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Tokio, was vom Tage übrig bleibt: Athletenkommission, Terho, Isinbajewa, Timanowskaja, Mao Zedong, Talachadse

URAYASU. Beginnen wir mit dem sportpolitisch Aktuellen: Die Finnin Emma Terho ist zur Chefin der IOC-Athletenkommission gewählt worden. Eine offizielle Bestätigung und Mitteilung der Kommission/des IOC kam gerade via Twitter, Liam Morgan hat darüber bereits berichtet.

Warum ist das wichtig: Der Chef/die Chefin der Athletenkommission erhält automatisch einen Sitz im IOC-Exekutivkomitee. Zuletzt waren das Frankie Fredericks, Claudia Bokel, Angela Ruggiero und Kirsty Coventry. Mal schauen, wo sich Emma Terho da einordnet.

Im Newsletter 15 hatte ich in der Nacht dazu gedichtet, denn diese Wahl heute hatte eine gewissen Brisanz.

Putins Darling auf dem Weg in die IOC-Führung

Despoten und Politik. Hatten wir das nicht gerade? Und gab es da nicht ein Land, das irgendwie gar nicht zu sehen sein sollte bei diesen Olympischen Spielen? Hieß das Land Russland, die Staatsdopingnation, oh, Entschuldigung: man soll, ja nur ROC sagen. Jedenfalls, ein Bild aus besseren, aus noch besseren Zeiten: Der gewesene Sportminister und heutige Vize-Ministerpräsident Witali Mutko (knallhart gesperrt vom IOC), der Allmächtige Wladimir und eine seiner Lieblingssportlerinnen, Jelena Isinbajewa, Olympiasiegerin im Stabhochsprung. Das Foto entstand im Februar 2014 bei den irregulären Staatsdoping-Winterspielen in Sotschi, während derer Putin die Annexion der Krim vorbereitet hatte (ohne dass das IOC den Bruch des olympischen Friedens monierte). Isinbajewa war damals Bürgermeisterin des Olympischen Dorfes:

Staatsdoping-Architekt Mutko, Staatsdoping-Präsident Putin, Bürgermeisterin Isinbajewa. (Foto: IMAGO)

Tokio, was vom Tage übrig bleibt (24. Juli 21): Gruß von der iranischen Revolutionsgarde

TOKYO. Und nun zum Sport, dem nicht apolitischen aber politisch neutralen – wie es in der IOC-Diktion heißt. Da hatte der erste Tag der Corona Games doch einiges zu bieten.

Zum Beispiel gleich drei Goldmedaillen für China, Gastgeber der Winterspiele 2022 und Betreiber von Internierungslagern für Uighuren – sagen wir besser Konzentrationslager. Als ich Thomas Bach Ende 2019 in Lausanne, nicht apolitisch aber politisch neutral, mal nach diesen Konzentrationslagern gefragt habe, hat er mich nicht korrigiert. Ich fand das erstaunlich, denn normalerweise reagiert der deutsche IOC-Präsident von der FDP bei derlei unbequemen Fragen routiniert, wenn er sachliche Unstimmigkeiten oder gar Fehler ausmacht, da ist er gedanklich sehr behände. In diesem Falle kam nicht etwa dieses Was erzählen Sie denn da, das mit den Konzentrationslagern ist doch gar nicht bewiesen!, was man sonst so oft hört von irgendwelchen Propaganda-Heinis, gekauften Lobbyisten, Spindoktoren oder wichtigen Sportfunktionären. Er hat den Begriff erduldet oder erdulden müssen.

Dreimal Gold für China – läuft also für Xi Jinping, den Geschäftspartner des IOC, der übrigens mit seinen weisen Ratschlägen und Anordnungen ganz allein dafür verantwortlich ist, dass es so glänzend vorangeht mit den Vorbereitungen auf die Winterspiele 2022, auf die Human Rights Abuse Games. Dafür fällt mir bis 2022 bestimmt ein besserer Titel ein. Aber dass Xi Jinping persönlich alles auf Kurs bringt, das hat auf der IOC-Session vor ein paar Tagen das Pekinger Organisationskomitee (POCOG) berichtet – und zwar genau so. Die Direktorin für Internationale Beziehungen, Zhang Qian, die offenbar vom nordkoreanischen Staatsfernsehen ausgeliehen ist, hat jedes ihrer Worte hochoffiziell und energisch rausgepresst, wie mit der Pistole geschossen, sagt man so? Ach, sehen Sie selbst, eine halbe Minute reicht: