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Das Olympische Bildungsmagazin

live aus Buenos Aires (IV): IOC-Session, weißer Rauch und #OWG2026

BUENOS AIRES. Wahltag im IOC. Keine brisanten Personalien. Gerade wird der Brasilianer Andrew Parsons als ex officio Mitglied kooptiert, in seiner Eigenschaft als Präsident des International Paralympic Committees (IPC). Als nächster ist Turn-Präsident Morinari Watanabe (FIG) dran, die komplette Liste kopiere ich später hinein. Das IOC hat nun wieder einen echten Partyhengst, der sich blendend mit Scheich Ahmad versteht, der sonst die besten Partys schmeißt.

Ein großer personeller Umbruch im IOC in diesen Tagen, Ende des Jahres mit dem Abschied etlicher langgedienter, mit den Neuwahlen. Neues Mitglied im Exekutivkomitee (für die Wintersportverbände als Nachfolger von Gian France Kasper) ist übrigens gerade Ivo Ferriani geworden, Präsident des Bon- und Skeletonverbandes IBSF, wo er im August gerade mit Heimvorteil (in Rom) als Boss bestätigt wurde.

Bach hat in den fünf Jahren seiner Amtszeit nun mehr als ein Drittel der Mitglieder neu besetzt – ich weiß: offiziell wurde sie von der Kommission von Prinzessin Anne total superkorrekt ausgewählt, geprüft und schließlich demokratisch gewählt -, die genaue Aufschlüsselung gibt es im ersten Magazin Sport & Politics.

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Bin gerade zwei Stunden unterwegs gewesen und habe einiges von der Session verpasst. Weitere Notizen folgen.

12.41 Uhr: Hier nun die Namen der neuen und alten Mitglieder gemäß IOC:

IOC Session elects nine new Members

Today, during the IOC Session in Buenos Aires, Argentina, nine new International Olympic Committee (IOC) Members were elected, three re-elected after eight years of membership and four finishing their mandate will become IOC Honorary Members.

Five new individual Members (three women and two men) and four representatives of the constituents of the Olympic Movement were elected, following a proposal by the IOC Executive Board in July 2018.

Individual Members

  • Daina Gudzineviciute (Lithuania), President of the Lithuanian Olympic Committee and five-time Olympian.
  • Felicite Rwemarika (Rwanda), First Vice-President of the Rwandan Olympic Committee.
  • Camilo Pérez López Moreira (Paraguay), President of the Paraguayan Olympic Committee.
  • Giovanni Malagò (Italy), President of the Italian Olympic Committee – effective from 1 January 2019.
  • Samira Asghari (Afghanistan), member of the Athletes’ Entourage Commission since 2014.

Representatives of the Olympic Movement

Two Members linked to a function within a National Olympic Committee (NOC) or world or continental association of NOCs:

  • William Frederick Blick (Uganda), President of the Ugandan Olympic Committee.
  • HRH Prince Jigyel Ugyen Wangchuck (Bhutan), President of the Bhutanese Olympic Committee.

Two Members linked to a function within an International Sports Federation (IF) or association of IFs, or an organisation recognised by the IOC:

  • Morinari Watanabe (Japan), President of the International Gymnastics Federation (FIG).
  • Andrew Parsons (Brazil), President of the International Paralympic Committee (IPC).

Full CVs of all the new Members are available here.

Three Members were subject to re-election after eight years of membership, and were all re-elected: HH Amir Sheikh Tamim Bin Hamad Al-Thani (QAT), HRH Prince Feisal Al Hussein (JOR) and Mrs Marisol Casado (ESP).

IOC Member Mr Sergey Bubka (membership linked to his function as President of the NOC of Ukraine) had his status changed from Member representing a NOC to Individual Member.

The following IOC Members finishing their terms of office at the end of 2018 because of the age limit were granted the status of IOC Honorary Member.

As of 1 January 2019: HRH Prince Tunku Imran (MAS), elected in 2006; Mr Mario Pescante (ITA), elected in 1994; and Mr Sam Ramsamy (RSA), elected 1995.

With immediate effect: Mr Gian-Franco Kasper (SUI), elected in 2000.

Mr Richard Peterkin (LCA) and Mr Barry Maister (NZL) will also both retire at the end of this year.

Mr Ivo Ferriani (ITA) was elected to the IOC Executive Board as a member “with a view to representing the interests of the Olympic Winter International Federations”. He will serve a mandate of four years.

Da sind schon viele Details olympischer Binnenpolitik genannt, die ich im Magazin ins Deutsche übersetze und mit vielen Hintergründen etwas aufdrösele.

14.36 Uhr: Während ich von A nach B und C renne und D treffe und E beobachte und mit F, G, H und I spreche, wurde die umstrittene Athletes‘ Declaration verabschiedet.

The Athletes‘ Declaration. Zum Vergrößern einfach klicken.

Die Diskussion war rudimentär. Gerade habe ich mit zwei Kollegen noch kurz Kirsty Coventry gelauscht. Die IOC-Athletensprecherin glaubt, die Standpunkte der verschiedenen Athletenkommissionen ließen sich in den kommenden Monaten angleichen. Weltfremd ist sie allerdings nicht:

Nobody trust in each other …

Sagt Kirsty Coventry, Sportministerin von Simbabwe.

To get that trust back it needs time.
I strongly believe there is the same goal.“

Die stark abweichenden Stellungnahmen und die Kritik anderer Athletenvertretungen hatte ich gestern zur Verfügung gestellt.

14.52 Uhr: Ebenso interessant – die Abstimmung über die Winterspiele 2026. Ich hatte es vor einigen Tagen bereits erwähnt.

