Zum Inhalt springen

Das Olympische Bildungsmagazin

BRD-Doping oder: „Schutz des diskreten Anabolismus“ über ein halbes Jahrhundert

Vor 22 Jahren hat eine offenbar ziemlich weise Autorin einen „Goldenen Zehn-Punkte Plan zum Schutz des diskreten Anabolismus“ in Deutschland veröffentlicht. Wer mag, kann Sportverbände, Jahreszahlen, politische Ämter, Disziplinen ergänzen und/oder austauschen. Es kommt schon hin. Es stimmt in jedem abgeänderten Punkt.

Denn Brigitte Berendonk hat mit dem Buch „Doping Dokumente. Von der Forschung zum Betrug“ 1991 einen wahrhaft historischen Band vorgelegt.

Rund zwei Drittel des Textes (Anhang ausgenommen) befasste sich mit dem Dopingsystem in der DDR, über das sie gemeinsam mit ihrem Mann Werner Franke auf abenteuerlichen Wegen exklusiv „wissenschaftliche“ Arbeiten der Doping-Nomenklatura gesichert und veröffentlicht hatte, ein Drittel thematisierte – und das wird im Osten stets vergessen – Doping in der (alten) Bundesrepublik Deutschland.

Hier also Berendonks „Goldener Zehn-Punkte Plan zum Schutz des diskreten Anabolismus“:

  1. Aussitzen.
  2. Ruhe, Gelassenheit, keine Emotionen. Es sei denn gegen Störenfriede, Selbstbezichtiger, Nestbeschmutzer, Wahrheitsfanatiker und Moralisten – d. h. Doping-Gegner.
  3. Gründung vertraulicher Kommissionen, die außer allgemeinen Feststellungen und Pressemeldungen schon nichts zustande bringen werden, das Staats- und Sportsräson gefährden könnte.
  4. Hearings vor dem Sportausschuss des Bundestages, möglichst als geschlossene Gesellschaft von Duldern und stillen Teilhabern des Dopings.
  5. Viele Anti-Doping-Grundsatzerklärungen (grundsätzlich unverbindlich) von NOK, DSB, den Sportverbänden bis zum Sportärztebund; noch besser ist eine Charta (natürlich Magna), das bringt wieder Ruhe ins Volk, genau wie 1977.
  6. Tägliche Pressemeldungen über viele negative Dopingkontrollen.
  7. Bundesverdienstkreuze, silberne Lorbeerblätter und anderes staatliches Suppengewürz für verdiente Mitglieder der geheimen Dopingfamilie.
  8. Öffentliche Gruppenbilder – mit oder ohne Dope-Damen: der Bundespräsident stellt sich vor die gedopten Sportler, NOK-Präsident Daume hinter die dopenden Ärzte.
  9. Verwirrspiele mit Sportgerichtsverfahren, seit 1977 besonders bewährt.
  10. Die Sportjournalisten wählen eine über 21-Meter-Kugelstoßerin zur (ungedopten) Sportlerin des Jahres – wie 1977, und die Kameraleute des Fernsehens werden instruiert, bei Nahaufnahmen von Spitzensportlerinnen verräterische Steroid-Akne zu vermeiden.

Warum dieser Exkurs zum Berendonk-Buch in die wilden 1990er Jahre?

Weil mich die, sagen wir: ahistorische und nur auf die Schlagzeile fixierte Berichterstattung in vielen Medien nervt. Gerade an diesem Wochenende.

Das betrifft nicht weniger die Süddeutsche Zeitung, die am Samstag einige Notizen zur mit Steuermitteln finanzierten Dopingstudie der Humboldt-Universität veröffentlicht hat, um das flink klarzustellen. Da ließe sich allenfalls ein Fachdisput darüber führen, ob es sich in der Bundesrepublik um „systematisches“ oder doch eher „systemisches“ Doping handelte.

Für manch einen mag das eine überflüssige Debatte sein. Die Historiker hatten dafür 2011, bei der zweiten Präsentation von Zwischenergebnissen (in Berlin, die erste Präsentation fand 2010 in Leipzig statt), aus guten Gründen das Adjektiv „systemisch“ gewählt.

In Teilen aber, und das haben im Jahr 2000 bereits Gerhard Treutlein und Andreas Singler in ihrem Werk „Doping im Spitzensport“ festgestellt, war das Doping in der (alten) Bundesrepublik sowohl flächendeckend als auch systematisch. Treutlein/Singler schrieben damals:

Als flächendeckend definieren die Autoren einen Zustand des Anabolikamissbrauchs, wenn der Missbrauch alle Disziplinen, in denen diese Hormone wirksam sind, erfasst. Systematik liegt dann vor, wenn Anabolikadoping nicht eine Frage individueller Devianz ist, sondern eine Erscheinung, die vom sozialen System des Spitzensports (z. B. Fachverbände, Dachorganisationen des Sports wie DSB und NOK, Welt-Fachverbände oder das IOC) aktiv gefördert oder zumindest geduldet und dadurch im Sinne von Unterlassungshandlungen ebenfalls ermöglicht wird.

Vielleicht bin ich einfach nur hemmungslos altmodisch. Aber ich finde, Journalisten, die über die Studie bzw die SZ-Texte zur Studie berichten, sollten sich um Einordnung bemühen und nicht so tun, als sei nun erstmals staatlich gefördertes Doping im Westen belegt worden. Ohne die 800 Seiten zu kennen, ich kenne nur einige Zwischenberichte aus den vergangenen Jahren, und ohne die Fragen und Ungereimtheiten dazu überstrapazieren zu wollen, glaube ich, dass es gute Gründe geben kann, diese Arbeit, wenn sie denn jemals wirklich veröffentlicht werden sollte, in einen historischen Kontext zu diesen bahnbrechenden Werken zu stellen:

  • Brigitte Berendonk (mit Werner Franke): „Doping Dokumente. Von der Forschung zum Betrug“. 1991, Springer Verlag.
  • Andreas Singler, Gerhard Treutlein: „Doping im Spitzensport. Sportwissenschaftliche Analysen zur nationalen und internationalen Leistungsentwicklung“. 2000, Meyer & Meyer Verlag.

Es gibt darüber hinaus hunderte wichtiger Beiträge von Journalisten. Die wohl beste frei zugängliche Übersicht zu Veröffentlichungen zum westdeutschen Doping(system) hat Monika Mischke auf Cycling4Fans in jahrelanger, akribischer Arbeit erstellt, selbstverständlich garniert mit ungezählten Dokumenten:

To make a long story short: Ich plädiere dafür, Dinge nicht losgelöst, sondern in ihrem Zusammenhang und in der historischen Entwicklung zu betrachten.

Deshalb habe ich mich gestern ein wenig auf Twitter engagiert:

Eben gerade eine putzige Ergänzung :)

Andreas Singler und Gerhard Treutlein haben 2001 einen zweiten, einen Präventionsband vorgelegt. Ihre Arbeit wurde damals übrigens von der Krupp-Stiftung gefördert.

Das BISp-Projekt

Über den Ablauf des 2008 ausgeschriebenen Doping-Projekts spuckt Bruder Google zahlreiche Links aus – nur zu.

Hier im Blog gibt es dazu u.a. diese Beiträge, die mit interessanten Diskussionen und hunderten Links ergänzt sind:

Die Arbeit der im Namen der Humboldt-Universität tätigen Historiker-Gruppe wurde mit rund einer halben Million Euro über das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) mit Steuermitteln gefördert. Bei allen haarsträubenden Problemen, Widersprüchen und inhaltlichen Mängeln, die dieses Projekt von Beginn an begleiteten (man lese etwa Daniel Drepper 2009 auf Zeit Online), hatte die Gruppe um Giselher Spitzer einen entscheidenden Vorteil gegenüber Berendonk/Franke/Treutlein/Singler et al: Erstmals waren ihnen, wenngleich nicht flächendeckend, so doch systemisch, die Archivmaterialien zugänglich. Darin liegt eine Qualität der Studie begründet. Worin andere Qualitäten liegen, wie valide die Aussagen sind, lässt sich derzeit nicht sagen. Denn die Arbeit ist nicht veröffentlicht – an sich ein Skandal, da es sich um mit Steuermitteln finanzierte Forschung handelt.

Ich denke, den schwarzen Peter zu verteilen, wer da was verhindert, ist gar nicht so einfach. Tendenziell neige auch ich dazu, dem sportpolitischen Komplex von BMI/DOSB/BISp etc den schwarzen Peter zuzuschieben. Hier aber habe ich meine Zweifel und habe das im Herbst in den beiden Live-Blogs zu Projektpräsentationen deutlich gemacht. Kollegen, die sich intensiv mit der Materie befasst haben und gewiss besser informiert sind, haben ebenfalls Schwierigkeiten, die „Schuldfrage“ zu klären.

So schreibt Boris Herrmann in der SZ zur Veröffentlichungsfrage:

An dieser Stelle steht Aussage gegen Aussage.

Die Veröffentlichungen der vergangenen Tage inklusive der ganz wichtigen Recherche von Achim Muth in der Main-Post (Wachstumshomon, Insulin etc) wurden zuletzt hier diskutiert:

Pflichtlektüre zudem:

Dieser Beitrag dient nun auch dazu, die Diskussion zu bündeln und eine Übersicht anzubieten.

Ergänzend dazu zwei Kommentare von Grit Hartmann, die sich in der Materie besser auskennt.

Sie schreibt zur Recherche der Main-Post …

Das ist in der Tat sensationell: Versuche mit Wachstumshormon schon in den 70ern! Damals ausschließlich aus den Hirnanhangdrüsen von Leichen gewonnen – und dann auch noch in Kombination mit Insulin?

Ein unfassbar „fortgeschrittenes“ Doping – zum ersten Mal ist dieser Cocktail öffentlich, glaube ich, mehr drei Jahrzehnte später aufgefallen, mit Balco.

Und in Freiburg, nachweislich bei Klümper, ist man dem offensichtlich treu geblieben: 1991 – das hatte Gerhard Treutlein herausgefunden – Abrechnung von hGH-Rezepten über den Olympiastützpunkt Freiburg. Außerdem 1996, der Fall Birgit Hamann-Wolf, die Klümper vorwarf, ihr hGH gespritzt zu haben.

Das BISp muss natürlich erklären, ob es Reindell/Keul 1972 Doping-„Forschung“ mit hGH (und Insulin) genehmigt hat (und wenn nicht, das nachweisen). Immerhin war damals das Risiko von Infektionen etwa mit Creutzfeldt-Jakob gegeben.
Es muss offenlegen, woher die Versuchkaninchen kamen, was die Ergebnisse dieser Studie waren etc.pp. …

… und in einer ersten Reaktion zur SZ-Inhaltsangabe der Spitzer-Studie:

Nach Lektüre der SZ knappe Anmerkung zur Bewertung des Ganzen:

Ich weiß nicht, ob die veröffentlichten Inhalte es tatsächlich rechtfertigen, nun von „systematischem Doping“ auch in der alten Bundesrepublik zu sprechen. Es gab aber systematische Dopingforschung.

Für neu und wichtig halte ich – das hat zuerst die „Main-Post“ verdeutlicht -, dass es so früh, gleich nach Gründung des BISp, aus Steuergeldern bezahlte Dopingforschung im Westen gab. Bisher kannte man nur die Testosteron-Ringstudie 87-89 unter Beteiligung von Freiburg, Köln, Saarbrücken. Diese Art Auftragsforschung mit Bundesmitteln ist also zwei Jahrzehnte lang gelaufen, dafür gab es bisher keine Belege.

Neu auch, s.o., dass diese medizinischen Experimente auf extrem „fortgeschrittene“ Dopingkenntnisse der Creme der westdeutschen Sportmediziner hinweisen (hoch gefährliche Versuche mit hGH/Insulin schon Anfang der 70er, Epo 1988).

Hier wäre es absolut wünschenswert, dass die Namen der an den Studien beteiligten Mediziner öffentlich würden (waren die z.B. auch Verbandsärzte?). Auch, wer die Probanden bei diesen Versuchen waren (alles Kaderathleten?), bei welchen Trainern die trainiert haben etc. Da sind BISp, BMI in unabweisbarer Aufklärungspflicht.

Einschränkungen (wie gesagt, ohne die 800 Seiten zu kennen):

  • Manches scheint mir ein bisschen aufgebauscht. Z.B. die Kommentierungen zur Forschung mit Kontrazeptiva. Als die Pille in den 60ern eingeführt wurde, haben Sportmediziner weltweit die Wirkung von Östrogengaben auf die Leistungsfähigkeit untersucht. In der DDR wurde dann die Pille zwangsverschrieben, damit Athletinnen nicht schwanger wurden – und auch, weil man überwiegend leistungsfördernde Wirkung feststellte bzw. man den Trainings- auf den Menstruationszyklus abstimmen konnte. Über die Zwangsverschreibung (blei gleichzeitiger Gabe von Anabolika auch gefährlich) muss man natürlich streiten – über die Forschungen auch?
  • Einzelne Punkte: Kolbe-Spritze – bekannt. Infusionen bei der Fußball-WM 74 – welcherart? Einführung von Trainingskontrollen verhindert – klar doch, die Sportmediziner-Mafia weltweit war daran beteiligt; das hat Höppner in seinen IM-Berichten wunderbar beschrieben, Berendonk/Franke auch.
  • Hoch interessant: Minderjährigen-Doping. Der Forschungsantrag, auf den in der SZ verwiesen wird, ist höchst unethisch und belastend. Woher kommt aber: Ganze Sportklassen mit Jugendlichen wurden systematisch gedopt? Da bin ich auf die faktische Untersetzung doch etwas gespannt.

Generell und ohne verharmlosen zu wollen: Das sind zunächst überwiegend Nachweise für staatlich geförderte Dopingforschung. Im Osten gab es dann, der nächste Schritt, die Verbandskonzeptionen: über die DTSB-Spitze und Sportstaatssekretär bzw. deren Leistungssportkommission wurden die Generalsekretäre der olympischen Verbände und über die Verbandsärzte und Trainer angewiesen, was und wie viel in welchem Zyklus an welche Kaderathleten (namentlich) zwangszuverabreichen war. Auch systematisch bei Jugendlichen – ab dem Zeitpunkt, als sie in den Kader für internationale Wettkämpfe in ihrer jeweiligen Sportart aufrückten.

Kann man von derart systematischem Doping nun auch in der Bundesrepublik sprechen? Ich bezweifle es – viele Erkenntnisse (u.a. von Berendonk/Franke, Treutlein/Singler) aus den letzten zwei Jahrzehnten zeigen an, dass Doping eher nicht von den Verbänden organsiert wurde, sondern in Trainingsgruppen, die das auch geheimzuhalten suchten. Nur ein Beispiel von vielen: Hammer Sprintergruppe und der Trainer Spilker Ende der 80er. Allerdings, das wiederum hat z.B. Hansjörg Kofink eindrucksvoll beschrieben, wurde auf die Trainer über Qualifikationsnormen Druck ausgeübt.

Das macht es überhaupt nicht besser als im Osten – es entspricht „nur“ dem demokratischen System. Aber ich hätte dann doch Vorbehalte, diesen Unterschied vollkommen zu verwischen. Zwischen systematischer Dopingforschung und systematischem Doping liegt noch ein Schritt.

13.28 Uhr: Ach, warum eigentlich nicht: Mein erster Link zum sportpolitisch weitgehend weichgespülten Deutschlandfunk seit August 2012.

Die von mir sehr geschätzte Jessica Sturmberg im Gespräch mit den Alt-Präsidenten Walther Tröger (NOK) und Manfred von Richthofen (DSB, DOSB-Ehrenpräsident):

.

Putzige verbale Verwirrungen, insbesondere von Altmeister Tröger. Ein gutes Gespräch, gut wenn man am Mikro sitzt und Ahnung hat von der Materie.

14.54 Uhr: Auf Facebook kommt ein Evergreen. Stets wiederholt und dennoch kolossal falsch: West-Doping sei ein Tabu-Thema gewesen im Journalismus.

Nonsens.

Meine Antwort, schon tausend Mal gegeben:

Es war nie ein Tabu-Thema!

Jedenfalls haben sich diejenigen in Journalismus und Wissenschaft, die Doping-Aufklärung betrieben haben (und ja: das waren wenige, zu wenige), immer um Ost- und West-Doping gekümmert. Der Unterschied bestand lediglich darin, dass die Aktenlage nach dem Mauerfall so gut war.

Es ist ein Grundsatzproblem in Journalismus und Wissenschaft und Politik und im Sportfunktionärswesen und in der Wirtschaft und sonstwo, ja … nur wenige Menschen, die qua Funktion/Job der Aufklärung verpflichtet sind/waren, nehmen/nahmen diese Aufgabe ernst.

Darum geht es. Auch deshalb habe ich den Beitrag mit den zehn Punkten von Brigitte Berendonk eingeleitet, weil die, ich sagte es doch, alles sehr schön beschreiben.

Aber Tabu oder gar Zensur, das ist etwas anderes.

16.10 Uhr: In den oben im Kasten verlinkten Beiträgen verbergen sich auch die Unterlagen zur reichlich skandalösen „Präsentation der Ergebnisse“ des Projekts im November 2012 in Berlin. Hier nochmal in Gänze, wobei das Papierchen ohne die Live-Berichterstattung nicht richtig zu lesen/zu verstehen ist. mb weist in den Kommentaren zurecht darauf hin, dass der Großteil der 525.000 Euro an den Humboldt-Uni-Partner von der Uni Münster ging und fragt, warum Münster eigentlich schweigt.

18.18 Uhr: Ich habe doch noch einige Fragen zu den Seiten 6 und 7 des Dokuments, auf denen die Inhalte und die Arbeitsverteilung zwischen Berlin (Humboldt Uni) und der Uni Münster erwähnt werden:

  • Existiert überhaupt schon ein Abschlussbericht zu irgendeinem Teil?
  • Wenn ja, wurde dieser/wurden diese Bericht veröffentlicht?
  • Welche der Aufgaben wurde nicht erfüllt?
  • Warum nicht?

Aber präzise betrachtet stellt man derlei Fragen schon seit langer Zeit.

23.11 Uhr:

(Sorry, bin völlig perplex, dass ich auf web.de ein vernünftiges journalistisches Produkt lesen kann. Oops. Neu für mich.)

Jedenfalls, Spitzer sagt:

Wir sprechen nicht von „systematischem Doping“, sondern von „systemischem Doping“. Das heißt von einem Zusammenwirken von staatlich finanzierter Dopingforschung und der sich daraus ergebenden Möglichkeit, dieses Wissen anzuwenden. Den Begriff „systematisches Doping“ haben wir nicht gebraucht. Dazu müsste auch weiter geforscht werden, um genau festlegen zu können, wann wie viele Sportler gedopt waren.

Zur Frage der Veröffentlichung schiebt er den schwarzen Peter wie gehabt zum BISp. Warum der Forschungsauftrag ab 1990 nicht erfüllt wurde, begründet er mit angeblicher Einstellung der Zahlungen. Auch das bleibt einigermaßen dubios, denn wenn ich mich recht erinnere, hatte die andere Seite argumentiert, Berlin habe das Geld nicht abgerufen – o.s.ä. Aber ich mag mich nicht wiederholen: Leider herrscht Intransparenz, denn die Dokumente dazu (Schriftwechsel, Zahlungsmodalitäten etc) hätten schon längst öffentlich gemacht werden müssen. Das alte Lied. Auch dieses Durcheinander belastet die Diskussion.

22 Gedanken zu „BRD-Doping oder: „Schutz des diskreten Anabolismus“ über ein halbes Jahrhundert“

  1. Ach, warum eigentlich nicht: Mein erster Link zum im Sport weitgehend weichgespülten Deutschlandfunk seit August 2012.

    Die von mir sehr geschätzte Jessica Sturmberg im Gespräch mit den Alt-Präsidenten Walther Tröger (NOK) und Manfred von Richthofen (DSB, DOSB-Ehrenpräsident:

    .

  2. @jw, die Uni Münster war ebenfalls Projektnehmer und hat den überwiegenden Teil der 525.000 Euro erhalten.

    Kurzgefragt: Warum schweigt Münster seit sieben Tagen?

  3. Ja, dass Münster da beteiligt war, ist mir nicht unbekannt. Das taucht ja in den Links auf. Zur besseren Übersicht werde ich das Dokument von der „Präsentation der Ergebnisse“ vergangenen November noch mal im Beitrag einbinden.

    Hat Münster nicht (fast) immer geschwiegen?

    Da beobachte ich eine gewisse Konsistenz.

  4. Brigitte Berendonks Goldener Zehn-Punkte-Plan ist, fällt mir bei der Lektüre jetzt auf, auch eine wunderhübsche Folie auch für dieses hier:

    Beschluss des DOSB-Präsidiums zum Forschungsprojekt „Doping in Deutschland“

    Ist selbstverständlich der Vorschlag für Goldene Regel Nr. 11): Schreibe dir möglichst viele Verdienste/Initiativen zu, die nicht auf deinem Mist gewachsen sind.

    Hier etwa: „Darüber hinaus hat der DOSB die mit den Fachverbänden vereinbarten leistungssportlichen Ziele veröffentlicht.“ Oder: „Die jährlichen Anti-Dopingberichte der Verbände wurden vom DOSB initiiert.“ – Aha. Ich dachte, das sei damals aufgrund des Drucks von Innenminister de Maiziére geschehen, nach dem Bericht der BMI-Sonderprüfgruppe Doping, nach dem Telekom-Skandal.

  5. Das Mitglied des Sportausschusses des BT Günther (FDP): „Dabei muss es auch zu einer Gleichbehandlung kommen zwischen Ost und West, insbesondere was die Veröffentlichung der Namen von Sportlern angeht, die von den aktuellen Berichten betroffen sind.“

    Na, das wär doch mal was. Da müsste man dann allerdings auch gleich mal die Ruhmeshalle des deutschen Sports durchlüften.
    Das wurde alles schon mal diskutiert und zwar hier im Blogg. Ernst genommen wurde es nicht.
    Warum auch ? Was die Wahrheit ist, hängt noch immer davon ab, wer es mitteilt. Jetzt scheint jedoch diese Voraussetzung erfüllt.

  6. Oh Mann, Aufmarsch der Ahnungslosen aus dem Sportausschuss.
    Privatleute, wie eben Franke und Berendonk, haben in ihren Veröffentlichungen IMMER ALLE Namen genannt, aus Ost wie West. Einfach mal nachlesen.

  7. Joachim Günther (FDP) hat als Sportpolitiker auch bei diesem Thema völlig versagt.

    Und er beweist mit seiner Äußerung, dass er die Problematik einmal mehr nicht erfasst hat.

    Nichts als Populismus.

  8. Nun zu besichtigen, was die von der SZ gestartete hysterisch gehypte Neueinordnung fast ausschließlich (und mindestens seit Vorstellung des Berliner Zwischenberichts 2011) bekannter Studien-Ergebnisse Trittbrettfahrern ermöglicht:

    Bergner fordert bei Aufarbeitung gleiche Maßstäbe

    Menschen wie Bergner und Günther (Ossis, Regierungsparteien) bedienen nach der verschlagworteten Gleichsetzung (statt Vergleich) von Doping Ost und West alte Frontstellungen.

