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Das Olympische Bildungsmagazin

Peking, Tag 18

12.35: Chinas Hürdenstar Liu Xiang gibt wegen einer Achillessehnenverletzung auf. Volunteers im Schockzustand. Dramatische Pressekonferenz mit weinendem Trainer, der vor den Spielen gesagt hat, dass für die Sportherrscher hier nur eins zählt: Gold. Davon haben die Chinesen übrigens schon 35.

13.10: Zum Thema Sportjournalisten in China, um das es hier ja auch gehen soll (und wozu bereits so viele Anmerkungen gemacht wurden, dass ich die unmöglich alle verlinken kann), schreibt Wolfgang Hettfleisch, der Kollege H, der gestern leicht genervt und malariageplagt von der Ruderstrecke kam, in der Frankfurter Rundschau u. a.:

Ich will das alles nicht. Hatte ich das schon gesagt? Keine Journalisten mehr, die sich als Fans gerieren, oder Fans, die sich als Journalisten tarnen. Noch ist unklar, um welche der beiden Spezies es sich in den angeblich so streng kontrollierten Arbeitsbereichen für die Medien tatsächlich handelt. Keine Pressetribünen, auf denen die Landsleute der Sieger in Ekstase ausbrechen. Keinen spontanen Applaus in Pressekonferenzen. Keine Fragen wie diese an die ersten vier chinesischen Olympiasiegerinnen der Rudergeschichte: „Sie sind solche attraktiven jungen Frauen, interessieren Sie sich eigentlich für Mode?“ Oder die: „Ich möchte Ihnen recht herzlich zu Ihrem Erfolg gratulieren und würde gerne wissen, wie lange sie glauben, China auf ihrem weiteren Weg noch dienen zu können?“ (…) Alte Hasen hier sagen, solche Krisen seien wie Malaria. Sie gingen vorüber, könnten aber jederzeit wieder ausbrechen. 

16.15: Und schon wieder wird weiter unten das Hauptthema dieser Tage, dieser Jahre, dieses Metabolitensports, dieser Freakshow überhaupt diskutiert: Was können wir glauben? Können wir überhaupt etwas glauben? Was und wie soll man darüber berichten, ohne sich für das eigene Produkt schämen zu müssen? Darüber habe ich in den vergangenen Wochen schon viel geschrieben. Es wurde immer wieder diskutiert. Je offensichtlicher aber die Freakshow wird, desto härter prallen die Ansichten aufeinander. James Tobin argumentiert mit Journalisten-Lehrbüchern, die ich nicht kenne. Ich kenne dafür andere. Kürzliche habe ich für die Journalismus-Zeitschrift Message ein Werkstattheft zum Sportjournalismus veröffentlicht, u. a. mit Interviews und Beiträgen von und mit Thomas Kistner, Andrew Jennings, Jens Sejer Andersen, Erik Eggers, Freddie Röckenhaus, Jean-François Tanda und einigen anderen Kollegen. Dabei auch ein kleiner Text zur Dopingberichterstattung, ganz banal und bewusst einfach gehalten – inklusive einer minimalen Checkliste für aktuelle Berichterstattung. Dies stelle ich nachfolgend zur Diskussion. Viel mehr dazu, u. a. auch auf Sportjournalismus-Konferenz im Februar in Dortmund basierend, gibt es unter www.sportnetzwerk.eu.

Aus Message Werkstattheft Sportjournalismus, April 2008

Unter Kriminalwissenschaftlern gilt es als gesichert, dass mehr als 95 Prozent aller Korruptionsfälle unentdeckt bleiben. Diese Zahl ist gewissermaßen die Benchmark des Betrügens. Es gibt keinen Grund anzunehmen, diese Rate sei im Sport entscheidend niedriger. Ganz im Gegenteil, die Lüge ist eine olympische Konstante. Die übergroße Zahl der Doper bleibt unentdeckt.

Das beste Beispiel für diese These lieferten die Staatsdoper der verflossenen DDR: Obwohl nach wissenschaftlichen Studien etwa 10.000 Athleten ins Dopingsystem involviert waren, sind in zwei Dopingjahrzehnten lediglich zwei DDR-Sportler bei internationalen Wettkämpfen aufgeflogen – die Kugelstoßerin Ilona Slupianek und der Radfahrer Norbert Dürpisch.

Die Gründe dieser erschreckenden geringen Aufklärungsrate sind damals wie heute prinzipiell dieselben: Unter medizinischer Aufsicht wird meist geschickt an die Grenzwerte heran gedopt; oft werden interne Kontrollen ausgewertet, um die Gefahr des Entdeckens zu mildern; externen Kontrolleuren wird die Tätigkeit erschwert, wobei sich nicht selten Sportfunktionäre, Athleten und politische Instanzen miteinander verbünden. Es ist wie im richtigen Leben: Das Drogenkartell ist den Drogenjägern immer voraus. So ist letztlich auch den Resultaten der in den vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) akkreditierten Labors durchgeführten Blut- oder Urinanalysen nicht zu trauen. Bei spektakulären Dopingfällen der vergangenen Jahre – etwa dem der US-Amerikanerin Marion Jones – zeigte sich, dass Doper mitunter Dutzende unabhängige Kontrollen problemlos überstehen.

Es gibt also gute Gründe, die Aufnahme des Dopings und des Sportbetrugs ins Strafrecht zu diskutieren. Denn nur mit kriminalistischen Methoden und mit dem Instrumentarium der Strafverfolgungsbehörden ist der Dopingmafia beizukommen. Sportjournalisten haben als Einzelkämpfer da keine Chance. Sie müssen sich Verbündete suchen unter Kollegen, Funktionären, Kontrolleuren, Trainern, Politikern. Sie müssten eigentlich Forensiker sein. Selbst bei dauerhaft größten Anstrengungen werden sie tendenziell nie einen Doper enttarnen. Ein Scoop lässt sich nicht planen.

Es geht nicht um Verdachtsberichterstattung, sondern um Wahrhaftigkeit in der täglichen Arbeit. Es wäre viel erreicht, wenn mehr Sportjournalisten die Augen öffnen und sauber beschreiben, was sie sehen. Denn sportliche Leistungen, zumal in den absoluten Dopingsportarten wie Radfahren, Leichtathletik oder Schwimmen, müssen zwingend in ihrem Zusammenhang betrachtet werden.

Das Showbusiness Sport aber feiert den Moment, die Sensation, das vermeintliche Wunder. Es ist oft nicht leicht, sich diesem Sog zu entziehen. Zumal Hierarchen der Medienfirmen, etwa Chefredakteure oder Intendanten, oft mitfeiern wollen und bezahlte Skeptiker aus dem eigenen Haus gern in die Schranken weisen. Das passiert auch in so genannten Qualitätsmedien. Derartige Widerstände muss man aushalten.

Es lassen sich viele Parameter einer sportlichen Leistung überprüfen. Meist reicht schon der gesunde Menschenverstand, um Betrügern auf die Schliche zu kommen. Dass beispielsweise der ominöse griechische Sprinter Kostas Kenteris nur ein Doper sein konnte, war schon bei seinem sensationellen Olympiasieg im Jahr 2000 in Sydney klar. Er war vorher kaum aufgetaucht, steigerte seine Bestzeit allerdings exorbitant um eine halbe Sekunde. Das Verhalten seines engsten Umfeldes sprach Bände. Wer Augen und Ohren hatte und ein Gespür für Zusammenhänge, musste zu einem Ergebnis kommen – nur durfte niemand schreiben: Kenteris gedopt! Denn er ist ja nicht positiv getestet wurden.

Was also tun in der Not der aktuellen Berichterstattung? Ich habe Kenteris bei seinen wenigen großen Sieger-Pressekonferenzen nach seinen Dopingkontrollen gefragt. Das war einfach, manche mögen es als einfallslos bezeichnen, aber es erwies sich als durchaus wirkungsvoll, weil sich daraufhin immer ein wunderbares Schauspiel ergab: Meistens antwortete sein Trainer Christos Tsekos, obwohl er gar nicht gefragt war. Tsekos kam auch mal mit zwei Schwerathleten vorbei und drohte mir öffentlich Prügel an. Ich habe mir einen Spaß daraus gemacht, diese absurden Situationen zu beschreiben. So wie ich bei Olympischen Spielen die Medaillengewinner der superschweren Gewichtheber regelmäßig bitte, mir ihre Antidopingpässe vorzulegen. In der Regel tun die Sportkameraden dann so, als würden sie die einfache Frage nicht verstehen. Wiederholt man die Frage, verlassen sie gern den Raum. So läuft das meistens. Auch das kann Dopingberichterstattung sein. Ein Tagesgeschäft im Rahmen des Möglichen, um Enthüllungen geht es nur selten.

Kenteris hatte sich natürlich jahrelang Dopingkontrollen entzogen. Im August 2004 nahm sein Spuk ein Ende, als IOC-Präsident Jacques Rogge kurz vor den Sommerspielen in Athen anordnete, Kenteris sofort zu überprüfen. Kenteris flüchtete spektakulär, verstrickte sich in weitere Lügen – und wurde am Ende gesperrt.

