Unruhe in der FIFA: Blatter feuert Jérôme Champagne, seinen wichtigsten Mann
Es ist erst fünf Wochen her, dass ich auf Robben Island mit Jérôme Champagne gesprochen habe, der einen durchaus relaxten und…
Es ist erst fünf Wochen her, dass ich auf Robben Island mit Jérôme Champagne gesprochen habe, der einen durchaus relaxten und…
KAPSTADT. Wenn dieser Beitrag automatisch freigeschaltet wird, bin ich auf Robben Island. Eine stabile Internetverbindung ist sicher das letzte, was man mit Robben Island in Verbindung bringt und auch nicht so wichtig. Ich werde also erst am Abend wieder erreichbar sein und den Tage mit dem FIFA-Exekutivkomitee und zwei Hundertschaften Journalisten auf der ehemaligen Gefängnisinsel am Ende der Welt verbringen. Das scheint mir allemal wichtiger und interessanter, als die tausendste Interpretation zu möglichen Gruppengegnern der Deutschen bei der WM 2010.
Da fällt mir ein, ich habe bei der Gruppenauslosung vor acht Jahren, damals für die WM 2002 in Japan und Südkorea, als den deutschen mal wieder eine Hammergruppe drohte und es dann die Giganten Irland, Saudi-Arabien und Kamerun wurden, dieses Kleinod des Sportjournalismus gedichtet.
Nun aber zurück ins Hier und Jetzt. Zur Reise nach Robben Island inklusive der Frage, was das für Blatters Friedensnobelpreisambitionen bedeutet – er hat mir ja schon exklusiv gesagt, dass der Preis von vielen Leuten an ihn herangetragen werde und er selbstverständlich nicht Nein sagen könnte, wenn es so weit wäre, wer könne das schon, das gehöre sich doch nicht –, werde ich mich später ausführlich äußern.
Nachzutragen ist derweil das letzte Kapitel in der Irland-Geschichte…
KAPSTADT. Möchte mal jemand einen Original-Milliardenvertrag sehen, in dem die TV-Rechte der Fußball-Weltmeisterschaften geregelt werden?
Kein Problem, zeige ich gern, habe ich noch nie gezeigt. Hier also das so genannte Shortform-Agreement, einst abgeschlossen zwischen der FIFA, der ISL (Sporis Holding) und Leo Kirch (Taurus Film) mitsamt aller Zahlungverpflichtungen. Was fehlt, sind eigentlich nur etwaige Bestechungssummen, sollte es die gegeben haben, rein theoretisch.
Ich übertreibe es mal wieder mit dieser Nachtlektüre.
Andreas fragt in den Kommentaren zum Beitrag „Katar und die WM 2022: Fußball im Kühlschrank“, wie „man eigentlich logisch erklären“ könne, dass für die TV-Rechte an der Fußball-WM 2006 plötzlich 1,5 Milliarden CHF gezahlt wurden, wo doch für die drei Weltmeisterschaften zuvor (1990, 1994, 1998) nur 340 Millionen CHF gezahlt worden sind. Nun, die Antwort lautet:
JOHANNESBURG. Ich glaube, Sepp hat einen neuen Freund.
I think my country deserves more recognition from Blatter.
I’m afraid Mr Blatter is a law unto himself. I thought it was very disrespectful how he presented this fact. He ignored most of the controversial things that went on that evening.
He never had anything to say about that at all, like (Thierry) Henry’s behaviour after scoring the goal and how that stands within his campaign to have fair play within the game. Henry celebrates as if he’s done nothing wrong. Is that fair play?
Hardly. But Mr Blatter chose to talk about the request to be considered as the 33rd team.
People will be watching Mr Blatter closely and his decisions closely from now on.
Ach ja, das sagte Liam Brady auch noch: Blatter sei „a bit of a loose cannon“ und „an embarrassment to FIFA“. Eine verirrte Kanonenkugel und eine Peinlichkeit. Nun denn.
Kleiner Nachtrag zum gestrigen Beitrag.
JOHANNESBURG. Mit einer Indiskretion über ein Treffen vergangenen Freitag mit dem Irischen Fußballverband (FAI) in Zürich hat FIFA-Präsident Joseph Blatter…
… behauptete zumindest Viktor Giacobbo (u. r.) in der Late-Night-Show „Late service public“ am Sonntagabend im Schweizer Fernsehen. Sein Kollege…
Es gilt wieder einmal einiges aufzuarbeiten in diesem Theater. Habe etliches verpasst in den vergangenen Wochen. Fangen wir also an mit dieser wunderbaren Pressemitteilung der Fifa vom 15. April, in dem unser aller Freund Sepp Blatter (rechts; die Rückendeckung gibt, natürlich, Peter Hargitay), der Verkehrsrowdy, seinen langjährigen Wahlhelfer Mohamed Bin Hammam (links im Bild) und dessen Widersacher in der asiatischen Konföderation AFC auffordert, sich zu benehmen. Entzückend, ein Stück Fifa-Prosa, ganz große Kunst:
Ich habe mir echt Sorgen gemacht, als ich vorhin den Beitrag über Lord Coe gepostet habe. Immerhin ist die Fifa-Ethikkommission derzeit ohne Boss. Was soll nur werden? Übernimmt jetzt Petrus Damaseb aus Namibia den Vorsitz, der nominelle Stellvertreter? Oder jemand anderes aus dem ehrwürdigen Gremium?
