Once upon a time: John McCain und das IOC
McCain? Da war doch mal was … Ja, Senator John McCain (R-AZ) war einst ein ganz garstiger Beobachter des olympischen Treibens. Er hat dem IOC sogar mal mit dem Entzug der Steuerbefreiung für die US-Geschäfte und dem Entzug der Sponsoren-Milliarden aus den USA gedroht (was u.a. die NBC-TV-Verträge betroffen hätte). Im April 1999, als es für Politiker opportun war, das von Korruptionsenthüllungen erschütterte IOC zu ärgern, veranstaltete McCains Senatsausschuss (Senate Committee on Commerce, Science and Transportation) in Washington ein erstes Hearing zum IOC-Bestechungsskandal. IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch aber mochte nicht dabei sein (er erschien erst bei einer zweiten Anhörung im Dezember, als das Schlimmste überstanden war). McCain wetterte:
I am deeply saddened that Mr. Samaranch has declined our offer to testify before the Commerce Committee. It would have been extremely informative for the Committee, in seeking to understand the IOC’s reform efforts, to hear from Mr. Samaranch who placed himself in charge of the reform and ethics initiatives of the organization. Apparently, Mr. Samaranch doesn’t understand the gravity of the situation for the future of the Olympic movement. The lack of transparency and accountability within the IOC, that fostered a culture based on gifts and lavish travel, has brought a dark cloud over the integrity of the Olympics. We must now move forward, unfortunately without Mr. Samaranch’s direct input, to ensure that urgently needed reforms are implemented.
Es wurde dennoch eine lustige Veranstaltung. Dafür sorgten IOC-Vizepräsidentin Anita DeFrantz mit ihrer Ahnungslosigkeit – und natürlich Andrew Jennings, seit seinem 1992 erschienenen Buch „The Lords of the Rings“ der gefährlichste Feind, den das IOC je hatte. Jennings wurde ebenfalls vorgeladen und durfte nun ungestraft all das ausplaudern, wofür er einige Jahre zuvor vor einem dubiosen Polizeigericht in Lausanne, am Sitz des IOC, noch zu einer absurden Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Mit anderen Worten: Jennings durfte die Wahrheit laut verkünden.
Unmittelbar nach dem Hearing erklärte McCain:
Den kulinarischen Höhepunkt der Olympia-Dienstreise muss ich noch aufarbeiten. Schon um meinem zuständigen Finanzamt eine Freude zu bereiten, denn ich habe die Kollegen G und L bewirtet. Der Steuerzahler trägt also anteilig die Kosten unseres Geschäftsessens beim Großmeister 

09.04: Die 120. IOC-Session hat bereits begonnen, doch im kleinen Medienraum in der 14. Etage des Beijing Hotels funktioniert der Fernseher noch nicht (Panasonic/IOC-Sponsorenprodukt). Es dauert eine Weile, dann kann man wenigstens die Sitzung beobachten, allerdings ohne Übersetzung, was ich noch nie erlebt habe, seit die wir die Sessionen verfolgen dürfen. Akzeptable Arbeitsbedingungen sind das natürlich nicht. Ein Fernseher, 36 Arbeitsplätze. Das ist alles. Das IOC hat auch nur rund 30 Journalisten, allesamt olympische Dauerberichterstatter, für diese Session zugelassen. Insofern bin ich ein privilegierter Reporter, obgleich der Kollaboration mit dem IOC unverdächtig. Kollegen, die sich hier ausnahmsweise für das IOC interessieren, 
Nein, nein, das ist kein Flüchtigkeitsfehler. Hier steht tatsächlich: Beijing 2000. Ich möchte nur mal daran erinnern, dass die Olympischen Spiele eigentlich schon im Jahr 2000 in Peking stattfinden sollten. Wenn nicht, ja wenn nicht die Australier in der Nacht der Nächte, also jener zum 23. September 1993, rasch noch zwei Afrikaner bestochen hätten. Samaranchs Leute wollten die Spiele in Peking schon Anfang der neunziger Jahre – nur kurz nach dem Massaker auf dem Tiananmen. Hier also die Geschichte, warum die Spiele dennoch nach Sydney kamen. Es ist eine Geschichte aus einer Zeit, als IOC-Mitglieder in China noch als „Ratten“ und „Diebe“ bezeichnet wurden. Vorsicht, es ist ein sehr langer Text, aber es ist ja Wochenende: