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Das Olympische Bildungsmagazin

live aus PyeongChang (23): alkoholfreies Bier und Freifahrt für Russland

ALPENSIA. Während ich gerade mit Elena Anikina die bezaubernden Vorträge der Eisköniginnen Jewgenija Medwedewa und Alina Sagitowa verfolge und in Erinnerungen an Marina Klimowa/Sergej Ponomarenko schwelge, vorab eine wichtige Richtigstellung:

Fehler schleichen sich manchmal ein und halten sich hartnäckig über mehrere Tage. Dann fragt Mann sich, OMG, wie konnte das passieren? Zum russischen Dopingfall ist mir diese dumme Ungenauigkeit unterlaufen:

Ich habe den ersten von mittlerweile offenbar zwei positiven Tests von Alexander Kruschnelnizki immer auf den 22. Januar und das vorolympische Trainingslager datiert.

Stimmt nicht.

Was offenbar stimmt, irgendwann werden wir es ja wohl offiziell wissen dürfen, heute oder morgen, nach dem Schiedsspruch der Ad-hoc-Division des CAS: Es gab positive Tests nach dem Halbfinale und nach der Entscheidung im Mixed Curling. Beide werden quasi zu einem Fall zusammengefasst. Und was es mit dem 22. Januar auf sich hat: An diesem Tag wurde die achte Trainingskontrolle von Alexander Kruschnelnizki seit Oktober 2015 genommen. Alle acht sollen negativ gewesen sein.

Ich werde mal schauen, wie ich das in die Beiträge der vergangenen Tage korrigierend einbringe. Grundsätzlich ändert das ja nichts an den Sachverhalten und Abläufen und Äußerungen und Tendenzen, die ich darüber hinaus geschildert und skizziert habe. Hatte ja etliche Beiträge anderer Medien verlinkt und hoffe, die Kollegen haben das stets klar und korrekt wieder gegeben.

So, und jetzt weiter mit IOC-Schelte.

Wie viel Ahnung hat Mark Adams von Details im Internationalen Olympischen Komitee (IOC)? Wahrscheinlich ist er nicht ganz ahnungslos, verdient er doch sein Geld seit neun Jahren in Lausanne und ist ständig mit dem Präsidenten unterwegs. Doch hat der Kommunikationsdirektor des IOC auf einer seiner vielen Pressekonferenzen jemals detailliert Auskunft geben können (oder wollen) zu brisanten Fragen? Kann mich ad hoc an keine überzeugende Performance erinnern. Und ich habe viele solcher Termine erlebt, auf allen Kontinenten, und oft genug darüber geschrieben. Wenn es um Korruption, um Kriminalität oder um das sogenannte Dopingkontrollsystem geht, muss er öfter mal passen, beherrscht offenbar nicht mal das ABC. Wenn es um Details der Olympischen Charta geht, wie heute beispielsweise, die er auch nicht so genau kennt, sagt er halt, er sei nicht Protokollchef des IOC. Dabei wollte ein AP-Reporter doch nur wissen, mit wie vielen Mitgliedern am Sonntag, auf dem abschließenden kurzen Teil der 132. IOC-Session, das Quorum erfüllt und Beschlussfähigkeit hergestellt ist.

Adams weiß es nicht. Er ist nicht Protokollchef.

Schnippisch. Flapsig. Arrogant. Nervend.

Als Protokollchef würde er kaum eine bessere Rolle spielen, denke ich. Denn dann müsste er viel mehr wissen über das IOC, die Charta und überhaupt, und müsste dieses Detailwissen auch stets anwenden. Denn Protokollfragen sind den Olympiern wichtig. Da könnte er sich nicht so viele Schwachstellen anbieten. Das könnte schnell mal den Job kosten.

Als Kommunikationsdirektor allerdings, oder sollte ich besser sagen: Propagandachef, darf er alles. Derlei merkwürdige Auftritte am laufenden Band zählen offenbar zur Jobbeschreibung. Es geht kaum darum, aufzuklären, Transparenz herzustellen und allzeit korrekte Informationen zu vermitteln – diesen Eindruck teilen viele Kollegen. Wäre es so, hätte ich davon mitbekommen im Laufe der Jahre. Es geht vielmehr um Nebelkerzen, Hängepartien, Finten, Tricks, Abwehrkämpfe – mag sein, dass Adams sogar bestrebt ist, dies mit einigen wahrheitsgemäßen Aussagen zu garnieren.

