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Das Olympische Bildungsmagazin

Black Monday (II): WADA-Bericht zu kriminellen Aktivitäten der Diacks und Russlands Staatsdoping


Auch das wird ein live-Blog (neben den DFB-Notizen). 15.00 Uhr geht es los in Genf. Und da sage noch einer, harte journalistische Arbeit habe im Sport keine Folgen:

Die Vorgeschichte (1):

Die Vorgeschichte (2):

14.44 Uhr: Eine Zusammenfassung der Recherchen von Nick Harris, Hajo Seppelt, der Sunday Times et al liefert die Sport Integrity Initiative:

14.47 Uhr:

15.05 Uhr: Die Herren verspäten sich. Einen Stream gibt es hier beim Guardian.

Wie immer gilt: bitte den ergänzenden Twitter-Stream in der rechten Spalte verfolgen.

15.18 Uhr: Eine Kleinigkeit, die festzuhalten ist (und die sich ganz gewiss ändern wird). Richard Pound sagt, die Ermittlungen waren auf Russland und die IAAF beschränkt.

Not only related to sport corruption but to criminal behavior as well.“

Einige Details werden wegen der in Frankreich bereits aufgenommen strafrechtlichen Verfahren noch zurückgehalten. Das wird später alles veröffentlicht, sagt Pound.

Er gratuliert Hajo Seppelt und lobt auch ausdrücklich die Whistleblower, die mehr Rechte/Schutz bekommen müssten.

15.29 Uhr: Die Natur und das Ausmaß des Betruges sei schlimmer als erwartet, sagt Pound.

Jamil Chade fragt nach Pounds Empfehlungen für Rio 2016:

Wir haben die Suspendierung des russischen Verbandes empfohlen. Wenn sie bis dahin radikale Änderungen („if they do the surgery, if they do the therapy“) vollziehen, könnten russische Sportler in Rio dabei sein. Sonst nicht.

Follow the regime or you are out!“

15.34 Uhr: An diesem Punkt wird Pound wieder zum alten Olympier, der er eben auch ist: Gefragt danach, ob Sebastian Coe als Verharmloser der richtige Mann ist, dieses Problem zu meistern, sagt er: Ja.

Auf die Frage vom Lance-Armstrong-Enthüller David Walsh sagt er, ja, das ist staatlich organisiertes Doping in Russland.

Der Bericht (335 Seiten):

15.39 Uhr: Ich kann das gerade nicht richtig mitbekommen, aber mir scheint es doch sehr auffällig zu sein, dass Pound die kriminelle Diack-Familie (bisher) weitgehend ausspart. Den schwarzen Peter bekommt zunächst Russland – berechtigt. Doch über die Machenschaften von Teilen der IAAF-Führung, der IAAF-Administration und anderer muss detaillierter geredet werden. Da braucht es auch: mehr Recherche. Aufpassen, dass die IOC-Connection nicht verschwiegen und unaufgearbeitet bleibt!

15.59 Uhr: Verdient Russland die Fußball-WM 2018, fragt Graham Dunbar von der AP (nicht nur weil Sportminister Mutko im FIFA-Exko sitzt, sondern auch, weil er das System zu verantworten hat). Nicht unser Thema, sagt Pound. David Walsh liest mit :)

16.09 Uhr: Interpol teilt mit:

INTERPOL supporting French investigation into athletics corruption

World police body to coordinate global probe into alleged doping corruption scam

LYON, France – INTERPOL is to coordinate a global investigation led by France into an alleged international corruption scam involving sports officials as well as athletes suspected of a doping cover-up.

The announcement follows today’s publication of a report by an Independent Commission established by the World Anti-Doping Agency (WADA) investigating a number of individuals, including former officials of the International Association of Athletics Federations (IAAF).

The Independent Commission’s findings follow its investigation into doping allegations aired on German television in December 2014.

During its investigation the Independent Commission requested assistance from INTERPOL’s anti-doping unit to contact national law enforcement agencies in countries where potential infractions had been identified in order to share intelligence.

