And the winner is: Andrew Jennings
Die Abstimmung ist beendet. Pünktlich zur Sitzung der Fifa-Ethikkommission, die in einer halben Stunde im Fifa-Hauptquartier in Zürich beginnt, habe…
Die Abstimmung ist beendet. Pünktlich zur Sitzung der Fifa-Ethikkommission, die in einer halben Stunde im Fifa-Hauptquartier in Zürich beginnt, habe…
„Dear friend“, eine kleine aber nicht unwichtige Korrektur zu meinem gestrigen Beitrag „Putin zu Sotschi: We must cut construction costs“. Ich weiß zwar nicht, was ich missverstanden habe, entschuldige mich dafür dennoch bei Dmitri Kosak, Wladimir Putin, Dmitri Medwedjew und den Olympia-Organisatoren. Aus Sotschi bzw. vom Server der Schönfärber PR-Agentur Weber Shandwick, einer jener Giganten, die im Olympiabewerber-Business Geschäfte machen, kommt gerade diese Email, die alles richtig stellt. Es stimmt schon, dass die Regierungszusagen für Sotschi um 15 Prozent gekürzt wurden. Aber nur, weil man die Ausgaben optimiert und billigeres Baumaterial gefunden hat. Ach so, klar, das musste noch einmal gesagt werden. Hier der Beweis für die laut RIA Novosti sehr erfreuliche Nachricht:
Von: Sochi2014 Media [mailto:sochi2014media@webershandwick.com]
Gesendet: Mittwoch, 18. Februar 2009 13:59
An: Sochi2014 Media
Betreff: Statement on Sochi 2014’s budgetDear Friend,
The press office of the Deputy Prime Minister of Russia today made the following statement in relation to positive cost savings made associated with the development of Sochi as a mountain-climate resort:
Auch hübsch, der sportliche Neujahrsgruß von Dmitri Medwedjew auf seinem Kreml-Videoblog. Sotschi 2014? Alles wird gut. Aber schwer. Medwedjew war ja in den Ferien gerade wieder Ski fahren mit Wladimir Putin und Olympiaminister Dmitri Kosak in Krasnaja Poljana.
Die Sotschi-Passage verschriftet:
Kleine Fortsetzung des Spielchens von Anfang Oktober: Der Branchendienst Around the Rings eröffnet das Jahr mit seinen Top 25 der Weltsportfunktionäre 2009. Es ist, wie immer, eine olympisch geprägte Rangliste.
Eine Entscheidung fiel auch noch in Lausanne: Innsbruck richtet 2012 die ersten Winter Youth Olympic Games aus. Die ersten Sommer-Jugendspiele finden 2010 in Singapur statt. Innsbruck setzte sich in einer Briefabstimmung des IOC mit 84:15 gegen Kuopio (Finnland) durch. Harbin (China) und Lillehammer (Norwegen) waren zuvor aussortiert worden. Jacques Rogge hat sein Projekt durchgebracht. Später mehr dazu. Hier Innsbrucks Pressemitteilung (pdf).
Bei den Olympischen Jugendspielen soll vieles anders sein. Zum Beispiel: die Kleidung. Casual Dresscode ist angesagt. So waren jene sechs IOC-Mitglieder, die es am Freitag in den kleinen, nagelneuen Fernsehraum der Lausanner Konzernzentrale drängte, doch überrascht, ihren Präsidenten Jacques Rogge und den IOC-Direktor Gilbert Felli mit offenem Hemd zu sehen. Ohne Krawatte zu Gast bei der Jugend. Frankie Fredericks aus Namibia und Ng Ser Miang aus Singapur handelten umgehend: Sie ließen ihre Binder in den Jackettaschen verschwinden. Lambis Nikolaou, Richard Carrion, Mario Pescante und Sam Ramsamy nestelten nur etwas verwirrt an ihren Hemdkragen herum, nahmen aber keine grundsätzlichen Änderungen am Outfit vor.Â
Die Jugendspiele sind ein Projekt des IOC-Präsidenten. Im Frühjahr 2007 drückte Rogge es resolut gegen anfängliche Widerstände durch. Auf der IOC-Session im Juli 2007 in Guatemala, als der Plan verabschiedet wurde, diskutierten 47 Mitglieder fast zwei Stunden darüber. 46 Olympier dankten ihrem Chef überschwänglich und benutzten Vokabeln wie „brillant“, „historisch“, „einmalig“. Mit den Jugendspielen schien das globale Mittel gegen Bewegungsarmut und Fettleibigkeit, die Dominanz elektronischer Medien im Freizeitverhalten und das akut sinkende Interesse der Jugend an den Olympischen Spielen gefunden. Wie so oft störte nur der Kanadier Richard Pound die Huldigungen: „Ich frage mich, ob eine Struktur aus dem 19. Jahrhundert der richtige Ansatz ist, die Probleme zu lösen“, sagte Pound. Mit den Jugendspielen werde man nur maximal zwei Prozent der Kinder und Jugendlichen erreichen. „Wir reden also über eine Minderheit, die ohnehin Sport treibt.“Â
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Jacques Rogge hat Fakten geschaffen. Mal sehen, was geht. Die Jugendspiele sollen sein olympisches Vermächtnis darstellen. Chef der verantwortlichen IOC-Kommission ist der Ukrainer Sergej Bubka, für den etwas Ruhm übrig bleiben dürfte, sollten die Jugendspiele doch ein Erfolg werden. Im Jahr 2013 wird ein Rogge-Nachfolger gesucht. Bubka kann damit punkten.
