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Operation 2012

Leipzigs deutscher Olympiatrip

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Forum Verlag Leipzig
Januar 2004
mit Grit Hartmann und Cornelia Jeske
ISBN: 3931801322

Lob & Tadel

Der Spiegel
12. Januar 2004

Teurer als vermutet könnte die Garantie von Bundeskanzler Gerhard Schröder, der Bund werde für Olympische Spiele 2012 in Leipzig finanziell mit einstehen, den Steuerzahler kommen. Obwohl Bewerber Leipzig dem Internationalen Olympischen Komitee diese Woche einen Katalog mit wichtigen Eckdaten vorlegt, besteht noch kein Überblick über die tatsächlichen Kosten. Interne Hochrechnungen kommen auf eine Summe zwischen 9 und 14 Milliarden Euro ­weit mehr als die ursprünglich geschätzten 2,6 Milliarden. Mehrmals hatte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) in der Vergangenheit im Aufsichtsrat der Olympia GmbH seriöse Zahlen angemahnt. Wie Protokollauszüge zeigen, die jetzt in dem Buch ‘Operation 2012 ­- Leipzigs deutscher Olympiatrip’ (Forum Verlag Leipzig) veröffentlicht werden, hegte selbst Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) bei einigen Ausgabeposten große Bedenken, etwa zur Finanzierbarkeit des Verkehrs- und Beherbergungskonzeptes.

Der Tagesspiegel
3. Februar 2004

Drei ostdeutsche Autoren haben eine andere Sicht der Dinge. Sie schreiben: ‚Wolfgang Tiefensee wirkt wie der Schönwetterfrosch seiner Stadt, dem sie die Leiter weggezogen haben. Er sitzt, trotz eines veritablen Tiefdruckgebiets, immer noch weit oben, aber niemand weiß, worauf.‘ So viel zur Unterhaltung. Doch die deutsche Kandidatur für die Spiele 2012 ist eine ernste Sache. Die Macher des Buches ‚Operation 2012‘ haben viel strenge Wortgewalt in ihr Werk gelegt. Ein Kapitel ist so überschrieben: ‚Vertragsakrobatik im Provisionspanoptikum‘. Anhand von Gesprächen mit Beteiligten und internen Protokollen zeichnen sie die Skandale der Bewerbung nach: Stasi, Betrug, Wahlkampf. Manches Kapitel ist interessant, etwa das über die vielen Geschäftsverbindungen beim Neubau des Zentralstadions oder das über Aufstieg und Fall von Wolfram Köhler, der die Idee von Olympia in Sachsen entwickelt hatte. Zuweilen scheinen die Autoren aber in den Querelen die Übersicht zu verlieren. Auf Seite 56 heißt es: ‚Fortsetzung ab Seite 211‘. Kein leichtes, aber ein aufschlussreiches Buch. Für Politiker, Sportjournalisten – und Meteorologen.

zdf.de
17. Februar 2004

Als Leipzig im April 2003 überraschend den Zuschlag als deutsche Bewerberstadt für Olympia 2012 erhielt, konnte sich der Außenseiter der Sympathien der Deutschen sicher sein. Wie Mauscheleien, Stasi-Verdächtigungen und unprofessionelles Krisenmanagement den Bewerber innerhalb eines Jahres schwer beschädigten, zeigen die Autoren von ‚Operation 2012‘. (…) Doch die politischen Ereignisse rund um die Bewerbung und die zuständige GmbH machen nur einen Teil des Buches aus. Interessante olympische Biografien versammeln die Autoren unter der Überschrift ‚Verlorene Olympiasieger‘. (…) Leichtathletin Catherine Baader-Bille ist fast gleichaltrig mit Kristin Otto. Sie steht für eine etwas andere Sportlerkarriere. Mit einem halben Arm geboren, konnte sie ihre großen Erfolge erst feiern, als es die DDR nicht mehr gab. Das talentierte Kind wurde wegen seiner Behinderung von den Sport-Funktionären als nicht förderungswürdig betrachtet. Späte Genugtuung für Baader-Bille: Im Jahr 2000 holt sie bei den Paralympics in Sydney eine Goldmedaille. Unter die Rubrik ‚Verlorene Olympiasieger‘ würde auch das Porträt des geschassten sächsischen Olympia-Beauftragten Wolfram Köhler passen. Der geistige Vater der Idee von einer Olympiade in Sachsen wird als umtriebiger Wossi vorgestellt, dessen Engagement die Bewerbung überhaupt erst möglich machte. Er stolperte über eine politische Dummheit, nicht über kriminelle Machenschaften, zeigen die Autoren. Von dem kruden Untertitel ‚Leipzigs deutscher Olympiatrip‘ sollte man sich nicht abschrecken lassen. Den Autoren ist ein spannendes Lesebuch gelungen über die Macht der olympischen Idee und ihre Auswirkungen auf eine Stadt.

Leseprobe

Die wichtigsten meiner Berichte aus der Berliner Zeitung, die sich mit den finanziellen Unregelmäßigkeiten der Olympiabewerbung Leipzigs befassen, und die dann überarbeitet auch in die Buchkapitel einflossen, sind im Dokumentationszentrum Ans Tageslicht abrufbar. Ans Tageslicht dokumentiert eine Reihe von mit dem Wächterpreis ausgezeichneten Recherchen. Es ist ein Projekt von Professor Johannes Ludwig und seinen Studenten an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg.

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