In this respect, INTERPOL facilitated the Independent Commission’s contact with French authorities who agreed to undertake an international inquiry into allegations including active and passive corruption, money laundering and criminal conspiracy.

They appointed the country’s national anti-corruption department of the central directorate of judicial police (Office central de lutte contre la corruption et les infractions financières et fiscales, OCLCIFF, Direction centrale de la police judiciaire, DCPJ) to launch the inquiry, headed by French investigative magistrate Renaud Van Ruymbeke.

As part of the inquiry, French police last week raided premises belonging to individuals and companies.

In the framework of Operation Augeas launched by INTERPOL, the world police body is now working with member countries potentially linked to the inquiry, including Singapore, to seek assistance in coordinating a global investigative network and support the criminal investigation on the basis of the intelligence gathered by the Independent Commission.
Depending on the progression and outcome of the investigation, and in collaboration with the relevant authorities, the Independent Commission expects to publish the full and final version of its report by the end of 2015.

In 2009 INTERPOL and WADA signed a cooperation agreement to provide a clear framework for cooperation between the two international bodies in tackling doping.

The call for INTERPOL’s involvement by the Independent Commission is part of joint efforts by both agencies to develop best practice and inter-agency cooperation at all levels, particularly in the areas of evidence gathering, information sharing and trafficking in doping.

16.16 Uhr: Auch wenn ich mich wiederhole. Der Bericht ist wichtig. Aber die entscheidenden Fragen, die sich daraus ableiten, sind noch nicht gestellt. Oder besser: die werden in der Öffentlichkeit in manchen Medien gestellt. Bezweifle aber, dass diese Fragen überall in der IAAF, im IOC und in anderen olympischen Verbänden ankommen.

Egal, für den Tag: Das alles trägt zum rapiden Vertrauensverlust in dieses zutiefst korrupte Sportsystem bei.

16.22 Uhr: Gemäß ersten Agenturmeldungen mit dem üblichen she-said-he-said-Kram machen sich die Russen schon über die zaghaft empfohlenen Maßnahmen lustig und sprechen von einer politisch motivierten Aktion.

Ich muss jetzt mal zur Schule, ein Kind abholen. See you soon – in diesem Theater.

18.18 Uhr: Hoch interessant das wording der taufrischen IOC-Pressemitteilung:

IOC Statement on WADA Independent Commission Report

This is a deeply shocking report and very saddening for the world of sport. The IOC trusts that the new leadership of the IAAF with its President Sebastian Coe will draw all the necessary conclusions and will take all the necessary measures. In this context the IOC welcomes the clear commitment expressed by IAAF to do “whatever it takes to protect the clean athletes and rebuild trust in our sport.“

The protection of the clean athletes is a top priority for the International Olympic Committee. This is why in Olympic Agenda 2020 the IOC has undertaken far reaching measures in this commitment. With regard to the Olympic Games, the IOC will continue to take whatever measures needed to safeguard clean athletes, clean sport and good governance.

In the most recent Olympic Summit meeting we have decided to make testing independent from sports organisations and have entrusted WADA to come up with proposals. The IOC will also carefully study the report with regard to the Olympic Games. If any infringements on the anti-doping rules by athletes and or their entourage should be established, the IOC will react with its usual zero tolerance policy.

We support the attempt of the independent commission to bring all the facts to light in the interest of the integrity of the sport and the protection of the cleans athletes. With regard to the police inquiries against the former IAAF President Mr. Lamine Diack the IOC Ethics Commission has today decided to recommend the provisional suspension of his IOC honorary membership.

18.55 Uhr: Natürlich, Mutko:

42 Gedanken zu „Black Monday (II): WADA-Bericht zu kriminellen Aktivitäten der Diacks und Russlands Staatsdoping“

  1. Ich hätte nicht gedacht, dass man sowas im IOC an Putin vorbei bekommt. Darf ich eine VT vorschlagen: Putin opfert die LA zugunsten der WM 2018?