Calgary can do that any day of the week …

… sagt Juanito, der Sohn des gleichnamigen ehemaligen Großen IOC-Vorsitzenden Juan Antonio Samaranch. Calgary sei jederzeit olympiabereit. Haben nur das Risiko der Volksbefragung in ein paar Wochen.

Mailand:

A combination of tradition and ambition. Eight existing venues, one temporarily, and one that has a clear legacy.

Stockholm:

Three additional venues have strong legacy on the long run. Infrastructure is a tick in the box.

Alle können das, alle sind strak, sagt Samaranch. Alle garantieren eine Nachnutzung/Legacy.

Nothing will make us feel ashamed in 2046.

Bach bittet um Fragen.

Niemand hat Fragen.

Ist schon erstaunlich. Die Winterspiele stehen am Scheideweg. Unwahrscheinlich ist es nicht, dass Ende des Jahres kein Kandidat übrig bleibt. Doch es gibt hier keine Diskussion.

Bach fragt nach Handzeichen.

Oh sorry, I made a mistake. We will be in trouble with compliance.

Er hat vergessen, die anwesenden Mitglieder aus den drei Kandidatenländern von der Abstimmung auszuschließen.

Nochmal Hände heben. Leute wie der Scheich und viele andere sind gar nicht (mehr) da.

Beifall.

Drei Kandidaten für 2026: Calgary, Stockholm, Mailand/Cortina.

18.30 Uhr: Sehr interessante Gespräche und einige hochinteressante Beobachtungen und Infos. Stay tuned!

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Abschließende Sessions-PK mit IOC-Boss Thomas Bach (FDP/UDIOCP) und Sportministerin Kirsty Coventry. Business as usual für, äh, äh, Thomas Bach.

Good news only.

PyeongChang ‚mindestens‘ 55 Millionen Dollar in schwarzen Zahlen, natürlich auch wegen seiner olympischen #Agenda2020.

Klar doch.

Es ist immer dasselbe bei derlei Milchmädchenrechnungen. Die Etats werden so gestrickt, dass alle OCOG-Etats Profit machen. Gehört zur olympischen Folklore und muss man nicht wirklich ernst nehmen. Doch die Olympia-Propagandisten kämpfen hart darum, dies quasi als Nonplusultra darzustellen. Bachs Sprecher Mark Adams, der mir charakterloser Weise Fake News vorwirft (würde hier nur eine Fake News stehen, würden sie mich mit ihren Drohanwälten verklagen), lieferte sich wieder einmal ein hitziges Twitter-Gefecht mit Kollegen, mit Nick Butler vor allem. Butler hat einige Jahre für Insidethegames geschrieben und arbeitet seit einigen Wochen im Team von Hajo Seppelt.

Oops. Bach sagt:

The highlight of the highlight at least for me: The Athletes‘ Declaration!

Dann die übliche Leier: more than 4.000 Sportler aus mehr als 190 Ländern hätten sich daran beteiligt. Ehrlich gesagt: 4.000 ist gar nichts. Aber die absoluten Zahlen sagen ohnehin wenig aus.

Kirsty Coventry. Einige ihrer Kernaussagen habe ich heute schon zitiert.

Auch sie bringt viele, viele Zahlen. Derlei Statistiken sind für Bachs Team und seine Politik enorm wichtig. So geht kontrollierte und kontrollierbare Demokratie. Ich erinnere mich an die erste Session unter seiner Leitung, als 2014 in Sotschi (vielleicht war es auch später in Monaco, oder bei beiden Sessionen) hinter ihm sein damaliger Adjutant Jochen Färber zu sehen war, dem er inzwischen einen Top-Posten beim Olympic Channel verschafft hat. Färber saß also damals hinter Bach und dem Podium an einem Tischchen mit Bachs langjähriger Sekretärin Monika Scherer und notierte die Wortmeldungen. Dann reichte er seinem Boss, den er vergöttert, ein Zettelchen und Bach verkündete angebliche Rekord-Wortmeldungen.

Das sind die Kleinigkeiten, die er mag.

Wer sich nun mal den Twitterstream seiner PR-Diener anschaut, wird hunderte oder besser tausende derartiger Zahlen finden: Wortmeldungen, vermeintliche Profite, angebliche Einsparungen, großartige Einnahmen, segensreiche Wirkungen etc pp.

Interessant, vernünftiges Thema: Bach sagt, das IOC habe bei Senegals Behörden um Unterstützung der Bemühungen der französischen Justiz gebeten. Hört, hört. Er sagt auch, er habe Informationen, wonach die Franzosen demnächst nach Senegal kommen würden, um Papa Massata Diack zu vernehmen.

Eine richtige Vernehmung aber wäre es nur, wenn Papa Massata den richtigen Druck der Justiz spürt, in Untersuchungshaft. Sämtliche olympischen Kriminalfälle (inklusive FIFA et al) belegen dass. Gesprächig und geständig werden die Kameraden nur angesichts echter Gefahr. So wie einst Chuck Blazer†, als ihm von den Special Agents die Rechnung von mehr als hundert Jahren für seine Vergehen präsentiert wurde. Ausführlich dazu in diesem Magazin:

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19.03 Uhr: Und schon sind wir beim nächsten Thema im großen olympischen Roundabout. Bei den 300 Millionen Chinesen, die nach Wintersport dürsten und Dank der Winterspiele 2022, deren Vorbereitung natürlich fantastisch läuft.

Feierabend.

2 Gedanken zu „live aus Buenos Aires (IV): IOC-Session, weißer Rauch und #OWG2026“

  1. Pingback: live aus Buenos Aires (V): im Paralleluniversum des Dr. Bach • SPORT & POLITICS

  2. Pingback: #NoCostsOlympics 2026 und das große Misstrauen • SPORT & POLITICS

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