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Das Olympische Bildungsmagazin

Peking, Tag 8

02.58: Danke der Nachfrage: Der Internetzugang im Poly Plaza funktioniert wieder. Ist sogar schneller als im Pressezentrum. Herr Li hat ganze Arbeit geleistet.

03.38: Am Freitag mal Süddeutsche lesen (disclaimer: für die ich in Peking auch arbeite). Ich weiß, dass ist jetzt bestimmt verdammt meinungsführerisch, aber es gibt neue Fakten zum Siemens-Skandal: Fragwürdige Zahlungen sollen in die Leipziger Olympiabewerbung geflossen sein. Heimlich und diskret, versteht sich. In dem Artikel taucht, das wird kaum überraschen, auch der Name des immer noch jüngsten deutschen IOC-Mitglieds auf.

03.53: Und nun zu etwas Angenehmeren, nochmal in der SZ, sorry. Die Seite 3 von Holger Gertz (leider nicht online) empfehle ich dringend. Er hat eine Weile im Olympischen Dorf verbracht und dort u. a. den Gewichtheber Itte Detenamo getroffen. Detenamo wird in seiner Heimat Golden Boy genannt. Seine Heimat „ist irgendwas mit N“, sagte der Kollege, als er mir davon erzählte. Nach einer Weile kamen wir zwei Hobby-Geografen tatsächlich drauf: N für Nauru. Das ist übrigens Itte beim Training:

Natürlich wird es in den kommenden zwei Wochen viele Exoten-Geschichten geben. Doch Nauru ist für mich etwas Besonderes. Daran merke ich, wie alt ich werde. Vor sechzehn Jahren habe ich in Barcelona auch mal über einen Gewichtheber aus Nauru geschrieben, der damals allerdings nicht für Nauru starten konnte, weil das Inselchen (damals angeblich 7.000, heute wohl 13.000 Einwohner) kein NOK hatte. Er startete für West-Samoa, dessen NOK-Chef Seuili Paul Wallwork den Deal deichselte. Jedenfalls, der Golden Boy des Jahres 1992 hieß Marcus Stephen. Und als wir zwei Nauru-Kenner uns darüber unterhielten, erzählte mir der Kollege G. doch glatt, was Marcus Stephen heute macht. Er ist Staatspräsident von Nauru.

Wallwork lief mir später auch über den Weg: als IOC-Mitglied. Bei der Berliner Olympiabewerbergesellschaft rechnete er mal 17.000 Mark für eine Besuchsreise ab. Flugroute: Samoa – Los Angeles – Berlin – Madrid – Teneriffa – Madrid – London – Samoa. 1999 wurde er wegen Korruption aus dem IOC ausgeschlossen. Aber ich schweife ab, es geht um Exoten, nicht um das, was alle machen.

Beim nächsten Olympia-Blog, im Februar 2010 in Vancouver, erzähle ich dann von meinem Lieblings-Winterexoten. Der heißt Ernest Matthias und war 1992 Bobfahrer für die U.S. Virgin Islands. Ich war mal auf St. John in der Maho Bay, da arbeitete der Bobfahrer: er verleiht Surfboote und Kanus. Mehr dazu in achtzehn Monaten.

04.23: Ich überlege, die Eröffnungsfeier am Freitag live zu bloggen. Noch gibt es einige Unbekannte, aber ich kann ja schon mal fragen, ob jemand Lust hat mitzumachen.

18.20: Ich kämpfe mich jetzt aus dem MPC ins Vogelnest vor. So echt live blogging mit cover it live wird nüscht. Ich muss aktuell arbeiten, d. h. einen Text schreiben. Aber für einige Einträge und Kommentare wird es reichen.

10 Gedanken zu „Peking, Tag 8“

  1. das würde ich sehr begrüssen, das live-bloggen der eröffnungsfeier…
    vielen dank für die erhellenden und aufklärenden berichte (im blog und in der sueddeutschen).
    vor allem (und auch) für sportjournalisten und andere medienschaffende (sid kann man auf jeden fall jetzt weniger trauen)
    für welche arbeiten sie während den spielen noch?

    so frohes schaffen und wie gesagt, danke schön

  2. wenn nicht alles so schlimm wäre, würde ich mich hier vor meinem computer permanent totlachen (aber das würde ja nur einmal funktionieren). ich habe beschlossen, diese seltsame veranstaltung mit dem titel „olympische spiele“ ausschließlich über deinen blog zu verfolgen. ich hoffe ja auf viele dopingfälle, vielleicht bricht die ard dann ihre berichtertstattung von selbst ab…
    dir weiterhin so viel energie!

