Der Jugend nah – und doch so fern. Dick Pound macht Urlaub
SINGAPUR. Ach, Dick. Ich weiß schon, warum ich Dick Pound so schätze. Gerade läuft hier im Lobby-Café des „Ritz-Carlton Millenia“…
SINGAPUR. Ach, Dick. Ich weiß schon, warum ich Dick Pound so schätze. Gerade läuft hier im Lobby-Café des „Ritz-Carlton Millenia“…
[youtube ejdhwWlyJ2w nolink] JOHANNESBURG. Lassen wir Fakten sprechen. Dies ist eine Dokumentation (mehr) aus dem Reich des Joseph Blatter und…
Kleine Nachtlektüre. Einer der korruptesten olympischen Sportfunktionäre aller Zeiten, das will schon was heißen, ist verstorben.
Anwar Chowdhry aus Pakistan, einst Mitglied der so genannten sportpolitischen Abteilung von Adidas (neben John Boulter, Jean-Marie Weber, Thomas Bach und anderen), wurde 88 Jahre alt.
Er war ein enger Kampfgefährte des kürzlich ebenfalls verblichenen IOC-Supremo Juan Antonio Samaranch, wurde 1986 von Adidas auf den AIBA-Thron gehievt, in einer sagenumwobenen Wahlschlacht in Bangkok, mit Sex und Huren und Geld und allem – blendend dokumentiert sind die Vorgänge übrigens in Stasi-Akten.
Ich habe in den vergangenen Jahren viel berichtet über Chowdhrys Machenschaften, u.a. in diesem Buch. Eine Reportage von den Olympischen Spielen 2000 in Sydney fasst seine Ära ganz gut zusammen, glaube ich. Es ist eine meiner Lieblingsgeschichten zu Anwar Chowdhry, der sich gern als „höchstdekorierten Sportführer der Welt“ bezeichnet hat. Ich finde es außerordentlich schade, dass ich damals noch nicht fotografiert habe. Dieses Gespräch mit ihm in den Katakomben der olympischen Box-Arena hätte ich auch ganz gern auf Video aufgenommen.
Wiens Polizeipräsident Mag. Dr. Gerhard Pürstl hat zur Judo-Europameisterschaft an diesem Wochenende nur jenen Menschen Zutritt ins Ferry Dusika Stadion gestattet, die „ihre Kleidung und mitgeführte Behältnisse“ durchsuchen ließen. Im Amts-Österreichisch lautet die Anordnung des Mag. Dr. Pürstl:
[caption id="attachment_28587" align="aligncenter" width="530"] Die Verordnung des Mag. Dr. Pürstl in ihrer ganzen Pracht[/caption]Habe gerade kurz entschlossen ein Busticket gebucht. Online, muss also erst mal sehen, ob die Russen das durchgehen lassen oder…
Interessant, wie es das UDIOCM (FDP) schafft, in einer selbstzufriedenen Vancouver-Bilanz seinen in selbstverschuldete Bedrängnis geratenen Koalitionär Theo Zwanziger (CDU) in höchsten Tönen zu loben. Ich weiß allerdings jetzt nicht so genau, ob die Unterstützung des deutschen Fußballs, ob nun DFB oder DFL, so enorm wichtig für Münchens Olympiabewerbung ist. Aber darum geht es vielleicht ein andermal. Heute kurz noch einige Anmerkungen zur Bilanz von Vancouver, die ja andernorts nicht so rosig ausfiel. Im Gegensatz zum UDIOCM ist etwa der langjährige russische NOK-Präsident Leonid Tjagatschow (IM Elbrus) seinen Job los.
Sportpolitik in Russland fasziniert mich, keine Frage. In den kommenden Jahren werde ich mich dieser Spezialdemokratie ausführlich widmen und wenn alles klappt, im April schon mal in Sotschi nach dem Rechten sehen. Will damit auch sagen: Die Wünsche von Lesern werden immer ernst genommen und nach Möglichkeit erfüllt. Hier mal der Auftritt von Russlands Präsident Dmitri Medwedew aus der vergangenen Woche im Original, als er russische Sportverbände mit – je nach Übersetzung und Neigung der Journalisten – mit faulen, vollgefressenen Katern verglich. Mein Russisch ist auch nicht mehr das, was es einmal war, vielleicht kann jemand die Passage treffender wiedergeben, vielleicht aber sind die Übersetzungen, die dazu in den vergangenen Tagen angeboten wurden, auch einigermaßen korrekt.
