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Das Olympische Bildungsmagazin

live aus PyeongChang (22): ein bisschen Anerkennung

ALPENSIA/GANGNEUNG. Ich bin enttäuscht. Bad. So bad. Olympia ist unter Thomas Bach auch nicht mehr das, was es einmal war.

Die Urkunden, in denen IOC und Organisationskomitee (POCOG) Journalisten wie mir für den Beitrag zum Erfolg Olympischer Spiele danken, sind recht unpersönlich gehalten. Unter Samaranch und Rogge gab es diese Zertifikate noch mit vollem Namen des Gewürdigten.

Sad. So sad.

16.16 Uhr: Trinke meinen Kaffee in der Alibaba Lounge im Gangneung Olympic Park. Kommt doch plötzlich der Mann hinein, der den 800-Millionen-Dollar-Deal von Alibaba und IOC eingefädelt hat. Kenne ihn seit vielen Jahren. „Versteckst Du Dich hier?“ … will er wissen. Eigentlich nicht. Und schon entspann sich eine interessante Unterhaltung. Mehr dazu Anfang März im Magazin Sport & Politics.

20.15 Uhr: Gerade zurück im MPC in Alpensia. Noch drei Siegerehrungen gesehen. Wie immer ergreifend. Nun arbeiten und nebenbei: Biathlon und Noko, wie die Nordische Kombination unter und Winter-Fachleuten genannt wird. Die einen haben vielleicht eine Olympiachance im Leben, die anderen (Biathlon) haben 20, Noko ist ja auch nicht schlecht: An einem Tag zweimal hüpfen und einmal laufen, am anderen Tag einmal hüpfen und laufen – machen dasselbe, dürfen aber mehrfach um Medaillen fighten. Natürlich ist das ungerecht im Vergleich zu den meisten anderen Sportarten und Disziplinen.

20.44 Uhr: Hinz, Dahlmeier – und Deutschland mit einer knappen halben Minute in Front.

Das hier finde ich allerdings lustiger:

Und das:

Werde mein Leben lang daran erinnern, welch Wicht dieser Coates doch ist, wie verlogen:

20.53 Uhr: Erik Lesser mit einer Schnellschusseinlage. Sieht nach der elften Goldmedaille aus.

20.58 Uhr: Oh, ein Franzose auf 54 Sekunden in Reichweite. Dem verrückten Fourcade als Schlussläufer ist alles zuzutrauen.

Lesser, stehend.

Einmal nachladen.

42 Sekunden vor Italien, 44 vor Weißrussland, 46 vor Frankreich.

Noch nicht ganz entschieden.

21.07 Uhr: Hab’s doch gesagt. Peiffer nur noch 27 Sekunden vor dem Irren (nicht böse gemeint), vor dem Kannibalen.

21.10 Uhr: Wie schießt es sich mit drei wilden Verfolgern im Rücken? Mark Kirchner guckt skeptisch.

Gleich wissen wir’s.

2 Fehler. Die anderen sind da.

Und Fourcade ist dran. Sechs Sekunden. Also gleichauf.

21.16 Uhr: Früher hieß es immer: Der hat den besseren Ski. Aber das hier ist wohl mehr. Im 20er allerdings hat Fourcade die letzten beiden Schüsse verhauen.

Nicht heute. Es ist vorbei.

Peiffer kann maximal Silber sichern, muss eine Strafrunde laufen.

Fällt sogar auf vier zurück, hinter Svendsen (NOR) und Windisch (ITA).

Und dabei bleibt es auch.

21.38 Uhr: Meine britischen Kollegen lästern, dass die Deutschen gegen die Franzosen im Schießen verloren haben: „Embarrassing.“

Britischer Humor: Nun behaupten sie, Deutschland hätte Protest eingelegt. Begründung: Man verliert nicht gegen Franzosen im Schießen.

