Zum Inhalt springen

Das Olympische Bildungsmagazin

Dichtung und Wahrheit und Ehrendoktor Schäuble

Damit es nicht untergeht in den langen Kommentarspalten: Andreas Krieger schrieb gerade:

Wissen sie, was mich an der ganzen Geschichte stört? Solche Behauptungen wie von den Herren Schneider und Pottel wären vor zehn Jahren noch nicht gefallen.

Heute greift die Verjährung. Von dieser Seite aus kann ihnen nichts mehr passieren. Dazu bekommen sie durch ihre „Pauschalentschuldigung“ auch noch Rückendeckung von Seiten des Sports und dürfen damit ihre Jobs behalten. „Wie feige!“

Ich habe mein EM-Gold nicht umsonst abgegeben. Denn ich wusste als Werfer (auch wenn Herr Schneider es anders behauptet) nicht, was mir dort verabreicht wurde. Ich habe es erst durch die Prozesse erfahren.

Was wirklich schlimm ist?

Ich komme mir vor wie ein Vergewaltigungsopfer, das vor Gericht zwar Recht bekommen hat, der Täter wurde auch verurteilt, aber dennoch werde ich durch damalige Mittäter immer wieder als die eigentliche Hure hingestellt, die für ihr eigenes Schicksal selbst verantwortlich gemacht wird.

Das ist schlimm und das tut weh.

Und das ist die menschliche Dimension dieser Diskussion. Die Opfer werden nicht gehört, daran ändert auch ein Treffen nicht, dass es irgendwann vor der Leichtathletik-WM geben soll, das kommt zu spät und wird letztlich nur die Propaganda stärken. Täter und deren Gönner setzen sich einmal mehr durch, in schamloser Weise.

Und sie verstoßen gegen zahlreiche Regeln, die in einer demokratischen Gesellschaft eingehalten werden sollten, und deren Nichteinhaltung zunächst parlamentarische und möglicher Weise juristische Konsequenzen haben sollten. Etwa die unsachgemäße Verwendung von vielen Millionen aus Steuermitteln über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten. Aber die „Volksvertreter“ spielen ja mit in diesem unwürdigen Spiel, mit einer Ausnahme.

Dies ist die, sagen wir, technokratische Dimension dieser Diskussion. Auch die kommt leider zu kurz, weil jene, die die Verwendung von Steuermitteln zu verantworten haben, sich mit diesen „Pauschalentschuldigungen“ selbst aus der Verantwortung stehlen wollen. Dazu zählen DOSB und Vorgängerorganisationen, DLV und andere Fachverbände, und das BMI – aber das habe ich oft genug gesagt und dokumentiert.

Passend zur Diskussion ist übrigens diese Pressemitteilung, die mich soeben aus Tübingen erreicht (mit falschem Datum, es geht um den 26. Juni 2009):

Ehrendoktorwürde für den Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble

An der Eberhard Karls Universität Tübingen findet im Sommersemester 2009 eine au­ßergewöhnliche Feierstunde statt. Am Freitag, 26. Mai 2009 wird die Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften dem Bundesminister des Innern,

Herrn Dr. jur. Wolfgang Schäuble,

die Ehrendoktorwürde verliehen. Die Promotionsfeier findet um 12.00 Uhr s.t. im His­torischen Lesesaal (Bonatzbau, Wilhelmstraße 32) statt, bei der u.a. der Minister­präsident des Landes Baden-Württemberg, Herr Günther Oettinger, ein Grußwort und Prof. Dr. Helmut Digel, Direktor des Instituts für Sportwissenschaft, die Laudatio spre­chen werden. Hierzu sind Medienvertreter herzlich eingeladen.

Die Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Eberhard Karls Universität Tübingen würdigt damit die Verdienste von Bundesinnenminister Schäuble um die Sportwissenschaft, die sich in einer Vielzahl von Reden und Beiträgen zu Fragen der Sportpolitik, der Sportwissen­schaft und der Sportentwicklung in Deutschland doku­mentieren. Er hat sich dabei als scharfsinniger Analyti­ker der Sportentwicklung und als Initiator sportwissenschaftlicher Diskurse erwiesen. Mit der Konzipierung von Fachkonferenzen hat er in der Bundesrepublik Deutschland als ein anerkannter Vor­denker auf dem Gebiet der Sportentwicklung ein besonderes Profil gewonnen.

Ach ja, Helmut Digel.

Was Hansjörg Kofink davon hält, kann man hier als pdf-Datei nachlesen (5 Seiten), ein weiterer Offener Brief von Kofink an die üblichen Verdächtigen in BMI, DLV und DOSB etc. pp.

8 Gedanken zu „Dichtung und Wahrheit und Ehrendoktor Schäuble“

  1. Bei den „verwandten Artikeln“ fehlen aus meiner Sicht der hier und der hier. Es geht ja hier schließlich um

    Verdienste um die Sportwissenschaft

    Gerhard Treutlein wird seinen Tübinger „Kollegen“ sicher dankbar sein…

  2. Pingback: Die Verbal-Salti des Christoph Bergner : jens weinreich

  3. Ach ja, Helmut Digel.

    taz-Kolumne von Dieter Baumann: Einen herzlichen Glückwunsch!

    „Schluss! Aus! Das ist doch nicht mehr mit anzuhören!“, rufen spätestens jetzt die alten Motzer des Sports auf der Website http://www.jensweinreich.de. Da wird doch diese Laudatio mit vier Worten kommentiert: Ach ja, Helmut Digel. Und all die Kamellen von früher. Freunde des kritischen Worts, bitte mehr Respekt.

    Danke für die Blumen, Herr Baumann!

  4. Im Falle des „Dr. eh.“ steht er wohl schon auf Seiten der „Motzer“, aber ob ihm die Dopingdiskussionen hier gefallen?

  5. Pingback: Leichtathletik-WM, Tag 1 : jens weinreich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

What they say
"I give a shit on you!
I shit on German media!"
Husain Al-Musallam
President World Aquatics
and Co-Conspirator #3
coming soon
fund journalism
FIFA Watch
best of