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Jens Weinreich

Südafrika 2010: „The kingdom of Fifa“

Kleiner selbstreferenzieller Nachtrag meiner Reise nach Südafrika. Es gab die eine oder andere Veröffentlichung, etwa dieses Interview auf „Project 2010“. Bei einer Diskussion im Radiosender SAfm über journalistische Verantwortung und WM-Berichterstattung hatte ich eine ordentliche kleine verbale Auseinandersetzung mit Derek Carstens, Chief Marketing and Commercial Officer des lokalen WM-Organisationskomitees. Wir haben Argumente ausgetauscht. Einen längeren Beitrag hat Colleen Dardagan, eine sehr kundige Kollegin, die sich seit Jahren mit der WM 2010 befasst, über mein Seminar in Durban geschrieben. Und siehe, kaum war der Text in The Mercury veröffentlicht, hat sie auch schon ein Interviewangebot von der Fifa bekommen: Sie spricht nun mit Hans „Grüezi“ Klaus, dem immer noch neuen Kommunikationsdirektor der Fifa. Manchmal schreibt die Fifa Leserbriefe, manchmal werden Interviews arrangiert. Was der Herr Klaus der Kollegin wohl erzählen will?

The Mercury, 4 February 2009 

Keeping a critical eye on Fifa and the World Cup

by Colleen Dardagan

Angela Merkel: Dopingbekämpfung als Kernelement der Sportpolitik

Zwischenzeitlich hatte ich Angela Merkels Videobotschaften mal als Videocast in iTunes abonniert. So spannend war das alles nicht, ihre Videos bei Youtube sind zudem witziger. Aber: Es war wohl ein Fehler, das Abo zu löschen. Fast wäre mir die aktuelle Botschaft der Kanzlerin entgangen, die ich gern live hier eingebunden hätte, aber das mögen sie im Kanzleramt wohl nicht so.

(Aber vielleicht war ich nur zu blöd und habe den Code nicht gefunden. Falls jemand helfen kann – gern.)

Jedenfalls, als mp3 sollte es funktionieren:

:

Und wenn ich schon dabei bin, gleich noch eine anderer Link zum Thema: Bayerns Justizministerin Beate Merk gestern im Deutschlandfunk in einem Beitrag von Holger Schück zum Thema Dopinggesetz und Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften:

Was vom Tage übrig bleibt (19): „Korrupter gehts nicht mehr“

Der vom flotten Fifa-Präsidenten im Oktober verursachte Verkehrsunfall und das milde Strafmaß lösen in der Schweiz „Empörung aus“, schreibt der Zürcher Tagesanzeiger. „Korrupter gehts nicht mehr“, heißt es da. Hoppala. In der Kritik steht vor allem Matthias Wiedmer, der verantwortliche Untersuchungsrichter in Thun. Hochinteressant ist die Diskussion auf tagesanzeiger.ch, dieses Zitat ist noch harmlos:

Blatter ist mit seinen 73 Jahren ein alter Mann welcher nach so einem Unfall ärztlich Untersucht werden müsste. Aber er darf telefonieren, eine doppelte Sicherheitslinie überfahren und Menschenleben gefährden ohne das es einen Richter stört. Aber Hallo – wo leben wir? Würde ein 30 jähriger mit einem 525PS-Geschoss einen solchen Unfall bauen, würde er als Raser abgestempelt und hart bestraft werden.

Neulich habe ich es in der Kommentarspalte bereits verlinkt, auch der Blick beschäftigt sich mit dem Thema: „Blatter-Unfall: Dieses Urteil ist unmöglich“. Dort heißt es u. a.:

And the winner is: Jean-Marie Weber

Wer zählt hier fleißig die Stimmen bei der Wahl zum afrikanischen Fußballpräsidenten, wollte ich gestern Abend wissen.

Ich bin schwer beeindruckt. Okay, es ist Wochenende, die Umfrage war ein bisschen versteckt, weshalb sich nur wenige Leser beteiligten – die aber offenbarten kolossales Sachverständnis. Sportpolitiker per excellence! Natürlich heißt die Lösung: JMW. Sollte es jemanden geben, der mit dem Namen nichts anfangen kann – ich empfehle die Suchfunktion rechts oben. Oder die Beiträge, die am Ende dieses Eintrages automatisch verlinkt werden. Viel Vergnügen.