Checkliste/11 Tipps für die Dopingberichterstattung

Dopingberichterstattung ist nichts als Handwerk und heißt vor allem: Informationen sammeln und gewichten, Umstände und Entwicklungen von sportlichen Leistungen möglichst exakt beschreiben. Dazu braucht es keine paradiesischen Arbeitsbedingungen, es reicht schon, das ABC des Journalismus zu beherzigen. Eine Checkliste für alle Ebenen des Leistungssports, von nationalen Jugendmeisterschaften bis zu Olympischen Spielen:

  1. Misstrauen ist die wichtigste Regel: Nicht blenden und täuschen lassen. Es gibt keine Wunder. Jeder wundersame sportliche Auftritt lässt sich früher oder später erklären.
  2. Einordnen: Leistungssteigerungen immer anhand von Bestenlisten und anderen Statistiken kontrollieren. Das geht mit effizientem Technikeinsatz (Bookmarks, Downloads, eigene Statistiken, die hohe Schule: Nutzung von CAR) auch unter großem Zeitdruck. Handelt es sich um eine kontinuierliche Entwicklung oder krasse Leistungssprünge?
  3. Beobachten: Sind bei Sportlern binnen kurzer Zeit auffällige körperliche Veränderungen wahrzunehmen? Extremer Muskelzuwachs, Ake oder ausgeprägtes Wachstum bestimmter Körperteile (Gliedmaßen und Gesichtspartien) weisen noch immer auf Anabolikadoping und/oder Doping mit Wachstumshormonen hin.
  4. Überprüfen: Mit welchen Trainern, Medizinern, Managern und Athleten arbeitet der Sportler? Welche Personen aus seinem Umfeld haben eine Dopingvergangenheit? Auch das muss exakt beschrieben werden. Doper sind chronische Wiederholungstäter.
  5. Verstehen: Was bedeuten die gängigen Euphemismen, die Scheinargumente der Dopingbefürworter? Es gilt zu verstehen, was Mediziner meinen, wenn sie über „Substitution“, „bessere Regeneration“ oder „nicht erwiesene Nebenwirkungen“ schwadronieren. Die versteckten Freigabe-Argumente (neuerdings: „Dopingkontrollen sind ein Verstoß gegen Menschenwürde und Bürgerrechte der Sportler“) sollte man ebenfalls erkennen und mit wirksamen Argumenten begegnen.
  6. Nachfragen: Wie viele unangemeldete Trainingskontrollen kann der Athlet in einem bestimmten Zeitraum unter welchen Umständen nachweisen? Diese und andere Fragen können an Sportler, Trainer, Verein, den jeweiligen Nationalverband, den internationalen Fachverband, den nationalen Dachverband, an das IOC, die nationalen und die Welt-Antidopingagentur (Wada) gerichtet werden. Optimal wären wiederholte Rückfragen an alle Parteien. Nie Behauptungen akzeptieren, immer Dokumente verlangen. Schon die Analyse der Antworten ist manchmal für eine erhellende Geschichte gut.
  7. Handeln: Manche mutmaßlichen Doper sieht man nur einmal im Leben. Man sollte deshalb sogar Pressekonferenzen nutzen, um die wichtigsten Fragen nach Dopingkontrollen und Umfeld zu stellen. Wunderdinge darf niemand erwarten, aber die Reaktionen sind meist erstaunlich und lassen Rückschlüsse zu, denn bis heute sind viele Athleten derartige Fragen nicht gewöhnt.
  8. Zuhören: Versuchen Sie regelmäßig mit Trainingskollegen der Athleten, Kontrahenten, Trainern, Kontrolleuren, Funktionären, Juristen und Wissenschaftlern zu sprechen.
  9. Protokollieren: Notizen und Dokumente in jeder Form sind wichtig. Multimediales Arbeiten empfiehlt sich: Text, Foto, Audio, Video. Jeder muss sich sein passendes Notiz- und Archivsystem aufbauen. Es wird sich lohnen.
  10. Studieren: Erstklassige sportpolitische Kenntnisse über Struktur des Hochleistungssportsystems und Geschichte der Dopingbekämpfung sind unentbehrlich, um die täglichen Lügen der Doper und die Propaganda der Sportpolitiker zu durchschauen. Es gibt hervorragende Antidopingbücher, tausende erstklassiger Dokumente und zahlreiche Gerichtsurteile – machen Sie Ihre Hausaufgaben! Medizinische und juristische Fachkenntnisse sind hilfreich. Optimal wäre eine kriminalistische Grundausbildung.
  11. Dranbleiben ist die zweitwichtigste Regel: Denn Dopingberichterstattung ist kein Sprint, sondern ein Hindernis-Marathon. 

89 Gedanken zu „Peking, Tag 18“

  1. Grad heute morgen eine aktuelle Geschichte zum Triathlon geschnitten, und wenn wir jetzt schon dabei sind: Die Silbermedaille geht mal wieder an eine Zahnspange, Vanessa Fernandes aus Portugal.

    Nicht falsch verstehen, Zahnspangen mit 22 sind keine Seltenheit. Aber ich wette jetzt mal, wenn man sich die Siegerfotos der letzten paar Spiele ansieht, dann kann man einen eindrucksvollen Trend zur Zahnkorrektur entdecken.

    Und was in diesem Fall für Fernandes spricht: Die ist seit Jahren auf Topniveau, keine Leistungsexplosion.

  2. @JW
    Sind Sie heute 19:30 Uhr (Ihrer Zeit) beim Tischtennis? Timo gegen China? Der ausländische Superstar im großen Land gegen die Nationalhelden?
    Oder bleibt es beim Vogelnest, Freaks gucken?
    Es gibt jedenfalls kaum eine Veranstaltung auf die ich mich mehr gefreut habe, bei diesen Spielen.
    Zu Liu Xiang: Das ZDF hat professionell reagiert und mit nur knapp einer Stunde Verspätung berichtet. Übrigens wieder ohen dem Zuschauer klar zu machen daß es sich eben nicht um live-Bilder handelt. Das konnte man nur am Schnitt erkennen, wenn man es denn drauf anlegt.
    Eurosport war live drauf und zeigte auch die Fassungslosigkeit hinter den Kulissen als sich geschätzte 15 Betreuer um den am Boden kauernden Mann beugten. Dazu der Kommentar von Sigi Heinrich (nur aus dem Gedächtnis): „Der Trainer mußte den Eltern damals versprechen daß neben seiner sportlichen, auch seine geistige Ausbildung weiter vorangetrieben wird. Da kann er sich glücklich schätzen, vielleicht braucht er ja jetzt ein neues Standbein“.
    Wie ist denn der aktuelle Hysteriegrad in Peking?

  3. Die Zahnspange als Verdachtsmoment für Doping ist in meinen Augen ein wenig schwach.

    Ein grunsätzliches Wort zum Journalismus:
    “ Nicht von vorgewassten Meinungen ausgehen. Vorurteile verführen zu Einseitigkeit und Fehlschlüssen. Der Journalist sollte sich stets bewusst sein dass er weder Inquisitor noch Ricter. Er steht im Dienst seiner Leser und ist ein Anwalt der Wahrheit.* Da könnten sich Journalisten in der Heldenrolle wähnen. Als Manager des Nachrichtenflusses sind sie allerdings oft nur Lautsprecher, verbreiten Botschaften, die von PR Spezialisten für die Medien aufbereiet wurden, leiten Grobheiten weiter, mit denen Parteien ihr Profil schärfen und Gegner attackieren. Fakten? Jedenfalls stimmen die Zitate. Die in ihnen veborgene Wirkungsabsicht aber wird nicht enthüllt. (Sri)

    Die journalistischen Mittel, um eine Hetzmasse (vgl. E.Cannetti in Masse und Macht) entstehen zu lassen, sind einfach: Emotionlisieren, zuspitzen,anklagen, Vorurteile bedienen. Es reicht unter Umständen schon, wenn eine These – eine öffentlich geäusserte Behauptung, ein Verdacht, eine Bermutung – nicht überprüft, differenziert, relativiert wird, wenn nur so getan wird, als ob im Rahmen einer Recherche eine solche Überprüfung erfolge; wenn also nur Fakten, Aussagen und Argumente gesammelt werden welche die Ausgangstehese bestätigen. (Sri)

    * H.Schlapp: Einstieg in den Journalimus

    Mich persönlich nerven die STÄNDIGEN Dopingspekulationen insbesondere der deutschen Medien bei Olympia. Hat jemand bei der Fussball-EM ernsthaft gefragt wie M.Ballack so schnell wieder fit wurde oder warum T.Frings trotz Rippenbruch spielen konnte?

  4. Mir ist auch aufgefallen, dass viele Entscheidungen im ZDF nicht wirklich live sind, obwohl dies dem Zuschauer (wegen der Quote) oft suggeriert wird.
    Übrings wenn die ARD Olympia überträgt, sind die besseren Kommentare und Kommentatoren beim ZDF Info- bzw. Dokukanal.

  5. @ axel: kein tischtennis. ohne mich. bin wieder bei der leichtathletik. sportartenauswahl und themen habe ich – auch auf wunsch – schon ausführlich begründet.
    @ james tobin: tolles lehrbuch. das hier ist praxis. niemand sagt, dass er das feld beherrscht. ich glaube, dass ich dazu gleich nochmal einen beitrag reinstelle.

  6. Kann es sein daß eine emotionale Reaktion auch durch derat abstruse Leistungen ausgelöst werden kann?
    Wenn ein Mensch (Phelps, Bolt) der gesamten Restmenschheit vom Leistungsstand derart weit entrückt ist, wie soll die Reaktion ausfallen?
    Nüchtern? Analyselos?
    Ich erkenne beim besten Willen noch nicht mal die Spekulation, die Sie beschrieben, denn wie Dominik ausführt: „Die ist seit Jahren auf Topniveau, keine Leistungsexplosion.“
    Ich empfinde mich, bis jetzt jedenfalls, noch nicht als Teil einer Hetzmasse und denke daß es den meisten Kommentatoren und dem Autor da ähnlich geht.

  7. Naja, die deutschen Sportmoderatoren haben auch so ihre Fragen und Sprüche drauf. Rudi Cerne z.B. gegenüber einer Athletin „ob es denn ihr erstes Mal in der großen, weiten Welt“ sei“. Ächz!

    Gestern hat einer der Kommentatoren den spanischen Turner als „Paradiesvogel“ bezeichnet, weil er Tätowierungen hat. Michael Antwerpes (glaub ich) macht aus dem Vogelnest permanent das Storchennest.

    Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Ausserdem halte ich die Fernsehmoderatoren für vollkommen unfähig, große Momente des Sports angemessen zu begleiten.

    Auch deshalb empfinde ich dieses Blog als Wohltat!

  8. Ja, und nach dem Einstieg in den Journalismus kommt irgendwann die Berufserfahrung. Und wer, nur um ein Beispiel zu nennen, die Glorifizierung einer Marion Jones erlebt hat („größte Leichtathletin aller Zeiten“, Olympia vor 8 Jahren) und dann ihre Tränen vor dem Richter, der weiß, dass er auch „Anwalt der Wahrheit“ – großes Pathos – sein kann, wenn er sich seine Skepsis bewahrt und die auch äußert.