Kleiner Einschub:
Zehn Jahre nach Ausbruch des IOC-Bestechungsskandals ist Ehrenpräsident Juan Antonio Samaranch (88), der diese Kultur geprägt und etabliert hat, der vor zwei Jahren für Sotschi 2014 entscheidende Stimmen besorgte, erneut dabei, eine Olympiawahl zu entscheiden. Es war ja kein Zufall, dass er am Dienstag Jean-Marie Weber im IOC-Hauptquartier herzlichst begrüßte. Wer aus dem IOC bereit ist, vertraulich darüber zu reden, sagt, dass Samaranch weiterhin 30 bis 40 IOC-Stimmen kontrolliert. Er hat dem spanischen König Juan Carlos im Juli 2005 in Singapur unter Zeugen versprochen, dass er die Spiele 2016 nach Madrid holen werde. Er will seinen König nicht enttäuschen.Â
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Beispiele gefällig? Am letzten Novemberwochenende wurde in drei von 28 olympischen Sport-Weltverbänden gewählt. In allen drei Verbänden gewannen Spanier. Marisol Casado führt die Triathlon-Union (ITU), José Perurena Lopez den Kanu-Weltverband (ICF) und Leandro Negre den Hockey-Weltverband (FIH). Sie stimmen zwar am 2. Oktober 2009 in Kopenhagen nicht mit ab, doch beweist ihre Machtübernahme, wie sehr Samaranchs Garde den Weltsport noch prägt. Die Pläne gehen weit über das Jahr 2009 hinaus.In Kurzfassung geht die Geschichte, über die noch viel zu reden sein wird, so: Samaranch hat geholfen, die Winterspiele 2014 nach Sotschi zu holen. Die Russen-Fraktion, geführt von Wladimir Putin, Ehrenpräsident des europäischen Judo-Verbandes, mit all ihren Vasallen in Osteuropa, arbeitet geschlossen für Madrid. Samaranchs Prätorianer bedankt sich dafür im Jahr 2013, wenn Jacques Rogge seine zweite Amtszeit hinter sich hat und ein neuer IOC-Präsident gewählt wird. Achter IOC-Präsident soll der Ukrainer Sergej Bubka werden. Das ist der Plan, der resolut abgearbeitet wird.
Zurück zu den Jugendspielen:
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Ich habe kürzlich dargelegt, warum ein Wahlsieg von John McCain der Todesstoß für Chicagos Olympiabewerbung gewesen wäre. Mit Barack Obama bekommt die Bewerbung nun einen ernstzunehmenden Drive. Auch wenn Obama derzeit Wichtigeres zu tun hat, als über die Olympischen Sommerspiele 2016 zu schwadronieren: Chicago darf wieder hoffen, ist nicht mehr aussichtlos gegen Madrid, Tokio und Rio. Jürgen Kalwa meint, ich würde zuviel spekulieren (u. a. in einem Beitrag für die SZ und einem etwas längeren für die BLZ). Ich glaube nicht, dass zuviel spekuliert wird, aber ich verklage Jürgen Kalwa nicht gleich, sondern trage noch einige Argumente vor. Philip Hersh trägt in seinem Blog in der Chicago Tribune (und in der Los Angeles Times) beinahe deckungsgleiche Argumente zusammen: „Obama and the Olympis: the secret is out“. Sage nur niemand, ich hätte abgeschrieben. Meine Zeitungstexte waren schon gedruckt, als ich Hersh per Google alert las :)
Ich habe im Laufe des Jahres mehrfach mit Chicagos Bewerbern über Obamas Rolle gesprochen, im Juni in Athen und im August in Peking. Sie haben sich verständlicher Weise mit Zitierbarem zurückgehalten, um McCain nicht zu verprellen. Off the records aber haben sie klar gemacht, dass sie voll auf den Obama-Faktor setzen. Das kann man ihnen kaum verübeln. Hören wir Obama selbst, am 6. Juni 2008, kurz nachdem Chicago vom IOC-Exekutivkomitee zu den vier Finalisten (neben Tokio, Madrid und Rio) gewählt wurde – zur Candidate City. Er wohnt übrigens – vor seinem Umzug ins Weiße Haus – nur zwei Blocks von jener Stelle entfernt, wo das Olympiastadion gebaut werden soll. Und er sagt, er würde die Spiele gern eröffnen, im Sommer 2016, wenn seine zweite Amtszeit als US-Präsident zu Ende geht. Die zweite Amtszeit, sagt er – tatsächlich:
