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Das Olympische Bildungsmagazin

Entscheidung des IAAF-Councils zum russischen Staatsdoping

Ich eröffne schon mal den Beitrag, in dem heute Nachmittag der IAAF-Beschluss debattiert werden kann. Einige der wichtigsten aktuellen Veröffentlichungen dazu (BBC Panorama u.v.a.m.) habe ich in diesem Eintrag zusammengefasst:

Dies als Vorbereitung auf die Pressekonferenz der IAAF in Wien, die ab 17.00 Uhr übertragen wird:

17.03 Uhr: Es dauert noch ein paar Minuten in Wien. Erste Meldungen zum eigentlich Unausweichlichen – dass der IAAF-Vorstand den Bann des russischen Verbands aufrecht erhält – gab es bereits vor etwa einer Stunde. Das wird schon so sein.

Die Moderatorin auf Phoenix, das ich nebenbei auch laufen lasse, tut mir fast etwas leid. Russische Spieler werden von den Olympischen Spielen ausgeschlossen, sagt sie.

17.07 Uhr: Ausführlich bereits in der New York Times und im Guardian:

Formal gilt im Moment:

Vielleicht ist es am Ende doch so einfach? Die IAAF sagt: Olympia-Ausschluss für Russlands Leichtathleten. Daraufhin das IOC: Harte Bestrafung, weitere Sportarten bzw russische Verbände (im Sinne einer Kollektivstrafe) werden aber nicht von den Spielen ausgeschlossen. Das wäre in etlichen Fällen, etwa im Gewichtheben (siehe Text von Grit Hartmann), natürlich absurd. Scheint aber eine sehr wahrscheinliche Option. Schaun mer mal.

17.18 Uhr: Einzelnen russischen Athleten könnte die Teilnahme in Rio gestattet werden, heißt es in manchen Meldungen. Das wäre mal wieder die olympische Quadratur des Kreises, sollte es zutreffen, aber irgendeiner der vielen Olympia-Advokaten wird da schon eine Möglichkeit finden.

17.25 Uhr: Auch an dieser Stelle nochmal: Momentan meldet ja quasi jedes Medium vorab „exklusiv“ die Entscheidung. Das alles interessiert aber nicht. Es interessiert allein, wie die IAAF das begründet, weil sich nur daraus Schlussfolgerungen ableiten lassen.

17.35 Uhr: Kommt heute ganz fett für Russland. EU verlängert Krim-Sanktionen. Faschistoide Hooligans werden festgesetzt und abgeschoben. Leichtathleten bleiben gesperrt. Und dabei handelt es sich doch in allen Fällen um die wandelnde Unschuld bzw Unschuldslämmer.

17.37 Uhr: In der IOC-Zentrale in Lausanne wird auch mitgelesen. Da wird doch wohl nicht der UDIOCP …? Hat er noch sein Blackberry oder doch schon ein großes Samsung-Smartphone?

18.00 Uhr: Dass Witali Mutko den Entscheid bereits kommentiert („erwartet“), geht okay. Alle anderen sollten warten. Auch Öczan Mutlu, der Grünen-Sportsprecher, der ebenfalls schon kommentiert hat.

18.12 Uhr:

18.21 Uhr: Das Papier soll in 20 Minuten online sein. Soweit:

  1. RUSAF bleibt suspendiert. Kultur des Dopings bleibt vorhanden, viele Athleten und Trainer wollen nicht umdenken, belastete Trainer sind noch dabei, Regeln werden weiter ignoriert. Saubere Infrastruktur noch nicht vorhanden.
  2. RUSADA ist mindestens 18 bis 24 Monate davon entfernt, mit den WADA-Regeln compliant zu sein. (Sorry, mieses Deutsch, muss wahnsinnig schnell gehen.)
  3. Sportler, die eindeutig nachweisen können, nicht Teil des System zu sein (wie das) und einem unabhängigen, sauberen Kontrollprogramm unterlagen/unterliegen, können sich für eine Rio-Teilnahme bewerben – in einem neutralen Team.
  4. Die Teilnahme der Whistleblowerin Julia Stepanowa wird ausdrücklich empfohlen.

18.29 Uhr: „Einhundert, zweihundert oder fünfhundert negative Tests beweisen nicht, dass ein Sportler sauber ist“, sagt der Norweger Rune Andersen, Chef der Taskforce. Unter einem solchen Regime ist es extrem schwer, einen sauberen Sportler zu finden. (Oder hat er gesagt: ein, fünf oder hundert Tests?

