Christas Leistungs-Rettungs-Gesellschaft (CLRG)
Im Deutschen Schwimm-Verband (DSV) wird nach dem höchst unbefriedigenden Abschneiden bei den Olympischen Spielen in London weiter gegrübelt. Noch hat…
Im Deutschen Schwimm-Verband (DSV) wird nach dem höchst unbefriedigenden Abschneiden bei den Olympischen Spielen in London weiter gegrübelt. Noch hat…
Ich hatte es vor einigen Minuten gerade kommentiert, finde aber, der Kommentar ist zu interessant (und unbedingt ausbaufähig), als dass…
LONDON. So sieht’s aus – gern auch auf das Foto klicken (zweimal klicken, dann kommt es relativ cool).
It’s showtime, folks.
Es hat eben bei der Probe schon ziemlich gerockt, ich denke, das wird ähnlich unterhaltsam wie vor sechzehn Tagen. In knapp zwei Stunden beginnt das Vorprogramm, in etwas mehr als drei Stunden die Party. Was genau läuft, darf ich noch nicht verraten, obgleich das Programm (mit Sperrfrist versehen) in meinem Rucksack lauert.
Rechtzeitiges Erscheinen sichert feine Plätze. Ich glaube, ich war noch nie in meinem Leben irgendwo pünktlich. Heute drei Stunden … zuvor? Das muss für die Nachwelt festgehalten werden, schließlich habe ich ein rasendes Ego. Manche Leute verstehen es halt noch nicht, wie das ist mit dem Bloggen und dem Journalismus und gewissen Prinzipien und manchen Zusammenhängen. Anyway.
Natürlich wird es heute hier nicht so voll werden wie bei der wunderbaren Eröffnungsfeier oder am Freitag, doch wir werden uns gewiss vergnügen und nebenbei ein bisschen bilden. Das kann ja nicht schaden.
Deshalb, als nächstes, eine Pflichtlektüre, auch wenn es thematisch nicht zu passen scheint, angesichts der Überschrift dieses Beitrages. Verbinden wir also in feiner Tradition das Vergnügen mit den Mühen des Alltages. One moment, please, dann erscheint hier eine Zielvereinbarung, die nicht mehr Zielvereinbarung heißen soll, sondern Potenzialförderrealismusproblemlösungsvereinbarung.
18.15 Uhr: Okay, gewiss habe ich mal wieder schlecht recherchiert und es gibt gar keine Sperrfrist, wie ich da oben wichtigtuerisch schrieb.
Hier also, das Lineup, einigen von denen rennt man hier über den Weg. Wirklich.
[Habe es mal sicherheitshalber wieder entfernt. Denn die Embargozeile habe ich nun gefunden: 21.00 BST. Nicht dass hier noch die IOC-Sittenwächter vorbei schauen.]
18.51: Ich glaube, die haben jetzt erst die Stadiontore geöffnet. Es füllt sich.
18.54: Ooops, ich kann es nicht unterdrücken: Bitte mal darauf achten, ob schon heute Abend manch Gedanke/Formulierung/Fakt/wasauchsonst kurze Zeit später in Moderationen und/oder Gesprächen im DLF-Sport verbraten werden. Passiert regelmäßig. Kommentare werden auch gern genommen. Ohne Quellenangabe, versteht sich. #LSR
19.07: So, das lineup musste ich wieder löschen. Embargo: 21.00 British Summer Time.
19.12: Boris Johnson wieder. Er ist einfach herrlich. Tweet von PA (die Einbindung funktioniert aus mir unerfindlichen Gründen leider gerade nicht):
Boris Johnson brings laughter from British medal winners after telling them the UK should celebrate their achievements with „an orgy“
19.15: Kein Witz bzw doch einer oder nur die traurige Wahrheit: Der Chinese, der neben mir sitzt, hat auf seinem Laptop ein Foto als Bildschirmschoner, dass ihn beim Bückling zeigt, als ihm KP- und Staatschef Hu Jintao die Hand gibt.