    Und deshalb: Und Zahnspangen bei erwachsenen Höchstleistungssportlern müssen im Zeitalter des kaum zu entdeckenden Wachstumshormondopings zumindest erwähnt (!) werden. Alles andere würde bedeuten, nur die halbe Wahrheit des Spitzensports zu erzählen.

  9. @Tobin: Na immer langsam, bitte. Hier hat niemand von einem Dopingverdacht in einem konkreten Fall, in einer konkreten Sportart oder auf eine konkrete Person bezogen gesprochen.

    Aber in den letzten Tagen hat sich hier eine erkleckliche Sammlung an Beobachtungen ergeben. Und da darf man doch wohl mal ein Schippchen dazu beitragen. Nein, ich leite keinen Dopingverdacht aus einer Zahnspange ab. Im Gegenteil, ich hab sogar noch ein Argument FÜR ihre Sauberkeit angeführt, das im umgekehrten Fall dagegen verwendet wird (Siehe gestern, 100m-Finale der Frauen: http://jensweinreich.de/?p=786 ).

    Ich wollte ja viel eher auf eine quantitative Frage hinaus, nämlich: Dass sich über den Nachweis eines (eben bewiesenen statt nur hypostasierten) sprunghaften Anstiegs der Zahnspangenträger und -innen die Dopingthese durchaus untermauern ließe. Rückschlüsse auf den Einzelfall sind dabei natürlich mau, aber auch nicht im Sinne des Erfinders gewesen.

    Nette Zitate, though.

  10. Jens, da ein anderer vorgezeigt hat, dass man so eher Antworten auf Anfragen an dich kriegt, muss ich leider nachziehen:

    Ich hab vor einiger Zeit per Mail nachgefragt bez. Podiumsdiskussion im Oktober, aber leider noch keine Antwort erhalten – wäre nur gut da bald was zu hören, damit wir uns gg.falls um andere Leute kümmern können!

    mlgd

  11. keine ahnung, was gemeint ist. in meinem outlook gibt es keine derartige anfrage. was nicht heißt, dass sie vielleicht im spam-ordner gelandet oder versehentlich von mit gelöscht worden ist oder auf dem weg von wien nach berlin krepiert. wenn ich wieder zu hause bin, können wir drüber reden.

  12. hm. nugut, ich schick gleich nochmal was los! halt von einer anderen adresse, falls du meine schon (was ich nicht verdenken könnte ;) ) automatisch in den spamordner forwarden lässt!

  13. Mir gefällt Ihr Satz in der Zeitschrift Message: „…die Lüge ist eine olympische Konstante…“. All die entlarvten Dopingsünder haben vor der positiven Probe alles, aber auch alles abgestritten. Oft wird sogar nach dem bewiesenen Betrug weiter abgestritten.
    Ich bin kein Sportjournalist und habe demzufolge keine Lehrbücher gelesen. Aber ich bin sportbegeistert seit über 25 Jahren und beschäftige mich auch mit Doping seit Ben Johnson – dem guten alten Ben, den ich als Pubertierender seinerzeit meine Nachtruhe geopfert hatte. Mittlerweile bin ich Arzt – und immer noch sportbegeistert. Nüchtern betrachtet, wissenschaftlich gesehen und pharmazeutisch gut erklärbar sowie oft beschrieben (auch von Sportjournalisten) sind nahezu alle Spitzenleistungen hinterfragbar.
    Es erscheint mir also nicht besonders schlau zu sein, sich gewisse Einzelsportler herauszugreifen und als „krankhaft“ zu bezeichnen, handkehrum im gleichen Atemzug Lobeshymnen über „saubere“ Sportler anzufertigen. Sowenig es schlau zu sein scheint, über DIE Sportjournalisten im Allgemeinen zu schreiben.
    Alles in allem bleibt der Bericht in „Message“ sehr lesenswert.

  14. @ probek. Sorry, CAR = Computer Assisted Reporting. Eine Methode, die in Deutschland unterentwickelt ist. Ganz anders als in den USA, wo es große CAR-Reporterpools gibt, oder in Skandinavien. Aber dort hat investigativer Journalismus ja eine ganz andere Stellung als in D-Land. Dort gibt es auch Informationsfreiheitsgesetze, die den Namen wirklich verdienen.

  15. @ James Tobin: Die Ballack-Frage und die Fußball-Doping-Fragen bitte nicht an mich, sondern an so genannte Football Writer richten, von denen es in Deutschland ja viele Hundert gibt. Ich weiß nur, dass Thomas Kistner für eine Betrachtung zum Doping im Fußball den Theodor-Wollf-Preis erhält. Aber er ist ja auch kein Football Writer, sondern nur ein Fußballspieler und ein Sportpolitiker, der sich auch mit Fußball befasst, da wo es weht tut.

  16. Nette Checkliste. Die lässt sich (wenn man ein paar Worte austauscht) auch prima auf andere, häufig zu unkritische Spielarten des Journalismus übertragen – von der Politikberichterstattung bis zum Medizinjournalismus.

  17. täuscht eigentlich mein eindruck, daß es nur eine handvoll von kritischen sportjournalisten gibt? ich lese in solchen zusammenhängen immer die gleichen namen: weinreich, kistner, hahn, jennings, grit hartmann, eggers (v.a. magdeburg/hildebrand), röckenhaus (bvb) usw…

    mag sein, daß das an meiner mangelnden medienpalette liegt (mehr als ein zeitungsabo würde meine zeit auffressen). mag aber auch sein, daß das die traurige wirklichkeit ist. wobei natürlich die hoffentlich zahlreichen schreiber nicht vergessen sein sollen, die sich auf lokaler ebene um das journalistische im sport bemühen.

    und die blogger natürlich.

  18. Naja, soweit ich das aus dem südlichen Nachbarland beurteilen kann, würde ich einmal sagen:

    Die Namen liest du wohl hauptsächlich deshalb immer, weil die auch auf dieser Seite am häufigsten vorkommen ;). In Deutschland kann man auf jeden Fall noch den Hajo Seppelt ergänzen (-> Im Reich der Mittel http://daserste.ndr.de/reportageunddokumentation/olympia232.html ). Und vielleicht den Michael Reinsch (aber FAZ les ich seltenst) und Ronny Blaschke (aber bei anderen Themen als Doping).

    Was ich aber auf jeden Fall sagen kann: Im Vergleich zu Österreich seid ihr da in Deutschland exzellent aufgestellt. Im Fernsehen gibt es keinen mit Hajo Seppelt vergleichbaren Reporter; im Printbereich beschränkt sich das (ernstzunehmende) kritische Potential auf den „Kurier“ und manchmal den Standard (aber die haben oft nur eine Sportseite und neben den Ergebnissen nicht viel Platz). Das war es dann schonmal. Das „Profil“, am ehesten mit dem Spiegel vergleichbar, hat nicht einmal ein eigenes Sportressort.

  19. Klar, kritischer Sportjournalismus ist absolut notwendig und ist auch ein Wert an sich. Aber: Die „harten Fakten“ in der Dopingbekämpfung sind nur duch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen (Springstein, Ullrich, Freiburg, Sinkewitz, DDR-Doping, Turin, Balco) oder aber ggf. durch ergänzenden Scheckbuchournalismus (Spiegel usw.) ans Licht gekommen. Gegenmeinung?

  20. mb: staatsanwaltschaft, okay. scheckbuchjournalismus, okay. aber du weißt ja auch, dass sich nur mit diesen wenigen schlagzeilen nichts bewegt hätte. bewegt hat sich nur ein bisschen, das muss ich ja leider auch sagen, weil doch einige journalisten über viele jahre ausdauernd und gegen tausend widerstände – im so genannten journalismus, in ihren medien, im sport, unter funktionären, unter rezipienten – angearbeitet haben. das ist ein prozess von mehreren jahrzehnten. vor allem deshalb hat sich im öffentlichen bewusstsein doch einiges geändert, die spektakulären fälle waren das sahnehäubchen.

  21. Nur mal eine Frage an die Berichterstatter: wenn das alles so schlimm ist in China, warum seid Ihr dann noch dort? Wäre es nicht besser die „Freakshow“ totzuschweigen?

  22. @ fred: ich weißt nicht, was du mit elf und acht jahren meinst. ich denke, dass im westen, zumindest in einigen medien, 1988 bei einigen ein umdenken eingesetzt hat. die aufarbeitung des ostsports hat das befördert. und das sind dann im nächsten jahr 20 jahre. aber scheiß egal. an jahrenzahlen sollte man das nicht festmachen. das ist oft so absurd, wenn man feststellt, dass man vor einem jahrzehnt dieselben texte geschrieben hat, deshlab habe ich ja vorgestern (oder vielleichgt vorvorgestern) mal den text aus sevilla über michael johnson reingestellt.

  23. checkliste hin oder her, so lange alle Beteiligten in der Form vom Doping profitieren wie das aktuell der Fall ist, werden die einen Teufel tun, und an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen.
    Wie Jens es schon schreibt, Sport ist mittlerweile Teil des Showbusiness, und alle verdienen daran. Sportler, Funktionäre, Sponsoren, und ja, auch die Presse.
    Mit Sport hat das IOC jedenfalls immer weniger zu tun. Da gehts nur noch um Vermarktung.

    Noch eine Frage, Jens. Was meinst du mit „..Informationsfreiheitsgesetze, die ihren Namen wirklich verdienen..“ ?
    Hast du das Gefühl, die Informationsfreiheit wird in Deutschland zu stark eingeschränkt ?

  24. ach albert. weil wir uns kennen: was soll denn der unsinn? könnte ja sagen: weil nicht umzubuchen ist und ich nicht früher zurückfliegen kann. sage ich aber nicht. ich sage allerdings auch nicht so einen nonsens: weil es sehr wichtig ist, dass gerade ich darüber schreibe. wir sind auf dem raumschiff olympia, das irgendwo gelandet ist, wo, das ist eigentlich ganz egal. die probleme bleiben. hast du schlecht geschlafen?