  3. Martin Sommerfeld

    Die Faszination von Eröffnungsfeiern hat sich mir nie erschlossen, daher wäre mir das als Neu-Leser egal. ;-)

    Die „Samoa – Los Angeles – Berlin – Madrid – Teneriffa – Madrid – London – Samoa“ Flugroute ist ja sowas von genial, mit wieviel Dreistigkeit manche offenbar zumindest einige Zeit durchkommen, immer wieder herrlich!

  4. Guten Morgen,

    erstmal: danke & Gratulation für den Blog – an sich halte ich von diesem ganzen Blogging-Kram immer überhaupt nichts, aber das, was Du (ich erlaube es mir jetzt einfach mal, zu Duzen – ist ja im Netz nicht unüblich… ;-)) hier über Deinen bisherigen Peking-Aufenthalt geschrieben hast, habe ich mir jetzt in der Tat in den letzten Tagen komplett durchgelesen. Wirklich interessant, und vor allem auch sehr schön geschrieben, mit diesem öfters mal etwas ironisch-augenzwinckernden Unterton.

    Zum Live-Bloggen der Eröffnungsfeier: ich gehe davon aus, dass Du als akkredetierter Journalist dann auch da im Stadion bist, und das ganze nicht „nur“ selbst auch am TV im Pressezentrum oder so verfolgst? Dann würde ich das sehr interessant finden – alleine schon, weil man dann vielleicht auch beinahe live etwas von dem erfährt, was man möglicherweise nicht im TV zu sehen bekommt; halt eben so ein paar kleine „Randnotizen“. Ausserdem könnte das sehr interessant sein, falls da im Rahmen dieser Feier doch irgendetwas passiert, was dem Veranstalter vielleicht nicht in den Kram passt – ich könnte mir gut vorstellen, dass sowas (wir lassen mal dahingestellt, was „sowas“ sein könnte) dann nicht im TV zu sehen sein würde…

  5. Ich weiß noch nicht, ob es klappt. Muss jetzt noch mein Tagespensum abarbeiten. Und dann mal checken, ob ich rechtzeitig rüberkomme und dort überhaupt einen internetfähigen Arbeitsplatz hätte. Wlan funktioniert nicht bei der Eröffnungsfeier, das wurde bereits angekündigt.

  6. die eröffnungsfeier ist einer der wenigen pflichttermine bei olympia für mich. sonst interessiert mich das auch nicht, aber wenn diktaturen etwas beherrschen, dann sind das massenchoreographien. dazu zhang yimou, der visuell ja auch immer überzeugend war.
    dürfte also eine eröffnungsfeier geben wie die gesamten spiele: optisch beeindruckend, nach werten und inhalten (der spiele, der athleten und der funktionärskoffer) fragt man besser nicht.

  7. „Aber ich schweife ab, es geht um Exoten, nicht um das, was alle machen.“

    Sehr gut! Bzw. schlecht… Ich weiß es nicht, das ist alles so unsäglich. Und in Wahrheit vermutlich noch schlimmer. Ich höre lieber auf, bevor es justiziabel wird. Ich stelle es mir bei manchen Themen- (und/oder psychischen) Komplexen wirklich schwer vor, sich als Journalist mäßigen und die richtigen Worte finden zu müssen.

    Aber was ich eigentlich sagen wollte: Schön, dass seit dieser Woche über dem Aufmacher des Sportteils meiner Lokalzeitung fast jedes Mal der Name Jens Weinreich zu lesen ist. Keine Ahnung, ob das eine Premiere war, ich achte sonst kaum auf die Namen. Außer, wenn mir der Bericht irgendwie auffällt. Und sei es negativ… Bevor mir hier Schleimerei unterstellt wird. ;-)

    Grüße nach Peking!

  8. Unbedingt alles „bloggen“, oder altdeutsch beschreiben was passiert, soweit die Zeit und Kraft zulässt. Sehr informativ und eine erhellende Alternative zu den Jubelbildern Fernsehanstalten.
    Danke für den Hinweis auf Nauru, das sind die Exoten und AUCH deshalb interessieren mich/uns die „Spiele“!
    Übrigens „hoffe“ ich auf wenig Dopingfälle, sondern auf viele Beschreibungen der Spesenritterfestspiele.
    Bleib‘ dran!

  9. Wäre super, wenn das klappen würde, da ich noch nicht weiß, ob ich den live-stream hinkriege.

    Ich lass mich mal überraschen, was die nächsten Tage noch so bringen. Eins ist auf jeden Fall sicher, so viele Stories über Olympia gab es beim letzten Mal nicht.

  10. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (10) : jens weinreich

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