Weshalb Experten dadurch überrascht werden, wundert mich dann schon.
    Worum geht es denn eigentlich noch ?
    Oder ist das lediglich Teil einer Posse, die sich nicht für Außenstehende erschließen läßt ?

  49. Die These ist nicht von der Hand zu weisen.
    Jedoch: Was kann denn heutzutage noch unabhängig sein ? Überall Parteigänger, die nach einem/ihren Teil des Kuchens jagen und /oder auch leer ausgehen.
    So ist doch andererseits der Antidopingkampf im engeren Sinne auch schon zum Geschäft mutiert. Das korrumpiert dann schon.

  50. Pingback: Der Fall Erfurt, die NADA und der sportpolitische Komplex: Verzögern, Verwirren und ein bisschen Lügen : jens weinreich

  51. Fazit mit ein wenig Abstand:
    Was blieb übrig von den ganzen wichtigtuerischen „Pflichtlektüren“, von dem ganzen „investigativen“ Tamtam um die „Causa Erfurt“, um die „Causa Pechstein“? Nichts. Nur hohles Spekulieren ins Blaue hinein, nur falsche Anschuldigungen und bepinkelter Ruf. Ein Lehrstück über die kaltschnäuzige Vorverurteilungsmacht einiger Journalisten, denen es im Traum nicht einfiele, wegen ihrer falschen Bezichtigungen ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Heinrich Böll läßt grüßen.

  52. Ich find´s auch nicht gerade nobel, sich so davon zu schleichen. Aber wer weiß schon, was da so läuft. Jedenfalls braucht Claudia Pechstein jetzt 75.000 EUR Prozeßgeld. Vllt. können ihr da erfahrene Crowdfunder helfen. Wäre doch unfair, wenn die Claudia so kurz vorm Ziel wegen fehlender wirtschaftlicher Mittel scheitern würde.
    Im Nachhinein stößt mir noch immer der zuweilen auch beleidigende persönliche Ton in der Diskussion auf, wenn es das Argument nicht mehr machte. Allerdings glaube ich, dass sich diejenigen selbst mehr geschadet haben als sie der Sache nutzen wollten.

  53. Dann möchte ich doch mal die Gelegenheit nutzen, darauf hinzuweisen, dass ich persönlich zu meinem zuweilen auch beleidigendem persönlichen Ton in der Diskussion bis heute stehe.

  54. @ Steve Kadisha: Ich hatte Ihnen doch schon vor einiger Zeit gesagt, dass Sie ein Trottel sind. Oder nicht?

    Wenn nicht, dann haben Sie es hier nochmals schriftlich.

    @ Herbert: Mir fällt zu Ihrem Zeug nichts mehr ein. Habe mich oft genug dazu geäußert. Leider werden Sie nicht altersweise.

    Vielleicht können auch die Hells Angels helfen? Die haben doch vorzügliche und dauerhafte Erfahrungen in einer bestimmten Art des Crowdfundings.

  55. Zur Kategorie „Trottel“ gehören wenigstens auch und für mich vor allem „investigative“ Journalistinnen und Journalisten, die erst skandalträchtig eine „Doping“-Ente füttern, um dann selber abzutauchen. Es soll sogar Leute geben, die erst einen eigenen Thread über die „Causa Pechstein“ puschen und dann, wenn es richtig spannend wird – wie jetzt vor den staatlichen Gerichten oder bei der DOSB-Kommission in Sachen Pechstein -, einen „polnischen Abgang“ machen und thematisch abtauchen. Jetzt ist die WM-Vergabe in die Wüste und das altbekannte Handaufhalten einiger Fussballfunktionäre natürlich weltbewegender und berichtenswerter als die Rechte der Sportler selbst oder gar die Rehabilitation eines Medien- und Sportunrechtsopfers, an deren Hatz man mit Eifer selbst beteiligt war, schon klar. Aber so ein bisschen korrigierende Nebenberichterstattung zu einem Thema, das man selbst lange Zeit mit falschem Eifer begleitete, könnte auch für das eigene Ansehen nicht schaden. Nun wird ja niemand gerne an seine Griffe ins Klo erinnert, auch Sportjournalisten nicht. Ein bisschen Wiedergutmachung steht auch diesen gut zu Gesicht.

  56. Entschuldige bitte, Steve (ich darf Dich Steve nennen?). Ich würde Deinen Äußerungen gerne weiterhin voller amüsierter Aufmerksamkeit folgen. Aber ich glaube, ich verpasse hier etwas wesentliches. Kannst Du mich also kurz aufklären: Was bitte ist ein polnischer Abgang?

    Das wäre sehr nett.

  57. Danke Herbert. Was für eine blödsinnige Redewendung. Und nie gehört btw.

    Ach Mensch. Und ich dachte, hier verbirgt sich der Gehalt des Beitrages.

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