Wie viel hatte Marion Jones? Wie viel hatte Lance Armstrong?

David Walsh fragt nach der Kultur des Dopings in Russland, die ihre Wurzeln in der Sowjetunion hat. Andersen antwortet, sogar Sportminister Mutko hat zugeben müssen, dass es diese Kultur des Dopings seit Sowjetzeiten gibt.

Coe nutzt die Chance für gefälliges Selbstlob eines sogenannten Antidopingsystems der IAAF, das doch – wie man inzwischen weiß – in weiten Teilen und vor allem an der Spitze kriminell war (und vielleicht noch ist).

18.35 Uhr: Hajo Seppelt fragt nach einer Passage, die Richard McLaren, die dem Sportministerium eine führende Rolle im Dopingsystem zuschreibt. Andersen erläutert das – unter Bezug auf Rodschenkows Aussagen in der NYT. Der McLaren Bericht der WADA wird am 15. Juli 2016 veröffentlicht.

Zu Stepanowa: „Ich kann nicht sagen, sie wird in Rio teilnehmen“, sagt Andersen. Aber die Regeln sind geändert und sie darf teilnehmen, wenn sie sich bewirbt – das soll positiv entschieden werden.

Raffinierte Frage an Coe: Politics spielten angeblich keine Rolle bei der Entscheidung, hatte er gesagt – ist das seine Message an IOC-Boss Thomas Bach?

Coe: „I don’t have a message for the IOC here.“

Einstimmige Entscheidung heute. Er wird am Dienstag beim Olympic Summit dabei sein.

Die komplette Meldung der IAAF:

‘RUSAF HAS NOT MET REINSTATEMENT CONDITIONS’ – IAAF COUNCIL MEETING, VIENNA

The 204th IAAF Council Meeting was held today at the Grand Hotel Wein in Vienna, Austria. The meeting was attended by 25 members of the 27-strong Council and chaired by IAAF President Sebastian Coe.

This session of Council was an extraordinary meeting held principally to give the Russian Athletics Federation (RusAF) a further opportunity to satisfy the Reinstatement Conditions for IAAF Membership ahead of the forthcoming European Championships in Amsterdam and the Rio 2016 Olympic Games.

IAAF Taskforce – RusAF update

Rune Andersen, the independent chairperson of the IAAF Taskforce which is monitoring the verification process delivered a report which made four separate unanimous recommendations to Council.

The first recommendation is that RusAF should not be reinstated to membership at this stage, because several important Verification Criteria have not been met, specifically:

– The deep-seated culture of tolerance (or worse) for doping that led to RusAF being suspended in the first place appears not to have changed materially to date.

– A strong and effective anti-doping infrastructure capable of detecting and deterring doping has still not been created.

– There are detailed allegations, which are already partly substantiated, that the Russian authorities, far from supporting the anti-doping effort, have in fact orchestrated systematic doping and the covering up of adverse analytical findings.

The decision not to reinstate RusAF means that Russian athletes remain ineligible under IAAF Rules to compete in International Competitions including the European Championships and the Rio 2016 Olympic Games.

The second recommendation is that while RusAF remains suspended, no other representatives of RusAF (i.e. officials, athlete support personnel, etc) should take part in International Competition or in the affairs of the IAAF.

Commenting on the Council’s decision, IAAF President Sebastian Coe said: “Although good progress has been made, the IAAF Council was unanimous that RusAF had not met the reinstatement conditions and that Russian athletes could not credibly return to international competition without undermining the confidence of their competitors and the public. As a result, RusAF has not been reinstated to membership of the IAAF at this stage.”

Rune Andersen, the IAAF Taskforce independent chairperson, said: “For Russian athletes to be reinstated into international competition, RusAF must show that there is now a culture of zero tolerance towards doping in Russian athletics and that RusAF, RUSADA, and the public authorities in Russia, working in cooperation, have created an anti-doping infrastructure that is effective in detecting and deterring cheats, and therefore provides reasonable assurance and protection to clean athletes both inside and outside of Russia.”

The IAAF Council also passed today a rule amendment (the third recommendation) to the effect that if there are any individual athletes who can clearly and convincingly show that they are not tainted by the Russian system because they have been outside the country, and subject to other, effective anti-doping systems, including effective drug-testing, then they should be able to apply for permission to compete in International Competitions, not for Russia but as a neutral athlete.

The fourth recommendation is that any individual athlete who has made an extraordinary contribution to the fight against doping in sport should also be able to apply for such permission. In particular, Yuliya Stepanova’s case should be considered favourably.

