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Das Olympische Bildungsmagazin

München 2018: Morddrohung gegen Olympiagegner

Axel Doering vom Bund Naturschutz, Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen, einer der treibenden Kräfte der Olympia-Opposition, teilt mit:

Olympiabewerbung München 2018; Morddrohung bei Bürgerbegehren Nolympia

Etwas betroffen zeigte sich Axel Doering, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz von einer neuen Dimension im Ringen um die Olympischen Winterspiele 2018. Adressiert an seinen Stellvertreter Dr. Andreas Keller flatterte eine computergeschriebene Morddrohung ins Haus. Es wurde gedroht: „den Abschluss des Volksbegehrens überlebt ihr drei nicht“. Als die Drei wurden genannt: Axel Doering, Dr. Andreas Keller und Schumann? von den „ganz schlauen Grünen“.

Der anonyme Briefschreiber schildert, dass er in seiner Berufslaufbahn „nur mit Schusswaffen zu tun“ habe und seine Übung, den Scharfschuss, nach einem erfolgreichen Abschluss des Vorhabens präsentieren werde. Grund war die Androhung des Netzwerks Nolympia, in Garmisch-Partenkirchen ein Bürgerbegehren zu starten, wenn der Gemeinderat sich weiter weigert die Bürger mittels eines Ratsbegehrens zu befragen.

Doering erklärte, dass sich diese Art der Auseinandersetzung einreiht in die Zerstörung der Windschutzscheibe einer Olympiagegnerin und weitere Drohungen. „Wie verzweifelt müssen manche Olympiabefürworter sein, dass sie den Pfad einer sachlichen Auseinandersetzung verlassen und zu solchen Mitteln greifen. Damit schaden sie sowohl dem olympischen Gedanken als auch dem Ort Garmisch-Partenkirchen.“

Der Brief wurde der Polizei in Garmisch-Partenkirchen übergeben.

Doering wiederholte seine Forderung die Olympiabewerbung von Garmisch-Partenkirchen zu beenden, da sie dem Ort keinen dauerhaften Nutzen, sondern nur Belastungen und, wie sich jetzt zeigt, zunehmend Zwietracht bringt.

Das ist nicht so daher geschrieben: Ich habe eine Nacht überlegt, ob ich den Vorfall bloggen soll. Ich finde: Ja. Es gehört dazu. Leider.

Nachtrag, 19.33 Uhr: Die Olympia GmbH verschickte um 18 Uhr diesen Text:

Stellungnahme zur Drohung gegen Olympia-Gegner

München, 25. August 2010 – Die Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH bedauert und verurteilt die Morddrohungen gegen Axel Doering und Dr. Andreas Keller. „Wir distanzieren uns von dieser Drohung und jeglichen vergleichbaren Vorfällen“, so Willy Bogner, Chef der Bewerbungsgesellschaft München 2018. „Wir wünschen uns eine lückenlose Aufklärung durch die Polizei. Die Vorfälle stehen im Widerspruch zu den friedlichen Gedanken der Olympischen und Paralympischen Spiele. Die Werte der Olympischen Idee fordern einen kulturellen Austausch, Respekt und sportliche Fairness. Wir rufen daher nachdrücklich zum friedlichen Dialog zwischen allen Befürwortern und Gegnern auf. Die Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele gelingt nur, wenn wir gemeinsam dazu stehen. Daher sind wir auf die aktive, friedliche Unterstützung und den konstruktiven Dialog mit der Bevölkerung angewiesen und möchten dies en fördern.“ Die Bewerbungsgesellschaft steht für alle Fragen zur Verfügung.

16 Gedanken zu „München 2018: Morddrohung gegen Olympiagegner“

  1. Seltsames Demokratieverständnis, die Bewerbung dafür verantwortlich zu machen, dass während der Entscheidungsfindung moralische und rechtliche Grenzen offenbar deutlich überschritten werden.

  2. Wie darf man das bitte verstehen? Wenn man eine Morddrohung erhält, ist es undemokratisch, wenn man den auf dem Drohbrief vermerkten Grund der Drohung nennt?

  3. Erst das:

    Doering wiederholte seine Forderung die Olympiabewerbung von Garmisch-Partenkirchen zu beenden, da sie dem Ort keinen dauerhaften Nutzen, sondern nur Belastungen und, wie sich jetzt zeigt, zunehmend Zwietracht bringt.