  25. @ b.schuss: das ist für mich nicht wirklich ein IFG, das den namen verdienen würde. sieh mal hier nach, da ist ein hübsches protokoll einer ifg-recherche von timo rieg verlinkt.

  26. @ha
    Ja, da hast Du recht.
    Wir ging’s aber nicht darum, eine best. Position in dieser Sache einzunehmen.
    Nur: Ob’s beim diesem Spiegel-Artikel Ungereimtheiten gibt oder nicht, ist erstmal nicht vom evtl. verwendeten Scheckbuch abhängig.
    Bei A wird darauf hingewiesen, wer den Spiegel-Autoren hier das Schild „Scheckbuchjournalismus“ umgehängt hat, und warum.

  27. danke für den kurzen text und die sehr erhellende checkliste. unglaublich, was man hier so komprimiert vermittelt bekommt.

  28. Apropos Jens, für dein Seelenheil: Am Kollegen Hahn dürfte der Schlafentzug durch die Spiele auch schon heftig nagen. Hat heute in der SZ geschrieben, dass Kim Collins aus „St. Kids & Nevis“ wäre … von wegen nur JW macht Fehler!

  29. @joern: meine Beispiele für Scheckbuchjournalismus: ARD-Beckmann mit Bert Dietz, April 2007 Spiegel mit Jeff dHont und später auch im Focus (dort weitgehend ohne Resonnanz). Dietz und dHont wirkten doch in der Öffentlichkeit als Panzerknacker! Sinkewitz und Jaksche (im Spiegel? im Stern?). Soll nicht missachtet werden: Zusätzlich war es auch gute journalistische Arbeit mindestens im Sinne von langjähriger Recherche (Spiegel – Udo Ludwig).

  30. @jw:
    hier ist schon viel lob für diesen blog gefallen, aber ich will das nochmal bekräftigen: viele spannende und gutaufbereitete infos (danke!) und vor allem intensive kontroverse debatten – i.d.r. ohne unter die gürtellinie zu gehen. respekt allen beteiligten dafür.

    eine frage hab ich aber auch noch, deren beantwortung aber nicht eilt: ;-)
    du schreibst „ich denke, dass im westen, zumindest in einigen medien, 1988 bei einigen ein umdenken eingesetzt hat.“
    wie war das denn bei den ddr-medien?
    ich erinner mich, dass doping vorher eigentlich gar kein thema war, bzw. wenn, dann mit dem tenor ‚das sind begleiterscheinungen des menschenverahctenden kapitalisrtischen profisports – und da es den bei uns nicht gibt, gibts auch kein doping.‘ Ende der 80er begann doch auch hier eine ganz zaghafte und keineswegs selbstkritische Öffnung zu dieser Thematik (so erinner ich es wenigstens). wie sah das denn hinter den medialen kulissen aus?

  31. jens, dein ioc-buddy gosper schaut bei der siegerehrung im tischtennis aber grimmig drein und verweigert christian süß beinahe den handschlag. wild. welcher böse deutsche hat dem aussie da denn in der vergangenheit in die karriere-suppe gespuckt? ;)

    naja, sein vizedasein im ioc scheint beendet. hoffentlich.

  32. @ radoteur: soweit ich es als volontär und student mitbekommen habe: da war nichts hinter den kulissen. wenn jemand aus dem journalismus etwas ahnte und/oder etwas gehört hat, hielt er den mund. ist ja kein wunder, dass viele, fast alle (oder gar alle?), die damals schon von den erfolgen im ausland berichtet haben, bis heute kaum ein kritisches wort verloren haben.

    @ b.schuss: wusste gar nicht, dass man die seite aufrufen kann, habe ich ja schon ewig nichts mehr gemacht. aber ja, das ist das richtige dokument.
    hier ist der link, den ich eigentlich setzen wollte, da findet sich auch noch anderes interessantes:
    http://sportnetzwerk.eu/?page_id=31

  33. Checkliste geht in Ordnung.

    Journalismus ist ein Handwerk. Vieles kann man lernen. Aber wie jedes Handwerk ist Journalismus mehr als nur ein Handwerk. Eine Redaktion ist eine Manufaktur – oder sollte eine sein, und kein Industriebetrieb mit standardisierten, automatisierten Produktionsabläufen. Fehler können vermieden werden, wenn an Texten gefeilt wird, wenn sie vor der Publikation gründlich durchdacht, besprochenund gegengelesen werden. Jedes Handwert erfordert eine Grunhaltung.
    „Nichts glauben, aber alles für mögliche halten“, empfiehlt Hermann Schlaupp*. (Sri)

    *Hermann Schlapp (2003): Einstieg in den Journalismus – Ein Leitfaden zum Handwerk.

    Während vermutlich Jens Weinreich mit einige Repression und unangenehmen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, präsentiert sich Thomas Bach rethorisch stark. Siehe FAZ
    http://www.faz.net/s/Rub03D44147D5D54FEFBD86D6A02159E792/Doc~E3E47EC0884614F12A1A13FFBE9C8375D~ATpl~Ecommon~Scontent.html

  34. @ trebor: da siehst du mal, dass meine gosper-beschreibungen, was seinen sympathiegrad angeht, nicht ganz daneben liegen, oder?

  35. ich fände es schade, wenn sich die letzten kritischen sportjournalisten nach kritik und selbstzerfleischung zurück zögen. auseinandersetzung mit den „hofberichterstattern“ müssen dennoch sein. gerne lese ich die diskussionen und hoffe eure lust an der kritischen beobachtung lässt nicht nach. zu der knappen liste würde ich noch die sportredaktion des dlf hinzufügen.

  36. @joern
    d’accord.
    Dazu: Gegen Scheckbuchjournalismus ist überhaupt nichts einzuwenden. Schön, wenn demnächst noch mehr Schecks so effektiv abgehen. Siehe Heredia. Sonst: Schwierig mit der unabhängigen Justiz, auch in diesem Land, also mit dem segenreichen staatsanwaltschaftlichen Wirken. Manchmal wird sie etwas unabhängiger, wenn ihr Journalisten auf den Senkel gehen – und manchmal können die sogar etwas addieren. Würde deshalb einen Vorfeldtipp hinzufügen, gerade für Sport: Recherche ist nicht Arbeit im Glauben, dass etwas gut ausgeht, dann verliert man. Sondern eher mit dem Glauben, dass es sinnvoll ist, etwas zu tun – egal wie es ausgeht. Kenne eine Menge, die sich das erhalten haben.

  37. Dank diesem Blog ist „Zahnspange“ ein absolutes Buzz-Word geworden, vielen Dank. Sonst wäre es mir [url=http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,572821,00.html]hier[/url] gar nicht aufgefallen…

  38. Buzz-Word bedeutet im Übrigen „Modewort“, für alle mitlesenden Deutschen. Ach und dem Dativ habe ich auch nicht übersehen.

    Dein Kommentar macht kaum Sense Janni… ich verstehe jedenfalls nicht, wieso „Zahnspange“ jetzt Modewort sein soll. Was wollten Sie denn ausdrücken?

  39. Martin Sommerfeld

    Tobias: „ich fände es schade, wenn sich die letzten kritischen sportjournalisten nach kritik und selbstzerfleischung zurück zögen.“

    Wieso die letzten – die ersten! „Früher war alles besser“ passt ja nun beim Sportjournalismus nicht so wirklich. ;-)))

  40. @jens weinreich:
    Vielen Dank für Ihren extrem unterhaltsamen und interessanten Blog. Das gleiche Lob geht übrigens auch an locker 66% der Kommentatoren hier. Echt jetzt!
    Olympia, dieses „doping-geschwängerte Massenveralberungshehumpse auf Kosten der allgemeinen Lebenshaltungskosten“ ging an mir bislang völlig vorbei. Bis auf diesen Blog hier. Den lese ich seit „Tag 1“ und bin fast jedem Link (auch denen der Kommentatoren) gefolgt. War stets ein Aha-Erlebnis. Und bin immer mehr davon überzeugt: ich brauch kein Olympia nimmer nicht.

    Euch allen: vielen Dank! Weiter so.
    Nochmal an Jens Weinreich: durchhalten… alles wird gut…!

  41. Pingback: Peking, Tag 19 : jens weinreich

  42. jens, wegen der Defizite es IFG, was genau soll das denn nun mit der Arbeit eines Sportjournalisten zu tun haben, bzw. diese einschränken oder behindern ?
    Beim IFG gehts doch bloss um die Informationspflicht von staatlichen Behörden gegenüber den Bürgern ( einschl. Journalisten ).

    Das sollte doch eigentlich deinen Bereich kaum betreffen. Oder bezog sich deine Bemerkung auf investigativen Journalismus allgemein ?

  43. das war ganz allgemein gemeint. und auf journalismus überhaupt bezogen, nicht mal auf investigativen journalismus. es war sogar noch allgemeiner gehalten: für mich geht es um grundrechte bzw. nicht gewährte grundrechte der bürger, wenn informationen so geblockt werden wie in deutschland.

  44. @jens
    nun hast du (berliner zeitung) und viele andere über die nationale katastrophe xang geschrieben. jedoch ist mir nicht wirklich klar geworden, ob es sich um echte trauer oder um ein kollektiv dirigiertes entsetzen handelt? was hat es mit den scheinbar manipulierten bildern, der winkende xang, aus dem aufwärmraum auf sich?
    auf der anderen seite: bei all den außerirdischen, es gibt auf einmal so viele, ist das versagen des körpers nicht auch ein sehr irdisches Signal?

    @Martin Sommerfeld
    stimmt, hier muss ich mich wirklich bemühen keine ungenauigkeiten zu zu lassen.

  45. @Jens: als Journalist kann ich deine Verärgerung natürlich nachvollziehen. Journalisten wollen immer alles wissen, und im Zweifelsfall alles veröffentlichen. Das liegt an der Natur der Sache. Aber würdest du nicht zustimmen, dass es Informationen gibt, oder geben kann, die im Interesse der nationalen Sicherheit (o.ä.) nicht veröffentlicht werden sollten ?

    Und wenn ja, wer glaubst du sollte die Entscheidung darüber treffen, was veröffentlicht werden darf, und was nicht ?