Medwedew, dessen Videoblog ich immer wieder gern empfehle, auf Youtube (darunter die englische Übersetzung des Kreml):
[youtube dJdjNF3GMcc nolink]
Beginning of Meeting with Leaders of United Russia Political Party
PRESIDENT OF RUSSIA DMITRY MEDVEDEV: Colleagues, the time has come to examine the latest round of new appointments. This week, as I understand it, we are starting with the candidates for the post of governor of Kemerovo Region. Later, we will have the candidates for governor in a few other regions to consider too.
Mr Gryzlov, you have the floor.
CHAIRMAN OF THE UNITED RUSSIA SUPREME COUNCIL AND SPEAKER OF THE STATE DUMA BORIS GRYZLOV: Thank you, Mr President. We have examined candidates for the post of governor of Kemerovo Region and we want to present three nominees to you: Valentin Mazikin, currently first deputy governor of Kemerovo Region, Sergei Neverov, a deputy of the State Duma of the Federal Assembly, and the incumbent governor, Aman Tuleyev. All three candidates are connected to United Russia. Neverov and Tuleyev are members of the party, and Mazikin is a supporter of United Russia. All three candidates are equal in merit, and so the choice is yours to make.
DMITRY MEDVEDEV: Good, thank you for this presentation. In accordance with the law I will make my proposal in line with the established procedure.
Is there anything else?
BORIS GRYZLOV: There is one other matter. The Olympic Games in Vancouver have just ended. Over these last two weeks we have followed out team’s performance very closely. I think, talking about Russians’ national idea, you could say that one of the things that unites us is a desire to always be first. It is all the more sad therefore to see that our country only reached eleventh place in the overall medal count. This is a worse result than Russia achieved in the first Olympic Games it took part in back in 1912. In other words, this is our worst result ever. I think this is a systemic failure. Of course, the sports officials should take responsibility for this. We have the Sochi Olympics ahead and I think that every day is valuable now and we need to decide how we are going to go about preparing for these Olympics.
We would like to hear your opinion on this situation, because United Russia is ready to get involved in the efforts to get our athletes ready for the Games.
DMITRY MEDVEDEV: Yes, and you should get involved. This is a national affair, something we all need to get involved in. I think it is still too early to make a final analysis, but I will make three points nonetheless.
VANCOUVER. Deutschland schläft, und ich taste mich langsam rein in den Tag. Zunächst etwas Erfreuliches: Es gibt Neues von der Möwe Jacques (Foto wird nachgereicht)! Jacques flirtet weiter mit dem Kollegen G., der auch wieder aufgetaucht ist und mit dem ich vorhin ein Mittagessen genossen habe (Tim Horten’s). Erstaunlich.
Olympia meint es ja nicht immer gut mit Tieren. Gedopte Pferde (Peking 2008), gebratene Friedenstauben (Seoul 1988/ab 4:40 im Video), das sind so die Schlagzeilen.
Seither müssen keine Tauben mehr bei Eröffnungsfeiern ins Verderben fliegen.
Nicht dass sich Olympia und die Tiere am Ende noch versöhnen. Das wäre doch mal ein Thema, über das Journalisten berichten sollten. G. wird dazu allerdings schweigen. G. ist ein stiller Genießer. Er bevorzugt auch in seiner Arbeit die leisen Töne und meint, wenn ich ab und an im Blog ein Foto veröffentliche, müsse das reichen. Er wolle seine Beziehung nicht öffentlich besprechen. Das kann ich verstehen und respektieren.
18.50 Uhr: Lassen wir also den bisherigen Tag Revue passieren. Mich haben besonders die Auftritte der Olympiabewerber 2018 interessiert, was an anderer Stelle kurz angerissen wurde.
VANCOUVER. Aus aktuellem Anlass, eine Gute-Nacht-Lektüre aus der Olympiastadt. Skate-Gate, Teil 2?
The Winter Olympics. The only time the rest of the sporting world has its eyes on this beautiful, difficult, horribly corrupt and politicized sport.
Das schreibt Sports Illustrated. Man könnte auch sagen: The Winter Olympics sind der einzige Anlass, zu dem sich Sports Illustrated, der langjährige IOC-Sponsor (Time Warner), für derlei Hintergründe interessiert: „Judge’s e-mail exposes corruption of figure skating’s scoring system“. Sonst kommt: nichts. Sportpolitisch ist SI ein Witzblatt. Aber lassen wir das, ein Seitenhieb muss reichen. Der Artikel gibt einen Überblick zur aktuellen Diskussion. Ich empfehle, einfach mal den Namen Joe Inman bei Google News einzugeben, die Suchmaschine spuckt dann etliche auch deutsche Treffer aus.