  2. @sternburg
    Was ist denn das für eine krude VT? Mal wieder typisch antirussich-imperialistische US-Propaganda, die du hier verbreitest. Selbstverständlich opfert Genosse Vladimir Vladimirowitsch nichts und niemanden. Und schon gar keinen freundlichen Sportsoldaten. Außerdem ist doch völlig offensichtlich, dass die Russen hier in Wahrheit das Opfer sind — von CIA und deren willigen Marionetten: den ukrainischen Faschisten und den Terroristen vom IS.

  3. Du kannst vielleicht eine Website bauen, aber anscheinend keine schlüssige VT. Was soll das denn bitte sein? Marginalisierte Spaßparteien wie die ukrainischen Faschisten, der IS oder die CIA sollen ernsthaften Einfluss auf das globale Powehouse IOC ausüben können? Wie kommst Du denn darauf?

    Vorher übt der Sportausschuss des deutschen Bundestages ernsthaften Einfluss auf das BMI aus. Also wirklich. Etwas mehr Ernsthaftigkeit bitte.

  4. (Was David Walsh angeht — seine Hartnäckigkeit in Sachen Armstrong in allen Ehren. Nur scheint sein kritisch-investigativer Ehrgeiz mittlerweile doch leider höchst ungleich verteilt zu sein. Insbesondere was Chris Froome und Team Sky angeht, betreibt er jedenfalls eher PR als Journalismus. Naja, er muss halt auch seine Brötchen verdienen… und hier geht es ja auch nur um LA)

  5. @sternburg
    Verdammt. Sollte ich etwa doch wieder eine ungerade Anzahl an Vorzeichenfehlern in meine Argumentationskette eingewoben haben? Aber so ganz überzeugt mich deine VT trotzdem nicht. Und bei Spaßpartei muss ich spontan ja eher an die FDP denken.

    Immerhin in einer Sache dürften wir uns einig sein: vom (vermeintlichen) IAAF-Dopingskandal gänzlich unbelastet ist der Fußball glücklicherweise — schließlich wird im Fußball ja nicht gedopt, weil: bringt ja nichts.

  6. Pingback: NOlympia-Presseschau für November 2015 » Nolympia

  7. In der Tat ein sehr schön pointierter Artikel!

    [Coe] also suggested, separately, that running in Moscow [1980] had helped bring down the Berlin Wall 10 years later, a remark that carries faint echoes of a condition psychologists like to call Hasselhoff’s Delusion.

    Coe has been at the IAAF though what now look like eight years of bribes and cover-ups. […] Highly competent reformers don’t end up in senior management positions in corrupted organisations. Either you know it’s going on and are therefore complicit. Or you don’t and are unfit to fix it. There is no realistic middle ground here.

  8. Eben in der Sportschau wurden für morgen tolle Neuigkeiten von der Dopingfront angekündigt, aus einem anderen Land als Russland.

  9. Michael Reinsch in der FAZ: Weder Doha noch Eugene

    Die 37 Millionen Dollar des Emirs waren nicht genug. Um den Zuschlag für die Weltmeisterschaften der Leichtathleten 2019 in Doha wirklich zu bekommen, sicherte sich Qatar gegen Lieferung von zwei Luxusautos die Stimme von Isaiah Kiplagat, dem Präsidenten des kenianischen Leichtathletik-Verbandes.
    […]
    Will [Sebastian Coe] das Vertrauen in seine Sportart und seinen Verband zurückgewinnen, wie er es versprochen hat, muss [er] die skandalöse Vergabe der Weltmeisterschaften an den Emir von Qatar und an Nike stornieren.

  10. Daily Mail: Lord Coe failed athletics… he didn’t act quick enough in reform, says doping chief

    ‚Coe and (Sergey) Bubka were there. They had an opportunity a long time ago to address issues of governance, and you saw from the International Olympic Committee what happens if you don’t do that — you get your t**s in the wringer.‘

    The Guardian: Russian whistleblower calls for doping spotlight on Kenya and Ethiopia

    Andrey Baranov, the Russian sports agent who wrote a signed deposition to the IAAF in April 2014 detailing bribery and extortion at the highest levels of the sport – long before the subsequent ARD documentary – said it was unfair that the focus was only on his own country.

