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Das Olympische Bildungsmagazin

IOC-Session in Sotschi, Ebook, ARD-Fackelläufer, Jung & Naiv

1) Die IOC-Session läuft seit vier Stunden. Mittagspause. Ich möchte flink meine Tweets über den olympischen Fackellauf des obersten ARD-Repräsentanten (Journalisten?) gestern in Krasnodar zur Diskussion stellen. So (fast) ohne Wertung. Wir sind ja alle erwachsen und können uns selbst ein Urteil bilden, nicht wahr?

Darüber wird gewiss weiter diskutiert. Ich darf kurz daran erinnern, wie der SID 2008 in Peking mit seinem Redaktionsleiter Dieter Hennig umgegangen ist, der „als Privatmann“ mit der olympischen Fackel lief und gleichzeitig Unsinn verbreitete, etwa darüber, dass China angeblich die Internet-Zensur gelockert hätte: Hennig wurde nach Hause geschickt.

* * *

2) Extrem spannend ist wie erwartet die seit 6 Uhr MEZ laufende 126. IOC-Session. Ich bin nicht dabei, sondern sitze zu Hause und mache das, was ich seit Monaten mache: An einem IOC-Buch arbeiten. Eines meiner Probleme bei der Arbeit bestand darin, dass ich fürchtete, von aktuellen Entwicklungen überholt zu werden.

Nun betrachte ich das gesamte Projekt ohnehin als Work in Progress und eine Buchveröffentlichung als Version, an der weiter gearbeitet wird (ähnlich einer Software, wie es Dirk von Gehlen wunderbar beschreibt), nicht als Bibel – dennoch wollte ich gern die Grundzüge der Agenda 2020 präsentieren, über die in diesem Jahr diskutiert wird im IOC, und über die die im Dezember abgestimmt wird.

Die Mitglieder des IOC-Exekutivkomitees, die im Dezember in Montreux einige Tage in Klausur waren, haben aber dicht gehalten. Keiner gab etwas heraus. Dem kompletten IOC wurden einige Slides, wie sie genannt werden, erst heute auf der Session in Sotschi präsentiert. Selbst wenn manchen diese Notizen nicht weit genug gehen – es wird in diesem Jahr einschneidende Änderungen geben u.a. zum Bewerbungsprozess und zum Programm der Olympischen Spiele. Darüber herrscht Konsens, Sotschi muss man nur irgendwie glimpflich überstehen.

Das alles beschreibe ich ausführlich im Buch und lege dazu meine große Datenanalyse vor, den Versuch, Sportpolitik messbar zu machen. Ich kann guten Gewissens sagen: So etwas hat es in diesem Umfang noch nicht gegeben.

Ja, es ist suboptimal; ja, ich habe einen dämlichen, kindischen Fehler gemacht und den zeitlichen Aufwand für all das unterschätzt. Nichtsdestotrotz habe ich härter dran gearbeitet, als es vertretbar ist. Kommende Woche, mit Analyse dieser so wichtigen IOC-Session und der Leitlinien der Agenda 2020, ziehe ich dann mal den Schlussstrich unter diese Version – und veröffentliche das Buch. Eine weitere Verspätung wird es nicht geben.

Fast alle Unterstützer und Käufer, mit denen ich im Austausch stehe, konnten bisher meiner Argumentation folgen und haben meine entschuldigenden Worte akzeptiert. Darüber bin ich sehr froh. Nichts anderes zählt. Ich hatte zunächst vor, am Montag nicht die Auszeichnungsfeier für die „Journalisten des Jahres 2013“ zu besuchen, weil es mir peinlich war – habe dann aber beschlossen, mich für Verspätung nicht verkriechen zu müssen, solange das Produkt gut ist, außerdem habe ich im vergangenen Jahr so schlecht nicht gearbeitet, als es galt, die IOC-Entwicklungen zu beschreiben, und dieser Prozess war ebenfalls Teil des Crowdfunding-Projekts. Wie ich es betrachte, wurden alle Förderer mit mir zusammen zum „Sportjournalisten des Jahres“ gekürt.

* * *

3) Wie gesagt, sehr spannende Diskussion auf der Session in Sotschi. Nur war es selbst mir als einem der Fachidioten, die vom IOC sogar träumen, nach einer Stunde kaum mehr möglich, der Debatte zu folgen. Denn Details der Slides zur Agenda 2020 wurden von Bachs Gefolgsmann und CAS-Boss John Coates kurz erwähnt, aber im Livestream nicht eingeblendet. Viele Mitglieder bezogen sich aber darauf, so dass es schwer fiel, die Übersicht zu behalten.

Es gibt ja Twitter.

Es hat noch einige PM gegeben – und schon war das Eis gebrochen. Das IOC veröffentlichte wenigstens die Grundzüge der Agenda 2020, über die noch heute und morgen und das gesamte Jahr bis zur Sondersession in Monaco gestritten wird.

Geht doch.

Danke.

Werde im Laufe des Tages um einige Notizen ergänzen. Bin weiter am Livestream, gebe zwischendurch Interviews für Fernsehsender und Tilo Jungs wunderbares „Jung & Naiv“. Wer fragen hat zu Sotschi, Putin und zum IOC: via Twitter.

Und bastele weiter am Buch :)

11 Gedanken zu „IOC-Session in Sotschi, Ebook, ARD-Fackelläufer, Jung & Naiv“

  1. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung. Mehr wie verdient.

    Nein, Du musst Dich vor niemanden verkriechen. Auch nicht wegen einer Verspätung, die letztendlich der Qualität sowie Tiefe der Analyse der Höhen und Tiefen des IOC im Buch zugute kommen werdne.

    Dir viel Kraft für die nächsten Tage und Wochen.

  2. Glückwunsch! Gab es eigentlich auch eine Party danach, so nur mit Journalisten ohne Funktionäre?
    Gerade habe ich den neuen Header entdeckt, gefällt mir gut! Also nächstes Buchprojekt vielleicht „Das Pareto-Prinzip und ich“.

  3. Das Prinzip kommt der Sache schon mal nahe. Einer wie ich sollte zwar nicht über das nächste Projekt reden, das schwirrt aber leider längst im Kopf herum.

    Ansonsten: Bitte unter dem neuen Eintrag kommentieren. Retweetet hast Du auch noch nicht, oder?

  4. Pingback: live-Blog zu Wladimir Wladimirowitschs Olympia-Eröffnungsfeier #Sochi2014 • sport and politics

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