Retrospektiv möchte ich ein Kapitel aus dem Buch „Korruption im Sport“ anbieten – (fast) umsonst :)
VANCOUVER. 3.50 Uhr: Es soll doch ein richtiges Tagebuch werden, oder? Top-seriös, ehrlich, investigativ. Es gilt also das Versprechen aufzulösen,…
18.03 Uhr: Mit leichter Verspätung, sorry. Ich bin im Dienst. Und, ja, jetzt schon fast Gänsehaut. Großes Theater. Und ähnlich warm wie einst in Peking. (Wie gut, dass ich meine Hotpants doch im Auto gelassen habe. Ich sitze im Sweatshirt da, selbst das ist noch zu behaglich.) Vermisse übrigens den Kollegen G.
Die Mounties, die Flagge und das blutrote Etwas der Sängerin, das hat was. Nikki Yanofsky ist das übrigens, sie singt auch den offiziellen Olympiasong „I believe“.
[youtube 7lKM5OHKLcM nolink]
Das Organisationskomitee VANOC sagt:
A numerical countdown at the Opening Ceremony for the Vancouver 2010 Olympic Winter Games at BC Place, described by the organisers as the largest air-supported domed stadium in North America.
Three billion – Estimated television viewers worldwide able to watch the Opening Ceremony.
60,600 – Filled-to-capacity seating at BC Place indoor stadium.
50,000 – Tickets sold to a Madonna concert at BC Place in 2008. Sold within 29 minutes.
45,000 – Kilometres. Distance the Olympic Flame travelled across Canada to reach BC Place.
25,000 – Kilograms of audio equipment.
11,600 – Meals ordered for delivery to the stadium to feed everyone during the day.
10,050 – Litres of water to hand in the stadium.
5,000 – In-ear monitors for the performers.
4,100 – Pairs of shoes.
3,600 – Metres of elastic holding things together.
2,050 – Volunteers working in the programme.
1983 – Year the BC Place opened.
1,054 – Intelligent lighting fixtures, many holding some of the 1,296 LED screen tubes.
900 – Kilograms, the weight of a 16 m-high Spirit Bear, the biggest prop on the stage.
750 – Support volunteers within and around the BC Place.
450 – Racks of costumes.
200 – Kilograms, the weight of the stadium’s five Olympic rings, each 7m in diameter.
123 – Metres long cylinder in the centre of the arena, displaying changing light projections.
100 – Fiddlers and 100 drums.
36 – Rigging points in the 41,480 sq m roof. Below, 1.8 km of trusses suspend lights and scenery.
21 – Average number of rehearsal days donated by each volunteer.
17 – Projection screens surrounding the audience in the stadium.
13 – Snowboards, plus 100 pairs of rollerblade skates and eight skis.
2 – Artistic directors, David ATKINS (AUS) and Ignatius JONES (AUS).
0 – Worries about bad weather delays in an indoor stadium.
18.28 Uhr: Es erwarte bitte niemand politisch-korrekte, feuilletonistische Betrachtungen. Gehe unvorbereitet an den Job. Wie meistens.
Ich habe übrigens bislang kein Zeichen, kein Wort in Bezug auf den Tod von Nodar Kumaritaschwili wahrgenommen. Mag sein, dass mir einige Infos fehlen. Denn draußen stand ich eine halbe Stunde am Security Check für die Second Class People, also Journalisten und Volunteers. Nebenan gab es mindestens 20 Eingänge, wo überhaupt nichts los war. Bei den Second Class People mussten 100 Leute an einem Scanner warten und durften nicht etwa die leeren Eingänge benutzen. Das ist Olympia. Fairerweise muss ich aber sagen, dass sie die Sicherheitskontrollen im MPC bisher grandios meistern, besser und schneller noch als die Chinesen, kein Witz. Meist wird nichts gescannt. Wer zehnmal am Tag da durch muss, weiß das zu schätzen.
18.43 Uhr: Jetzt bin ich schlauer. Es gab eine Schweigeminute und einen Hinweis.
Erste Fahnenträgerin aller Zeiten aus dem Iran: Marjan Kalhor. Da schau her. Aber ich denke, solche Details sollte ich lieber weglassen, dass habt ihr alles viel besser von den bestens vorbereiteten TV-Kommentatoren. Ist Maischberger auch wieder dabei?
Ich finde, beim Einmarsch der Georgier hätte man schon noch einige Worte sagen können. Regiefehler.