  11. Owen Gibson im Guardian: Disgraced athletics chief’s son ‘arranged parcels’ for senior IOC members

    The email goes on to suggest that six individuals, referred to only by their initials but corresponding with six members of the IOC at the time, had requested “to have their parcels delivered through Special Adviser in Monaco”.

    Michael Reinsch in der FAZ: Erpresste Leichtathleten gesucht

    insidethegames.biz: Witnesses with knowledge of „potential“ IAAF extortion in Morocco and Turkey urged to come forward

  12. Oh Adidas, what a bunch of …

    Bei Hoeness hieß es, der FC Bayern hat seine eigenen Corporate Governance Standards, das ist für Adidas nicht relevant. Bei der FIFA hieß es sinngemäß das selbe,

    Jetzt muss man für den neuen Chef (einen ausgewiesenen FC Bayern Fan) nach Sparprogrammen suchen, die auf der Ertragsseite keine Spuren hinterlassen und schon erinnert man sich an seinen Anti-Doping-Kodex und will den Vertrag mit der IAAF beenden. Ist einerseits richtig, nur so lernen die Verbände.

    Andererseits, immer nur dann sich an seine ethischen Standards erinnern, wenn es einem nicht wehtut ist auf dauer auch nicht dem Markenwert zuträglich.

  13. Thomas Kistner und Johannes Knuth in der SZ: Günstlingszirkel um den Präsidenten

    Um Bürobeihilfe geht es nicht in der neuen IAAF-Affäre, die sich nach SZ-Informationen jetzt auch eine ausländische Staatsanwaltschaft anschaut.
    […]
    Die IAAF erklärte zu den dubiosen Zahlungen der Ära Diack zunächst: Da „wurden Präsident, Schatzmeister, Regionalchefs und einige Vorsitzende von IAAF-Komitees und Kommissionen vergütet in Bezug auf die Mehrarbeit über ihre normalen Aufgaben hinaus“. Tage später, Ex-Europachef [Hansjörg] Wirz hatte gegen diese Pauschalisierung protestiert, präzisierte sie: „Nicht jeder Kontinentalvertreter oder Kommissionschef erhielt zwingend eine Extrazahlung, weil nicht alle gebeten wurden, Extraarbeit über ihre Pflichten hinaus zu leisten.“

  14. Thomas Kistner und Johannes Knuth in der SZ: Im Giftschrank

    Die Ethikkammer der IAAF prüft in diesen Tagen nun jedenfalls auch die Zahlungen an Digel. Man wäre dankbar, schreibt eine Sprecherin des Gremiums der SZ, wenn man den Ethikern weiterführende Informationen zum Fall zur Verfügung stellen könne.

  15. Hajo Seppelt und Daniel Bouhs für sportschau.de: Mafiöse Machenschaften in der Leichtathletik

    We will not remain silent. It was not us who started this game. It was the IAAF project and the IAAF shall be the key victim of future scandal.

    We have enough evidence to prove criminal activities of the IAAF people. We kept ail correspondence (sms, e-mail) between ARAF and „IAAF Ambassadors“ acting on behalf of the IAAF President. We are ready to disclose the number of visits of „IAAF Ambassadors“ in the territory of the Russian Federation and to give explanation concerning the purpose of these visits. We are ready to disclose the total amount of „means“ which you received in the period of 2Ol 1-2013. We have numerous witnesses who may confirm these frustrating facts.

  16. @Ralf
    Da beschweren sich also russische Funktionäre darüber, dass sie Schutzgeld an die IAAF zahlen müssen, um ihr systematisches Doping zu verschleiern. Das kann man selbst satirisch nicht mehr übertreffen.

  17. Pingback: Russland nimmt Kurs auf die Winterspiele 2018 in PyeongChang: nächste Ausfahrt CAS • Sport and Politics

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