Bachs Vermächtnis – The legacy of Thomas Bach
(Geschrieben vor der Eröffnungsfeier. Written before the Opening Ceremony. See an English version below.)
Die Geschäfte laufen blendend. 4,2 Milliarden Dollar hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) im vergangenen Jahr eingenommen. Am 31. Dezember 2021 lagerten 5,6 Milliarden auf den Konten des Olympiakonzerns. Viele Verträge mit TV-Stationen und anderen Sponsoren laufen bis 2032. Darauf sind sie mächtig stolz in Lausanne, der Capitale Olympique, und das lässt die Propaganda-Abteilung des IOC die Welt gern wissen.
Zum ersten Teil der 139. IOC-Vollversammlung in Peking verkündete zunächst der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, eine Art Maskottchen des IOC, in seiner Eigenschaft als Chef der sogenannten Ethikkommission ein paar salbungsvolle Worte. Der aktuelle UN-Generalsekretär Antonio Guterres tauchte auch wieder auf (und war im Olympiastadion an Bachs Seite). Dann wurde eine Videobotschaft von Papst Franziskus eingespielt. Am Freitag, wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier, übergab IOC-Präsident Thomas Bach als einer der Fackelläufer die olympische Flamme an Abdulla Shahid, den amtierenden Präsidenten der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Das IOC versucht alles, um das Projekt Peking 2022, das weltweit mit Begriffen wie Propagandaspiele oder Genocide Games beschrieben wird, im besten Lichte erscheinen zu lassen.
Doch die Milliarden auf den Konten und die bestellten Botschaften helfen wenig, es geht dem IOC wie einst dem Fußball-Weltverband FIFA: In demokratischen Nationen ist das Image dieser globalen Institutionen am Boden. Kein Geld der Welt kann diesen rasant Ansehensverlust aufhalten. Zumal auch die Eröffnungsfeier der Winterspiele zeigt, in welchen Kreisen sich das FDP-Mitglied Thomas Bach mit seinem IOC am wohlsten fühlt. Viele Politiker bleiben der Zeremonie fern und vollziehen den diplomatischen Boykott. Zu Gast waren allerdings zahlreiche Spezialdemokraten, Diktatoren und Despoten. Allen voran Russlands Präsident Wladimir Putin, der drauf und dran ist, nach 2008 (Georgien) und 2014 (Ukraine, Krim) zum dritten Mal die vom IOC (und den UN) stets pompös verkündete traditionelle olympische Waffenruhe zu brechen. Putin steht zudem für die irregulären Olympischen Winterspiele 2014, die das IOC längst nicht so aufgearbeitet hat, wie es im Interesse jener Sportler sein müsste, die von Putins gedopten Staatssportlern betrogen wurden.