Ich bin begeistert. Denn, das werden nicht alle wissen und oder es schon vergessen haben: Hu Jintao ist der Namenspatron dieses Blogs.
Don’t mix politics with games …
… haben wir einst kollektiv von Hu Jintao geklaut.
19.35: So siehts jetzt aus (einmal klicken, dann noch einmal und vergrößern):
19.46: Eine Stunde Zeit noch zum lesen. Hier mal drei Zielvereinbarungen im Original. Ich werde das die Tage mal etwas übersichtlicher auf einer Seite zusammenstellen, wie ich überhaupt – Hallo, cf! – dafür sorgen muss, dass all die Dokumente, die über die Jahre hochgeladen und verlinkt wurden, etwas besser zur Geltung kommen. Haben mich in London einige Kollegen drauf angesprochen, nicht aufs Ego, sondern auf Dokumente, die man besser finden sollte.
Also. Noch einmal die Mutter aller Zielvereinbarungen Potenzialförderrealismusproblemlösungsvereinbarung: BMI – DOSB:
Die Potenzialförderrealismusproblemlösungsvereinbarung des Deutschen Skiverbandes für Sotschi 2014
Es folgt der nächste Teil des Transparenztests „Dopingkontrollen in einer olympischen Kernsportart“. Analog zu den Beiträgen:
in denen ich die Angaben der WADA, der NADA, des Weltverbandes FINA und des nationalen Verbandes DSV ausgewertet habe, folgt nun die Auswertung des Zahlenwerks der WADA, der NADA, des Weltverbandes IAAF und des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zu Dopingkontrollen in der Leichtathletik.
Es gelten dieselben Einschränkungen zum Datenmaterial (inklusive der Bemerkungen zur Qualität von Dopingkontrollen) wie bei den Schwimm-Tabellen auch. Zudem ist einmal mehr anzumerken: Der Zeitraum der Olympischen Sommerspiele, wenn das IOC die Dopingkontrollen verantwortet, taucht in diesen Tabellen nicht auf. Erstaunlicherweise (oder vielleicht doch eher: logischerweise) werden in diesen Zeiträumen mehr Doper erwischt als in der Verantwortung der IAAF über ganze Jahre.
Also bitte: Der Vergleich mit den Schwimm-Tabellen lohnt sich, finde ich.
Was mir vor allem auffällt: Bedenkt man, dass die Leichtathletik die einzig wirklich globale von 33 olympischen Sportarten ist und folglich (mit Ausnahme einiger Spielsportarten) auch die meisten Athleten stellt, sind die Dopingtests noch immer unterentwickelt – in jeder Beziehung. Allein schon die Quantität: Es kann einfach nicht sein, es ist absolut verdächtig, dass die Schwimmer zahlenmäßig besser dastehen.
Zum deutschen Aspekt und damit einmal mehr der Vergleich Schwimmen – Leichtathletik: Der DLV macht was die online-Präsenz seines Antidoping-Ressorts angeht, einen besseren Eindruck als der DSV. Schaut man genauer hin, werden allerdings auch keine Zahlen geliefert. International macht die FINA belastbarere Angaben als die IAAF – eindeutig. Interessant auch hier: Beide Weltverbände nennen Namen der im Training getesteten Athleten – die deutschen Verbände weder Zahlen noch Namen. Dass die IAAF überhaupt Angaben macht, ist wiederum einer Initiative des DLV aus dem Jahr 2005 zu verdanken, wenigstens einige der groben „Mängel im Schattenreich“ zu beheben – nur hält sich der DLV selbst zurück.
Ein letztes Mal: Es lohnt sich, Schwimm- und Leichtathletik-Tabellen zu vergleichen.