All four recommendations were unanimously accepted by the IAAF Council.

The IAAF President, Sebastian Coe added: “The council was unanimous in accepting the recommendations and sending a very clear signal to athletes and the public about our intention to reform our sport. I am proud also that the Council accepted the recommendation to refer Yuliya Stepanova’s application to an appropriate panel under this amended rule as soon as possible. With the assistance of the Taskforce we will continue to work with RusAF on the reinstatement of Russian athletes as soon as possible.”

18.52 Uhr: Hier ist der Bericht der Taskforce (pdf, 15 Seiten). Lässt sich gerade leider nicht lesefreundlicher via Scribd einbinden, wird u. U. nachgeholt.

19.29 Uhr: Habe den Bericht nun einigermaßen überflogen, noch nicht alles gründlich gelesen. Sehr viele hochinteressante Details. Insgesamt überzeugend.

Bis später.

Zwei Beispiele:

20.13 Uhr: Robert Harting sagt:

22.09 Uhr:


TBC

16 Gedanken zu „Entscheidung des IAAF-Councils zum russischen Staatsdoping“

  1. Mich hätte der Fall Pischalnikowa interessiert. Sie wurde als Dank für Ihr „Whistleblower-Dasein“ von Russland für 10 Jahre gesperrt. Würde diese Sperre aufgehoben werden, wenn sie diesen Prozess des Sauberseins nachweisen kann? (Ist sie überhaupt noch aktive Sportlerin?)

  2. Prof. Dr. Dr. aus Mainz relativiert gerade bei rtdeutsch das hier wohl auch alle gedoped sein könnten weil die Mittel nicht nachweisbar wären?

  3. Die Konsequenz und Bündigkeit, mit denen in der Welt gegen Doping vorgegangen wird, beindruckt alle Außenstehenden immer wieder.

  4. Mit Leuten wie Ihnen wäre nie etwas Positives passiert, fürchte ich. Sorry, aber es war ja klar, dass Sie nur so’n kryptisches Zeug zu sagen haben.

  5. In Bezug auf das Sotschi-Labor und anderes höre ich bei Simon ein Relativieren weit hinter der Faktenlage heraus.

  6. O-Ton Simon: „Es ist sicher nicht berechtigt, dass Russland alleine am Pranger steht. .. es ist…. in gewisser Weise ungerecht…..Wir haben eine sehr hohe Dunkelziffer durch eine unabhängige Studie ermitteln können und die Dopingquote kann nicht alleine durch Russland zustande kommen …es ist kein russisches Problem an sich. …die journalistische Berichterstattung, die allerdings auch investigativ geführt war, … wo man Insider befragt hat, die dann das russische System belastet haben. … und so kam es auf die Fokussierung auf Russland und Afrika… der russische Dopingskandal lenkt von dieser Diskussion ( zzt. nicht nachweisbares Doping in Deutschland ) ab.“

    Ich denke doch, dass hier auch wieder der alte Kardinalfehler begangen wird. Wie es einst auf dem Radsport als das „Schmuddelkind“ so passte, passt es heute auf das „Schmuddelkind“ Russland. Über die Selbstlosigkeit von Whistleblowers muss man – ohne ihnen unrecht zu tun – doch wohl nicht länger reden.
    Insofern ist meine sarkastische Bemerkung, die den voreiligen Unmut von JW erweckte, auch zu verstehen.

  7. Herbert,
    Perikles Simon redete schon immer Klartext und lässt sich nicht für Propaganda kaufen.

  8. Auch ein Perikles Simon hat nur seinen begrenzten Blickwinkel. Hier erzählt er teilweise Nonsens. Hat halt vor allem seine alte Studie im Blick, sein Problem, wenn er sich die Arbeit von Sportverbänden finanzieren lässt, anstatt sich auf neue FAKTEN zu konzentrieren.

  9. Ich sehe da keinen Unsinn, ich sehe nur, dass er von der mainstreampresse nicht interviewt wird, z.B. zu etwaigen Nonsens.

  10. Haben Sie sich unwohl gefühlt bei diesen Wort?
    Ist nicht von mir, googlen mainstream bei Wiki, besser Lügenwiki, denen auch nicht alles glauben.
    Vorsicht bei afd , sie sollte ursprünglich mal ttip fördern, was pegida will weiss ich noch nicht ;-)

  11. Pingback: Vor dem Olympic Summit: einigt sich IOC-Bach mit seinem Kumpel Wladimir Putin? • Sport and Politics

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