In the interest of full disclosure, I have to let you know that in 2016, I’ll be wrapping up my second term as President. So I can’t think of a better way than to be marching into Washington Park alongside Mayor Daley … as President of the United States and announcing to the world, ‚Let the games begin!‘
Ganz kurz, schlechte Nachrichten für das UDIOCM: Jacques Rogge, seit 2001 IOC-Präsident, hat sich entschieden, im kommenden Jahr um vier Jahre zu verlängern. Zwar toben derzeit im Hintergrund ziemliche Kämpfe, auch gegen Rogge, doch ist derzeit nicht davon auszugehen, dass 2009 in Kopenhagen jemand gegen den amtierenden Präsidenten antritt. Ein paar Argumente für die Amtsverlängerung, aber ohne die wirklich interessanten Hintergründe, hat die IHT zusammengetragen.
Das UDIOCM kommt gleich nach Leipzig, wo ich mich auch gerade herumtreibe und ihn mal nach seiner Meinung fragen werde.
Später mehr.
Nachtrag: Habe gerade ein bisschen in meinen Texten der vergangenen Wochen gewühlt und erlaube mir mal, ein paar Beispiele hier einzustellen. Denn die Personalie ist ja zentral für den Weltsport. Kurz vor den Peking-Spielen habe ich ein Porträt geschrieben:
Am Anfang, im vergangenen Jahr auf der IOC-Session in Guatemala, standen einige Versprechen. Es sprach also Wladimir Putin:
Das Wahlvolk hat kassiert entschieden. Und inzwischen ist das Projekt Sotschi erwartungsgemäß gefährdet, was das IOC natürlich nicht zugeben wird. Russlands Präsident Dmitri Medwedjew hat gestern gehandelt: Er ernannte Dmitri Kosak (links im Bild), den Minister für Regionalentwicklung, zum stellvertretenden Premierminister, zu einem von acht Stellvertretern Putins (wenn ich richtig gezählt habe). Ein Vize-Premier mit einer Aufgabe: Die Winterspiele 2014 in Sotschi stattfinden zu lassen.
Es wird eng. Es wird knapp. Nur der Termin steht bislang: 7. bis 23. Februar 2014. Bis dahin müssen noch ein Hafen, Autobahnen und Eisenbahnstrecken gebaut, ein paar Berge gefräst, die Nordkaukasus-Region befriedet und, auch das, etliche State of the Art Sportstätten errichtet werden. Kleinigkeiten also.
Leseempfehlungen von gestern und heute:
Als ich mit meinem Sohn Wadim zusammen die Olympischen Spiele in Peking anschaute, erzählte ich ihm von einem Läufer, der zu seiner Zeit ebenso erfolgreich war wie heute Usain Bolt: Jesse Owens. Ich wurde an ihn erinnert, als ich vor kurzem Leni Riefenstahls bemerkenswerten Dokumentarfilm über die Berliner Olympiade von 1936 sah, „Olympia: Fest der Völker“. Die Bilder des Naziregimes drücken ganz offensichtlich Deutschlands Selbstbewusstsein, Stärke und bis zu einem gewissen Grad auch Aggression aus. Der Film vermittelt jedoch keine bedrohliche oder kriegstreiberische Atmosphäre. Deutschland war lange vor dem restlichen Europa und den USA aus der Depression herausgekommen. Waren die fröhlich jubelnden Stadionbesucher begierig, in einen Krieg zu ziehen?
11.07: Eine kluge Freundin schrieb mir vergangene Nacht: „Mein Gott, ist der Blog heute theorielastig. Klingt ja wie Kommunikationswissenschaft 1. Semester. Sind wohl alle schwer ins Grübeln gekommen. Es traut sich ja kaum mehr einer, einen Witz zu machen.“ Recht hat sie. Heute also etwas besonnener. Und witziger. Auf geht’s.