    Wo endet deiner Ansicht nach das Grundrecht auf Information ?

  46. Vielen Dank für die Erwähnung von Message. :-) Lese weiterhin gespannt mit; nicht täglich, aber doch regelmäßig und genieße diese andere, eben blogtypisch ganz persönliche Sicht – die wie zu erwarten angenehm kritisch-sarkastisch aus- und auffällt – auf die Spiele als Erweiterung des Horizonts!

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  50. Besonders lesens- und nachdenkenswert:

    Dass wissenschaftliche Fehlinterpretationen in der Dopingberichterstattung immer wieder vorkommen, zeigt sich auch im Fall der wegen Blutdopings gesperrten Berliner Eisschnellläuferin Claudia Pechstein. Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren wird über Claudia Pechstein diskutiert. In Foren und Kommentarspalten sind in dieser Zeit abertausende, teils hoch-wissenschaftliche Argumente ausgetauscht worden. Ob Claudia Pechstein gedopt hat oder nicht, kann und will ich an dieser Stelle nicht kommentieren. Eines wird in der Retrospektive jedoch klar: Der Fall ist längst nicht so eindeutig, wie es zu Anfang in manchem Bericht schien.

    Sottas war einer der Gutachter in Pechsteins Verfahren vor dem Weltsportgerichtshof CAS. Bei den Verhandlungen saß das Gericht – und damit anschließend auch die Medien – einem Fehler auf, den ich an dieser Stelle exemplarisch für die Diskussionen der vergangenen Monate anführen möchte. Sottas sollte beurteilen, ob die ihm vorgelegten Blutwerte von Pechstein unnormal sind. Dies stellte der Experte fest.
    Das Profil von Pechstein habe jedoch nicht einem typischen Dopingfall entsprochen, so Sottas. Die Neue Zürcher Zeitung schreibt, die ISU habe in ihrer Anklageschrift dennoch formuliert, dass es für dieses abnormale Bild nur die Erklärung der Manipulation geben könne, Sottas und drei andere Experten hätten dies bestätigt. „Der Lausanner sagt, er habe nie eine solche Behauptung formuliert, noch sie unterschrieben“, schreibt Geisser weiter in der Neuen Zürcher Zeitung. Egal ob Fehler oder bewusste Täuschung – an diesem Beispiel wird deutlich, wie schnell falsche Fakten in die Öffentlichkeit gelangen und ein Bild verzerren.

  51. Das Beispiel, das Drepper anführt, zeigt leider, dass er die selbst aufgestellten hehren Grundsätze nun so gar nicht befolgt. Der CAS und mit ihm die Medien saßen im Zusammenhang mit Sottas keineswegs, wie Drepper schreibt, „einem Fehler auf“. Und in diesem Fall nach „bewusste(r) Täuschung“ zu fragen, ist Pechstein-Lesart und hat nichts mit guter Doping-Berichterstattung zu tun.
    Um das zu wissen, hätte allein die Lektüre des ISU-Urteils von Anfang Juli 2009 genügt, jenes Dokuments also, mit dem der Dopingfall Pechstein überhaupt erst bekannt wurde und das der CAS dann bekanntlich verhandelte. Bereits dort ist unter Verweis auf die Gutachter von der Alternative einer „erblichen Blutkrankheit“ die Rede. Sottas wurde durchaus korrekt wiedergegeben: Unter 10.000 angelegten Blutprofilen habe er acht Athleten mit einer Blutkrankheit entdeckt, eins der Profile sei mit dem Pechsteins vergleichbar. Sottas liefert also einen, wenn auch einen statistisch sehr kleinen, Anhaltspunkt für ein Blutanomalie.
    Dass die ISU sachgemäß vorgegangen ist, wird noch offensichtlicher beim Blick in Pechsteins Buch, das schildert, wie stark Sottas Pechstein bei der ISU-Anhörung im Juni 2009 belastet hat. Dann heißt es: „Kaum zu glauben, dass der gleiche Sottas rund acht Monate später öffentlich behaupten wird, er habe die ISU schon während der Verhandlung in Bern darauf hingewiesen, dass er eine Blutanomalie … als wahrscheinlicher denn Doping erachten würde.“
    Dreppers Behauptung, dass der CAS „einem Fehler aufgesessen“ sein soll, wird gänzlich ad absurdum geführt durch das CAS-Urteil selbst: Dort ist nachlesbar, dass der angebliche Sottas’sche Meinungsumschwung den Richtern bekannt war; sie hatten ihn jedoch für irrelevant erklärt (und Pechsteins Antrag auf eine neue mündliche Verhandlung mit Sottas abgelehnt), Begründung: Man habe sich fürs Urteil ohnehin „nicht auf das schriftliche Sachverständigengutachten von Prof. Sottas“ gestützt.
    Sottas selbst hat dann, als Pechstein den Vorgang zum Kriminalfall einschließlich Strafanzeige wegen Prozessbetrugs hochjazzte, zwei sehr klare Aussagen getroffen. Erstens: Er habe die ISU „immer darauf hingewiesen, dass sie die Möglichkeit einer Blutanomalie untersuchen müsse – so weit sie kann“. Dieser Empfehlung folgte die ISU mit der 90-Tage-Frist für medizinische Tests, die Pechstein seinerzeit ablehnte. Das erklärte Sottas‘ zweite Feststellung: Er fühle sich „von ISU-Funktionären nicht betrogen“.
    Sottas stellte auch seine eingeschränkte Zuständigkeit klar: Als Statistiker habe er sein Gutachten nur zur Einzigartigkeit der Pechstein’schen Blutwerte abgegeben, aber nicht zu deren Ursache.
    Entscheidend für Berichterstattung, jedenfalls aktuellere: Die angeblich „aktenwidrige Verschleierung“ einer Meinungsänderung von Sottas war seitenlanger Teil des Pechsteinschen Revisionsgesuches beim Schweizer BG. Wie sie bewertet worden ist, sollte bekannt sein. Beides ebenfalls nachlesbar.
    Drepper vergisst in seinen Empfehlungen: Die besseren Quellen sind in der Regel Originalunterlagen.

  52. Hallo ha. Danke für die Anmerkungen. Das ist natürlich bescheiden. Ich hatte ja erwähnt, dass ich mir selbst kein Urteil erlauben will, da ich im Fall zu wenig drin stecke. Vielleicht hätte ich die Finger dann ganz vom Beispiel lassen sollen … Ich zitiere mal eine verkürzte Version ihres Kommentars unter meinem Blogeintrag, dann wird ihre Einschätzung da auch nochmal berichtigend zur Seite gestellt. Ich hoffe, das geht in Ordnung.

  53. ‚Tschuldigung schon mal, ich glaube das wird etwas länger.

    Das Beispiel, das Drepper anführt, zeigt leider, dass er die selbst aufgestellten hehren Grundsätze nun so gar nicht befolgt. Der CAS und mit ihm die Medien saßen im Zusammenhang mit Sottas keineswegs, wie Drepper schreibt, „einem Fehler auf“. Und in diesem Fall nach „bewusste(r) Täuschung“ zu fragen, ist Pechstein-Lesart und hat nichts mit guter Doping-Berichterstattung zu tun.

    Wer sagt denn, daß die Pechstein-Lesart in diesem Fall die falsche ist? Aus den Interview Sottas‘ nach dem CAS-Urteil und dem CAS-Urteil selber ergibt sich beinahe unwillkürlich dieser Eindruck.

    Um das zu wissen, hätte allein die Lektüre des ISU-Urteils von Anfang Juli 2009 genügt,[..]

    Die Lektüre des Urteils, dessen Argumentationslinie die ISU vor dem CAS doch auch umgekrempelt hat? Dessen (behauptete) Datenbasis vor dem CAS immer schmaler wurde?

    [..] Blick in Pechsteins Buch, das schildert, wie stark Sottas Pechstein bei der ISU-Anhörung im Juni 2009 belastet hat. Dann heißt es: „Kaum zu glauben, dass der gleiche Sottas rund acht Monate später öffentlich behaupten wird, er habe die ISU schon während der Verhandlung in Bern darauf hingewiesen, dass er eine Blutanomalie … als wahrscheinlicher denn Doping erachten würde.“
    Dreppers Behauptung, dass der CAS „einem Fehler aufgesessen“ sein soll, wird gänzlich ad absurdum geführt durch das CAS-Urteil selbst: Dort ist nachlesbar, dass der angebliche Sottas’sche Meinungsumschwung den Richtern bekannt war; sie hatten ihn jedoch für irrelevant erklärt (und Pechsteins Antrag auf eine neue mündliche Verhandlung mit Sottas abgelehnt), Begründung: Man habe sich fürs Urteil ohnehin „nicht auf das schriftliche Sachverständigengutachten von Prof. Sottas“ gestützt.

    Interessant, da will also einer der Hauptbelastungs-Gutachter für das ISU-Urteil seine Meinung nicht geändert haben sondern lediglich anfügen, daß die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des pechsteinschen Blutprofils durch Doping als geringer einschätzt, als die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Blutanomalie (was ein statistisches Argument ist, dazu muß man kein Mediziner sein!), und schon ist es nicht mehr relevant und wird nicht mehr betrachtet? Und das CAS mußte extra die Urteilsverkündung nochmal um 2 Wochen verschieben, um die Begründung neu zu schreiben? Sehr überzeugend, wirklich! Ich dachte immer, daß ein Gericht sowohl belastende als auch entlastende Beweise und Indizien betrachten sollte. Offensichtlich stimmt das für das CAS nicht.

    Sottas selbst hat dann, als Pechstein den Vorgang zum Kriminalfall einschließlich Strafanzeige wegen Prozessbetrugs hochjazzte, zwei sehr klare Aussagen getroffen. Erstens: Er habe die ISU “immer darauf hingewiesen, dass sie die Möglichkeit einer Blutanomalie untersuchen müsse – so weit sie kann”. Dieser Empfehlung folgte die ISU mit der 90-Tage-Frist für medizinische Tests, die Pechstein seinerzeit ablehnte.