Zum Thema Dick Pound sagte er übrigens:

In the end, if you don’t like the coffee that’s served at the coffee shop, and you don’t like the décor and you don’t like the prices, then you maybe go to another coffee shop.

Ausführlicher aktuell dazu:

15.04 Uhr: Alkoholfreies Bier als Erfolgsgeheimnis der Deutschen? Schreibt die New York Times. Es liegt also gar nicht an der Sportförderung? Habe vorhin auf Twitter die Frage gestellt, warum das im Sommer dann nicht so klappt. Und musste mich sogleich belehren lassen von einem Olympiasieger, der auf alkoholfreies Bier schwört: Jan Frodeno.

19.06 Uhr: USA in der Sprintstaffel der Frauen. ja da schau her. Ausnahmsweise mal nicht Norwegen.

21.04 Uhr: Ich glaube übrigens, „Stand jetzt“, wie es in der Fußballreportersprache heißt, dass der lächerliche ‚Bann‘ des russischen NOK für die Schlussfeier nach dem Willen des Großen Vorsitzenden Thomas Bach aufgehoben wird.

Habe vorhin zwei nicht unwichtige und mit dem Thema eng vertraute IOC-Personen gehört. Einem war vor allem dies wichtig: Wann wird der Eingang der 15 Millionen Dollar aus Russland auf einem IOC-Konto bestätigt. Ich denke: Am Freitag, 23. Februar. Tags darauf dann die ‚Empfehlung‘ der OARIG und die Bestätigung durch das IOC-Exekutivkomitee.

21.18 Uhr: Und weiter geht’s. Wunderbar, einfach herrlich:

22.39 Uhr: Kaum zu glauben. Der CAS meldet sich.

CAS ANTI-DOPING DIVISION

OLYMPIC WINTER GAMES PYEONGCHANG 2018

THE CASE OF ALEKSANDR KRUSHELNITCKII TO BE HEARD BY THE CAS ANTI-DOPING DIVISION IN PYEONGCHANG ON 22 FEBRUARY 2018 AT 14:00

Pyeongchang, 21 February 2018 – In the matter International Olympic Committee (IOC) and World Curling Federation (WCF) v/ Aleksandr Krushelnitckii (mixed curling; OAR), following a consultation with all parties concerned, the CAS ADD confirms that a hearing will take place on Thursday 22 February 2018 at 14:00 (Korean time) in the CAS ADD premises.

No further information will be provided until the issuance of the final decision in this matter.

So könnte es weiter gehen:

22.43 Uhr: Und jetzt Bob Mariama Jamanka. Gold. Wenn ich das in der Statistik richtig sehe, haben sie und Lisa Buckwitz noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen. Nun sind sie Olympiasieger. Habe hier nur bescheidenen Überblick, finde es bemerkenswert, wie still, beinahe scheu Mariama Jamanka genießt, während ihre Anschieberin, während die US-Amerikanerinnen und Kanadierinnen lautstark und ausgelassen genießen.

22.54 Uhr: Und es läuft noch ein Eishockeyspiel. Viertelfinale gegen Schweden. Hoppala.

23.33 Uhr: Overtime. 4:3. Schweden raus. Im Deutschen Haus wird die Nacht durchgemacht.

6 Gedanken zu „live aus PyeongChang (23): alkoholfreies Bier und Freifahrt für Russland“

  1. Pingback: live aus PyeongChang (22): ein bisschen Anerkennung • SPORT & POLITICS

  2. Das Erfolgsgeheimnis? Ich glaube, die Herren Weinbuch / Kirchner haben noch ein paar Döschen vom guten alten Steigwachs in petto.

  3. Mein Zeitplan für die Russen-Amnestie: Sie erfolgt direkt nach der Niederlage im Eishockey-Finale gegen Bach-Heimatland Deutschland. Die Silbermedaille gäbe es dann schon im Nationaltrikot. Die goldene natürlich nicht. ;-)

  4. @Stefan
    Keine Chance. Der deutsche Angriff wird im Eis vor Moskau erstarren!

    Was die Wiederzulassung der Russen angeht — wenn Bach ein guter Verhandler ist, wird er für den gedopten Curler noch eine zusätzliche russische Million für den Anti-Doping-Kampf, den CAS oder notfalls die FDP raushandeln. Das wäre ja nur fair.

  5. Pingback: live aus PyeongChang (28): ‘individual and isolated’ Russian doping cases • SPORT & POLITICS

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