Ich denke, wir/Sie/also die Leser dieses Blogs sollten Joseph Blatter Hilfestellung leisten. Am Freitag, 10 Uhr, tagt die Ethik-Kommission im Fifa-Hauptquartier in Zürich. Ich habe aus den Mitgliedern der Ethik-Kommission und einigen illustren Vertretern aus dem Fifa- und Fußballbusiness, die mir auf die Schnelle einfielen, mal eine Liste gebastelt, über die abgestimmt werden kann. Das Voting endet am Freitag, 20. Februar, 8 Uhr, so dass ich noch vor der Sitzung eine Email mit unserem/Ihrem Favoriten nach Zürich schicken kann. Geht das in Ordnung?
Die Frontal-Kollision des Fifa-Präsidenten vom Oktober 2008 ist aufgeklärt, der Fall abgeschlossen. Joseph Blatter, der gemäß Polizeiangaben nicht alkoholisiert war, zahlt eine Geldbuße von 600 Schweizer Franken nebst einer Gebühr von 250 Franken. Das macht er lässig, ist es doch nur etwas mehr als ein Tagessatz, den hohe Fifa-Funktionäre im Dienst erhalten. „Sollte der 72-jährige Fifa-Präsident die Busse nicht bezahlen, muss er sechs Tage ins Gefängnis“, berichtet Jean François Tanda in der Zürcher Sonntagszeitung.
… trotz einer „Frontal-Kollision“ auf der Autobahn, wie der Tagesanzeiger schreibt. Die Basis-Daten: 72 Jahre, 525 PS, Mercedes SL.
Wenn wir Probleme haben in der Familie, dann lösen wir die Probleme in der Familie und gehen nicht zu einer fremden Familie. Alles, was im Fußball passiert, und alle Schwierigkeiten, die im Fußball sind, sollen innerhalb der fußballerischen Gerichtsbarkeit oder Rechtsprechung gelöst werden und nicht vor ordentliche Gerichte gebracht werden.
Das ist nicht mehr unsere Familie.— Joseph Blatter, unter anderem:
Träger des Olympischen Ordens
Ehrenmitglied des Schweizerischen Fussballverbandes SFV
Ritter („Dato'“) und „First Class Grand Commander“ („Dato‘ Sri“) der Ehrenlegion des Sri Sultan Ahmad Shah Pahang (Malaysia)
„Order of Good Hope“ der Republik Südafrika
„Medalla al Mérito Deportivo“ von Bolivien
Jordanischer Unabhängigkeitsorden 1. Klasse
„Grand Cordon du Ouissam Alaouite“ und Großoffizier des Thron-Ordens („Ouissam Al Arch“) von Marokko
„Grand Cordon de l’Ordre de la République Tunisienne“ (Tunesien)
„International Humanitarian of the Year“
„American Global Award for Peace“
UEFA-Verdienstorden in Diamant
Ritter der französischen Ehrenlegion
„Orden der Zwei Nile“ des Sudans
„Commandeur de L’Ordre National du 27 Juin 1977“ von Djibouti
Ehrendoktor (Geisteswissenschaften) der Universität Leicester
Ehrendoktor (Philosophie) der Nelson-Mandela-Universität, Port Elizabeth
Ehrenbürger seiner Heimatstadt Visp
Ehrenmitglied von Real Madrid
„Diamond of Asia Award“ der AFC
Orden des Fürsten Jaroslaw des Weisen (Ukraine)
Freundschafts-Orden („Dustlik“) von Usbekistan
Diamantener Verdienstorden des usbekischen Fussballverbandes
„Danaker“-Orden von Kirgisistan
Ehrendoktor der International Univerity Genf
„Francisco de Miranda“-Orden 1. Klasse (Venezuela), erhalten von Präsident Hugo Chavez
Ehrendoktor der aserbaidschanischen Staatsakademie für Körperkultur und Sport
Ehrendiplom von Ilham Aliyev, Präsident Aserbaidschans
Ehrendoktor (BA Sportmanagement) an der Chandrakasem-Rajabhat-Universität Bangkok
Ehrenbürger von Bangkok
Ehrenbürger von Guatemala City
Medaille 1. Klasse von Bahrain
Ehrenmitglied der Swiss Olympic Association
Orden des Nationalen Olympischen Komitees von Belarus
„Dostik“-Orden vom Präsidenten der Republik Kasachstan, Nursultan Nazarbayev
Bundesverdienstkreuz
„Crown of Peace“ (Indien)
Und Amen. Das Zitat ist selbstverständlich nicht erfunden. So hat er es mir mal in einem Interview gesagt. Er meint das ganz ernst. Familienbande sind wichtiger als die Abseitsregel. Er schützt seine Familienmitglieder. Was auch passiert, und es passiert im Fußball ja einiges. Um mal nur das K-Wort zu nennen: Korruption. Selbstverständlich dürfen auch die Versager im polnischen Fußballverband um Michal Listkiewicz auf Blatters Milde setzen. Wann immer sich eine fremde Instanz, oder um mit Sepp dem Großen zu sprechen: eine „fremde Familie“, einmischt, wird ein pawlowscher Reflex ausgelöst in Zürich und Nyon. Am Tag, nachdem Polens Sportminister die Verbandsführung entmachtet hat, meldet sich die Fifa erwartungsgemäß:
FIFA and UEFA do not recognise appointment of „administrator“ of Polish FA
FIFA and UEFA have been informed of the events on 29 September that have affected the Polish football association (PZPN). In this regard, FIFA and UEFA would like to state the following:
Die Nachricht hinter der Nachricht zur Vergabe der Fußball-WM 2030 lautet: Die WM 2034 geht an den Schurkenstaat Saudi-Arabien und…