12.35: Chinas Hürdenstar Liu Xiang gibt wegen einer Achillessehnenverletzung auf. Volunteers im Schockzustand. Dramatische Pressekonferenz mit weinendem Trainer, der vor den Spielen gesagt hat, dass für die Sportherrscher hier nur eins zählt: Gold. Davon haben die Chinesen übrigens schon 35.
13.10: Zum Thema Sportjournalisten in China, um das es hier ja auch gehen soll (und wozu bereits so viele Anmerkungen gemacht wurden, dass ich die unmöglich alle verlinken kann), schreibt Wolfgang Hettfleisch, der Kollege H, der gestern leicht genervt und malariageplagt von der Ruderstrecke kam, in der Frankfurter Rundschau u. a.:
Ich will das alles nicht. Hatte ich das schon gesagt? Keine Journalisten mehr, die sich als Fans gerieren, oder Fans, die sich als Journalisten tarnen. Noch ist unklar, um welche der beiden Spezies es sich in den angeblich so streng kontrollierten Arbeitsbereichen für die Medien tatsächlich handelt. Keine Pressetribünen, auf denen die Landsleute der Sieger in Ekstase ausbrechen. Keinen spontanen Applaus in Pressekonferenzen. Keine Fragen wie diese an die ersten vier chinesischen Olympiasiegerinnen der Rudergeschichte: „Sie sind solche attraktiven jungen Frauen, interessieren Sie sich eigentlich für Mode?“ Oder die: „Ich möchte Ihnen recht herzlich zu Ihrem Erfolg gratulieren und würde gerne wissen, wie lange sie glauben, China auf ihrem weiteren Weg noch dienen zu können?“ (…) Alte Hasen hier sagen, solche Krisen seien wie Malaria. Sie gingen vorüber, könnten aber jederzeit wieder ausbrechen.
16.15: Und schon wieder wird weiter unten das Hauptthema dieser Tage, dieser Jahre, dieses Metabolitensports, dieser Freakshow überhaupt diskutiert: Was können wir glauben? Können wir überhaupt etwas glauben? Was und wie soll man darüber berichten, ohne sich für das eigene Produkt schämen zu müssen? Darüber habe ich in den vergangenen Wochen schon viel geschrieben. Es wurde immer wieder diskutiert. Je offensichtlicher aber die Freakshow wird, desto härter prallen die Ansichten aufeinander. James Tobin argumentiert mit Journalisten-Lehrbüchern, die ich nicht kenne. Ich kenne dafür andere. Kürzliche habe ich für die Journalismus-Zeitschrift Message ein Werkstattheft zum Sportjournalismus veröffentlicht, u. a. mit Interviews und Beiträgen von und mit Thomas Kistner, Andrew Jennings, Jens Sejer Andersen, Erik Eggers, Freddie Röckenhaus, Jean-François Tanda und einigen anderen Kollegen. Dabei auch ein kleiner Text zur Dopingberichterstattung, ganz banal und bewusst einfach gehalten – inklusive einer minimalen Checkliste für aktuelle Berichterstattung. Dies stelle ich nachfolgend zur Diskussion. Viel mehr dazu, u. a. auch auf Sportjournalismus-Konferenz im Februar in Dortmund basierend, gibt es unter www.sportnetzwerk.eu.