Was vom Tage übrig bleibt (18): Bid Books der Olympiabewerber 2016

Jetzt fehlt nur noch Rio, das wird nachgetragen. Tokio, Chicago und Madrid waren etwas schneller – auch in dieser Hinsicht. Drei Alle Bewerbungsbücher der vier Finalisten, die sich um die Olympischen Sommerspiele 2016 streiten, sind nun online verfügbar – wenige Stunden nach Deadline, also Abgabefrist der Dokumente in Lausanne beim IOC (12. Februar, 24 Uhr). Hier sind die Links:

Ich habe nicht geprüft, welches Bidbuch George Hirthler, der berühmteste einer der wenigen Bidbuchschreiber der Branche, diesmal verfasst hat, ich meine das von Chicago. München mag Hirthler übrigens auch ganz gern verpflichten. Aber das ist vielleicht doch eine andere Geschichte.

Okay, wie geht es jetzt im 2016er Wettbewerb weiter?

Sepp, mitten in Afrika

(Achtung, gua: Am Ende dieses Beitrags ist ein Voting-Tool eingebaut. Die Abstimmung ist diesmal nur 24 Stunden möglich.)

Wo treibt sich eigentlich der Friedensnobelpreisanwärter herum?

Der Fifa-Präsident war gerade in Nigeria auf dem Kongress der Confédération Africaine de Football (Caf). In Afrika liegen die sportpolitischen Wurzeln des Joseph Blatter. Dort hat er seit 1975, als er als Direktor für Entwicklungs­pro­gramme bei der Fifa begann (und damals zeitweise von Adidas, der Firma seines Kumpels und ISL-Gründers Horst Dassler, bezahlt wurde), stets nur das Beste bewirkt. Er hat zum Beispiel jene Stimmen generiert, die ihn 1998 in Paris nach legendären Wahlnächten im Meridien Montparnasse Hotel zum Fifa-Präsidenten aufsteigen ließen.

München 2018: Was das BMI zur Finanzierung der Olympiabewerbung sagt

Kann schon sein, dass hier heute einige Einträge zu viel erscheinen. Aber ich finde, die Themen haben es verdient, nicht in einem meterlangen Grundsatzartikel vermengt zu werden. Nächste Notiz also: Die Frage der Finanzierung des olympischen Abenteuers 2018. Diese Frage interessiert mich immer, ich kann mich noch recht gut an einige verbale Auseinandersetzungen mit dem unfehlbaren und cholerisch veranlagten stets ausgeglichenen Herrn Bundesminister des Innern Otto Schily (SPD) erinnern. Einmal habe ich ihn nach einer Aufsichtsratssitzung gefragt, ob er denn sagen könne, was der Spaß – also die Austragung Olympischer Spiele in Leipzig – tatsächlich die Steuerzahler kosten würde. Schily antwortete zusehends und hörbar genervt: Eine Kostenanalyse sei „im gegenwärtigen Stadium nicht notwendig“ (das war acht Monate nachdem sich das deutsche NOK für Leipzig entschieden hatte). Dann sagte er: „Die wirtschaftlichen Vorteile werden in angemessener Form der Bevölkerung mitgeteilt werden.“ Über die wirtschaftlichen Belastungen sprach er nicht. Hier dazu ein Grundsatzbeitrag aus jenen Tagen, in dem ich auch die für Olympiabewerbungen wichtigen Fragen des OCOG und Non-OCOG-Budgets streife: „Was kosten die Spiele?“

Aus Schilys Ministerium und aus der sächsischen Staatskanzlei kannte ich damals die Hochrechnungen der Beamten: Sie kalkulierten zwischen 9 und 14 Milliarden Euro Kosten für den Fall, dass Leipzig den olympischen Zuschlag erhielte. Es kam dann glücklicherweise so, dass Leipzig im Mai 2004 im Staus der Applicant City hängen blieb und vom IOC nicht für die Finalrunde der Candidate Cities zugelassen wurde.