Total IAAF Testing Program | |||
Year | In-competition | Out-of-competition | total |
1990 | 740 | 80 | 820 |
1991 | 828 | 80 | 908 |
1992 | 632 | 208 | 840 |
1993 | 846 | 476 | 1322 |
1994 | 618 | 902 | 1520 |
1995 | 983 | 1294 | 2277 |
1996 | 851 | 1755 | 2606 |
1997 | 1248 | 1510 | 2758 |
1998 | 833 | 1755 | 2588 |
1999 | 1301 | 1787 | 3088 |
2000 | 848 | 2062 | 2910 |
2001 | 1104 | 1811 | 2915 |
2002 | 951 | 2067 | 3018 |
2003 | 1246 | 2147 | 3393 |
2004 | 997 | 2001 | 2998 |
2005 | 1277 | 2127 | 3404 |
2006 | 1258 | 1656 | 2914 |
2007 | 1426 | 1851 | 3277 |
IAAF Annual Doping Control Programme 2008 | ||||
Pre-Competition | In-Competition | Out-Of-Competition | Total | |
Standard Urine | 0 | 655 | 1118 | 1773 |
Standard Urine + EPO | 74 | 935 | 705 | 1714 |
TOTAL TESTS | 74 | 1590 | 1823 | 3487 |
Blood Screens | 656 | 0 | 0 | 656 |
Blood (hGH) | 0 | 0 | 41 | 41 |
Out-Of-Competition-Tests der WADA in der Leichtathletik | ||||||
Urinests | Epo | Bluttests | Analyse Bluttransfusion | Blutanalyse hGH | HBOC Analyse | |
2008 | 53 | 16 | 0 | 0 | 0 | 0 |
2007 | 122 | 35 | 0 | 0 | 0 | 0 |
2006 | 189 | 91 | 6 | 0 | 6 | 6 |
2005 | 240 | 222 | 0 | 45 | 0 | 32 |
2004 | 124 | 59 | 10 | 0 | 0 | 0 |
2003 | 266 | 0 | 99 | 0 | 0 | 0 |
2002 | 256 | 0 | 40 | 0 | 0 | 0 |
2001 | 278 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
2000 | 217 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Doping Control During IAAF World Athletics | |||
City | Year | Tests | Positive |
Helsinki | 1983 | 214 | 0 |
Rome | 1987 | 196 | 1 |
Tokyo | 1991 | 216 | 2 |
Stuttgart | 1993 | 218 | 4 |
Goteborg | 1995 | 275 | 0 |
Athens | 1997 | 378 | 5 |
Seville | 1999 | 298 | 4 |
Edmonton | 2001 | 390 | 9 |
Paris | 2003 | 405 | 5 |
Helsinki | 2005 | 885 | 2 |
Osaka | 2007 | 1132 | 0 |
Berlin | 2009 | 1500 Plan |
Ich weiß nicht, ob, was und wenn ja, wie viel die folgenden Übersichten die wundersamen Schwimmleistungen bei der WM in Rom zu erklären helfen. Es hat mich dennoch gereizt, einige Zahlen zusammenzustellen. Thema: Dopingkontrollen im Schwimmen, insbesondere im Reich des Weltverbandes FINA.
Aus dem Zahlenmaterial ergeben sich jede Menge Fragen, etwa nach Blutkontrollen bei Weltmeisterschaften oder – ganz grundsätzlich – nach der Effektivität der FINA-Kontrollen. Das betrifft nicht nur Anzahl und Zeiten der Tests, sondern auch die Anzahl der positiven Fälle. Bei FINA-Kontrollen wird kaum mal jemand erwischt, die meisten Doper fliegen bei Kontrollen der Nationalverbände auf (siehe letzte beiden Spalten der ersten Tabelle).
Was ich allerdings auch erstaunlich finde: Trainingskontrollen (in den Tabellen OOC = out-of-competition) und Wettkampfkontrollen schlüsselt die FINA nach Sportlern (und Ländern) auf. Das ist absolut nicht die Norm im Weltsport. Hochinteressant, wer mag, kann aus den unten verlinkten Übersichten viele Rückschlüsse ziehen, spekulieren und selbst einige kleine Recherchen anstellen. Mir ist bei einigen Stichproben beispielsweise aufgefallen, dass Franziska van Almsick im Sommer 2002 ihres grandiosen Comebacks (gekrönt vom Weltrekord über 200 Meter Freistil bei der EM in Berlin) keine FINA-Trainingskontrolle hatte. Die Kontrolleure des Weltverbandes kamen erst danach. Es gibt viele solcher Beispiele. Vor internationalen Meisterschaften scheint der Verband traditionell großzügig zu sein.