    Das einzig Gute an dieser Aufbrezelung zur (maximal gelungenen) Durchsetzung maximaler Aufmerksamkeitserregung wäre, wenn der Abschlussbericht nun tatsächlich veröffentlicht würde.

  9. Ich hoffe, dass nun auch in den Fokus rückt, dass die „Neuzeit“ ab 1990 untersucht werden muss. Ist doch auch ein Skandal, dass man während des Projekts plötzlich diese Zeit rausnimmt.

    Bezeichnend wie naiv die breite Öffentlichkeit bis heute ist, ist die Meldung, von der keiner Notiz nimmt:
    Neymar vom FC Barcelona leide unter Blutarmut und wird mit „besonderer Ernährung“ und Vitaminen behandelt. Nachtigall ick hör dir trapsen…

    Mit was behandelt man Blutarmut? Mit EPO-Zugaben? Im Radsport hatten viele Asthma. Werden im Fußball EPO-Kuren als medizinisch notwendig angesehen? Oder doch nur Vitamine und „besondere Ernährung“?

  10. Pingback: Britanski ragbista Džon Frimen sankcionisan dvogodišnjom zabranom zbog korišćenja stimulansa

  11. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (82): die Dopingstudie oder: “das konnte man alles wissen” : sport and politics

  12. Pingback: Doping in Deutschland: die (ersten) Berichte zum Forschungsprojekt : sport and politics

  13. Pingback: Hinweis 2013_3 | MedialeModerne

  14. Auf Radtour in Frankreich (ohne unterstützende Mittel …). Als Mitglied der Evaluierungskommission der Universität Freiburg zur Freiburger Sportmedizin darf ich praktisch nichts sagen vor der Agabe des Schlussberichts (wahrscheinlich Ende 2013). So viel kann ich aber sagen: Wir kommen teilweise zu erheblich anderen Ergebnissen als Spitzer und Eggers!/Berliner Gruppe. Und zur gegenwärtigen Medienhysterie: Was ist eigentlich neu gegenüber den Berichten von 2010 und 2011, was ist insgesamt neu gegenüber den von Jens Weinreich genannten Arbeiten? -erstaunlich ist jetzt die Reaktion von allen Seiten, warum ist diese nach der Veröffentlichung der Bücher von Andreas Singler und mir ausgeblieben? In unserem Buch von 2000 sind Namen genannt, wo waren die Reaktionen? Ich habe seit 2000 ca. 500 Bücher an praktisch alle relevanten Personen (Politik, Sport usw.) verschenkt, damit niemand später behaupten kann, er/sie habe sich nicht informieren können. Wie wichtig diese teure Aktion war und ist, zeigt sich heute – für das Geld hätte ich einige teure Ferienreisen machen können ….

  15. Besosnders interessant wäre die Aufhellung dessen gewesen, was während der Wiedervereinigung gelaufen ist. Wie haben Kirsch, Meyer, Beck u.a.m. gemauschelt, wie kam es, dass das FKS in Leipzig, das Dopinglabor in Kreischa und die Materialentwicklungsstelle in Berlin als nicht abwickelbar in den Einigungsvertrag kamen, als einzige Istitute insgesamt? Inwieweit war da die Bayer-Connection (Andresen – Streibl – Zimmermann) am Werk? War die Gruppe Spitzer/Eggers überfordert und müssen die Schuld für die Nichterfüllung des Auftrags bei anderen suchen oder gab es wirllich eine Bremse durch BISp und BMI, dann die Karten auf den Tisch!

  16. Pingback: Was vom Tage übrig bleibt (83): Gespräch zur Dopingstudie auf Detektor.fm : sport and politics

  17. Interessant, dass SZ-Autoren heute wie selbstverständlich vom „systemischen Doping“ sprechen. In der Zeitung und beim Nebenverdienst im Radio.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

What they say
"I give a shit on you!
I shit on German media!"
Husain Al-Musallam
President World Aquatics
and Co-Conspirator #3
coming soon
fund journalism
FIFA Watch
best of