    Und dann dein Kommentar, Ralf:

    Hier zeigt sich ganz deutlich, welch nachhaltigen Schaden die DOSB-Bewerbung im bayerischen Oberland angerichtet hat. Die Gräben zwischen Gegnern und Befürwortern der Bewerbung werden mit jedem Tag tiefer, und diese Gräben werden bleiben…

    Wenn wir also Interesse A (Olympia) und Interesse B (kein Olympia) gegenüberstellen, dann kann doch bitte der Vertreter von B nicht sagen: „Jetzt sind Grenzen überschritten, wir sollten uns also schleunigst für B entscheiden.“

    Und der neutrale Kommentator Ralf sagt sinngemäß: „Die sind nicht in der Lage, die Meinungsverschiedenheit zivilisiert zu lösen. Eindeutig die Schuld der Meinungsverschiedenheit!“

  4. @ Arnesen:

    1. Seit wann sind Kommentatoren „neutral“? Habe ich das jemals behauptet?
    2. Wenn so erbittert gestritten wird, daß selbst vor Morddrohungen nicht zurückgeschreckt wird, dann kann keinesfalls eine deutliche Mehrheit der Garmischer Bevölkerung FÜR die Spiele sein, wie von der Bewerbungsgesellschaft behauptet wird.
    3. Mein Vorwurf in Kommentar #1 richtet sich an die Politik und den DOSB. Hätte man frühzeitig ein „ehrliches“ Meinungsbild eingeholt, mit betroffenen Eigentümern gesprochen, etc., dann hätte man rechtzeitig den Widerstand gespürt und auf die Bewerbung verzichten können.
    4. Die in Garmisch aufgerissenen „Gräben“, die für eine solch kleine Kommune besonders schlimm sind, werden bleiben, egal wie die Geschichte ausgeht. Also auch dann, wenn München/Garmisch den Zuschlag erhalten sollte. Sollte die Politik nicht den Menschen dienen?

  5. @ralf
    dein zweiter Punkt erscheint mir aber doch etwas schwachbrüstig — schließlich sagt die Existenz eines hirnverbrannten Idioten (ich denke, das darf man hier mal so sagen) doch eher nichts aus über den Anteil der Leute, die für oder gegen seine vermeintliche Position eintreten. Finde ich.

    Insofern täte man meines Erachtens auch gut daran, darauf zu verzichten, eine solche Person zum Repräsentanten seines vermeintlichen Lagers zu erklären, um dieses dann flugs umso besser diskreditieren zu können. Mir zumindest wäre dieser argumentative Taschenspielertrick zu billig.

  6. @ cf:

    Wenn ich noch etwas weiter ausholen darf…
    Zu Beginn der Auseinandersetzung waren die Gegner in der Minderheit. Sie wurden belächelt, und es wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, diesen „Spinnern“ etwas anzutun. Inzwischen ist die Stimmung im Dorf in der Marktgemeinde gekippt, die Gegner haben eine breite Unterstützung, und auf Seiten der Befürworter sieht man allmählich die Felle davonschwimmen. Dies führt offenbar zu gewissen Überreaktionen, wie z.B. eingeworfenen Scheiben. Die Morddrohung sehe ich als vorläufigen negativen „Höhepunkt“ dieser Entwicklung…

  7. Wolfgang Hettfleisch in der FR: Morddrohung schüchtert Olympia-Gegner nicht ein

    Wenn „diese hysterische Reaktion“ etwas zeige, dann die Frustration bei Befürwortern der Spiele angesichts des positiven Echos, das die Kritiker erlebten, glaubt Doering.
    […]
    Dass der Rückhalt am Standort Garmisch-Partenkirchen schwindet, hält man in der Bewerbungsgesellschaft und bei deren Mehrheitsgesellschafter, dem Deutschen Olympischen Sportbund, für Propaganda. Wenn Bauern, die sich weigern, ihre Grundstücke abzutreten, inzwischen aber schon im SZ-Magazin als „Gesichter des Widerstands“ posieren wie in einer Sonderausgabe des Jungbauernkalenders, muss selbst der hartleibigste Sportfunktionär ins Grübeln geraten.

    BR: Protest gegen Olympia – Widerstand zwecklos?

  8. Die Schärfe der Auseinandersetzung lässt sich mittlerweile schon mit Stuttgart 21 vergleichen (nur mit umgekehrten Vorzeichen). Ich bedaure das sehr.
    Ich wünsche Garmisch-Partenkirchen, dass der Ort seine Eintracht und Besonnenheit erhält zurückgewinnt, die ihn so besonders auszeichnen.

  9. JW für dradio.de: Morddrohung für Olympiakritiker – Streit um München 2018 spitzt sich zu

    Persönliche Kontakte zwischen Bewerbern und Kritikern aber gab es auch nach den Morddrohungen nicht.
    […]
    Die Bewerber GmbH will demnächst ein bezahltes Gutachten des Hamburger Professors Wolfgang Maennig zu den Finanzen des Organisationsetats vorlegen – Maennig verdient nicht zum ersten Mal an derlei so genannten unabhängigen Expertisen.
    […]
    Doch im Moment ist die Gefahr für die Olympiapläne groß, von der Basis vor Ort, also vom Steuerzahler gestoppt zu werden.

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