Wichtig ist noch dies: Die Zahlen beziehen sich auf sämtliche Sparten der FINA, also Beckenschwimmen, Freiwasserschwimmen, Wasserspringen, Wasserball und Synchronschwimmen. Insofern relativieren sich die Zahlen weiter zu Ungunsten des Weltverbandes, wie ich meine. Rechts Neben der Anzahl von Trainings- und Wettkampfkontrollen habe ich noch die Zahl der kontrollierten Athleten und Nationen notiert – auch dadurch ergeben sich interessante Relationen.
Kontrollen des Schwimm-Weltverbandes FINA | Dopingfälle | ||||||||
Gesamt | OOC | Athleten | Länder | Wettkampf | Athleten | Länder | FINA | Verbände | |
2009 | 1 | 4 | |||||||
2008 | 1670 | 1012 | 650 | 50 | 658 | 491 | 52 | 2 | 23 |
2007 | 1915 | 1079 | 629 | 52 | 836 | 585 | 61 | 7 | 23 |
2006 | 1883 | 1131 | 721 | 41 | 752 | 567 | 51 | 0 | 18 |
2005 | 1833 | 1090 | 631 | 51 | 743 | 505 | 52 | 6 | 26 |
2004 | 2052 | 1060 | 603 | 53 | 992 | 588 | 77 | 3 | 18 |
2003 | 1800 | 1059 | 624 | 53 | 741 | 385 | 52 | 3 | 18 |
2002 | 1549 | 959 | 558 | 49 | 584 | 391 | 55 | 2 | 17 |
2001 | 1 | 23 |
Es handelt sich hier ausschließlich um Out-of-competition-Tests und etwas spannendere Analysen, also auf Epo-Produkte oder das Wachstumshormon hGH. Die Angaben stammen allesamt aus den Jahresberichten der WADA, die ich ebenfalls verlinkt habe. Die Angaben, die die FINA in einigen Jahren zu den WADA-Tests macht, stimmen übrigens nicht mit den WADA-Angaben überein. Es ist imho müßig, die Statistiken abgleichen zu wollen. (Generell gilt natürlich: Ich kann beim Zusammentragen Fehler gemacht haben. Wem etwas auffällt: Bitte melden.)
Out-Of-Competition-Tests der WADA im Schwimmsport | ||||||
Urintests | Epo | Bluttests | Analyse Bluttransfusion | Blutanalyse hGH | HBOC Analyse | |
2008 | 113 | 37 | 24 | 4 | 20 | 7 |
2007 | 212 | 93 | 30 | 17 | 13 | 26 |
2006 | 198 | 92 | 18 | 10 | 8 | 0 |
2005 | 246 | 215 | 0 | 14 | 0 | 0 |
2004 | 203 | 45 | 9 | 0 | 0 | 0 |
2003 | 291 | 0 | 115 | 0 | 0 | 0 |
2002 | 276 | 0 | 44 | 0 | 0 | 0 |
2001 | 170 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
2000 | 108 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Dopingtests bei FINA-Weltmeisterschaften | ||||
Tests | Epo | |||
2008 | 25 m | Manchester | 174 | k.A. |
2007 | 50 m | Melbourne | 305 | k.A. |
2006 | 25 m | Shanghai | 158 | 27 |
2005 | 50 m | Montreal | 437 | 61 |
2004 | 25 m | Indianapolis | 155 | 27 |
2003 | 50 m | Barcelona | 570 | 64 |
2002 | 25 m | Moskau | 158 | 102 |
2001 | 50 m | Fukuoka | 281 | 0 |
Hier noch zwei Stichproben aus dem Datenwust: Die Angaben zu den deutschen Stars und Weltrekordlern Britta Steffen und Paul Biedermann. Im Vergleich zur Eisschnellläuferin Claudia Pechstein ist die Kontrolldichte (keine Aussage zur Qualität!) doch äußerst bescheiden.