Ja, die Finanzfrage wird uns in den nächsten Monaten und vielleicht sogar Jahren beschäftigen. Bislang weiß man nur, dass man nichts weiß, dass es irgendwie billig sein soll – die Austragung der Spiele, also beispielsweise nicht so teuer wie in Peking oder Sotschi :) – und dass die veranschlagten 30 Millionen für die Bewerbungsphase allein aus der Privatwirtschaft aufgebracht werden sollen. Dies allerdings, und das als erste Lehre aus den vergangenen deutschen Olympiabewerbungen, wurde immer versprochen – aber nie gehalten. Die Bewerbungen von Berchtesgaden (Winter 1992), Berlin (Sommer 2000) und Leipzig (Sommer 2012) wurden zum überwiegenden Teil aus Steuermitteln finanziert. Alle Bewerbungen brachten kolossal weniger private Mittel ein, als großspurig versprochen worden war. Stets rügten Rechnungsprüfer katastrophale Versäumnisse im Umgang mit öffentlichen Geldern (und keine Sorge: die entsprechenden Originaldokumente werden hier bald auch veröffentlicht). Wie viele Steuermillionen oder gar Milliarden die Ausrichtung der Winterspiele in Bayern verschlingen würde, bleibt weiter unklar. Bislang existiert kein belastbares Finanzierungskonzept. Albert Speer & Partner, die bereits die Machbarkeitsstudie erstellt haben, werkeln zwar an den Inhalten des Bewerbungsbuches, klammern die Finanzfrage aber vollends aus. Ein entsprechendes Projekt wird erst ausgeschrieben.

München 2018: Wie Mann (CSU) sich um einen Platz im Olympia-Aufsichtsrat bewirbt

Ooops, da habe ich wieder einmal etwas übersehen. Aber dafür gibt es ja Blogs und vor allem Leser von Blogs, damit die den Hausherrn auf das Übersehene hinweisen. Jedenfalls, Stephan Mayer aus Altötting, Jungspund der CSU, ist gestern nicht out of the blue Aufsichtsrat der Münchner Olympia-GmbH geworden. Nein, Stephan Mayer hat sich zuvor sehr für diese Bewerbung engagiert. Zum Beispiel in der 166. Sitzung des Deutschen Bundestages am 5. Juni 2008. Aus dem Protokoll, Seite 17499 f. (kein Witz):

Nächster Redner ist der Kollege Stephan Mayer, CDU/CSU.

Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU):

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen! Sehr geehrte Kollegen! Ich möchte mich mit einem Ereignis beschäftigen, das angesichts der Jahreszeit und angesichts des Zeitpunktes, zu dem es stattfinden wird, noch nicht im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung steht, das aber insbesondere aufgrund des gedrängten Zeitplans voller Konzentration bedarf. Wir haben die herausragende Chance, im Jahr 2018 erstmals seit 1972 auf deutschem Boden wieder die Olympischen Spiele auszurichten, und zwar in München.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Schon wieder in Bayern!)

Notizen vom Sportausschuss (5): Zielvereinbarungen, Transparenz und die Kontrolle von Steuermitteln

Heißa, das war doch eine recht muntere Diskussion zum TOP 10 der 67. Sitzung des Bundestags-Sportausschusses heute Nachmittag im angestammten Saal 4.800 des Paul-Löbe-Hauses in Berlin. TOP 10 hieß:

  • „Zielvereinbarungen – Sportverbände“

Ein Dokument dazu habe ich heute Vormittag schon veröffentlicht, hier noch einmal das gute Stück (pdf, 8 Seiten), auf dieser Präsentation baute DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard Schwank seinen Vortrag auf.

Wie bereits im letzten Beitrag notiert, ist für mich die Veröffentlichung dieser Zielvereinbarungen eine Selbstverständlichkeit. Die Diskussion bewies, dass jene, die hier mit Millionensummen aus öffentlichen Töpfen (Bundesinnenministerium und zahlreiche andere Ministerien – eine Aufstellung gibt es hier) gefördert werden, diese Transparenz gar nicht gut heißen.

Doch genug der Vorrede, ich habe diesen Umstand schon in mehreren Beiträgen kritisiert. Jeder kann lesen und sich selbst ein Bild machen. Es sind ja nicht meine ersten Notizen von Sportausschuss-Sitzungen, einigen Lesern sind die handelnden Personen schon ganz gut vertraut. Und: Sie spielen ihre Rollen wieder gut.