    Pechstein lehnte die 90-Tages-Frist ab, nicht die Tests. Nur um das nochmal klarzustellen. Im Übrigen hatte die die ISU selbst bei ihren Untersuchungen genügend Indizien gefunden, die auf eine Anomalie bei Pechstein hindeuten. So hat z.B. auch ein von der ISU beauftragtes Schweizer Labor bereits im April 2009 im Blutausstrich Sphäro-/Echinozythen gefunden. Genau wie auch von Pechstein beauftragte Gutachter entsprechende Anomalien gefunden haben. Spätestens zum CAS-Urteil lag also genügend medizinische Evidenz vor.

    Das erklärte Sottas’ zweite Feststellung: Er fühle sich “von ISU-Funktionären nicht betrogen”.

    Na Sottas wurde ja auch nicht betrogen, das kann höchstens Pechstein behaupten ;)

    Sottas stellte auch seine eingeschränkte Zuständigkeit klar: Als Statistiker habe er sein Gutachten nur zur Einzigartigkeit der Pechstein’schen Blutwerte abgegeben, aber nicht zu deren Ursache.

    Siehe oben, seine Aussage über die Ursache war allerdings ein statistische, und somit auch ohne medizinische Fachkenntnis zu treffen. Er sagt ja gerade nicht, daß ist diese oder diese Anomalie, daß kann nur ein Mediziner, das ist wohl wahr.

    Entscheidend für Berichterstattung, jedenfalls aktuellere: Die angeblich „aktenwidrige Verschleierung“ einer Meinungsänderung von Sottas war seitenlanger Teil des Pechsteinschen Revisionsgesuches beim Schweizer BG. Wie sie bewertet worden ist, sollte bekannt sein. Beides ebenfalls nachlesbar.

    Dabei sollte man allerdings erwähnen, daß das Schweizer BG keinerlei Fakten prüft und auch nicht die Beweiswürdigung des CAS. Wenn also das CAS behauptet, es hätte die Sottas-Aussagen betrachtet und verworfen, nimmt das BG das hin, es überprüft nicht auf innere Logik bzw. richtig/falsch oder so. Deswegen kommt ja auch kaum je mal einer dort weiter.

    Drepper vergisst in seinen Empfehlungen: Die besseren Quellen sind in der Regel Originalunterlagen.

    :D
    Das stimmt natürlich. Deswegen konnte man ja auch später Stellungnahmen der Gutachter und auch weitere Auszüge aus den Gutachten lesen, die das CAS sehr selektiv zitiert hat, um z.B. nahe zu legen, es gäbe keine Anomalie. Schon damals wies ich darauf hin, daß die vom CAS ausgewählten Zitate im Urteil nicht das aussagen, was das CAS behauptet hat. Wie war das noch mit der Farbe des Autos auf dem Parkplatz? Heute wissen wir natürlich, daß das CAS sehr wohl verfäschend zitiert hat und die Anomalie sehr wohl existiert. Und es gab damals vielleicht noch nicht die exakte Zuordnung wie heute, allerdings war aus medizinischer Sicht das Vorhandensein einer solchen bereits recht klar (das habe sogar ich gesehen ;).

    In diesem Zusammenhang ist ja auch bemerkenswert, daß die ISU ihre Argumentationslinie nochmal geändert hat, als ihre eigenen Gutachter mit der Xerozytose-Diagnose ankamen. Das CAS hat Pechstein verurteilt, weil das Blutprofil abnormal war (die auffälligen Unterschiede zwischen Advia und Sysmex [mit Sysmex hätte Pechstein nie den „Grenzwert“ überschritten, also ein erstmal unauffälliges Profil gezeigt], die auf systematische Probleme hindeuten wurden ignoriert) und angeblich keine Anomalie nachgewiesen werden konnte (wie geschildert, sprachen allerdings mehrere Gutachter vom Vorhandensein einer solchen, was das CAS ebenfalls ignorierte und im Urteil sogar zu verschleiern versuchte [Farbe des Autos] und im Prinzip lediglich auf die Einzelmeinung eines in ihren Augen überzeugenden Gutachters [d’Onofrio] verwies). Kein Wort verliert das CAS darüber, daß es absolut unklar blieb, wie man mit Doping zu dem gemessenen Blutprofil kommen sollte. Dem CAS lagen drei Gutachten vor, die sich genau mit diesem Thema beschäftigt haben, alle kamen zu dem Schluß, daß Doping (egal wie) die gemessenen Werte höchstwahrscheinlich nicht erklären können. In die gleiche Richtung geht ja auch die Aussage von Sottas. Das CAS postuliert also ohne irgendeine Betrachtung dieses Punktes und mithin sogar faktenwidrig die Erklärung durch Doping als wahrscheinlich. Gleichzeitig argumentiert es ohne unabhängiges medizinisches Verständnis die von Gutachtern gebrachten Belege für eine Anomalie weg, um so zu einem Schuldspruch zu kommen.
    Als der letztere Punkt wegbricht, behauptete die ISU ungeniert, alles nicht so schlimm, dann gibt es eben diese Anomalie, aber die erklärt Pechsteins Werte auch nicht (sowas heißt im Englischen „moving the goalposts“). Dabei ignoriert sie vollkommen, daß sie es nach Aussage einer Unmenge an Medizinern eben doch tut und zum zweiten die Erklärung durch Doping nicht überzeugend greift.
    Da versteht man natürlich schon, warum die ISU sich scheut, das nochmal klären zu lassen. So hatte Pechstein ja bei der letzten WM und Gewinn von zwei Medaillien dort laut Eigenmessungen wieder Werte im Bereich der ominösen Hamar-Messung. Sind jetzt die Werte mit einem Mal doch medizinisch zu erklären und nicht unbedingt auf Doping zurückzuführen?

  54. Gipsel
    Den Streit nicht noch einmal, obwohl zu fragen wäre, welche der von Dir behaupteten „von Gutachtern erbrachten Belege“ für eine Anomalie zum Zeitpunkt des CAS-Urteils denn so vorlagen. (Zitate willkommen)
    Es ging hier allein um die Behauptung, die ISU habe getäuscht, den CAS, die Medien, indem sie das Vorhandensein einer Blutanomalie (mit Sottas oder wem auch immer) ausgeschlossen habe. Nein, das hat sie zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil, ihre Gutachter waren es, die erst die Sphärozytose, und dann die Xerozytose als Möglichkeiten erwähnten, bevor Pechsteins Seite erst auf den einen, und dann, als die Kugelzellanomalie mit Ganser etwas problematisch wurde, auf den anderen Zug aufsprang (Laut Prof. Eber nahm er selbst aufgrund „unzureichender Datenlage“ die erste „qualifizierte ausführliche hämatologische Diagnostik“ vor – aber gut, das muss nicht jedem etwas sagen über die Bemühungen von Gassmann, Weimann etc.pp. ;-D ), um am Ende eine neuartige Mischform beider Zytosen zu diagnostizieren, freilich mit starker Tendenz „hereditäre Xerozytose, eine Membrananomalie, die der Sphärozytose ähnlich ist“ (Eber/Kohne). Wobei der Begriff „ähnlich“ wissenschaftlich derart präzise ist, dass man wohl auf ihn verzichten könnte.

    Ansonsten: Man darf selbstverständlich gespannt sein auf die von Pechstein angekündigte Selbstanzeige bei der ISU wegen ihrer selbst gemessenen Retiwerte.

  55. Im Übrigen: Pechstein lehnte nur die Frist ab, nicht die Tests?

    Sie selbst zitiert das ISU-Verhandlungsprotokoll anders, danach erklärte sie, dass:

    … sie bereit ist, jedwede medizinische Untersuchung und jeden Dopingtest zu unternehmen, aber nicht im Rahmen des laufenden Verfahrens, da sie eine Verspätung desselben nicht akzeptieren kann, insbesondere im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Vancouver. Deswegen fordert sie, die Entscheidung im vorliegenden Fall am Ende der Anhörung aufgrund der vorliegenden Beweise zu fällen.

    Und, Gipsel, ich weiß auch nicht so sicher, wie Du das zu wissen scheinst – dass Pechstein eine Anomalie hat. Auch bei der Xerozytose fehlt ein Test, der, der wissenschaftlich als sicherster gilt. Die Validität der angewandten Methode (Ektazytometrie) für den Fall Pechstein hingegen ist nicht gerade sonderlich ausführlich erörtert, da, das dürfte Deinen Neigungen entgegenkommen, Normwerte wohl kaum ausreichend beschrieben sind. – Wenigstens nicht irreführend, wie für die Sphärozytose. Das ist immerhin ein Fortschritt.

    Und hier trifft zu, was Daniel Drepper beschreibt: Das sind Felder, die Journalisten überfordern – und die hat kein Fall so demonstriert wie dieser. Bis heute lebt ja die These von der „Kugelzellanomalie“. Dass die Quotienten-Methode von Weimann für den Fall Pechstein kaum anwendbar war und das aus dem Paper hervorgeht, das als Grundlage zitiert wurde, wie Gassmann das inzwischen in für die meisten nicht nachvollziehbarem Vokabular auch einräumt – Wer soll das noch kapieren? Es braucht wissenschaftlichen Rat, mitunter auch gegen eine Truppe von Wissenschaftlern.

  56. Gipsel
    Den Streit nicht noch einmal, obwohl zu fragen wäre, welche der von Dir behaupteten “von Gutachtern erbrachten Belege” für eine Anomalie zum Zeitpunkt des CAS-Urteils denn so vorlagen. (Zitate willkommen)

    Nun, mir wird das auch langsam langweilig, aber da einige ja die Faktenm immer noch nicht kennen, hier mal ein paar Auszüge:
    Prof. d’Onofrios Gutachten für den CAS nimmt Bezug auf Daten der in einem von der ISU beauftragten Schweizer Labor am 16.04.2009 untersuchten Blutprobe Pechstein. Laut d’Onofrio wurden dort gefunden:

    rare echino-spherocytes on the peripheral blood film

    Weiterhin nimmt er zu den Schrezenmeierschen Untersuchungen Stellung, die ihm offensichtlich zumindest teilweise vorlagen. Folgendes ist die Einschätzung von d’Onofrio (ein Zitat aus seinem Gutachten) dazu, nicht von Schrezenmeier:

    MCHC is increased (37.3 g/dl), as it inconstantly was in former test results; this is in favour of spherocytosis (and it is not a proof of analytical error)

    Und weiter:

    Several spherocytes are present on the peripheral blood film, another element which is in favour of spherocytosis; spherocytes are absent in normal blood.