21.47 Uhr: Dann eben: Noko. Ohne Schießen.

Meanwhile: Die Russen haben die positive B-Probe bestätigt. Es gab sogar noch eine positive Probe von Alexander Kruschnelnizki:

21.56 Uhr: Und hier mal aus dem Infosystem die frischen Aussagen von Magnus Nedregotten aus Norwegen, ein von den Russen Betrogener. Erstaunlich, dass so etwas im Infosystem veröffentlicht wird. Steht nicht dazu, woher es ist. Einige Zeitungen hatten ihn gestern schon zitiert.

Nedregotten ist längst wieder zu Hause in Norwegen und würde mit seiner Ehefrau und Curling-Partnerin Kristin Sasklien gern zur Übergabe der Bronzemedaille nach PyeongChang zurückfliegen.

PYEONGCHANG – Comments from Norway curler Magnus NEDREGOTTEN, who finished fourth in the mixed doubles curling with Kristin SASKLIEN (NOR), after they learned that bronze medallist Aleksandr KRUSHELNITCKII (OAR) was being investigated over a positive drug test.

Magnus NEDREGOTTEN (NOR)

On his and SKASLIEN’s reaction upon hearing of the positive drug test:

„At first, the main feelings were anger. That we’ve been struggling through the Olympics, and trying hard to reach our goal which was a medal. And then we ended up in fourth, and now knowing that they may have had an advantage against us in our games through cheating, feels horrible.

„If (KRUSHELNITCKII is found guilty), then they’ve robbed us of our moment of glory, receiving our medal in the stadium. That’s not cool. That’s hard to accept, feeling that you’ve been kept out of the light.“

On the disappointment of losing the bronze-medal match 8-4 against the OAR pair:

„It was very hard for the first couple of hours, but at the time we felt we had done our utmost, so we were trying to move on. But still seeing all these athletes climbing up the podium, makes you think you would like to do that one day.

„There hasn’t been a day since the Olympics where I haven’t thought about coming fourth. And now knowing that we may have been robbed, and having to sit at home and wait to see what happens is obviously emotional, and very stressful.

„I’m trying to practise before going to the worlds in Las Vegas in one-and-a-half months. But we don’t know what all of this will bring.“

On how they would feel if KRUSHELNITCKII was disqualified and they were awarded the bronze medal:

„Somehow, I don’t think our feelings and emotions about the whole situation will change if we get that bronze. It’s all about the moment in sports.“

On the ideal outcome to the controversy:

„Firstly, (KRUSHELNITCKII) is not guilty before he is convicted. All we know is it appears that he had an illegal substance in his body during competition.

„But (if he is found guilty), the preferred option for us would be to receive the bronze medal at some point during the remainder of the Olympics.

„Obviously, it would be up to the organisers, what they would want to do about the matter, but receiving the medals this week would definitely be better than say, in a year’s time.“

On why curlers might try to use performance-enhancing drugs:

„Some people may think curling is the least likely sport for a doping offence, but I’m not so sure. Based on what I’ve read, (some substances) can make you less stressed, make your recovery faster, and increase oxygen flow through your heart.

„The Olympic competition was quite different to other events because we had so little time to recover, and it’s quite hard for a male sweeper in mixed doubles. You have to follow and sweep every rock, and your muscles actually get quite sore and torn with all the work during that tight playing schedule.

„I know in my case I would have liked to be more fresh in some of those games and have more energy, at least mentally.

„It especially could have benefited those guys (OAR) as they had a really late game when they lost their semifinal, and then they were playing early the next morning against us in the bronze match.

„Also, if you’re cheating, knowing that you have an advantage would give you a mental boost, and that feeling could be just as much of an advantage as the actual physical reaction.“

Korrekt:

22.09 Uhr: Rydzek, Riessle, Frenzel – Gold, Silber, Bronze. Geiger auf sieben.

Auch interessant, Richard Peterkin (IOC-Mitglied auf St. Lucia) zu Dick Pound mit den Worten des walisischen Schriftstellers Dylan Thomas:

Es wird immer irrer:

22.49 Uhr: Die Alfons-Hörmann-Wertung:

23.54 Uhr: Habe noch eine winzige Summary zum Doping gedichtet.

Die russische Teamführung hat den Dopingfall des Curlers Alexander Kruschelnizki bestätigt. Auch die am Montag geöffnete B-Probe war positiv auf das Herzmedikament Meldonium, das im russischen Sport als Dopingmittel weit verbreitet ist. Kruschelnizki hat mit seiner Ehefrau Anastassja Brysgalowa im Mixed-Wettbewerb Bronze gewonnen. Kruschelnizki, Curling-Verband und Teamführung bestreiten trotz positiver A- und B-Probe einen bewussten Dopingverstoß. Angeblich laufe in Russland eine Kriminalermittlung, um eine Manipulation aufzuklären. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Falles hatten russische Medien über den Anschlag eines Teamkollegen spekuliert, der Kruschelnizki Meldonium in Getränke geschüttet haben könnte.

Die Anhörung durch die Ad-hoc-Kammer des Welt-Sportgerichtshofes CAS wurde verschoben, weil Kruschelnizki Anwälte aus der Schweiz anreisen müssen und am Mittwoch in Südkorea erwartet werden. Wahrscheinlich findet der Termin erst am Donnerstag statt. Am Samstag will das IOC-Exekutivkomitee nach Empfehlung einer dreiköpfigen Kommission über die Aufhebung der Suspendierung des russischen NOK für die olympische Schlussfeier entscheiden. IOC-Präsident Thomas Bach hatte mehrfach von einem Schlussstrich gesprochen.

Bachs engste Verbündete im IOC attackieren unterdessen weiter interne Kritiker: So hat CAS-Präsident John Coates aus Australien einen Brief an den Kanadier Richard Pound geschrieben, das dienstälteste IOC-Mitglied, das der der Schlussfeier fernbleiben will, sollten die Russen wieder zugelassen werden. Coates erklärte in dem Schreiben, das allen IOC-Mitgliedern zugestellt wurde, Pound verdiene den Titel des IOC-Doyens nicht.

Gemäß Informationen des Branchendienstes Insidethegames wurde Kruschelnizki seit Oktober 2015 acht Mal getestet – und war nun sogar zwei Mal positiv. Eine Trainingsprobe vom 22. Januar fiel positiv aus – In PyeongChang sollen nun sogar beide Proben – eine nach dem 5:7 im Halbfinale gegen die Schweiz, die zweite nach dem 8:4 im Kleinen Finale gegen Norwegen – positiv gewesen sein.

Der viertplatzierte Norweger Magnus Nedregotten hat sich inzwischen zum Fall geäußert. Kruschelnizki habe ihm und seiner Frau Kristin Sasklien den „Moment des Ruhms“ gestohlen. Jeden Tag denke er daran. Er fühle sich um die Medaille beraubt. Tatenlos zuzusehen, bis über die Neuvergabe der Medaillen entschieden werde, sei schwer. „Nicht erst in einem Jahr.“ Für Nedregotten ist Doping im Curling keine Überraschung. „Nachdem, was ich gelesen habe, sorgen die Mittel dafür, dass man besser entspannen und sich erholen kann, außerdem verbessern sie die Sauerstoffversorgung des Blutes.“

Nedregotten erwartet vom IOC eine angemessene Medaillenübergabe noch während der Winterspiele. Dazu müsste das Duo wieder zurück nach Südkorea fliegen, denn Nedregotten und Sasklien bereiten sich in ihrer Heimat schon auf die WM in Las Vegas vor.

Ich hatte ursprünglich falsch notiert, die erste positive Probe sei am 22. Januar im Trainingslager genommen worden. Das ist Quatsch, das habe ich an dieser Stelle richtiggestellt und nachträglich in den vorhergehenden Beiträgen angemerkt.

3 Gedanken zu „live aus PyeongChang (22): ein bisschen Anerkennung“

  1. Habe ich das richtig verstanden? Ein und derselbe Sportler wird bei ein und denselben olympischen Spielen gleich zwei Mal beim Dopen erwischt? Ist das ein Novum? (Ich vermute, nicht.)

  2. Pingback: live aus PyeongChang (23): Überschriften werden überschätzt • SPORT & POLITICS

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