Die Qualitätsfrage (II)
So sieht die finale Version des Programms der Konferenz „Unter Druck: Qualitätssicherung im Sportjournalismus“ aus. Mehr dazu nebenan beim sportnetzwerk.
So sieht die finale Version des Programms der Konferenz „Unter Druck: Qualitätssicherung im Sportjournalismus“ aus. Mehr dazu nebenan beim sportnetzwerk.
Meine Leseempfehlung zum Wochenende: Brand-eins-Redakteur Jens Bergmann über Faulheit, Eitelkeit, Herdentrieb, Hysterie, Vergesslichkeit, Oberflächlichkeit, Gier und den Seichtigkeits-Virus des neuen deutschen Qualitätsjournalismus.…
Es ist ja kein Geheimnis, dass ich zu den Organisatoren einer Konferenz am 15./16. Februar 2008 im Erich-Brost-Haus in Dortmund…
Die ARD, zwangsgebührenfinanzierter Kuschelsender, zeigte gestern Abend ausnahmsweise nicht Rummelboxen, sondern: Star-Biathlon mit Jörg Pilawa und Axel Schulz (screenshot). Gewitzelt wurde auch über Doping, natürlich: Etwa, als sich Pilawa – begleitet von Klängen der Tatort-Musik – auf die Spur seiner Promis machte und Johann Lafer dabei ertappte, wie er sich „unangekündigt, ohne sich abzumelden“ aus dem Trainingscamp entfernte. Skandal! Lustig! Öffentlich-rechtlich! Star-Biathlon: dämlicher, armseliger und entlarvender hätte die ARD-Woche wirklich nicht enden können.
Das primäre Thema der Woche, das leider etwas in Vergessenheit geriet, hieß ja eigentlich: Eigenblutdoping. Ich lasse mal außer Acht, welche prominenten Sportler, welche deutschen Olympiasieger womöglich, sich an Wiener und anderen Blutbanken bedient haben könnten. Man hört so einiges, aber man darf es nicht schreiben und auch nicht senden. Schon sind wir mitten im sekundären Thema, das in dieser Woche zum primären Thema wurde:
Wenn Journalisten, die Fragen stellen und versuchen zu recherchieren – es soll ja solche Journalisten geben -, immer gleich alles schreiben oder senden würden, was sie so hören, dann hätten wir viele Skandale mehr. Kurzzeit-Skandälchen allerdings, denn diese Journalisten würden fast alle Gerichtsgänge verlieren.
[Disclosure: Ich habe schon Gegendarstellungen kassiert und Unterlassungserklärungen abgeben müssen. Für dumme Fehler und für lächerliche Kleinigkeiten, deren Wertung im Ermessen der Presse-Richter liegt. Ich habe erlebt, dass Richter mir nicht einmal Fragen stellen, weil sie nicht interessiert sind an den wirklichen Sachverhalten, sondern weil sie tendenziell doch eher auf der Seite der Angegriffenen stehen. Ich weiß wie es ist, wenn man eigentlich vieles weiß, wenn einem Betroffene auch im vertraulichen Gespräch dieses und jenes bestätigen, aber gleichzeitig sagen, dass sie öffentlich alles abstreiten würden. Es bringt allerdings nichts, dagegen anzujammern, man muss die Niederlage einstecken und sich bemühen, genau das dokumentieren zu können, was strittig war oder was man vor Gericht noch nicht hundertprozentig dokumentieren konnte.]
Nach dieser langen Vorrede werde ich konkreter: Wer nicht dokumentieren kann, dass angeblich Dutzende deutsche Wintersportler zu den Kunden einer Wiener Blutbank zählen, der sollte daraus keine Exklusivmeldung basteln, sondern einfach mal schweigen – und weiter recherchieren. Das wäre die journalistisch saubere Lösung gewesen. Dann hätte es die Irrungen und Wirrungen dieser Woche nicht gegeben, die künftige investigative Arbeit im Sport und erst recht die Aufklärung der Wiener Blutbank-Affäre erschweren.
Die Berichterstattung der Berliner Zeitung über die Tour de France sieht in diesem Jahr anders aus. Anders als in allen anderen deutschen Tageszeitungen. Und das habe ich in einer Kolumne am 7. Juli 2007 so begründet:
Im Prinzip ist es einfach: Wer den Radsport-Zirkus als kriminell kritisiert, wer täglich die wahnwitzigen Ausmaße des Drogengeschäfts beschreibt, wer beständig auch die Verstrickungen von Journalisten, vor allem der öffentlich-rechtlichen Sender, in diesem mafiosen System brandmarkt, der muss irgendwann selbst die Frage beantworten, ob es noch angemessen ist, von der Tour de France zu berichten. So wie darüber diskutiert wurde, ob ARD und ZDF auf Tour-Übertragungen verzichten, muss zwingend gefragt werden, ob nicht auch eine Tageszeitung inne halten sollte. So viel Ehrlichkeit muss sein.
Mafiose Dribblings, organisiertes Schweigen Forum Verlag Leipzig Juli 2006 Herausgeber, Konzept, Redaktion: Jens Weinreich ein Projekt des sportnetzwerks ISBN: 3931801217,…
Ein Abgesang auf Olympia Rowohlt Berlin Verlag April 1996 mit Thomas Kistner NEU im Shop: pdf-Version Lob & Tadel die…
War das Dopinggeständnis des ehemaligen Radprofis Bert Dietz wichtig? Natürlich. Hat es die Dopingdiskussion auf ein neues Niveau gehoben? Keinesfalls.…