    Seine Schlußfolgerungen:

    From a medical and hematological standpoint, as stated since my first Expert Opinion of May 25, two possible explanations remain valid for the exceedingly variable and occasionally high reticulocyte counts observed in the Appellant [Pechstein]: one is blood doping, the other one is a compensated congenital hemolytic blood disorder (in particular spherocytosis). Some findings including slightly increased Advia MCHC and hyperchromic cells, the findings of even a few spherocytes on the blood film (although I could not personally verify it), can be observed in a patient with compensated spherocytosis.

    Und das vom einzigen externen Gutachter, der vor dem CAS letztendlich bei der Frage nach der Anomalie diese als unwahrscheinlich eingestuft hat.

    Schrezenmeiers Untersuchungsergebnisse wurden ja durch die anderen Gutachter verwertet, das CAS hat allerdings eine vorläufige Stellungnahme von ihm zitiert. Mit einem Schreiben vom 06.12.2009 weist er darauf hin, daß das CAS ihn etwas sinnentstellend zitiert hat, er hätte wiederholt erhöhte Retis, erhöhte MCHC sowie auch Sphärozyten als Auffälligkeiten festgestellt (d’Onofrio ist darauf ja sogar in seinem Gutachten eingegangen).

    Prof. Heimpels Gutachten wird ja vom CAS im Punkt 205 mit dem „die Farbe des Autos auf dem Parkplatz konnte nicht endgültig bestimmt werden“-Zitat (es konnte keine endgültige Diagnose des Typs der Anomalie der Erythrozyten bzw. deren Membranen gestellt werden) wiedergegeben, woraus ich ja sofort folgerte, na dann steht ja wohl offenbar ein Auto auf dem Parkplatz, Sie werden sich erinnern ;).
    Alle späteren Äußerungen und z.B. auch die (leider nichtwörtliche) Wiedergabe des Inhalts durch Prof. Gassmann zeigen, daß Prof. Heimpel sich in seinem Gutachten sehr wohl von der Existenz des Autos überzeugt gezeigt hat. Er stellte offenbar hauptsächlich auf die Kombination der hohen MCHC-Werte mit niedrigen Haptoglobin-Werten ab, die typisch für sehr leichte, ansonsten unsymptomatische Formen von Membranopathien ist und weist darauf hin, daß diese Konstellation laut Screening-Untersuchungen bei bis zu 1% der Nordeuropäer vorkommen würde. Er weist speziell darauf hin, daß die bei Pechstein beobachteten niedrigen Haptoglobin-Werte erst bei einem im Vergleich zum Normwert verdoppelten Hämoglobin-Abbaus durch den Körper auftreten (was somit auch zu einer Verdopplung des Reti-Wertes führt, und oh Wunder, das paßt sogar zu Pechsteins Reti-Werten) und folgert das sichere Vorhandensein einer Anomalie (er geht wohl sogar darauf ein, daß Doping mit ESA solche Blutbild-Änderungen nicht hervorrufen).

    All das sind Sachen, die schon dem CAS vorlagen.

    Dazu kommt noch die (dem CAS ebenfalls vorgelegten) Gutachten (Schmidt, Pöttgen, Damsgaard), die sich mit der von d’Onofrio explizit aufgeführten Alternativerklärung befassen: Doping.
    Diese haben mit unterschiedlichen Betrachtungsmethoden (z.B. dem Vergleich Pechsteins Blutwerte mit denen in Studien an unter ärztlicher Kontrolle gedopten Menschen festgestellten) versucht, diese Frage zu erhellen. Alle kommen zu dem Schluß, daß Doping die Werte nicht plausibel erklären können (Schmidt hat da sogar für 3 verschiedene Szenarien ein paar Wahrscheinlichkeiten berechnet, die irgendwo zwischen 5% und 0,0001% liegen, daß die Werte durch so ein Dopingszenario verursacht worden sein könnten, also doch ein halbwegs sicherer Ausschluß zumindest dieser Szenarien). Allgemein halten alle 3 Gutachter fest, daß die erwarteten Änderungen bei Doping mit die Blutbildung stimulierenden Substanzen (ESA) eigentlich bis auf die Retis in die jeweils andere Richtung als bei Pechstein beobachtet zeigen sollten. Transfusionen hätten schon mal gleich erniedrigte Retis zur Folge gehabt, scheidet also ebenfalls aus.

    So, reicht das erstmal? Bemühen Sie sich doch als Journalistin mal um die vollständigen Gutachten oder zumindest mehr wörtliche Zitate daraus, falls Ihnen die Zusammenfassungen nicht reichen oder meinetwegen auch nicht glaubhaft erscheinen. Ich weiß nur, es paßt konsistent zusammen, anders als das CAS-Urteil und dessen Interpretation der Gutachter. ;)

  57. Achja, da sie Prof. Ganser erwähnten, hier mal der Vollständigkeit halber ein etwas jüngeres Zitat von ihm:

    Nach den jetzt durchgeführten Untersuchungen sieht die Lage wesentlich klarer aus. Sie könnne mich gerne zitieren, dass auch ich der Meinung bin, dass die Befunde die erhöhten Reti-Werte ausreichend erklären.

    Und hierzu noch:

    Im Übrigen: Pechstein lehnte nur die Frist ab, nicht die Tests?
    Sie selbst zitiert das ISU-Verhandlungsprotokoll anders, danach erklärte sie, dass:

    … sie bereit ist, jedwede medizinische Untersuchung und jeden Dopingtest zu unternehmen, aber nicht im Rahmen des laufenden Verfahrens, da sie eine Verspätung desselben nicht akzeptieren kann, insbesondere im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Vancouver. Deswegen fordert sie, die Entscheidung im vorliegenden Fall am Ende der Anhörung aufgrund der vorliegenden Beweise zu fällen.

    Ich denke auf den inhaltlichen Zusammenhang zwischen dieser Frist und dem (Zeit-)Rahmen des Verfahrens muß ich nicht gesondert hinweisen, oder? ;)

    Und, Gipsel, ich weiß auch nicht so sicher, wie Du das zu wissen scheinst – dass Pechstein eine Anomalie hat. Auch bei der Xerozytose fehlt ein Test, der, der wissenschaftlich als sicherster gilt. Die Validität der angewandten Methode (Ektazytometrie) für den Fall Pechstein hingegen ist nicht gerade sonderlich ausführlich erörtert, da, das dürfte Deinen Neigungen entgegenkommen, Normwerte wohl kaum ausreichend beschrieben sind. – Wenigstens nicht irreführend, wie für die Sphärozytose. Das ist immerhin ein Fortschritt.

    Leider kann man hier nicht direkt Bilder posten. Aber für den Laien vielleicht sehr illustrativ hier mal zwei Bilder von roten Blutkörperchen unter einem Phasenkontrastmikroskop, welches besonders empfindlich auf Formänderungen der Erys ist.
    Zuerst mal Pechsteins Blut, und hier mal das von Prof. Eber zum Vergleich. Sieht schon irgendwie anders aus, oder etwa nicht?

    Mal unabhängig davon, sollte es Ihnen vielleicht zu denken geben, daß ich hier im Blog schon sehr lange gesagt habe, daß der genaue Typ der Anomalie gar nicht entscheidend ist. Anfangs habe ich durchaus ergebnisoffen diskutiert und hauptsächlich nach mehr Fakten gesucht, die die Entscheidung der Frage Doping ja oder nein beantworten könnten. Als dann mehr Fakten und Indizien auftauchten, wurde die Frage aber recht schnell deutlich. Aus den zahlreichen Indizien (ich habe z.B. die Auffälligkeit der systematischen Differenzen zwischen Advia und Sysmex sehr schnell nach deren Bekanntwerden auf die unterschiedlichen Meßmethoden zurückgeführt und auch die Frage gestellt, ob genau diese systematische Verschiebung, die eben unüblich ist, kein Ausdruck einer Anomalie sein kann, ein wenig später, kam es ganz genau so), kann man recht einfach schlußfolgern, daß bei Pechstein praktisch alles auf eine ganz leichte Anomalie hindeutet, welche auch immer es am Ende werden sollte. Jetzt ist sich praktisch die gesamte Fachwelt einig, was Pechstein hat.

    Ich kann nur feststellen, daß sich praktisch alle meine vorgebrachten Punkte bestätigt haben. Die Dopingexperten (ebenfalls praktisch die komplette Fachwelt) haben auch meine früh geäußerte Ansicht bestätigt, daß die bei Pechstein festgestellten Änderungen nicht so recht zu den erwarteten Dopingmustern passen. Insgesamt ergibt das ein sehr stimmiges Gesamtbild. Nur das CAS mit einem einzigen versprengten Gutachter (wenn man mal die ISU-Angestellten ausnimmt) sehen das anders. Obwohl, warum fragen sie nicht mal bei d’Onofrio nach, wie er das heute sieht? Vielleicht bekommen sie ja sogar einen Kommentar von ihm. Der dürfte dann in etwa ähnlich lauten, wie das Interview von Sottas. Wahrscheinlich in etwa so:
    Er hätte ja nie gesagt, daß eine Anomalie keine Erklärung wäre, im Gegenteil hätte er ja in seinem Gutachten explizit auf diese Möglichkeit hingewiesen. Wie das Gericht das dann bewertet hat, lag ja außerhalb seines Einflusses. Und er würde damit noch nicht mal lügen ;)

  58. Im letzten Absatz muß es natürlich „eine Erklärung“ statt „keine Erklärung“ lauten:

    Wahrscheinlich in etwa so:
    Er hätte ja nie gesagt, daß eine Anomalie eine Erklärung wäre, im Gegenteil hätte er ja in seinem Gutachten sogar explizit auf diese Möglichkeit hingewiesen. Wie das Gericht das dann bewertet hat, lag ja außerhalb seines Einflusses. Und er würde damit noch nicht mal lügen ;)

  59. Danke für den Tipp – ja, scheint zu lohnen, was Pechstein in der Gutachten-Sammlung auf ihrer Homepage nicht hat. Dann ließe sich z.B. abgleichen, welcher Haptoglobin-Wert als „niedrig“ angegeben wird – bei Schrezenmeier + Heimpel (veröffentlichte Schreiben) findet sich dazu erstmal nix.
    Lediglich bei Röcker lag der wichtige Wert dreimal (bei 13 Messungen) unter Norm. Bei Eber wieder „normal“.