14.15: Kleiner Rückblick. Einer meiner Höhepunkte und Lieblingsathleten bei bisherigen Spielen: Hossein Rezazadeh, der Herkules von Teheran, Kampfgewicht 162,95 Kilo, nach seinem Olympiasieg 2004 in Athen – im Interview mit dem iranischen Waldemar Hartmann. Unvergessen, wie die beiden sich erstmal bebusselt haben.
Leider ist mein Freund Hossein heute beim Kampf der superschweren Giganten nicht dabei. Seine Ärzte haben ihm „schwere und stressige Aktivitäten“ verboten. Warum eigentlich? Gewichte von insgesamt mehr als 470 Kilo über dem Schädel zu bugsieren, ist doch nicht stressig für einen Kerl wie ihn. Weil Hossein fehlt, bin ich auch nicht da, erstmals nicht seit 1992. Ich gehe dafür zum Diskuswerfen, zu Robert Harting. Da geht’s auch kernig zur Sache.
00.56: Kleiner Nachtrag aus dem Olympiastadion. Der Kollege G und ich sind fast die letzten in der Arena. Die Volunteers packen zusammen. Aber es gibt noch Bier. Rückmarsch zum MPC.
02.05: Bus verpasst, der nächste fährt in einer Stunde. Also nochmal den Laptop rausgekramt. Und bei der Gelegenheit bemerkt, dass ich die so genannte IC Card für den Lan-Zugang (kostet wie Wlan 350 Euro) im Stadion in der kleinen Box unter meinem Sitz steckengelassen habe. Der Kollege G übrigens auch. Doch keine Panik: In solchen Momenten zahlt sich das Bloggen aus. Denn hatte ich nicht im Bericht von der Eröffnungsfeier vermerkt, auf welchem Platz ich saß? Genau: Aisle 209, Row 12, Seat 11. Also ab ins Rate Card Centre, dort vorgesprochen und auf das Problem aufmerksam gemacht. Die Volunteers versprechen zu helfen, sagen aber auch: Ersatz gibt es nicht, wenn jemand seine Karte stecken lässt oder verliert, hat er Pech.
19.22: Jetzt wird’s wirklich peinlich, ich weiß: Habe auf dem Weg ins Stadion mal eben noch einen Freund gegrüßt. Sitze jetzt in Block 209, Reihe 12, Platz 11 – nur falls nachher jemand im Fernsehen nachsehen möchte. Jedenfalls, es gibt eine passable Lan-Verbindung. Ich kann ein bisschen mitbloggen und kommentieren. 34 Minuten und 3 Sekunden noch, bis die Show beginnt. Die taktisch-technischen Daten: 91.000 Zuschauer, 203.000 Videokameras, schätzungsweise 48 Grad im Schatten, totale Luftfeuchte. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu weit rausschwimme. Kann sein, dass die Tastatur versagt, wegen akuten Andrangs von Körperflüssigkeiten. Ja, Olympia ist eine harte Sache. Eigentlich wollte ich über das Thema schwitzende, stinkende Journalisten erst in zwei, drei Tagen nach den ersten Besuchen in meinen geliebten Mixed Zonen schreiben. Im Moment bin ich akut Kreislaufkollapsgefährdet. Deshalb Pause.
19.33: Kommentarfunktion ist selbstverständlich angeschaltet.
19.41: Fürchte, es wird verdammt selbstreferenziell in den nächsten Stunden. Versuche, nur einfach still zu sitzen und mich zu konzentrieren. Sehr anstrengend: Es fließt gleich ein halber Liter.
19.53: Der weit gereiste, lebenskluge Kollege links neben mir erinnert zurecht an den Slogan des heutigen Abends. „Don’t mix politics with games!“ Wir wollen das mal überprüfen.
19.55: Gerade schickt mir eine Freundin die Textpassage aus der Meldung, wie Steven Spielberg im vergangenen Jahr Februar seine Absage auf die Regie der Eröffnungsfeier begründete:
In a statement sent to the Chinese ambassador and the Beijing Olympic Committee on Tuesday, Mr. Spielberg said that his “conscience will not allow me to continue with business as usual.�
“Sudan’s government bears the bulk of the responsibility for these ongoing crimes but the international community, and particularly China, should be doing more to end the continuing human suffering there,� the statement said. “China’s economic, military and diplomatic ties to the government of Sudan continue to provide it with the opportunity and obligation to press for change.�
20.35: Schöne Bilder. Bunte Massen. Konfuzius sagt: „Der Herrscher ist wie der Wind. Der kleine Mann ist wie das Gras. Wenn der Wind weht, beugt sich das Gras.“
20.45: Glühwürmchen. Ich weiß, bisschen dünne die Einträge.
20.47: „Don’t mix politics with games“: War das eben eine Friedenstaube? Ein politisches Symbol? Die trauen sich was, die Chinesen.