Bitte nicht erschrecken. Aber ich dachte, ein Beweis der Anwesenheit sei Pflicht. Immer noch besser als die Maskottchen–Fotos. Ein Maskottchen war blöderweise gerade nicht zu greifen.
19.12 Uhr: Vor einer Woche hatte das IOC auf Facebook übrigens 770.000 Friends. Soeben 1.278.142.
Sie können feiern. Keine Frage. Bisschen lebendiger als in Peking, wo vor allem die Artisten überzeugten.
Bryan Adams, Nelly Furtado. Nun ja.
Erstaunlich, sogar die VIPs tanzen. Mittenmang in Reihe eins: Herr und Frau UDIOCM.
19.29 Uhr: Mensch, ein Eisbär. Quatsch, Hirngabel hat Recht: Es ist der Exportschlager Berlino.
19.41 Uhr: Große Show, habe ich unten schon kommentiert. Bin ja immer für so was massentaugliches zu haben. Fühle mich wunderbar unterhalten. Dennoch, das Kontrastprogramm will ich nicht verschweigen. Ich weiß nicht, ob die ARD auch davon berichtet. Vor dem Stadium, im Regen, sieht es so aus:
Schätze, es waren einige tausend Demonstranten, vielleicht 3.000. Die Stimmung war relaxt, hoffe, das nichts passiert. Sie haben „We shall overcome“ gesungen. Das habe ich ewig nicht gehört. In der Schule, im Osten, war das Pflichtprogramm im Englisch-Unterricht.
Dank an Howie Munson: „I believe“ in HD und für den deutschen Youtube-Markt zugelassen. Das Video oben funzt offenbar nur bei mir in Vancouver. Aber eigentlich brauchen wir die Musik jetzt gar nicht. Live ist doch viel schöner.
[youtube X5GLHWa53oE nolink]
Die Farben das hatte jemand gefragt, kommen im Fernsehen natürlich viel besser als im Original. Ich kann es auf dem Monitor an meinem Platz vergleichen. Das ist die typische Fernsehwirklichkeit. Designed for HD and right-holders.
20.02 Uhr: Ich wurde aufgefordert, die Nachtschwärmer im Blog zu loben. Lob! Lob! Lob! Und morgen versuchen wir es dann wieder mit Qualitätsjournalismus :)
Mein spontanes Ranking aller Eröffnungsfeiern, die ich bisher live gesehen habe:
VANCOUVER. Thomas Bach hat blau-gelb gewählt. Eine Krawatte in den Farben der FDP, der er seit Jahrzehnten angehört. Zu seinen Gönnern und gelegentlichen Geschäftspartnern zählten einige frühere FDP-Bundesminister wie Hans-Dietrich Genscher und Hans Friederichs. Derzeit, sagt Bach, habe er aber keine Parteifunktionen mehr. Allein der Sitz im Kuratorium der parteinahen Friedrich-Naumann-Stiftung fällt ihm ein. Sein Blick signalisiert: Können wir jetzt bitte wieder über Sport sprechen?
In der Lounge des Deutschen Hauses in Vancouver hat Bach, DOSB-Präsident und IOC-Vize, zu einem so genannten Hintergrundgespräch geladen. Derlei Runden lässt er seit langem organisieren, immer vor Olympischen Spielen und IOC-Sessionen. Journalisten, von denen er sich ungerechtfertigt kritisiert fühlt, waren von diesen Terminen komischer Weise oft ausgeschlossen. Das hatte Methode, etwa in jenen Jahren als die TV Media für das IOC und auch für Bach in Deutschland PR erledigte, zeitlich ungefähr bis zu diesem Artikel:
VANCOUVER. Achtung, Phrasen: Es läuft noch nicht rund. Ich muss meinen Rhythmus finden. Insofern kommt mir die neuerliche inhaltliche Nullnummer des Willi ‚Wichtig‘ Lemke ganz gelegen. Darauf bin ich gestern schon kurz eingegangen. Zum Sachverhalt:
Andreas Schirmer von der Deutschen Presseagentur (dpa) sagt dem UN-Sonderbeauftragten für Sport in einem Interview:
Das IOC war immer mal wieder im Gespräch für den Friedensnobelpreis? Hätte es diese Auszeichnung verdient?
Lemke nimmt die Verbalvorlage auf:
Ich würde das nachdrücklich unterstützen. Der Sport trägt zur Entwicklung von Frieden bei, deshalb wäre ich für eine Nominierung des IOC. Es wäre auch ein positives Signal im Kampf gegen die Auswüchse des Sports.