  60. Argh! Ich muß heute mal früher schlafen. Doppelte Verneinung bekomme ich wohl heute nicht mehr gebacken.

    Die erste Version des letzten Abschnitts war schon richtig. Also entweder:
    Er hätte ja nie gesagt, daß eine Anomalie keine Erklärung wäre …
    oder:
    Er hätte ja gesagt, daß eine Anomalie eine Erklärung wäre …

  61. Macht nichts, hatte das schon verstanden. Obgleich d’Onofrio auch nach Ansicht der Gassmann-Weimann-Ehninger-Expertisen und bis zum Schweizer BG seine Meinung nicht geändert hatte. Vielleicht hat ihn ja inzwischen Eber überzeugt, obgleich doch der stärkste Test (die Ektazytometrie), der nun für diese „ähnliche“ Anomalie herhalten soll, deren Vorhandensein als „dennoch möglich“ beschreibt und das Ergebnis „sehr suggestiv für eine hereditäre erythrozytäre Membranopathie“ nennt.
    Vielleicht hat d’Onofrio sich andersherum ja auch bestärkt gefühlt durch die weiteren ISU-Gutachter fürs Schweizer BG, die Doping für wahrscheinlich halten, aber bisher nicht öffentlich zitiert worden sind.

    Aber es stimmt: Man könnte mal nachfragen ;-D

  62. ha,
    welchen Eindruck wollen Sie erwecken?
    Es ging niemals darum, ob Frau Pechstein gedopt hat oder nicht, sondern nur darum, konnte sie mit diesen Werten verurteilt werden.

    Da lautet die Antwort eindeutig NEIN.

    Nachwievor gibt es 1000e Möglichkeiten, zu hohen Retiwerten zu kommen.
    Nur muß man spätestens nach den Weimann Untersuchungen einkalkulieren, dass der Vater die gleichen Blutwerte hatte und dass Frau Pechstein zu den 20% von Anomalien betroffenen gehört, die wissenschaftlich noch nicht erforscht waren.

    Aber auch davor war die Indizien-und Faktenlage nicht eindeutig.
    Es gab kein plausibles Anwendungsszenario! Hohe Retiwerte am Wettkampftag sind für Doping nicht hilfreich und wertlos.

    Ich bin medizinischer Laie, aber als ich die veröffentlichten Blutwerte sah, war klar, hier stimmt was nicht.

    Über die unsägliche Rolle der deutschen Experten rede ich da lieber nicht. (wenn sie keine schlimme Krankheit hat, hat sie gedopt.)

    Von Sottas bin ich enttäuscht. Freilich waren die Retiwerte unnormal, nur in welchem Sinne? Kommt unter 10000 nur einmal vor?
    Als angeblicher Statistiker hätte er sich eher melden müssen. Gipsel hat hier darauf hingewiesen, dass statistisch keine Signifikanz vorlag. Ihre Retiwerte schwankten NICHT stärker als die des von der ISU vorgelegten anonymen Skaters.

    Das BG hat doch nur die Ordre Public geprüft, nicht die Fakten. Das CAS hat nunmal auf der ganzen Höhe der medizinischen Unkenntnis sein Urteil formal richtig gesprochen. Als CAS-Richter hätte ich mir aber nicht gefallen lassen, dass einen Tag nach dem Urteil neue WADA Richtlinien gültig waren, die eine Verurteilung NICHT zugelassen hätten, AUCH ohne Kenntnis der Anomalie.
    Das muß man doch zur Kenntnis nehmen?

    Frau Pechstein hatte letztendlich nur Glück, dass die Medizin zufällig ihre Anomalie erforscht hat. Genauso gut hätte sie jetzt mit leeren Händen da stehen können. Zu Unrecht behandelt bleibt sie dennoch.Sie ist ein Zwischenfall und hat alle Legitimität, Ihre Peiniger zu bedrängen. Aber ein „richtiger“ Funktionär wird niemals seinen Irrtum eingestehen?

    Original Gipsel: Nur weil ich die Farbe des blauen Autos auf dem Parkplatz nicht erkennen kann, heißt das nicht, dass da kein Auto steht.

    Daniel,
    Sie hätten sich nicht ausklinken müssen. Als Journalist gab es hier jede Menge zu berichten, ohne sich an Vorverurteilung zu beteiligen.

    Mich interessiert immernoch brennend das von Claudia Pechstein vorgelegte Dokument, eine Folie von Kuipers als Medizinchef der ISU, wie verhält sich der Verband bei hohen Retiwerten?
    “ Der Athlet ist unter einem Vorwand nach Hause zu schicken, um keine Aufmerksamkeit bei den Medien zu erwecken“

  63. Ja, Walter, wenn ein System so agiert oder gar agieren muss, ist es nicht mehr integer und höhlt sich aus. Der Schaden, den Fehler einzugestehen, wäre kleiner als den Fehler weiter zu verschleiern ( zu helfen).
    Wenn man durch solch ein Tal schon mal durch ist, fällt das Eingeständnis
    der Fehlbarkeit leichter. Aber wie gesagt, diese Erfahrung hat halt (noch) nicht jeder.

  64. Das ist doch eigentlich eine gute Information, die „Ermittlungen“ der Staatsanwaltschaft München gegen Claudia Pechstein ist eingestellt;-)

    Sie haben KEINE Hintermänner gefunden;-) Herr Bach war doch ganz scharf auf Hintermänner;-)

    Darf ich erinnern? Nach dem CAS Urteil sagte er, jetzt, wo das CAS die Verurteilung durch die ISU bestätigt hat, soll Claudia Pechstein ihre Hintermänner nennen;-) Echte deutsche Komik. Was nun?

    Kommt jetzt mal ne Entschuldugung durch ihre Verfolger?

    Schönes Beispiel für nationale peinliche Einzelverfolgung;-)

  65. @Walter #74

    Kommt jetzt mal ne Entschuldugung durch ihre Verfolger?

    Befangen in der eigenen Sicht der Dinge, die nicht selten in kleinliche Rechthaberei und Ignoranz gegenteiliger Auffassungen mündet, wird man vergeblich auf eine Korrektur der Meinung, ein Bedauern etwa oder gar eine Entschuldigung warten können. Wie petty bourgeois wäre denn das nun ? Was erwartest du denn eigentlich ?
    Nur, wer die Wahrheit in all ihren Facetten kennt, darf auch mit der nötigen Chuzpe durch die mediale Welt flanieren. ;-)

  66. Oliver Händler im ND: Claudia Pechstein lässt nicht locker

    »In unserer Klage gegen die ISU auf Schadenersatz sowie bei unserem Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung der Osakaregel beim IOC werden die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft sicher eine Rolle spielen«, sagte Pechsteins Manager Ralf Grengel gegenüber ND.

  67. DOSB-Präsident Thomas Bach entzog seiner Vorzeigeathletin damals offiziell das Vertrauen: »Doping mit dieser wissenschaftlichen Expertise kann nicht ohne Hilfe von Fachleuten bewerkstelligt worden sein. Deshalb fordern wir Claudia Pechstein zur umfassenden Aufklärung auf.« Diese Suche nach den Hintermännern ist nun ohne Fund beendet – genau wie Pechsteins zweijährige Sperre, die sie trotzdem absitzen musste.

    Eine Stellungsnahme von Bach ist wohl eher nicht zu erwarten. Das wäre ja ein Bruch mit dem eigenen Selbstverständnis.

    Die ISU hält sich aber bedeckt, da nach neuestem WADA-Code eine Dopinganklage aufgrund eines einzigen erhöhten Blutwerts keine Erfolgschance mehr hätte. Pechstein plant nach Fristablauf eine Selbstanzeige bei NADA, WADA, ISU und DESG. Dann will sie beweisen, dass es doch eine andere Erklärung gibt als Doping. Die Geschichte geht in jedem Fall noch weiter.

    Um es zu thematisieren : Die (internationalen) Sportverbände und deren Kontrollorganisationen scheren sich vor allem um sich selbst als um die Sportler.

  68. FAZ-Kommentar von Christoph Becker: Kein Beweis für nichts

    Im November 2009, also ein dreiviertel Jahr nach Pechsteins ursprünglicher Sperre, hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Strafanzeige gegen Unbekannt erst in den Medien angekündigt – und später auch gestellt. Weitere vier Monate später, im März 2010, wurden die Ermittler erstmals öffentlichkeitswirksam aktiv und durchsuchten diverse Räumlichkeiten, offenbar in der Hoffnung, auf Hintermänner und Helfer zu stoßen, die weder Zeitung lesen noch Fernsehen schauen und auch ansonsten keine Vorkehrungen treffen, ihr kriminelles Tun bei langfristig angekündigten Ermittlungen zu verbergen.

  69. Pingback: Wann ist ein Dopingverdacht in Ordnung? Viktor Röthlin klagt | Daniel Drepper

  70. Daniel Drepper für den WAZ Rechercheblog: Urteil im Dopingprozess Röthlin ./. Steffny: Gut für Berichte über Doping

    Röthlin bekommt kein Schmerzensgeld, weil Steffny eine Angelegenheit von öffentlichem Interesse “ernsthaft und sachbezogen erörtert”, denn es sei “wegen der Vorbildfunktion von Leistungssportlern von öffentlichem Interesse, ob diese ihre Wettkämpfe in korrekter Weise bestreiten oder nicht”. Nur weil ein paar Tatsachenbehauptungen nicht ganz sauber recherchiert waren, sieht das Gericht noch keinen Anspruch auf Geldentschädigung.

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